Kolonialisierung
Aspekte einer Entwicklung europäischer Imperien und ihrer Folgen | |
Günther Dichatschek
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Vorbemerkung | |
Europäer haben über Jahrhunderte andere Weltregionen erforscht, erobert, besiedelt, beherrscht und ausgebeutet. Die Begegnung mit dem "Anderen" und die Fragen nach eigener Identität wurden im Sinne einer Höherwertigkeit, Überlegenheit und dem Nutzen in Verbindung mit Macht und Gewalt beantwortet und nach dem Stand von Wissen, Religion, Recht und Politik begründet.
Die Menschen wurden in die Rolle der Unterlegenen in einem Selbstermächtigungsprozess gezwungen. Die Weichenstellungen dauern bis heute an. Es gab kaum bzw. zu wenig Wissen und ein (zu) geringes Bewusstsein in Europa über die Zeit der kolonialen Landnahme und die bedeutsamen Folgerungen.
In den letzten Jahren gibt es Anzeichen einer Bewusstseinsänderung und eines zunehmenden öffentlichen Interesses. Die Politische Bildung in Verbindung mit Intercultural Studies beschäftigen sich mit kolonialen Entwicklungen und "Postcolonial Studies". Verstärkt wird das Interesse durch die Perspektiven einer Globalisierung, Migration, weltweiten Vernetzung und den Handlungszwang in der Politik.
Ausgangspunkt des Autors für die Studie sind die Absolvierung
- des Universitätslehrganges Politische Bildung,
- des Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz,
- des Internen Lehrganges für Hochschuldidaktik,
- die Lehrtätigkeit in Didaktik der Politischen Bildung und
- die Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.
Die Studie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und beruht auf persönlichen Interesse.
Die Gliederung beinhaltet die Kapitel einer Einleitung,
1 Einleitung | |
Europas Kolonialismus hat große Teile der Erde massiv beeinflusst und erlebte zu Ende des 19. Jahrhunderts seinen Höherpunkt im Hochimperialismus. Kontrovers ist die Bewertung europäischer Ausbreitung mit Machtausübung, Gewalt, sozio-ökonomischer Ausbeutung und der Veränderung europäischer Gesellschaften.
1978 veränderte der Edward SAID mit seiner Studie "Orientalismus" die Sichtweise von Kolonialismus und Dekolonisierung. Wenige Jahre vorher ging mit dem Rückzug der Kolonialmacht Portugals aus Angola, Mosambik und Guinea-Bissau? ein Epoche mit dem Beginn der Entdeckung Amerikas 1492 und globalen Entwicklung zu Ende.
Es lässt sich von einer "Unterwerfung der Erde" durch Europa sprechen (vgl. REINHARD 2018).
Gründe der Ausbreitung Europas waren die Entdeckerlust, Neugier um das Wissen von fremden Ländern, militärische und wirtschaftliche Vormachtstellung, missionarischer Antrieb und Zivilisationsbestreben.
- Verwiesen wird auch auf die Errungenschaften einer modernen Infrastruktur, des Bildungswesens und der Wissenschaft.
- Selbst die Bestrebungen eigener Nationalstaatlichkeit im 20. Jahrhundert in Asien und Afrika schienen europäischem Vorbild in bestimmten Bereichen zu folgen.
- Mitunter wurde die Erde in die Kategorien Europa und Außereuropa eingeteilt.
Edward SAID bot einen neuen Blick auf die koloniale Vergangenheit.
- Hier wird der Orient, bei Said der Nahe Osten und arabische Welt, scheinbar durch Europäer zivilisiert, von ihm als Konstruktion westlicher Wissenschaft und und Literatur beschrieben, systematisch als "anders" dargestellt.
- Diese(r) Raum bzw. Region in ihrer Alterität anders als Europa irrational, unbeherrscht, mysteriös und religiös in einer aufgefassten Andersartigkeit lässt erst die Menschen in Europa eine eigene Identität gewinnen, damit werden in der Kontroversität die Grenzen Europas aufgelöst.
Zu den umstrittenen Begriffen gehört der Imperialismus im 20. Jahrhundert. Beinhaltet werden in ihrer Vielfalt die Kritik an den ungleichen Machtverhältnissen. Wirtschaftliche Ausbeutung und politische Unterdrückung werden hervorgehoben. Im allgemeinen Verständnis bezeichnet man eine Machtbeziehung mit ihrem Einfluss auf andere über ihre Grenzen hinaus. Geoökonomische und geopolitische Interessen bestimmen die Bildung von Imperien.
Kolonialismus kann als eine Spielart von Imperialismus verstanden werden. Hier kommt noch die Machtausübung über fremde Territorien zum Tragen.
- Jürgen OSTERHAMMEL (2017) definiert Kolonialismus als Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven mit Entscheidungen über die Lebensführung durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungsfähige Minderheit unter Berücksichtigung externer Interessen und ihrer Durchsetzung.
- Weitere Perspektiven sind mit Edward SAID die nicht allein europäische Machtprojektion nach außen, vielmehr auch ein in die europäische Gesellschaften hineinwirkendes Phänomen.
- Frederick COOPER (2012) hat von "imperialen Räumen" gesprochen, in denen Zugehörigkeit und Ausschlüsse, kulturelle Autonomie, soziale Rechte und politische Partizipation verhandelt werden. Die Fragen werden seit 1789 in der Französischen Revolution in Europa und ach in den europäischen Kolonien / Überseegebieten gestellt. In der Menschenrechtsfrage sind die Kolonien ein gemeinsamer politischer Raum.
- Der Schwerpunkt auf die Welt heute liegt auf Westeuropa, Russland, USA und Asien bleiben ausgeblendet.
Dekolonisation bezeichnet nach Christoph KALTER und Anette SCHUHMANN (2010) das Ende der Kolonisation, damit den Wechsel in die staatliche Unabhängigkeit.
Dekolonisation bezeichnet dagegen den historischen Ablösungsprozess in der politischen-wirtschaftlichen-sozialen-kulturellen Dimension.
2 Phasen europäischer Expansion | |
3 Hochimperialismus | |
4 Niedergang europäischer Imperien | |
5 Auflösung europäischer Imperien | |
6 Kultureller Wandel | |
Literaturverzeichnis | |
Abgeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und /oder direkt zitiert werden.
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