Netzwerk Gegen Gewalt - Ein Offenes WikiWeb - Jeder kann sich beteiligen!

Afrika

Grundwissen Afrika    

Theorie, Praxis und Handlungsfelder im Kontext historisch-politischer Bildung    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Grundwissen Afrika   
Theorie, Praxis und Handlungsfelder im Kontext historisch-politischer Bildung   
Widmung   
Danksagung   
Vorbemerkung   
Teil I Kontinent Afrika   
1 Einführung   
2 Lage   
3 Oberflächengestalt   
4 Gewässer   
5 Klima - Vegetation   
6 Bevölkerung   
6.1 Bevölkerungsdichte   
6.2 Bevölkerungsstruktur   
7 Wirtschaft   
7.1 Landwirtschaft   
7.2 Bodenschätze   
7.3 Verkehrsnetz   
Teil II Dekolonisation und Zukunftsgestaltung Afrikas   
8 Hinführung   
9 50 Jahre Dekolonisierung   
9.1 Kerngedanken   
9.2 Grenzen einer Demokratiesierung   
10 Mau- Mau Bewegung - Historie   
11 125 Jahre Widerstand in Kamerun gegen Kolonialismus   
12 Arabischer Frühling   
12.1 Tunesien   
12.2 Libyien   
12.3 Ägypten   
13 Zukunftsgestaltung des Kontinents   
13.1 Bewegungen   
13.2 Internationalität   
14 Kritik postkolonialer Theorie   
III Geschichte Afrikas 19. und 20. Jahrhundert   
15 Ausgangssituation 19. Jahrhunderts   
15.1 Nordafrika   
15.2 Westafrika   
15.3 Zentralafrika   
15.4 Ostafrika   
15.5 Südafrika   
15.6 Sozioökonomisch-kulturelle Veränderungen im 19. Jahrhundert   
15.7 Ausbreitung Islam   
15.8 Ausbreitung der Fremden   
15.9 Verbot des Sklavenhandels   
15.10 Wachsen des Warenaustausch   
15.11 Europäische Mächte und Siedler in Nord- und Südafrika   
15.12 Suezkanal - Aufteilung Afrikas   
15.13 Modernisierung der Gesellschaft und Wirtschaft   
15.13.1 Nordafrika   
15.13.2 Westafrika   
15.13.3 Ostafrika   
16 Koloniale Eroberungen   
16.1 Weltpolitik   
16.2 Aufbau von Kolonien   
16.3 Politische Folgen   
16.4 Sozioökonomische Folgen   
16.4.1 Kolonialwirtschaft   
16.4.2 Siedlerkolonien   
16.4.3 Eisenbahnprojekte   
16.4.4 Bergbaukolonien   
16.4.5 Afrikanische Wirtschaft   
16.4.6 Perioden der Wirtschaftspolitik   
17 Widerstand in Afrika   
18 Unabhängigkeit - Hoffnungen   
IV Konfliktregionen   
19 Mali   
19.1 Brückenland   
19.2 Zeittafel   
20 Kongo   
20.1 Erster Kongokrieg   
20.2 Zweiter Kongokrieg - Große Afrikanische Krieg   
20.3 Dritter Kongokrieg   
20.4 Kriegsfolgen   
V Entwicklungszusammenarbeit   
21 Strukturprozesse   
22 Entwicklungsdekaden   
23 Grundmodell und Praxis der EZ   
Literaturverzeichnis   
Zum Autor   

Widmung    

Gewidmet meiner Tochter Katrin

Danksagung    

Zu Dank bin ich dem Kollegenkreis des Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz verpflichtet.

Ohne Politische Bildung wäre ein Verständnis der Thematik unvollständig, daher auch gilt der Dank an den Kollegenkreis des Universitätslehrganges Politische Bildung.

Zu danken ist Helmut Leitner für die technischen Hilfestellungen bei der Manuskripterstellung.

Dankbar bin ich für die jahrelange reibungslose Autorenbetreuung des Akademikerverlages.

Günther Dichatschek

Vorbemerkung    

Von Interesse ist zunehmend das Verhältnis Europas zu Afrika, welches sich in den Elementen der Wanderungsbewegungen und Globalisierung in ihrer Vielfalt erweist.

Zudem erweisen sich die sich die globalen Entwicklungen als relevant für eine Notwendigkeit der Kenntnis von Theorie, Praxis und Handlungsfelder. Die Entwicklung eines Kontinents zu skizzieren aus der Sicht Politischer Bildung umfasst die Lebensbedingungen in der Größe der Räume, Formen der Wirtschaft, politischer Organisationen, gesellschaftlicher Strukturen und kulturelle Äußerungen.

Ausgangspunkt für den Autor ist der historisch-politisch-kulturelle Kontext als Grundwissen in den Kapiteln der Kontinent, die Dekolonisation, Zukunftsgestaltung, die Geschichte Afrikas, Konfliktregionen und Entwicklungszusammenarbeit. Der Studie kommt neben der tertiären Ausbildung der Fachliteratur eine besondere Bedeutung zu.

Teil I Kontinent Afrika    

1 Einführung    

Afrika ist der zweitgrößte Kontinent der Erde. Die Oberflächengestalt wird durch weiträumige Becken und Schwellen geprägt. Im Osten durch Grabenbruchsysteme mit großen Seen. Der Kontinent liegt überwiegend in den Tropen und besitzt in der Folge viele Klima- und Vegetationszonen.

Afrikanische Staaten sind überwiegend agrarisch strukturierte Entwicklungsländer. Armut, Hunger, hohe Kindersterblichkeit, Seuchen, Dürre und Bürgerkrieg sind in vielen Ländern verbreitet. Eine gering entwickelte Industrie macht die Staaten abhängig von den Industrienationen und ergibt eine hohe Verschuldung häufig.

Politische Instabilität und ethnische Konflikte kennzeichnen die Situation in Ländern (vgl. im Folgenden zur Übersicht vgl. > https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geografie/artikel/der-kontinent-afrika [30.10.2022]).

2 Lage    

Als zweitgrößter Erdteil nach Asien mit 30 Mio. km2 nimmt er ein Fünftel der Erdoberfläche ein und umfasst die dreifache Größe von Europa. Vom nördlichsten Punkt bis zu Südspitze Afrikas sind es rund 8000 km. Die größte Ost-West-Entfernung beträgt rund 7600 km.

Der Äquator halbiert den Kontinent und reicht jeweils bis zum 35. Breitenkreis rund gleich weit nach Norden und Süden. Die Küste ist auffallend schwach gegliedert. Vorgelagert sind nur wenige Inseln, einzig als große Insel ist dies Madagaskar.

Von Europa wird Afrika durch das Einbruchbecken des Mittelmeers getrennt. Mit Asien hängt Afrika mit der Landenge von Suez zusammen. Durch den Graben des Roten Meeres ist es von Asien getrennt (vgl. im Folgenden DUDEN Learnattack 2022).

3 Oberflächengestalt    

Der größte Teil Afrikas besteht aus der Afrikanischen Platte. Eine Ausnahme bildet der geologisch junge Atlas, der zumeist durch Plateaus und Tafelgebiete bestimmt wird. Im Süden und Osten erreichen sie im Durchschnitt über 1000m (Hochlandafrika). Mehr als die Hälfte Afrikas liegt unter 500 m (Niederafrika). Durch Hebungen und Senkungen entstanden im Tertiär die heutige Oberflächenform (Topographie).

Afrika gilt als Kontinent der Becken und Schwellen. An kleinere abflusslose Beckenlandschaften der Sahara schließen sich im Süden das Nigerbecken, Tschadbecken und Weißnilbecken an.

In der Mitte Afrikas liegt das Kongobecken mit der Nordäquatorialschwelle im Norden und im Süden durch die Lundaschwelle abgeschlossen wird.

Im Süden liegt in der Mitte das Kalaharibecken, das im Südosten von einem alten Gebirgsstock in den Drakenbergen mit knapp 3500 m Höhe begrenzt wird.

Der Osten vom Roten Meer bis zum Sambesi wird vom Ostafrikanischen Grabensystem und dem Zentralafrikanischen Graben durchzogen. Plattenteile driften auseinander, damit kommt es zur Bildung von Lavadecken und Vulkanen. Das Hochland von Äthiopien mit bis zu 2000 m hohen Basaltdecken ist so überzogen. Südlich erheben sich an den Gräben nicht mehr aktive Vulkane. Dazu gehören mit 5895m Höhe Afrikas höchster Berg der Kilimandscharo und der Mount Kenia 5194 m.

4 Gewässer    

In den Grabenbrüchen entstanden die großen Grabenseen wie der Tanganjikasee (Tiefe bis fast 1500 m), der Malawisee oder der Albertsee sowie der größte Flächensee Victoriasee (runder Beckensee). In den Becken der Trockengebiete liegt der abflusslose Tschadsee. Es bilden sich durch die hohe Verdunstung Salzseen und Salzpfannen wie die Schotts (algerische Sahara und in Tunesien).

Die großen Ströme Afrikas mit dem Nil, Kongo, Niger und Sambesi entwickeln sich in den Feuchtregionen. Mit mächtigen Wasserfällen und Stromschnellen werden die Schwellen überwunden. Kennzeichnend sind die periodischen Wasserführungen.

In den Wüstengebieten gibt es sporadisch durchflossene Wadis.

5 Klima - Vegetation    

Durch die Lage Afrikas beiderseits des Äquators gibt es die Klimazonen und Vegetationszonen in idealtypischer Anordnung.

Immerfeuchte Tropen am Äquator mit ganzjährigen hohen Niederschläge bei gleichbleibenden Temperaturen um 25 Grad bilden den tropischen Regenwald.

Wechselfeuchte Tropen mit zwei Regenzeiten am Rand der Tropen vereinigen sich mit den Regenzeiten zu einer im Sommer und immergrünen Wäldern.

Mit wachsendem Abstand zum Äquator verringern sich die Regenzeiten. Die Savannen verwandeln sich in Trockensavannen und weiter nördlich in Dornensavannen.

Die Savannen gehen in der Folge in Halbwüsten und in die Wüsten im Norden in die Sahara und im Süden in die Namib über, wo nur sporadische Niederschläge fallen.

Die Nordküsten und Südküsten Afrikas weisen Mittelmeerklima mit mediterraner Vegetation auf.

6 Bevölkerung    

Afrika wird von rund einer Milliarde Menschen bewohnt.

6.1 Bevölkerungsdichte    

Die Bevölkerungsdichte schwankt stark nach ökonomischen und ökologischen Bedingungen. Gunsträume wie Industriezentren in Nigeria und Bergbaugebiete Südafrikas, Küstengebiete und das Nildelta sind dicht besiedelt.

Das Bevölkerungswachstum ist hoch, in Afrika lebten 1950 222 Mio. Menschen, 1996 schon 730 Mio. Das Wachstum in den Städten ist schwächer als auf dem Land, wo aber 80 Prozent leben. Die Ausbreitung von Aids ergab in einigen Regionen sogar einen Zusammenbruch des öffentlichen Lebens.

6.2 Bevölkerungsstruktur    

Afrika ist das Kerngebiet der dunkelhäutigen Negriden. Südlich der Sahara lebt der größte Bevölkerungsanteil. Neben zugewanderten Europäern und Asiaten leben noch kleine Bevölkerungsgruppen wie Pygmäen und Buschmänner in Schwarzafrika.

In Nordafrika überwiegen Araber und Berber.

In Südafrika und Namibia bilden Bewohner europäischer Abstammung eine Minderheit und spielen noch vor kurzer Zeit eine Rolle in Politik und Wirtschaft.

Unterschieden werden afrikanische Völker zumeist nach ihren Sprachen, etwa den nigritischen Sprachen am Niger und Kongo und den dazugehörenden Bantusprachen in Ostafrika sowie den nilosaharischen Sprachen im Sahararaum und im Nordosten Afrikas.

An Religionen sind das Christentum und der Islam verbreitet. Naturreligiöse Kulte und Riten haben sich auch mit den großen Religionen teilweise vermischt.

Im globalen Vergleich ist der Lebensstandard niedrig, abgesehen von wenigen Ländern in Nordafrika und Südafrika. Große Teile sind von Armut, Hunger, Krankheiten und Bürgerkriegen mit Flüchtlingswellen bedroht.

