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Wolf

Die Rückkehr des Wolfes    

Aspekte einer Beziehung im mitteleuropäischen Kulturraum im Kontext Politischer Bildung    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Die Rückkehr des Wolfes   
Aspekte einer Beziehung im mitteleuropäischen Kulturraum im Kontext Politischer Bildung   
Danksagung   
Vorbemerkung   
1 Einleitung   
2 Wolfspopulation allgemein   
3 Wolfspopulation in Europa   
3.1 Mitteleuropa   
3.2 Alpenraum   
3.3 Populationen   
4 Wölfe in Österreich   
4.1 Allgemeines   
4.2 Ziele und Grundsätze   
4.3 Management   
4.4 Entwicklungen   
4.5 Rechtsgrundlagen   
4.5.1 Internationale Abkommen   
4.5.2 Europarecht   
4.5.3 Landesgesetze   
4.6 Managementstruktur   
4.6.1 Wolfsbeauftragte   
4.6.2 Schadensbegutachter   
4.6.3 Nationale Beratungsstelle für Herdenschutz   
4.6.4 Präventionsberater   
4.6.5 Eingreifteam   
4.7 Monitoring   
4.8 Schadenkompensation und Schadensprävention   
4.9 Herdenschutzmaßnahmen   
4.10 Vorgehen im Schadensfall   
4.11 Jagd   
4.12 Öffentlichkeitsarbeit   
4.13 Wölfe in besonderen Situationen   
4.14 Ausnahmen von Schutzbestimmungen   
4.15 Sonderfälle   
5 Wölfe in der Schweiz   
5.1 Forschungsprojekt   
5.2 Teilprojekte   
6 Aspekte einer Politischen Bildung   
6.1 Didaktik der Politischen Bildung   
6.2 Politischer Diskurs   
6.3 Lehr- und Lernkonzepte   
6.3.1 Zukunft der Bildung   
6.3.2 Kompetenzmodell Politische Bildung   
6.3.3 Konzept des Faches Politische Bildung   
7 Mediendiskurs   
7.1 Österreich   
7.2 Deutschland   
7.3 Schweiz   
8 Wölfe in Märchen und der Mythologie   
8.1 Märchenwelt   
8.2 Mythologie   
9 Reflexion   
Literaturverzeichnis   
Zum Autor   

Danksagung    

Die Wolfspopulation wächst und mit ihr bei vielen Menschen eine Begeisterung und bei anderen die Ablehnung. Die Rückkehr des Wolfes ist aus unterschiedlichsten Perspektiven zu sehen. Expertisen liegen vor, sie im Kontext einer Politischen Bildung zuzuordnen reizt einen politischen Bildner.

Zu danken habe ich allen Akteuren im tertiären und quartären Bildungsbereich, die mein Interesse an der Problematik weckten.

Zu danken ist Helmut Leitner für seine technische Mithilfe am Manuskript.

Ebenso ist zu danken der Autorenbetreuung des Akademiker Verlages für die jahrelange reibungslose Zusammenarbeit.

Günther Dichatschek

Vorbemerkung    

Der Wolf ist in den mitteleuropäischen Raum zurückgekehrt. Die Begeisterung ist ebenso groß wie die Unsicherheit und die Einschätzung von Gefahrenmomenten.

Erkenntnisse der Wildkunde, Verhaltenskunde, Volkskunde, Ethnologie und Politischer Bildung werfen Fragen auf, die ein komplexes Thema betreffen und einen Beitrag zu einem Diskurs anbieten.

Ausgangspunkt der Überlegungen und des Interesses sind die

  • Absolvierung des Studiums der Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck,
  • Absolvierung des Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg - Klagenfurt,
  • Absolvierung des Fernstudiums Nachhaltige Entwicklung/ Comenius-Institut? Münster und
  • Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.
Nutztiere fallen dem Wolf zum Opfer. Für Naturschutzorganisationen steht der Schutz des Wolfes an erster Stelle.

Die Studie gliedert sich in eine Vorbemerkung, Einleitung, Allgemeines zur Wolfspopulation, Wolfspopulation in Europa, Wölfe in Österreich, Wölfe in der Schweiz, Aspekte einer Politischen Bildung, einen Mediendiskurs, Wölfe in Märchen und Mythologie und eine Reflexion.

Angestrebt wird eine Versachlichung der komplexen Thematik. Unabhängig davon versteht es sich selbstverständlich, den aktuellen Diskurs vielschichtiger anzuregen.

1 Einleitung    

Die neuerliche Diskussion in Form einer sachlichen Darstellung der Problematik einer Rückkehr von Wölfen in die alpine Region mit allen Schwierigkeiten steht der Realität einer Berglandwirtschaft und Tourismusregion mit ihrer Bipolarität und Komplexität des Sachverhalts entgegen.

Die Beutegreifer bzw. Wildtiere kümmern sich nicht um einen Tierschutz und richten mitunter ein Blutbad unter Schafherden an und gefährden zunehmend die Alm- und Erholungszone im Gebirge und kommen bis in die dicht bewohnten Täler.

Was in den Westalpen mit einem Herdenschutz möglich ist, kann man nicht deckungsgleich in der Region der Ostalpen umsetzen, fehlen doch ein Hirtenwesen für die Almregion und die organisatorischen Voraussetzungen.

Ein Wunschdenken einer Rückkehr in die mehr und mehr dicht besiedelte und genützte Gebirgszone und Täler hat die Realitäten anzuerkennen.

Salzburger Nachrichten, Online-Leserforum? 25. August 2021, Rückkehr des Wolfes - Günther Dichatschek

2 Wolfspopulation allgemein    

Wölfe leben in einer sozialen Gruppe (Rudel) als Beutegreifer, die sich vor allem von wilden Huftieren wie Rehe, Rotwild oder Wildschweinen ernähren. Wölfe lassen sich mit großen Haushunden leicht verwechseln, vor allem bei flüchtigen Begegnungen, wenn man nicht alle Merkmale erkennen kann.

Für eine gute Unterscheidung sollte man wissen, dass Wölfe hochbeiniger als Hunde sind. Sie haben einen großen breiten Kopf, im Vergleich kleine, dreieckige Ohren und der Schwanz hängt nach unten. Das Fell ist grau mit gelblichen bis dunkelbraunen Untertönen. Auffällige Fellmerkmale sind der helle Sattelbereich, scharf abgegrenzt von der dunklen Sattellinie, die schwarze Schwanzspitze und der helle weiße Bereich an Unterkiefer und Kehle. Die Spuren Wolf und Hund sind von Ungeübten nicht leicht voneinander zu unterscheiden. Das Trittsiegel (Abdruck der Pfote) eines großen Hundes kann dem eines Wolfs sehr ähneln. Nur durch die Verknüpfung verschiedener Merkmale wie Schrittlänge, Gangart und Details im Trittsiegel kann man eine Wolfsfährte von der eines Hundes unterscheiden.

Als Ausdauerläufer bewegen sich Wölfe, wie auch der Fuchs, vorwiegend im energiesparenden geschnürten Trab. Dabei wird die Hinterpfote genau in den Abdruck der Vorderpfote der gleichen Seite gesetzt. Auf diese Weise legen Wölfe jede Nacht Strecken von mehr als 20 km zurück. Während der Abwanderung kann die Laufleistung bis zu 80 km in 24 Stunden betragen. Mit Hilfe von besenderten Jungwölfen konnten Wildbiologen Abwanderungen dokumentieren, bei denen einige Tiere mitunter extrem weite Wanderungen zurücklegten. So wanderte der Wolf "Alan" von Sachsen bis nach Weißrussland mindestens 1 550 km. Dabei wurden Autobahnen und breite Flüsse überwunden. Sein Bruder "Karl" lief nur in 16 Tagen zum 400 km entfernten Berlin und wieder zurück.

Ein anderer besenderter Wolf machte sich auf den Weg nach Norden, überquerte die Alpen und hielte sich zwei Jahre lang in der Umgebung von Bonn auf. Somit können auch in Österreich einzelne Wölfe aus weit entfernten Gebieten auftauchen.

Nach 61-64 Tagen Tragzeit werden vier bis sechs Welpen Ende April in einer Höhle geboren und etwa acht Wochen gesäugt. Mit ca. 22 Monaten werden die Jungtiere geschlechtsreif. Zwischen dem zehnten und 22. Lebensmonat wandern sie aus ihrem Elternrudel ab und suche nach einem eigenen Revier. In freier Wildbahn können Wölfe acht bis 16 Jahre alt werden. Die Sterblichkeit ist besonders in den ersten beiden Lebensjahren hoch.

Im Rudel können Wölfe Beutetiere wie Elche oder Rothirsche erlegen, die um ein Vielfaches größer und schwerer sind. Die körperliche Unversehrtheit ist für Wölfe überlebenswichtig. Huftritte dieser Tiere können tödlich sein. Deshalb jagen sie überwiegend Jungtiere, alte und kranke Tiere. Damit erfüllen die Wölfe eine wichtige ökologische Funktion.

Unter den Angriffen von Wölfen auf landwirtschaftliche Nutztiere gehören Schafe und Ziegen wegen ihrer Körpergröße und Lebensweise zu den meisten betroffenen Nutztieren.

Gesunde Wölfe, die nicht von Menschen angefüttert wurden, haben in der Regel kein Interesse am Menschen. Jungtiere können Neugierde zeigen, die mit dem Alter und ausbleibenden Anreizen wie Fütterung wieder verschwinden. Ausgewachsene Wölfe gehen Menschen eher aus dem Weg, wenn sie diese bemerken. Es ist normal, wenn sie zunächst stehen bleiben und die Lage einordnen, bevor sie traben.

