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Protestantismus

Protestantismus    

Historie, Konfession und Kultur im Kontext kulturell-religöser Kompetenz    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Protestantismus   
Historie, Konfession und Kultur im Kontext kulturell-religöser Kompetenz   
Danksagung   
Einleitung   
1 Begrifflichkeiten   
2 Bedeutung protestantischer Personen/Gruppierungen - Protestantismen - Freiheitsbegriff   
2.1 Protestantische Persönlichkeiten   
2.2 Glaubensverständnis   
2.3 Protestantismus - Protestantismen   
2.4 Protestantische Freiheit   
3 Verbreitung des Protestantismus   
3.1 Europa - Monopol-, anerkannter und Minderheitenprotestantismus   
3.2 Protestantischer Pluralismus   
4 Konfessionsfamilien   
4.1 Lutheraner   
4.1.1 Lutherische Konfessionskirchen   
4.1.2 Lutherische Sozialtheorie   
4.1.3 Funktionales Verständnis von Kirche   
4.2 Reformierte   
4.2.1 Abendmahl   
4.2.2 Begrifflichkeit   
4.2.3 Konfessionelle Identität   
4.2.4 Kirchenordnung   
4.3 Anglikaner   
4.4 Baptisten - Hutterer - Mennoniten   
4.5 Methodisten   
4.6 Pentecostals (Pfingstbewegung)   
4.6.1 Entwicklung der Pfingstbewegung   
4.6.2 Verbreitung   
4.6.3 Selbstverständnis   
4.6.4 Charismatische Bewegung   
5 Religiöse Kultur und Protestantismen   
5.1 Konfessionskulturen   
5.2 Bildungsbedeutung im Protestantismus   
6 Ausblick   
6.1 Zukunft des Protestantismus   
6.2 Evangelisch in Österreich   
6.2.1 Entstehungsgeschichte   
6.2.2 Kirchliche Strukturen   
Literaturverzeichnis   
IT-Autorenbeiträge   
Zum Autor   

Danksagung    

Die Thematik benötigt einen längeren Lernprozess im interkulturell-religiösen Bereich und erweitert sich durch die Bedeutung von Religion im sozio-kulturellen Bereich in der Politischen Bildung.

Zu denken habe ich den Akteuren in der Ausbildung im tertiären und quartären Bildungsbereich.

Für Hinweise danke ich Meinhardt von Gierke.

Für die technische Hilfestellung der Manuskripterstellung danke ich Helmut Leitner.

Zu danken ist der Autorenbetreuung des Akademiker Verlages für die jahrelange reibungslose Zusammenarbeit.

Günther Dichatschek

Einleitung    

Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist zunächst das Jahr 2017 mit den vielen Aktivitäten zur Bedeutung des Thesenanschlages vom 31. Oktober 1517 an die Schlosskirche in Wittenberg (500 Jahre Reformation).

Für den Autor ergibt sich das inhaltliche Interesse aus der Absolvierung

  • des 1. Ökumene-Lehrganges der Kardinal König-Akademie Wien (2006),
  • des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg-Klagenfurt (2008) und
  • des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg (2012).
Für die Politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz ist die einschneidende Wirkung reformatorischen Gedankengutes in der Historie und Öffentlichkeit, der Verbreitung der Konfession (Konfessionsfamilie) und Kultur von Interesse.

Ökumene beschäftigt sich mit der Vielfalt der christlichen Bekenntnisse, Religionsgemeinschaften und Kirchen.

Der angesprochene Kontext mit Politischer Bildung und Interkultureller Kompetenz in Verbindung mit Religionspädagogik ist von zunehmender Bedeutung in einer pluralen Gesellschaft mit vermehrten Bildungsansprüchen.

Zunächst sollen die Begriffe "protestantisch" und "Protestantismus/ Protestantismen" geklärt werden.

Im Folgenden wird die Verbreitung, die Konfessionsfamilien und das Verhältnis zur Kultur angesprochen. Ein Ausblick mit zukünftigen Perspektiven beschließt den Beitrag.

1 Begrifflichkeiten    

Protestantismus ist eine Bezeichnung für jene christlichen Kirchen, Gruppierungen und Bewegungen, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts entstanden sind und sich als Erben der Reformation verstehen.

Allerdings gibt es nicht den Protestantismus, denn die Protestbewegung ist durch große Vielfalt gekennzeichnet.

Historiker sind der Meinung, dass man von den Reformationen des 16. Jahrhunderts sprechen sollte (vgl. GRAF 2007, 7).

Keineswegs waren die Reformatoren Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli und Philipp Melanchthon in Theologie, Frömmigkeitspraxis, christlicher Ethik und politischer Einstellung einer Meinung.

In der Wirkung ihres Protestes gegen die Papstkirche verstärkte sich die Vielfalt der Bekenntnisunterschiede zwischen Lutheranern, Reformierten, Anglikanern, Baptisten und den vielen protestantischen Richtungen, Freikirchen und Sekten.

Kennzeichnend sind die Erneuerungsbewegungen, Reformprogramme wie Pietismus, Methodismus und Erweckungsbewegungen sowie das Entstehen neuer evangelischer Kirchen bzw. kirchlicher Gruppen.

Differenzierungen ergeben sich vom 18. zum 19. Jahrhundert in den Auseinandersetzungen zum Verhältnis von Glaube und Aufklärung sowie zu modernen politisch-sozialen Freiheitsidealen.

  • Um 1800 entstanden in Europa auch konservative Moralprotestantismen.
  • Das moderne Bürgertum ließ einen Kulturprotestantismus in Deutschland entstehen, der zwischen Glaubenswahrheiten und modernem Bildungskult vermittelten wollte.
  • Die soziale Differenzierung der Gesellschaft führte in der Folge zu neuen protestantischen Sozialmilieus und Lebenswelten.
So wie es Übergangsphänomene im Bürgerprotestantismus des 19. Jahrhunderts gab, entwickelte sich ähnliches in den protestantischen Adelswelten Europas, allerdings mit elitärem Protestantismus mit Distinktionsbewusstsein.

Heute umfasst der Begriff Protestantismus unterschiedliche Konfessionskirchen und Glaubensgemeinschaften mit besonderen Bekenntnistraditionen und theologischen Überlieferungen.

Heterogene religiöse Lebenswelten und unterschiedliche ethische Fragen und politische Bezüge kennzeichnen diese Entwicklung.

2 Bedeutung protestantischer Personen/Gruppierungen - Protestantismen - Freiheitsbegriff    

2.1 Protestantische Persönlichkeiten    

Neben Denkern der deutschen Philosophie - Immanuel Kant, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel - prägte der Protestantismus die deutsche Literatur etwa mit Gryphius, Lessing, Wieland, Mörike und Hesse, Thomas Mann und Gottfried Benn.

Politisch bzw. historische Züge mit protestantischen Profilen weisen Personen auf, die besondere Biografien besitzen, so Martin Niemöller (U-Boot-Kanzel-KZ-Kirchenpräsident), Dietrich Bonhoeffer, Otto von Bismarck, Rudi Dutschke, Dorothee Sölle und viele deutsche Bundespräsidenten und Politiker.

In den USA zeigen sich ebenso facettenreiche Persönlichkeiten mit einer protestantischen Sozialisation - Billy Graham, Martin Luther King, die Präsidenten George Bush, Jimmy Carter und Barack Obama, Elvis Presley und Jonny Cash sowie Buzz Aldrin.

  • TV-Prediger wie Pat Robertson und Jerry Falwell rufen bibeltreu und buchstabengetreu in Mega Churches zum Kulturkampf gegen liberalen Säkularismus auf.
  • Protestantische Überlieferungen sitzen tief in der symbolischen Ordnung von "God's own country" und in der "civil society".
2.2 Glaubensverständnis    

International zeigt sich eine bunte Glaubensszene mit verschiedenartigem Glaubensverständnis.

Calvinistische Sittenwächter sind ebenso wie tanzende schwarze Gospel-Sänger in den USA und lutherische Bauern in Brasilien Träger eines reformatorischen Glaubensverständnisses.

Gottesdienste feiern lutherische Geistliche in Schweden und Finnland in Messgewändern, Waldenser mit ihrem radikalen Bergpredigt-Christentum in den Tälern Piemonts und nach einer Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert am Rio de la Plata sind dort basisgemeindliche Gegenpole.

Protestantische Christen feiern Gottesdienste in reich geschmückten wilhelminischen Kathedralen wie im Berliner Dom, ebenso in kargen und nur durch ein Kreuz bestimmten Gotteshäusern.

2.3 Protestantismus - Protestantismen    

"Protestantismus ist arrogante Elitenreligion und einfacher Kleine-Leute-Glaube zugleich, abstrakte, vernunftfromme Intellektuellenreflexivität ebenso wie naives Urvertrauen in einen gnädigen Schöpfergott, der in seinem Regiment machet alles wohl" (GRAF 2007, 10-11).

Von Protestantismus wird im Deutschen erst ab dem 18. Jahrhundert gesprochen.