7 Wirtschaft    

Afrika ist vorwiegend agrarisch strukturiert. Vielfach gibt es einfache Wirtschaftsformen.

7.1 Landwirtschaft    

Ackerflächen werden im tropischen Regenwald durch Brandrodung gewonnen. Diese sind nur für kurze Zeit fruchtbar, sie müssen an neuen Standorten angelegt werden. Die Bauern wandern mit ihren Feldern durch den Wald. Arbeitsgeräte sind vorwiegend die Hacke und der Grabstock. Der "Hackbau" ist auch in der Savanne verbreitet.

Die Landnutzung dient zumeist der Selbstversorgung. Duwe niedrige Produktivität lässt kaum eine Vermarktung zu. Der Pflugbau in den subtropischen Regionen und den Oasen ergibt eine höhere Produktivität auch mit Bewässerung und in Verbindung mit einem Genossenschaftswesen eine Vermarktung.

Pflanzungen und Plantagen mit Erstverarbeitung produzieren speziell für den Export. Da die Produktion oft von den Abnehmern bestimmt wird, kommt es zu einseitiger Ausrichtung auch ganzer Länder wie Kenia Sisal, Angola Bananen und Kaffee, Ghana Kakao. Die Monowirtschaft hat Abhängigkeit vom Weltmarkt zur Folge. Edelhölzer werden exportiert.

7.2 Bodenschätze    

Afrika ist reich an Bodenschätzen wie Gold, Diamanten, Platin, Antimon, Kupfer, Mangan und Chrom in Guinea, Südafrika, Sambia, Simbabwe und der Demokratischen Republik Kongo.

Erdölvorkommen gib es in Nigeria, Algerien und Libyen.

7.3 Verkehrsnetz    

Ein gesamtafrikanisches Verkehrsnetz über transkontinentale Verbindungen gibt es nicht.

Ein Eisenbahnnetz gibt es nur in Nordafrika und Südafrika.

Das Straßennetz ist noch weitmaschig, wird aber ausgebaut.

Teil II Dekolonisation und Zukunftsgestaltung Afrikas    

8 Hinführung    

Im Jahre 2010 begingen 17 afrikanische Staaten den 50. Jahrtag ihrer Unabhängigkeit vom Kolonialismus. Der Höhepunkt des europäischen Imperialismus und das Ende dieser historischen Epoche fiel mit zahlreichen Feiern zusammen. Thematisiert wurde eine kritische Bilanz der Unabhängigkeiten und der Kolonialismus ehemaliger Kolonialmächte.

Für die Politische Bildung ist der afrikanische Kontinent eine pädagogische Herausforderung, zumal im Kontext der Globalisierung und vorhandener Migrationsströme Afrika von zunehmender Bedeutung wird.

Der Gegensatz zwischen diesen Perspektiven könnte nicht größer sein. Ein Stolz für die Erreichung von Unabhängigkeit, die Erinnerung des Kampfes für Freiheit und Hoffnung auf eigenständige Entwicklung und Dekolonisierung, zunehmende Bedeutung des Kontinents in seiner Vielfalt und Vitalität.

Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen der Studie sind die Absolvierung des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung, des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz und die Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.

Die folgenden Kapitel entsprechen dem Interesse des Autors und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Näher eingegangen wird auf die Perspektiven von 50 Jahren Dekolonisierung, die Historie der Mau-Mau-Bewegung im Kontext Politischer Bildung, 125 Jahre Widerstand in Kamerun gegen den Kolonialismus, den Arabischen Frühling in Nordafrika, die Zukunftsgestaltung Afrikas und die Kritik postkolonialer Theorien.

9 50 Jahre Dekolonisierung    

Achill MBEMBE (2012, 12-17), ein bedeutender postkolonialer afrikanischer Theoretiker der Gegenwart, stellt nach der Dekolonisation fest

  • autoritäre Restauration,
  • vorgetäuschte Mehrparteiensysteme,
  • soziale Gewalt,
  • schwelende Konflikte und offene Kriege,
  • eine Ökonomie im Sinne merkantilistisch-kolonialer Logik mit einer Begünstigung einer Ausraubung,
  • abgesehen von einigen Ausnahmen.
9.1 Kerngedanken    

Im Folgenden werden die Kerngedanken von MBEMBE als Historiker, Politologe und Universitätslehrer in den USA/ Berkeley und Yale dargelegt.

In den meisten Fällen sind die Afrikaner/innen noch immer nicht in der Lage, ihr Führungspersonal frei zu wählen.

Es geht um die Erhaltung von Macht auf Lebenszeit in vielen Ländern, die Kontrolle über die Bürokratie, Ökonomie und besonders die Armee, Polizei und Milizen. Diese Verhältnisse blockieren besonders im frankophonen Afrika die Entwicklung.

Fünf Tendenzen fallen auf.

  • Fehlen eines Denkens der Demokratie als Alternative,
  • Niedergang jeglicher Perspektive einer sozialen Revolution,
  • Senilität der politischen Elite mit Chaos und Bruderkriegen,
  • Einkapselung ganzer Teile der Gesellschaft, dem Wunsch Hunderter von Millionen überall zu leben, nur nicht zu Hause (Migration und Flucht) und
  • Entstehung einer Kultur der Erpressung, des blutigen Aufruhrs ohne Zukunft und Gewalt ohne ein alternatives politische Projekt mit Symbolen von Kindersoldaten, Arbeitslosen in Elendsvierteln mit blutigem Populismus.
Diese Darstellung von Tendenzen bedeutet jedoch nicht, dass es in Afrika kein gesundes Streben nach Freiheit und Gemeinwohl gäbe. Dieses Streben findet allerdings nur mit Mühe zu Praktiken, einer Bildung neuer Institutionen und einer neuen politischen Kultur statt.

Für die Demokratie in Afrika müsste sie von organisierten gesellschaftlichen und kulturellen Kräften getragen werden, von Institutionen und Netzwerken, die direkt einem demokratischen Geist, dem kulturellen Gedächtnis und der Tradition der Solidarität entspringen. Ein solches Denken muss antizipatorisch und pragmatisch sein. Dies müsste über das antikolonialistische und antiimperialistische Erbe hinausgehen.

9.2 Grenzen einer Demokratiesierung    

Behindert wird eine Demokratisierung des Kontinents.

Zunächst durch die Härte der politisch-ökonomischen Zwänge, die Knute des Neoliberalismus, die Kämpfe nach gefälschten Wahlen und soziale Konflikte in Form von Migration, Kriminalität und allen Formen der Illegalität. Die Menschen fühlen sich ausgeliefert der Gewalt, Krankheiten, religiösen Glaubensauseinandersetzungen/ US-Evangelikalismus und islamischen Glaubenskonflikten, Formen von Magie und Phänomenen von Erleuchtungsglauben.

Anderseits haben die ökonomischen Zwänge das demokratische Projekt des Inhalts entleert. Es besteht die Unfähigkeit, den Zyklus der Ausraubung zu verlassen, die Formen des sozialen Kampfe um das Überleben in den Elendsvierteln und den Zugang zu materiellen, kulturellen und intellektuellen Ressourcen belastet jedoch.

In der Folge ist die Dekolonisation nicht nur eine afrikanische Angelegenheit und erhält eine internationale Dimension.

Frankreich hat seit 1960 kein Interesse an einer Demokratisierung, vielmehr am alten Kolonialverhältnis.

Die USA widersetzt sich nicht einer Demokratisierung, allerdings forcieren private US-Institutionen in Formen von Stiftungen, Moralismus und Evangelikalismus.

China weicht kaum vom Modell der Extraktionsökonomie ab.

Das Beispiel Südafrika hat weder die Mittel noch den Willen und politische Ressourcen, die Demokratie außerhalb des eigenen Landes zu fördern.

Realistisch müsste ein kontinentaler "New Deal" zwischen den afrikanischen Ländern und internationalen Mächten ausgehandelt werden. Dieser "New Deal" wäre für den Wiederaufbau des Kontinents verbunden. Es ginge um eine multilaterale Einführung von finanziellen, völkerrechtlichen und ökonomisch-ökologischen und zukunftsfähigen Transformationen.

Auf dieser Ebene müsste die Frage demokratisch und ökonomischen Fortschritts in der notwendigen Breite in den nächsten Jahrzehnten betrachtet werden.

Als Faktoren müssen die soziale Vielfalt, Identitäten, Loyalitäten, Autoritäten und Normen berücksichtigt werden. Es bedarf einer Fantasie neuer Formen der Mobilisierung und des Leaderships in der Vielfalt des Kontinents.

10 Mau- Mau Bewegung - Historie    

Von Interesse ist die Mau-Mau Bewegung in Kenia in der Darstellung internationaler kenianischer politischer Aktivisten (vgl. Shailja PATEL 2012, 56-59).

Bis 2006 wurde die Geschichte eines Kampfes um Freiheit und Unabhängigkeit nicht aufgearbeitet. Dies ist daher die Historie, die man in der Schule nicht gelehrt und gelernt hat. In mündlicher Überlieferung wurden die Greueltaten von Überlebenden geschildert.

In der Schule wurde gelehrt, dass der Unabhängigkeitskampf friedlich erlangt ohne Blutvergießen wurde. Kenia sollte das Modell sein, an das dass restliche Afrika sich richten sollte. Ziel war eine multikulturelle Nation, in der Weiße, Asiaten und Afrikaner in Harmonie lebten.

Von 1952 bis 1960 organisierte man einen erbitterten Guerillakampf, den Mau Mau-Widerstand.

Gefordert wurde von der britischen Kolonialmacht Freiheit und Unabhängigkeit für das Land. Der Kampf war ein Unabhängigkeitskrieg.

Frauen spielten eine zentrale Rolle als Soldatinnen und Versorgerinnen der Truppen, die sich in den Wäldern versteckten. Die Reaktion der britischen Kolonialmacht war grausam in ihrem Ausmaß.

Die Briten kerkerten ein, folterten und ermordeten mehr als 25 000 Frauen, Männer und Kinder. Mehr als eine Million wurden über acht Jahre in Konzentrationslagern interniert, wo Zwangsarbeit, Hungertod, Folter, Ermordungen der Alltag waren.

Im Kenianischen Unabhängigkeitskrieg starben weniger als 100 Weiße und mehr als 25 000 Afrikaner. Die Hälfte waren Kinder unter zehn Jahren.

Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1963 lebten rund 60 000 weiße Siedler in Kenia. Die neue Regierung musste sich 12,5 Millionen Pfund von der britischen Regierung leihen, um Land der Siedler, die wegziehen wollten, zurückzukaufen.

11 125 Jahre Widerstand in Kamerun gegen Kolonialismus    

Ebenfalls von Interesse für die Politische Bildung ist die Deklaration von Prinz Kum'a NDUMBE III - 22.Dezember 1884 - 22.Dezember 2009 - als legitimer Erbe der Königsinsignien vor 125 Jahren zum "Widerstand gegen den Kolonialismus" (vgl. Kum'a NDUMBE 2012, 137-139).

Vor 125 Jahren hat die deutsche Kolonialmacht durch militärische Gewalt und mit Strohmännern den Tangue der Bele Bele als Kriegsbeute geraubt, um ihn im Münchner Volkskundemuseum später auszustellen. Der Tangue ist die Königsinsignie der Bele Bele. Die Holzschnitzerei hat für die Küstenvölker Kameruns eine große spirituelle Bedeutung und nimmt beim Wasserfest eine zentrale Rolle ein.

"Ich bitte Sie, diese Fahne vom Mast herunterzuholen. Niemand hat uns gekauft. Sie wollen uns mit viel Geld bestechen, wir haben es abgelehnt. Ich bitte Sie, uns unsere Freiheit zu lassen und keine Unordnung zu uns zu bringen." Mit diesen Worten wandte sich der König der Bele Bele Kum'a Mbape am 28. August 1884 schriftlich an den deutschen Konsul.

In der Folge finden nach der Ablehnung durch die deutsche Kolonialmacht Kämpfe in Bonanjo, Akwa, Deido und Bonaberi statt. Die deutsche Reichsmarine bombardiert Bonaberi und stürmen mit mehr als 300 Soldaten das Gelände.