Nach über 100 Jahren gab es seit 2016 mit dem Rudel in Allensteig/ Niederösterreich die erste Reproduktion von Wölfen in Österreich.

3 Wolfspopulation in Europa    

Anfang des Jahres 2000 konnte im deutschsprachigen Raum erstmals seit der Ausrottung des Wolfes im 19. Jahrhundert wieder eine regelmäßige Reproduktion in freier Wildbahn nachgewiesen werden (vgl. HERZOG 2016, 227-237).

3.1 Mitteleuropa    

Nach Mitteleuropa erfolgten bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts regelmäßige Zuwanderungen aus der baltisch-osteuropäischen Population, welche sich nicht etablieren konnte. Erst durch die ökonomische Umbruchsituation im östlichen Mitteleuropa und eine hohe Dichte von Beutetieren mit gesetzlichem Schutzstatus und einer Gesetzestreue bei Tierhaltern und Jägern kam es zur Etablierung von Wolfsrudeln.

Es handelte sich zunächst um Tiere aus dem baltisch-ostpolnischen-ukrainischen Raum. Hier und am Balkan gab es schon immer ein stabiles Wolfsvorkommen. Weitere Vorkommen existieren in Teilen Spaniens, Italiens und Frankreichs. In der Schweiz und Teilen Österreichs geht die Wiederbesiedelung von Frankreich bzw. Italien aus.

Von Interesse ist die Frage, wie sich die Wolfsvorkommen bestimmten Populationen oder Subpopulationen zuordnen lassen. Eine Population wird als eine biologisch oder geographisch abgegrenzte Zahl von Individuen einer Art beschrieben (vgl. OKARMA 2002).

3.2 Alpenraum    

In Bayern und Südtirol, Ost- und Nordtirol besteht eine interessante Konstellation populationsbiologisch im Alpenraum. Mit der ersten gemeinsamen Rudelbildung eines ost-mitteleuropäischen und einem abruzzo-alpinen Individuum wird die eigene abruzzo-alpine Population durchbrochen.

Bezogen auf die auf die aktuelle mitteleuropäische Situation des Wolfes bedeutet dies, dass im Hinblick auf die Artenschutzmaßnahmen aus biologischer Sicht der Begriff "mitteleuropäische Flachlandpopulation" nicht haltbar ist.

3.3 Populationen    

Vielmehr muss man davon ausgehen, dass in Europa derzeit vier bzw. fünf Populationen im Sinne der biologischen Definition eines Abstammungszusammenhanges existieren. Wir sprechen von einer baltisch-osteuropäischen, einer abruzzo-alpinen, einer iberischen und einer skandinavischen Population. Zu diskutieren wäre das Wolfsvorkommen in den Karpaten mit derjenigen des Balkans im Zusammenhang steht. Wenn dies nicht der Fall wäre, käme eine fünfte, die balkanische-dinarische Population dazu.

Empfohlen wird, die Definitionen einer Population im Rahmen der Gesetzgebung und Verordnungspraxis sowie des praktischen Wolfsmanagements übereinzustimmen und ökologische Kriterien zu berücksichtigen. Dies sollte im Hinblick auf den Erhaltungszustand des Wolfbestandes als Festlegung sinnvoll und günstig sein.

4 Wölfe in Österreich    

für die Politische Bildung besteht in der IT-Publikation? der Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf (KOST) "Wolfsmanagement in Österreich - Grundlagen und Empfehlungen. Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien", Dezember 2012 die Basis für die Herausforderung der Behandlung der Thematik im Kontext Politischer Bildung.

4.1 Allgemeines    

Die letzten autochthonen Wolfspopulationen in Österreich sind im Laufe des 19.Jahrhunerts durch Verfolgung erloschen. Im 20. Jahrhundert erreichten nur vereinzelt Wölfe aus den Nachbarländern Österreich. Mit strengeren Schutzbestimmungen stabilisierten sich in Europa die Wolfspopulationen. Besonders gilt das für die italienische Population, die sich über den Apennin bis in die Westalpen in den letzten 30 Jahren ausbreitete.

In den letzten 15 Jahren erreichten Wölfe Österreich häufiger. 2009 hat sich die Situation merkbar verändert. 6-8 Wölfe konnten genetisch nachgewiesen werden. Dieselbe Anzahl zum Teil anderer Individuen konnte auch 2010 festgestellt werden. Mit mehr Zuwanderung und Gründung von Rudeln ist zukünftig zu rechnen.

Die Rückkehr der Wölfe ist neben der Bereicherung der Natur auch ein Konfliktstoff in der Kulturlandschaft im Sinne der Interessen der Landnutzer. Es ist Aufgabe des Wolfmanagements, Strukturen und Maßnahmen für eon möglichst konfliktfreies Zusammenleben zu schaffen und durchzuführen, wobei der Mensch im Mittelpunkt steht (vgl. KOST 2021, 4).

Wildtiermanagement liegt in der Kompetenz der Bundesländer. Diese nationale Aufgabe gibt den Rahmen vor. Bei einer großräumigen Art wie den Wölfen ist eine Abstimmung der bundesländerspezifischen Regelungen und Vorkehrungen sowie der Einrichtung bundesländerübergreifender Programme erforderlich.

Der Managementplan für diesen Rahmen wurde von der KOST (2021) entwickelt und mit den Interessenvertretungen abgestimmt. Ausgerichtet ist er auf die aktuelle Situation und soll alle fünf bis zehn Jahre überarbeitet werden. Als Vorlage dienten der österreichische Bärenmanagementplan sowie Wolfsmanagementpläne in Deutschland.

4.2 Ziele und Grundsätze    

Ziele und Grundsätze sind

  • der Schutz des Wolfs in dem nach den Bestimmungen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie?, sonstiger internationaler Übereinkommen und der nationalen Gesetze erforderlichen Umfang und
  • die Gewährleistung eines möglichst konfliktfreien Zusammenlebens mit dem Wolf unter Berücksichtigung der Interessen der unterschiedlichen Landnutzer wie der Land- und Forstwirtschaft und Jagd sowie des Naturschutzes.
  • Damit leistet Österreich einen Beitrag zu einem langfristig gesicherten, staatenübergreifenden Wolfsbestand.
  • Die Maßnahmen des Managements werden auf der Grundlage der rechtlichen Rahmenbedingungen mit Interessensgruppen abgestimmt.
  • Kein Aussetzen von Wölfen in Österreich.
4.3 Management    

Das Management erfolgt bundesländerübergreifend und in Abstimmung mit Nachbarstaaten.

  • Maßnahmen zur Abwendung von Schäden werden propagiert und gefördert. Prävention sollte auf ihre Anwendbarkeit überprüft und weiterentwickelt werden.
  • Schäden sollen in Abstimmung mit den Interessensvertretungen abgegolten werden.
  • Das Monitoring von Wölfen sowie die Beratung vor Ort und Begutachtung von Nutz- und Wildtierrissen erfolgt durch beauftragte, erfahrende Personen.
  • Monitoring bildet die Grundlage für Entscheidungen.
  • Die Sicherheit der Menschen hat Vorrang vor dem Schutz der Wölfe.
  • Die Öffentlichkeit wird über Biologie, Ökologie und Situation der Wölfe in Österreich sowie über Maßnahmen des Managements informiert (vgl. KOST 2021, 4-5).
4.4 Entwicklungen    

Veränderungen in der Einstellung zu Wölfen, Ausbau von Schonvorschriften bzw. gänzliche Unter-Schutz-Stellung? sowie Zunahme von Wildbeständen haben die negative Bestandsentwicklung europäischer Wolfspopulationen aufgehalten und sogar umgekehrt. Das hat die Situation in Österreich grundlegend geändert.

Interessant für Österreich ist die Situation im Nachbarland Italien. 1972 wurde der Wolf unter Schutz gestellt. Zusätzlich wurden im Apennin aus Gründen der Jagd Schalenwild angesiedelt. Anfang der neunziger Jahre haben die Wölfe den Sprung in die Westalpen geschafft. Abwandernde Wölfe sind schon in Hessen, Bayer und Ostösterreich festgestellt worden. Auch aus dem Dinarischen Gebirge und der Karpatenpopulation sind Jungwölfe in Österreich bereits aufgetreten.

Seit 2000 haben sich die Wolfsnachweise in Österreich in der Folge entwickelt, wie

2002 - ein Wolf bei Bad Ischl irrtümlich als wildernder Hund geschossen

2004 - ein Fotofallenbild vom Dobratsch

2005 - Risse an Rotwild-Winterfütterungen? in den steirisch-niederösterreichischen Kalkalpen

2009 - DNA-Nachweise? von 6-8 Wölfen im Wechselgebiet und Fischbacher Alpen, bei Knittelfeld, in den Nockbergen, am Grundlsee, bei Imsterberg und im Lechtal bei Warth

2010 - DNA-Nachweise? von 6-8 Wölfen im Schneebergebiet, bei Langenlois, in den Fischbacher Alpen, in den Nockbergen, in den Karawanken, im Raum Thiersee und in Piller bei Fließ

2011 - DNA-Nachweise? von je einem Wolf im SW von Niederösterreich und im oberen Drautal

2012 - DNA-Nachweise? von je einem Wolf im Schneeberggebiet, dem Gleinalmgebiet und den Karawanken, im Jänner Wanderung eines in Slowenien besenderten einjährigen Wolfes durch den Süden Österreichs

Bei den wenigen Proben war es nicht möglich, die genaue Anzahl und auch Aufenthaltsdauer einzelner Wölfe zu bestimmen. Der Wolf im Schneeberggebiet ist bisher das einzige nachweislich stationäre Individuum von einer Aufenthaltsdauer von einem Jahr.

