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Christentum

Christentum

I Christenheit

Vorbemerkung

Im Teilbereich "kulturell-religiöse Kompetenz" bietet sich als Weltreligion die Thematik "Christentum" in ihrer Vielfalt und Entwicklungsgeschichte an. In einer vielfältigen Gesellschaft sind die Bereiche Politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz/ Bildung zunehmend von Bedeutung.

Ausgangspunkt dieses Teils der Studie sind die

  • Absolvierung des Studiums Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck (1985),
  • die Absolvierung des 1. Lehrganges Ökumene/ Kardinal König - Akademie (2006),
  • Absolvierung des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg-Klagenfurt (2008) und 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg (2012) und
  • Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.
Gegliedert ist die Studie in

  • "Christenheit", das frühe Christentum-Bildung, zwei Jahrtausende Christenheit/ Überblick, Erziehungs- und Bildungsdenken, kulturell-religiöse Bildung und Demokratie und
  • "Ökumene" mit ihrer Bedeutung für eine zeitgemäße kulturell-religiöse Kompetenz.
12 Einleitung

Kulturell-religiöse Bildungsprozesse, angestrebt in einer Politischen Bildung bzw. Interkulturellen Kompetenz/ ICC, sind gekennzeichnet in einer Erinnerungsfähigkeit unserer Gesellschaft, Überzeugungsfähigkeit, Lebensbedeutung und Lebensführung (vgl. in der Folge RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 178-182).

Es geht um das kulturell und religiöse Gedächtnis, bedeutungsvoll als Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit, Hoffnung und Solidarität. In Europa sind diese Inhalte nicht ohne eine christliche Tradition in Glaubenserfahrung zu verstehen. Diese Erfahrung und Weitergabe erweitert sich zu einer Lebenserfahrung. Vor diesem Hintergrund versteht es sich, dass sich in Bildungs- und Erziehungsprozessen in Fragen religiöser Bildung und Politischer Bildung Unterschiede ergeben müssen.

Bildungsanstrengungen ergeben sich in indirekten Erziehungswirkungen und sozialen und kulturellen Handlungsräumen im Bildungssystem mit Lernprozessen. Wesentlich sind formale (Bildungsinstitutionen) und non-formale Bildungsbemühungen (eigener Lebensort) mit ethischen Resonanzräumen.

Aktualität erfährt diese Bedeutung im öffentlichen Raum durch unterschiedliche kulturelle Herkünfte, religiöse Zugehörigkeiten und Lebensformen. Damit sind Lehr-, Lern- und Bildungsprozesse notwendig, beispielhaft als interkulturelle Bildung, Politische Bildung, Ethik und religiöses Grundwissen.

Bildungsinstitutionen sind nicht nur Orte des Wissenserwerb, durch die Bedeutung eines informellen Lernens und des Verlustes des Monopols der Wissenszugänge kommen auch andere Aufgaben dazu. Beispielhaft ist die Politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz mit einem Orientierungswissen und einer Handlungskompetenz. In diesem Kontext ist neben dem Unterricht auch die Vermittlung von Lebensformen zu sehen.

Dazu gehört etwa die Religionsfreiheit mit ihrem Recht auf öffentlichen Raum, freiem Zugang zur Glaubensfreiheit und Gestaltung der (inter-)kulturellen Lebensform, einem weltanschaulich neutralen und pluralistischen Staat. Damit ist der Grund für eine Unterscheidung zwischen Politik bzw. Interkulturalität und Religion und die notwendige Bedeutung der entsprechenden Bildungsbereiche gegeben.

13 Frühes Christentum - Bildung

Der Bezug zum frühen Christentum und der Bildung hat einen festen Platz in der Beziehung von christlichem Glauben und Bildung (vgl. RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 17-28).

Ausgehend von der These, frühe Christen seinen kleine Leute aus der Unterschicht, sogar bildungsfern, was sich erst im Laufe des zweiten Jahrhunderts nach und nach geändert habe. Seit geraumer Zeit gibt es Untersuchungen der Soziologie, die diese Auffassung infrage stellen. Es zeigt sich, dass die herkömmliche Zuordnung nicht so eindeutig ist (vgl. THEISSEN 1979, 267). Unter Hinweis auf 1. Kor 1, 26-28, umfassen die Gemeinden verschiedene soziale Schichten. Dieses Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeit hinterlässt eine Analyse von Konflikten bei versteckten Wertsystemen und Verhaltensnormen (vgl. MEEKS 1993, 233-263).

In der Antike gehören wirtschaftlicher, gesellschaftlicher Einfluss und finanzieller Wohlstand sowie Zugang zur Bildung eng zusammen. Gebildete, Mächtige und Angesehene bilden eine gesellschaftliche Schicht. In der Folge kommt es zur Auseinandersetzung zwischen Christentum und antiker Philosophie, damit der Berührung des Christentums mit der Bildung der "paideia" und dem Zusammenhang von Lehren und Lernen. Im NT spielt dieser Kontext eine erhebliche Rolle (vgl. beispielhaft Mk. 10, 1; Mt 4.23; Mt 7.28; Mk. 4.23).

In der Antike wird mit "paideai" ein Lebenskonzept beschrieben, das eine prägende Größe des gesellschaftlichen Leben war. Die frühen Christen orientierten sich in ihrem privaten Leben daran. Neu war der Glaube an den auferstandenen Christus.

Im Verhältnis zur Bildung waren einige Grundlinien für das Verhältnis von Glaube und Bildung zu erkennen, die wesentlich Bedeutung haben. Nach RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT (2002, 26-28) sind sechs Aspekte von Interesse.

Menschen werden mit verschiedener sozialen Herkunft zusammengeführt und Lernchancen ergeben sich daraus. Der Alltag ist mit dem Christusglauben zu verbinden. Damit ergibt sich eine Theorie eines umfassenden Bildungsprozesses als Verbindungsprozess. Frühchristliche Bildung geht um die Jesustradition mit der eigenen Situation exemplarisch zu verbinden. Antike Gesellschaften waren fester gefügt als moderne. Das Haus galt als zentrale soziale Einheit (vgl. Mk. 10). Bildung ohne religiöse Bildung erhebt keinen Anspruch auf Allgemeinheit.

Die Theorie der Bildungsferne lässt sich nicht bestätigen, vielmehr erweist sich das frühe Christentum als Lebens- und Lerngemeinschaft mit erfahrungsorientierten Bildungsprozessen. Die Vitalität der Bildungsprozesse hat die Ordnung von Inhalten immer wieder in Frage gestellt und damit neue Lernprozesse in Gang gesetzt. Dies zeigt sich zuletzt in der Reformation, den reformatorischen Kirchen und ökumenischen Bemühungen.

14 Zwei Jahrtausende Christenheit - Überblick

Im Folgenden wird skizzenhaft auf die Entwicklung des Christentums bis hin zur Weltreligion im Kontext zur Politischen Bildung eingegangen. Basis ist das "Handbuch. Die Geschichte des Christentums" (vgl. DOWLEY - BRIGGS-LINDER-WRIGHT 1979).

Auch wenn das Christentum im Anfang nur wenige Anhänger in der abgelegenen römischen Provinz Judäa hatte, ist es in letzten Viertel des 20. Jahrhunderts zum Glauben ungefähr eines Drittels der Weltbevölkerung geworden. Es ist in mehr Völkern verwurzelt als irgendeine andere Religion. Die Vitalität ist bemerkenswert, weil Konkurrenz und Widerstand vorhanden war.