Dies ist die Geburtsstunde des Widerstandes gegen den Kolonialismus in Kamerun.

12 Arabischer Frühling    

Mohammed BOUAZIZI hat Weltgeschichte trotz großer Armut und Arbeit Tag und Nacht geschrieben. Mit einer Ohrfeige einer Polizistin begann seine Verzweiflungstat der Selbstverbrennung. Die ersten Demonstrationen in Tunesien sollten eine Protestbewegung innerhalb von wenigen Wochen von Millionen in Nordafrika bis in den Nahen Osten auslösen (vgl. SEIBERT 2021, 31-44).

Für die afrikanische Problematik in Tunesien, Libyen und Ägypten wird im Folgenden die Situation in Nordafrika angesprochen.

12.1 Tunesien    

Armut, Chancenlosigkeit, Korruption, Verachtung durch die Behörden lösten die Protestbewegung im Süden Tunesiens aus. Staatschef Ben Ali bekam die Lage nicht mehr in den Griff. Mit dem Tod von Mohammed BOUAZIZI am 4. Jänner 2011 war ganz Tunesien in Aufruhr. Die Tage von Ben Ali an der Macht waren gezählt. Er und seine Familie sollen ein Milliardenvermögen zusammengerafft haben. Am 14. Jänner 2011 floh Ben Ali nach Saudi-Arabien. In Abwesenheit wurde er wegen seiner Verantwortung für den Tod von Demonstranten in Tunesien zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Im September 2019 starb er im saudischen Exil.

Tunesien wurde trotz vieler politischen und ökonomischen Probleme zum einzigen Land des Arabischen Frühlings, in dem der Übergang von einer Diktatur zur Demokratie einigermaßen funktionierte.

12.2 Libyien    

Ben Alis Sturz wirkte folgenreich für die gesamte Region, weil nicht das Militär, sondern das Volk für einen Machtwechsel sorgte. Einen Monat nach dem Sturz von Ben Ali kam es auch in Libyen zu ersten Protesten gegen den Staatschef Muammar Gadaffi. Anlass war ein Gewalteinsatz gegen Demonstranten in Benghazi. Schnell entwickelten sich bürgerkriegsähnliche Kämpfe zwischen den Sicherheitskräften und Aufständischen, wobei sogar die Luftwaffe eingesetzt war. In den ersten Tagen starben 300 Zivilisten. Die UNO verhängte ein Flugverbot und im März griffen britische und französische Kampflugzeuge libysche Regierungsstellen an. Folgenreich war der NATO-Einsatz auf Grund von UN-Entscheidungen. Russland und China bestärkte die Überzeugung, dass der Westen seinen Einfluss in Nordafrika ausweiten würde. Gaddafi floh aus Tripolis in der Folge und wurde bei Sirte getötet. Die späteren Auseinandersetzungen zwischen den Milzen und verschiedensten Gruppierungen zerrissen das Land. Der Konflikt hält bis heute an und wird durch ausländische Kräfte angeheizt.

12.3 Ägypten    

In Ägypten geriet durch Massenproteste Hosni Mubarak unter Druck. Bereits drei Wochen nach dem Tod Ben Alis kam es zu Demonstrationen. Auch hier war der Tod eines jungen Mannes (Khaled Said) Grund für eine Welle von Protesten, Zentrum war der Tahir-Platz in Kairo. Gefordert wurden mehr Demokratie, freie Medien und mehr Arbeitsplätze. Trotz des Rücktritts von Mubaraks 2012 kam es zu keinem Frieden.

Ein Jahr später wurde Mohammed Mursi als Mitglied der Muslimbruderschaft zum Präsidenten gewählt. 2013 zwang die Armee Mursi zum Rücktritt, Abdel Fattah el-Sidi ließ die Mitglieder der Muslimbruderschaft festnehmen und wurde 2014 selbst Präsident. Damit war in Ägypten ein Alleinherrscher aus dem Militär zur Macht gekommen.

13 Zukunftsgestaltung des Kontinents    

Zukünftige Herausforderungen für Afrika ergeben sich aus den Unabhängigkeitsbemühungen/ politischen Bewegungen bzw. Parteien der entstandenen Staaten, wobei von den Kolonialmächten alles dagegen unternommen wurde (vgl. TRAORE 2012, 120-125).

13.1 Bewegungen    

Die folgenden Bewegungen entstehen in

  • Algerien FLN Nationale Freiheitsfront
  • Guinea-Cap Verde PDG/ RDA Demokratische Partei
  • Kamerun UPC Union der kamerunischen Bevölkerung
  • MPLA Angola Volksbewegung zur Befreiung Angola
  • FREMILO Mosambik Mosambikische Befreiungsfront
  • ZANU Simbabwe Afrikanische Nationalunion
  • SWAPO Namibia Südwestafrikanische Volksorganisation
  • ANC Südafrika Afrikanischer Nationalkongress
Die Unabhängigkeiten sind das Ergebnis zahlreicher Opfer der Völker, beispielhaft 1947 in Madagaskar und wenig später in Kamerun.

Zusammenarbeit mit der ehemaligen Kolonialmacht setzten sich etwa in der Elfenbeinküste und dem Senegal durch.

Auf dem afrikanischen Kontinent entstehen unzählige politische Parteien, Gewerkschaften und NGOs mit ihren verschiedenen Zielen. Der Kampf um die Veränderung der Gesellschaft(en) ergibt eine Zersplitterung auf dem Kontinent.

13.2 Internationalität    

Internationale Solidarität wird erforderlich, insbesondere im Kampf gegen Arbeitslosigkeit, Hunger, Seuchen, Bodenverschwendung bzw. Zerschlagung von Familienwirtschaften und nationalen Unterdrückungsmaßnahmen.

Mit der Afrikanischen Union/OAS und Teilorganisationen der UNO entstehen in der Folge erste internationale Bemühungen am Kontinent.

Letztlich ist der Zustand des Kontinents in seinen regionalen Unterschiedlichkeiten von einer totalen Abhängigkeit von der Außenwelt geprägt.

14 Kritik postkolonialer Theorie    

Im Folgenden wird exemplarisch auf die Kritik postkolonialer Theorien eingegangen.

Nach der Dekolonisation in Afrika (und Asien) war die Theoriedebatte gewinnbringend. Im Mittelpunkt stand die Frage nach Dekonialisierungs- und Demokratieprozessen. Als Erfolge gelten die theoretische Herangehensweise und üblichen Vereinfachungen der Debatten um Dekolonierungsprozesse, Demokratisierung, Menschenrechte, transnationale Gerechtigkeit, internationale Arbeitsteilung, Migration und Globalisierung anzuregen.

Mit zunehmenden Problembereichen kommt es zur Kritik und Unstimmigkeiten auch innerhalb des Feldes. Die Begrifflichkeit wird ungenauer, sie bezeichnet keine spezifisch-historische Periode und klares politisches Programm. Die Diskussion geht um Regionen, Perioden, sozialpolitische Formationen und kulturelle Praktiken (vgl. VARELA-DHAWAN 2015, 285-296).

Einer der Vorwürfe gegen den Theoriebegriff ist, dass lediglich die Bedürfnisse des globalen Kapitalismus und eine westliche Ausrichtung/ Eurozentrismus vorhanden sind. Ausgrenzende Praktiken des Nordens werden kritisiert, die Produkte von Subjekten im Süden haben nur eine geringe Bedeutung (vgl. LOOMBA 1998).

Postkolonialismus sollte eher als "Studien zum Neokolonialismus" bezeichnet werden (vgl. MC CLINTOCK 1995, 391-393). Verwischt werden geopolitische Unterschiede, man denke auch an Machtbereiche wie islamische, japanische und chinesische Beispiele.

Ungleiche Entwicklungen des Postkolonialismus vergleiche man in Afrika mit etwa dem Französischen in Algerien. Gefragt wird bei der Diversität des Kolonialismus, ob man von einer einzigen Erfahrung sprechen kann.

Ungeachtet der Einwände gegen die Inhalte postkolonialer Studien, geht es nur um die unhistorischen Verwendung des Begriffes "postkolonial".

MC CLINTOCK führt das Beispiel des US-Imperialismus ohne Kolonien an, um den Unterschied der Imperialismusformen aufzuzeigen. Damit soll die Begrifflichkeit als unangemessen aufgezeigt werden. Ähnlich argumentiert SPIVAK (1991, 224).

Nicht nur Historiker stimmen MC CLINTOCK zu, auch SHOAT (1992, 99) als Kulturwissenschaftlerin klagt über eine Doppeldeutigkeit und merkt die Unklarheit der Bedeutung an.

III Geschichte Afrikas 19. und 20. Jahrhundert    

15 Ausgangssituation 19. Jahrhunderts    

Historische Entwicklungen der letzten beiden Jahrhunderte weisen auf verschiedene und gegenläufige Entwicklungen in den großen Räumen Afrikas, Nordafrika, West-, Zentral-, Ost- und Südafrika hin.

Im Folgenden wird die historisch-politische Entwicklung der zersplitterten Großräume dargestellt (vgl. in der Folge ausführlich HARDING 2013).

15.1 Nordafrika    

Der Raum stand unter osmanischer Vorherrschaft gefallen. In der Folge geriet er durch den Zerfall des osmanischen Reiches und der europäischen Interessen und Rivalitäten unter Druck (vgl. Feldzug Napoleon in Ägypten 1798-1799, britischer Seesieg über Frankreich in Abukur 1789, besonders Ägypten wird zum Zankapfel europäischer Großmächte).

15.2 Westafrika    

Der Großraum geriet in den Strudel europäischer Interessen. Zunächst waren die Folgen des Zerfalls der großen mittelalterlichen Reiche vorhanden. In der Folge entstanden eine Vielzahl kleiner Staaten mit einer Ausweitung des Sklavenhandels und politischer Unkultur.

Als Gegenreaktion am Beginn des 19. Jahrhunderts setzte eine Serie von "heiligen Kriegen" zur Gründung islamischer Staatswesen ein, besonders bedeutend bis heute in der Geschichte des nördlichen Nigerias das Kalifat von Sokoto. Andere Reiche haben sich etabliert und ausgedehnt wie Bornu, Asante oder Dahomey. Zerfallen ist etwa das große Reich von Yoruba. An der Küste verstärkten sich europäische Niederlassungen als Küstenforts. Europäische Rivalitäten entstanden, etwa die französische Vorherrschaft an der Mündung des Senegalflusses und der für den Sklavenhandel wichtigen Insel Goree.

15.3 Zentralafrika    

Der Großraum hatte längere Zeit große Reiche, Kuba, Luba, Lunda und an der Küste Kongo, das eine lange Geschichte mit portugiesischer Präsenz hatte ab Ende des 15. Jahrhunderts. Ab Ende des 18. Jahrhunderts war es nur mehr ein Schatten von einst. Von diesem Küstenreich aus verbreiterte sich der Sklavenhandel bis in den Süden und erreichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts seinen Höhepunkt.

Die anderen Reiche hatten durch Handelsbeziehungen mit Portugal einen enormen wirtschaftlichen und demographischen Aufschwung genommen. Vermutet wird die Einfuhr von - neuen Pflanzen aus der Neuen Welt wie Mais und Tabak. Die Reiche Luba und Lunda expandierten bis zum Tanganjika-See in den Osten. Durch Portugal an der West- und Ostküste expandierte Zentralafrika und erhielt Kontakte zur Weltwirtschaft.

15.4 Ostafrika    

Im christlichen Äthiopien gibt es Kämpfe mit moslemischen Arabern und Türken zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert mit der Folge des Zerfalls des Reiches in kleine Herrschaftsgebiete und in der Folge einer Einigung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Der Sklavenhandel erlangt im Großraum seinen Höhepunkt Ende des 18. und Anfang des 19.Jahrhunderts. Mit dem Rückgang des portugiesischen Einflusses kommt es zum Einfluss arabischer Händler, aus Persien und Indien. Über die Insel Sansibar als spätere Hauptstadt des Herrschers von Oman stiegt der Einfluss von der Weltwirtschaft des Indischen Ozeans.