Fest steht, dass Wölfe aus dem Westen, Süden und Osten nach Österreich eingewandert bzw. durchzogen sind. Der deutliche Rückgang 2011 sagt nichts über die Entwicklung in den kommenden Jahren. Es ist weiterhin mit einem Besiedelungsdruck aus den umliegenden Populationen zu rechnen. Besonders wenn es Wölfen gelingen sollte, in den angrenzenden Alpen der Schweiz und Italiens Fuß zu fassen, ist eine Beschleunigung der Entwicklung in Österreich zu erwarten (vgl. KOST 2021, 6-7).

4.5 Rechtsgrundlagen    

Die folgenden Rechtsgrundlagen sind in KOST 2021, 7-8 angeführt.

4.5.1 Internationale Abkommen    

Der Wolf ist in Anhang II der Berner Konvention des Europarates 1979 als streng geschütztes Tierart angeführt.

Der Handel wird geregelt im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES, Convention on International Trade in Endangered Species of the Wild Fauna and Flora, Anhang II) und in der Verordnung (EG) Nr. 338/97 des Rates vom 9. Dezember 1996 über den Schutz von Exemplaren wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels (zuletzt geändert durch Verordnung (EG) Nr. 407/ 2009 der Kommission vom 14. März 2009, Anhang A).

4.5.2 Europarecht    

Der Wolf ist in Anhang II der Fauna-Flora-Habitat? Richtlinie 92/43/EWG als prioritäre Art aufgelistet und in Anhang IV der FFH-Richtlinie? als streng zu schützende Art angeführt.

4.5.3 Landesgesetze    

Jagd und Naturschutz fallen in Österreich in die Kompetenz der Bundesländer. Die internationalen Verpflichtungen zum Schutz der Wölfe wurden in Landesjagd- bzw. Landesnaturschutzgesetze übernommen. Mit der Umsetzung entsprechender Regelungen sind Landesregierungen, Bezirksverwaltungsbehörden oder Jägerschaften betraut.

4.6 Managementstruktur    

Die KOST (2021) hat bereits vor Erstellung dieses Wolfsmanagementplans ihre Zuständigkeit auf Wolf und Luchs erweitert (vgl. in der Folge KOST 2021, 9-11).

Die KOST ist ein länderübergreifendes Gremium mit der Aufgabe, Maßnahmen im Management von großen Beutegreifern zwischen den Landesbehörden abzustimmen und ein fachlich fundiertes einheitliches Vorgehen sicherzustellen. Es steht ihr das Wissen von Fachleuten zur Verfügung.

Aufgabe der Koordinierungsstelle für Wölfe betreffen

  • Entwicklung und Koordinierung des Wolfsmanagements in Österreich,
  • Abstimmung des Wolfmanagements mit Interessensgruppen,
  • Stärkung von länderübergreifenden Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzprogramme,
  • Koordination mit Nachbarländern und
  • Zusammenführung von Informationen und Weitergabe an die Entscheidungsträger.
Die Koordinierungsstelle wird von jeweils einem Vertreter der Jagdrechts-und Naturschutzbehörden der Bundesländer, in denen Wölfe (Bären und Luchs) vorkommen (derzeit Nieder- und Oberösterreich, Steiermark, Salzburg, Kärnten, Tirol und Vorarlberg), einem Vertreter des Umweltministerium sowie beauftragten Experten gebildet.

Außerdem sind Vertreter der Interessensgruppen Jagd (Zentralstelle der Landesjagdverbände), Naturschutz (WWF) und Grundeigentümer (Landwirtschaftskammer, Land- und Forstbetriebe Österreich) als ständige Mitglieder der Koordinierungsstelle eingeladen.

Regelmäßige Treffen finden abwechselnd in den einzelnen Bundesländern statt. Zu den Sitzungen werden bei Bedarf weitere Vertreter von Interessensgruppen und wissenschaftlichen Institutionen beigezogen sowie Fachmeinungen eingeholt.

Wenigstens einmal im Jahr werden Vertreter betroffener Interessensgruppen und wissenschaftlicher Institutionen zu einer erweiterten Sitzung der Koordinierungsstelle eingeladen zum Zwecke der Information über die aktuelle Entwicklung der Wolfssituation und Diskussion offener Fragen des Managements. Das institutionalisierte Feedback bietet die Möglichkeit einer laufenden Evaluierung des Wolfsmanagements.

4.6.1 Wolfsbeauftragte    

Aufgaben sind

  • die Beratung und Information der zuständigen Behörden und der Koordinierungsstelle,
  • Schulung der betroffenen Mitarbeiter von Bezirksverwaltungsbehörden (Amtstierärzte, Jagd-Sachverständige?, Bezirksnaturschutzbauftragte),
  • Sachverständigentätigkeit in Wolfsfragen im Auftrag der Behörden,
  • Sammeln und Prüfen vor Ort Daten über die aktuelle Verbreitung und den Status der Wolfspopulation, Erheben von Daten zum Verhalten der Wölfe, Analyse von Zwischenfällen mit Wölfen und Vorschlag von zur Lösung kritischer Situationen,
  • Zusammenarbeit mit geschulten Schadenbegutachtern für eine objektive Schadenabwicklung und Abgabe von Erstinformationen über Möglichkeiten der Schadensprävention, Sorge für die fachliche Ausbildung von Schadensbegutachtern,
  • Leistung von Öffentlichkeitsarbeit vor Ort, Ansprechpartner für die Bevölkerung, Halten von Vorträgen und Seminaren, Schreiben von Fachartikeln und Ansprechpartner für Medienanfragen und
  • Teilnahme an Einsätzen des Eingreifteams und Unterstützung bei der Kommunikation mit zuständigen Behörden und lokalen Grundbesitzern und Jägern.
4.6.2 Schadensbegutachter    

Sie dokumentieren und beurteilen Schadenfälle in Absprache mit den Wolfsbeauftragten. Sie helfen den Geschädigten bei der Schadensmeldung und arbeiten mit den Präventionsberatern zusammen.

Sie werden in Spurenkunde und Rissbeurteilung von Wolfsbeauftragten und externen Experten ausgebildet und weiterführend geschult.

Sie rekrutieren sich aus der örtlichen Bevölkerung (Jägerschaft, Gemeinde, Tierärzten) und ermöglicht eine rasche direkte Kontaktaufnahme mit den Geschädigten und Begutachtern. Eine schnelle Reaktion auf eine Schadensmeldung ist eine Voraussetzung für eine effektive Schadensabgeltung. Der Aufwand für die Tätigkeit soll abgegolten werden.

4.6.3 Nationale Beratungsstelle für Herdenschutz    

Die Beratungsstelle für Herdenschutz soll österreichweit aus einem Team von zwei Personen bestehen, das an eine landwirtschaftliche Institution angegliedert werden sollte.

Aufgaben ergeben sich

  • in der Aufarbeitung und einem Überblick über das Wissen und die Erfahrungen mit Herdenschutz in anderen Ländern und einer Anwendbarkeit der Schutzmaßnahmen in Österreich,
  • in der Überwachung und Evaluierung der in Österreich eingesetzten Herdenschutzmaßnahmen, im Erfahrungsaustausch mit Herdenschutzprogrammen anderer Länder und in der Arbeit an der Weiterentwicklung der Schutzmaßnahmen,
  • in der Zusammenarbeit mit den Präventionsberatern. die von der nationalen Beratungsstelle ausgebildet, regelmäßig geschult und über aktuelle Erkenntnisse informiert werden, die Beratungsstelle steht für regionale Informationsveranstaltungen zur Verfügung,
  • in der Organisation und Vermittlung von Hirten im Rahmen des Herdenschutzes, Organisation und Koordinierung der Beschaffung, Ausbildung und einem Einsatz von Herdenschutzhunden und Information über Herdenschutzhunde sowie
  • im Testen von Herdenschutzmaßnahmen in Modellregionen.
4.6.4 Präventionsberater    

Sie arbeiten mit der Beratungsstelle für Herdenschutz zusammen und übernehmen die Betreuung der Landwirte vor Ort in Gebieten mit Wolfsvorkommen bzw. Wolfsschäden. Die besitzen landwirtschaftliche Fachkenntnisse, sind vorzugsweise Mitarbeiter von in der landwirtschaftlichen Beratung tätigen Organisationen und werden von der nationalen Beratungsstelle für Herdenschutz ausgebildet.

Sie informieren über Schutzmaßnahmen und Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung und Abgeltung.

Sie arbeiten mit Schadensgutachtern zusammen und unterstützen Landwirte bei der Abwicklung von Schadensfällen.

Sie analysieren die spezielle regionale Situation und arbeiten entsprechende Herdenschutzmaßnahmen aus.

Bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen unterstützen sie Landwirte, helfen bei der Abwicklung der Finanzierung und dokumentieren die Schutzmaßnahmen und schätzen deren Zumutbarkeit für den Landwirt ein.

Der Aufwand für die Tätigkeit soll abgegolten werden.

4.6.5 Eingreifteam    

Das Team wird bei Vorliegen kritischer Situationen oder Entwicklungen aktiv.

Die Bewilligung erfolgt durch die zuständige Behörde im gesetzlichen Rahmen.

Die Aufgaben werden derzeit vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Wien (FIWI) übernommen. Der örtlich zuständige Wolfsbeauftragte wird beigezogen.

Aufgaben des Eingreifteams sind

  • Vergrämung,
  • Fang,
  • Narkotisierung,
  • (Sender) Markierung,
  • Temporäre Senderüberwachung und
  • Mitwirkung bei der Entnahme aus der Population.
4.7 Monitoring    

Österreichweit ist ein einheitliches Monitoringsystem einzurichten. Zweck des Monitorings ist es, aktuelle und verlässliche Daten über die Wölfe in Österreich zu liefern (vgl. KOST 2021, 11-12).

