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Innsbruck

Tirol - Innsbruck - Österreich    

Aspekte einer Landeshauptstadt im Kontext historisch-politischer Bildung    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Tirol - Innsbruck - Österreich   
Aspekte einer Landeshauptstadt im Kontext historisch-politischer Bildung   
Widmung   
Danksagung   
Vorbemerkung   
1 Einleitung   
I Landeshauptstadt   
2 Großraum Innsbruck   
3 Politik   
3.1 Gemeinderat - Stadtsenat   
3.2 Stadtteilpolitik   
4 Stadtgeschichte   
4.1 Urgeschichte   
4.2 Römerzeit   
4.3 Mittelalter   
4.4 Neuzeit   
4.5 19. - 20. Jahrhundert   
4.6 21. Jahrhundert   
4.7 Stadtentwicklung   
5 Sehenswürdigkeiten   
5.1 Altstadt/ Innenstadt   
5.2 Bauwerke   
6 Religionsgemeinschaften   
6.1 Katholische Kirche   
6.2 Evangelische Kirche   
6.3 Orthodoxe Kirche   
6.4 Israelitische Kultusgemeinde   
6.5 Islamische Kulturzentren   
7 Kultur/ Auswahl   
7.1 Theater   
7.2 Museen   
7.3 Musik   
7.4 Städtepartnerschaften   
8 Infrastruktur   
8.1 Zentrum   
8.2 Wirtschaft   
8.3 Medien   
8.4 Öffentliche Einrichtungen   
8.5 Wasserversorgung   
8.6 Tourismus   
9 Verkehr   
9.1 Inn   
9.2 Eisenbahn   
9.3 Straßenverkehr   
9.4 Flugverkehr   
9.5 Öffentlicher Nahverkehr   
Literaturverzeichnis I   
II Ländlicher Raum   
Einleitung   
10 Ländliche Räume   
10.1 Politische Diskussion   
10.2 Österreich   
11 Dörfer und Kleinstädte im Wandel   
11.1 Dörfer   
11.2 Kleinstädte-Märkte   
12 Ländliche Entwicklung in der EU-Agrarpolitik   
12.1 Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft   
12.2 EU - Rechtsrahmen   
13 Fachdidaktik Politische Bildung   
13.1 Lern- und Lehrkultur   
13.2 Dimensionen   
Literaturhinweise II   
Zum Autor   

Widmung    

Meinen Töchtern Katrin und Sabine gewidmet

Danksagung    

Zu danken ist der Kollegenschaft im tertiären und quartären Bildungsbereich für die Unterstützung.

Dankbar bin ich für die technische Hilfestellung bei der Manuskripterstellung Helmut Leitner.

Für die jahrelange reibungslose Autorenbetreuung danke ich dem Akademikerverlag.

Günther Dichatschek

Vorbemerkung    

Die Studie geht von einer sachbezogenen Thematik der Landeshauptstadt Innsbruck aus.

Mit der Befassung regionaler Bildung in Verbindung mit Politischer Bildung eröffnet sich ein breites Wissensfeld mit den Elementen

  • Großraum Innsbruck,
  • Politik,
  • historisch-kulturelle Stadtgeschichte,
  • Infrastruktur,
  • Religionen,
  • Sehenswürdigkeiten,
  • Sport,
  • Verkehrswesen,
  • ländlicher Raum und
  • Fachdidaktik in der Politischen Bildung.
In Fortsetzung des Projekts "Tirol" wird eine Entwicklung und die Struktur Innsbrucks interdisziplinär für das Bundesland dargestellt. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit gestellt, vielmehr beruht die Thematik auf persönlichem Interesse und einer Verbundenheit mit der Stadt.

1 Einleitung    

Die zunehmende Bedeutung von Regionalität neben Internationalität und Globalisierung im Bildungswesen zeigt sich in der thematischen Behandlung von Aspekten eines regionalen europäischen Kulturraumes und Aspekten eines Bundeslandes im Kontext Politischer Bildung in den zutreffenden Bildungsbereichen (vgl. DICHATSCHEK 2021 und 2022).

Räumliche Zusammenhänge spielen in der Regel eine geringe Bedeutung. Es gilt allerdings komplexe Zusammenhänge zu beachten. Wie die Gesellschaft Regionalität wahrnimmt, wird das Bild von einer Lern- und Wissensvermittlung transportiert.

Ein zentraler Raum und ein Bundesland eines demokratischen Gemeinwesens bedürfen der Beachtung föderaler Struktur in Politischer Bildung.

I Landeshauptstadt    

2 Großraum Innsbruck    

Innsbruck liegt zentral im Nordtiroler Inntal.

Südwärts zweigt das Wipptal zum Brennerpass. Inn und Sill treffen aufeinander.

Westlich bildet die Melach zwischen den Orten Unterperfuss und Kematen in Tirol die Trennlinie zwischen dem westlichen Oberinntal und östlichen Unterinntal.

Innsbruck wird im Norden von der Nordkette begrenzt, im Süden von den Vorbergen der alpinen Zentralkette (Patscherkofel).

Die Stadt gliedert sich in neun Katastralgemeinden und Ortschafften, die aus ehemals selbständigen Gemeinden oder Gemeindeteilen gebildet wurden. Die Katastralgemeinden bilden die Stadtteile. Sie sind noch in 20 "statistische Stadtteile" der Stadtverwaltung und 42 "statistische Bezirke" unterteilt. Sie werden als Bezeichnungen teilweise im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet. Ausnahmen sind die Stadtteile Hungerburg, Gewerbegebiet Mühlau/ Arzl und Olympisches Dorf mit der Aufteilung auf zwei Katastralgemeinden.