Bemerkenswert ist die Fähigkeit zu Erneuerung und Reform, wobei jede kirchengeschichtliche Epoche ihre Möglichkeiten und Herausforderungen hat.

Merkmale sind Lehre und Praxis der Apostel und wurden Maßstab für alle spätere Lehre und Praxis.

  • Einfachheit, Gemeinschaft, Evangelisation und Nächstenliebe waren die Merkmale der ersten Christenheit.
  • Man trennt(e) nicht nach Rasse, Nationalität, sozialem Status, Freiheit oder Geschlecht.
  • Christliche Gemeinschaft gibt vielen Menschen ein Gefühl der Identität und einer Zugehörigkeit zu einer Gruppe.
14.1 Ausbreitung

Die Ausbreitung nach dem ersten Jahrhundert öffnete sich für viele Menschen aus allen sozialen Schichten. Damit ergaben sich in der Folge die Möglichkeiten einer Abweichung vom Glauben (vgl. Gnostizismus, Marcionismus und Montanismus). Bedeutung erhielten die "Kirchenväter". Eine Stärkung erfuhr die Christenheit durch die Abfassung und den Gebrauch des "Apostolischen Glaubensbekenntnisses".

Reichsweite Verfolgung setzte im 3. und 4. Jahrhundert ein. Kaiser Konstantin hatte 313 das Christentum in den Status einer anerkannte Religion des Reiches erhoben. 395 wurde es zur einzig offiziellen Staatsreligion. Bereits früher hatte Armenien als erstes Land das Christentum als offizielle Religion übernommen.

Das 4. Jahrhundert bildete einen großen Wendepunkt in der Kirchengeschichte mit theologischer Arbeit (Ambrosius, Augustin, Gregor I.) und einem Wachstum der institutionellen Kirche. Die Katholische Kirche des Westens und Orthodoxe Kirche im Osten wurzeln in diesem Jahrhundert. In der Folge schien die Zivilisation des Westens auf dem Rückzug zu sein. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches wurde die Kirche die einzige dominierende Institution in der Folge im Mittelalter. Die nationalen Orthodoxen Kirchen des Ostens rückten langsam unter der Führung des Patriarchen von Konstantinopel zusammen.

In Nordafrika erlag 707 die große Kirche Nordafrikas dem Ansturm dem Islam. Dieser entstand im Nahen Osten mit der Flucht Mohammeds aus Mekka nach Medina 622. Schnell verbreitet sich die Lehre bis Nordafrika. 732 hatte sich der Islam schon bis zum südfranzösischen Tours ausgebreitet, der Franke Karl Martell bot Einhalt.

Einige Gebiete in West-und Mitteleuropa wurden von Mönchen wie Columba und Columbanus missioniert, bedeutend war Bonifatius. Nach einer Phase der Stagnation kämpfte die christliche Gemeinschaft mit weltlichen Herrschern wie Karl d.Gr. um die Herrschaft über die institutionelle Kirche.

14.2 Reformbewegungen - Verbreitung

Vom 10. Jahrhundert an lief eine Welle geistlicher Erneuerung. Cluny war der Ausgangspunkt einer Reformbewegung. Im folgenden Jahrhundert konnte mit Papst Gregor VII. eine Kirchenreform erreicht werden.

Andere Mönchorden ersetzten Cluny nach dem Erlahmen des Reformeifers im 11. Jahrhundert, etwa Franziskaner und Dominikaner. Orthodoxe Missionare erreichten im 10. Jahrhundert das russische Kiew. Dies ist der Beginn der Russisch-Orthodoxen Kirche mit dem Anspruch der Nachfolge Roms und Konstantinopels. Die Zaren des 15. und 16. Jahrhunderts sahen Moskau als das "dritte Rom".

Innere Herausforderung stellten antihierarchische Bewegungen wie die Albigenser und Waldenser mit Unterdrückung durch die mittelalterliche Kirche und Flucht in abgelegene Alpentäler.

Christliches Denken kam im 12.und 13. Jahrhundert durch Peter Abaelard und Thomas von Aquin mit präzisen Formulierungen des Glaubens im Mittelalter.

Dem Höhepunkt unter Papst Innozenz III. folgte eine Periode des Niedergangs. Die Renaissance verzehrte Talent, Energie und Finanzen des Papsttums. Es begann in der Folge mit einer Sehnsucht zu geistlicher Stärkung und einem reformierten Katholizismus.

Mit Martin Luther und Johannes Calvin kam es zur protestantischen Reformation auf Kosten der kulturellen und religiösen Einheit Westeuropas und bis heute religiösen Vielfalt. Eine neue Periode des Wachstums legte den Grund zur Entwicklung der Religionsfreiheit und des Toleranzgedankens.

Das Werk Luthers gründete Lutherische Kirchen und ebenso Calvins Werk begründete Reformierte und Presbyterianische Kirchen in Westeuropa, Auswanderungsbewegungen nach Amerika und dem British Empire mit den Kolonien verbreiterten den Protestantismus weltweit.

Die Kirche in England wurde durch die Reformen geistlich erneuert. Mit der Trennung von Rom durch Heinrich VIII. 1532 entwickelte sich eine "Nationalkirche" ohne Papst mit einem mittleren Weg ("via media") zwischen Traditionen mittelalterlicher Kirche und neutestamentlichen Lehren. Die anglikanische Dimension einer regionalen Kirchenreform war bedeutsam, sie verlieh zudem dem englischen Nationalismus Auftrieb.

Der Puritanismus war bedeutend für seine Verbreitung im British Empire, Commonwealth und in der Auswanderung nach Nordamerika.

In der Folge verhärteten sich auf beiden Seiten die Fronten. Der Protestantismus wurde stärker institutionalisiert, die römische Inquisition und das Konzil von Trient mit seinen Beschlüssen folgten. Mit der Gründung der "Gesellschaft Jesu" 1540 von Ignatius von Loyola erneute sich die Römisch Katholische Kirche. Mit der erfolgreichen Arbeit der Mission der Jesuiten in S-Amerika und SO-S-Asien kam es zu weltweiter Verbreitung.

Protestantische Verbreitung außerhalb Europas in dieser Zeit gab es in den britischen Kolonien an der nordamerikanischen Atlantikküste durch die europäischen Auswanderungswellen.

14.3 Soziokulturelle-religiöse Bewegungen

Neue Bewegungen begründeten sich in der Vorbildwirkung eines apostolischen Christentums mit der Zuwendung zur Bibel und persönlichen Glaubenserneuerung im Protestantismus. Christen und Nichtchristen wurden zur Bekehrung gerufen.

Im 18. Jahrhundert entstand als Antwort auf die Aufklärung eine Erweckungsbewegung mit Beginn in Deutschland und einer Verbreitung nach Skandinavien und der Schweiz. Als "Pietismus" waren in der Bewegung Männer wie Philipp Jakob Spener, August Hermann Francke und Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf bedeutend. Pietisten überwanden ein Klassendenken, Bekenntnisunterschiede und betonten die Einfachheit des NT und die persönliche Erfahrung mit Christus.