Entscheidungen des Wolfmanagements sollen auf Grund von ausreichenden Monitoringdaten getroffen werden.

Jedenfalls sollen die folgenden Daten erhoben werden wie

  • Anzahl und Verbreitung (Unterscheidung von wandernden Individuen, stationären Individuen, Rudeln),
  • Schäden (Art, Rissbild, Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen) und
  • Verhalten (bei Begegnungen, Anzeichen von Habituierung oder Futterkonditionierung),
Die folgenden Methoden stehen zu Verfügung wie

  • Sammlung und Überprüfung von Hinweisen ( Sichtbeobachtung, Schäden, Spuren, Losungen),
  • Genetische Untersuchung von Losungs-, Haar- und Urinproben sowie von Speichelproben aus Bisswunden von Rissen zur Bestätigung des Wolfs als Verursacher eines Hinweises, zur individuellen Unterscheidung von Individuen und Bestimmung des Geschlechts,
  • zur Abklärung des Vorhandenseins von Rudeln, aktive und systematische Suche nach Hinweisen auf Plätzen von Zusammenkünften wie Aufenthaltsort der Welpen nach Verlassen der Höhle und Heulanimation sowie
  • Besenderung und radiotelemetrische Verfolgung von ausgewählten Individuen zur Überwachung auffälligen Verhaltens.
Durchgeführt wird das Monitoring von den Wolfsbeauftragten und den Wildbiologen der Jägerschaften/ Landesregierung. Die Daten werden einheitlich nach SCALP-Kriterien? bewertet. Die Weitergabe von Daten aus der gemeinsamen österreichischen Wolfsdatenbank unterliegt abzustimmenden Richtlinien.

Die SCALP-Kriterien? sind im Monitoringkonzept für Braunbären, Luchs und Wolf definiert (vgl. Monitoringkonzept > https://www.dbb-wolf.de/Wolfsmanagement/monitoring/scalp-kriterien > http://tinyurl.com/wolfsmanagement [7.4.22]).

Es wird angestrebt, ausreichend geeignete Personen dahingehend zu schulen, wie Wolfshinweise zu erkennen und zu dokumentieren sind. Die endgültige Bewertung von Hinweisen wird auf jährlichen Treffen der Wolfsbeauftragten unter Beiziehung weiterer Experten abgestimmt.

Monitoraktivitäten werden mit Jagdausübungsberechtigten und Grundeigentümern abgestimmt. Die Kooperation der Wolfsbeauftragten mit lokalen Jägern, Grundeigentümern und in der Land- und Forstwirtschaft Beschäftigten ist ein Grundpfeiler eines effektiven Monitorings. Mit zunehmender Wolfspräsenz ist das Informationsnetzwerk mit den örtlichen Jägern und den Jagdverbänden auszubauen.

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4.8 Schadenkompensation und Schadensprävention    

Der Lebensraum der Wölfe in Österreich ist eine von Menschen geprägte und genutzte Kulturlandschaft. Unter diesen Umständen sind Schäden in der Landwirtschaft, vor allem an landwirtschaftlichen Nutztieren, zu erwarten. Die Schäden können allerdings durch geeignete Maßnahmen wesentlich reduziert werden (vgl. KOST 2021, 12-15).

Nutztierhalter in Wolfsgebieten werden deshalb rechtzeitig über die wichtigsten Techniken der Vorsorge und finanzieller Unterstützung für deren Installierung informiert. Die Abgeltung von Präventionsmaßnahmen und Schäden sind eine Voraussetzung für die Akzeptanz durch die lokale Bevölkerung.

Prävention und Kompensation sind nicht voneinander unabhängig und sollen einander ergänzen. Das Grundprinzip soll sein, dass Schäden soweit wie möglich durch Prävention verhindert und dennoch auftretende Schäden kompensiert werde.

Im Einzelnen heißt das.

  • Sind durch Haltungsbedingungen und Anwesenheit von Wölfen Schäden zu erwarten, soll geprüft werden, welche Maßnahmen der Schadenprävention diese Schäden verhindert verhindern können. Der betroffene Landwirt wird entsprechend durch kompetente Stellen beraten. Die empfohlenen Maßnahmen sollen von öffentlicher Hand im erforderlichen Ausmaß finanziert werden.
  • Grundsätzlich sollen von Wölfen verursachte Schäden ersetzt werden.
  • Schäden sollen nicht ersetzt werden, wenn empfohlene Maßnahmen nicht bzw. nicht fachgerecht umgesetzt werden.
  • Die Vorgangsweise der Schadenabwicklung wie Nachweispflicht, Begutachtungsstellen der Schadenhöhe, soll von den schadensabgeltenden Organisationen und den Interessentenvertretern der Viehhalter vorab ausverhandelt werden.
Die Forderung von Herdenschutzmaßnahmen und die Abwicklung und Abgeltung von Schäden sollten in allen (Bundes-) Ländern einheitlich geregelt werden. Dabei sind folgende Lernpunkte zu beachten.

  • Einheitliche Gestaltung der Förderungen, Beihilfen, Entschädigungen, finanzielle Anreize.
  • Eigenverantwortlichkeit der Tierhalter. Jeder Tierhalter ist für den Grundschutz seiner Tiere selbst verantwortlich. Gefordert werden sollten nur Maßnahmen, die erst durch die Anwesenheit von Großraubtieren erforderlich werden.
  • In Gebieten mit permanenter Wolfspräsenz (Territorien von Rudeln oder stationären Einzeltieren mit einem Puffer von 30 Kilometern) sollte eine flächendeckende wolfssichere Haltung von Schafen, Ziegen und Gatterwild angestrebt werden.
4.9 Herdenschutzmaßnahmen    

Die Maßnahmen bieten keinen vollkommenen Schutz, können aber Schäden effektiv verringern (vgl. KOST 2021, 15-16).

Folgende Schutzmaßnahmen können auf Grund internationaler Erfahrungen empfohlen werden.

  • Nicht elektrischer Festzaun (Maschendraht), Mindesthöhe 120 cm, besser 140 cm und mit Untergrabeschutz oder als Wildgatterzaun mit Untergrabeschutz,
  • E-Zaun? mit Draht oder Litzen, 5 Drähte/ Litzen in 20, 40, 60, 90 und 120 cm Höhe, mind. 5000 V,
  • E-Netzzaun? Mindesthöhe 110 cm, vorzugsweise mit verstärkten Vertikalstreben zur Erhöhung der Stabilität und Sichtbarkeit. Als Schutz vor Überspringen kann noch eine nicht stromführende Litze über den Zaun gespannt werden,
  • Lappenzaun nur für kurzzeitigen E insatz wie etwa als Soforftmaßnahme nach Wolfangriffen,
  • Behirtung auf Almflächen mit frei weidenden Schafen/ Ziegen als Grundklage für den effizienten Einsatz bzw. die Durchführung anderer Herdenschutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunde und Nachtpferch,
  • Herdenschutzhunde, die sich der zu bedachenden Herd zugehörig fühlen und diese selbständig verteidigen. Entscheidend für den Erfolg ist sorgfältige Zucht und Ausbildung (Aufwachsen der Welpen in der Herde, Korrektur von Fehlverhalten). Sozialisiert werden solche Hunde auch mit Rindern, Pferden und anderen Arten. Damit solche Hunde wirksam sein können, darf sich die Herde nicht zu sehr zerstreuen, daher werden Herdenschutzhunde oft zusammen mit Behirtung oder Zäunung eingesetzt,
  • Nachtpferch ist nächtliches Zusammentreiben einer frei weidenden Herde in eine wolfssicher gestaltete Koppel.
Nicht empfohlen werden nach derzeitigen Wissensstand Herdenschutzesel und Herdenschutzlamas, negative Konditionierung durch Vergälung von Kadavern oder Beschuss mit Gummigeschoßen (damit kann man einen Wolf von einem Ort vertreiben, aber nicht das Jagen abgewöhnen), nur zur kurzfristigem Einsatz akustische und visuelle Abwehrmethoden wie Böller und Blinklichter.

Im alpinen Gebiet ist Herdenschutz ungleich schwieriger als im Flachland. Herdenschutz für die Almwirtschaft im Wolfsgebiet ist von wesentlicher Bedeutung.

Oft müssen mehr als eine Methode gleichzeitig verwendet werden.

In einigen Gebieten kann das Zusammenlegen kleiner Herden zu größeren Einheiten sinnvoll sein, um den Aufbau eines effektiven Herdenschutzes wirtschaftlich möglich zu machen.

Herdenschutz ist fachlich anspruchsvoll. Es ist Aufgabe der nationalen Beratungsstelle für Herdenschutz, lokal abgestimmte Schutzmaßnahmen auszuarbeiten.

Bei permanenter Wolfspräsenz sollen Maßnahmen flächendeckend empfohlen und gefördert werden und sollte der Grundsatz "Prävention vor Kompensation" gelten. Die Wolfsbeauftragten liefern den Landesbehörden die facghliche schläge für die Identifizierung der Gebiete mit ständiger Wolfspräsenz.

4.10 Vorgehen im Schadensfall    

Wird ein Kadavergefunden und möglicherweise es sich um einen Wolfsriss handelt, wird der Vorfall an eine der folgenden Stellen gemeldet wie Landwirtschaftskammer, Ortsbauernobmann, Schafzuchtverband, Bezirksverwaltungsbehörde, Polizei, Gemeinde, Jagdausübungsberechtigten oder Präventionsberater bzw. Schadensbegutachter (vgl. KOST 2021, 16-17).