KG/ OrtschaftStadtteile
AmrasRoßau
ArzlNeuarzl Olympisches Dorf
HöttingHöttinger Au, Hötting West, Hungerburg (Hoch-Innsbruck), Sadrach, Allerheiligen, Kranebitten
Igls 
InnsbruckDreiheiligen-Schlachthof, Innenstadt, Mariahilf-St. Nikolaus, Saggen
MühlauHungerburg (Hoch-Innsbruck)
PradlPradl, Reichenau
Vill 
WiltenMentlberg, Sieglanger, Wilten West

Das Gebiet der Stadt Innsbruck von West nach Ost erstreckt sich über das Inntal mit bebautem Talboden bis zu einem Bergraum. Im Süden verläuft das Stadtgebiet einen Teil des südöstlichen Mittelgebirges bis zum Abhang des Patscherkofels. Auch ein Teil der Nordkette vom Kleinen Solstein bis zur Rumer Spitze gehören zum Stadtgebiet.

Vom Hafelekarhaus (erreichbar Nordkettenbahn) führt ein Weg zur Hafelekarspitze.

Im Stadtgebiet liegen auch Almen, ungewöhnlich für eine Landeshauptstadt, wie die Arzler Alm, Bodensteinalm, Froneben, Höttinger Alm, Umbrüggler Alm und Mösalm.

Eingemeindungen
1904Pradl (von Amras abgetrennt) und Wilten
1938Hötting, Mühlau und Amras
1940Arzl
1942Vill und Igls

3 Politik    

Als Statutarstadt steht die Gemeinde im Rang eines politischen Bezirks, der als "Bezirk Innsbruck-Stadt" geführt wird (vgl. Art 2 (2) Tiroler Landesordnung 1989).

Der Bürgermeister wurde lange über den Gemeinderat gewählt, Mit einer Novelle des Stadtrechts im April 2011 kam es zur Änderung und wurde bei der Gemeinderatswahl am 15. April 2012 erstmals direkt von der Bevölkerung gewählt.

3.1 Gemeinderat - Stadtsenat    

Der Gemeinderat besteht aus 40 Mitgliedern und setzt sich seit der Wahl am 22. April 2018 aus den zehn Parteien/ Gruppierungen zusammen.

Die GRÜNEN 10 Sitze
FPÖ 8 Sitze
Für Innsbruck 7 Sitze
ÖVP 5 Sitze
SPÖ 4 Sitze
Liste FRITZ 1 Sitz
Alternative Liste Innsbruck 1 Sitz
Gerechtes Innsbruck 1 Sitz
Tiroler Seniorenbund 1 Sitz

Stadtsenat

Nach der Wahl 2018 wurde eine Koalition aus GRÜNEN, FI, ÖVP, SPÖ unter grüner Führung gebildet. Der Stadtsenat besteht aus sieben Mitgliedern/ Stadträten.

Liste der Bürgermeister seit 1945
1945-1951 Anton Melzer
1951-1956 Franz Greiter
1956-1983 Alois Lugger
1983-1994 Ronuald Niescher
1994-2002 Herwig van Staa
2002-2010 Hilde Zach
2010-2018 Christine Oppitz-Plörer
ab 2018 Georg Willi

3.2 Stadtteilpolitik    

Die Stadtteile haben keine eigenständige Verwaltung (vgl. Katastralgemeinden nach § 2 Abs.2 Stadtrecht). Das Stadtrecht 1975 erlaubt die Einteilung der Gemeinde Stadtbezirke, wovon kein Gebrauch gemacht wurde. Bedeutung hat die Festsetzung der Stadtteile für die Stadtteilausschüsse (vgl. § 30a, Abs. 2 Stadtrecht - Vorberatung und Antragstellung im Gemeinderat).

Die Funktionsperiode beträgt sechs Jahre wie der Gemeinderat, Sitzungen mindestens zweimal im Jahr, das Amt versteht sich als ein Ehrenamt (vgl.§ 30a Abs. 3).

4 Stadtgeschichte    

4.1 Urgeschichte    

Erste Besiedelungsspuren im Stadtgebiet weisen auf die Jungsteinzeit hin. Vorrömische Ortsnamen und Urnengräber in Wilten, Amras, Hötting und Mühlau sowie Ausgrabungen aus der La-Tene-Zeit am Adolf-Pichler-Platz in der Innenstadt zeigen eine Besiedelung seit mehr als 3000 Jahren an.

4.2 Römerzeit    

Durch die Eroberung der Räter und Noriker legten die Römer unter Augustus zur Sicherung der Grenze im Norden, der Provinz Noricum-Rätien und Reichsstraße Verona-Brenner-Augsburg um 15.v.Chr. die Militärstation "Veldidena" (Wilten) an, die erst um 600 zerstört wurde.

4.3 Mittelalter    

Mit dem Zerfall des Weströmischen Reiches kam das Gebiet zuerst unter bairische Hoheit, bevor es ab 788 mit der Einverleibung des bairischen Herzogtums im Fränkischen Reich Karls d.Gr. aufging. In der Folge wurde das Gebiet wieder ein Teil des neuen Herzogtums Bayern und befand sich unter der Herrschaft der Grafen von Andechs, ehe es in der Grafschaft Tirol aufging.

1133 errichteten die Grafen vom Andechs einen Markt am linken Ufer (heute St. Nikolaus), der durch Berchtold V. von Andechs um 1170 über die alte Innbrücke mit dem anderen Innufer verbunden wurde.