Die gleichen Merkmale finden sich im 18. Jahrhundert in England und Nordamerika. Bedeutend war John Wesley mit seiner Bewegung und Entwicklung der Methodistischen Kirche, in der Folge stellen sich Gründungen verschiedener Kirchengemeinschaften wie Baptisten und Kongregationalisten im angloamerikanischen Raum ein. Eingeführt wurde ein volkstümlicher Stil evangelischer Predigt und die Betonung auf fröhliches Singen geistlicher Lieder. Soziale Veränderungen wie die Abschaffung der Sklaverei und eine Gefängnisreform wurden angeregt.

In Nordamerika ist die Erweckung verbunden mit den Namen Jonathan Edwards und George Whitefield (Mitarbeiter von John Wesley) bis zu Billy Graham. Die "Evangelisten" gewannen in der Folge an Bedeutung bis heute in der Grundstruktur christlichen Lebens. 1776 erhielt die Unabhängigkeitsbewegung kräftige Unterstützung durch die wichtigsten Kirchengemeinschaften. Nur die Anglikaner hielten sich zurück. Übertragen auf den Aufbau "Vereinigter Staaten von Amerika /USA" wird ein Staat mit christlichen Werten und republikanischen Prinzipien abgestrebt. Die neue Verfassung der USA, überwiegend ein Werk von Thomas Jefferson, kennt die Trennung von Staat und Kirche(n).

Die Französische Revolution von 1789 rief eine heftige Reaktion gegen die organisierte Religion und etablierte Kirche hervor. Die Ideen der Aufklärung und die Unterstützung der Monarchie durch die Kirche benutzten die Revolutionäre, die Kirche zu verbannen. In der Folge kommt es zu einem Kampf zwischen Kirche und Staat um Fragen der Erziehung.

14.4 Bedeutende Entwicklungen

Die großen Veränderungen im 19. Jahrhundert bewirkten bedeutende Entwicklungen im Christentum, etwa Missionsbewegungen, so etwa konnte William Carey die "Baptist Missionary Society" begründen. Viele Missionsgesellschaften entstanden weltweit im Protestantismus. Europäische Pietisten gründeten in Basel 1815 eine Missionsschule.

Die europäischen Revolutionen von 1830 und 1848 hatten ohne Unterstützung der etablierten Kirchen auszukommen. Mit Papst Pius IX. entstand Widerstand gegen Modernismus, Republikanismus, Liberalismus, Sozialismus und Nationalismus. Sein Papsttum ist durch das "Verzeichnis der Irrtümer" 1864 und die Einberufung des I. Vatikanischen Konzils 1869-1870 mit dem Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit in Glaubenssachen und Lehre gekennzeichnet.

In England und Nordamerika arbeiteten Christen in einer Claphamgruppe für soziale Reformen für die Abschaffung der Sklaverei, im britischen Empire und mit parlamentarischen Initiativen wurde von Lord Shaftesbury eine Bergwerksreform und eine Fabriksgesetzgebung im Sinne von pietistischen Frömmigkeit geschaffen.

Mit Papst Leo XIII. beschäftigte sich das Papsttum mit der modernen Welt der Arbeitswelt und Folgerungen wie dem Marxismus.

Bedeutende Minderheiten von Christen erduldeten oftmals Unterdrückung, Verfolgung und angebliche Misshandlungen und führten bis zu europäischen Eingriffen in nichteuropäischen Ländern wie beim "Boxeraufstand" in China.

Wissenschaft und Religion setzten sich auseinander, etwa der Theorie von Charles Darwin über die Evolution und in Form des Darwinismus und evangelikalem Christentum des Schöpfungsglauben.

Der Erste Weltkrieg erschütterte die Christenheit mit dem zügellosen Nationalismus, ausbeutendem Imperialismus und massiven Militarismus.

14.5 20. Jahrhundert

Der theologische Liberalismus stellte sich mit dem aktuellen Wissen, Denken und historischen Studium der Bibel. Man bediente sich wissenschaftlichen Methoden. Kritische Studien entstanden, in der Folge führt es zur "Fundamentalisten-Modernisten-Kontroverse" in Amerika. Die Debatte ging hier hauptsächlich um die Evolution und das "soziale Evangelium" (Social Gospel) mit seinem sozialen Engagement.

In der Folge übernahm der liberale Protestantismus die Führung mit dem Bemühen um die Einheit der Kirchen. Evangelikale reagierten misstrauisch auf ökumenische Bemühungen, als 1948 der "Weltrat der Kirchen" gegründet wurde.

In den ehemaligen Kolonien wuchsen einheimische Kirchen, die Katholische Kirche reagierte mit afrikanischen und asiatischen Kardinalernennungen.

Die Zeit war nicht frei von Christenverfolgung, in der Sowjetunion durch den Staat russische Orthodoxe und Baptisten und im Sudan Christen von Moslems.

Theologische Neuanfänge im Protestantismus sind verbunden mit Karl Barth und Reinhold Niebuhr.

Mit den Veränderungen in den sechziger Jahren als Periode der Veränderungen kam die Jesusbewegung und verstärkte die charismatische Bewegung. Das neue evangelikale Engagement fand eine Verstärkung mit der Wahl Jimmy Carters zum US-Präsidenten ("Südliche Baptisten").

Bedeutende Bewegungen traten in der Römisch-Katholischen Kirche mit Papst Johannes XXIII auf. Das II. Vatikanische Konzil (1962-1965) brachte weitgehende Reformen in der Liturgie mit der Landessprache und Beziehungen zu anderen Christen.

Baptisten und besonders die Pfingstbewegung hatten ein bemerkenswertes weltweites Anwachsen.

14.6 Aktuelle Herausforderungen

Tiefgreifend sind Reformen im politischen, sozialen und ökonomischen Bereich in Teilen der Welt, beispielhaft durch den Antikolonialismus, "Schwellenländer", Supranationale Zusammenschlüsse, Globalisierung und Digitalisierung. Das christliche Gewissen und die Ethik sind hier gefordert.

Institutionalisierte Kirchen sind zunehmend reformbedürftig in Kirchenmanagement, Religionspädagogik und Kommunikationsstrukturen (vgl. IT-Autorenbeiträge Kirchenentwicklung und Religionspädagogik).

Das Verhältnis zu Christen war und ist in der Beziehung zu Staaten zu ordnen, beispielhaft wie in Polen, der (ehemaligen) DDR, der (ehemaligen) Sowjetunion und international in China und islamischen Staaten.

Ökumene und der interreligiöse Dialog sind aktuell eine Herausforderung angesichts der Pluralität der Gesellschaft.

Letztlich stellt die Christenheit nur eine Minderheit unter der Weltbevölkerung dar. Die Welt ist durch Jesus Christus wie durch keinen anderen Menschen beeinflusst worden.

15 Erziehungs- und Bildungsdenken

Die Entwicklung der Moderne erfordert eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Erziehung und Bildung. Im Selbstverständnis des Autors folgt dies in evangelischer Perspektive. Besonders lutherisches Bestreben schärfte die Einordnung in Gottes weltliche Ordnung, man denke an die Ehe und den Staat.

Für die göttliche und weltliche Ordnung wurde der Begriff "Erziehung" vorgezogen (vgl. den alten Begriff "Zucht"). Im "Kulturprotestantismus" folgte mit dem Begriff "Bildung" auch die Auseinandersetzung mit "Kultur".