  • Nachweisbar erst ab dem 19. Jahrhundert spricht am von Alt-, Neu- und Bildungsprotestantismus sowie Begriffen wie Kultur-, Kirchen-, Sozial-, Moral-, National-, Welt- und Staatsprotestantismus. Formeln wie politischer, literarischer, moderner, liberaler, freier und positiver Protestantismus entstehen.
  • Diese Prägungen bezeichnen die mitunter polemisch pointierten Konfliktlagen, die innere Spaltung des deutschen Protestantismus wider (vgl. GRAF 2007, 11-12).
  • Theologen des 18. Jahrhunderts hatten den Begriff nicht als Terminus theologischer Abgrenzung, vielmehr als Rechtsbegriff zur Bezeichnung der Reichsstände verwendet.
  • Das Wormser Edikt von 1521 und 1529 bezeichnen das zentrale religionspolitische Ereignis der Reformationszeit, insbesondere der Speyrer "Protestatio" vom April 1529 (Kurfürst Johann von Sachsen, Markgraf Georg von Brandenburg, Landgraf Philipp von Hessen, Fürst Wolfgang von Anhalt und 14 Reichsstädte legten eine "Protestatio" gegen die Aufhebung des einstimmigen Reichstagsabschieds von 1526 ein; vgl. GRAF 2007, 12-13).
Protestantismen beziehen sich auf Reformationen des 16. Jahrhunderts und damalige Kritik an der römisch-katholischen Kirche.

Identität gewann man durch einen kollektiven konfessionellen Antikatholizismus.

In ökumenischer Konsenssuche gilt eine solche Konfessionspolemik als religionspolitisch inkorrekt. Trotzdem gibt es teilweise tiefe Gegensätze zum römischen Katholizismus (vgl. GRAF 2007, 11).

2.4 Protestantische Freiheit    

Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts begeisterten sich als liberale Theoretiker für den Geist protestantischer Freiheit.

Als normative Grundlage einer freien bürgerlichen Gesellschaft und eines nationalen Rechts- bzw. Verfassungsstaates meint man mehr als konfessionelle Kirchlichkeit.

Man geht vom aktiven Christenbürger und einer sittlichen Praxis allgemeiner Kultur und speziell der Politik gekennzeichneten autonomen Vernünftigkeit aus.

Unter Friedrich Wilhelm III. wird der Protestantismusbegriff untersagt und von "evangelischer Kirche" und "evangelischen Christen" gesprochen.

Im theologischen Diskurs differenziert man in der Folge ab 1820 zwei Prinzipien des Protestantismus.

  • Es geht um die exklusive Bindung an die Heilige Schrift (sola scriptura) und den individuellen Rechtfertigungsglauben (sola fide).
  • Karl Rudolf HAGENBACH vertrat zudem die These, dass viele Protestanten in Europa und den USA das "Prinzip der freien Forschung" als das eigentliche Prinzip des Protestantismus ansehen (vgl. GRAF 2007, 17).
Damit kommt es zur Thematisierung eines spezifischen Verhältnisses von wissenschaftlicher Theologie und kirchlicher Institution.

In protestantischen Ländern wurde Wissenschaftsfreiheit im Sinne einer Denk-, Glaubens- und Forschungsfreiheit der Theologie zugestanden.

  • Institutionelle Autonomie der Theologischen Fakultäten staatlicher Universitäten galt im akademischen und religionspolitischen Diskurs als kulturelle Errungenschaft des Protestantismus.
  • Damit wurde Protestantismus häufig zum Synonym für Freiheit von Forschung und Lehre, die kritikfähige, selbstbewusste und gebildete Eliten bringen soll.
  • Es ging auch um eine theologisch zum kritischen Denken erzogene Pfarrerschaft.
Zudem wurden zunehmend auch die vor-reformatorischen Bewegungen der Hussiten, Waldenser und Wiedertäufer sowie Freidenker und Erweckungsbewegungen aller Art unter den Protestantenbegriff miteingeschlossen.

Unklar blieb eine Einordnung der Anglikanischen Kirche.

Damit ergibt sich eine Formel für eine Begrifflichkeit.

  • Unter Protestantismus sind alle Strömungen eines neuzeitlichen Christentums zu erfassen, die in Differenz zum römischen Katholizismus und orthodoxen Christentum als eigene dritte Überlieferungsgestalt des Christlichen sich verstehen (vgl. GRAF 2007, 18).
  • Als gemeinsame theologische Elemente gelten die Schriftbindung (sola scriptura), der Glaube (sola fide) und die Gnade Gottes (sola gratia).
  • Für die Protestantismen galt kennzeichnend der entschiedene Individualismus und die starke Stellung der Einzelgemeinden.
3 Verbreitung des Protestantismus    

Hauptorte der Reformation des 16. Jahrhunderts waren Wittenberg, Zürich und Genf.

500 Jahre später am Beginn des 21. Jahrhunderts ist der Protestantismus ein globales und interkulturelles Phänomen. Protestanten leben auf allen Kontinenten.

Das Zahlenmaterial ist unzuverlässig. Seit ungefähr 1970 ergeben sich in Lateinamerika, Afrika und Asien massive Wandlungsprozesse, ausgelöst von Migration und sozialer Mobilität.

  • Migration wirkt religionsproduktiv. Verstärkt wird religiöse Herkunftsidentität, gefördert wird ein Übergang in eine neue Glaubensgemeinschaft, die Zugewanderte durch Seelsorge, Netzwerke und Kontaktmöglichkeiten die Einbürgerung im Ankunftsland erleichtert.
  • Große Verschiebungen außerhalb Europas und Nordamerikas erklären sich aus den Missionserfolgen von Pfingstkirchen und charismatischen Bewegungen (vgl. ZIMMERLING 2002).
  • Zudem gibt es eine hohe Mobilität auf dem pluralistischen Religionsmarkt der USA.
Es kann daher nur um Größenverhältnisse gehen.

  • Es dürften rund 260 Millionen orthodoxe Christen, 1,1 Milliarden römisch-katholische Mitglieder und rund 400 Millionen Protestanten (ohne Anhänger der Pfingstkirche) geben. 70 Millionen Lutheraner leben in Europa, in Afrika (15 Millionen) und in Nordamerika (8 Millionen). Der Rest lebt in Asien und Ozeanien (vgl. die hohe Religionsmobilität in Südkorea).
  • Unterschätzt werden die Methodistischen Kirchen, die etwas stärker als die Lutherischen Kirchen sind.
  • Die Baptisten sind mit rund 85 Millionen weltweit einzuordnen.
  • Die Anglican Communion - in den USA der Episcopal Church - umfassen rund 75 Millionen Christen.
  • Nicht schätzbar sind die Anhänger der Pfingstkirchen, weil nach den Selbstauskünften die Zahlen schnell veralten (vgl. GRAF 2007, 22 schätzt 2006 deren Zahl auf rund 596 Millionen).
Deutungsprobleme ergeben sich naturgemäß bei den schnell wachsenden Freikirchen, charismatischen Bewegungen und Pfingstkirchen.

  • Geschätzt werden kann die Gesamtzahl aller Protestanten nicht weit unter der Milliardengrenze, wobei Doppelmitgliedschaften und mehrfache Glaubensidentitäten zu berücksichtigen sind.
  • Der frühere europäische und nordamerikanische Protestantismus wird zunehmend eine außereuropäische Religion.
3.1 Europa - Monopol-, anerkannter und Minderheitenprotestantismus    

Mit der Reformation und der Bildung der "Church of England" ist Europa konfessionskulturell in drei konkurrierende Gestalten des Christentums getrennt worden.

  • Beispiele für einen Monopolprotestantismus sind die skandinavischen Länder, die so stark vom Luthertum geprägt sind, dass Volkskirche und Staat einander durchdringen.
  • Als Staatsreligion eingeführt wirkte die lutherische Konfession nach Estland und Lettland aus und entfaltete eine kulturelle Prägekraft. In Litauen blieb der Protestantismus eine kleine Minderheitenreligion.
  • In den Niederlanden war die Durchsetzung des Calvinismus verbunden mit einem Kampf gegen die spanische Herrschaft (1576 Calvinismus als Staatsreligion).
  • In England verstand man sich nach der Loslösung vom Papsttum als "protestant nation". Das religiöse Selbstbewusstsein zeigte sich im Puritanismus als theologische Protest-und Reformbewegung in der Anglikanischen Kirche.
    • William PERKINS vermittelte calvinistische Lehre und fromme Lebenspraxis.
    • Unter Oliver CROMWELL erhielten die Puritaner große Herrschaftsräume. Bis zur "Declaration of Rights" 1689 wurden sie als Separisten verfolgt.
    • Der Pluralisierungsimpuls erwies sich als starke puritanische Ausgangsbewegung, wodurch England zum Mutterland der Freikirchen wurde (vgl. Presbyterianer, Kongregationalisten, Methodisten und Quäker).
Im anerkannten Protestantismus gelang es nicht, Protestantismus als führende Religion durchzusetzen (vgl. als Beispiele Deutschland und die Schweiz).

  • In Deutschland wurde mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 eine von den Ständen und Religionsparteien paritätische Reichskirchenverfassung geschaffen, die bis 1806 eine Territorial-Kirchenherrschaft etablierte.
  • In der Schweiz garantierte der Zweite Kappeler Landfrieden 1531 den mit Zürich verbundenen Kantonen das Recht auf die Bewahrung des Status quo. Sie konnte so reformiert bleiben.
  • Im Minderheitenprotestantismus konnten die reformatorischen Bewegungen nur eine Minorität erreichen oder wurden nach einer schnellen Verbreitung gewaltsam unterdrückt.
Der reformierte Protestantismus verbreitete sich von den NW-und W-Kantonen der Schweiz sowie vom Oberrhein nach Frankreich, die Rheinregionen, Hessen, Ostfriesland, die Niederlande, England, Schottland, Österreich/Vorarlberg, Ungarn, Böhmen und Litauen.

