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Lehrlingsausbildung

Lehrlingsausbildung - Duales Ausbildungssystem    

Aspekte des Überganges von Schule in die Arbeitswelt im Kontext Politischer Bildung    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Lehrlingsausbildung - Duales Ausbildungssystem   
Aspekte des Überganges von Schule in die Arbeitswelt im Kontext Politischer Bildung   
Einleitung   
I Aspekte einer Vorberuflichen Bildung/ Erziehung   
1 Von der Schule in die Arbeitswelt   
1.1 Übergangsproblematik   
1.2 Rahmenbedingungen   
1.3 Einflussfaktoren   
2 Vorberufliche Bildung - Berufsorientierung   
2.1 Ablauf Berufsorientierungsprozess   
2.1.1 Lernende-Eltern   
2.1.2 Lehrende   
2.1.3 Unternehmen   
2.1.4 Ablauf des Lern- und Lehrprozesses   
2.2 Qualitätsmanagement   
2.2.1 Planung   
2.2.2 Evaluation - Verbesserung   
2.3 Berufswahl und Rahmenbedingungen   
2.3.1 Formen der Ausbildung   
2.3.2 Berufsfindung als sozialer Prozess   
3 Duales Ausbildungssystem   
3.1 Ausbildungsangebot   
3.2 Politische Zuständigkeit   
3.3 Zuwanderung   
3.4 Ausbildung   
4 Berufliche - Betriebliche Sozialisation   
4.1 Sozialisation   
4.2 Persönlichkeitsentwicklung   
II Praxis   
5 Pädagogik - Didaktik   
5.1 Mitarbeiterführung   
5.2 Führungsaufgaben   
5.3 Fühungstraining   
5.4 Leistungsmotivation   
5.5 Mitarbeiterbeurteilung   
5.6 Beraterkompetenz   
6 Rechtskunde   
III Aspekte einer Berufspädagogik   
7 Berufspädagogik   
7.1 Beruf   
7.1.1 Berufsprinzip   
7.1.2 Geschlechtergerechtigkeit in der Berufsarbeit   
7.1.3 Änderung der beruflichen Orientierungsfunktionen   
7.1.4 Veränderte Aspekte der internationalen Berufsbildung   
7.2 Arbeit   
7.2.1 Bildungstheorie der Arbeit   
7.2.2 Humanisierung der Arbeit   
7.2.3 Begründung der Arbeitsorientierung   
7.2.4 Gestaltung der Arbeit   
7.2.5 Zukunft der Arbeitsgesellschaft   
7.3 Technik   
7.3.1 Technikfolgen   
7.3.2 Technikanwendung   
7.3.3 Europaweite berufliche Weiterentwicklung   
7.4 Dienstleistungen   
7.4.1 Tertiarisierungs-Trend   
7.4.2 Quartärer Sektor   
7.5 Umwelt   
7.5.1 Wertbewusstsein und Handlungskompetenz   
7.5.2 Umweltbewusstsein   
7.5.3 Lernbereiche   
7.6 Wissen   
8 Weiterbildung   
Literaturverzeichnis   
Zum Autor   
IT-Beiträge   

Einleitung    

Die Thematik beginnt mit einem theoretischen Teil mit Basics berufspädagogischer Fragen und mündet handlungsorientiert in einen praktischen Teil mit der aktuellen Umsetzung. Eine Reflexion beschließt den Beitrag, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit der Thematik setzt.

Ausgehend im Bemühen, dass die Thematik neben der Aktualität der Dualen Ausbildung praktische Folgerungen hat, die es zukünftig gilt, umzusetzen. Damit wird der Beitrag neben einer Fallstudie zu grundsätzlichen Überlegungen.

Ausgangspunkt der Überlegungen sind jeweils die/ der

  • jahrelange Auseinandersetzung mit berufspädagogischen Fragestellungen in schulischer Unterrichtspraxis, Lehrerbildung und universitärer Lehre,
  • Kenntnis der Ausbildung als zertifizierte Kundenbetreuerin und im Kontext die Absolvierung eines WIFi - Lehrganges "Ausbilder-training" zur Qualifizierung als zertifizierte Lehrlingsausbildnerin (nach § 29g BAG idgF).
  • Die Notwendigkeit einer Laufbahn- und Lebensberatung, einem zeitgemäßen Bildungsmanagement und dem Kontext von Ethik und Wirtschaft mit Grundprinzipien einer Persönlichkeitsbildung erweitern die Überlegungen.
Die Studie versteht sich als Zusammenfassung von Aktivitäten im persönlichen Umfeld, einer Zusammenfassung aktueller Bemühungen und Erkenntnisse.

Sie stützt sich besonders auf die Fachliteratur als Grundgerüst einer Theorie als Basis für eine erfolgreiche Umsetzung (vgl. exemplarisch DAUENHAUER 1977, DECKER 1981, PRAGER-WIELAND 2005/2007, BEINKE 1977/2006, BEST-KUBIK 2009, ARIANS-RICHTER-SICKING 2013, SEUFERT 2013, BRÜGGEMANN-RAHN 2013, ARNOLD-ERPENBECK 2014, ARNOLD-GORDON-MÜLLER 2016, SCHNEBEL 2017, DICHATSCHEK 2017/ 2021/ 2022).

Zu danken hat der Autor für die Kooperation Frau Sylvia Fuschlberger als absolvierte zertifizierte Lehrlingsausbildnerin im Sparkassenbereich.

I Aspekte einer Vorberuflichen Bildung/ Erziehung    

In der Folge werden Basics berufspädagogischer Fragestellungen behandelt. Wesentlich ist der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt, das "Duale Ausbildungssystem" und Aspekte einer beruflich-betrieblichen Sozialisation.

1 Von der Schule in die Arbeitswelt    

Der Übergang von der Schule in Beruf und Arbeitswelt ist im gegenwärtigen Bildungssystem trotz den schulischen Fachbereichen Berufsorientierung und Berufskunde, Lebenskunde und Politische Bildung eine große Weichenstellung für das weitere Leben (vgl. PRAGER-WIELAND 2005, 7).

Mit der Beendigung der Schul- bzw. Bildungspflicht fallen Entscheidungen von großer Bedeutung für eine zukünftige berufliche Laufbahn.

1.1 Übergangsproblematik    

Die Übergangsproblematik beinhaltet Vorberufliche Bildung (schulisch "Berufsorientierung") mit den Elementen

  • grundsätzliche Wissensvermittlung,
  • Realbegegnungen,
  • Berufspraktische Tage,
  • persönliche Beratung und
  • Information (idealerweise) in Berufsinformationszentren und Expertengesprächen.
1.2 Rahmenbedingungen    

Die Gestaltung und Qualität der Faktoren in Verbindung mit den Rahmenbedingungen und Engagement der Akteure beeinflussen den Erfolg bzw. Misserfolg.

Entwicklungen erfordern den akuten Handlungsbedarf in Verbindung mit der Sicht von Betroffenen.

Das unzureichende Wissen der Schulabgänger zu erweitern verhindert Ausbildungsabbrüche und Wechsel von Ausbildungsberufen.

Zu beachten sind eine Diskrepanz von Wunsch und Wirklichkeit. Die Ursachen einer fehlerhaften Einschätzung bedürfen verantwortungsvoller Korrekturmaßnahmen.

Folgerungen ergeben sich in der Hebung einer intrinsischen und extrinsischen Motivation.

Realistische Berufserwartung benötigt Selbstvertrauen und Selbsteinschätzung.

1.3 Einflussfaktoren    

Einflussfaktoren einer Berufswahl sind die Peer-Group, mitunter Eltern, Erfahrungen in Berufspraktischen Tagen und persönlichem Engagement in Aspekterkundungen, Beratungsinstitutionen und einem Lehrereinfluss.

Der Kontakt zur Wirtschaft mit Lehrlingsberatungsstellen ist ausbaufähig.

Beratung und Einblick in Unternehmen vor Ort bleibt wesentlich.