1180 erwarben die Grafen von Andechs in einem Tauschvertrag vom Stift Wilten ein Grundstück am südlichen Innufer, woraus ein Markt-und Handelsplatz, urkundlich erwähnt als "Insprugk", entstand mit Marktrecht 1187. Der lateinische Name "Oeni Pons" oder "Oenipontum" ist daraus zurückzuführen.

Das Stadtrecht zwischen 1187 und 1205 erhielt der Markt. Damit brachte das Zollrecht Einnahmen und Einfluss, da der gesamte Handelsverkehr über den Brenner nach Italien durch Innsbruck über die Innbrücke verlief. 1239 wurde das Stadtrecht erweitert. Mit dem Tod des letzten Grafen von Andechs Otto VIII. 1248 kam das Gebiet in den Besitz der Grafen von Tirol, die 1286 von Rudolf von Habsburg die Herzogswürde erhielten.

Durch einen weiteren Tauschvertrag mit dem Stift Wilten erhielt die Stadt 1281 eine Erweiterung/ "Neustadt" (heute Maria-Theresia-Straße ungefähr bis Meraner Straße).

Die Brennerstrecke (Via Reatia) war um 1300 bereits befestigt, die Alpenübergänge wie die Via Claudia Augusta waren nur mit Saumtieren begehbar.

1363 übergab Margarethe Maultasch als letzte Gräfin von Tirol das Land an die Habsburger, Innsbruck wurde österreichisch.

Herzog Friedrich IV. ("Friedl mit der leeren Tasche") machte Innsbruck 1420 zur Residenzstadt und ließ die Lauben und den Hofgarten anlegen. Der Stadtturm (1442-1450), die Hofburg (1456), das "Goldene Dachl" (1497/1498-1500) und die Ottoburg (1495) wurden gebaut.

1485 fanden Hexenprozesse statt, die im selben Jahr eingestellt wurden.

4.4 Neuzeit    

Unter Kaiser Maximilian I., der oft mit seinem Hof in Innsbruck weilte, begann der Aufstieg der Stadt zu einem politischen und künstlerischen Zentrum des Reiches.

Um 1500 wurde das Zeughaus erbaut, das damals ein bedeutendes Waffenlager Europas war.

Maximilians Enkel Ferdinand I. veranlasste zwischen 1553 und 1563 in der Hofkirche die Errichtung des leeren Grabmals (Kenotaph), in der zwischen 1509-1550 die gegossenen "Schwarzen Mander" aufgestellt wurden.

In der Gegenreformation wurden auf Betreiben Ferdinands von den Jesuiten unter Petrus Canisius 1562 ein Jesuitenkolleg und eine Lateinschule (heute Akademisches Gymnasium, ältestes Gymnasium Westösterreichs) gegründet.

Durch die Innauen wurde 1585 eine Straße von Mühlau nach Hall angelegt, die heute noch von erhaltenen Wegsäulen gesäumt ist.

Als erstes festes Opern- und Theaterhaus im deutschen Sprachraum wurde 1629-1630 von Leopold V. die "Dogana" errichtet, heute an deren Stelle das "Kongresshaus Innsbruck".

1665 starb die Tiroler Linie der Habsburger mit Erzherzog Sigmund Franz aus. Das bedeutete das Ende als Residenzstadt, das gotische Stadtbild der Altstadt blieb aber erhalten.

Kaiser Leopold I. gründete am 15. Oktober 1669 die Universität Innsbruck mit vier Fakultäten, Kaiser Franz I. errichtete die Philosophische und Juridische Fakultät 1826 endgültig.

4.5 19. - 20. Jahrhundert    

1849 wurde Innsbruck offiziell die Nachfolge von Meran als Landeshauptstadt Tirols.

Ab 1858 führte die Eisenbahn über Kufstein und Rosenheim nach München, 1867 über den Brenner nach Bozen (Brennerbahn) und 1884 über den Arlberg (Arlbergbahn). Damit entwickelte sich in Innsbruck rasch der Fremdenverkehr. 1904 wurde mit der Stubaitalbahn Innsbruck mit Fulpmes und 1912 wurde die Mittenwaldbahn mit Garmisch-Partenkirchen-München verbunden. Beide Bahnen wurden von Josef Riehl geplant. Damit erhielt Innsbruck eine zweite Bahnverbindung nach München.

Der Waffenstillstand im Ersten Weltkrieg mit Italien am 4. November 1918 brachte eine kurzfristige Besetzung am 7. November bayerischer Truppen mit sich, um einer italienischen Besetzung zuvorzukommen. Mit dem deutschen Waffenstillstand am 11. November zog man wieder ab. Eine italienische Vorhut folgte am 17. November, das Hauptkontingent folgte am 23. November. Die Besetzung dauerte bis zum 1. Dezember 1920. Die Stadt erlitt keine Schäden.

In der Zwischenkriegszeit kam es zu Auseinandersetzungen der politischen Lager (Höttinger Saalschlacht am 27. Mai 1932, ein SA-Mann erstochen).

Innsbruck war 1938-1939 Hauptstadt im Reichsgau Tirol-Vorarlberg. Im November-Pogrom 1938 wurden jüdische Wohnungen und Geschäfte sowie die Synagoge verwüstet, vier Juden wurden getötet. Fast alle Juden wurden nach Wien ausgewiesen. Für die Südtiroler Optanten 1939/1943 wurden eigene Wohnsiedlungen besonders im Stadtteil Pradl errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt 22 Bombenangriffe mit 495 Opfern. Im Dezember 1944 wurde die Universitätsklinik schwer beschädigt. Am 3. Mai 1945 wurde Innsbruck kampflos an die US-Truppen übergeben. Gauleiter Franz Hofer verbot in einer Rundfunkansprache jeden Widerstand. Mit Kriegsende gehörte Tirol mit Sitz des Kommandos in Innsbruck zur französischen Besatzungszone.