  • Kulturelle Bedeutung erhielten die Hugenotten (französischen Reformierten), mit Schwerpunktbildungen in Lyon, La Rochelle und im Languedoc. 50 Prozent des französischen Adels und 12 Prozent der Bevölkerung waren Hugenotten. Daneben waren es Gelehrte, Kaufleute und Handwerker als Anhänger der elitären Bewegung. Bauern fanden kaum Zugang.
    • In den blutigen Auseinandersetzungen zwischen 1562 und 1598 behaupteten sich die Hugenotten, in der "Bartholomäusnacht/23.-24. August 1572" erreichte die Verfolgung ihren Höhepunkt. Henri IV./ Heinrich von Navarra konvertierte als Hugenotte zum Katholizismus("Paris ist eine Messe wert") und gewährte im Edikt von Nantes 1598 seinen früheren Glaubensbrüdern Toleranz (Recht auf öffentliche Religionsausübung, gesicherte Schutzburgen und gleiche politische Rechte; Verbot der Mission).
    • Nach harten Kämpfen untersagte Kardinal Richelieu die Schutzburgen, Ludwig XIV. unternahm Unterdrückungsmaßnahmen sowie Zwangsbekehrungen und hob 1685 das Edikt von Nantes auf. In den Cevennen formierte sich eine "Wüstenkirche".
    • 200 000 der 800 000 Hugenotten gingen in das Exil, zumeist nach England und in die Niederlande. 20 000 wurden im Rahmen des Edikts von Potsdam von Gr. Kurfürsten Friedrich Wilhelm 1685 in Brandenburg aufgenommen und angesiedelt, sie erhielten Religions-und Steuerfreiheit, Selbstverwaltung, eigene Schulen und Gerichte.
  • In Osteuropa behaupteten sich Reformierte in Ungarn und Siebenbürgen. Blutig unterdrückt und fast völlig ausgelöscht wurden die "Böhmischen Brüder" im Dreißigjährigen Krieg.
  • In Österreich blieben die reformierten Christen eine kleine Minderheit. Ende des 16. Jahrhunderts schlossen sich zwar viele Adelige und Bauern der Glaubensbewegung an, die Gegenreformation unterdrückte massiv. Zwangsweise Auswanderung (Salzburger Exulanten 1731/1732; Vertreibung der Zillertaler Protestanten 1837) und eine Deportation nach Siebenbürgen ließen einen "Geheimprotestantismus" bilden.
  • Härtere Repressionsmaßnahmen trafen Protestanten in Polen. Jesuiten rekatholisierten in der Folge gewaltsam in der Monarchie Polen.
3.2 Protestantischer Pluralismus    

Mit der Kolonialisierung Nordamerikas begann die Globalisierung der europäischen Protestantismen. Entscheidend war das Phänomen der religiösen Toleranz nach einer Leidenserfahrung aus Glaubensgründen in Europa.

Aus Gründen der Glaubensfreiheit für die verschiedenen Konfessionen wurde in der US-Verfassung eine strikte Trennung von Staat und Kirchen festgeschrieben.

  • Dies bedeutete aber nicht eine Trennung von Staat und Religion, im Gegenteil entwickelte sich im politischen Leben der USA eine starke Prägung durch protestantischen Biblizismus.
  • Britischen Kolonisten folgten Lutheraner aus Schweden und Deutschland, in der Folge Reformierte aus der Schweiz und Deutschland, französische Hugenotten und Mennoniten aus ganz Europa.
  • Mit der Eroberung des Kontinents versuchte man die Indianer zum Christentum zu gewinnen.
  • Besondere Bekehrungserfolge feierten die missionierenden Methodisten (vgl. Francis ASBURY mit seinen rastlosen Aktivitäten von Predigten und Pferdereisen in unzugängliche Gegenden der USA).
  • Für die USA wurde ein pluralistisches Sozialitätsmuster kennzeichnend. Einwanderer bildeten eigene Formen freiwilliger religiöser Gemeinschaften. Zivilgesellschaftliche Formen bildeten sich, stark abhängig vom Engagement ihrer Mitglieder. So kam es zur starken Identifikation mit der jeweiligen Religionsgemeinschaft.
Der britische Kolonialismus brachte Missionsaktivitäten der Church of England in Kanada, den Westindischen Inseln und einigen Ländern Mittelamerikas mit sich.

Konkurrenz kam von katholischen Orden/ Jesuiten und Missionsvereinen. In der Folge verstärkte sich der europäische Konfessionspluralismus außerhalb Europas.

In Indien hatten Händler aus Großbritannien, Dänemark und den Niederlanden schon im 17. Jahrhundert missioniert.

  • 1706 sandte der König von Dänemark deutsche Pietisten als Missionare aus. Englische Missionare warben für die Anglikanische Kirche und den Methodismus.
  • Es folgten Missionare der Herrnhuter Brüdergemeinde.
  • Der indische Protestantismus war so von großer Vielfalt beeinflusst.
4 Konfessionsfamilien    

Besprochen werden im Folgenden die Religionsgemeinschaften der Lutheraner, Reformierten, Anglikaner, Baptisten-Hutterer-Mennoniten, Methodisten und Pfingstgemeinden.

Das Kapitel bezieht sich besonders auf die Erkenntnisse aus dem 1. Lehrgang für Ökumene/Kardinal König-Akademie Wien (2006) (vgl. GRAF 2007, 31-60).

4.1 Lutheraner    

Die Formen des Luthertums weisen auf den Protest des Theologieprofessors aus Wittenberg und Augustinereremiten Martin Luther gegen die Heilsvermittlung der Amtskirche.

Durch das Studium der Bibel/ Hl. Schrift gewann er die Einsicht, dass die Kirche in der Lehre von der Erlösung des Sünders durch gute Werke irre (vgl. SCHORN-SCHÜTTE 2013).

Wurde zu Beginn weder die Institution der Kirche noch das Papsttum des Bischofs von Rom in Frage gestellt, ging es prinzipiell um eine geistliche Erneuerung der Gesamtkirche im Sinne der biblischen Kernbotschaft.

Ein Sünder könne die Gnade Gottes nicht durch moralische Anstrengungen oder religiöse Leistungen erlangen. Es sei allein Gott, der Glaube und Gnade schenke und gewähre. Ohne Christus gäbe es kein Heil. Luthers Theologie lässt sich als Bekenntnis von sola gratia, sola fide und solus Christus verstehen. Damit bedeutete diese Einsicht eine Infragestellung des offiziellen kirchlichen Lehrsystems im Spätmittelalter.

4.1.1 Lutherische Konfessionskirchen    

Die Bildung lutherischer Konfessionskirchen war ein langwieriger und komplizierter Prozess, der schon vor dem Reichstag von Augsburg 1530 einsetzte, auf dem die Luther unterstützenden Reichsstände in der "Confessio Augustana"/CA ihre Sicht der Lehre (Art. I-XXI) und Missbräuche (Art. XXII-XXVIII)zusammenfassten und beschlossen.

  • Schon vor 1520 hatten einzelne Städte und Territorien Kirchenordnungen erlassen, die im Sinne Luthers gestaltet werden sollten.
  • Besonderes Gewicht erhielten der "Kleine Katechismus" und der "Große Katechismus"(1529). Zentrale Themen des christlichen Glaubens wurden in deutscher Sprache auch für "einfache Leute" angesprochen. Mitunter verliehen Kirchenordnungen auch den Katechismen einen verbindlichen Charakter.
  • Durch die reformatorischen Protestbewegungen des 16. Jahrhunderts kam es zur konfessionellen Pluralisierung des Christentums.
    • Dies erzwang eine Profilbildung mit der hauptsächlich von Philipp Melanchthon 1530 verfassten CA.
    • Bereits 1533 mussten die in Wittenberg lehrenden Theologen bei Amtsantritt einen Eid auf diese Lehraussagen der CA ablegen.
  • Im Zuge der Auseinandersetzungen nach Luthers Tod 1546 kam es 1577 zur Konkordienformel.
    • Gegenüber den Reformierten betonte man die Realpräsenz, die tatsächliche Gegenwart von Jesus Christus im Abendmahl, genauer von Brot und Wein.
    • In der Rechtfertigungsfrage wurde die Mitwirkung des Menschen verworfen. 1580 wurde mit dem Konkordienbuch der Prozess der Bekenntnisbildung der lutherischen Kirchen abgeschlossen.
  • Übernommen haben in der Folge die Bekenntnisschriften die lutherischen Kirchen in Skandinavien, dem Baltikum, und in Südosteuropa (Siebenbürgen, Ungarn). Durch Auswanderungen und Mission kam die Verbreitung auch in den außereuropäischen Raum.
4.1.2 Lutherische Sozialtheorie    

Durch die große Resonanz der Gelegenheitsschriften Luthers entstand aus den Konflikten eine lutherische Sozialtheorie, in deren Zentrum die Unterscheidung von drei Ständen - ecclesia, oeconomia und politia - und die Kooperation von weltlicher und geistlicher Obrigkeit stand.

In der "libertas christiana" als Ausgangspunkt seiner Ethik fasste Luther in dem Traktat die "Freiheit eines Christenmenschen" 1520 in einer Antithese zusammen. In der Doppelthese unterschied Luther zwischen dem geistlichen inneren Menschen und dem äußeren leiblichen Menschen (vgl. coram Deo > Bezug zum Schöpfer, coram homine > Bezug zu sozialen Bindungen). Lutherische Ethik bezieht sich auf geistliche Eigenständigkeit und kollektive Kommunikation.

In der lutherischen Ethik erhielt der "weltliche Beruf des Christen" besondere Bedeutung. Luther kritisierte die Vorstellung der exklusiven geistlichen Berufung einer religiösen Elite.