Zunehmend sind geschlechtsspezifische und interkulturelle Unterschiede zu berücksichtigen.

2 Vorberufliche Bildung - Berufsorientierung    

Vorberufliche Bildung, schulisch Berufsorientierung/ BO ist die Vorbereitung und Gestaltung des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt.

Ziel sind die Voraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen der Lernenden im Kontext der fachlichen und überfachlichen Anforderungen der Berufswelt abzugleichen (vgl. im Folgenden HAMMER-RIPPER-SCHENK 2019, 13).

Eine Orientierung über berufliche Bildung und die Arbeitswelt (OBBA) sich zu verschaffen gilt als pädagogische Herausforderung.

Die Heranwachsenden sind Lernende, die Lehrenden die Verantwortlichen im schulischen und außerschulischen Bereich. Früher verlief das Berufsleben in einer und derselben beruflichen Tätigkeit, die heutigen Berufsbiografien und damit Berufslaufbahnen sind von Brüche bzw. Neuorientierungen gekennzeichnet.

Der technologische Wandel und die rasante Wissenserweiterung erfordern sich darauf einzustellen. Eine erstmalige Ausbildung oder ein Studium reichen nicht mehr für die gesamte Berufsbiografie aus. Das Konzept des "lebensbegleitenden Lernens", die Trias "Ausbildung - Fortbildung - Weiterbildung" gewinnt an Bedeutung.

Berufsorientierung ist deshalb auch Lebensorientierung.

Lernende sollen befähigt werden, sich mit ihrer Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen.

Lernprozesse legen einen Schwerpunkt auch auf eine Persönlichkeitsbildung, damit Eigenverantwortung und Selbständigkeit gefördert werden können.

Heranwachsenden sind Möglichkeiten und Fähigkeiten zu vermitteln, ihre Arbeits- und Lebenswelt aktiv zu mitgestalten zu können. In der Folge soll mit vermehrter Entscheidungsfähigkeit die eigene Berufs- und Lebensbiografie und Planung selbst begonnen werden.

Die Arbeitsmarktsituation ist zu berücksichtigen, es geht um fachliche Anforderungen von Berufen und Berufsfeldern. Kompetenzen spielen eine Rolle und sind auch zu fördern.

Die ständigen Veränderungen bedürfen einer immer wieder neuen Veränderung in der Berufsorientierung.

In diesem Kontext bedarf es einer Fortbildung Lehrender, der tertiäre und quartäre Bildungsbereich sind gefordert. Bereiche sind die Möglichkeiten eines dualen Studiums, Fernstudiums, Teilzeitstudiums - Universitätslehrgänge, zertifizierte Lehrgänge in der beruflichen Erwachsenenbildung und zertifizierte Fernstudien.

Hier ist Bildungsberatung im Kontext beruflicher Beratung von Bedeutung.

Externe Partner sind neben den angeführten Bildungsträgern, regionale Unternehmen, das Arbeitsmarktservice/ AMS und Bildungseinrichtungen der Großunternehmen/ "Akademien".

Außerschulische Experten der Berufspädagogik sollen als aktive Kooperationspartner gewonnen werden.

- - -

Phasen der Berufsorientierung

Orientierungsphase - Entscheidungsphase - Realisierungsphase

2.1 Ablauf Berufsorientierungsprozess    

Im Folgenden wird auf eine beispielhafte Bildungskette eingegangen, die den Nutzen für die Beteiligten übersichtlich darstellen soll (vgl. HAMMER-RIPPER-SCHENK 2019, 17).

LERNENDE - LEHRENDE - UNTERNEHMEN - ELTERN > EFFEKT

2.1.1 Lernende-Eltern    

Orientierung am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt

Bewerbungshilfe

Steigerung der Motivation und Leistungsbereitschaft

Steigerung von Selbständigkeit und Eigenverantwortung

Wahrnehmung eigener Kompetenzen

Nutzung bestehender Kontakte für Berufschancen

2.1.2 Lehrende    

Fachdidaktik für Berufsorientierung

Organisationsmaßnahmen

Erfahrungen im außerschulischen Bereich

Kompetenzen durch Kooperation

Zusatzqualifikationen durch Fortbildung

Stärkung beruflicher Identität

2.1.3 Unternehmen    

Verbindung von Schule/ Fachdidaktik und Lehrerbildung - Duale Ausbildung

Gestaltungsmöglichkeiten der Ausbildungsqualität

Regionale Vernetzung der Partner - Schule-AMS-Unternehmen-Bildungsbereiche

Rückmeldekultur durch Partner - Dokumentation der Bildungsverläufe

2.1.4 Ablauf des Lern- und Lehrprozesses    

Der Ablauf der Berufsorientierungsprozesse unterstützt den Einblick in das Berufsleben und soll eine Berufswahl zu erleichtern.

Wesentlich ist die Abstimmung und Rückkoppelung zwischen Schulen, Lehrenden, Bildungsberatung, Eltern, Lokalen Akteuren/ AMS, Lehrlingsberatungsinstitutionen und Unternehmen.

Kriterien für eine individuelle Förderung bilden

  • Kompetenzfeststellungsverfahren mittels fundierter Diagnostik,
  • Analyse von Stärken und Entwicklungspotenzialen,
  • Nutzung von Förderorten wie Berufspraktische Tage,
  • Berufsinformationszentren und
  • außerschulische Veranstaltungen/ Vereine, Nutzung von Fördersituationen wie Projektarbeit, Gruppenarbeit, Präsentationen, Referate und Schülerfirmen.
2.2 Qualitätsmanagement    

Zentrale Grundlage für die Berufsorientierung ist ein Qualitätsmanagementsystem mit Berufs- und Studienorientierungsaktivitäten.

2.2.1 Planung    

Statusanalyse

Bildung einer Koordinierungsgruppe

Kommunikation > Kompetenzfeststellung-individuelle Förderung

Projektmanagement

Umsetzung

Unterricht

2.2.2 Evaluation - Verbesserung    

Außerschulische Aktivitäten

Kooperation Schule-Wirtschaft

Kooperation Schule-Partner

Entwicklung Qualitätsleitbild

Prozessdokumentation

2.3 Berufswahl und Rahmenbedingungen    

Wer mit Fragen des Berufs sich auseinandersetzt, hat Überlegungen zur Berufsvorbereitung und Berufswahl anzustellen. Die Schwierigkeit liegt in der Komplexität der Situation des Berufs.

2.3.1 Formen der Ausbildung    

Früher gab es Formen der Berufung, die individualistische und gesellschaftliche (vgl. BLANKERTZ 1969, 23).

Inzwischen werden andere Formen diskutiert, die der Arbeitssituation und der neuen Berufsausbildung angemessen sind.

Es geht um

  • Qualifikationen und Befähigungen,
  • eine neue Orientierung in der Berufsausbildung als Berufslaufbahn,
  • prozesshafter Wahl des Berufs,
  • Veränderungen in der Gesellschaft und
  • sozialer Rollen.
2.3.2 Berufsfindung als sozialer Prozess    

Gesehen wird die Berufswahl als erster Teil einer beruflichen Sozialisation (vgl. BEINKE 2006, 14).

Es geht um eine kritische Distanz zu sich selbst und dem Zielberuf.

Zudem werden in der Schule, Familie und in Peer-Groups Beziehungen geknüpft und Informationen in verschiedensten Lernorten genützt (vgl. BEINKE 1977, 12; DECKER 1981, 222-228).

Die Begrifflichkeit "Berufsfindung" in seiner umfassenden Bedeutung versteht sich als

  • Prozess einer Bewusstseinsbildung,
  • Verhaltensorientierung im Sinne einer Anpassung an die Arbeitswelt und
  • spezifisch die Berufswelt.
Damit begründet sich eine pädagogische Herausforderung als Verhältnis von Ratsuchendem, Helfenden und Beratenden (vgl. den Bildungsauftrag der Vorberuflichen Bildung in der Berufspädagogik; DECKER 1981).

