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Minderheiten in Tirol

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Minderheiten in Tirol    

Volkskundliche Aspekte im Kontext Politischer Bildung    

Günther Dichatschek

Herbert Jenewein

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Minderheiten in Tirol   
Volkskundliche Aspekte im Kontext Politischer Bildung   
Danksagung   
Vorbemerkungen   
1 Jenische in Tirol/ Herbert Jenewein - Günther Dichatschek   
1.1 Zur Herkunft der Jenischen/Erklärungsversuche   
1.2 Jenische in Nordtirol   
1.3 Karrner - Zigeuner (19. Jahrhundert)   
1.4 Zeit des Nationalsozialismus(1938 - 1945)   
1.5 Nachkriegszeit   
1.6 Zur heutigen Situation der Jenischen   
1.7 Jenische im Vinschgau/ Südtirol   
1.7.1 Die Armut der Jenischen   
1.7.2 Die Sprache der Jenischen   
1.7.3 Die Erwerbstätigkeit der Jenischen   
1.8 Jenische in der Schweiz   
1.9 Jenische Sprache   
1.10 Buchbesprechung   
1.11 Literaturhinweise   
1.12 Internethinweise   
1.13 Radio-bzw. TV-Hinweis   
1.14 Theaterstücke   
2 Protestantismus in Tirol/ Günther Dichatschek   
2.1 Evangelische Bewegung im 16. Jahrhundert   
2.2 Täufertum   
2.3 Geheimprotestantismus   
2.4 Ausweisungen und Emigration   
2.5 Protestantenpatent 1861   
2.6 Protestantismus um die Jahrhundertwende   
2.7 Nachkriegszeit   
2.8 Gegenwart   
2.9 Literaturhinweise   
2.10 Theaterstücke   
3 Judentum in Tirol und Vorarlberg/ Günther Dichatschek   
3.1 Judentum nach dem 1. Weltkrieg   
3.2 Nationalsozialismus   
3.3 Judentum nach dem 2. Weltkrieg   
3.3.1 Gründung der Kultusgemeinde Innsbruck 1952   
3.3.2 Jüdisches Museum Hohenems 1986   
3.3.2.1 Selbstverständnis jüdischer Museen   
3.3.2.2 Identitätskonflikte und Krisen in Europa- Diasporavorstellungen   
3.4 Gegenwart   
3.5 Literatur- und Internethinweise   
4 Die Manharter/ Herbert Jenewein   
4.1 Napoleonische Kriegszustände   
4.2 Grundsätze der Gruppierung   
4.3 Ablehnung kirchlicher Praxis   
4.4 Verzeichnis der Manhartisten   
4.5 Bekehrungsversuche   
4.6 Ende der Gruppierung   
4.7 Literaturhinweise   
4.8 Theaterstück   
Zu den Autoren   
Günther Dichatschek   
Herbert Jenewein   

Danksagung    

Für seinen Beitrag zum Buchprojekt danke ich Herbert Jenewein.

Für die technische Unterstützung bei der Manuskripterstellung danke ich Helmut Leitner.

Für die jahrelange reibungslose Zusammenarbeit danke ich der Autorenbetreuung des Akademikerverlages.

Günther Dichatschek

Vorbemerkungen    

Ausbildung ohne Bildung führt zu Wissen ohne Gewissen.

(Daniel Goeudevert 2001, 5)

Minderheiten in Tirol ist ein Thema, das wenig bekannt und eher zögernd bearbeitet wird.

  • Jenische in Nord- und Südtirol sind als Volksgruppe fast unbekannt, eine Auseinandersetzung ist daher notwendig: einmal aus Gründen einer Minderheitssituation, zum anderen aus kulturellen Aspekten und Gründen der Politischer Bildung/Erziehung. Erkenntnisse aus der Schweiz bereichern die Auseinandersetzung mit dieser Volksgruppe.
  • Der Protestantismus in Tirol bedarf aus evangelischer Sicht einer kirchengeschichtlich zeitgemäßen Darstellung.
  • Das Judentum in Tirol ist erst mit der zeitgeschichtlicher Forschung in Tirol aktualisiert worden. Auch hier bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung
  • Die Manharter als religiöse Splittergruppe im Brixental im 19. Jahrhundert sind volkskundlich und regionalgeschichtlich (ebenso kirchengeschichtlich) von besonderem Interesse, widerstanden doch Mitglieder jedem Bekehrungsversuch bzw. verbesserten letztlich ihre religiöse Situation trotz Diskriminierung und Verfolgung.
Die vier Themenbereiche sind mit Phänomenen von kulturellen und religiösen Konflikten sowie Diskriminierung, Gewalt und Vertreibung besetzt.

  • In allen Bereichen liegt Material vor, das zu aktualisieren und zu bearbeitet gehört.
  • Jenisches Kulturgut ist kulturgeschichtlich und volkskundlich, der Protestantismus kirchengeschichtlich, das Judentum zeitgeschichtlich und die Manharter volkskundlich und regionalgeschichtlich von Interesse.
Das Projekt "Aus dem Evangelium leben" (Evangelische Kirche Österreich 2023) möchte mit diesem Projekt seinen Beitrag zur Erwachsenenbildung in Tirol leisten.

Mit der Vernetzung auf der E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa wird versucht, die Thematik international zu dokumentieren und zu problematisieren > https://ec.europa.eu/epale/de/resource-centre/content/netzwerk-gegen-gewalt (3.11.2023).