Das Landesinnere ist dünn besiedelt, kleine Herrschaftsgebiete wie die Königreiche Rwanda, Burundi, Buganda, Toro, Bunyoro und Ankole entstehen. Südlich war das große Reich und Kultur von "Groß Zimbabwe" im 11. und 16. Jahrhundert.

15.5 Südafrika    

Die klimatischen Bedingungen in Verbindung mit geringer Bevölkerungsdichte ergaben keine großen Staatsgründungen. Mit dem 19. Jahrhundert kam es zu einem Machtwechsel am Kap, die Engländer verdrängten die Niederländisch-Ostindische Kompanie. Die vordringenden weißen Siedler stießen auf Widerstand afrikanischer Gesellschaften.

15.6 Sozioökonomisch-kulturelle Veränderungen im 19. Jahrhundert    

Afrika stellt sich verschieden nunmehr dar, kleine staatliche Ordnungen ("Balkanisierung"), islamische Staatsgründungen, Intensivierung fremder Kulturen und ihrer Interessen, Vordringen der Weltwirtschaft mit Handel mit Stoffen, Waffen und Alkohol ("Luxusgüter"), im Gegenzug Handel mit Elfenbein, Gewürzen und Sklaven. In der Folge kommt es zu großen Verschiebungen in politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Prozessen. Die Jahrhundertwende wird als Ende der "Jahrhunderte der Neuordnung" bezeichnet.

15.7 Ausbreitung Islam    

Veränderungen der Weltwirtschaft und des Imperialismus sowie interner Strömungen kommt es in Westafrika bis zum Sudan zu einer islamisch-religiösen Erneuerung. Ausgangspunkt waren der Futa Toro im Norden des Senegal und der Futa Jallon im Hochland von Guinea. Islamische Prediger forderten strenge islamische Lebensregeln, unterstützt durch Mekkapilger.

Dazu kamen Einwanderungsbewegungen der islamischen Fulani, einem Viehzucht treibenden Volk. Ziel war ein islamisches Staatswesen und die Kontrolle der großen Freihandelsstraßen. Der Jihad ließ 1804-1809 ein großes Reich unter Usman dan Fodio, das "Kalifat von Sokoto" bis in den Norden Kameruns und zum Tschad-See, mit islamischer Staatsphilosophie entstehen.

Wirtschaftliche Basis war eine leistungsfähige Landwirtschaft mit Plantagen, billigen Arbeitskräften als Sklaven, handwerklicher Produktion als Manufaktur auf der Basis lokaler Produkten wie Baumwolle, Farbstoffe, Häuten und Fellen, einem Steuer- und Zollrecht, im Norden Nigerias ausgebauten Stadtkultur als Umschlagplatz eines Fernhandelns vom Atlantik bis zum Mittelmeer durch die Sahara.

Sokoto war nicht die einzige islamische Staatsgründung, aber die größte und dauerhafteste. Verschwunden ist wieder das Reich der Fulani unter Hamadu Seku (+1844) und das der Tukulör unter El Hadj Omar (1797-1864). Ziel war bei allen religiöse Orthodoxie, regionale Vorherrschaft und Kontrolle der Handelswege. Wo die Kolonialmacht Frankreich vom Senegal vorrückte, war der Islam das einigende Band gegen die Fremden.

15.8 Ausbreitung der Fremden    

Abgesehen von Nord- und Südafrika ist die Gegenwart von Fremden erst im 19. Jahrhundert und in der Kolonialzeit ein Phänomen. Nur die Küsten waren ein Begegnungsort verschiedener Kulturen am längsten im Mittelmeerraum.

In Westafrika waren die Portugiesen die ersten Fremden mit ihren Stützpunkten an den Küsten. In der Folge entstanden Küstenstädte mit gemischter Bevölkerung, mitunter auch europäisch gebildet und christlich als Mittelstellung zwischen Europäern und Afrikanern.

In Ostafrika gab es eine ähnliche Entwicklung mit den Arabern islamisch geprägt und schuf eine neue Suaheli-Kultur.

In Südafrika gab es eine intensive Präsenz mit Fremden. Seit 1652 gibt es weiße Einwanderer und Eroberer, die bis 1800 den westlichen Teil unter ihre Kontrolle brachten.

Die industrielle Revolution in Europa brachte ein wachsendes Interesse an afrikanischen Produkten wie Kautschuk, Baumwolle, Palmöl und Elfenbein mit sich. In der Folge kommt es auch im Landesinneren mit Händlern und Abgesandten europäischer Regierungen zu Kontakten. Forschungsreisende sahen als erste Europäer den Verlauf des Niger, die Quellen des Nil, Gebirge, Seen und sprachen mit afrikanischen Herrschern im Landesinneren. Diese Erkenntnisse führten zur Gründung von geographischen Gesellschaften, die Expeditionen organisierten. Parallel dazu entwickelten kirchliche Gemeinschaften Europas und Amerikas missionarische Aktivitäten und schufen Missionsgesellschaften. 1789 waren Missionare der London Missionary Society in Südafrika, 1847 war die Rheinische Mission in Südwestafrika. 1877 und 1879 kamen anglikanische und katholische Missionare an den Hof des Kabaka von Uganda, wo man schon moslemische Konkurrenten vorfanden. Im 19. Jahrhundert waren es vielfältige Vertreter des Westens, die in das Innere Afrikas eindrangen. Ziele waren der Handel und Kontrolle von Gebieten mit Niederlassungen.

15.9 Verbot des Sklavenhandels    

Betroffen waren die Regionen der Küste und des Binnenlandes und die Händler aus Europa, Amerika und dem arabischem Raum. Die Abschaffung des Menschenhandels betraf zuerst den Westen und Süden Afrikas, im Osten wurde er später verboten.

Die Dänen 1802 und Engländer 1807 waren die ersten europäischen Mächte, die den Handel in ihren Einflussbereichen unterbanden. Die Mächte an den Küsten wie Spanien, Portugal und Frankreich schlossen sich 1817 bzw. 1818 der Politik an (vgl. HARDING 2013, 17-19). Damit war aber noch nicht das Ende der Sklaverei in Afrika. Vielmehr kam es zu einem Anwachsen im starken Einsatz in der lokalen Wirtschaft, in Haushalten, in landwirtschaftlichen Kleinbetrieben oder auch als Besitzer von eigenen Unternehmen.

Die Abschaffung hatte auch Folgen für die Wirtschaft und Arbeitsverteilung, steigender Export von Agrargütern und Feldarbeit von Frauen. Fluchtbewegungen und Widerstand der Sklaven bedeuteten eine Gefährdung der Produktion.

Reibungslos verlief keineswegs die Abschaffung des Sklavenhandels. Das Verbot musste notfalls mit Waffengewalt durchgesetzt werden. Zu diesem Zwecke patrouillierten zwischen 1819 und 1869 britische Kanonenboote vor der Küste Westafrikas. Eine politische Folge in Westafrika war die Schaffung des Staates Liberia 1822 zur Ansiedelung ehemaliger Sklaven aus Amerika oder aufgebrachten Schiffen. Die britische Kolonie Sierra Leone (seit 1808) hatte schon seit 1787 freigelassene Sklaven aufgenommen in der Stadt Freetown (man beachte den bezeichnenden Namen).

15.10 Wachsen des Warenaustausch    

Das Verbot des Sklavenhandels, mehr Fremde an der Küste und die industrielle Revolution in Europa ergaben einen Zuwachs im Warenaustausch auch im Landesinnere. Aufgebrochen wurde die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung. Es kommt zu weniger Selbstversorgung und mehr Orientierung zu einer Nachfragestruktur (vgl. HARDING 2013, 19-21).

So werden etwa in Westafrika Palmprodukte für Speiseöl, Seifen und Schmierstoffe, aber auch Erdnüsse, Elfenbein, Kautschuk und Gold exportiert. Ostafrika exportiert Elfenbein, Häute und Felle, Gewürze und Getreide, Fisch, Stoffe, Kola-Nüsse, Lederwaren und Handwerkssachen. Handelsverträge und Konsulate sichern die eigene Wirtschaftspolitik.

15.11 Europäische Mächte und Siedler in Nord- und Südafrika    

Der Norden und Süden Afrikas hat früher als andere Regionen europäische Mächte mit Niederlassungen von zahlreichen Siedlern erlebt (vgl. HARDING 2013, 27).

Die Machtübernahme der Briten am Kap ergab eine massive Zunahme von Siedlern, aber auch eine Fluchtbewegung burischer Siedler in das Landesinnere ("Großer Trek" mit blutigen Auseinandersetzungen mit Völkern der Region).

Im Norden schickte Frankreich 1830 eine Flotte in den Hafen von Algier, um Piraten auszuschalten. In der Folge kam es zur Eroberung des Hinterlandes und Bildung einer Kolonie (vgl. Widerstand unter Abdel Kader 1834-1879). Siedler aus Frankreich banden das Land an das Mutterland. 1906 waren es bereits 13 Prozent der Bevölkerung. Damit wurde der Grundstock für die europäischen Mächte einer Koloniebildung gelegt.

15.12 Suezkanal - Aufteilung Afrikas    

Die Bedeutung für die Schifffahrt war die neue Verbindung zwischen Europa, Ostafrika, Arabien und Asien. Aspekte waren die Verkürzung der Verbindung mit Sinken der Transportkosten und der Ausdehnung des Wirtschaftsraumes als Weltwirtschaft (vgl. HARDING 2013, 28-29) .

Ägypten stürzte das Großprojekt zwischen 1859-1869 in eine Finanzkrise mit Verschuldung besonders gegenüber Frankreich und den anderen Gläubigerländern. Ab 1878 mit dem Unvermögen der Begleichung der Zinsenlasten durch Ägypten beherrschten Frankreich und England das Land, England verstärkte zudem den Druck mit militärischer Kontrolle für seine Indienroute.

Die politischen Änderungen in Afrika mündeten in einer Aufteilung zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Vorgehen der Engländer in Südafrika, den Franzosen in Nordafrika, der Portugiesen In Angola und Mocambique als Kolonialmächte. An den Küstengebieten hatten sich Europäer, Araber und Inder mit ihren Handelsinteressen niedergelassen. Zwischen 1890 und 1900 wurde der Rest durch die Berliner Westafrika-Konferenz 1884/1885 aufgeteilt. Kolonialmächte waren nun England, Frankreich, Portugal, Belgien, Spanien, Italien und Deutschland. Die Türkei war in Afrika nicht mehr vorhanden. Ihre Unabhängigkeit behielten Äthiopien und Liberia.

15.13 Modernisierung der Gesellschaft und Wirtschaft    

Im 19. Jahrhundert begannen Ansätze einer Modernisierung von Gesellschaft, Wirtschaft und in Staaten, die zu umwälzenden Veränderungen hätten führen können (vgl. HARDING 2013, 29-32) .

15.13.1 Nordafrika    

In Ägypten begann Pascha Mohammed Ali eine allmähliche Loslösung von der türkischen Herrschaft und leitete eine Planung der Umgestaltung des Landes ein mit der

  • Absetzung der Klasse der Mameluken mit wirtschaftlichen Reformen wie Einschränkung des Einfluss der Händler und Handwerker sowie Verstaatlichung des Landes,
  • Verbesserung des Bewässerungssystems und der Einfuhr neuer Pflanzen und deren Anbau (Baumwolle) sowie Verarbeitung der heimischen Rohstoffe im Lande in Fabriken,
  • Eroberung Syriens und dem Sieg über das osmanische Heer 1839 und letztlich einer
  • politischen Reform mit einer Einführung einer Delegiertenversammlung mit Einfluss auf die Regierungspolitik.
Trotz schlechter Planung und fehlendem Fachpersonal wurde damit der Grundstein für ein unabhängiges Ägypten gelegt.

Unter den Nachfolgern Said Pascha und Ismail Pascha wurde der Suezkanal gebaut, es folgt die Besetzung des Landes durch England (1878) und Unterwerfung des Sudans.