Die Unsicherheit im Berufsfindungsprozess liegt in der sozialen Problematik mit den vier Aspekten

  • Interaktion - Entwicklung - Entscheidung - Zuweisung
  • Der Übergang vom Bildungssystem in ein Beschäftigungssystem ist eine Entscheidungssituation mit dem Startberuf.
  • Thematisiert werden die verschiedenen Aspekte in den "Berufswahltheorien" (vgl. BEINKE 2006, 29-38; BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 27-38).
3 Duales Ausbildungssystem    

3.1 Ausbildungsangebot    

Duale Ausbildung gilt mit ihrem Ausbildungsangebot, verstärkt durch Lehrlingsausbildner in qualifizierten Ausbildungsbetrieben, in einem Ausbildungspakt als Möglichkeit einer direkten Einmündung in das Berufsleben.

Bedeutend ist die Berufsschulbesuchspflicht, womit Dualität in Form betrieblicher Ausbildung und schulischem Bildungsgang wesentlich eine erfolgreiche Lehre ergeben.

Zunehmend sind künftig neben der Ausbildung Fortbildungs- und ggf. Weiterbildungsangebote notwendig (vgl. DICHATSCHEK 2017).

Das österreichische Berufsbildungssystem ist durch frühe Entscheidungen, Wahlmöglichkeiten und damit Spezialisierungen zwischen dualer Ausbildung und vollzeitlicher schulischer Berufsausbildung gekennzeichnet (vgl. PRAGER-WIELAND 2007, 91-112).

  • Neben berufsbildenden Schulen und der Lehrlingsausbildung gibt es eine unterschiedliche behördliche Zuständigkeit und Lehrerausbildung.
  • Die Lehrlingsausbildung dauert zumeist 3, mitunter 2 oder 4 Jahre.
  • Die Berufsbildenden Mittleren Schulen (BMS) dauern 3 bis 4 Jahre.
  • Die Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) mit Reifeprüfung (Studienberechtigung) dauern 5 Jahre.
Für die schulischen Ausbildungen gelten formale Vorbildungsanforderungen mit einem Aufnahmeverfahren.

Für die Aufnahme einer Lehre gilt formal nur die Absolvierung der neunjährigen Schulpflicht.

Von Interesse ist mit der Verlängerung der Schulpflicht von acht auf neun Jahre 1962 nicht eine Anpassung der Struktur der Schulen in der Sekundarstufe I und II gewesen, zumal die Lehrlingsausbildung erst nach neun absolvierten Schuljahren begonnen werden kann.

Daher wurde eine einjährige Schulform - früher "Polytechnischer Lehrgang", heute "Polytechnische Schule" - eingeführt. Weil das neunte Schuljahr jedoch in Schulen der Sekundarstufe II absolviert werden kann, wird diese Schulform auch umgangen.

3.2 Politische Zuständigkeit    

Die ( bildungs-) politische Zuständigkeit für die betriebliche Lehrlingsausbildung liegt beim Wirtschafts- und die berufsschulische Lehrlingsausbildung beim Bildungsministerium.

Die BMS und BHS mit der Zuständigkeit des Bildungsministeriums haben wichtige ausbildungs-, gewerbe- und arbeitsrechtliche Bezüge zur Lehrlingsausbildung in Form der Gewerbeordnung und dem Berufsausbildungsgesetz (BAG), für die das Wirtschaftsministerium zuständig ist.

Im § 28 des BAG wird der Ersatz von Lehrzeiten durch schulmäßige Berufsausbildung, im § 34a arbeitsrechtliche Aspekte und im § 23 die Zulassung zur Lehrabschlussprüfung geregelt.

3.3 Zuwanderung    

Österreich ist durch Zuwanderung gekennzeichnet.

Ausländische Auszubildende haben in hohem Ausmaß keine formale Ausbildung nach Beendigung der Schulpflicht, womit als neue Herausforderung der Bedarf an verkürzten Ausbildungen für Erwachsenen zunimmt.

Kurse des Arbeitsmarktservice (AMS) setzen hier an, insbesondere in Bereichen des Fachkräftemangels.

Für Lehrlingsausbildner sind zunehmend Kompetenzen in den Bereichen Migrationspädagogik (vgl. MECHERIL 2004) und Persönlichkeitsbildung von Interesse.

3.4 Ausbildung    

In der Duale Ausbildung kooperieren überwiegend private Betriebe und öffentliche Berufsschulen bei der Ausbildung Jugendlicher und junger Erwachsener (vgl. ARNOLD-GODON-MÜLLER 2016, 108-115).

"Dualität" meint berufsfachliche und berufstheoretische Ausbildung zwischen zwei Lernortträgern, deren pädagogische Beiträge sich ergänzen (sollen). Die Verbindung von betrieblich-beruflicher Erstsituation (Praxis) und schulischem Lernen (Theorie) ist kennzeichnend.

Deutschland, die Schweiz auch mit überbetrieblichem Lernort ("Trialität") und Österreich haben ähnliche Ausbildungsregelungen.

Struktur des Dualen Systems

  • Betriebe - Lernorte mit Arbeitsplatz, Lehrwerkstatt/ Labor, ausgebildete Lehrlingsausbildner - Berufsbild, Ausbildungsplan, Prüfungsanforderungen
  • Berufsschule - Lernorte Klassenunterricht, Werkstätten/Labor - Berufsschullehrer/ Lehramtsausbildung - Lehrpläne, Stundentafeln, Prüfungsanforderungen
Pro und Contra Duale Ausbildung

  • Pro - Eingliederung in die Arbeitswelt, geringe Jugendarbeitslosigkeit, Berufsausbildungskosten trägt Wirtschaft, Lehrling-Geselle/Gehilfe-Meister, Erfahrungslernen
  • Contra - Ressourcenabhängigkeit des Angebots, Abstimmungsproblematik Schule-Betrieb, Abhängigkeit von Geburtenrate, ausbildungsfremde Tätigkeiten, zu frühe Autoritätssozialisation, tw. fehlende Lernhaltigkeit in der Arbeit
4 Berufliche - Betriebliche Sozialisation    

Menschen müssen zum Leben in einer Gesellschaft bestimmte Fähigkeiten, Orientierungen, Verhaltens- und Handlungsweisen erwerben.

Benannt werden solche Entwicklungen als "Sozialisationsprozesse".

4.1 Sozialisation    

Gemeinsam ist allen Menschen ein Durchlaufen verschiedener Sozialisationsinstanzen wie die Familie, der Freundesskreis, das Bildungssystem, die Medien, das Wertesystem und die soziale Umwelt sowie der Beruf.

Daher gibt es eine berufliche - betriebliche Sozialisation. Verstanden wird eine Entwicklung von Persönlichkeitsstrukturen in der Auseinandersetzung mit den Anforderungen und Bedingungen des Arbeitsprozesses (vgl. HURRELMANN-ULICH 1991, 397-41; HURRELMANN 2012, 163).

Sozialisation in der Ausbildungsphase bedeutet Sozialisation in den Beruf, im Erwerbsleben Sozialisation im Beruf.

Geschlechtsspezifische Sozialisation beginnt schon vor dem Berufseintritt. Gesellschaftlich bedingt sind die unterschiedliche Sozialisation von Mädchen und Buben.

Folgerungen in der Berufswahl ergeben sich daraus.

4.2 Persönlichkeitsentwicklung    

Notwendig ist daher die Möglichkeit mit Förderung, Unterstützung und Begleitung der Persönlichkeitsentwicklung und Persönlichkeitsbildung.

Man denke an die Auswirkungen im Engagement in der Fort- und Weiterbildung.

Arbeit und der jeweilige Beruf prägen Orientierung, Verhalten, Handlungen, Konsum, Freizeit und Umgangsformen.

In der folgenden Fallstudie spielen die berufliche Orientierung im Bankensektor, das berufliche Verhalten wie Fort- und ggf. Weiterbildung und die Umgangsformen eine besondere Rolle.

II Praxis    

In der Folge wird der Online-Lehrgang "Ausbildertraining" des WIFI-Kufstein April 2020 skizzenhaft dokumentiert.