Der Schadensbegutachter untersucht den Kadaver nach Bisspuren und/ oder Fraßspuren und den Fundort nach Spuren, Losung und Haaren. Er erstellt ein Rissgutachten. In nicht eindeutigen Fällen bzw. im Rahmen des Monitorings kann der Gutachter DNA-Proben? nehmen und mit dem endgültigen Gutachten bis zum Vorliegen der Analyseergebnisse zuwarten.

Erbringt die Untersuchung des Kadavers Hinweise, die einen Wolfsriss sicher/ wahrscheinlich/ möglich erscheinen lassen, wird auch der Präventionsberater verständigt.

Beide Berater unterstützen nach Bedarf den Landwirt bei der Schadensmeldung an die zu zahlende Institution. Der Präventionsberater unterstützt bei der Überprüfung den Landwirt, ob weitere Tiere abhängig sind und klärt welche Maßnahmen ergriffen werden können/ sollen.

Der Präventionsberater verständigt die benachbarten Betriebe/ Almen.

4.11 Jagd    

Das Jagdrecht ist mit Grund und Boden untrennbar verbunden. Jagdbares Wild ist bis zum Zeitpunkt der Aneignung durch den Jagdausübungsberechtigten zwar herrenlos, das zu erlebende Wild ist aber jedenfalls ein Teil des Jagdbetriebes und stellt einen wirtschaftlichen Wert dar (vgl. KOST 2021, 17).

Der Einfluss der Wölfe auf die Population ihrer Beutetiere ist von vielen Faktoren abhängig wie der Anzahl, Verteilung, Produktivität und Populationsgröße der Beutearten, Landschaftsstruktur und andere Habitatsfaktoren und für Österreich nicht ohne weiteres vorherzusagen.

Rotwildfütterungen und Wintergatter dienen in Ermangelung der früheren Wander- und Überwinterungsmöglichkeiten in den Tieflagen der Versorgung des Rotwildes und der Verhinderung von Wildschäden.

Die Möglichkeit einer Vertreibung des Rotwildes aus Fütterungseinstand oder Wintergatter und das daraus resultierende Schadenspotential stellt ein erhebliches Risiko für den Jagdausübungsberechtigten dar, der persönlich verschuldensunabhängig haftet.

Es ist daher wichtig, den Einfluss der Wölfe auf den Jagdbetrieb in Österreich in den nächsten Jahren gut zu dokumentieren und wissenschaftlich zu untersuchen. Darauf aufbauend sollten fachliche Empfehlungen zur Wildschadensprophylaxe erarbeitet werden - insbesondere zur Erhaltung der Objektschutzwirkung von Schutz-und Bannwäldern. Die Beratung von Forstbehörde, Jägern und Grundeigentümern vor Ort soll eine Risikoprognose und Anpassungsmöglichkeiten für Rotwild aufzeigen.

Gut geführte Jagdhunde sind unentbehrlich für eine weidgerechte Jagdausübung und haben auch abgesehen von der emotionalen Komponente einem hohen Wert. Es kann an Hand der Beispiele in Skandinavien nicht ausgeschlossen werden, dass Hunde im jagdlichen Einsatz von Wölfen verletzt oder getötet werden.

Unter österreichischen Bedingungen ist am ehesten bei Bewegungsjagden mit Stöberhunden und in der Schweißarbeit, in denen der Hund geschnallt wird, mit Problemen zu rechnen.

Jagdlich geführte Hunde sollten im Schadensfall versicherungstechnisch wie Nutztiere hehandelt werden.

Bei der Nachsuche sollte der Hund erst in kurzer Entfernung vom angeschweißten Wild geschnallt werden.

4.12 Öffentlichkeitsarbeit    

Aufgabe ist eine aktuelle, sachliche und unvoreingenommene Information über den Wolf zu verbreiten und Vertrauen in das Wolfsmanagement zu schaffen. Wölfe polarisieren wie keine andere Tierart din der Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, Probleme offen anzusprechen und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die Bereitstellung von Informationen zu aktuellen und begleitenden Managementmaßnahmen ist Aufgabe der Behörden und der Wolfsbeauftragten. Die Bundesländer informieren die Öffentlichkeit durch

  • Presseaussendungen,
  • Vorträge der Wolfsbeauftragten,
  • Etablierung und Aktualisierung einer Website,
  • Jahresberichte und
  • Informationsblätter.
Materialien der befassten Verbände und Interessensvertretungen spielen eine wesentliche Rolle. Die einzelnen Aktivitäten sollten aufeinander abgestimmt werden und auf der fachlichen Ebene ein einheitliches Bild darstellen. Die Wolfsbeauftragten sind Teil der Öffentlichkeitsarbeit und stellen ihr Fachwissen zur Verfügung.

4.13 Wölfe in besonderen Situationen    

Wenn Wölfe in einer Kulturlandschaft in Mitteleuropa leben, kommen sie zwangsläufig in engen Kontakt mit Menschen. Der Mythos vom Tier, das unberührte Wildnis und weiträumig menschenleere Gebiete braucht, wird von der Realität überholt (vgl. KOST 2021, 18-22).

Es gehört zum normalen Verhalten, wenn Wölfe auch tagsüber von bewohnten Gebäuden aus gesehen werden, nachts gelegentlich Dörfer durchqueren und nach unzureichend geschützten Nahrungsgütern des Menschen, besonders Schafen, greifen. Die Erfahrung zeigt, dass ein solches Verhalten keine erhöhte Gefährdung des Menschen darstellt und Schäden durch Wölfe mittels Vorsorgemaßnahmen erfolgreich begrenzt werden können.

Wölfe sind reine Fleischfresser und das Töten von Wild- wie Haustieren ist keine Form der Aggression, sondern einfach Nahrungserwerb. Trotzdem gibt es gelegentlich Wölfe, die davon abweichende Verhalten zeigen und deswegen dem Menschen besondere Probleme bereiten.

Wölfe in besonderen Situationen können als Bedrohung empfunden werden oder tatsächlich darstellen wie etwa

  • Laufen bei Dunkelheit direkt an Ortschaften entlang, im Hellen in Sichtweite von Ortschaften/ Einzelgehöften,
  • Wolf flüchtet nicht beim Anblick von Menschen und Autos,
  • Wolf reagiert unprovoziert aggressiv auf Menschen,
  • Wolf tötet einen Jagdhund im Jagdeinsatz,
  • Wolf hält sich längere Zeit in der Nähe eines Dorfes auf,
  • Wolf nähert sich mehrfach Menschen mit Hunden,
  • Wolf tötet wiederholt Hunde im Umfeld menschlicher Wohnstätten,
  • Wolf tötet ungeschützte Nutztiere und
  • Wolf tötet sachgerecht geschützte Nutztiere und überwindet den Schutz.
Problemsituationen können durch Wölfe entstehen, deren Verhalten außerhalb der Bandbreite des Verhaltens der meisten Wölfe liegt und die für den Menschen größere wirtschaftliche und/ oder sicherheitsrelevante Probleme verursachen. Wölfe verursachen in manchen Gegenden mit schlechtem Schutz der Nutztiere hohe Schäden, lässt dies nicht automatisch auf auffällige Wölfe schließen.

Habituierung bezeichnet in diesem Kontext die Gewöhnung des Tieres an die Anwesenheit des Menschen. Solch Tiere lassen den Menschen relativ nahe an sich heran. Sie haben gelernt, dass Menschen keine Gefahr darstellen. Sie sind nicht aggressiv. Sie nähern sich dem Menschen auch nicht gezielt. Es besteht kein positiver Reiz durch den Menschen, vielmehr ist der negative Reiz ist lediglich weggefallen. Habituiertes Verhalten entsteht durch individuelles Lernen oder wird von den Elterntieren auf die Jungen übertragen.

Als Futterkonditionierung wird ein Verhalten bezeichnet, bei dem Tiere bestimmte Situationen mit dem Erhalt von Futter verknüpfen. Im Bereich auffälliger Individuen bei Wölfen versteht man darunter in der Regel die Verknüpfung von menschlichen Einrichtungen mit verfügbarer Nahrung.

Futterkonditionierte Tiere suchen diese also gezielt auf, ohne dass sie wissen, ob es in diesem konkreten Fall dort Futter gibt, sondern weil sie aus Erfahrung wissen, dass dies oft der Fall ist. Hier besteht also ein positiver Reiz.

Aversive Konditionierung bezeichnet eine Verknüpfung bestimmter Situationen mit negativen Erlebnissen wie Schmerzen oder Gefahr. In diesem Kontext stellen diese Situationen die Anwesenheit des Menschen oder die Nähe zu Häusern oder Siedlungen dar. Diese Konditionierung kann man durch Vergrämen erreichen.

Unter Vergrämen versteht man etwa das Beschießen auffälliger Individuen mit Gummikugeln oder Leuchtraketen. Das ausschließliche Vertreiben von Tieren stellt keine Maßnahme der aversiven Konditionierung dar, da damit nur ein Ortswechsel und keine grundsätzliche Verhaltensänderung erreicht wird. Es kann sich aber durchaus schadensmindernd auswirken.

Unter Besendern versteht man das Anbringen von Telemetriesendern am Tier. Der heutige Stand der Technik für Wölfe sind kombinierte Sender mit GPS-GSM-? und VHF-Einheiten? (Satelliten-Telemetzriesender? mit Mobilfunknetzübertragung und zusätzlicher Funksendeeinheit).

Zum Vergrämen von auffälligen Wölfen gibt es noch wenig Erfahrung. Bisherige Erfahrungen mit Problembären in Europa zeigen, dass erfolgreich Vergrämen keine Selbstverständlichkeit, sondern eher die Ausnahme ist.