15.13.2 Westafrika    

Bemerkenswert sind in der Region Reformversuche mit dem Entstehen eines neuen modernen Afrikas wie dem Ende des Sklavenhandels, Ausweitung des Warenhandels, der Gründung der Staaten Sierra Leone und Liberia und der Zunahme der "educated people", die Mitsprache einforderten. Es folgen soziale und religiöse Veränderungen mit dem Auftreten eines afrikanischen Christentums. Es kommt zur Aufspaltung einer christlichen Elite und der Masse.

Es kommt zur Bildung eines Schul- bzw. Bildungswesens und schließlich zum Aufkommen des Äthiopianismus, einer geistig-politischen Strömung zur Einigung Afrikas unter dem Herrscher des unabhängigen Äthiopiens. Im Auftreten von John Africanus Horton und Edward Blyden und der Forderung nach einer Aufwertung der Schwarzen und ihrer Kultur sowie dem Ruf "Africa for the Africans" wird eine intellektuelle Wende gesehen.

So haben die Fanti im Küstengebiet des heutigen Ghana durch einen Zusammenschluss kleiner Staatswesen eine Konföderation mit demokratischer Struktur eine Aufsplitterung zu überwinden. Gewählte gebildete Persönlichkeiten sollten mit traditionellen Herrschern das Gemeinwesen leiten, Straßen bauen, Schulbesuche organisieren, Einfuhr und Anbau neuer Pflanzen, ihre Verarbeitung und auch mineralischer Rohstoffe fördern. Im südlichen Nigeria haben nach Eroberungen islamischer Truppen, den Flüchtlingen und freigelassenen Sklaven sich neue Städte als Machtzentren wie Abeokuta und Ibadan entwickelt. Angestrebt wurde eine neue Verfassung, Regierungsform mit komplexer Form von Machtteilung, Einführung allgemeiner Steuern zur Finanzierung von Entwicklungsprojekten, einem Bildungswesen und Postwesen (vgl. Egba United Government 1898-1914 mit den gleichen Zielen).

15.13.3 Ostafrika    

Hier erfolgte die Modernisierung vor allem durch Fremde. Sansibar wurde das Zentrum des Reiches Oman. Der Außenhandel hatte einen großen Aufschwung genommen, der Fernhandel in Form des Karawanenhandels zwischen Küste und dem Landesinneren.

Das Modell Sansibar zeigte die geringe Konkurrenz zu den an den Küsten vorhandenen europäischen Handelshäusern. Europäische Interessen mit dem Zugang zum Binnenmarkt wurden mit Abschlüssen von Handels- und Freundschaftsverträgen abgesichert. Eine Stärkung afrikanischen Staatswesens wurde unterbunden und damit Modernisierungsansätze verhindert. Damit kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Europäern und Vertretern lokaler Interessen. Im Zeitalter des Imperialismus war kein Platz in der Region für unabhängige afrikanische Staaten (vgl. HARDING 2013, 31-32).

16 Koloniale Eroberungen    

16.1 Weltpolitik    

Es setzt sich die Vorstellung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts durch, dass Großmächte einen angemessenen Überseebesitz haben (vgl. HARDING 2013, 32-33). Grundlage solcher Gedanken sind die Entwicklung der industriellen Revolution, Suche nach neuen Absatzmärkten, Sicherung der Rohstoffversorgung und wirtschaftliche Sicherung mit politischer Macht. Nationales Denken, politische und wirtschaftliche Identität ergeben den Imperialismus.

Eine neue Qualität entwickelte sich zwischen den europäischen Mächten, Deutschland mit der Gründung des Kaiserreiches, die militärische Niederlage Frankreichs mit Verlust des Elsass-Lothringen und einem Ausgleich von Interessen vor allem in Afrika und England mit der Besetzung Ägyptens und den Folgen des Suezkanals im Kontext der Entwicklung der weltweiten Dampfschifffahrt.

Kritisch wird heute die Entwicklung der Eroberungen, Verwaltung, Wirtschafts- und Kulturpolitik gesehen (vgl. Theorie des Postkolonialismus). im Folgenden wird auf die Aspekte Politischer Bildung eingegangen.

16.2 Aufbau von Kolonien    

Mitte des 19. Jahrhunderts waren schon einige Regionen unter fremder Abhängigkeit. Angola und Mocambique waren portugiesische Kolonie, Algerien war seit 1830 von Frankreich erobert, Ägypten stand unter europäischer Finanzkontrolle, Sansibar war Zentrum des arabischen Reiches Oman geworden, Südafrika war Herrschaftsbereich der Engländer und Buren und in den westafrikanischen Hafenstädten kontrollierten die Engländer und Franzosen den Handelsverkehr (vgl. HARDING 2013, 33-38).

Innereuropäische Entwicklungen führten zu kolonialer Expansion und Tendenzen.

  • Die Besetzung Ägyptens durch England 1832 bestärkte die Expansion in Westafrika durch Frankreich.
  • Das Bestreben einer Nordverbindung bis nach Algerien sollte den Einfluss Frankreichs im Landesinneren ausdehnen (vgl. Feldzüge gegen maurische Truppen vom Senegal aus).
  • Ähnlich drangen die Engländer von Ghana (Cape Coast) und Nigeria (Lagos) vor. Die "United African Company" von Sir George Goldie setzte sich entlang des Niger fest und wurde 1886 mit staatlicher Gewalt betraut ("Royal Niger Company"). Erobert wurde letztlich das Kalifat Sokoto im Norden.
  • In Südafrika ging Cecil John Rhodes seinem Traum von einem großen britischen Kolonialreich und dem Bau einer Eisenbahn von Kapstadt bis Kairo nach. Es gelang ihm, über Verträge mit den Herrschern im Norden, den späteren Kolonien Nord- und Südrhodesien (heute Sambia und Zimbabwe), der Zugriff auf die Rohstoffe im Gebiet.
  • In Deutschland gibt es Stimmen mit nationalistischen und imperialen Tönen, etwa Missionsdirektor Friedrich Fabri, der Deutsche Kolonialverein und die Gesellschaft für Deutsche Kolonisation.
  • Bewegende Reiseberichte werden geschrieben (vgl. auch das überlieferte Treffen von David Livingstone und Henry Morton Stanley).
  • Eigene Interessenspläne im Kongogebiet verfolgt König Leopold II. von Belgien (1865-1909).
  • Die Berliner Westafrika-Konferenz teilt besetzte Gebiete auf, Grenzprobleme wurden bilateral geregelt und blieben die gesamte Kolonialzeit bestehen. Am Ende des Ersten Weltkrieges wurden die deutschen Kolonien als Treuhandgebiete des Völkerbundes aufgeteilt.
  • Blutige Eroberungen erfolgten in einzelnen Gebieten (Herero-Krieg in Deutsch-Südwestafrika 1904, Maji-Maji-Aufstand in Deutsch-Ostafrika 1905-1907).
  • Der Kongo wurde nach einer internationalen Untersuchungskommission nach Berichten über Greueltaten der Autorität König Leopolds entzogen und dem belgischen Staat unterstellt.
Die afrikanischen Völker und Gesellschaften setzten sich nach der Machtergreifung der Fremden zur Wehr, gegen die Eroberungen, Herrschafts- und Ausbeutungsstrukturen sowie Zwangskulturen und Machtmissbrauch. Offener Widerstand brach erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf.

Es gab kein einheitliches Konzept einer Verwaltung und Nutzung der Überseegebiete der europäischen Kolonialmächte. Jede Kolonialmacht suchte nach ihrem eigenen System oder Verwaltung und passte sich der nationalen kolonialpolitischen Diskussion an, den Interessen von Handelshäusern, Siedlern, Missionaren und Kolonialbeamten sowie den lokalen afrikanischen Herrschern.

Die Engländer bevorzugten "indirect rule" mit Einbau der lokalen Verwaltung und die Franzosen das direkte Herrschaftssystem mit eigener Macht- und Verwaltungsstruktur. Aufgabe war die Erhaltung von Ordnung und Sicherheit, der Einzug der Steuern und die Stellung von Arbeitskräften für öffentliche Arbeiten und die Plantagen. Die Hoheitsverwaltung lag in den Kolonialministerien in London und Paris.

Unterschiede zeigten sich in der Kulturpolitik. Französische Kolonien unterdrückten die lokalen Sprachen. Englische Kolonien ließen dagegen die lokalen Sprachen zu. Auch in den Schulen war Englisch nicht die einzige Unterrichtssprache. In der Folge konnten die Regierungen der unabhängigen Staaten auf eine eigene Sprachpolitik aufbauen mit eigener Amtssprache.

Letztlich kam es zum Aufbau von kolonialen Einheiten in Afrika.

  • England errichteten in den Projekten "Zentralafrikanische Föderation" und "East African Community" in ihren Kolonien Regulierungen in Eisenbahn, Luft- und Schifffahrt, Währung und Gerichtsbarkeit.
  • Portugal blieben bei den getrennten Kolonien Angola, Mocambique, Guinea Bissau, Äquatorial-Guinea, Thome und Principe.
  • Frankreich fassten ihre Kolonien in Föderationen zusammen wie "Französisch Westafrika" (Zentrum Dakar) mit Mauretanien, Senegal, Mali, Obervolta, Niger, Tschad, Guinea, Cote D'Ivoire und Dahomey und "Französisch-Äquatorial-Afrika" (Zentrum Brazaville) mit Kongo, Oubangi-Chari und Gabun.
  • Belgien fasste den Kongo (Zentrum Leopoldville) und frühere deutsche Gebiete Rwanda und Burundi zusammen.
16.3 Politische Folgen    

Folgerungen der kolonialen Unterwerfung ergeben sich in

  • der Lähmung der Gesellschaften in der Selbstverwaltung,
  • der Beraubung der politischen Führerpersönlichkeiten,
  • dem Versagen der Träger der Macht und Führung,
  • im Schaden des Widerstands und
  • negativen Folgen in der Übertragung neuer Krankheiten und der Zerstörung der Felder, Vorratsspeicher, Dörfer und dem Tod vieler Menschen.
Nachhaltige Folgen ergaben die neuen Grenzziehungen ohne eine Berücksichtigung der realen Macht- und Lebensverhältnisse sowie von Kultur- und Siedlungsräumen, etwa Aufteilung von Senegal und Gambia, Botswana und Angola (vgl. ausführlich HARDING 2013, 38-43).

Bei allen Negativfolgen wie auch dem Unterbrechen von Handelsrouten und gewachsenem Gewohnheitsrecht, entwickelten sich neue und größere Einheiten und Völkerzusammenführungen (vgl. Kolonie Goldküste, heute Ghana, wurden Fanti, Asanti und Völker aus dem Norden zusammengeführt).

Das Beispiel "Nigeria" wurde mit mehreren Protektoraten und Kolonien geschaffen. Hier haben die verschiedenen Völker mit unterschiedlichen Kulturen sich als problematisch erwiesen. Moslemische Fulbe und Haussa im Norden kamen mit den Yoruba im Südwesten und den Igbo im Südosten zu einem großen Staatswesen mit kulturellen Unterschieden zusammen.

Merkmale kolonialer Herrschaft waren die militärische Gewalt, das Fehlen demokratischer Werte und Verhaltensweisen, die Einsetzung neuer Autoritäten und Ablehnung einheimischer Traditionen wie Vererbung von den Gründerahnen. Die Neugestaltung des Rechtssystems führte zur Aushöhlung der vorhandenen Rechtsnormen. Mitunter waren Vergehen mit höheren Strafen sogar europäischer Gerichtsbarkeit vorbehalten. Macht und Legitimation existierten auf zwei Ebenen.

16.4 Sozioökonomische Folgen    

Betrachtet man die wirtschaftliche Folgen in Verbindung mit sozialen Prozessen, ergeben sich im Folgenden eine Reihe von bedeutenden Entwicklungen mit massiven Veränderungen (vgl. ausführlich HARDLING 2013, 43-55).

Die Kolonialmächte hatten als Ziel die Ausbeutung der Überseegebiete. Die Expansion hatte ihre Begründung im wirtschaftlichen Potential, die Absicherung des Großmächtestatus, die nationale Abhängigkeit vom Weltmarkt, besonders in Rohstoffen und neue Absatzmärkte öffnen.