15.1 Bildungsbegriff

Der vielschichtige Begriff Bildung in der deutschen pädagogischen Leitkategorie bei Herder, Goethe, Wilhelm von Humboldt und Hegel macht die Begrifflichkeit im Gegensatz zum angelsächsischen "education" nicht einfacher. Goethes Bildungsroman "Wilhelm Meisters Lehrjahre" machte Epoche, Humboldts Ideen mit der Neukonzeption der Berliner Universität, des Königsberger und Litauischen Schulplan für das Gymnasium 1809 mit wenigen Fächern und des Hegelschülers Johannes Schulze 25 Jahre später mit 14 Fächern hatte praktische Auswirkungen bis heute.

Bildung wird allgemein als Allgemeinwissen mit Breitenwirkung (Allgemeinwissen) und einer Vollständigkeit mit Bestand gesehen. In der Folge wird Bildung als andauernder Prozess verstanden wird und entwickelt sich in "Allgemeinbildung" und "Berufsbildung" im Sekundar-, tertiären und quartären Bildungsbereich (vgl. aktuell "lebensbegleitendes Lernen" und damit Bildung).

Religionsgemeinschaften denken an sich in ihrem abgeschlossenen Raum kaum pädagogisch.

Das evangelische Christentum bedient sich im historischen Wandel pädagogischer Denkfiguren, die dem eigenen Selbstverständnis dienen. Politische und gesellschaftliche Kräfte haben Rückenwind evangelischer Theologie verliehen (vgl. RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 51). Einer Affinität des Protestantismus zu Bildung und früher zur Erziehung hat schrittweise und in der Folge in einem "Evangelischen Schulwesen" liberale, emanzipatorische und (selbst-)kritische Dimensionen angenommen (vgl. RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 65-74 zum Pluralismus in kirchlichen Schulen; NIPKOW - SCHWEIZER 1994).

15.2 Erziehungsbegriff

Sieht man sich den Erziehungsbegriff an, ist diese ebenfalls einem historische-gesellschaftlichen Wandel ausgesetzt. Um 1930 wurde er ordnungstheologisch und ordnungspädagogisch ausgelegt. 40 Jahre später stand die "antiautoritäre Erziehung" zur Diskussion. In der Folge gab es einen "Mut zur Erziehung", der die aktuelle "Werteerziehung" entgegengesetzt wird. Die deutschsprachige Diskussion ist nach wie vor komplex, "education" im angelsächsischen Verständnis beinhaltet Lehre und Erziehung.

Die aktuelle Terminologie beinhaltet die Verbindung Bildung und Erziehung bzw. Kompetenz, beispielhaft erkennt man dies in der Politischen Bildung/Erziehung, Interkulturellen Kompetenz/Interkulturellen Bildung, Umwelterziehung/ökologischen Bildung und kulturell-religiösen Kompetenz/Bildung (vgl. RUPP- SCJHEILKE-SCHMIDT 2002, 63).

15.3 Evangelisches Bildungsdenken

Evangelisches Bildungsdenken geht von menschlichen Begabungen und "Kräften" als Gottes Gaben aus, die zu fördern sind, die wertvollen gegen die destruktiven.

Im Wechselverhältnis von Gesellschaft ("Kultur") und persönlichen Dispositionen ("Natur") setzt die wissenschaftliche Erziehung und Bildung an (vgl. die IT-Autorenbeiträge). Hier setzt Evangelisches Schulwesen an (vgl. RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 65-74; POLLITT-LEUTHOLD-PREIS 2007).

16 Kulturell-religiöse Bildung und Demokratie

"Wenn man unter Demokratie mehr als ein Regelwerk des politischen Systems verstehen will, dann ist es in historischer Perspektive evident, dass sich die moderne Demokratie in vieler Hinsicht der Christentumsgeschichte verdankt" (vgl. RUPP-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 169).

Menschenwürde, Gleichheit vor dem Gesetz, Religion und Politik als Quelle aller Gewaltenteilung, alles ist christlich-religiös begründet. Dennoch ist zu bedenken, dass die christliche Religion bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein die neuzeitliche Entwicklung der Demokratie nicht gerade gefördert hat.

Man könnte vor diesem Hintergrund religiöse Bildung in die Nähe der politisch-demokratischen Bildung rücken. Der Vorwurf, der "problemorienierte Religionsunterricht" sei von Sozialkunde nicht mehr zu unterscheiden, war in der Praxis als Differenz oft nicht mehr erkennbar.

16.1 Religion und Politik

Mit der Wiederentdeckung religiöser Bildungsgestalten wurde ein Beitrag zur Unterscheidung zwischen Religion und Politik geleistet.

In der Unterscheidung von Religion und Politik liegt ein Perspektivenwechsel in der Bewertung der Zwei-Regimenter-Lehre Luthers nahe.

Politisches Handeln sieht sich vor die Alternative gestellt, entweder als Versöhnungsimpuls ("Konsens") oder als interessensgeleitetes Agieren (machtpolitisch bezogen) ausgelegt wird.

Auffällig ist bei der Zwei-Regimenter-Lehre die Auslegung, wenn Handeln im Beruf/ Alltag und einer Regierung religiöse Autorität abgeleitet wird.

  • Gewissen und Glauben entfalten eine Dialektik der Freiheit des Christenmenschen mit seiner Befähigung zu Gehorsam (Selbstbindung an das Gewissen).
  • Darin liegt nach Luther die Grenze gegenüber dem Anspruch einer weltlichen Macht, wenn in autoritären Systemen mit Widerstandelementen dem "Volk" die Ausführungsgewalt, im Sinne christlicher Herrschaft, zugerechnet wird (vgl. die Befreiungstheologie, Willensbildungen in der "Wende").
  • Eigentlich geht es um die Problematik einer politisierenden Theologie und Theologisierung des Politischen.
  • In einer solchen Form von Konflikten werden Probleme strittig, denen sich niemand durch die allgemeinen Freiheitsrechte entziehen kann. Man denke an ökologische und ökonomische Problembereiche, wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit Auswirkungen auf die Zukunft und das Leben überhaupt. Man denke an die Bedeutung der Nachhaltigkeit.
16.2 Religiöse und politische Bildung

Zu bedenken sind in der Folge auf dem Hintergrund der angesprochenen Unterscheidungen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von religiöser und politischer Bildung bzw. Erziehung (vgl. RUPPE-SCHEILKE-SCHMIDT 2002, 178-181).

In religiösen Bildungsprozessen geht es vorrangig um kulturelle Erinnerungsfähigkeit in Überzeugungen, Lebensdeutungen und Lebensführungsmuster. Elemente sind etwa die Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit, Hoffnung und Solidarität.

Nicht ohne biblisch überlieferte Geschichten geht es um geistige Prinzipien, Erfahrungen der Menschen in der Deutung mt der Begegnung im Handeln Gottes. Die Weitergabe wird zu einer Welt- und Lebensdeutung ausgeweitet. Jenseits aller intentionaler Bildungsanstrengungen stehen die indirekten Erziehungseinwirkungen in den sozialen und (inter-)kulturellen handlungsräumen. Nicht nur institutionelle Lehre, auch eigener Lebensort als Lernorte sind zu gestalten (vgl. formale bzw. non-formale Bildung, formales bzw. informelles Lernen). Reflexion eigener religiöser Praxis und Entscheidungen in Verbindung mit Toleranz gegenüber den Anderen gehören in die religiösen Bildungsprozesse.