Daraus lassen sich folgende Empfehlungen ableiten.

  • "Normale" Schäden lassen sich in der Regel durch Vergrämen nicht verhindern, sondern nur durch Maßnahmen der Schadensprävention.
  • Je früher eingeschritten wird, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit.
  • Die Tiere müssen mehrmals im Laufe einiger Wochen/ Monate intensiv vergrämt werden.
  • In dieser Zeit dürfen sie nach Möglichkeit keine gegenteiligen Erfahrungen machen wie etwa futterkonditionierte Tiere dürfen nicht in Siedlungen kommen, ohne vergrämt zu werden.
  • Bei habituierten Tieren ist es leichter, eine aversive Konditionierung zu erreichen als bei futterkonditionierten Tieren.
  • Besenderung ist für das Auffinden der auffälligen Wölfe zur gezielten Vergrämung notwendig.
Entlaufene Gehegewölfe sind aus einem gewissen Maße habituiert. Auch wenn sich manche Tiere gut in der freien Wildbahn eingewöhnen können, stellen sie immer ein erhöhtes Risiko für den Menschen dar. Sie sind auf jeden Fall unter Beachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen zu entfernen, nach Möglichkeit durch Einfangen und Verbringen in ihr ursprüngliches Gehege

Zur Vermeidung von Konflikten wird auf die Wichtigkeit der ausbruchssicheren Haltung von Gehegewölfen nachdrücklich hingewiesen. In diesem Kontext kommt der Kennzeichnungs-und Aufzeichnungspflicht besondere Bedeutung zu und wird hinsichtlich der lückenlosen Erfassung Verbesserungsbedarf festgestellt.

4.14 Ausnahmen von Schutzbestimmungen    

Nach Artikel 12 der FFH-Richtlinien? ist der Wolf streng geschützt und alle Formen des Fangs oder Tötung sowie absichtlichen Störung verboten. Nach Artikel 16 Abs. 1 sind jedoch Ausnahmen möglich, sofern es keine anderweitige Lösung gibt und unter der Bedingung, dass die Populationen der betroffenen Art in ihrem Verbreitungsgebiet trotz Ausnahmeregelungen ohne Beeinträchtigung in einem günstigen Erhaltungszustand verweilen und zwar (vgl. KOST 2021, 22-23)

  • zum Schutz der wildlebenden Tiere und Pflanzen und zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume,
  • zur Verhütung ernster Schäden insbesondere an Kulturen und in der Tierhaltung sowie an Wäldern, Fischgründen und Gewässern sowie an sonstigen Formen von Eigentum,
  • Im Interesse der Volksgesundheit und der öffentlichen Sicherheit oder aus anderen zwingenden Gründen des öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialen oder wirtschaftlicher Art oder positiver Folgen für die Umwelt,
  • zu Zwecken der Forschung und des Unterrichts, der Bestandsauffüllung und Wiederansiedelung und der für diese Zwecke erforderlichen Aufzucht, einschließlich der künstlichen Vermehrung von Pflanzen und
  • um unter strenger Kontrolle, selektiv und in beschränktem Ausmaß der Entnahme oder Haltung einer begrenzten und von den zuständigen staatlichen Behörden spezifizierten Anzahl von Exemplaren bestimmter Tier- und Pflanzenarten zu erlauben.
4.15 Sonderfälle    

Alle Hunderassen stammen vom Wolf ab. Trotz der Domestikation über Tausende von Jahren können sich Haushunde und Wölfe weiterhin gemeinsam fortpflanzen (Hybride). Das kann, neben der gewollten Einkreuzung von Wölfen von Haushunderassen, auch in der freien Natur vorkommen. Besonders gefährdet sind stark zersplitterte Wolfspopulationen geringer Dichte.

Das Eindringen von Hundegenen in den Genpool einer Wolfspopulation kann nachteilige Folgen haben. Wolf -Haushund -Hybriden sind weniger angepasst an ein Leben in freier Natur und weniger scheu als Wölfe. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, in Konflikt mit Menschen zu geraten. Die geringere Lebensfähigkeit können Hybriden teilweise durch höhere Produktivität ausgleichen (Wölfe haben eine Paarungszeit im Jahr, Haushunde haben keine festen Paarungszeiten und Hündinnen werden 2-3 mal im Jahr läufig).

Aus Artenschutzgründen sollten alle Hybriden aus der freien Wildbahn entfernt werden. Bis zur Entnahme sollten durch freilebende Hybriden verursachte Schäden wie Wolfsschäden behandelt werden.

Wird ein Kadaver gefunden und besteht Verdacht, dass es sich um einen Wolf handeln könnte, soll der Jagdausübungsberechtigte oder die Polizei verständigt werden. Umgehend sollte der Fund dem Wolfsbauftragten oder der zuständigen Behörde (Bezirksverwaltungsbehörde, Landesregierung) gemeldet werden. Ziel ist die rasche Untersuchung der Fundstelle sowie die sachgerechte Kühlung und Obduktion des Kadavers.

Wird ein verletzter oder kranker Wolf aufgefunden oder besteht der Verdacht, dass es sich um einen verletzten oder kranken Wolf handeln könnte, soll der Jagdsausübungsberechtigte oder die Polizei verständigt werden. Umgehend soll in der Folge der Vorfall dem Wolfsbeauftragten oder der zuständigen Behörde gemeldet werden. Die Entscheidung, ob das Tier schmerzlos getötet werden muss oder in freier Wildbahn belassen werden kann, sollte unter Berücksichtigung der landesgesetzlichen Regelungen durch die Einschätzung eines Tierarztes sowie des Wolfsbeauftragten erfolgen. Eine Unterbringung in einem Gehege sollte auf Ausnahmefälle und auf kurz Zeit beschränkt bleiben (vgl. KOST 2021, 23).

5 Wölfe in der Schweiz    

Im Folgenden geht es um die Projektbeschreibung der Universität Zürich - Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft "Wölfe: Wissen und Praxis. Ethnographie zur Wiederkehr der Wölfe in der Schweiz", Projektdauer 01/ 2016 - 12/ 2019, Prof. Dr. Bernhard TSCHOBEN

Um die Jahrtausendwende wurden zunehmend einzelne umherstreifende Wölfe auf der Suche nach einem neuen Territorium in der Schweiz gesichtet. Seit 2012 wurde in der Calandaregion der erste Wolfsnachwuchs nachgewiesen. Daher wird von einer "Rückkehr des Wolfes" gesprochen. Die Wiederbesiedelung der Schweiz durch Wölfe der Schweiz stellt eine neuartige Situation dar.

5.1 Forschungsprojekt    

Das Forschungsprojekt fragt danach, welche Veränderungen diese Rückkehr mit sich bringt, auf welchen Ebenen diese Veränderungen stattfinden und wie verschiedenen Akteure damit umgehen. Interessant sind die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Wissensbeständen und Praktiken des Wolfsmanagement, Natur-, Kultur- und Raumkonzepte, die in der Debatte rund um den Wolf verhandelt, besetzt und mit Bedeutung versehen werden sowie Mensch-Tier-Beziehungen?.

Im Zentrum steht der in der Politik und Ökologie übliche Begriff "Wolfsmanagement". Neben der institutionalisierten Verwaltung der Wölfe, dem Wolfmanagement im engeren Sinne, beinhaltet der Begriff in diesem Projekt aber auch individuelle, populäre und alltägliche Umgangsformen und Auseinandersetzungen mit den Wölfen und ihrer Präsenz.

Das auf einer praxeologischen und rationalen theoretischen Grundlage aufbauende Projekt begreift den Begriff als ein komplexes Akteurs-Netzwerk?: eine Vielzahl von vernetzten, miteinander in unterschiedlichen Verbindungen stehenden und interagierenden Akteuren, die das untersuchte Phänomen durch ihre Handlungen und Interaktionen immer wieder aufs Neue hervorbringen und es dabei fortlaufend verändern. Zudem fragt das Projekt danach, inwiefern auch Tiere und Objekte an der Mitgestaltung des Phänomens beteiligt und somit Teil des Akteurs-Netzwerk? sind.

5.2 Teilprojekte    

Umfang und Komplexität erfordern das Projekt in zwei Teilprojekte aufzuteilen, welche sich unterschiedlichen Ausschnitten des Akteurs-Netzwerks? zuwenden, die sich durch die tatsächliche Präsenz der Wölfe unterscheiden.

Das Teilprojekt von Nikolaus HEINZER hat den Schwerpunkt der unmittelbaren Nähe von Wolfsterritorien lebenden Menschen und ihren Umgang mit der alltäglichen Präsenz der Wölfe (vgl. HEINZER 2021). Geographisch orientiert sich dieses Feld am Territorium des Calanda-Wolfsrudels? und weiteren Wolfsaktivitäten in betroffenen (Berg )Gebieten wie etwa im Wallis oder im Tessin.

Das von Elisa FRANK bearbeitete Teilprojekt nimmt die indirekt betroffenen Akteure in einem den Wolfsterritorien ferneren Umfeld in den Blick (vgl. FRANK-HEINZER-TSCHOFEN? 2019, 17-32). Hier interessiert man sich, welche visuellen und symbolischen Repräsentationen und Diskurse von und über Wölfe im Umfeld produziert werden und wie diese die menschliche Wahrnehmung und den Umgang mit Wölfen im Wolfsmanagement beeinflussen.

Das Forschungsprojekt versucht die Vorgänge und Konflikte rund um die Rückkehr des Wolfs in die Schweiz sowie die unterschiedlichen Haltungen und Positionen in ihrer sozialen Situiertheit zu verstehen und dadurch einen Beitrag zu einem besseren Verständnis des aktuellen Phänomens zu leisten. Ein zentrales Anliegen des Projekts ist es dabei, die Debatte um die Rückkehr der Wölfe aus einer rein ökologischen Perspektive herauszuholen und als kulturellen Prozess bewusst und sichtbar zu machen.