16.4.1 Kolonialwirtschaft    

Man war sich bewusst, fremde Güter und Leistungen zu nutzen, rechtfertige es aber, dass Bodenschätze das Eigentum der gesamten Menschheit sei, daher zur Verfügung gestellt sein müssen. Kolonialpolitisch hieß das, wer sie nicht nutzen kann, hat auch das Recht der Verfügung verloren.

Mit der Einführung der Geldwirtschaft, Bezahlung von Waren und Leistungen in Verbindung mit Abgaben und Steuern (Hütten- und Kopfsteuern, Zölle) mit Geld, veränderten sich Wirtschaftsformen und Produktionsweisen. Tauschgeschäfte wurden abgeschafft. Damit kommt es zur Selbstfinanzierung der Kolonien und Lohnarbeit und Marktproduktion durch die Afrikaner.

Marktproduktion bedeutet den Einsatz vorhandener Ressourcen wie das Land (Boden), Vieh, Arbeitskräfte und Bodenschätze sowie die gesellschaftliche Hierarchie und das Wertesystem (Sozioökonomie). Es geht um die Nutzung der lokalen, regionalen und überregionalen Bedürfnisse. Die Entscheidungen lagen bei den weißen Siedlern, ausländischen Händlern, Handelshäusern und der Kolonialverwaltung. Aufgebaut wurde eine exportorientierte "Kolonialwirtschaft".

Diese zeigt sich in der Anlage von Plantagen, Förderung von Monokulturen, Anbau von Exportgütern wie Kaffee, Kakao, Tee, Tabak, Sisal und der Vernachlässigung der eigenen Nahrungsmittelproduktion. Die Errichtung von Bergwerken ergab in einigen Kolonien in Verbindung mit Industriebetrieben den Abbau von Bauxit (Guinea), Gold (Goldküste, Tanjangjika), Diamanten (Betschuanaland, Südwestafrika) und Kupfer (Kongo, Nordrhodesien).

16.4.2 Siedlerkolonien    

Die Anlage von Siedlerkolonien (Algerien, Südafrika-Kenia-Südrhodesien) mit ihrem Einfluss als Bestandteil in der Republik Frankreich und dem Commonwealth auf die Landpolitik (Farmland), Infrastruktur (Bildungs- und Gesundheitswesen) und Leistungsfähigkeit im Agrarwesen mit niedrigen Produktionskosten (billige Arbeitskräften) und in der Folge am Ende der Kolonialzeit in den blutigen Befreiungskriegen ist bedeutend.

Die einzelnen Wirtschaftsformen der Kolonialökonomie waren ausgerichtet auf die Bereiche des Weltmarktes in Produktions- und Investitionsentscheidungen, der Preisgestaltung und Gewinnentwicklung.

16.4.3 Eisenbahnprojekte    

In der Zwischenkriegszeit begann man mit dem Bau von neuen Eisenbahnprojekten. Die Anlage der neuen Verkehrswege orientiert sich an kürzesten Wegen der Produktionsstätten und Verladungshäfen. Ein Beispiel dafür sind die vier Trassen, die in Angola parallel von den Produktionsstätten ohne Querverbindungen zur Küste verlaufen oder die Trassen in Guinea, Sierra Leone, Elfenbeinbeinküste, Togo und Dahomey, die nicht auf eine regionale Anbindung angelegt sind, vielmehr die Kolonialhäfen verbinden. Die Trasse in Kenia wurde auch so angelegt.

16.4.4 Bergbaukolonien    

Die Entwicklung in den Bergbaukolonien hatte keinen Ausbau der Schwerindustrie, aber Rohstoffexporte, für die Leichtindustrie wurden die Rohstoffe importiert. Ein Ausbau von Industrie im Kolonialzeitalter in Afrika war nicht im Sinne der Kolonialmächte, denn ihre Industrie sollte mit den Rohstoffen versorgt werden.

16.4.5 Afrikanische Wirtschaft    

Neben der Kolonialwirtschaft entwickelte sich eine "Parallelwirtschaft" mit eigenen Strukturen und Gütern der lokalen Produktion für eine lokale Versorgung ("afrikanische Wirtschaft"). Schwerpunkt waren Nahrungsmittel und Konsumgüter für die afrikanische Bevölkerung.

Bevorzugte Nahrungsmittel waren die Knollenfrüchte Maniok, und Yams, die Getreidesorten Hirse und Reis, die "tropischen Früchte" wie Bananen, Fisch und Fleisch von Geflügel und Vieh, auch Getränke und in Westafrika Kola-Nüsse. Für den lokalen Bedarf wurden Stoffe, Tücher und Kleidungsstücke aus einheimischen Rohstoffen hergestellt, auch Hacken, Töpfe, Geschirr, einfache Schuhe, Sandalen und Geschirr. In der Folge waren es auch Produkte wie Modeartikel, Schreibwaren und Bücher für den einheimischen Markt und die Konsumgewohnheiten änderten.

Handelswege hatten traditionelle Ziele mit erprobten Routen zu Land und zu Wasser mit Lasttieren, Trägern und Kanus.

Als wichtige gesellschaftliche Gruppe hatten die afrikanischen Pflanzer eine besondere Rolle zu erfüllen, allerdings nur wenn sie auch eine politische Funktion im Kolonialsystem ausübten und damit einen Zugang zu Land, Arbeitskräften und Krediten hatten (vgl. die Person von Houphouet-Boigny, später Staatspräsident Cote d'Ivoire, Pflanzer, Chief einer Region und Arzt).

Langfristig entstanden in den beiden Wirtschaftsformen Kolonial- und afrikanische Wirtschaft Veränderungen mit der Konsequenz der Schaffung größerer Wirtschaftsräume auf der Basis der kolonialen Grenzen mit neuen Regionen, Rechtseinheit nach europäischen Vorgaben, einer Währungseinheit und einheitlichen Wirtschaftspolitik. Folgen waren eine Weltmarktorientierung und Vernachlässigung der Landwirtschaft. Damit kam/kommt es zur Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten.

16.4.6 Perioden der Wirtschaftspolitik    

Im Zuge dieses Entwicklungsprozesses kann man drei Perioden der kolonialen Wirtschaftspolitik feststellen (vgl. HARDING 2013, 54-55).

  • Die erste Periode 1890-1930 war ein System der Raubwirtschaft mit Eroberungen, Zerstörung und Aufbau einer Tauschwirtschaft. Der Eisenbahnbau sicherte die Kolonialherrschaft und den Ausbau der großen Hafenstädte und einer Hauptstadt als Zentrale. Mit der Entdeckung der Bodenschätze entstand ein industrieller Abbau, Siedlerkolonien, Verkehrswege, Plantagen und Betriebe als Niederlassungen entstanden.
  • Die zweite Periode 1930-1952 war gekennzeichnet durch große Investitionen in Produktion und Infrastruktur. Der Übergang von der Ausbeutung zu einer neuen Kolonialdoktrin war mit dem Ausbau von Häfen und Flüssen, der Eisenbahn und Straßen, Trinkwasserversorgung und medizinischen Vorsorge, dem Ausbau des Bildungswesens und Errichtung einer Verwaltungsstuktur gekennzeichnet. Der koloniale Diskurs meinte letztlich eine Stärkung der Kolonialmacht, kooperationsfähige Eliten, Förderung der Leistungsfähigkeit der einheimischen Soldaten und eine Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung.
  • Die dritte Periode 1952 bis zur Unabhängigkeit sah starke Investitionen für die Lebens- und Produktionsbedingungen der Bevölkerung als Verbesserung vor. Die Zeit war durch eine wachsende Politisierung der Afrikaner und den Weg in die Unabhängigkeit bestimmt.
17 Widerstand in Afrika    

Den Widerstand kann man nicht auf die Zeit gegen die kolonialen Eroberer reduzieren. Auch in vorkolonialer Zeit gab es Konflikte und Widerstand und bestimmten das Verhalten der Afrikaner. Auch die nachkoloniale Zeit hatte ihre Konflikte, Kriege, Widerstand und neue Allianzen. Um afrikanischen Widerstand zu verstehen, muss man fragen nach den politischen und gesellschaftlichen Gruppen, kollektiven und Einzelwiderständen mit ihren Begründungen, dem Stellenwert der Machtverhältnisse und wehrte man sich gegen die Herrschaft oder die Maßnahmen (vgl. HARDING 2013, 76-80).

Die bekanntesten Aufstände und Kriege waren die/ der

  • Grenzkriege zwischen den vorrückenden Weißen und den Xhosa in Südafrika 1779 und 1878,
  • Kriege der Asanti gegen die Engländer mit dem Fall der Hauptstadt Kumasi 1874,
  • Eroberungszüge der Engländer der Royal Niger Company gegen das Kalifat von Sokonto und die benachbarten islamischen Reiche (1903),
  • Kriege der Zulus gegen die Buren und Engländer (bis 1879),
  • Kämpfe des Mahdi im Sudan (1885),
  • Kriege El Hadj Omar (1861) und Samori (1900) gegen das Vorrücken der Franzosen in Westafrika,
  • Aufstände von Sayyid in Somalia (1885-1920),
  • Krieg und Sieg gegen die Italiener von König Meneliks von Äthiopien (1896),
  • Aufstände der Matabele in Südrhodesien (1893),
  • Aufstand der Abushiri (1888-1889) und Maji-Maji-Aufstand (1905-1906) in Deutsch-Ostafrika und
  • Herero-Krieg (1904-1905) in Deutsch-Südwestafrika.
18 Unabhängigkeit - Hoffnungen    

Das Erleben der Unabhängigkeit war eine Befreiung von der Kolonialzeit für alle, eine Verwirklichung der eigenen Vorstellungen mit eigenen Traditionen, Werten und politischen Erfahrungen und einem Aufbau von politischen Strukturen (vgl. HARDING 2013, 96-99).

Die Formel von Joseph Ki-Zerbo aus Burkina Faso von einem "Neubeginn der Geschichte" war die Geschichte Afrikas in einer globalisierten Soziokultur, Sozioökonomie und anderen politischen Kultur mit Zwängen zur Internationalität (UNO), Zusammenschlüssen (OAU) und Kooperationen/Abkommen.

Erwartungen waren ein neues Gemeinwesen, Achtung der Menschenwürde, wirtschaftliche Entwicklung, Entfaltung nationaler Territorien, und eigene Kultur. In den Unabhängigkeitsfeiern wurden eindrucksvoll diese Elemente beschworen. Als Teil haben herausragende Persönlichkeiten die Möglichkeiten zu nutzen gewusst (Kwame Nkrumah Ghana, Julius Nyrere Tansania oder Nelson Mandela Südafrika) bzw. waren Sprecher der neuen Welt.

IV Konfliktregionen    

Im Folgenden wird auf die Regionen Mali/ Westafrika und den Kongo/ Ostafrika beispielhaft eingegangen.

19 Mali    

Die Kultur Malis wurzelt in autochthonen Traditionen und der Begegnung mit islamischen Händlern und Gelehrten. In der Kolonialepoche geriet die Region in imperiale Interessenskonflikte. Heute trägt man an diesem Erbe zwischen Tradition und globalisierter Moderne mit den Elementen Wirtschaft, Ideologie und Militär.

Es wird das verwundete Land Mali und seine Konflikte besprochen (vgl. WIEDEMANN 2014, 291-293). Die Sahelzone gilt als gefährlich, Afrika scheint Europa näher zu rücken. Migration und radikaler Islam gelten als gemeinsame Verbindung.

Mali wurden Hilfszahlungen versprochen, Mit dem gescheiterten Konzept von Afghanistan einer Verknüpfung von Hilfsprogrammen und Militär wurde versucht, einen stabilen Staat aufzubauen. Ausländische Akteure dominierten.

Eine selbstbestimmte Teilhabe und neues interethnisches Gleichgewicht als nachhaltiges Modell mit politischer Partizipation brauchte das Land für seine Entwicklung (vgl. SISSOKO 2004).

19.1 Brückenland    

Als Brückenland über viele Jahrhunderte zwischen Klimazonen, Hautfarben und Kulturen benötigt man eine Anknüpfung mit modernen Mitteln an vorkoloniale Traditionen mit der Anerkennung regionaler Vielfalt und lokalen Kontrolle von Ressourcen.