In der politischen Bildung bedarf es analog einer Handlungsfähigkeit, Urteilsfähigkeit, des Bezugs zu einem Grundrechtskatalog und didaktisch eines Überwältigungs- und Indoktrinationsverbots.

Der konfessionelle Religionsunterricht besitzt demnach große Ähnlichkeiten. Allerdings kennt schulische "Politische Bildung" kein Recht auf Nichtteilnahme.

Hier ist ebenso die zentrale Frage der öffentlichen Erörterung und Meinungsbildung im besonderen verfassungsrechtlichen Schutz.

17 Perspektiven zukunftsfähiger religiöser Bildung

Zur Orientierung für religiöse Bildung sollen in der Folge Perspektiven benannt werden (vgl. KROPAC 2009, 367-372) .

In einer pluralen Gesellschaft steht das religiöse Feld in Ambivalenzen, wobei ein Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme und persönlicher Lebensfragen wiederentdeckt wird. Aufgabe ist nicht eine Lösung, vielmehr eine kritisch-konstruktive Bearbeitung.

Religiöse Bildung befähigt Lernende zu eigenständigen Verhaltensweisen einer Weltbegegnung im Kontext anzubietender Politscher Bildung und Interkultureller Kompetenz.

Für eine Zukunftsfähigkeit ist die Unterscheidung von Religion, Religiosität und Religionskultur grundlegend. Individuelle Religiosität (Mikroprozesse/ Innenperspektive) ist neben Religion eine eigenständige Größe, Religionskultur (Makroprozesse/ Außenperspektive) beeinflusst die Voraussetzungen und die Inhalte.

Religiöse Bildung geht nicht in religiöser Kompetenz auf, hat sich im Status der Fächer im Bildungsdiskurs zu stellen. Es geht demnach um reflexive Kompetenz, moralische und religiöse Haltungen, eine Teilnehmerperspektive bzw. soziale Kompetenz und Lernkompetenz im Methodenrepertoire und einer Fachdidaktik.

Eine Forderung besteht grundlegend als "learning from/ through religion".

Literaturverzeichnis Christenheit

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/ oder direkt zitiert werden.

Dowley T./ Briggs J.- Linder R.- Wright D. (1979): Handbuch. Die Geschichte des Christentums, Wuppertal

Fried J. (2021): Jesus oder Paulus. Der Ursprung des Christentums im Konflikt, München

Kropac U.(2009): Religion-Religiosität-Religionskultur. Ein Grundriss religiöser Bildung in der Schule, Stuttgart

Meeks W. A .(1993): Urchristentum und Stadtkultur. Die soziale Welt der paulinischen Gemeinden, Gütersloh

Nipkow K-E.- Schweizer Fr. (Hrsg.) (1994): Religionspädagogik. Texte zur evangelischen Erziehungs- und Bildungsverantwortung seit der Reformation, Bd. 2/2: 20. Jahrhundert, Gütersloh

Pollitt H.E.-Leuthold M.-Preis A. (Hrsg.) (2007): Wege und Ziele evangelischer Schulen in Österreich. Eine empirische Untersuchung, Münster-New York-München-Berlin

Rupp H. - Scheilke Chr. Th. - Schmidt H. (2002): Zukunftsfähige Bildung und Protestantismus, Stuttgart

Theißen G.(1979): Studien zur Soziologie des Urchristentums (WUNT 19), Tübingen

II Ökumene

18 Vorbemerkung

"Bedenkt die gegenwärtige Zeit" (Röm 13.11) als Aufruf in der Schriftlesung weist eine Ökumenische Theologie auf einen Zeitbezug hin. Geschichtliche und kirchenpolitische Ereignisse ordnen einen zeitlichen Rahmen.

Es bedarf einer begrifflichen Orientierung des Verständnisses von Ökumene. Entstehung, Entwicklung, Themen und Ziele sind von Interesse.

Die Studie entstand aus der Thematik

  • im persönlichen Religionsunterricht (SI Emil Sturm, Salzburg-Tirol) und
  • der Absolvierung des 1. Lehrganges Ökumene der Kardinal König-Akademie Wien (2006).
  • Kulturell-religiöse Bildung wurde von Interesse in der Absolvierung des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg - Klagenfurt (2008) und des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg (2012).
  • Die Auseinandersetzung mit einer einführenden Fachliteratur für Nichttheologen vermittelt zusätzlich eine Basis für ökumenisches Denken im Bereich kulturell-religiöser Kompetenz (vgl. UHL 2003, KÖRTNER 2005, LIES 2005, FRIELING 2006, NÜSSEL-SATTLER 2008, POLLAK-ROSTA 2016).
Theologische Zusatzausbildung und Politische Bildung in Verbindung mit Interkultureller Kompetenz bereichern ein ökumenisches Nachdenken.

19 Einleitung

Die Ökumene kann als ein Weg beschrieben werden. Der Weg ist das Ziel. Wenn Menschen gleicher Überzeugung sich vereinen, kommt es zu einer reflektierten Weggemeinschaft (vgl. in der Folge NÜSSEL-SATTLER 2008, 7-9).

  • Zum Tragen kommen hier nicht-theologische Faktoren, oft Zufälle und in beruflichen Zusammenhängen.
  • Das Miteinander und die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft ergeben Gemeinsamkeit.
  • Ohne eigene konfessionelle Wurzeln und Reflexion ist ökumenisches Denken und Handeln mit einer Akzeptanz des anderskonfessionellen Standorts nicht möglich.
Ökumenisches Handeln fordert

  • die Bereitschaft des Bekenntnisses eigenen Glaubens, einer Empathie für den anderskonfessionellen Standort und der Akzeptanz für Differenzen (vgl. Kirchenverständnis, religiöse Sozialisation und religiöses Wissen).
  • Wer in diesem Sinne handelt, erkennt systembezogene bzw. kirchliche Vorgaben.
  • Weil es immer wieder Menschen gibt, die jenseits konfessioneller Grenzen sich glaubwürdig begegnen, man denke an konfessionsverbindende Ehepaare ("Mischehen"), im Berufsleben Mitarbeiter und ganz banal an die Begegnungen im Alltag oder ein sich erweiternder Bekannten- oder Freundeskreis, geben Impulse einer "Ökumenischer Bewegung".
Die Bemühungen einer Konferenzökumene, mitunter abfällig beurteilt, leben von Begegnungen.

  • 1964 das Treffen Paul VI. mit Athenagoras in Jerusalem,
  • 1967 Paul VI. in Konstantinopel Treffen mit Athenagoras und Gegenbesuch im gleichen Jahr in Rom,
  • 1981 sprach Johannes Paul II. bei gemeinsamer ökumenischer Feier den Text des dort formulierten Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel ohne das "Filioque",
  • 1999 Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" in Augsburg und
  • 2003 1. Ökumenischer Kirchentag in Berlin mit Unterzeichnung der "Charta Oecumenica" (wechselseitige Anerkennung der Taufe).
In jüngerer Zeit gibt es eine Wiederentdeckung ökumenischer Leitfiguren mit geistlicher Tradition des Christentums (vgl. beispielhaft Elisabeth von Thüringen, Nikolaus von Smyrna, Franz von Assisi und Dietrich Bonhoeffer).