6 Aspekte einer Politischen Bildung    

Im Folgenden wird auf die Wichtigkeit einer Didaktik, den Diskurs zur Thematik in der Politischen Bildung und den notwendigen Wandel von Lehr- und Lernkonzepten eingegangen.

Lehr- und Lernprozesse kennzeichnen eine Behandlung der Wolfsproblematik in der pädagogischen Herausforderung in den Bildungsbereichen.

6.1 Didaktik der Politischen Bildung    

Für die Politische Bildung ist die zentrale Frage die Abwägung von einem Schutz des Wildtieres oder seiner Verdrängung aus einem alten Kulturraum.

Ziel einer Politischen Bildung als Bestandteil der Gesamtbildung ist

  • kritische Urteilsfähigkeit,
  • Erkennen politischer, sozialer, rechtlicher und wirtschaftlicher Zusammenhänge und
  • Ausgleich unterschiedlicher Aspekte im Sinne gesamtgesellschaftlicher Zielvorstellungen.
Die soziale Aufgabe eines Bildungssystems eines Staates bzw. einer Gesellschaft ist Lernende auf ein Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Dies bedeutet einen Lernprozess zu eigenem Handeln, demokratischen Entscheidungen und Interessen an öffentlichen Aufgaben zu ermöglichen.

Als Klammerbegriff von Wissen und Verhalten versteht sich politisches Bewusstsein.

Es bildet sich

  • im Erkennen eigener Interessen,
  • in gesellschaftlichen Konflikten,
  • in institutionellen Machtansprüchen und
  • im persönlichen Engagement.
Wie in allen sozialwissenschaftlich ausgerichteten Fachbereichen ergeben sich interdisziplinäre Themenbereiche.

Sie lassen sich zusammenfassen zu

  • Gestaltungen sozialer Beziehungen, demokratischer Ordnung und
  • politischer Willensbildung nationaler und internationaler Politik (vgl. DICHATSCHEK 2017, 1-2, 32-33).
Die Ansätze machen es möglich, die Lernzielarten zu verwenden. Es zeigt sich, dass strukturelles Lernen sich an kognitiver Struktur orientiert. Ein Problem stellt sich in dieser Kombination. Folgerungen für eine Politische Bildung ergeben sich aus der Theorie der kognitiven Komplexität. Wissen ist gegenüber Bewertungen und Handlungen zweitrangig, weil diese und nicht die Inhalte Merkmale für die Verarbeitung enthalten.

  • Unterricht bzw. Lehre wirkt weniger durch Inhalte als durch Lernsituation, Unterrichtsarbeit und " (un) heimlichen Lehrplan/ Studienplan".
  • Kommunikative Didaktik wirkt stärker als der Inhaltsaspekt. Kognitive Komplexität wirkt so als Lernumwelt, weniger als Vermittlung von Inhalten.
  • Didaktik kann nicht auf Inhalte verzichten. Es geht um die Orientierung in der Umwelt bzw. dem Alltag. , die Betroffenheit der Subjekte und die existentielle Bedeutsamkeit von Situationen und Problembereichen.
  • Politische Bildung verlangt die Einübung sachbezogener kognitiver Prozesse, damit der Bereich Politik in seiner Realität erschlossen werden kann.
Kognitive Komplexität ist Voraussetzung zur Bewältigung neuartiger und komplexer Situationen hängt mit Persönlichkeitsmerkmalen zusammen ( Selbstsicherheit, positive Einschätzung eigener Fähigkeiten).

- - -

Modell des Aufbaues kognitiver Strukturen

Erste Stufe - Orientierung an Regeln und Standards, Aufnahme eines Standpunkts

Zweite Stufe - zunehmende Differenziertheit, Standpunkterweiterung und von Aktionsmöglichkeiten

Dritte Stufe - Erweiterung und Integration kognitiver Strukturelemente (sozialer Kontext - Abhängigkeiten, Bewertungen, Vermeidung von Ablehnungen)

Vierte Stufe - Synthese verschiedenartiger Aspekte, Neuinterpretation(en), vermehrte Unabhängigkeit von Vorgaben und Vorschriften

Stufe 3 und 4 sind Lernziele der Politischen Bildung zuzuordnen.

6.2 Politischer Diskurs    

In diesem Verständnis sind die Pro- und Contra-Argumente? als Aspekte einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung und einvernehmlichen Lösung zu sehen.

  • Unumgänglich ist bei einer Weidetierhaltung eine konsequente Zurückdrängung des Wildtieres ("Beutegreifers"), wenn es nicht zu einem Aus kommen soll.
    • Die Beweidung wird noch schwieriger werden. Aufwändiges Aufstellen von wolfabweisenden Zäunen mit mehr Arbeit und psychischer Belastung um die Sorge der Tiere sind Folgerungen.
    • Auch die finanzielle Unterstützung von Herdenschutzhunden löse das Problem nicht. Dies kommt nur für wenige Tierhalter in Frage, weil die Arbeit mit den Hunden sehr arbeitsintensiv ist.
    • Fatal ist die Weidetierhaltung aufzugeben. Einige beweidete Lebensräume sind nach europäischem Recht genauso geschützt wie der Wolf. Im Unterschied zum Wolf sind Lebensräume wie etwa Weiden in ihrem Bestand gefährdet. Problemwölfe sind daher zu verfolgen.
  • Der wachsende Wolfspopulation darf nicht tatenlos zugesehen werden. Dass der Wolf immer öfter in Menschennähe gerate, ist gefährlich.
    • Ein unkontrolliertes Wachstum der Wolfspopulation ist eine Zeitbombe. Weil es an Rückzugsgebieten mangele, dringe der Wolf immer öfter in besiedelte Gebiete ein.
    • Gleichzeitig sei das Wildtier heute heute bedingungsloser geschützt. Nach jahrhundertlanger Jagd bis zu seiner fast Ausrottung ist man in das gegenteilige Extrem verfallen.
    • Als intelligentes Tier lernt der Wolf, dass die Nähe des Menschen keine Gefahr bildet. Vielmehr ergeben die Weidetiere ihm eine reichhaltige Futterquelle.
  • Lange wurde die Behauptung, den Wolf abzuschießen, sei rechtlich nicht möglich.
    • Die hohen Ausgaben für einen Herdenschutz ergeben mitunter einen Meinungsumschwung.
    • Offen bleibt die Länge des Genehmigungsverfahren. Die Gefahr der Wilderei und des Auslegens von Giftködern ist gegeben.
  • Weidetierrisse werden mehr rund nicht weniger als Folgen eines Abschusses.
    • Nach der Tötung eines wichtigen Rudelmitgliedes wird die Struktur der Gruppe zerstört. Um die Verluste zu kompensieren, vermehre sich das Rudel häufig schneller.
    • Im Diskus wird oft außer Acht gelassen, dass Wölfe hauptsächlich Wild fressen, Es gebe einen ohnehin zu hohen Wildbesatz.
  • Ein Zusammenleben von Mensch und Wolf ist möglich.
    • Die Wildbestände befinden ich auf einem Höchststand. Die Wölfe finden genügend Nahrung im Wald. Es sei eher unwahrscheinlich, dass ein Mensch angegriffen wird.
    • Weidetierhalter müssten keine Angst haben, zudem gibt es gute technische Schutzmöglichkeiten.
6.3 Lehr- und Lernkonzepte    

Für den Erfolg von Lehre, Lernen und einen Bildungsprozess sind Lernkonzepte in ihrer Anwendung wesentlich (vgl. DIECKMANN-SCHACHTSIEK? 1998). Eine Zukunft der Bildung bedarf Überlegungen, was Menschen wissen und können müssen.

Für die Politische Bildung ist ein Kompetenzmodell unabdingbar (vgl. WEISSENO-DETJEN-JUCHLER-MASSING-RICHTER? 2010).

6.3.1 Zukunft der Bildung    

Ausgehend von der Bedeutung von Wissen als zusätzliches Element von Arbeit und Kapital bedarf es Überlegungen, was Menschen als Teilhabe an einer ausgebauten Bildungsgesellschaft selbst oder mit anderen an Fähigkeiten und Umsetzungsmöglichkeiten benötigen (vgl. Modell Theorie - Praxis - Handlungsorientierung; BECK 1998, 11-20, DICHATSCHEK 2022).

12 Thesen in einer Welt gesellschaftlicher Umbrüche

  • Bildung eine Ökonomie von Ideen und der Erneuung
  • Qualifikationen relativieren sich zunehmend
  • Bildungspolitik dringend notwendig
  • Orientierung am Bildungsideal zur Selbständigkeit, Selbstverantwortung und Humanität
  • Ausbildung orientiert sich an einer Bildung zum lebensbegleitenden Lernen
  • Stärkung der Verantwortung der Schulen und Hochschulen - Erneuerung und Eigeninitiativen
  • Demokratische Mitbestimmung, Mitverantwortung und Mitgestaltung
  • Kompetenz- und Kontextwissen - Sozialkompetenz
  • Praxis- und Arbeitsplatzbezug des Wissens
  • Internationalisierung der Ausbildung in Schulen, Hochschulen und Fort- bzw. Weiterbildung
  • Inklusionspädagogik verstärken und
  • Bildung gesellschaftlich aufwerten (vgl. Finnland mit seiner Bildungswertschätzung).
6.3.2 Kompetenzmodell Politische Bildung    

Politikkompetenz umfasst lernpsychologische Kompetenz wie kognitive, affektive, motivationale und soziale Bereiche (vgl. WEISSENO-DETJEN-JUCHLER-RICHTER? 2010, 16-19).

Bereichsspezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Strategien gehören dazu.

- - -

Politische Grundbildung ("Clinic Litenacy") umfasst vier Stufen. Dieser Ansatz und die Stufung verdeutlicht, dass die Grundbildung nicht aus der Politikwissenschaft abgeleitet werden kann.

  • Kenntnis politischer Themen, Namen und Wörter,
  • Verwendung von Begriffen,
  • Verständnis politischer Konzepte und Verfahren sowie
  • Besonderheiten politischen Denkens zur Einordnung von Zusammenhängen.
Politische Bildung konstituiert in den Bildungsbereichen sich durch die didaktische Konstruktion des fachwissenschaftlichen Wissens. In diesem Zusammenhang steht die politische Wirklichkeit und Erfahrung.

6.3.3 Konzept des Faches Politische Bildung    

Politische Bildung steht heute als Sammelbegriff für schulische und außerschulische Bemühungen zur Vermittlung politischer Kompetenz.

Pluralität der Fakten, Meinungen und Mündigkeit mit Urteilsfähigkeit sind Gegenstand des Faches, die auf die Praxis politischen Handelns ausgerichtet sind.

Der Fachbereich umfasst den

  • primären < Sachunterricht,
  • sekundären > Geschichte - Sozialkunde- Politische Bildung/ NMS, AHS - eigenes Fach in PTS und BS
  • tertiären > Lehramtsausbildungen - Universitätslehrgänge und
  • quartären Bildungsbereich > Allgemeine Erwachsenenbildung (vgl. DICHATSCHEK 2022b).
Schwerpunkte schulischer Politischer Bildung sind ein umfassender Politikbegriff wie ökonomische Prozesse, historische Bedingungen, ökologische Prozesse, rechtliche und gesellschaftliche Themen.

In der Erwachsenenbildung liegt der Schwerpunkt auf politischem Grundwissen in Verbindung mit Vorwissen. Ein Lehrgangssystem vermittelt Basiswissen und ermöglicht in der Folge projektorientiertes Arbeiten mit Themenwahl.

Bürgermodelle wie der reflektierte Zuschauer, Interventionsbürger, Aktivbürger und Desinteresseierte unterscheiden sich in der Partizipationsfähigkeit am politischen Prozess.

Grundsätzlich gelten die Prinzipien des "Beutelsbacher Konsens" (1976) mit dem Kontroversitätsgebot, Überwältigungsverbot und der Urteilsfähigkeit der Lernenden (Altersgemäßheit).

7 Mediendiskurs    

Die Medienarbeit bzw. Publikationstätigkeit konzentriert sich hier auf eine fachbezogene Thematik im Rahmen von IT-Netzwerke?, Presseorgane und den ORF.

Unabdingbar ist sprachliche Präzession, der Umgang mit Fakten und Erkenntnissen.

Kritikfähigkeit und konstruktive Kritik sind Voraussetzung für Mündigkeit. Elektronischen Medien und IT-gestützten Netzwerken kommt neben der Fachliteratur Bedeutung zu.

Zu beachten sind längerfristige Netzwerke, damit auch ein Informations- und Kooperationswert erreicht werden kann.

7.1 Österreich    

- - -

7.2 Deutschland    

7.3 Schweiz    

8 Wölfe in Märchen und der Mythologie    

Es sollen noch Aspekte der Wolfsthematik in Märchen und der Mythologie behandelt werden.

8.1 Märchenwelt    

Rotkäppchen und der böse Wolf

Das Märchen von "Rotkäppchen" ist in Europa eine der bekanntesten Erzählungen. Zum Leidwesen des Wolfs wird dieser hier als bösartiges Bestie dargestellt, die am liebsten arglose kleine Kinder verspeist. Erwachsenen ist klar, dass das Raubtier hier vielmehr den "fremden Mann" symbolisiert. vor dem sich besonders junge Mädchen in Acht nehmen sollen. "Rotkäppchen" sorgt seit mehreren Jahrhunderten dafür, dass schon Kinder kein besonderes gutes Bild vom Wolf haben. Dabei ist längst bekannt, dass gesunde Wölfe sich niemals mit Menschen anlegen.

Die drei kleinen Schweinchen

Auch im englischen Märchen "The Three Pigs" kommt dem Wolf die Rolle des gewieften Bösewichts zu, dessen Opfer dieses Mal nicht ganz unschuldig an ihrem Schicksal sind. Denn die zwei (faulen) Schweinchen, die ihre Häuser nur aus Stroh bzw. Holz bauen, hätten eigentlich wissen müssen, dass derart schwache mit relativ wenig Mühe errichtete Konstruktionen echter Bedrohung nicht standhalten können. Am Steinhaus des dritten Schweinchen beißt sich der Wolf dann die Zähne aus und landet (in der Originalfassung) am Ende noch im Kochtopf.

8.2 Mythologie    

Werwolf

Der mythologischen Vorstellung liegt zugrunde, dass ein Mensch die Fähigkeit besitzt, sich in einen Wolf zu verwandeln. Die meisten Sagen berichten von Männern, die einen Pakt mit dem Teufel eingingen und von ohm einen Gürtel aus Wolfsfell erhielten, mit dessen Hilfe sie sich verwandeln konnten. Das Wesen wird als unheilvoll und raubtierhaft beschrieben.

Romulus und Remus

Ein positives Bild des Wolfs zeichnet die römische Mythologie im Bezug auf die Gründung Roms. Nachdem die Gotteskinder Romulus und Remus in einen Korb auf einen Fluss ausgesetzt wurden, nahm eine Wölfin sich ihrer an, säugte sie und sichert so ihr Überleben, bis sie von einem Hirten endgültig in Sicherheit gebracht wurden. Später gründeten Romulus und Remus die Stadt Rom. Das alles wäre niemals möglich gewesen ohne den Einsatz der hilfsbereiten Wölfin.

Fenrirwolf

In der nordischen Mythologie wimmelt es von Wölfen. Neben dem Fenrirwolf, der vom Gott Loki und der Riesin Angrboda gezeugt wurde, tummeln sich noch Odins Wölfe Geri und Preki sowie die Wolfsbrüder Skalli und Hati, welche dem Wagen der Sonnengöttin und des Mondgottes hinterherjagen. Die Darstellung als göttliches Wesen in der Mythologie Skandinaviens zeigt die Bedeutung des Wolfes in der germanischen Mythologie.

Heiliges Tier und Urahn

Die Völker Zentralasiens, Turkvölker und Mongolen, sahen im Wolf einen direkten Vorfahren und verehrten ihn als heiliges Tier.

Der große Respekt der Mongolen vor dem Tier und dessen Verbindung mit dem heiligen Himmel "Tengri" wird auch im Film "Der letzte Wolf"/ China - Frankreich 2015 thematisiert > https://www.epd-film.de/filmkritiken/der-letzte-wolf (31.3.22).

9 Reflexion    

Die Beziehung zu Hunden und ihrer Abstammung von Wölfen prägt die Menschen. Der Kontakt in der "Jäger und Sammler - Gesellschaft" der Altsteinzeit mit dem Wolf wurde die Grundlage zu einer gemeinsamen Eroberung des Lebensraumes.

Wölfe kommen nach langer Zeit zurück. Widerstand und Konflikte ergeben sich in unserer Gesellschaft, wobei die Wilddichte und die Schutzfunktion eine Rolle spielen. Zu diskutieren ist daher, wie man nachhaltig und konfliktarm den Umgang gestalten kann.

Immer mehr erkennt man die Notwendigkeit einer ökologischen Wende. Dazu gehört ein gesundes und respektvolles Verhältnis zu der Natur, mit ihr zu den Wildtieren.

National und international benötigt es Kooperationsmodelle, mit der Problematik sinnvoll umzugehen.

Für den politischen Bildner ist die Trias der ökologischen - ökonomischen - soziokulturellen Perspektive im Kontext von (politischer) Bildung bedeutungsvoll. Am Beispiel der Wölfe in Europa erweist sich das notwendige Verhältnis deutlich.

Literaturverzeichnis    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/ oder direkt zitiert werden.

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Rowlands M. (2010): Der Philosoph und der Wolf - Was ein wildes Tier uns lehrt, München - Berlin

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Selin Ertener L. - Schmelz B. (Hrsg.) (2019): Von Wölfen und Menschen, Hamburg

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Zum Autor    

APS -Lehramt - VS, HS, PL (1970-1975-1976), zertifizierter Schüler- und Schulentwicklungsberater (1975, 1999), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol (1993 - 2002)

Absolvent des Studiums Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg - Klagenfurt/ MSc (2008), der Weiterbildungsakademie Österreich/ Wien/ Diplome (2010), des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), des 4. Internen Lehrganges Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016), des Fernstudiums Erwachsenenbildung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium im Comenius-Institut? Münster/ Zertifizierung (2018), des Fernstudiums Nachhaltige Entwicklung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium im Comenius-Institut? Münster/ Zertifizierung (2020)

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungswissenschaft- bzw. Bildungswissenschaft/ Universität Wien - Berufspädagogik - Vorberufliche Bildung (1990 - 2011), am Fachbereich für Geschichte/ Universität Salzburg - Lehramt Geschichte-Sozialkunde-Politische? Bildung - Didaktik der Politischen Bildung (2016, 2018)

Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche in Österreich (2000-2011), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks in Tirol (2004-2009, 2017-2019), Kursleiter an den VHSn Salzburg Zell/(See, Saalfelden und Stadt Salzburg (2012-2019)


MAIL dichatschek (AT) kitz.net

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 10. April 2022