Am 15. Jänner 1948 wurde der Flughafen Innsbruck eröffnet, von der Reichenau auf die Ulfiswiese in der Höttinger Au verlegt. Erste Flüge waren nach München, 1950 bot die KLM erste Linienflüge an. Der Flughafen spielt im Winter eine große Rolle im Tourismus mit Charterflügen, im Sommer gibt es Charterflüge besonders in den Mittelmeerraum.

Zweimal war die Stadt Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 sowie der Winter- Paralympics 1984 und 1988. Innsbruck war die einzige Stadt, in der innerhalb von zwölf Jahren zweimal Olympische Spiele ausgetragen wurden. Mitte der neunziger Jahre gab es Initiativen, die Winterspiele ein drittes Mal nach Innsbruck zu bringen. 2006 nach einer Volksbefragung beendet man das Vorhaben.

1974 wurde die elektrische Überlandstraßenbahn nach Hall eingestellt. Später bezeichnete Altbürgermeister Alois Lugger die Einstellung als seinen größten Fehler.

Am 27. Juni 1988 zelebrierte Papst Johannes Paul II. im Bergisel-Stadion eine Freiluftmesse.

1999 kamen beim Air & Style Contest im Bergisel-Stadion bei einem Massengedränge sechs Jugendliche um. 2002 wurden Stadion und Schanze neu gebaut.

4.6 21. Jahrhundert    

Die Medizinische Fakultät der Universität wurde 2004 zur zweiten eigenständigen Universität als "Medizinische Universität Innsbruck".

2005 fand zum zweiten Mal die Universiade statt. In diesem Jahr war die Stadt neben Wien auch Austragungsort der Eishockey A-WM.

2008 war die Stadt ein Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft von Österreich und der Schweiz.

Europameisterschaften im Handball fanden 2010 und im Volleyball 2011 statt.

2012 fanden im Jänner die ersten Olympischen Jugend-Winterspiele statt.

2018 war Innsbruck in jeder Disziplin Zielort der Rad-WM in Tirol.

4.7 Stadtentwicklung    

Mit dem Wiederaufbau nach dem Krieg ab 1948 und in der Folge als Olympiastadt entstanden die neuen Stadtteile Reichenau und das Olympische Dorf.

1973 wurde das Kongresshaus als Veranstaltungszentrum mit internationalen Dimensionen in nächster Nähe der historischen Altstadt eröffnet.

Die 1928 eröffnete Nordkettenbahn wurde nach nicht einmal zwei Jahren Bauzeit neu 2006 eröffnet. Die 1906 eröffnete Hungerburgbahn wurde ebenfalls durch einen Neubau 2007 eröffnet. 2010 öffnete das neue Kaufhaus Tyrol im Stadtzentrum.

Die Parklandschaft erweitert die Grünflächen der Stadt wie der Alpenzoo, Hofgarten, Rapoldipark, Schlosspark Ambras, Waltherpark, Pechegarten und Beselepark.

5 Sehenswürdigkeiten    

5.1 Altstadt/ Innenstadt    

Hier befinden sich das weltbekannte Goldene Dachl, der Innsbrucker Dom, das Helblinghaus, die Hofburg und Hofkirche mit den Bronzestatuen ("Schwarze Mander").

5.2 Bauwerke    

Die teilweise denkmalgeschützten Objekte bilden Teile historisch-politischer Bedeutung wie

das Alte Landhaus,

Neues Landhaus,

die Altstadt,

Annasäule,

das Befreiungsdenkmal,

die Bergisel-Schanze,

das Schloss Ambras,

die Hungerburgbahn,

Maria-Theresien-Straße,

das Riesenrundgemälde,

der Stadtturm,

das Landestheater und

die Triumphpforte.

6 Religionsgemeinschaften    

6.1 Katholische Kirche    

Ungefähr 70 Prozent der Bevölkerung gehören der Römisch-katholischen Kirche an. Innsbruck ist Sitz der Diözese im mittleren und westlichen Teil Nordtirols bis Ziller und Osttirol.

1964 wurde die Diözese Innsbruck-Feldkirch durch Papst Paul VI. errichtet und 1968 das Bistum geteilt.

Die Universität besitzt eine Römisch- Katholische Theologische Fakultät, an der Persönlichkeiten wie die Jesuitenpatres Petrus Canisius und Karl Rahner lehrten.

6.2 Evangelische Kirche    

2005 erhielt Innsbruck den Sitz der 1966 gebildeten Evangelischen Diözese A.B. Salzburg-Tirol.

2012 wurde Olivier Dantine Nachfolger von Luise Müller zum amtierenden Superintendenten gewählt.

Innsbruck hat die zwei evangelischen Pfarrgemeinden Christuskirche und Auferstehungskirche.

6.3 Orthodoxe Kirche    

Über 4000 orthodoxe Christen leben in der Stadt. Seit 1992 gibt es eine serbisch-orthodoxe Gemeinde für Tirol in Innsbruck.

Diese ging aus der 1974 gegründeten Kirchengemeinde für Salzburg-Tirol-Vorarlberg hervor. Seit 2015 gibt es auch eine rumänisch-orthodoxe Gemeinde.

6.4 Israelitische Kultusgemeinde    

Nach dem NS-Zeit wurde 1952 die Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck mit einer Synagoge gegründet.

6.5 Islamische Kulturzentren    

Sechs Kulturzentren betreuen die Moslems in Innsbruck.