Geistliche Gemeinschaften erfahren insbesondere unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und heute Aufmerksamkeit (vgl. Kommunität von Taize, Öffnungen von Klostergemeinschaften).

20 Neutestamentliche biblische Texte

Bezugspunkte neutestamentlicher biblischer Texte sind

  • Joh 17, 20-21 Suche nach der Einheit der Menschen in der Nachfolge Jesu war von frühester Zeit bedeutsam für die Gemeinden
  • Eph 4,4-6 Gründung der Ökumene in der Einheit des trinitarischen Wesens Gottes, Taufe erlangt an Bedeutung und Bewahrung der Gemeinden in der Einheit des Glaubens
  • Joh 17, 21 Ökumene im Sinne des sterbenden Jesus in der Abschiedsrede
Der Teil aus dem Epheserbrief hat bereits in der Reformationszeit zentrale Bedeutung erlangt, als auf dem Augsburger Reichstag 1530 vor Karl V. man für die Anerkennung der Reformation eintrat.

Philipp Melanchthon entwarf als gemeinsames Bekenntnis der evangelischen Stände die "Confession Augustana"/ CA (vgl. Artikel VII der CA). Melanchthon belegt mit dem Verweis auf Eph 4,4-6 die Notwendigkeit in der Übereinstimmung im Evangelium und in der Sakramentsverwaltung (vgl. ein Glaube und eine Taufe; Eph 2, 11-22 Einheit der Kirche als Einheit des Leibes und des Geistes in der Einheit Gottes).

Gerechtigkeit und Güte Gottes gilt im Neuen Testament unterschiedslos allen Menschen. Das bedeutet nicht, dass in der Kirche alle Glieder unterschiedslos eins sind.

Paulus macht in 1 Kor 12, 8-11 deutlich, die Kirche lebt vielmehr von den Unterschieden der Gaben, die der Geist den einzelnen zum Nutzen schenkt. Gesprochen wird von der Weisheitsrede, Erkenntnisrede, (Wunder) Glauben, Heilungsgaben, Machttaten bzw. Wunderwirkungen, Prophetie und Deutung der Zungenreden. Für Paulus ist wichtig, dass die Gemeindeglieder diese Vielfalt in ihrer Unterschiedlichkeit und Zugehörigkeit anerkennen. Wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit, wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit (1 Kor 12, 24-25).

In der neueren ökumenischen Diskussion ist dieser Text Ausgangspunkt, die Unterschiede und Vielfalt der Gnadengaben als eine Bereicherung zu sehen.

Im Nachdenken über 1 Kor 12 wird deutlich. dass Einheit nicht mit Uniformität verwechselt werden darf. Die Studie "The Nature and Mission of the Church" der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen (2005) hält fest, dass Einheit nur durch eine angemessene Koordination der Gaben Gottes möglich ist (vgl. NÜSSEL-SATTLER 2008, 16). Eine Anerkennung der Vielfalt von Aufgaben, Diensten in der Kirche und der Gestaltung der Lebenspraxis, lässt sich auch mit einem gemeinsamen Umgang der Vielfalt konfessioneller Traditionen gewinnen (vgl. Bereicherung durch Traditionen, Unterschiede stehen auch entgegen).

21 Konfessionelle Geschichte der Ökumene

Konfessionell geprägte Kirchen haben ihre eigene Geschichte der Ökumene. Diese Erkenntnis wird unter 10.1 verdeutlicht. Ende des 19. Jahrhunderts beginnt eine neue Epoche, die im 20. Jahrhundert organisierte Gestalt annimmt, siehe 10.2.

Konfessionelle Eigenheiten formen sich, siehe 10.3. Aktuell richtet sich der Blick auf weltweite Verhältnisse in der christlichen Ökumene, aktuelle Herausforderungen ergeben sich, siehe 10.4.

21.1 Geschichte der Ökumene

21.1.1 Begrifflichkeit

Der Begriff Ökumene wird in den gängigen Kontexten das Streben nach Überwindung der Trennung zwischen den christlichen Kirchen und Konfessionen verstanden. In der Christentumsgeschichte kam es zu Bedeutungsverschiebungen.

Zur Entstehungszeit des Christentums gehört das griechische Wort "oikumene" ( oikeo - wohnen bzw. oikia - Haus) zum gängigen Sprachgebrauch und bezeichnet die bewohnte Erde oder ganze Welt (vgl. Mt 24,14).

Die Ausbreitung des Römischen Reiches führt dazu, dass der Begriff mit dem römischen Imperium gleichgesetzt wird ( vgl. Lk 2.1).

Neben einer negativen Bedeutung (Lk 4,5 und Apk 12,9) kennt der Hebräer Brief eine positive Deutung mit der Vorstellung einer zukünftigen Welt mit christlicher Hoffnung (Hebr. 2,5).

21.1.2 Ausbreitung des Christentums

  • In der Folge entwickelt sich die Erfahrung der Ausbreitung des Christentums.
  • In der Differenzierung zwischen Kirche und Ökumene kommt es zum Sprachgebrauch im 3. und 4. Jahrhundert zur Bedeutung der Verbreitung der Kirche über den ganzen Erdkreis.
  • Die Anerkennung des Christentums als Staatsreligion unter Konstatin ("konstantinische Wende") bezeichnet der Begriff das christliche Imperium. Die Einheit der Kirche wird zum zentralen Anliegen im Römischen Reiches.
  • Zur Beilegung von Lehrstreitigkeiten werden ökumenische Konzilien einberufen.
  • In diesem Sinne einer Verbindlichkeit von Theologen als Lehrer der Ökumene wird im 6. Jahrhundert dem Patriarchen von Konstantinopel der Titel "ökumenischer Patriarch" zuerkennt. Nach dem Tod von Gregor dem Großen werden die Päpste als ökumenische Bischöfe bezeichnet (vgl. NÜSSEL-SATTLER 2008, 18).
  • Die ersten ökumenischen Konzilien in Nizäa 325 und in Konstantinopel 381 treffen trinitätstheologische Aussagen und im Glaubensbekenntnis. Es gilt bis heute den meisten Kirchen als das ökumenische Bekenntnis.
  • In der Folge kommt es jedoch zu neuen Auseinandersetzungen zwischen alexandrinischer und antiochenischer Tradition über die Frage, wie angesichts der vollen Gottheit des Sohnes das wahre Menschsein Jesu auszusagen sei.
  • Das dritte ökumenische Konzil in Ephesus 431 lehrt auf der Linie alexandrinischer Christologie, dass Maria als Gottesgebärerin (theotokos) zu gelten habe. Das vierte ökumenische Konzil von Chalcedon 451 schlichtet weitere Streitigkeiten. Es betont die wahre Menschheit Jesu Christi, damit die Einheit der Person Jesu Christi.
21.1.3 Kirchenspaltung im Osten

Die ersten beiden Konzilien wurden von der gesamten Christenheit anerkannt, dagegen stoßen die dogmatischen Entscheidungen von Ephesus und besonders von Chalcedon auf Widerstand in einer Reihe von Kirchen im Osten des Byzantinischen Reiche bzw. auch außerhalb.