5 Pädagogik - Didaktik    

  • Ausbildner/Ausbildnerin - Aufgaben
  • Ausbildung in Österreich - Lehre viele Möglichkeiten, Vorteile, Auslandserfahrung, Betrieb und Berufsschule, Herausforderungen in der Berufswelt
  • Internationale Vergleichbarkeit - EQR, NQR
  • Aufnahme von Lehrlingen - Berufsorientierung, Anforderungsprofil, Lehrlinge suchen und finden
  • Auswahl von Lehrlingen - Bewerbung, Schnuppertage, Assessment-Center
  • Der erste Lehrtag - Willkommenstreffen, Ablaufplan
  • Diversity Management - Generationenkonflikt, Gender Mainstreaming, Menschen mit Behinderung
  • Jugend und Herausforderungen - Adoleszenz, Sucht, Radikalisierung
  • Motivation - Persönlichkeitsmodelle, Motivation
  • Führung - Führungsstile
  • Lehren und Lernen, Kompetenzen
  • Kommunikation - Nachricht, Botschaften
  • Konfliktmanagement - Konfliktursachen, Prävention, Konfliktebenen, Analyse, Lösung
  • Ausbildungsplanung - Kein Plan ohne Ziel, Richtziel, Grobziel, Feinziel
  • Durchführung der Ausbildung - Lernmanagement, Lerntypen, Methoden der Lehrlingsausbildung, Erfolgsfeststellung
  • Lehrlingssuche - Berufspraktische Tage, Erkundung, Besichtigung, Präsentation in der Schule, Schulsponsoring, Tag der offenen Tür im Unternehmen, Berufsinformationsmesse, Bewerbungsworkshops, Berufsfestival, Elterninformationsabende, Wirtschaft-Live
Im Folgenden wird ausführlicher auf die beiden Praxisbereiche einer Mitarbeiterführung und Beratungskompetenz in der Bildungs- bzw. Berufsberatung eingegangen.

5.1 Mitarbeiterführung    

Lehrende sollen ein aktuelles Führungswissen besitzen, Führungstechniken und Führungsmittel kennen und in der Praxis anwenden können. Das Führungsverhalten und die soziale Kompetenz werden somit effektiver.

Im Folgenden wird auf das Personalmanagement/ PM und den Führungsstil bzw. Führungsaufgaben eingegangen.

Personalmanagement beinhaltet als Elemente

  • die Unternehmensplanung,
  • Personalkostenplanung,
  • Personalführung,
  • Personalbedarfsplanung,
  • Personalbeschaffungsplanung,
  • Personaleinsatzplanung,
  • Personalentwicklungsplanung,
  • Aus- und Fortbildungsplanung und
  • Freistellungsplanung.
PM hat den Schwerpunkt auf die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeitenden zur Optimierung des Leistungspotentials.

PM stellt sicher, dass die Leistungs-, Innovations- und Ertragskraft des Unternehmens gestärkt und gesichert wird.

PM befasst sich mit Problemen zwischen Unternehmensführung und Mitarbeitenden.

PM lenkt und steuert die Mitarbeitenden zur Erreichung der vereinbarten bzw. gesetzten Ziele.

Führungsstil/ Führungsaufgaben charakterisieren sich, wie und in welchem Maße ein Vorgesetzter Einfluss auf seine Mitarbeitenden und das Betriebsgeschehen nimmt.

Autoritäre Führungspersonen nehmen auf alles und jedes Einfluss und gewähren ihren Mitarbeitenden kaum einen Einfluss.

Laisser-faire- Führungspersonen lassen den Dingen und Menschen freien Lauf. Sie mischen sich nicht ein und überlassen es den Mitarbeitenden, zu tun und zu lassen.

Kooperative Führungspersonen geben ihren Mitarbeitenden Raum zum Mitdenken, Mitsprechen und Mitwirken, damit suchen sie die Zusammenarbeit (Kooperation). Sie vertrauen auf Kooperationsbereitschaft und Teamfähigkeit und fördern dies auch.

5.2 Führungsaufgaben    

Führungsaufgaben setzen sich aus

  • Zielsetzung,
  • Planung,
  • Entscheidung,
  • Delegierung,
  • Motivation,
  • Information,
  • Mitarbeiterauswahl,
  • Kontrolle und Problemlösung zusammen.
5.3 Fühungstraining    

Führungstraining beinhalt die sechs Elemente

  • persönliche Zielsetzung,
  • Mitarbeiterziele,
  • Teamziele,
  • Abteilungsziele,
  • Bereichsziele und
  • letztlich das Unternehmensziel.
5.4 Leistungsmotivation    

Basis einer Leistungsmotivation sind

  • materielle Bedürfnisse (Einkommen, Sicherheit),
  • soziale Bedürfnisse (Sozialkontakte, Betriebsklima),
  • Selbstbestätigung (Anerkennung, Selbstachtung) uind
  • Selbsterfüllung (Selbstverwirklichung).
Grundregeln der Information sind

  • die Klarheit und Einfachheit,
  • Kürze und Prägnanz,
  • Ordnung und Gliederung sowie Begründung und Motivierung (vgl. "7-W-Verfahren" in der Kommunikation: Was-Wer-Wie-Wo-Womit-Wann-Warum).
5.5 Mitarbeiterbeurteilung    

Merkmale einer Mitarbeiterleistungsbeurteilung sind

  • die Arbeitsquantität und Arbeitsqualität,
  • Arbeitseinsatz,
  • Arbeitssorgfalt und
  • betriebliches Zusammenwirken.
5.6 Beraterkompetenz    

Zum Alltag eines Lehrenden gehört es mit Lernenden zu sprechen, Konflikte zu lösen, über einen weiteren Bildungsweg zu beraten.

Beraten ist eine Grundfunktion mit zunehmenden Beratungsanlässen geworden.

Folgt man der Definition von NUSSBECK (2014, 21) ist Beratung ein zwischenmenschlicher Prozess, der Vermittlung von Informationen zur Selbststeuerung und Handlungskompetenz, der Orientierung und Entscheidungshilfe.

Der Ratsuchende ist veränderungswillig, Beratung ist freiwillig. Der Berater braucht Fachwissen über das Problemfeld und Beratungswissen.

Beratungsprozesse weisen spezifische Strukturen auf (vgl. im Folgenden SCHNEBEL 2017, 19-23, 164, 168).

Grundsätzlich sind sie zielgerichtet, haben eine Vorstellung über den aktuellen Zustand, Möglichkeiten einer Veränderung, die Wahrscheinlichkeit, die Zielsetzung durch vorhandene Mittel zu erreichen.

Die Beratung läuft in drei Teilprozessen ab, der Information, Begleitung und Steuerung.

Informationen dienen Ursachen und Wirkungen besser zu verstehen. Für den Ratsuchenden erweitert sich allgemein der Horizont. Lernprozesse bedürfen einer Begleitung und den Ratsuchenden zu unterstützen.

Veränderungen sollen auch umgesetzt werden können, wobei die Ressourcen und Bedürfnisse des Ratsuchenden wesentlich sind.

Steuernd greift der Berater/Beraterin mit der Vorgabe der Methoden und dem Ablauf ein.

Beispielhaft für ein Interaktions- oder Kommunikationsmodell ist die Themenzentrierte Interaktion von Ruth COHN, die für eine Arbeit mit Gruppen an einem Thema entwickelt wurde.

Dabei wird die Interaktion zwischen "Ich", "Wir" und "Thema" erweitert. In der Beratung besteht eine Wechselbeziehung zwischen Ratsuchendem, Berater, der Gruppe und dem im Mittelpunkt bestehenden Problem.

Auch Friedemann SCHULZ von THUN in seinem Modell geht davon aus, dass jede Aussage vier Seiten aufweist, Sach-, Selbstoffenbarung-, Appell- und Beziehungsseite. In der Interaktion werden die Seiten unterschiedlich gewichtet und vom Empfänger aufgenommen.