Der Gottesdienst des Christen liege nicht in irgendwelchen heiligen Handlungen, vielmehr in der getreuen, sachgemäßen und aufrichtigen Erfüllung der alltäglichen Pflichten. Ein christliches Leben soll sich gerade nicht in isolierten heiligen Sonderwelten wie den Klöstern, sondern in aktiver Aneignung der gegeben Welt vollziehen (vgl. GRAF 2007, 36).

4.1.3 Funktionales Verständnis von Kirche    

Artikel VII der CA bestimmt das funktionale Verständnis der Kirche. Kirche wird allein durch Wort und Sakrament, durch Predigt und Abendmahl konstituiert.

Die äußere Ordnung bzw. konstitutionelle Verfassung hat keine theologische Dignität. Lutheraner konnten daher in der Gestaltung der Kirche große Flexibilität entwickeln.

Ab dem Religionsfrieden von Augsburg 1555 wurden die deutschen Territorialkirchen praktisch dem Landesherren übertragen. Zur Verwaltung richtete man "Konsistorien" ein, die eng in die staatliche Verwaltung eingebunden waren.

Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sich in Deutschland ein synodal-episkopales Mischsystem durch (vgl. Landesbischof ohne höhere geistliche Vollmacht, Zusammenspiel mit der Synode).

In Skandinavien entstanden lutherische Staatskirchen mit Bischöfen, die apostolische Sukzession beanspruchten.

Minderheits- und Diasporakirchen Ost- und Südosteuropas bildeten presbyterial-synodale Ordnungen mit hoher Gemeindeautonomie.

  • Mit der Bildung von Konfessionskirchen bildeten sich unterschiedliche Frömmigkeitskulturen,
  • etwa die häusliche Frömmigkeitspraxis (Tischgebet, Singen, Hausandachten, Feiern zu den großen Festtagen) und die Kasualien.
  • Auf Grund der "Ziegenhainer Zuchtordnung" 1539 von Martin BUCER wurde die Verbindung von Katechese, Bekenntnis, Seelsorge und Einführung in das Leben der Gemeinde so verknüpft, dass die Konfirmation zu einem Akt der Anerkennung gläubiger Mündigkeit des jungen Christen wurde.
Erst im Pietismus und der Aufklärung setzte sich die Konfirmation als volkskirchliche Sitte durch. Mit der religiösen Selbstbestimmung wurde die Kindertaufe bestätigt.

  • Das solus Christus ergab zwangsläufig eine Ablehnung der Vorstellung vom Gnadenschatz der Heiligen und ihren Verdiensten. Allein Gott steht ein Urteil über einen Mensch und seine Frömmigkeit zu.
  • Die lutherische Perikopenordnungen beinhalten damit die biblisch legitimierten Feiertage. Schweden schaffte die kirchlichen Feiertage ab, um nach dem Gebot der Sabbat-Heiligung die Sonntage innerlicher und gehaltvoller feiern zu können.
Gottseligkeit sollte sich nicht im Sonntagskult äußern, sondern an den übrigen Tagen in Handlungen der Rechtschaffenheit, des arbeitsamen Fleißes, der Menschenliebe, der Gottes- und Obrigkeitsreue sowie im Ertragen von Beschwerlichkeiten des Lebens (vgl. GRAF 2007, 40).

4.2 Reformierte    

Der auch häufig verwendete Begriff "Calvinismus" wurde im 16. Jahrhundert von lutherischen Theologen verwendet, die den Einfluss des Genfer Reformators Johannes CALVIN im deutschen Sprachraum verhindern wollten (vgl. GRAF 2007, 40-45).

4.2.1 Abendmahl    

Streitpunkt war die Auslegung des Abendmahls.

Reformierte lehnten eine Form der Abendmahlspraxis ab, in der sie eine Beschwörung der Verwandlung von Brot und Wein bzw. eine mystische Einwohnung des Auferstanden in beiden Elementen erkennen konnten.

Sie deuteten das Abendmahl zeichentheoretisch. Brot und Wein sind Zeichen der Gegenwart Jesu Christi in der betenden Gemeinde, nicht aber diese Gegenwart selbst.

Die reformierten Kirchen waren theologisch durch

  • den Zürcher Reformator Ulrich Zwingli,
  • den Straßburger Martin Bucer und
  • in zweiter und dritter Generation durch Johannes Calvin und Theodor Beza bestimmt.
4.2.2 Begrifflichkeit    

Reformiert wurde als Begriff religionspolitisch verwendet, um deutlich zu machen, dass die Kirche entsprechend den ursprünglichen Idealen Jesu Christ gemäß zu gestalten sei.

Nach dem Scheitern des Marburger Religionsgesprächs 1529 mit Martin LUTHER, Ulrich ZWINGLI, Martin BUCER, Philipp MELANCHTHON, Justus JONAS, Johann BRENZ und Stephan AGRICOLA, eine gemeinsame Deutung des Abendmahls zu erreichen, wurde der Begriff "reformiert" zunehmend als Fremd- und Selbstbezeichnung für eine zweite protestantische Konfession gebraucht.

4.2.3 Konfessionelle Identität    

Reformierte fixierten ihre konfessionelle Identität in Bekenntnisschriften mit Lehre und Ordnung des kirchlichen Lebens.

  • Neben Bekenntnissen einzelner oberdeutscher und Schweizer Städte waren die 39 Artikel der Kirche von England 1562/1571 und die "Westminster Confession" von 1647 bedeutend.
  • Grundlage war der "Heidelberger Katechismus" von 1563 für eine Ordnung des kirchlichen Lebens. Der Konfirmandenunterricht und die Entscheidungen der Presbyterien richteten sich nach dem Heidelberger Katechismus.
  • Die Verschiedenheit religiöser Ethiken zeigt sich auch im Grundton eines entschiedenen Heiligungsaktivismus. Lutheraner bekennen sich zur Zwei-Reiche-Lehre mit einer Autonomie des Weltlichen, Reformierte lehrten die "Königsherrschaft Christi", mit der die Verpflichtung der politischen Obrigkeit zu missionarischem Dienst und unbedingter Durchführung des Christusgesetzes gegeben sei.
  • Im Bezug auf die Schriftauslegung legte man größeres Gewicht auf eine ältere christlich-humanistische Tradition und brach entschlossener mit einer spätmittelalterlichen Frömmigkeitskultur, indem man Bilder aus den Kirchen entfernte.
  • Die Messe schaffte man zugunsten einer schlichten Abendmahlsfeier ab und führte den Predigtgottesdienst mit Verkündigung und Gnadenzuspruch ein. Mit dem gegenseitigen Reichen von Brot und Wein in der Abendmahlsfeier verstand sich die Gemeinde als Subjekt des Gottesdienstes. Sinnlich erfahrbar wurde damit das allgemeine Priestertum der Gläubigen. In dieser Feier wollte man eine innerlich bindende Gemeinschaft über den Gottesdienst hinaus stiften, im Alltag dem Einzelnen Halt, Schutz und Hilfe in Not anbieten.
4.2.4 Kirchenordnung    

Die reformierten Kirchenordnungen machten das Priestertum aller Gläubigen sichtbar.

  • Abgelehnt wurden das Bischofsamt, kirchliche Hierarchie wurde ersetzt durch eine differenzierte Selbstverwaltung der einzelnen Gemeinden.
  • 1541 führte Calvin ein presbyteriales System der Gemeindeleitung durch Pastoren, Doktoren, Älteste und Diakone ein.
  • Die Bildung übergemeindlicher Synoden trugen dazu bei, die Ideale republikanischer Bürgerfreiheit zu entwickeln.
  • Zu den beiden "notae ecclisiae" der CA in Form der Predigt und Sakramentsspende kam angesichts der anarchisch-schwärmenden Gruppen der Reformationsbewegung die "disciplina" der Gemeinde. Bedeutend wurde damit die Kirchenzucht in den reformierten Kirchen. Die reformierte Sozialethik tendiert daher zu einer Moralisierung der öffentlichen Ordnung (vgl. GRAF 2007, 43).
  • Die Rückbindung politischer Autorität an den Gotteswillen bedeutete die Durchsetzung christlicher Normen zu fördern. Damit tendierte die reformierte Ethik zur theokratischen Gestaltung des Gemeinwesens in ihren Institutionen.
  • Mit der Lehre von der Prädestination verband man die eigene Lebensführung mit Moralunterschiedlichkeit gegenüber Andersdenkenden.
Mit der Tendenz zur religiösen Moral eröffnete sich auch eine Freiheitschance im Verhältnis zur Obrigkeit. Stärker als im Luthertum erkannte man hier ein Recht auf Widerstand gegen eine Obrigkeit, die Gottesgesetz missachtete. Damit erhielt der fromme Bürger die Anerkennung für eine Gestaltung des Politischen.

4.3 Anglikaner    

Reformatorische Bewegungen im 16. Jahrhundert verliefen auf dem Britischen Inseln anders als am Kontinent (vgl. GRAF 2007, 45-48).