7 Kultur/ Auswahl    

7.1 Theater    

Tiroler Landestheater Innsbruck

Innsbrucker Kellertheater

7.2 Museen    

Tiroler Landesmuseum

Tiroler Volkskunstmuseum

Zeughaus

Schloss Ambras

Tiroler Kaiserjägermuseum

Alpenvereinsmuseum

Kunsthalle Tirol -Taxispalais

7.3 Musik    

Tiroler Symphonieorchester Innsbruck

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Ambraser Schlosskonzerte

7.4 Städtepartnerschaften    

1962 Aalborg/ Dänemark - Austausch Sport- und Jugendbereich

1964 Grenoble/ Frankreich - Olympiastadt 1968 - ähnliche Lage der Stadt im Gebirge - Seilbahn in der Stadt - Universitätsstadt - Schnittstelle von Bildung und Kultur

1980 Sarajewo/ Bosnien-Herzegowina - Olympiastadt 1984

1982 Tiflis/ Georgien - "Georgische Kulturwoche" - Stadtmuseum, Stadtarchiv - Städteplanung-Grünraumgestaltung

1995 New Orleans/ Louisiana USA - Studentenaustausch der Universität Innsbruck/ alljährlich "Innsbruck International Summer School'"

1998 Krakau/ Polen - Freundschaft mit Polen - Universitätsstadt - Schul- und Stipendienprogramme

IT-Hinweise

https://www.ibkinfo.at/jahre-staedtepartnerschaft-innsbruck-besucht-grenoble (20.12.2022)

https://www.ibkinfo.at/partnerstadt-georgien (21.2.2022)

https://www.ibkinfo.at/krakau2019 (21.12.2022)

8 Infrastruktur    

8.1 Zentrum    

Als Landeshauptstadt ist sie Verwaltungszentrum und Wirtschaftszentrum, kultureller Mittelpunkt, ganzjähriges Tourismuszentrum und Kongress- und Universitätsstadt.

Die Verkehrsstruktur umfasst Straßenverbindungen, einen zentralen Bahnknotenpunkt und Flugverbindungen.

Mit zahlreichen Sportveranstaltungen und Möglichkeiten in der Umgebung ist Innsbruck auch eine Sportstadt.

Mit einer jährlichen Messeveranstaltung gibt es auch eine alle zwei Jahre stattfindende Weltleitmesse für Seilbahntechnik "Interalpin" und jährliche Fachmesse für Gastronomie, Hotel und Design "fafga".

8.2 Wirtschaft    

Traditionell ist die Lodenherstellung ein Industriezweig der Stadt. Der wetterfeste Stoff wird für die Herstellung von Kleidung und Mäntel verwendet. Zudem bietet die Stadt rund 10 000 Arbeitsstätten und etwa 50 Unternehmen mit mehr als 200 Arbeitnehmern.

Rund 40 000 Personen pendeln täglich in die Stadt, 75 Prozent aus dem Bezirk Innsbruck-Land.

8.3 Medien    

Zeitungen und Zeitschriften werden verlegt wie die Tiroler Tageszeitung, 6020 Stadtmagazin, Tiroler Kronenzeitung und Stadtblatt Innsbruck.

Das ORF-Landesstudio Tirol sendet regionale Radio- und Fernsehprogramme für das Bundesland Tirol und Südtirol.

8.4 Öffentliche Einrichtungen    

Als Landeshauptstadt ist Innsbruck Sitz zentraler Einrichtungen öffentlicher Institutionen.

Justiz - Landesgericht / Tirol, Oberlandesgericht/ Tirol-Vorarlberg und Justizanstalt

Polizei - Landespolizeidirektion, Stadtpolizeikommando und acht Polizeiinspektionen

Gesundheit - Landeskrankenhaus bzw. Universitätsklinik

Interessensvertretungen - Kammern, Ständiges Sekretariat der Alpenkonvention, Österreichischer Schiverband/ ÖSV, SOS-Kinderdorf International bzw. Österreich

Kasernen des Bundesheeres - Eugenkaserne und Conradkaserne bzw. Militärkommando Tirol

Universitäten und Hochschulen: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, MCI Management Center Innsbruck, Medizinische Universität, Pädagogische Hochschule Tirol, Tiroler Landeskonservatorium, Mozarteum Salzburg - Abteilung Musikpädagogik in Innsbruck

Schulen - 22 Volksschulen, 10 Mittelschulen, 1 Polytechnische Schule, 2 Sonderschulen, Öffentliche Musikschule der Stadt Innsbruck mit Außenstellen, 8 Allgemeinbildende höhere Schulen und 8 Berufsbildende höhere Schulen

Studentenwohnheime - 10 Wohnheime

8.5 Wasserversorgung    

Die Trinkwasserversorgung der Stadt erfolgt überwiegend aus der "Mühlauer Quelle" im Inneren der Nordkette auf 1140 Metzer Höhe und rund 600-1600 Liter Wasser pro Sekunde liefert.

8.6 Tourismus    

Als wichtige Einnahmequelle mit Sehenswürdigkeiten, Kulturangeboten, Ausstellungen und dem Sportangebot ist die Stadt ein beliebtes Ziel. Sehr beliebt ist das Angebot der "Innsbruck Card" mit kostenlosem Eintritt in die Museen und Sehenswürdigkeiten, Freifahrten mit regionalen IVB-Linien und Preisermäßigungen bei dem Stadtspaziergang und Stadtführung.

9 Verkehr    

Auf Grund der günstigen Lage zum Brennerpass war Innsbruck schon im Mittealter ein Verkehrsknotenpunkt zwischen Italien und den deutschen Fürstentümern und für Durchreisende ein Ort der Erholung (vgl. Italienreise Goethe 1786 - Aufenthalt im "Hotel Goldener Adler").