Kennzeichen professioneller Beratung sind

  • methodisches Vorgehen,
  • ein aktiver Lernprozess,
  • eine Symmetrie der Berater-Klient-Beziehung,
  • Freiwilligkeit und Eigenverantwortung,
  • Eigenbemühungen,
  • Problemwahrnehmung und
  • Berater/ Beraterin mit klarem Aufgabenprofil als Teil des Prozesses mit Fachwissen und zeitliche-räumliche-methodische Struktur.
VORBEREITUNG/ VORKLÄRUNG - EINFÜHRUNG - PROBLEMBEARBEITUNG/ ANALYSE, LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN - ENTSCHEIDUNG/ VEREINBARUNG, UMSETZUNG - ABSCHLUSS

6 Rechtskunde    

  • Lehre - Duale Ausbildung
  • Rechtliche Voraussetzungen - Berufsausbildungsrecht, Lehrlingsstellen, Online-Ratgeber "Lehrbetriebe"
  • Lehrberuf - Lehrberufsliste, verwandte Lehrberufe, Lehrzeitersatz, Lehrberufsformen, Schwerpunktlehrberufe, Gruppenlehrberufe
  • Lehrberechtigte - Voraussetzungen, Ausbildungsverbund, Vorschriften, Verhältniszahlen, Förderungen, Basisförderung, qualitätsbezogene Förderungen, Pflichten des Lehrberechtigten, Ausschlussgründe
  • Ausbilder - Verpflichtung zur Bestellung, Voraussetzungen, Ausbilderkurs, Aufgaben, Ausbildungsleiter, Ausscheiden
  • Lehrling - Voraussetzungen für ein Lehrverhältnis, EU und EWR, Ausländer als Lehrling, Lehrlingssuche und Auswahl, Gesetzesgrundlagen
  • Durchführung der Ausbildung - Lehrvertrag
  • Berufsschule - Internat, Lehre und Matura, Berufsausbildung bei besonderen Bedürfnissen, verlängerte Lehre, Ausbildungsvertrag mit Teilqualifikationen, Arbeitszeiten, Haftungsfrage bei Schäden
  • Lehrabschlussprüfung - Zulassung, Durchführung, Zusatzprüfung, ausnahmsweise Zulassung
  • Endigung/ Auflösung - Auflösung während der Probezeit, einseitige Auflösung, außerordentliche Lösung, Betriebsübernahme, Lehrzeugnis, Behaltezeit, Weiterverwendungspflicht
III Aspekte einer Berufspädagogik    

Eindrücke der Auseinandersetzungen im "Ausbildnertraining" stellen sich im persönlichen Umfeld.

Die Teilung Theorie / Pädagogik, Didaktik und Praxis / Rechtskunde erweist sich als sinnvoll.

  • Kontrollfragen im WIFI-Lehrgang sind im Online-Lernen reflexiv anregend. Sinnvoll ist eine Begleitung im Lernprozess.
  • Das Zeitmanagement in einem Online-Lehrgang verlangt neben einer hohen Konzentrationsfähigkeit eine lernmotivierende Umgebung.
  • Das Lernpaket ist aktuell und empfiehlt in der Folge einer Praxiserfahrung Zusatzqualifikationen (vgl. die IT-Beiträge und Fachliteratur als Anregung).
Als Notwendigkeit ergibt sich eine theoretische Basis in Form der Berufspädagogik, damit Ausbildner eine Grundlage bzw. Denkstrukturen für ihre Bemühungen besitzen. Lehren bzw. Ausbilden ist mehr als Handwerk.

7 Berufspädagogik    

Bezug ist die Berufspädagogik (vgl. HAMMER-RIPPER-SCHENK 2019, ARNOLD-GONON-MÜLLER 2016).

  • Der Arbeitsmarkt verändert sich ständig und laufend entstehen neue Berufsfelder und Abschlüsse.
  • Fehlentscheidungen führen zu Unzufriedenheit und Abbrüchen von Ausbildung.
  • Es bedarf daher einer Unterstützung bei einer Orientierung und in der Folge den Übergängen.
Eigene berufliche Erfahrung mit der Lehrlingsausbildung und allgemeiner Berufspädagogik erleichtert den pädagogischen Lehr- und Lernprozess.

Im Folgenden wird verkürzt auf wesentliche Elemente allgemeiner Berufspädagogik eingegangen.

7.1 Beruf    

Der Beruf wird als Kernelement und Leitkonzept der deutschsprachigen Berufsausbildung angesehen (vgl. KRAUS 2007, 382-398; ARNOLD-GONON-MÜLLER 2016, 76-82).

Daher wird auch von Ausbildungsberufen und in der Vorberuflichen Bildung/ Erziehung der Berufspädagogik schulisch vom Konzept Berufsorientierung im Gegensatz zu arbeitsmarktbezogenen Kompetenzen bzw. Teilkompetenzen gesprochen.

Der Beruf bildet eine Art Zwischenkategorie zwischen Qualifizierung, Talent und Vorlieben des Einzelnen und der Qualifizierungserwartungen der Betriebe. Als organisierendes Prinzip ergibt sich eine Standardisierung in der Berufsausbildung für zu bestimmende Berufsbilder und Berufsfelder. Damit erhalten Berufsabschlüsse einen Marktwert.

Durch die Ausbildung zu einer Handlungskompetenz erhält das Berufsprinzip eine sozialpolitische Funktion mit gesellschaftsprägenden Wirkungen. Damit sind die Erkenntnisse Politischer Bildung wesentlich.

Elemente sind entsprechend

  • die betriebliche und schulische Ausbildung,
  • der Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsquote sowie
  • letztlich die Integration des Einzelnen in die Gesellschaft.
Dadurch ergibt sich der Anspruch beruflicher Tüchtigkeit und fachlicher Zuständigkeit.

7.1.1 Berufsprinzip    

Das Berufsprinzip ist auch Ausdruck historischer Wurzeln, die eine soziokulturelle Eigenart in den deutschsprachigen Ländern bildet. Diese berufsorientierte Ausbildung beruht sich auf der verwurzelten Mentalität im Mittelalter im Streben pflichtbewusster Berufsarbeit in der kulturell-religiösen Basis, den Beruf als Be-Rufung zu empfinden.

Mit der zunehmenden Verweltlichung der ursprünglichen Motivation folgen materielle Auffassungen insbesondere durch die Industrielle Revolution und später die klassischen Berufsbildungstheorien von Georg Kerschensteiner über Eduard Spranger, Aloys Fischer bis zu Theodor Litt. Der Anspruch der Berufsbildung öffnet zur Menschenbildung. Berufe werden als Bestandteile soziokultureller Systeme und des Zeitgeistes einer Gesellschaft gesehen. Tüchtigkeit und Pflichterfüllung unterliegen ethisch-sozialen Interpretationen. Die individuelle Biographie wird Element neben persönlicher Identität auch ein Faktor gesellschaftlicher Integration.

Die multifunktionale Rolle des Berufs in unserer Gesellschaft kommt in den vielen Funktionen zur Geltung wie der

  • Erwerbsfunktion - materielle Selbstversorgung
  • Sozialisationsfunktion - Berufsausübung und Einführung in die Gesellschaft und Kultur
  • Ganzheitlichkeitsfunktion - Gesamtheit des Arbeitsprozesses
  • Kontinuitätsfunktion - längere Dauer oder Lebenslänglichkeit
  • Erbauungsfunktion - Beitrag zur Bildung, Persönlichkeit und einem Berufsethos
  • Qualifunktionsfunktion - Erwerb von Fertigkeiten, Kenntnissen und Haltungen
  • Allukationsfunktion - Verteilung von Arbeitskräften in entsprechende Funktionen
  • Selektionsfunktion - Zuweisung nach Leistung und Talent
7.1.2 Geschlechtergerechtigkeit in der Berufsarbeit    

Ein modernes Berufskonzept der Frau hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. In seinem Kernelement beruht es stark auf schulischer Bildung. Bis heute haben sich unterschiedliche Ausbildungsstrukturen und Berufsbereiche für Männer und Frauen erhalten.