  • Die "Church of England" und die "Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen" sind stark von Luthers Impulsen und von der kritischen Auseinandersetzung mit der Genfer Reformation beeinflusst.
  • In Liturgie, Festkalender, Kirchenordnung, Kirchenämtern, theologischem Denkstil und politischem Selbstverständnis weisen sie eine größere Nähe zur römisch-katholischen Kirche als zu protestantischen Glaubensgemeinschaften auf.
  • Der kleinen römisch-katholischen Minderheit wurde erst im frühe 19. Jahrhundert Religionsfreiheit gewährt. Nach wie vor ist die "Church of England" gegenüber anderen Religionsgemeinschaften privilegiert, insbesondere durch die Beziehung zwischen Kirche und Monarchie.
  • Allerdings ergeben sich Verschiebungen in der pluralen und vielgestaltigen britischen Gesellschaft. Dies zeigt sich in der Konversion zum Katholizismus der letzten Jahre in der britischen upper class.
  • Außerhalb des United Kingdom/ UK gibt es durch den Kolonialismus und Imperialismus zahlreiche mitgliederstarke Anglikanische Kirchen. Eine Ausnahme bildet Indien, wo eine kleine anglikanische Minderheit etabliert ist.
  • 1867 haben sich die anglikanische Kirchen der USA ("episcopal churches") in der "Lambeth Konferenz" zur weltweiten "Anglican Communion" konstituiert.
  • Getragen werden die anglikanischen Kirchen im UK, den USA, Australien und Neuseeland von der weißen Mittelschicht.
  • Streitthemen zwischen den liberaleren Kirchen und der Kirchen der Dritten und Vierten Welt sind die Frauenordination, Reformen der Liturgie und die Segnung homosexueller Paare.
Die "Church of England" ist stark verflochten in das politische Institutionsgefüge des UK.

  • Die Queen ist das weltliche Oberhaupt einer etablierten Kirche mit vielfältigen Privilegien.
  • Bischöfe sind Mitglieder des "House of Lords".
  • Der Premierminister besitzt Mitwirkungsrechte bei deren Ernennung.
  • Die Nähe zur Krone zeigt sich in vielen Riten und Symbolen.
  • Der Erzbischof von Canterbury als geistliches Oberhaupt ist stark in politische Diskurse eingebunden.
Bemerkenswert ist die Entwicklung der anglikanischen Kirchen außerhalb des früheren British Empire, etwa in Afrika, Japan und Südamerika. Hier wachsen die Kirchen viel schneller.

4.4 Baptisten - Hutterer - Mennoniten    

In England lassen sich "General Baptists" und "Particular Baptists" Anfang des 17. Jahrhunderts nachweisen. Von Beginn an wurden sie ähnlich den frühen Täuferbewegungen als Vertreter der Gläubigentaufe und Religionsfreiheit verfolgt(vgl. GRAF 2007, 48-51).

Wesentlich ist das baptistische Missionieren, besonders in Nordamerika, wo man zunächst zur größten protestantischen Gruppierung im 20. Jahrhundert aufstieg. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts fiel man hinter die Pfingstkirchen zurück.

Der Wille zur Freiheit und der Verkündigungsmut der Prediger sowie ein geordnetes und heterogenes Gemeindeleben trugen zur Integration eines ethnisch-vielfältigen Gemeinwesens in den USA bei.

Zentren des Täufertums hatten sich in der Schweiz, in Nord- und Mitteldeutschland sowie in den Niederlanden und am Niederrhein gebildet. Predigergestalten inspirierten in vielgestaltiger Form von Erwachsenentaufe und Befreiungsimpulsen die Bewegungen - Thomas Münzer, Balthasar Hubmaier, Hans Hut.

Die Todesstrafe drohte Aufrührern seit dem Reichstag von Speyer 1529. Stille Verfolgung oder spektakuläre Vernichtung wie in München 1535 waren Formen einer Ablehnung. Die von Jakob HUTER (um 1500-1536)in Mähren begründete Gruppierung (Hutterer), die in Brüderhöfen in biblischer Gütergemeinschaft lebte, überstand alle Repressionswellen.

Nach ihrer Vertreibung siedelten sie sich im 17. Jahrhundert in der Ukraine an und wanderten 1874 geschlossen nach Kanada und in die USA aus.

Bis heute leben sie dort als erklärte Pazifisten in religiöser Kontemplation, asketischer Lebensführung und wirtschaftlichem Aktivismus.

Als Erben des frühen Täufertums gelten die rund 1,2 Millionen Mennoniten. Der katholische Priester Menno SIMONS (1496-1561)sammelte um 1530 Täufergruppen um sich und ordnete sie unter strenger Kirchenzucht als Gemeindegruppe.

  • Am Ideal der Nachfolge Christi, friedfertig und gewaltlos, verbreiteten sich Mennoniten im 16. und 17. Jahrhundert im niederländisch-norddeutschen Raum und mit Privilegien ausgestattet als Kolonisten in Preußen, Polen (an der Weichsel) und Russland an.
  • Mit wirtschaftlichem Erfolg und dem Fehlen einer Vernichtungsdrohung entwickelte sich eine Freikirche.
  • Unter dem Prediger Jakob AMANN (1644-um 1730) spaltete sich 1693 die Gruppe der Amischen ab. Viele wanderten verfolgt nach Nordamerika aus(vor allem nach Pennsylvania). Geschätzt werden 200 000 Amische, wobei sich im 20. Jahrhundert durch Verfolgungswellen mennonitische Gemeinden in ganz Amerika bildeten.
4.5 Methodisten    

In mehr als 110 Ländern sind rund 70 Millionen Methodisten organisiert. Ihr Ursprung reicht bis in das 17. Jahrhundert und hängt mit John WESLEY (1703-1791) zusammen. Dieser gilt als große Predigtgestalt des 18. Jahrhunderts und wurde von seinem Bruder Charles, einem Liederdichter, unterstützt. Als Sohn eines anglikanischen Pfarrers und beeinflusst von Zinzendorfs Herrnhuter Brüdergemeinde setzte Wesley auf die Kraft von Bekehrungserlebnissen und einen emotionalen Predigtstil (vgl. GRAF 2007, 51-54).

Kennzeichnend ist die Orientierung an der Bibel, Erlösungsfrömmigkeit, innovative Gottesdienstformen, ein lokal organisiertes Gemeindeleben bzw. Gemeinschaften und fehlende hierarchische Kirchenstrukturen.

Mit den ersten Missionaren 1769 nach Nordamerika war man besonders in den Südstaaten erfolgreich. Typisch war die Sozialgestalt des "circuit riders" (reitender Wanderprediger), der ohne theologische Ausbildung in der Lage war, den volkssprachlichen Predigtton zu treffen, der Siedlerprobleme teilte und ein spirituelles Gemeinschaftsgefühl erzeugen konnte.

Mit der Wahl von Bischöfen wurden größere Distriktstreffen organisiert und Distrikte konnten geleitet werden. Der Methodismus gilt als die letzte größere weltweit aktive protestantische Kirchenbildung.

Dem 1951 gegründeten "World Methodist Council" gehören nicht alle methodistischen Kirchen und Bewegungen an.

Dies gilt etwa für die Heilsarmee, eine aus der Londoner Zeltmission des Methodistenpredigers William BOOTH gegründeten überkonfessionell konzipierten diakonischen Erweckungsbewegung und für die 1909 in Chile entstandene "Methodist Pentecostal Church".

Aus dem methodistischen Erbe ohne diese Gemeinschaft entstand Mitte des 19. Jahrhunderts die "Evangelikale Bewegung" (1846 "Evangelical Alliance") aus dem kirchenskeptischem Milieu des Protestantismus des 18. Jahrhunderts.

4.6 Pentecostals (Pfingstbewegung)    

Zur Ausbreitung des Protestantismus trägt die Bewegung der Pentcostals/"Pfingstler" und die von ihnen beeinflussten Charismatiker bei.

Tiefgreifende Veränderungen hat diese Form des Christentums im 20. Jahrhundert ergeben. Seit den sechziger Jahren spaltete sich die charismatische Bewegung ab (vgl. ZIMMERLING 2002; GRAF 2007, 54-60).

Um das Jahr 2000 verstehen sich mehr als 500 Millionen Menschen als Pentecostals als Anhänger einer Bewegung einer von heiligen Pfingstgeist ergriffenen Christen.

Aus der modernen Religionsgeschichte ist keine andere christliche Reform und Erweckungsbewegung bekannt, die sich weltweit so schnell durchsetzen konnte.

4.6.1 Entwicklung der Pfingstbewegung    

Kontrovers werden die Anfänge der Pfingstkirchen diskutiert.

  • Manche sehen im schwarzen methodistischen Laienprediger William Joseph SEYMOUR (1873-1929) den ersten Verkünder eines ekstatischen Protestantismus.
  • Andere weisen auf die innovativen religiösen Ideen des Methodistenpfarrers Charles F. PARHAM (1873-1929). Ihn sensibilisierte der Zusammenhang zwischen körperlicher Gesundheit und religiösem Heil durch ein schweres rheumatisches Leiden.
    • Traumatische Erfahrungen mit der Therapierung seiner Homosexualität durch Ärzte bearbeitete er durch eine Kritik des modernen medizinischen Glaubens.
    • 1895 verließ er die Methodistische Kirche und begann mit "Geistheilungen". Im Zentrum stand die Taufe durch den Hl. Geist, die er durch "Zungenreden" bestätigt sehen wollte. Unter Handauflegung und kurzem Gebet des Predigers errichtete sich Parhams Personalgemeinde ein sozio-akustisches Heiligtum spontaner Zungenrede (vgl. GRAF 2007, 55).
    • Parham beschwor in Analogie zu den Pilgervätern der Massachusetts Bay Colony eine direkte Verbindung zwischen dem erwählten Volk Israel und Briten wie weißen Amerikanern. In den Angelsachsen sah der dem Klu-Klux-Clan nahe stehende Heilungsprediger Nachfahren der in der assyrischen Deportation verschwundenen zehn Stämme Israels.
    • Der Pfingstgeist soll Ordnung, Autorität, Familienwerte, Gemeinschaftsverbindungen und die Überlegenheit eines neuen amerikanischen Israels über dessen Feinde garantieren.
4.6.2 Verbreitung    

In Afrika, Lateinamerika und Asien verbreiteten sich die pfingstlichen Frömmigkeitspraktiken rasch. Gründe waren ihre undogmatische Flexibilität in Lehrfragen, der Bezug zum Alltag, die Anknüpfung an Rituale und Symbole anderer Religionen und Kulturen.