9.1 Inn    

Historisch flößte man auf dem Inn Brenn- und Bauholz zur Saline nach Hall. Von dort begann die Innschifffahrt. In den neunziger Jahren wurde diese Idee nicht mehr umgesetzt. Im Stadtgebiet gibt es allein 15 Brücken.

9.2 Eisenbahn    

1858 fand mit der Eröffnung der "Unterinntalbahn" über Kufstein nach München und Salzburg Innsbruck Anschluss an das gebaute Eisenbahnnetz.

Gefördert wurde diese Entwicklung durch die "Giselabahn" ab Wörgl über das Brixental und Salzachtal in Richtung Graz und Belgrad und die "Brennerbahn" 1867. Damit war Innsbruck an eine der wichtigsten Eisenbahnstrecken der Monarchie angeschlossen.

1884 wurde die "Arlbergstrecke" in Richtung Feldkirch, Bregenz und später Zürich/ Basel in Richtung Westen eröffnet. 1912 folgte die "Mittenwaldbahn" nach Garmisch-Partenkirchen und München in Richtung Norden.

Damit laufen alle Linien der Nord-Süd-und Ost-West-Achse am Hauptbahnhof Innsbruck zusammen.

2016 wurde im Süden der Stadt mit den Bauarbeiten des "Brennerbasistunnels" begonnen. Eine Kapazitätssteigerung soll damit auf der Unterinntalbahn mit bis zu 430 Zügen am Tag erreicht werden.

9.3 Straßenverkehr    

In den sechziger Jahren entstand entlang der Bahnstrecke in Richtung Osten die Inntal Autobahn A 12, verbunden mit der A 8 von Rosenheim nach München mit Salzburg/ Wien verbunden.

In Richtung Westen verläuft die A 12 im Oberinntal in die Arlberg Schnellstraße mit dem Arlberg-Straßentunnel.

In den Süden zweigt am Autobahndreieck Innsbruck die Brennerautobahn nach Bozen und Verona mit der rund 200 m hohen Europabrücke ab.

In den Norden gibt es keine Autobahn, nur eine Verbindung über die Seefelder Straße B 1777 über dem Zirler Berg nach Seefeld und nach Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen.

9.4 Flugverkehr    

Der internationale Flughafen im Westen der Stadt (Kranebitten) wurde 1920 von der Landesregierung beschlossen. Bedeutend war er während der Olympischen Winterspiele. Ganzjährige Linienflüge gehen nach Amsterdam, Frankfurt, London, Berlin und Wien. Als Wirtschaftsfaktor gelten rund 50 Fluggesellschaften, mit rund 30 kooperierenden Unternehmen ist der Flughafen wichtig. 2010 waren es erstmals mehr als eine Million Passagiere.

9.5 Öffentlicher Nahverkehr    

Im Stadtgebiet und den Vororten gibt es ein Verkehrsinfrastrukturnetz der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB), dem Innbus, dem ÖBB- und Postbus, dem Verkehrsverbund VVT (Straßenbahnlinien und Buslinien) und einem Nachtbusnetz.

Die Standseilbahn "Hungerburgbahn" verbindet das Kongresshaus mit der Weiherburg/ Alpenzoo und dem Stadtteil Hungerburg. Bis zu 1200 Personen pro Stunde können befördert werden.

Literaturverzeichnis I    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert werden.

Dichatschek G. (2021): Regionale Bildung. Aspekte einer Erwachsenenpädagogik eines europäischen Kulturraumes im Kontext Politischer Bildung, Akademikerverlag Saarbrücken

Dichatschek G. (2022): Tirol-Österreich-Europa. Aspekte eines Bundeslandes im Kontext Politischer Bildung, Akademikerverlag Saarbrücken

Forcher M. (2008): Die Geschichte der Stadt Innsbruck, Haymon-Verlag Innsbruck

Innsbruck Wikipedia (2022) > https://de.wikipedia.org/wiki/Innsbruck

Morscher W. - Mrugalska B. (2007): Das Innsbrucker Sagenbuch, Tyrolia-Verlag Innsbruck

Reiter M. (2004): Innsbruck, eine kurze Geschichte der Stadt: Ereignisse, Persönlichkeiten, Jahreszahlen, Übereuterverlag Wien

Schneider K. (2008): Kleine Innsbrucker Stadtgeschichte, Tyrolia-Verlag Innsbruck

Stolz O. (1959): Geschichte der Stadt Innsbruck, Tyrolia-Verlag Innsbruck

II Ländlicher Raum    

Einleitung    

Für die Politischen Bildung als Vergleich zur Großstadt bzw. urbanen Zentren stellt sich der Themenbereich mehrfach.

Vorrangig betrifft es

  • die Beziehung von Land und städtischem Großraum,
  • die Siedlungsstruktur,
  • unterschiedlicher Infrastruktur in den Bereichen
    • Verkehr,
    • Daseinsversorgung,
    • Medizin,
    • Kultur und Bildung,
    • Landnutzungswandel,
    • Arbeitsmarkt und
    • letztlich der EU-Agrarpolitik.
10 Ländliche Räume    

Ländliche Räume in ihrer Vielfalt werden oftmals nur als Natur- und Erholungsraum oder mit Defiziten wie Abwanderung junger Menschen, mangelhafter Infrastruktur und industrialisierter Landwirtschaft gesehen.

10.1 Politische Diskussion    

Das Gefälle von Stadt und Land setzte vor Jahrzehnten mit einer politischen Diskussion in Richtung gleichwertiger Lebensverhältnisse und damit Lebenschancen ein.