Bemühungen um eine Förderung weiblicher Lehrlinge kennzeichnen neuere Tendenzen (vgl. BEST-KUBIK 2009). Eine Verhinderung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung in der Arbeitswelt bleibt berufspädagogisches Bemühen.

Verstärkt wird durch eine Entwicklung der Beruflichkeit in ihrer Entgrenzung beruflicher Tätigkeiten von "Employability" als Beschäftigungsfähigkeit quer zur Beruflichkeit gesprochen (vgl. KRAUS 2004, 169-194). Damit eröffnet sich ein geschlechtergerechterer Arbeitsmarkt, national und international.

7.1.3 Änderung der beruflichen Orientierungsfunktionen    

Zunehmend leitet der Einzelne in der modernen Gesellschaft seine Identität nicht mehr nur aus aus einem Lebensberuf ab, vielmehr fügt er seine beruflichen Erfahrungen aus wechselhaften beruflichen Verbindungen bzw. beruflicher Mobilität zusammen.

Zu realisieren sind in einer Selbständigkeit berufliche Kompetenzen einer Selbstorganisationsfähigkeit als Biographieentwürfe, die vom Berufsbildungssystem zunächst nicht vorgesehen sind. Berufspädagogik und Berufssoziologie stehen zunehmend hier vor einer Herausforderung und in der Verantwortung.

In diesem Sinn ist nach KERN-SABEL (1994, 617) das Hindernis eines starren Berufssystems zu verstehen und flexible und elastische Formen der Arbeitsorganisation zu fordern sind.

Das Beispiel des japanischen Systems, das dies auf Organisation und nicht auf Qualifikation aufbaut, bildet eine größere Aktionsbreite beruflichen Handelns, wie es auf großen und globalen Arbeitsmärkten vorteilhaft eingesetzt werden kann.

Berufspädagogisch wird in den letzten Jahren über systemische Ansätze beruflicher Kompetenzentwicklung nachgedacht(vgl. ARNOLD 2014). Der Kontext zu Systemzuständen in einem Land bzw. einer Region ist herzustellen. Berufspädagogik erhält einen interkulturellen Faktor.

7.1.4 Veränderte Aspekte der internationalen Berufsbildung    

Berufe haben sich ständig im Kontext technologischen und gesellschaftlichen Wandels verändert. Gebündelte Kompetenzen sind das Ergebnis von Wandlungen bzw. Umbrüchen und Voraussetzungen eines Wandels.

Damit werden auch zukünftige beruflich Handlungskompetenzen auf weltweiten Arbeitsmärkten ermöglicht (vgl. SEVERING-WEISS 2014).

  • Beruf als qualifizierte Tätigkeit > Orientierung Schlüsselqualifikationen
  • Ausbildung und Auslernen - Erstausbildung > Kompetenzentwicklung lebensbegleitender Notwendigkeit
  • Berufsbilder und curriculare Vorgaben > Orientierung an Bedarf regionaler Betriebsnachfrage
  • Systementwicklung flächendeckender nationaler Standards > Systementwicklung regional-internationaler Angebote
7.2 Arbeit    

Der Arbeitsbegriff war in der Pädagogik immer sehr vielfältig, teilweise nur als manuelle Tätigkeit, umfassender als Aktivität bestimmt (vgl. GONON 2004, 58-74).

7.2.1 Bildungstheorie der Arbeit    

Neben der Arbeitsschule u.a. von Kerschensteiner, den Produktionsschulen am Beginn des 20. Jahrhunderts als Versuch der Einbeziehung von Arbeit in die Schule, gab es Ansätze und in Deutschland das Fach "Arbeitslehre" und Ansätze einer Arbeitspädagogik (vgl. SCHELTEN 1995). Zusätzlich sind viele schulische und betriebliche Versuche zur Verbindung von Arbeit und Bildung wie die Waldorfschule, die Arbeit als die spätere Lebensrealität in den Mittelpunkt stellen, unternommen worden.

Die Disziplin Wirtschaftspädagogik stellt die Verbindung von Mensch, Arbeit und arbeitsorientierter Bildung her (vgl. HUISINGA-LISOP 1999, 17). Auch die Arbeitspsychologie liefert Hinweise auf einen handlungsorientiertes Konzept. Ziel ist die Fähigkeit zur planvollen, wirksamen Bearbeitung und Problemlösung. Schulisch wird damit in den berufsbildenden Schulen (BS, BMS, BHS) die Wirtschaftspädagogik eine Disziplin in der Lehramtsbildung.

7.2.2 Humanisierung der Arbeit    

Diese pädagogischen Herausforderungen erfordern ein bildungs- und gesellschaftspolitisches Anliegen, möglichst allen Menschen die Möglichkeiten einer ganzheitlichen Arbeit zu gewährleisten (vgl. ARNOLD-MÜLLER 1991). Die Bemühungen um eine Humanisierung der Arbeit ergibt die Chance, dass Menschen zu selbständigen handlungsfähigen Subjekten sich entwickeln können, wie die Bildungsbemühungen der Gewerkschaften und ihre Rolle in der Sozialpartnerschaft eine Thematik sind. Für die Politische Bildung ist damit Arbeit ein Teilbereich.

7.2.3 Begründung der Arbeitsorientierung    

Mit der Entwicklung neuer Technologien kommt es zum Anwachsen der Komplexität von Arbeit, der Arbeitsorganisation, Dienstleistungen und der Produkte. In der Folge ändern sich für die Beschäftigten die Rahmenbedingungen und Anforderungen.

Für alle Berufsfelder sind Qualifizierungsmaßnahmen notwendig, weil eine Berufsbildung auf Tätigkeitstrukturen vorzubereiten hat.

Arbeit als anthropologisches Merkmal > Arbeit formt den Menschen

Arbeit als geistige Handlung > Arbeit hat einen Bildungswert bei selbständiger Regulation

Arbeit als gesellschaftliche Praxis > Mitgestaltung als Teil demokratischer Mitwirkung

7.2.4 Gestaltung der Arbeit    

In der Folge ergibt sich daraus eine Vorbereitung auf die Gestaltung von Arbeit. Damit ist das Konzept beruflicher Bildung angesprochen. In einem Kontext von Bildung und Technik ergeben sich Fragen einer Erweiterung (vgl. RAUNER-HEIDEGGER 1997, 126-145).

Es geht um die Vorbereitung von Lernenden

  • auf die (Mit-)Gestaltung von Technik und ihre Anwendung am Arbeitsprozess oder
  • werden sie eher nur trainiert für die Bedienung und Wartung.
  • Schulisch ergibt sich die Möglichkeit von Gestaltung und Anwendung im Schulentwicklungsprozess (vgl. DICHATSCHEK 2022ab) und
  • außerschulisch bietet sich der quartäre Bildungsbereich mit seiner Lernkultur an (vgl. DICHATSCHEK 2017a).
7.2.5 Zukunft der Arbeitsgesellschaft    

Ein wesentliches Problem der Arbeitsorientierung stellt sich in der beruflichen Bildung in der ungesicherten Zukunft der Arbeitsgesellschaft. Jeremy RIFKIN zeichnet bereits 1995 das Bild einer arbeitslosen Zukunft (vgl. RIFKIN 1995, 78-80).

Auf Grund der gesteigerte Produktivität in einer globalisierten Wirtschaft ist das einzige stabile Merkmal der Arbeitsgesellschaft der kontinuierliche Arbeitsplatzabbau (vgl. ARNOLD-GODON-MÜLLER 2016, 86). Auch der Dienstleistungssektor kann die Erwartungen nicht erfüllen. Virtuelle Arbeitsformen in der Produktion und Büros haben bereits zu Freisetzungseffekten geführt. Alexander JUNG hat in seinem Buch "Die Jobkiller" bereits 1997 darüber berichtet. Mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer wird von einer "Globalisierungsfalle" gesprochen.