  • Afrikaner konnten den Hl. Geist als Sieger über Dämonen und böse Geister ansehen.
  • Katholiken aus Lateinamerika eröffnete der Hl. Geist Sittenstrenge und damit die Aussicht auf ein anständiges Leben in Wohlstand und Ansehen.
  • In Asien führte die Bewegung dazu, Passivität zugunsten einer aktiven Weltgestaltung zu überwinden.
Die Unterschiedlichkeit der Pfingstkirchen ist geprägt durch die Verschmelzung indigener religiöser Traditionen mit christlichen Symbolen. Trotzdem ist eine strenge biblizistische Theologie bestimmend.

4.6.3 Selbstverständnis    

Westliche Intellektuelle verstehen die schnelle Durchsetzung und großen Missionserfolge in nicht-christlichen Ländern schwer. Kennzeichnend sind die folgenden fünf Faktoren.

  • Das Religiöse durchdringt alle Dimensionen der Lebensführung intensiv.
  • Der Glaube wird zum bestimmenden Prinzip des Lebens in einer Gemeinschaft.
  • Pfingstgemeinden erzeugen häufig einen hohen Binnendruck.
  • Verlangt wird eine unbedingte Treue gegenüber den Regeln der Gemeinde.
  • Liberale westliche Intellektuelle sprechen in diesem Zusammenhang von repressivem Gruppenzwang und Konformitätsdruck.
Pfingstler nehmen genau dies umgekehrt als Geborgenheit und Schutz gegenüber den Bedrohungen einer chaotischen Welt wahr.

  • Die Gemeinde bietet starken Halt, gibt klare moralische Weisungen und trägt zu einer Gemeinschaft bei.
  • Betont wird der Wert der Familie, eine große emotionale Nähe zu den Kindern und ein autoritärer Erziehungsstil.
  • Über Religion wird eine moralische Steuerungskraft verbreitet.
4.6.4 Charismatische Bewegung    

Im Milieu der Pfingstkirchen bildete ich seit den sechziger Jahren die Charismatische Bewegung, die auf den kalifornischen Episkopal-Pfarrer Dennis BENNETT (1917-1991)zurückgeführt wird.

Seit 1967 erfasst sie auch die römisch-katholischen Christen, die sich durch die Taufe im Hl. Geist" und Charismata wie Heilung, Prophetie und intuitive Erkenntnis für eine geistliche Erneuerung der Kirchen begeistern lassen (vgl. GRAF 2007, 60).

Wurden die Anhänger zunächst als Neopentecostals (Neupfingstler) bezeichnet, setzte sich rasch als Selbstbezeichnung die Benennung Charismatiker durch.

Theologisch steht die Vorstellung, dass Gott eine neue Ausgießung des Hl. Geistes bzw. ein zweites Pfingsten geschenkt habe. Durch Gebetskreise, Gottesdienste und Kongresse soll diese Erfahrung gestärkt werden.

  • Protestantische Kirchen beurteilen Charismatiker unterschiedlich.
    • Lutherische Kirchen blieben kritisch distanziert.
    • Zentrale Elemente wir das Wort und die Fechtfertigung allein aus dem Glauben sah man missachtet.
  • In den USA werden die Charismatiker häufig auch von den "electronic churches" unterstützt.
Inzwischen bekennen sich über 30 Millionen Christen in allen Kirchen als Charismatiker(vgl. GRAF 2007, 60).


IT-Hinweis

Lateinamerika und der Aufschwung der Freikirchen > http://religion.orf.at/stories/2839329 (5.5.2017)


5 Religiöse Kultur und Protestantismen    

Im Folgenden geht es die Deutung der unterschiedlichen Konfessionskulturen und die Bildungsbedeutung im Protestantismus.

5.1 Konfessionskulturen    

In den Deutungsdiskursen über Unterschiede zwischen den Konfessionskulturen im 18. und 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum stand die Frage, welche Folgewirkungen die Reformation und die homogenen lutherischen und reformierten Gemeinwesen für Politik, Ökonomie, Bildung und Wissenschaft, Kunst und Lebensführung der Menschen hat.

Mit der Umformung des kirchlich-ständischen Altprotestantismus zu einem bürgerlich-liberalen Neuprotestantismus und einem kritischen Neukonfessionalismus ergaben sich Konfessionskultur - Debatten (vgl. GRAF 2007, 61-64).

In der Folge ging es um eine politisch-kulturelle Selbstauslegung, einen Habitus und kollektive Mentalität.

  • Es sollte durch die Vielfalt der Gestaltung des Christentums eine protestantische Identität gestiftet werden.
  • Dies konnte nur durch eine Verschmelzung der Unterschiede zwischen den Landeskirchen, innerprotestantischen Konfessionsgegensätzen, den ethnischen und national-kulturellen Milieudifferenzen geschehen.
  • Trotz aller Pluralität sollte eine übergreifende Gemeinschaft versucht werden.
Identität bedarf einer Abgrenzung und zwingt zu Grenzen auf einer kulturellen Ebene (Pierre BOURDIEU)und wird durch Ausschließungsprozeduren (Michel FOUCAULT)stabilisiert (vgl. GRAF 2007, 62).

  • In der Folge entstanden scharfe Grenzen und Unterscheidungsdiskurse gegenüber dem römischen Katholizismus und umgekehrt. Kennzeichnend waren hier die Gründung des "Gustav-Adolf-Vereins" 1842 und 1886 des "Evangelischen Bundes".
  • Als zweitrangig gelten die Abgrenzungen zum Judentum in dieser Phase der Selbstfindung.
  • Kennzeichnend für die deutschsprachigen Konfessionsdiskurse waren die Konstanz von symbolischen Identitätsmustern, Selbstdefinitionen, polemische Stereotypen, Vorurteilen und Repräsentationen des Eigenen und Anderen. Nationalistisch politisiert wurde dies seit 1870/71 mit der Diskriminierung der katholischen "Reichsfeinde".
Konfessionskulturdebatten sind kein deutsches Phänomen. Seit dem 17. Jahrhundert wurde sie besonders in gemischt-konfessionellen Ländern geführt.

Mit der vermehrten Übersetzungstätigkeit am Literaturmarkt und damit dem Erkennen kultureller Eigenheiten der Konfessionen kam es zu intensiven Diskussionen (vgl. hier einen Impuls von Interkulturalität und eine kommende Bedeutung von Konfession/Religion für eine Interkulturelle Kompetenz).

Eine Europäisierung der Konfessionskontroverse lässt sich seit der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen erkennen.

  • In der Innenpolitik wurden Konfessionskonflikte und Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit und konfessionellen Minderheiten zentrale Themen.
  • Politisiert wurde die alte Konfessionssprache seit 1789 auch durch die Verbindung mit einem Nationalismus.
  • Die Nation als Gesinnungsgemeinschaft bedarf einer Abgrenzung von anderen nationalen Gemeinschaften, wodurch auch Unterschiede der konfessionellen Kulturen überhöht wurden (vgl. die nationalkulturelle Feindschaft zwischen Deutschland als "Land der Reformation" und Frankreich als "erstgeborene Tochter der Kirche"; politische Konflikte zwischen Iren und Engländern).
5.2 Bildungsbedeutung im Protestantismus    

Ausgehend vom reformatorischen Protest im akademischen Milieu bei Martin LUTHER und den Bildungsreformen von Philipp MELANCHTHON bestimmte die Reformation entscheidend das Schulwesen und die Universität.

Die Anerkennung einer christlichen Eigenwürde im Weltlichen führte zur freien Wissenschaft und Hochschätzung von Bildung.

  • Wilhelm REIN (1847-1929) sprach von der Bedeutung der Reformation als innerer Freiheit. Freiheit setzt Bildung voraus. Die Reformation sei der Antrieb, die Freiheit eines Christenmenschen als innere Bildung nachzugehen (vgl. REIN 1929, 173).
  • Zur Erhaltung und Ausbreitung der protestantischen Religion war man auf Schulen und Gründung neuer Universitäten angewiesen (vgl. GRAF 2007, 99). Die entdeckte Eigenwürde des Weltlichen wies Universitäten als Orte institutionalisierter Kritik aus.
  • Rollen- und Wissenschaftsverständnis in Verbindung mit Kritik, Innovation, Rationalisierung und individueller Wahrheitssuche erinnerten an reformatorischen Protest. Die Auseinandersetzung um Meinungen sollte nur an der Sachautorität des jeweiligen Gegenstandes zu messen sein. Dies förderte um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Offenheit für stärker empirisches Verständnis, Sachbezogenheit, Einzelforschung und Suche nach neuen Lösungen (vgl. Johann David MICHAELIS mit den 4 Bänden "Raisonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland"; vgl. GRAF 2007, 101).
  • Protestantische Bildung beeinflusste die neue deutsche Nationalliteratur, Kunst und Musik. Die Verbindung zur neuen Kulturwissenschaft Germanistik entwickelte eine Einheit von Protestantismus und deutscher Nationalliteratur (vgl. Lessing, Goethe, Schiller).
Die Verkirchlichung des Protestantismus durch die Auseinandersetzung mit dem NS-System und in der Folge mit der De-Christianisierungspolitik der DDR brachte es mit sich, dass im Amtsprotestantismus bildungsreligiöse Elemente in den Hintergrund traten.