  • Es kommt zur ersten großen Kirchenspaltung in der Geschichte des Christentums.
  • In der Folge bilden sich die "orientalisch-orthodoxen Kirchen" ostsyrischer und westsyrischer Liturgietradition.
    • Zu den Kirchen der ostsyrischen Tradition gehören die Heilige Apostolische und Katholische Assyrisch Kirche des Ostens und einige indische Kirchen.
    • Zur Familie mit westsyrischer Liturgie gehören die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien ("Jakobiten"), die Malankarische Orthodoxe Syrische Kirche, die Koptische Orthodoxe Kirche, die Äthiopische Orthodoxe Tewahedo Kirche und die Armenische Apostolische Kirche.
  • Auch innerhalb der Reichskirche kommt es zu Auseinandersetzungen über das Verständnis der beiden Naturen Christ, die auf dem fünften und sechsten Konzil in Konstantinopel 553 und 680 ausgetragen wurden. Beim weiteren Konzil in Nizäa 787 wendet man sich der Frage der Bilderverehrung zu und erlaubt diese.
Im Laufe der Jahrhunderte wird die Diskrepanz zwischen Rom und Konstantinopel durch die die kulturellen Unterschiede mit dem Ausbau des römischen Primatanspruchs und durch einzelne Schismen vertieft wie Acacianisches Schisma 484-519 und Photianisches Schisma 867-879 (vgl. NÜSSEL-SATTLER 2008, 19).

Theologisch bietet sich allem die im Westen vollzogene Einfügung des "filioque" in den Text des Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel massiven theologischen Konfliktstoff.

Die aufgestauten Spannungen bilden die Grundlage für die wechselseitige Exkommunikation 1054 im Schisma zwischen Ost- und Westkirche und die Ereignisse im vierten Kreuzzug.

Vor allem von Rom aus wurden Unionsbemühungen besonders auf dem Konzil von Lyon 1274 und Konzil von Florenz 1439 unternommen.

Mit der Kirchenspaltung zwischen Ost und West und dem Zusammenbruch des Byzantinischen Reiches verliert der Begriff "Ökumene" seine reichskirchliche Dimension.

Die Orthodoxen Kirchen anerkennen nur die ersten sieben Konzilien als ökumenisch, die Römisch-Katholische Kirche bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 21 ökumenische Konzilien.

21.1.4 Kirchenspaltung im Westen

Die größte ökumenische Herausforderung entsteht in der lateinischer Christenheit mit der reformatorischen Kritik Martin Luthers am Buß- und Ablasswesen, aber auch an einer großen Anzahl römischer Lehren.

Die Grundansicht ergibt sich aus der Sicht, dass im Evangelium die Rechtfertigung allein aus dem Glauben ohne alle Werke verheißen ist.

  • Die öffentliche Auseinandersetzung mit der römischen Kirche begann mit der Eröffnung des Inquisitionsverfahrens 1518.
  • In der Folge nach der Bannandrohungsbulle 1520 kam es mit der Bannbulle 1521 zur Exkommunikation Luthers.
  • Am Wormser Reichstag 1521 wurde die Reichsacht verhängt, angewiesen war nunmehr Luther auf den Schutz seines Landesherren Kurfürst Friedrich des Weisen.
  • Die Maßnahmen konnten nicht verhindern, dass in vielen Territorien des Reiches Anhänger der Reformation sich sammelten.
Zentrum der lutherischen Reformation war Wittenberg, in der Schweiz um Hudreych Zwingli Zürich und um Johanne Calvin Genf.

  • Der Versuch am Augsburger Reichstag 1530 mit der "Confessio Augustana"/ CA Anerkennung und Duldung der Reform zu erwirken und eine Kirchenspaltung zu verhindern scheiterte.
  • 1529 führten bereits Differenzen in der Abendmahlsfrage zu eigenen Entwicklungen der lutherischen Reformation, die weite Teile Skandinaviens und des Baltikums erreichten.
    • Die von Zwingli und Calvin reformierte Gestalt der Reformation bildete sich mit Gemeinden in der Schweiz, Frankreich, Schottland und in einigen Gebieten Deutschlands.
    • In England bildete sich die "Anglikanische Nationalkirche".
    • Weitere Abspaltungen kamen durch die Gründung von Freikirchen.
  • 1555 wurde durch das Prinzip "cuius regio eius religio" die Spaltung reichsrechtlich umgesetzt.
  • Im lutherischen Konkordienbuch von 1580 wurden das apostolische, nizänische und athanasianische Glaubensbekenntnis als die "tria symbola catholica oeconomica" bezeichnet.
Bestimmend war in dieser Epoche die Wahrung der Konfessionsgrenzen.

Am Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich ein neues Verständnis von Ökumene im Pietismus. Das Interesse lag in der Verbreitung lebendiger Frömmigkeit über die nationalen und konfessionellen Grenzen hinweg.

  • In der Herrenhuter Brüdergemeinde, von Graf Zinzendorf begründet, gibt es das Verständnis in den verschiedenen Konfessionen eine Erziehungsform Gottes zu sehen.
  • Überkonfessionelle Ausrichtung in einer Gemeinschaft bekehrter Christen gewinnt die Erweckungsbewegung und die Missionsbewegung im 19. Jahrhundert.
  • 1846 wird in London die "Evangelische Allianz" gegründet, die sich als ökumenischer Zusammenschluss über die konfessionellen und nationalen Grenzen versteht.
  • 1855 mit überkonfessionellem Verständnis gründen sich der "Christliche Verein Junger Männer"/ CVJM und 1895 der "Christliche Studentenweltbund".
21.2 Ökumenischer Aufbruch im 19./ 20. Jahrhundert

Aus der Missionsbewegung heraus und der Erkenntnis einer Behinderung durch die konfessionelle Spaltung entsteht das Bestreben ein gemeinschaftliches Miteinander im überkonfessionellen Einsatz anzustreben.

Nathan Söderblom verwendet erstmals den Begriff "Ökumene", mit dem er das Werk der Versöhnung und Einigung der getrennten Kirchen bezeichnet.

  • Als Beginn der modernen ökumenischen Bewegung wird die Weltmissionskonferenz in Edinburgh 1910 angesehen (vgl. die Bemühungen zu Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Einheit der Kirchen).
  • Die erste Weltkonferenz des "Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit" 1925 in Stockholm befasst sich mit sozialen und friedensethischen Fragen.
  • Die kirchentrennenden Lehrdifferenzen sind Gegenstand der Weltkonferenz der "Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung" 1927 in Edinburgh (Teilnahme vieler protestantischer Kirchen, der Anglikanischen Kirche und Orthodoxen Kirchen, die Römisch Katholische Kirche lehnt ab).
1948 wird der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in Amsterdam gegründet. 1971 wird der "Weltrat für christliche Erziehung" als Zweig des ÖRK gegründet.