Hinderlich sind die europäische koloniale Prägung (besonders hier französischer Einfluss), die verwirrenden Interessen in der Region mit einem globalen Kräftemessen zwischen EU, USA, China und den Golfstaaten. Marokko und Algerien ringen um die regionale Vorherrschaft. Alle haben in Mali ihre eigenen Interessen im Spiel.

China beteiligt sich im Ausnahmefall an der Blauhelm-Mission der UNO, baut Schulen, Saudi-Arabien legt Entwicklungsprogramme auf, Katar baut eine Nigerbrücke, Russland hat Kontakte mit Turegg-Rebellen, Marokko bildet Imame aus, die Bewegung des türkischen Predigers Fethullah Güllem betreibt Gymnasien. Marokko umwirbt zudem Mali, damit man sich nicht gegen die Annexion der Westsahara stellt. Denn dort liegen große Phosphorvorkommen. In Nordmali locken Erdöl und unterirdische Wasserreserven.

Ein zukünftiges Mali ist ein globalisiertes Land. Wie immer das Land damit umgeht, bleibt das arabische Erbe, verdrängt durch den Kulturbruch der Kolonisierung. Die wachsende Bedeutung des Religiösen fügt sich nicht der verordneten Laizität nach französischem Muster. Für Mali muss das aber alles kein Nachteil sein. Es bedarf notwendiger eigenständiger Schritte mit den angeführten Elementen auf der Suche nach einem Platz in der Region.

19.2 Zeittafel    

Zeittafel
5.-12.Jh.Das Ghana-Reich ist der erste Staat im heutigen Mali
7.Jh.Beginn der Ausbreitung des Islams in Nordafrika
8.Jh.Arabische Händler südlich der Sahara
1100Gründung von Timbuktu als Lager von Tuareg-Nomaden
1200-1450Das Mali-Reich erstreckt sich von der Wüste bis zum Atlantik
1236Sundjata Keita regiert das Mali-Reich
1324/25Mekka-Reise des malischen Königs Mansa Mussa
15.Jh.Europäer an der Küste Westafrikas -Beginn des Sklavenhandels
15.-16.Jh.Blütezeit Timbuktus als Gelehrtenstadt
1464-1591Songhai-Reich umfasst die Größe Westeuropas
1591Marokko erobert Timbuktu verschleppt Gelehrte
1848Frankreich beginnt mit der Kolonisierung Algeriens, Unterwerfung des Senegal und später Malis
1853/54Afrika-Forscher Heinrich Barth in Timbuktu
1884/85Berliner Kongo-Konferenz regelt die koloniale Aufteilung Afrikas
22.September 1878Siedlung Logo Saboucire in Westmali leistet Widerstand den Franzosen bis Kanonenbeschuss, 22.September daher Nationalfeiertag.
Koloniale Eroberung erst um 1890 erreicht.
1957Frankreich gibt kolonialen Sahara-Gebieten eigenen Status. Tuaregs hoffen auf eigenen Staat.
1960Unabhängigkeit der Republik Mali
1960-1968Präsidentschaft Modibo Keita
1963Erste Tuareg-Rebellion wird blutig niedergeschlagen. Region Kidal bis 1986 unter Notstandsrecht.
1968-1991Militär putscht und bleibt an der Macht mit General Moussa Traore als Präsident.
12.-26.März 1991Proteste und Generalstreik gegen Militärregierung, Massaker der Armee an jungen Demonstranten - Übergangsregierung
1991Tuareg-Rebellion - Mali unterzeichnet in Algerien das "Tamanrasset Abkommen" mit Sonderstatus von Nordmali (wird nie voll eingesetzt), weitere Rebellionen.
1992Referendum über neue Verfassung, erste demokratische Wahlen.
2012Tuareg-Miliz MNLA besetzt Nordmali-Massaker an gefangenen Soldaten.
März/April 2012Kollaps der Armee - MNLA ruft am 6.April den unabhängigen Staat Azawad aus.
10.Jänner 2013Frankreich wird um Hilfe infolge der Uneinigkeit über die Rolle des islamischen Rechts gebeten.
11.Jänner 2013Französische "Operation Serval" beginnt mit Luftschlägen, Bodenoffensive - Kooperation mit der MNLA-Miliz.
2.Juni 2013Blauhelm-Mission MINUSMA zur Erhaltung der Ansprachen von MNLA und Regierung
2014Anhaltende Unsicherheit in Nordmali-Flüchtlinge in Lagern

Quelle

modifiziert WIEDEMANN 2014, 299-302

20 Kongo    

Es ist der Konflikt zu besprechen, der seit dem Zweiten Weltkrieg die meisten Menschenleben gefordert hat (vgl. STAHL 2017, 191-205). Mit Kongo ist die Demokratische Republik Kongo gemeint, nicht der Nachbarstaat Republik Kongo.

In Afrika entstanden mit dem Ende des Kalten Krieges im Rückhalt der USA Diktatoren, so auch im Kongo ("Zaire") Joseph-Desire Mobutu. 1994 ergriff er die Gelegenheit, sich international zu profilieren. Im Zuge des Völkermordes im Nachbarland Ruanda nahm er rund 1,5 Mio. Flüchtlinge (Hutu) im Osten des Kongo auf.

Am 6. April 1994 wurden auf dem Flughafen von Kigali (Ruanda) die Präsidenten Ruandas und Burgundi durch Beschuss ihrer Maschine getötet, bis heute ungeklärt. Es war der Auftakt eines über drei Monate dauernden landesweiten Genozids, der bis zu einer Million Tutsi zum Opfer fielen, auch moderate Hutu. Schon 1990 gab es Hetzreden und Aufruf zur Ermordung der Tutsi, einer Bevölkerungsgruppe mit wichtigen Führungsaufgaben in der Vor- und Kolonialzeit. Seit der Unabhängigkeit 1962 werden sie von den herrschenden Hutus verfolgt. 1994 war das Morden geplant. Die in Ruanda stationierten UNO -Truppen der Mission UNAMIR durften in das Geschehen nicht eingreifen und wurden nach eigenen Verlusten teilweise abgezogen. Die Operation Frankreichs zum Schutz der Zivilsten kam zu spät und ermöglichte den radikalen Hutu mit ihrer Regierung als Täter des Genozids die Flucht in den Kongo.

Im Kongo bereitete man sich auf eine Offensive als Rache an Mobutu für seine Unterstützung der Hutu vor, rekrutiert wurden in großem Maßstab auch kongolesische Kindersoldaten. Es folgte der Erste Kongokrieg.

20.1 Erster Kongokrieg    

Im Oktober 1996 fielen ruandische und ugandische Armeen im Kongo ein und ermordeten rund 200 000-300 000 geflüchtete Hutus. Hunderttausende Hutus starben auf der Flucht in den Urwald. Angeführt von Laurent Kabila marschierten von Ruanda unterstützte anti-mobutische Rebellen in Kinshasa ein und setzten Mobutu ab. Nicht minder brutal und autoritär in der Folge regierte Kabila in der jetzt umbenannten "Demokratischen Republik Kongo". Damit verärgerte er Ruanda und Uganda.

Im Sommer 1998 beschlossen sie mit Burundi erneut in den Kongo einzufallen und Kabila abzusetzen. Kabila reagierte schnell und stellte eine große Koalition aus Simbabwe, Angola, Libyen, Namibia, Tschad und Sudan zusammen. Es begann der Zweite Kongokrieg oder Große Afrikanische Krieg.

20.2 Zweiter Kongokrieg - Große Afrikanische Krieg    

Nach einem Jahr Krieg war klar, Ruanda und Uganda konnten nicht bis Kinshasa vorrücken. Die Fronten erstarrten, man wandte sich der Ausbeutung der Bodenschätze in der reichen Osthälfte des Kongo zu. Ruanda und Uganda erzielten hohe Exportgewinne. Vermischt wurden ökonomische und politische Ziele. Die Situation im Kongo wurde inzwischen im Westen zum vergessenen Krieg. Die Medien kapitulierten in der Berichterstattung (vgl. VAN REYBROUCK 2012, 519).

2001 nach der Ermordung Kabilas wurde sein Sohn Joseph Kabila Präsident und es kam zu ersten Friedensverhandlungen. 2003 wurde durch Vermittlung der UNO der Friedensvertrag von Pretoria abgeschlossen. Ruanda und Verbündete zogen sich offiziell aus dem Kongo zurück.

Die UNO verstärkte ihr Präsenz in der größten Friedensmission (MONUC) ihrer Geschichte (verlängert bis 2017). Im Osten des Landes dauerte der Konflikt weiter an. Die EU begann ihre erste militärische Auslandsmission "Artemis" zur Unterstützung der UN-Mission. Mit westlicher Entwicklungshilfe gelang eine gewisse Stabilisierung (neue EU-Mission EUFOR). 2005 bekam der Kongo in neue Verfassung, am 30. Juli 2006 gab es die ersten freien Wahlen. Joseph Kabila wurde mit knapper Mehrheit gewählt (vgl. VAN REYBROUCK 2012, 603). Als Reaktion gründete sich die Rebellenbewegung (CNDP), um sich für die Rechte der Tutsi in der neuen Regierung einzusetzen. Ihr stand die Hutu-Miliz (FDLR) gegenüber. Die CNDP begann unter dem Vorwand einer Bevorzugung der FDLP durch die Regierung den Dritten Kongokrieg.

20.3 Dritter Kongokrieg    

Die Methoden wurden grausamer, Kannibalismus, Gruppenvergewaltigungen und völlige Straflosigkeit im Ostkongo. Folgen waren eine regelrechte Völkerwanderung. 2009 wurde der Führer der CNDP Laurent Nkunda festgenommen und die Rebellengruppe aufgelöst. Offiziell war der Krieg zu Ende, geschätzt wird die Opferzahl der Kongokriege auf 3-5 Millionen, eine Summe, die weit über jeden anderen Krieg nach dem Zweiten Weltkrieg liegt.

20.4 Kriegsfolgen    

Das Land findet immer noch keinen Frieden. Trotz internationaler Friedensverhandlungen und neuer Bündnisse gibt es immer noch eine Unübersichtlichkeit und Unsicherheit Anschläge und Unruhen. Noch 2012 hatte die aus der CNDP entstandenen Rebellenbewegung M23 (Bewegung 23. März) Erfolge, bis Ende 2013 die Regierungsarmee und die UN-Friedensmission MONUSCO sie zur Kapitulation gezwungen haben.

2016 brachen Proteste aus, als Kabila es ermöglicht wurde, bis zu einer Volksentscheidung an der Macht zu bleiben. In der Folge wurde der Gesetzestext geändert. Die Wahlen wurden im gleichen Jahr verschoben, Kabila blieb bis 2017 an der Macht. Eine Ruhe für den Wiederaufbau stellt sich in absehbarer Zeit nicht ein.

V Entwicklungszusammenarbeit    

Entwicklungszusammenarbeit/ EZ bedeutet Entwicklungspolitik mit dem Ziel, Armut, Unterentwicklung und Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Es handelt sich um eine Verbesserung der Lebensbedingungen.

21 Strukturprozesse    

Erreicht werden soll eine Beschleunigung und Förderung der Strukturprozesse in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Versucht wird dies durch die Planung und Durchführung von Projekten und Programmen in Entwicklungsländern.

Historisch gesehen begann die Entwicklungspolitik im frühen 20. Jahrhundert mit der Entwicklung der Kolonien und Mandatsgebiete. Diese Projekte waren die Grundlage der EZ.

22 Entwicklungsdekaden    

Die UNO rief vier Entwicklungsdekaden zwischen 1960-2000 inhaltlich und konzeptionell verschieden aus (vgl. IHNE 2016). Die "Millenium Development Goals" (MDGs 2000-2015) sahen acht Oberziele zur Beseitigung von Armut vor. Die Nachfolgeagenda wurde am umweltpolitischen Gipfel Rio+20 2012 beschlossen. Erstmalig wurden entwicklungspolitische und umweltpolitische Agenden zusammengeführt.

In der Folge macht die Umweltpolitik seit den siebziger Jahren aufmerksam auf mehr Wachstum kann die Lebensgrundlagen gefährden. Das Ergebnis der Verhandlungen sind "Sustainable Development Goals" (SDGs) für den Zeitraum 2016-2030 mit 17 Oberzielen. Sie gelten nicht nur für Entwicklungsländer, vielmehr für alle Länder gleichermaßen.