Protestantische Identität wurde, auch mit der Ökumene im 20. Jahrhundert, zurückgedrängt.

6 Ausblick    

Mit der abschließenden Reflexion und einem Ausblick soll auf die Zukunft des Protestantismus und die Situation in Österreich eingegangen werden.

Im Zeichen religiöser Pluralität (Multikonfessionalität)in einer von Diversität gekennzeichneten Gesellschaft durch Zu-, Binnen- und Abwanderung bedarf es einer Analyse.

6.1 Zukunft des Protestantismus    

Die Lage der verschiedenen Protestantismen stellt sich sehr verschieden dar.

  • Die deutsche Perspektive weist auf vergleichsweise labile Organisationen, die von Prozessen von Auszehrungen betroffen sind.
    • GRAF (2007, 106-108) nennt rund 31 Prozent evangelische Christen, wobei rund 56 Prozent in den traditionellen Gebieten der alten Bundesländer leben. Unter 30 Prozent liegen die Zahlen in den katholisch dominierten Gebieten. in den neuen Bundesländern als Stammlande der Reformation liegen die Zahlen unter 20 Prozent.
    • Rund 2 Prozent der Deutschen bekennen sich zu anderen christlichen Gemeinschaften (Orthodoxie, Freikirchen).
    • In 23 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland/ EKD sind 2006 rund 20 000 Theologinnen und Theologen im Dienst.
    • Bei den Kasualien lässt sich ein kontinuierlicher Rückgang feststellen.
    • Der kirchliche Protestantismus erodiert. In früheren protestantischen Stadtstaaten gibt es massive Entkirchlichungsprozesse.
    • Frauen pflegen eine stärkere Kirchenbindung.
    • Kirchenaustritte sind ein zentrales Thema.
    • Die vier Mitgliedschaftsstudien der EKD seit 1974 zeigen höchst komplexe und widersprüchliche religiöse Mentalitäten und religionskulturelle Lebensstile.
      • Elementare Milieuverengungen weisen auf eine Abkehr von einer Organisation, die der Klientel nichts mehr religiös und intellektuell zu bieten hat. Dies hat nichts mit einer Abkehr vom Glauben oder protestantischer Identität zu tun.
      • Enttäuschungen von kirchlichen Dienstleistungen, Verärgerungen über politische Indoktrinationen, kognitive Dissonanz zur Eigenwelt und Selbstbeschäftigungstendenzen von Kirchenghettos werden bezeichnet. Klerikalisierungstendenzen verstärken eine innere Distanz zu kirchlichen Institutionen.
      • Bezeichnend bei Ablehnung von Amtskirche ist die Mehrdeutigkeit der Einstellung. Teilnahme am Jahreszyklus und Unterstützung von diakonischen Projekten weisen auf eine Akzeptanz hin.
      • Ohne Zweifel stimmt die Semantik, Kirchendistanzierte als Sonntagschristen, Taufscheinchristen oder Feiertagschristen zu bezeichnen, nicht mit der Realität überein.
  • In der Gegenwart wird die Dynamik des Protestantismus von vielen außereuropäischen Protestantismen und ethischen Überzeugungen in Verbindung mit ständigem religiösem Erneuerungswille getragen.
    • In den USA lassen sich signifikante Veränderungen beobachten. Die klassischen "main line churchs" verlieren Mitglieder, weil Erwartungen in einer heterogenen Gesellschaft in einer Volkskirche nicht mehr erfüllt werden können. Die Auseinandersetzung zwischen einem liberalen und restaurativen Amerika leistet keine Integrationskraft. Seit den siebziger Jahren sind die stark bindenden Protestantismen besonders erfolgreich.
    • Die massive protestantische Glaubensrevolution in Südamerika mit asketischer Selbstdisziplin in den Pfingstgemeinden und starker Arbeitsdisziplin mit sozialen Hilfestellungen gewinnt in den außereuropäischen Protestantismen weiter an Bedeutung.
    • Protestantismus hat sich als reformatorische Protestbewegung des 16. Jahrhunderts mit vor-reformatorischen Gruppierungen als dritte Glaubens- und Sozialrichtung neben der Orthodoxie und dem Katholizismus etabliert.
    • Ständige Erneuerung der Religion im Kontext mit religiösem Lebensernst, christlichem Glaube, Ablehnung von Herrschaftsansprüchen der Kleriker, Aufwertung von Beruf und Arbeitswelt sowie einer aktiven Weltgestaltung bilden die normativen Grundlagen. Damit entfaltet das Protestantische weit über das Christliche hinaus eine Prägekraft (vgl. die Bedeutung religiöser Erneuerung/"ecclesia semper reformanda", protestantischer Ethik und der Bibel als zentrale Grundlage).
Protestantismen stehen im Kontext zu Faktoren der Politische Bildung und einer Notwendigkeit Interkultureller Kompetenz.

6.2 Evangelisch in Österreich    

6.2.1 Entstehungsgeschichte    

Lutherisches Gedankengut drang in das habsburgische Herrschaftsgebiet nach dem Reichstag von Worms 1521. Ein Großteil der Bevölkerung des heutigen Österreichs wurde vom Luthertum erfasst (vgl. LEEB-LIEBMANN-SCHEIBELREITER-TROPPER 2003, 145-147).

Der Adel war besonders wichtig. Oberösterreich war ein eines der Zentren reformatorischer Bestrebungen im 16. Jahrhundert. Cyriak von Polheim war 1521 bei der Krönung Karls V. in Aachen und hatte direkten Kontakt mit Evangelischen. Der Sohn des Landeshauptmannes Christoph Jörger stand im direkten Kontakt mit Luther und seiner Familie. Auch andere bedeutende Adelsfamilien in Ober- und Niederösterreich, auch in der Steiermark und Kärnten, wandten sich der Reformation zu. Man setzte Prediger ein und zog Kirchengut ein.

Das Patronatssystem, bei dem der Adel für eine bestimmte Kirche aufkam und Einfluss auf die Wahl des Geistlichen hatte, bedeutete, dass viele Bauern die neue Konfession lebten.

Von der neuen Lehre wurden viele Bürger, Kaufleute und Angehörige der Wiener Universität erfasst, selbst im geistlichen Territorium Salzburg verbreitet sich das Luthertum. Abzulesen ist das Anwachsen des Luthertums aus den sinkenden Zahlen bei den Katholiken (vgl. VOCELKA 2013, 113).

Gegenmaßnahmen von Ferdinand I. gegen die Schriften Luthers waren nicht wirksam. 1534 wurde Kaspar Tauber als erster Blutzeuge der Reformation hingerichtet.

Nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 wäre Österreich und Böhmen als von den Habsburgern regierte Reichsterrítorien katholisch geworden, jedoch gab es bei der Durchführung der Gegenreformation als wichtiges Hindernis den Adel, der überwiegend zum Luthertum übergegangen war.

Nach der Teilung der Länder 1564 kam es zu im heutigen Österreich unterschiedlichen Entwicklungen.

  • In Nieder- und Oberrösterreich regierte Kaiser Maximilian II., der ebenso wie sein Nachfolger Rudolf II. ein toleranter Herrscher war. 1568 erhielten die Stände die Religionskonzession gegen hohe Steuern, womit eine freie Ausübung ihres Glaubens garantiert wurde. Wichtig war hier, dass der Kaiser die Protestanten zwang, sich auf ein gemeinsames Programm zu einigen, da er den theologischen Streit ablehnte. Der Prädikant David Chyträus aus Rostock schuf nach dem Vorbild deutscher Kirchenordnungen eine christliche Kirchenagenda für die Herrn und Ritterschaft im Erzherzogtum Österreich unter der Enns. Bestätigt wurde die Konzession 1571.
  • In der Folge konnte bei den ersten gegenreformatorischen Maßnahmen die städtische Bevölkerung von Wien beispielsweise außerhalb der Stadt (etwa in Hernals) lutherische Gottesdienste besuchen.
  • Ähnliches musste Karl II. von Innerösterreich eher gegen seinen Willen für seine Länder Steiermark, Kärnten und Krain 1572 gewähren. Im "Brucker Libell" 1578 wurde diese Religionsfreiheit bestätigt.
  • Ferdinand von Tirol hatte solche Probleme nicht, setzte allerdings gegenreformatorische Maßnahmen mit der Berufung des Jesuiten Petrus Canisius als Hofprediger und förderte die Orden der Gegenreformation, womit Tirol ein katholisches Land war.
Böhmen war überwiegend protestantisch mit Anteilen der Utraquisten.

Ungarn betraf nicht der Augsburger Religionsfrieden. Neben Katholiken, Lutheranern, Calvinisten, Orthodoxen, einer jüdischen Bevölkerung gab es im osmanischen Teil des alten Königreiches auch Muslime.

Die Gegenreformation erfolgte in mehreren Schritten. Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Städte in Donau- und Innerösterreich mit Gewalt rekatholisiert.

Entscheidend war die Schlacht am Weißen Berg 1630 gegen den Habsburger Ferdinand II. Die Folge war ein Verbot aller christlichen Konfessionen außer dem Katholizismus in Böhmen, kurz danach auch in den österreichischen Erblanden. Der Adel musste konvertieren oder das Land verlassen.