Übersehen wird, dass es den Gegensatz so gar nicht mehr gibt. Den ländlichen Raum gibt es auch nicht pauschal, vielmehr eine Vielzahl von ländlichen Räumen mit Unterschieden in gesellschaftlichen, sozialen und und wirtschaftlichen Merkmalen (vgl. KÜPPER 2016).

Durch den demographischen Wandel leben mehr Menschen in ländlichen Räumen als in den wenigen Großstädten in Österreich. Beträchtlich ist die ökonomische Wertschöpfung durch die Kleinindustrie, Landwirtschaft, das Gewerbe und den Tourismus geworden.

Probleme und Herausforderungen bilden regionale Tendenzen der Abwanderung junger Leute, eine starke Alterung in den Orten und das Verschwinden von Einrichtungen der Daseinsversorgung.

Der Gestaltungsraum für kreative Ideen, Rückkehrangebote angesichts sinkender Lebensqualität und steigender Wohnkosten in manchen urbanen Zentren bewirken eine neue Attraktivität besonders für junge Familien.

10.2 Österreich    

In Österreich erfordern

  • die alpinen Regionen neue Entwicklungsprogramme,
  • ebenso sind Regionalprogramme in Großräumen um urbane Zentren wie Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck vermehrt notwendig.
Hier ergibt sich in den sog. "Speckgürteln" - Räume bis ca. 30-60 Autominuten Entfernung von urbanen Zentren - eine Sondersituation, eine soziale Trennung zwischen den wirklich Ortsansässigen, den Pendlern bzw. Zuzüglern und unterschiedliche Lebensprobleme beider Gruppen.

Die Problematik in Tourismuszentren stellt sich in der zunehmenden Zweitwohnungsnutzung und Zuwanderung aus dem EU-Raum.

IT-Hinweis

Probewohnen gegen Landflucht > https://steiermark.orf.at/stories/3059371/ ( 27.7.20)

11 Dörfer und Kleinstädte im Wandel    

In ländlichen Räumen sind Dörfer und Kleinstädte die wichtigsten Siedlungstypen (vgl. BORN 1977).

11.1 Dörfer    

In Mitteleuropa ist für ein Dorf von einer Bevölkerungszahl von rund 1000 bis 1500 Personen auszugehen.

Gemeindezusammenlegungen mit Dörfern ergeben größere Verwaltungseinheiten.

Agrarisch geprägte Strukturen kennzeichnen den dörflichen Charakter.

Durch die veränderte Arbeitsmarktsituation ist Mobilität der Arbeitskräfte mit Pendlertum von den Dörfern zu den wachsenden Städten vorhanden.

Landschaftlich attraktive Gegenden werden durch den Tourismus zunehmend beeinflusst.

Traditionelle Lebensverhältnisse verändern sich durch Zuzug in Verbindung mit Modernisierungsprozessen und einem Strukturwandel in der Landwirtshaft.

11.2 Kleinstädte-Märkte    

Kleinstädte bzw. Marktgemeinden bilden regionale Zentren für die Bevölkerung als Versorgungszentren, Verwaltungseinheiten, Orte des kulturellen Austauschs und der Bildung.

Typisch und bedeutsam ist der lokale Charakter.

Historisch sind bauliche Bestände kennzeichnend.

Erweiterte Funktionen für das Umland werden zumeist wahrgenommen.

Auszugehen ist künftig in Kleinstädten von einer Weiterentwicklung in Funktionen, Siedlungsformen und Konkurrenz durch die neuen Techniken.

12 Ländliche Entwicklung in der EU-Agrarpolitik    

Eine Politik zur Entwicklung ländlicher Räume der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union/ GAP verfolgt Agrarstruktur, umweltpolitische und regionalpolitische Ziele (vgl. WEINGARTEN 2020, 46-47).

12.1 Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft    

Ländliche Räume in modernen Gesellschaften und Volkswirtschaften besitzen eine Vielzahl von Funktionen. Das folgende Beispiel von sieben Bedeutungen zeigt die Wichtigkeit der Funktionen.

Produktion von Nahrungsmitteln > Bodennutzung

Siedlungs- und Wohnungsfunktion > Flächennutzung

Standorte für Verkehrsprojekte > Verkehrsflächen

Wirtschaftsunternehmen > Flächennutzung

Tourismus und Erholungsfunktion > Landschaftsbild

Waldflächen > Speicher- und Regulationsfunktion

Entsorgungsfunktion > Weiterverwertung

12.2 EU - Rechtsrahmen    

Bereits 1957 in den Römischen Verträgen/ EWG einigte man sich auf eine "Gemeinsame Agrarpolitik" (GAP), die 1962 in Kraft trat.

Die erste Säule war die Markt- und Einkommenspolitik im Agrarsektor.

Die zweite Säule umfasst ist die "Politik zur Entwicklung ländlicher Räume", die über Jahrzehnte durch unterschiedliche politischen Ebenen in Verflechtungen sich entwickelte.

  • Rechtlicher Rahmen für die zweite Säule bildet die EU-Verordnung Nr. 1305/2013 über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes/ ELER.
  • Ziele im Artikel 4 der ELER-Verordnung sind
a) die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft,

b) Gewährleistung nachhaltiger Bewirtschaftung und Klimaschutz sowie

c) die Erreichung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Gemeinschaften.

Für die Funktionsperiode 2014-2020 stellt die EU 96 Mrd. Euro aus dem EU-Agrarhaushalt zur Verfügung.