Ulrich BECK spricht von einer "Brasilianisierung" der Arbeitsmärkte in seinem Buch "Schöne neue Arbeitswelt" und erkennt in der praktizierten Berufswahl, Vorstellung lebenslangen Beschäftigung und unbefristeten Arbeitsvertragsgestaltung eine Infragestellung. Europa wird sich in prekären Erwerbsbedingungen zurechtfinden müssen (vgl. BECK 2007).

Politische Bildung geht von einer politischen Ökonomie der Unsicherheiten aus. Arbeitsvorgänge werden durch Technologien ersetzt und Menschen müssen sich zunehmend selbst vermarkten.

Ulrich BECK schlägt das Modell Weltbürgerarbeit als Zukunftsvorstellung vor. Als neue Form der Erwerbsarbeit ist der Einzelne in einer Art der Freiwilligeninitiative mit einem Bürgergeld und sozialen Anerkennungen tätig.

Ein ähnliches Konzept bringt der Club of Rome mit einem "Mehrschichtmodell der Arbeit" ein (vgl. GIARINI-LIEDTKE 1998, 231-233). Drei Kategorien von Arbeit werden unterschieden.

  • Jedem Gesellschaftsmitglied werden 20 Arbeitsstunden als Grundeinkommen eröffnet,
  • flexible Erwerbarbeit wieviel und ob in welchem Bereich und
  • Tätigkeiten, die keinen oder schwer bestimmbaren Marktwert als gesellschaftlich nützlich sind.
Eine Neubewertung von Arbeit bedarf einer sozial-politischen Auseinandersetzung (vgl. DEDERING 1996/ 2004; ARNOLD-GONON-MÜLLER 2016, 88-89).

  • Unbezahlte Arbeit - Bedeutung und Funktion
  • Personenbezogene Dienstleistungen und Qualitätsmaßstäbe - emotionale Belastung und Beanspruchung und Arbeitsbelastungen in leitender Funktion
  • Traditionelle Formen der Beschäftigung - verteilte Arbeitszeiten, Koordination von Erwerbsarbeit und Privatleben, Weiterentwicklung der Kompetenzen und Gestaltung der beruflichen Biographie
In diesem Sinn wird der Arbeitsbegriff eine Zukunftskategorie berufspädagogischen und wirtschaftspädagogischen Denkens.

Die Überlegungen arbeitsorientierter Bildung betreffen die Vermittlung technischer, ökonomischer, sozialer und ökologischer Strukturen.

Organisiert soll dieser Lernprozess als lebensbegleitendes Lernen sein. Bedürfnisse und Interessen sollen sich an den Lernenden orientieren. Die Lernmöglichkeiten richten sich an das lokale, regionale und weitere Umfeld (vgl. DEDERING 2004, 22).

7.3 Technik    

Technik ist eine Bestimmungsgröße der beruflichen Bildung besonders für die gewerblich-technische Berufsbildung. Informationstechnologie ist auch im kaufmännisch-verwaltenden Bereich wichtig.

Durch die Informationstechnologien erhält eine weitere Dimension der Technik eine Bedeutung.

Technik steht eigentlich für die Gesamtheit aller Maßnahmen und Verfahrensweisen, die einsetzbar sind (vgl. im Folgenden ARNOLD-GONON-MÜLLER 2016, 89-94).

Man kann von einer Zunahme der Vernetzung- und Selbststeuerungsmöglichkeiten sprechen. Wissen, Dokumentation und Anwendung sind wichtige Größen. Damit verändern sich Berufsfelder, Berufsbilder und ganze betriebliche Organisationen. Es wird immer schwieriger, die Bereiche eines Betriebes zu definieren.

7.3.1 Technikfolgen    

Die Techniknutzung entfaltet eine Dynamik, die sich in globalisierten Märkten und gesellschaftlichen Veränderungen zeigt. Zunehmend sind humane Anliegen wie die existentielle Sicherung, Kompetenzentwicklung und Bildungsbemühungen zu beachten.

Berufspädagogik plädiert für schöpferische Qualität, selbstverantwortliches Tun und Inhalt des Gestaltungsspielraumes mit mit einer Befähigung zur (Mit-)Gestaltung. Zur Umsetzung der technischen Möglichkeiten sind solche Kompetenzen anzubahnen.

Damit zeigen sich die Unterschiede zur traditionellen Industrietechnik und Fließbandfertigung in einem Paradigmenwechsel der Arbeitsorganisation (vgl. BAETHGE/ BAETHGE-KINSKY 1995, 146).

7.3.2 Technikanwendung    

Im Folgenden werden die Veränderungstendenzen der Nutzung im Arbeitsprozess von handwerklicher Technik, traditioneller Industrietechnik und moderner Industrietechnik im Überblick aufgezeigt (vgl. ARNOLD-GODON-MÜLLER 2016, 93).

  • Handwerkliche Technik - Einzelfertigung, Geselle - Meister, Lebensberuf, Werkstückbearbeitung - Meisterlehre
  • Traditionelle Industrietechnik - Großserie, Fließband - Ungelernte - Facharbeiter -Techniker, Mobilität, Spezialisierung, materielle Werkstoffbearbeitung, Berufspraxis im Betrieb - Ergänzungs- und Anpassungsfortbildung
  • Moderne Industrietechnik - flexible Fertigung, CNC-Verfahren, Roboter, just-in-time-Produktion - Team von Facharbeitern, Technikern - Flexibilisierung, Entspezialisierung, Rückgang manueller Eingriffe - anwendungsbezogene Qualifizierung
Die Entwicklung der technischen Anwendungen hat Auswirkungen auf die Berufsstrukturen und Modelle der Qualifizierung und den Kompetenzerwerb. Damit sind Persönlichkeitsentwicklung und lebensbegleitende Lernprozesse angesprochen.

Nimmt man die Auswirkungen der neuen Technologien, verstärken sich die Vernetzungen der Arbeitsmärkte und die Kooperationsmöglichkeiten. In der Folge geht es um eine Reduzierung einer Spezialisierung im Bereich beruflicher Ausbildung. Diese gewinnt mehr und mehr das Kennzeichen einer Berufsfeldgrundbildung.

7.3.3 Europaweite berufliche Weiterentwicklung    

Damit ist eine pädagogische Herausforderung für das berufsbildende Schulwesen, Fachhochschulwesen und universitäre Studienwesen gegeben. Die Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit wird gesteigert, in der Folge sind konsequenterweise nach einer Grundbildung, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen verstärkt notwendig.

Ziel ist die Beteiligung der Bürger am sozialen und ökonomischen Leben. Der Grundgedanke verfolgt seit 2002 im "Kopenhagen - Prozess/ EU" eine europaweite Weiterentwicklung der beruflichen Bildung.

Den bildungpolitischen und rechtlichen Ausdruck findet das Konzept im "Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen" (FQF 2008). Dies bedarf bildungspolitischer - pädagogischer Vorbereitung. Grundlegende Bedeutung gewinnen die notwendigen Bildungsmaßnahmen mit einer öffentlichen Kontrolle/ staatlichen Qualitätskontrolle/ Zertifizierung.

7.4 Dienstleistungen    

Die traditionelle volkswirtschaftliche Einteilung der Arbeitswelt in die Wirtschaftssektoren Primärsektor (Urproduktion Rohstoffgewinnung, Land- und Forstwirtschaft), Sekundärsektor (Industriesektor) und Tertiärsektor ( Dienstleistungen) weist auf die engen Zusammenhänge in der Gesellschaft, dem System der Berufe und den starken Anstieg des Dienstleistungssektors (vgl.im Folgenden ARNOLD-GODON-MÜLLER 2016, 97-100).

Als Bezugswissenschaften in den Hochtechnologien der Dienstleistungen gelten die Nanotechnologie, Bio- und Chemietechnologie.

7.4.1 Tertiarisierungs-Trend    

Die Möglichkeit wird in der Schaffung einer besseren Arbeitswelt gesehen, in humaner Weise ein Einkommen und einen Wandel der Berufstätigkeit zu schaffen.

Die Tätigkeitsanforderungen verschieben sich.