  • Alle sechs Jahre wird eine Vollversammlung gehalten (vgl. ausführlich NÜSSEL-SATTLER 2008, 22).
  • Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1962-1965 öffnet sich die Römische Katholische Kirche der ökumenischen Bewegung, sie entsendet Beobachter zu den Vollversammlungen des ÖRK. Ab 1968 wird sie Vollmitglied der Kommission für Glaube und Kirchenverfassung des ÖRK. Damit erhält die Ökumene erheblich an Bedeutung (vgl. Ökumenismusdekret des Konzils "Unitatis redintegratio").
  • Mit der Ökumene-Enzyklika von Johannes Paul II. "Ut unum sint"(1995) beteiligt sich die Römisch-Katholische Kirche an offiziellen Dialogen international und national.
  • Im kirchlichen Leben kommt es in der Folge zu vielen Formen eines Miteinander, ökumenischen Gottesdiensten, Begegnungen auf Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen (vgl. die Bemühungen um einen gemeinsamen Religionsunterricht, beispielhaft Hamburg; KEMNITZER-ROSER 2021, EZW-Texte 271/2021) .
  • Neben allen Bemühungen spielt der 1983 nach der ÖRK-Vollversammlung in Vancouver angestoßene konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eine wichtige Rolle in der ökumenischen Bewegung. Damit findet auch die Stimme der Kirchen in der Politik ein Gehör.
Auf europäischer Ebene spielt die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) eine Rolle.

    • Wichtig sind nationale Organisationen geworden, die in Arbeitsgemeinschaften in Ortsgemeinden Träger des ökumenischen Gedankens sind.
    • Ziel ist im Kennenlernen und Austausch der Kirchen, theologische Erkundungen und kulturelle Prägungen in Verbindung mit Glaubensüberzeugungen als wichtige Faktoren zu reflektieren.
21.3 Konfessionelle Eigenarten

Die Konfessionsgemeinschaften bilden in ihrer Geschichte konfessionelle Identitäten und sind unterschiedlich organisiert. Im ökumenischen Gespräch ist dieser Umstand besonders von Bedeutung.

Die weltweiten Konfessionen haben bereits im 19. Jahrhundert die Notwendigkeit erkannt, sich weltweit zu organisieren.

  • Im reformatorischen Bereich entstanden Weltbünde.
  • Die Orthodoxen Kirchen bereitet sich in der Folge auf der Grundlage ihrer Autokephalie auf ein panorthodoxes Konzil vor.
  • Die Römisch-Katholische Kirche hat beim Zweiten Vaticanum die Grundlage ihrer Teilnahme neu bestimmt.
21.3.1 Reformatorische Kirchen

Die reformatorischen Kirchen haben keine überregionalen Verfassungsstrukturen. Das hat mit der politischen Entstehungsgeschichte zu tun (vgl. landeskirchliche Struktur).

Erst mit den internationalen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert erschien es sinnvoll, einen internationalen Verbund einzurichten.

1863 entstand der Weltbund der Adventisten.

1867 wurde die erste Lamberth-Konferenz der Anglikanischen Gemeinschaft einberufen.

1875 gründeten 21 presbyterianische Kirchen in Europa und Nordamerika in London den Bund der Reformierten Kirchen.

1881 wurden der Methodistische Weltrat, 1905 der Baptistische Weltbund, 1937 das Weltkomitee der Quäker und 1947 der Lutherische Weltbund gegründet.

Die Entscheidung, ob die Ergebnisse ökumenischer Dialoge angenommen werden können, liegt aber bei den Regionalkirchen. Darum müssen internationale Dokumente wie die Konvergenzerklärung von 1982 "Taufe, Eucharistie und Amt" des ÖRK oder die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" von 1999 erst einen Rezeptionsprozess in den regionalen Kirchen durchlaufen.

21.3.2 Orthodoxie

Die Orthodoxie ist in ihrer Verfassungsstruktur der Autokephalie bzw. Autonomie der einzelnen Orthodoxen Kirchen und der großen Bedeutung des panorthodoxen Konzils begründet.

Fortschritte in der Ökumene sind ohne ein panorthodoxes Konzil nicht erreichbar (vgl. ausführlich NÜSSEL-SATTLER 2008, 25).

21.3.3 Römisch-Katholische Kirche

Die Römisch - Katholische Kirche ist seit dem Zweiten Vaticanum 1962-1965 an ökumenischen Gesprächen beteiligt und arbeitet in Untergruppen des ÖRK mit.

Selbstverständlich wurden im Laufe der Zeit Initiativen der Caritas und Diakonie, ökumenische Themen auf beiden Kirchentagen, in Österreich die Zusammenarbeit im nationalen ÖRK (vgl. http://www.oekumene.at [7.7.21]).

21.4 Aktuelle Herausforderungen

Die weltweiten und regionalen ökumenischen Bemühungen erfordern Anstrengungen zur Koordination (vgl. NÜSSL-SATTLER 2008, 26-28).

Man kann davon ausgehen, dass etwa

  • schwindendes religiöses Wissen und religiöse Persistenz,
  • geringe Möglichkeiten freiwilliger Mitarbeit mit attraktiven Angeboten von qualifizierter Fortbildung und
  • schwindende Finanzkraft der Kirchen in Europa
zu Reformen ermutigen müsste.

Die heutigen Kommunikationsmittel erleichtern positive Entwicklungen zu ermöglichen.

  • Ökumenische Erwachsenenbildung (Fernlehre),
  • Netzwerkarbeit zur Bildung ökumenischer Gemeindepartnerschaften, ökumenischer Kooperation im Religionsunterricht, diakonischer Ökumene und
  • Kommunikation mit handlungsorientierten Aktivitäten (Projektarbeit)
wären mit relativ geringem Aufwand zu organisieren.

Es gibt nach der bestehenden Fachliteratur weder in Deutschland noch in Österreich keine Institution, welche Bereiche erweiterter Formen der Ökumene koordiniert.

22 Reflexion

Der Kontext zur Politischen Bildung und Interkulturellen Kompetenz, aktuell in "Globalem Lernen" und einem "Friedenslernen", verstärkt Bemühungen um eine christliche Ökumene, wie sie beispielhaft schon seit Jahrzehnten im sozial-diakonischen Bereich umgesetzt werden.

Für eine Religionspädagogik ergeben sich in der Querschnittsmaterie (Unterrichtsprinzip) einer Politischen Bildung vielfältige Möglichkeiten, die Themenbereiche Globalisierung und Multireligiosität einer Gesellschaft, aus der religiösen Basis der Lehrinhalte eines Religionsunterrichts in der Folge aufzuarbeiten.

Eine so verstandene kulturell-religiöse Bildung bereichert einen zukunftsfähigen Bildungsprozess.

Aus Autorensicht wäre ein Universitätslehrgang "Religion", ökumenisch konzipiert, eine Bereicherung einer Weiterbildung im akademischen Bereich.

Literaturverzeichnis Ökumene

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert werden.

Frieling R. (2006): Im Glauben eins - in Kirchen getrennt? Visionen einer realistischen Ökumene, Göttingen

Kemnitzer K. - Roser M. ( Hrsg.)( 2021): "All together now !?". Ein Schreibgespräch zum Religionsunterricht in Hamburg (RUfa 2.0), EZW-Texte 271/2021, Berlin

Körtner U. H.J. (2005): Wohin steuert die Ökumene? Vom Konsens- zum Differenzmodell, Göttingen

Lies L. (2005): Grundkurs Ökumenische Theologie. Von der Spaltung zur Versöhnung. Modelle kirchlicher Einheit, Innsbruck-Wien

Nüssel Fr.- Sattler D. (2008): Einführung in die ökumenische Theologie, Darmstadt

Pollak D.- Rosta G. (2016): Religion in der Moderne. Ein internationaler Vergleich, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 1751, Bonn

Uhl H. (Hrsg. (2003): Taschenlexikon Ökumene,. Frankfurt-Paderborn

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am March 29, 2024