13 Fachdidaktik Politische Bildung    

Regionale Themen brauchen in der Politischen Bildung eine fachdidaktische Planung. Im Folgenden wird beispielhaft auf eine grundsätzliche Konzeption eingegangen (vgl. WEISSENO-DETJEN-JUCHLER-MASSING-RICHTER 2010, 36-39).

Fachdidaktik ist aktuell eine eigenständige Disziplin geworden, die sich im jeweiligen Fachbereich - hier in Politischer Bildung - mit Lehren und Lernen in den einzelnen Bildungsbereichen wie Schule, Universität/ Hochschule und Erwachsenenbildung beschäftigt.

13.1 Lern- und Lehrkultur    

Angesprochen ist eine Lern- und Lehrkultur auf den Ebenen der Inhalts- und Zielklärung, Lehr- und Lernprozesse/ Methoden und Medien/ Folgen für die Lehre und deren Arbeits- und Interaktionsformen/ Organisation.

Die einzelnen Ebenen stehen zu verschiedenen Disziplinen in Beziehung wie der Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft, Pädagogische Psychologie, Pädagogische Soziologie, Politikwissenschaft, Ökonomik und Rechtswissenschaft. Im Zusammenhang von Fragen und Antworten lässt sich von einer fachdidaktische Konzeption sprechen.

Die meisten Ansätze/ Konzepte haben empirische und normative Elemente. Versucht wird die vielfältige Realität möglichst wirklichkeitsgetreu in der jeweiligen Bildungsorganisationsform nachzubilden wie in Unterrichtsformen und Lernprozessen.

Ausgegangen wird von einer und benötigt wird eine Verankerung in der Demokratie.

13.2 Dimensionen    

Die zentralen Dimensionen beziehen sich auf

  • das politische System,
  • das Individuum mit seinen Qualifikationen und
  • den Bildungszielen einer Orientierung im politischen System.
Gefördert werden soll die Legitimität des Einzelnen und ein gesamtgesellschaftlicher Verantwortungsfaktor.

Wesentlich sind die Input- und Output-Perspektive wie

  • Input als die politische Willensbildung und Entscheidungsbildung sowie
  • Output als die Qualität der Entscheidung und Steuerung zu bestimmen.
Eine Auseinandersetzung mit der politischen Wirklichkeit ergibt die Diskrepanz zwischen den normativen Ansprüchen und der Realität des politischen Systems als nicht abgeschlossenes Projekt.

Diese Kluft bedarf entsprechender Kompetenzen in Form einer politischen Mündigkeit (Orientierungsfähigkeit, Willensbildung, Selbständigkeit, Eigenverantwortlichkeit und Reflexionsfähigkeit).

Die Fachdidaktik bedarf Lehrender mit fachlicher Kompetenz und Lehrbefähigung im jeweiligen Bildungsbereich (Lehramt/Schule bzw. Diplom/ Erwachsenenbildung bzw. Hochschuldidaktik/ Universität-Hochschule).

Literaturhinweise II    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert werden.

Born M. (1977): Geographie der ländlichen Siedlungen, Bd.1, Genese der Siedlungsformen in Mitteleuropa, Stuttgart

Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur politischen Bildung /izpb 343 2/ 2020, Ländliche Räume, Bonn

Bundeszentrale für politische Bildung: Aus Politik und Zeitgeschichte, Land und Ländlichkeit, Nr. 46-47/2006, Bonn

Dichatschek G. (2017a): Didaktik der Politischen Bildung. Theorie, Praxis und Handlungsfelder der Fachdidaktik der Politischen Bildung, Saarbrücken

Dichatschek G. (2027b): Erwachsenen- Weiterbildung. Beitrag zu Theorie und Praxis von Fort- bzw. Weiterbildung, Saarbrücken

Dichatschek G. (2022): Tirol-Österreich-Europa. Aspekte eines Bundeslandes im Kontext Politischer Bildung, Saarbrücken

Küpper P. (2016): Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume (Thünen Working Paper 68), Braunschweig

Steinführer A. (2020): Dörfer und Kleinstädte im Wandel, in: Informationen zur politischen Bildung/ izpb 343/2020, Ländliche Räume, Bonn, 8-15

Weingarten P. (2020): Ländliche Entwicklung: die zweite Säule der EU-Agrarpolitik, in: Informationen zur politischen Bildung/ izpb 343/2020, Ländliche Räume, Bonn, 46-49

Weißeno G. - Detjen J.- Juchler I.- Massing P. - Richter D. (2010): Konzepte der Politik - ein Kompetenzmodell, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1016, Bonn

Zum Autor    

APS-Lehramt/ VS-HS-PL (1970-1975, 1976), zertifizierter Schüler- und Schulentwicklungsberater (1975, 1999), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol (1993-2002)

Absolvent des Instituts für Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), der Universitätslehrgänge Politische Bildung/ Master (2008) und Interkulturelle Kompetenz/ Diplom (2012) / Universität Salzburg, der Weiterbildungsakademie Österreich/ Wien/ Diplome (2010), des Internen Lehrgangs Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016) und der Fernstudien Erwachsenenbildung/ Zertifizierung (2018) und Nachhaltige Entwicklung/ Zertifizierung (2020) der Evangelischen Arbeitsstelle Fernstudium, Comenius-Institut Münster

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft der Universität Wien/ Vorberufliche Bildung (1990-2011), am Fachbereich Geschichte/ Lehramt Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung/ Didaktik der Politischen Bildung (2016, 2018)

Kursleiter an Volkshochschulen Salzburg/ "Freude an Bildung" - Politische Bildung (2012-2019), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerkes in Tirol (2004-2009, 2017-2019)

MAIL dichatschek (AT) kitz.net

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 1. Januar 2023