  • Am Beispiel der Bankangestellten verändert sich durch den Einsatz der neuen Technologien die Tätigkeitsanforderung von mehr buchhalterischer zu stärker Kunden- und verkaufsbetonten Funktionen.
  • Ähnlich verändern sich bei Facharbeitern im Produktionsbereich die Tätigkeitsanforderungen. Außerfachliche Kompetenzen erhalten zunehmend Bedeutung wie Selbständigkeit, Kreativität und Kommunikationsfähigkeit neben den fachspezifischen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten.
  • Bestimmte Berufe, in Berufskunde als Randberufe benannt, verlieren an Bedeutung wie Schiffzimmerer, Schriftgießer, Hufschmied (von Bedeutung der Fachtierarzt für Pferdekunde) und Trachtennäher.
  • Überarbeitete Berufsbilder und Berufsfelder zeigen die Modernisierung von anerkannten Ausbildungsberufen.
  • Bedeutung erhalten neben den Verwaltungsberufen, Pflege-, Gesundheits-, Reinigungs-, Sicherungs- und Gastgewerbeberufe.
7.4.2 Quartärer Sektor    

Das unterschiedliche Niveau der Kompetenzen erkennt man in Dienstleistungen mit intellektuellen Anforderungen und Verantwortungsbereitschaft wie etwa bei Rechtsanwälten, Wirtschafts- und Steuerberatern, Heil- und Erziehungsberufen. Hier spricht man vom "Quartären Sektor" (vgl. EMDE 1990, 6-12).

7.5 Umwelt    

Die Notwendigkeiten und Möglichkeiten eines ressourcenschonenden Umgangs mit der Natur ist auch pädagogisches Anliegen der Berufspädagogik (vgl. im Folgenden ARNOLD-GODON-MÜLLER 2016, 126-130).

7.5.1 Wertbewusstsein und Handlungskompetenz    

Umweltbildung vertritt den Anspruch, die Entwicklung eines Wertbewusstseins und eines berufsspezifischen Handlungswissens zu vermitteln. Umweltschutz ist demnach integrierter Bestandteil des Berufsbildungsbereichs. Fachkenntnisse und verantwortliches Handeln sind zu fördern (vgl. KAISER-PÄTZOLD 1999, 65).

7.5.2 Umweltbewusstsein    

Umweltbewusstsein führt keineswegs zu einem umweltgerechten Verhalten. Trotz des Bewusstseins nehmen etwa der motorisierte Individualverkehr, der Flugverkehr und die Abfallmengen in unserer Gesellschaft zu.

Nach Ingeborg Schüßler und Johannes Bauerdick fällt es Personen leichter, umweltbewusste Verhaltensweisen zu entwickeln, wenn diese das eigene Selbstbild und vertraute Deutungsmuster nicht in Frage stellen (vgl. SCHÜSSLER-BAUERDICK 1997, 51). Daraus ergibt sich die Notwendigkeit des Aufzeigens von Handlungsinitiativen, Verhaltensangeboten und Handlungsanreizen in der Praxis.

1984 wurde schon etwa in Deutschland der Ausbildungsberufe "Vor- und Entsorger/ Vor-und Entsorgerin" eingeführt. In der Folge wurden umweltschutzrelevante Ausbildungsordnungen in der Industrie aufgenommen.

7.5.3 Lernbereiche    

Im Lernbereich der beruflichen Umweltschutzbildung sind vier Lernblöcke verbunden (vgl. JUNGK 1995, 255).

  • Bereich Umweltbewusstsein - berufliche Wertorientierung
  • Bereich Berufsspezifisches Umweltfachwissen
  • Bereich Ökologische Fach- und Methodenkompetenz
  • Bereich Berufliche Umwelt-Handlungskompetenz
Diese Lernbereiche sollen eine berufliche Erstausbildung bilden mit dem Ziel, berufliche Weiterbildung anzustreben wie

  • Erklärung möglicher Umweltbelastungen
  • Regelungen des Umweltschutzes
  • umweltschonende energie- und materialverwertende Nutzung
  • Vermeidung von Abfällen, umweltschonende Entsorgung
Umweltbildung in der Berufspädagogik bildet nicht nur Ressourcenschonung und Naturerhalt, vielmehr ist auch systemisches Denken im Umgang lebendiger und selbstorganisierter Systeme zu lehren. Ein Umgang mit Komplexität der Wirkungszusammenhänge ist anzustreben bzw. zielführend.

7.6 Wissen    

Der Wissensbegriff wurde in den letzten Jahren zu einer Schlüsselkategorie im betriebs - und berufspädagogischen Diskurs.

In der Rede von der "Wissensgesellschaft"/ EU, dem Zugang von Wissen, der Anwendung und dem Besitz bzw. der Teilung sind die zentralen Elemente zu sehen.

Bildungserfolg wird daran gemessen, in welchem Umfang und welcher Tiefe die Lernenden sich in Wissensbestände im Angebot von Bildungsinstitutionen einzuarbeiten vermögen.

Angestrebt wird der reibungslose Zugang bzw. die Bereitstellung von Wissen. Ziel ist die zentrale Herausforderung

  • zur Voraussetzung der Wettbewerbsfähigkeit,
  • Innovationsfähigkeit,
  • Kompetenzerweiterung und
  • Sicherung eines gesamtgesellschaftlichen Ausgleichs.
Wesentlich ist jeweils die jeweilige Art des Wissens und der Anwendung.

Wissensmanagement bezeichnet man als das Bemühen, Wissensbestände und Wissensformen zu dokumentieren. Benutzerfreundlichkeit von Datenbanken, Netzwerken und IT-Bildungsprogrammen sind Voraussetzung.

Aktives und passives Wissen ergeben die Strukturierung des Wissens und seine Problematik.

8 Weiterbildung    

Fortbildung als Ergänzungs- und Anpassungswissen als Erhaltung des beruflichen Standards und der Weiterbildung als Höherqualifizierung erweitert letztlich die verantwortungsvolle Tätigkeit.

Das berufliche Umfeld ergibt in der Folge vielfältige Möglichkeiten, die es zu nützen gilt (vgl. DICHATSCHEK 2017, 2021abcd).

Hilfreich sind Kenntnisse im Management von Bildung (vgl. SEUFERT 2013).

Ebenso sind Kenntnisse der Interkulturalität und Politischen Bildung in einer demokratische Gesellschaft wesentlich geworden (vgl. ARIENS-RICHTER-SICKING 2013, DICHATSCHEK 2021d).

Ein Zusammenhang von Wirtschaft und Ethik in einem Kontext von Ethik und Management soll mehr Gerechtigkeit und Grundprinzipien in einer Persönlichkeitsbildung erbringen (vgl. SCHWEIDLER 2018, 187).

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Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert werden.


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Zum Autor    

APS-Lehramt (VS-HS-PL, 1970, 1975, 1976), zertifizierter Schüler- und Schulentwicklungsberater (1975, 1999), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol (1993-2002)

Absolvent Studium Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), 10. Universitätslehrgang Politische Bildung/ Universität Salzburg-Klagenfurt/MSc (2008), Weiterbildungsakademie Österreich/Wien/ Diplome (2010), 6. Universitätslehrgang Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), 4. Interner Lehrgang Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016), Fernstudium Erwachsenenbildung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium im Comenius-Institut Münster/ Zertifizierung (2018), Fernstudium Nachhaltige Entwicklung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium im Comenius-Institut Münster/ Zertifizierung (2020)

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/Universität Wien/ Berufspädagogik - Vorberufliche Bildung (1990-2011), am Fachbereich Geschichte/ Universität Salzburg/Lehramt Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung/ Didaktik Politische Bildung (2016, 2018)

Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche in Österreich (2000-2011), Stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks in Tirol (2004-2009, 2017-2019), Kursleiter VHS Salzburg Zell/See, Saalfelden und Stadt Salzburg/ "Freude an Bildung" (2012-2019)

IT-Beiträge    

Die Beiträge dienen der Ergänzung der Thematik.


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© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 2. Juni 2022