Im Geheimprotestantismus überlebten die Ideen des Protestantismus (vgl. LEEB-SCHEUTZ-WEIKL 2009). Offiziell war man katholisch, besuchte auch gezwungen den Gottesdienst, versammelte sich aber in Häusern zu Bibellesungen und lutherischen Schriften.

Geheimprotestantische Gemeinden gab es vor allem in Oberösterreich, auch in der Steiermark und Kärnten. Unter Maria Theresia siedelte man Protestanten in die von Osmanen erworbenen Gebiete im Banat und Siebenbürgen.

Mit dem Toleranzpatent von Joseph II. 1781 wurde evangelisches Leben unter bestimmten Voraussetzungen geduldet. Evangelische Kirchen durften keinen Eingang von der Straße und keine hohen Türme haben, Das Patent galt für Lutheraner (Augsburger Bekenntnis/AB) und Calviner (Helvetisches Bekenntnis/HB).

Beide Konfessionen arbeiten ab 1949 eng zusammen und bilden eine Kirche als "Evangelische Kirche in Österreich A.B. und H.B..

Erst 1861 erhielten Evangelische die volle Freiheit des Bekenntnisses und der öffentlichen Religionsausübung.

1961 wurde die gesetzliche Gleichstellung als freie Kirche in einem freien Staat vollzogen.

6.2.2 Kirchliche Strukturen    

Kennzeichnend für die Schwierigkeiten von evangelischen Christinnen und Christen ist die Diasporasituation in Österreich. Evangelische Pfarrgemeinden gibt es in besonders großer Zahl im Burgenland, in Wien, in Oberösterreich, der Steiermark und in Kärnten.

1891 gaben sich die Evangelischen eine Kirchenverfassung. Ein neuer Entwurf von 1931 trat mangels staatlicher Genehmigung nicht in Kraft.

Seit 1949 sind Lutheraner (Augsburger Bekenntnis)und Calviner (Helvetisches Bekenntnis)vereint. Die Evangelische Kirche in Österreich ist seit 1951 mit der staatlich anerkannten Methodistenkirche und den Baptisten in der "Evangelischen Allianz" vereint.

Die heutige Rechtsgrundlage ist die Kirchenverfassung der Evangelischen Kirche in Österreich AB und HB, die von der Generalsynode beschlossen wurde (vgl. Text https://www.kirchenrecht.at > Verfassung der Evangelischen Kirche in Österreich A. und H.B. [27.5.2018]).

  • Die Rechtskonstruktion ist eine presbyterial-synodale Verfassung mit dem Oberkirchenrat AB und HB als Kirchenleitung mit Sitz in Wien.
    • Dem Oberkirchenrat gehören der Bischof, die Oberkirchenräte AB, der Landessuperintendent H.B. und ein weltlicher Oberkirchenrat HB an.
    • Die Generalsynode bilden die Mitglieder der Synode AB und sieben Vertreter der Synode HB sowie ein Vertreter der Evangelischen Jugend, der Frauenarbeit, der Diakonie, der Weltmission und evangelischen Religionslehrer an.
  • Neben der Kirchenleitung gibt es acht Diözesen mit Superintendenten und Superintendenturen: Wien für Wien (bis 1947 auch Niederösterreich, Steiermark und Kärnten), St. Pölten für Niederösterreich, Linz für Oberösterreich (bis 1966 Salzburg und Tirol), Villach für Kärnten und Osttirol, Graz für Steiermark, Eisenstadt für Burgenland und Innsbruck für Salzburg und Tirol(seit 1966).
  • Die Ausbildung der Theologinnen und Theologen seit 1821 eine theologische Lehranstalt, die seit 1861 eine Evangelisch-Theologische Fakultät bildete, die ab 1922 der Universität Wien eingegliedert wurde. Hier werden auch altkatholische Theologinnen und Theologen ausgebildet.
  • Aus historischen Gründen besitzt die Evangelische Kirche kein Vermögen und keinen Grundbesitz. Sie erhält staatliche Zuschüsse und finanzielle Hilfe vom Gustav-Adolf-Verein.
  • Evangelische Pfarrgemeinden wählen eine Gemeindevertretung, die ein Presbyterium aus ihren Reihen wählt, dem die Pfarrerin bzw. der Pfarrer angehört. Der bzw. die von den Mitgliedern der Gemeinde gewählte Geistliche hat die geistliche Leitung und vertritt mit dem bzw. der aus dem Presbyterium gewählten Kurator bzw. Kuratorin die Pfarrgemeinde nach außen.
  • Evangelische Diözesen/Superintendenturen haben eine Superintendentialversammlung mit Vertretern der einzelnen Pfarrgemeinden und deren Geistlichen, wählen den bzw. die Superintendenten btw. die Superintendentin und werden von einem Superintendentialausschuss verwaltet.
Die Evangelische Kirche in Österreich A. und H.B. ist Mitglied im Lutherischen Weltbund, der 1947 in Lund/Schweden gegründet wurde. Mitglied ist die Evangelische Kirche ebenfalls im Weltkirchenrat, der 1948 in Amsterdam gegründet wurde.

Eine Reihe von Organisationen stehen mit der Evangelischen Kirche im Zusammenhang.

  • Die Diakonie ist ein Zusammenschluss der sozialen Dienste der lutherischen, reformierten, methodistischen, altkatholischen und baptistischen Konfessionsgemeinschaften.
  • Die Evangelische Akademie in Wien wurde 1952 gegründet und ist eine Einrichtung der Evangelischen Erwachsenenbildung und gehört zur Allgemeinen Erwachsenenbildung in Österreich.
  • Der Evangelische Bund wurde nach deutschem Vorbild 1903 gegründet.
  • Die Evangelische Jugend fördert die evangelische außerschulische Kinder- und Jugendarbeit.
  • Der Evangelische Presseverband fördert und betreut die evangelische Öffentlichkeitsarbeit in TV, Hörfunk, Pressewesen und im digitalen Bereich. Mit dem Evangelischen Pressedienst/epd besitzt man eine Institution für aktuelle Informationen.
  • Die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Bildungswerke in Österreich/AEBW ist der Zusammenschluss der Bildungswerke, Akademien/Diakonie Akademie, Arbeitskreis für Weltmission, Pro Ecclesia und des Frauenwerks ("Evangelische Erwachsenenbildung").
Aus Autorensicht bedarf es künftig

  • einer Entbürokratisierung der Gremienarbeit und
  • vermehrter Erwachsenenbildung und Öffentlichkeitsarbeit.
  • Die Kommunikation in einer Diasporakirche bedarf verstärkter Aufmerksamkeit.
  • Freiwilligenarbeit ("Ehrenamtlichkeit") benötigt planvolle und betreute Nachwuchsarbeit mit einer zeitgemäßen Personalentwicklung.
Literaturverzeichnis    

Angeführt sind jene Titel, die für die Arbeit verwendet und/oder direkt zitiert werden

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Schorn-Schütte L. (2013): Die Reformation. Vorgeschichte-Verlauf-Wirkung, Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1394, Bonn

Tillich P. (1950): Der Protestantismus. Prinzip und Wirklichkeit, Stuttgart

Troeltsch E. (2001): Die Bedeutung des Protestantismus für die Entstehung der modernen Welt(1906/1911), in: Rendtorff T.: Kritische Gesamtausgabe, Bd. 8, Berlin-New York, 199-316

Vocelka K. (2013): Multikonfessionelles Österreich. Religionen in Geschichte und Gegenwart, Wien-Graz-Klagenfurt

Zimmerling P. (2002): Die charismatischen Bewegungen. Theologie-Spiritualität-Anstöße zum Gespräch, Göttingen

IT-Autorenbeiträge    

Die IT-Beiträge dienen der Ergänzung der Thematik.


Netzwerk gegen Gewalt

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Religion

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Politische Bildung

Zum Autor    

APS-Lehramt (VS; HS/D-GS-GW; PL/D-SWZ-BK) (1970, 1975, 1976); zertifizierter Schülerberater und Schulentwicklungsberater (1975, 1999); Mitglied der APS-Lehramtsprüfungskommission beim Landesschulrat für Tirol (1993- 2002)

Absolvent des Instituts für Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/Doktorat? (1985), des 1. Lehrganges Ökumene/ Kardinal König-Akademie Wien/Zertifizierung (2006), des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg-Klagenfurt/MSc (2008), der Weiterbildungsakademie Österreich/ Diplome (2010), des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), des 4. Internen Lehrganges für Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/Zertifizierung (2016), des Fernstudiums Erwachsenenbildung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium - Comenius Institut Münster/ Zertifizierung (2018), des Fernstudiums Nachhaltige Entwicklung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium - Comenius Institut Münster /Zertifizierung? (2020)

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/ Universität Wien/ Berufspädagogik-Vorberufliche Bildung (1990/1991-2010/2011), Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte/ Universität Salzburg/ Lehramt Geschichte-Sozialkunde-Politische/ Didaktik der Politischen Bildung (2016, 2018), Lehrbeauftragter am Kirchlichen Lehrgang der Superintendenz Salzburg und Tirol-Basisausbildung zur Religionslehrkraft an Allgemeinbildenden Pflichtschulen (2018-2020)

Kursleiter an den Salzburger VHSn Zell/See, Saalfelden und Stadt Salzburg (2012-2019); Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche (2000-2011), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks in Tirol (2004-2009, 2017-2019)

Aufnahme in die Liste der sachverständigen Personen für den Nationalen Qualifikationsrahmen/NQR, Koordinierungsstelle für den NQR/ Wien (2016)

MAIL dichatschek (AT) kitz.net

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 6. August 2023