Ungeklärt bleibt die Lösung von Zielkonflikten etwa sich aus dem Ziel des Klimaschutzes und der Armutsbeseitigung ergeben. Ungeklärt ist außerdem der Begriff "Nachhaltigkeit" in und für die Praxis. "Nachhaltige Entwicklung" bezeichnet ein umfassendes und langfristiges Entwicklungskonzept, das zumeist ökonomische, ökologische und soziale Ziele enthält.

Sustainable Development Goals

1Armut in jeder Form beenden
2Hunger beenden und Ernährungssicherheit und bessere Ernährung erreichen, nachhaltige Landwirtschaft fördern
3gesundes Leben jeden Alters und Wohlergehen fördern
4inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten, lebenslanges Lernen fördern
5Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
6Verfügbarkeit und nahhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung
7Zugang zu bezahlbarer, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie
8dauerhaftes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit
9belastbare Infrastruktur aufbauen, nachhaltige Industrialisierung
10Ungleichheit innerhalb und zwischen Staaten verringern
11Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen
12Sicherung von nachhaltigen Konsum- und Produktionsmustern
13Bekämpfung des Klimawandels und der Auswirkungen
14Sicherung von Ozeanen, Meeren und Meeresressourcen in nachhaltiger Entwicklung
15Schutz von Landökosystemen und Förderung nachhaltige Nutzung, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen
16Förderung von friedlichen und inklusiven Gesellschaften, Aufbau von effektiven Institutionen
17Stärkung von Umsetzungsmitteln und Wiederbelebung von globaler Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung

Quelle

modifiziert STAHL 2017, 341-342


EZ ist traditionell geprägt von einem Geber-Nehmer-Verhältnis. Man unterscheidet zwischen humanitärer Hilfe, Übergangshilfe, mittel- und langfristigen Projekten, Not- und Katastrophenhilfe.

Daraus ergibt sich in der Leistungsfähigkeit

  • öffentliche EZ - öffentliche Mittel zugunsten Entwicklungshilfe - Steuermittel
  • bilaterale EZ - Durchführungsorganisationen von staatlicher Hilfe - Steuermittel
  • multilaterale EZ - Sonderorganisationen der UNO, EU und GUS - Mitgliedsbeiträge, Kapitalmarkt
  • Public Private Partnerships - NG0s, Politische Stiftungen - Mitgliedsbeiträge, Spendenaufkommen und Stiftungskapital

23 Grundmodell und Praxis der EZ    

Entwicklung ist ein normatives Konzept als Beitrag zur besseren Welt und ist positiv besetzt. Gemeint wird Modernisierung, also ein Wandel von der Agrargesellschaft zur komplexen Industriegesellschaft, der im 19. Jahrhundert von den westlichen Gesellschaften durchgeführt wurde.

Merkmale sind wirtschaftliche, politische und soziokulturelle Veränderungen wie Industrialisierung, Säkularisierung Demokratisierung, Individualisierung, Massenkonsum und Urbanisierung. Die Wandlungsprozesse werden in Verbindung mit Nachhaltigkeit, Entwicklungskonzepten bzw. EZ im Entwicklungsdiskurs als Fortschritt interpretiert. Entsprechend spricht man von Moderne bzw. Rückschrittlichkeit (vgl. ZIAI 2010, 24). Als westliches Konzept geht man davon aus, dass Entwicklungen unterschiedlich verlaufen können. Entsprechend werden in einer Kombination von Indikatoren Länder in Entwicklungsländer, Schwellenländer, entwickelte Länder eingeordnet (vgl. Least Developed Countries - LDC).

Der bekannteste Entwicklungsindex ist der "Human Development Index" (HDI) mit Indikatoren der Ökonomie, Sozio-Demographie, Ökologie, Politik und Sozio-Kultur. Die Lebensrealität soll objektiviert und messbar gemacht werden, damit Lösungen erarbeitet.

Vertreter des Post-Development Ansatzes wie Aram ZIAI lehnen das Konzept "Entwicklung" ab. Die Ansicht wird vertreten, dass die Einteilung in entwickelte und unterentwickelte Länder ein Instrument der Herrschaftslegitimierung darstellte, der Entwicklungsbegriff sei autoritär, depolitisierend und eurozentristisch (vgl. STAHL 2017, 345).

Das System der EZ steht schon lange in der Kritik, die sich auf Ineffektivität oder Ungerechtigkeit bezieht. Zum besseren Verständnis dient eine Betrachtung der Praxis mit den folgenden sieben kritischen Aspekten (vgl. STAHL 2017, 346-348).

  • Mangelhafte Koordinierung - Vielzahl der Akteure, verschiedenste Politikfelder, Beeinträchtigung der Effektivität und Nachhaltigkeit
  • Mangelhafte Wirkungsmessung - Geldmenge gilt allgemein als Indikator, Analysen ergeben die Notwendigkeit von Output-Evaluation und Impact-Evaluation/ Wirkung, Bedarf an Ursachenforschung
  • Aufdrängung - Durchführungsorganisation oft vom Geber identifizierten Problemen als Lösungsmodelle transferiert, Bedarf muss von Empfängerländern erwünscht sein/ Maßnahmen in Sinne der Bevölkerung
  • "Postkolonialer Habitus" - Entfremdung der EZ-Community von den Problemen, Erfahrungen sammeln vor Ort von der Bevölkerung/ Slumbewohner und Landbevölkerung
  • Kulturelles (Un-) Verständnis - Kenntnis der kulturellen Rahmenbedingungen im Partnerland, Kenntnis lokaler Gegebenheiten (Bedeutung der Sprachen, Werte-Deutungen und kulturelle Sensibilitäten ebenso wie Bereiche der Wirtschaft und Technik)
  • Interessenskonflikte - EZ als Arbeitsplatz auf Projektbasis/ auf Zeit vs. Arbeitsaufgaben vor Ort als Daueraufgaben, Berücksichtigung der Interessen des Projektpersonals
  • Instrumentalisierung - Partnerländer bei schlechter Regierungsführung negative Einflüsse auf EZ-Qualität (vgl. KLINGEBIEL 2013, 151).
Literaturverzeichnis    

Die Literaturangaben sind Anregungen zum Weiterlesen.

Africa Avenir International e.V. (2012): 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeiten. Eine (selbst)- kritische Bilanz, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1286, Bonn

Dichatschek G. (2021): Interkulturelle Kompetenz. Theorie, Praxis und Handlungsfelder im Kontext Interkultureller Öffnung und Politischer Bildung, Saarbrücken

Dichatschek G. (2022a): Kolonialismus und Dekolonialisierung - Rassismus. Aspekte zur Kolonialherrschaft im Kontext Politischer Bildung und Interkultureller Kompetenz, Saarbrücken

Dichatschek G. (2022b): Flucht und Vertreibung in den letzten Jahrzehnten. Theorie und Praxis von Wanderbewegungen im Kontext Politischer Bildung und Interkulturalität, Saarbrücken

Duden Learnattack 2022, Berlin > https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geografie/artikel/der-kontinent-afrika (30.10.2022)

Fanon Fr. (1972): Für eine afrikanische Revolution, Frankfurt/M.

Gawhary K. (2020): Repression und Rebellion, Wien

Hammerer E. (2022): Afrika kommt nicht zur Ruhe, in: Salzburger Nachrichten, 1. Dezember 2022, 12

Harding L. (2013): Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert, Oldenburg Grundriss der Geschichte Bd. 27, München

Ihne H.- Wilhelm J.(2006): Grundlagen der Entwicklungspolitik, in: Dies. (Hrsg.): Einführung in die Entwicklungspolitik, Hamburg, 1-40

Klingebiel St. (2013): Entwicklungszusammenarbeit: eine Einführung, Bonn

Klute G. (2013): Tuareg-Aufstand in der Wüste. Ein Beitrag zur Anthropologie der Gewalt und des Krieges, Köln

Kum'a Nichumbe III (2006): Wettkampf um die Globalisierung Afrikas, Berlin

Kum'a Nichumbe III (2006): Afrika ist im Umbruch. Afrika ist die Zukunft, Berlin

Kum'a Ndumbe III (2012): 125 Jahre kamerunischer Widerstand gegen den Kolonialismus, in: Afrika Avenir International, 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeit. Eine (selbst)-kritische Bilanz, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1286, Bonn, 137-139

Laurien I. (2018): Kenia. Ein Länderporträt, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 10219, Bonn

Loomba A. (1998): Colonialismen/ Postcolonialismen, London-New York

Mbembe A. (2012): 50 Jahre Dekolonisation in Afrika, in: Africa Avenir International, 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeit. Eine (selbst)-kritische Bilanz, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1286, Bonn, 12-17

Mc Clintock A. (1995). Imperial Leather. Race, Gender and Sexuality in the Colonial Contest, New York-London

Memmi A. (1966): Der Kolonisator und der Kolonisierte - Zwei Portraits, Hamburg

Osterhammel J. (2003): Kolonialismus. Geschichte-Formen-Folgen, München

Patel Sh. (2012): Mau-Mau-Geschichtsunterricht, in: Africa Avenir International, 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeit. Eine (selbst)-kritische Bilanz, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1286, Bonn, 56-59

Sangmeister H.- Schönstedt A.(2010): Entwicklungszusammenarbeit im 21. Jahrhundert, Baden-.Baden

Seibert Th. (2021): Machtkampf am Mittelmeer. Neue Kriege um Gas, Einfluss und Migration, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 10741, Bonn

Shoat E. (1992): "Notes on Postcolonial", in: Social Text 31/32, 99-113

Sissoko I.F. (2004): Der Demokratisierungsprozess in Afrika am Beispiel von Mali, Hamburg

Stahl B. (2017): Internationale Politik verstehen. Eine Einführung, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 10131, Bonn

Spivak G. Ch. (1991); Neocolonialism and the Secret Agent of Knowledge, in: Oxford Literary Review 13 (1a), 220-251

Tetzlaff R. (2018): Afrika: Eine Einführung in Geschichte, Politik und Gesellschaft, Wiesbaden

Traore T. (2012): Afrika: 50 Jahre Danach gilt es (immer noch), die Zukunft zu gestalten, in: Afrika Avenir International, 50 Jahre afrikanische Un-Abhängigkeit. Eine (selbst)-kritische Bilanz, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 120-125

UNESCO (1979): General History of Africa, Vol. I-VIII, Paris-Oxford

Varela M. C. - Dhawan N. (2015): Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld

Van Reybrouck D.(2012): Kongo. Eine Geschichte, Berlin

Wiedemann Ch. (2014): Mali oder das Ringen um Würde, Bundeszentale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1495, Bonn

Ziai A. (2010): Zur Kritik des Entwicklungsdiskurses > http://www.bpb.de/apuz/32908/zur-kritik-des-entwicklungsdiskurses?p=all (5.11.2022)

Zum Autor    

APS-Lehramt (VS-HS-PL, 1970, 1975, 1976), Schüler- und Schulentwicklungsberater/ Zertifizierung (1975, 1999), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landeschulrat für Tirol (1993-2002)

Absolvent des Studiums Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg-Klagenfurt/ MSc (2008), der Weiterbildungsakademie Österreich/ Wien/ Zertifizierung (2010), des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), des 4. Internen Lehrganges Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016), des Fernstudiums Erwachsenenbildung/ Zertifizierung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium -Comenius Institut Münster (2018), des Fernstudiums Nachhaltigkeit/ Zertifizierung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium -Comenius Institut Münster (2020)

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/ Universität Wien/ Berufspädagogik -Vorberufliche Bildung (1990-2011), am Fachbereich Geschichte/ Universität Salzburg/ Lehramt - Didaktik der Politischen Bildung (2016/2017, 2018)

Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche Österreich (2000-2011), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks in Tirol (2004-2009, 2017-2019), Kursleiter der VHS Salzburg -"Freude an Bildung", Zell/See, Saalfelden und Stadt Salzburg (2012-2019)

MAIL dichatschek (AT) kitz.net

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 4. Dezember 2022