Die Thematik gehört in eine zeitgemäße Politische Bildung/ Erziehung (vgl. BEER-CREMER-MASSING 1999, 233; HÄNDLE-OESTERREICH-TROMMER 1999, 105-114; 10. Universitätslehrgang "Politische Bildung"/ Universität Salzburg: Pflichtseminar "Grundzüge des österreichischen politischen Systems", 2006/ Präsentation "Die Jenischen in Tirol: ein kultureller Konflikt").

1 Jenische in Tirol/ Herbert Jenewein - Günther Dichatschek    

1.1 Zur Herkunft der Jenischen/Erklärungsversuche    

Zur Herkunft der Jenischen - auch "Karrner", "Grattenzieher", "Landfahrer", "Dörcher" und "Laninger" genannt - gibt es widersprüchliche Erklärungsversuche, die sich in drei Hypothesen unterteilen lassen.

Hypothese 1

Die Jenischen kommen aus der ansässigen, einheimischen Bevölkerung und wurden durch soziale Umstände, vor allem aus Armut, zur Wanderschaft gezwungen. Die Zünfte haben die Jenischen aus ihren Wirtschaftsgebieten ausgeschlossen (ausgesperrt). Somit war die Armut vorgezeichnet. Nun mussten die Jenischen in Nieschenhandwerke umsteigen, um nicht zu verhungern. Für diese Theorie spricht die Tatsache, dass es vor allem in Tirol eine sehr lange Tradition der Zeitwanderer gab, also Menschen gab, die zum Zweck von Erwerbsarbeit für kurze oder auch längere Zeit auswanderten, um in der Fremde Geld zu verdienen.

Zu dieser Gruppe gehören Maurer, Stukkateure, Steinmetze, Zimmerleute,Glockengießer und Taglöhner aus dem Oberinntal, Lechtal, Vorarlberg und Welschtirol, aus Deutschland, Frankreich, Spanien,Belgien Niederlande, Luxemburg, England, Irland und vor allem aus dem restlichen Österreich, die überall herumzogen. Ebenso kamen Bergknappen aus dem Berggericht Landeck, die in den Bergwerksgebiete Europas arbeiteten. Auch Kalk-, Ziegel- und Kohlenbrenner wanderten in die benachbarten Länder. Es war üblich, die Heimat für einige Zeit zu verlassen, um auswärts Geld zu verdienen (vgl. die sog. "Schwabenkinder", dazu ausführlich UHLIG 2003).

MERGEN (1949, 36) führt Berufe an, die für die Jenischen als typisch zu bezeichnen sind: Besenbinder, Kesselflicker, Schleifer und das Hausieren mit verschiedensten Waren. Es wäre durchaus denkbar, dass sich aus dieser Tradition unter bestimmten Umständen - man denke an Armut - eine fahrende Lebensweise entwickelte, d.h. dass nicht mehr einzelne Personen einer Familie auf Wanderschaft gingen, sondern die gesamte Familie auszog, um dann immer wieder in der ursprünglichen Heimat das Winterlager aufzuschlagen.

HUONKER (1990) kritisiert die Annahme, dass Jenische ihren Ursprung in der jeweiligen Ortsbevölkerung haben und dass sie aufgrund von Verarmung zu fahrenden Lebensweise gezwungen waren. Er meint, dass dies ein typischer Versuch von Wissenschaftlern im Umkreis des Nationalsozialismus sei. Diese Erklärungsversuche der Herkunft der Jenischen stimmen darin überein, ihnen den Status einer eigenen Ethnie abzusprechen.

Hypothese 2

Jenische sind Nachkommen von Flüchtlingen aus dem Dreißigjährigen Krieg. MANTL (1977) meint dazu, dass dass man in den "Karrnern" und "Dörchern" nur die Nachkommen jener "Kinder der Landstraße" sehen kann, die nach den Religionswirren und dem Dreißigjährigen Krieg in Gruppen zu Hunderten nach Süden drängten, um eine neue Existenz und Heimat zu suchen, die sie nur in Österreich zu finden glaubten.

Hypothese 3

Die Einflüsse der keltischen Sprache im Jenischen lässt mit hoher Wahrscheinlichkeit die keltische Abstammung erkennen. Eines ist aber von der Wissenschaft belegt, Jenische haben eine andere Herkunft und Kultur als Roma und Sinti. Die Politik in Deutschland und Österreich macht es sich sehr einfach und bezeichnet die Jenischen als "Untergruppe" der Roma. Dies ist falsch und spiegelt die Unwissenheit und Ignoranz der Politik.

Die Herkunft der Jenischen ist nicht genau geklärt bzw. nicht endgültig klärbar. Wobei einiges für die erste Hypothese spricht. Diese impliziert jedoch nicht, dass es sich nicht um eine eigene Ethnie handelt. Die Entwicklung einer eigenständigen Lebensweise, Kultur und Sprache sind Parameter genug, um hier von einer Ethnie sprechen zu können.

1.2 Jenische in Nordtirol    

Das Postulat der über eineinhalb Jahrhunderte durchgeführten "Landfahrer-Politik" lautete Sesshaftmachung der "Karrner". Am deutlichsten tritt das Bestreben des Staates zur Sesshaftmachung der Fahrenden in den Gesetzessammlungen zu Tage. Die "Tiroler Karren- und Grattenzieher" scheinen erstmals am Beginn des 19. Jahrhunderts in dem Tiroler Gubernium auf. Darin wird betont, dass die sogenannten Karren- oder Grattenzieher, die sich der Steinesel bedienen, nur die Hälfte des betreffenden Weg- und Brückengeldes entrichten dürfen (vgl. PROVINZIAL-GESETZESSAMMLUNG VON TYROL UND VORARLBERG 1815, Tiroler Landesarchiv; JÄGER 2003, 21-22).

Ein zeitlich darauf folgendes Dekret aus dem Jahre 1817 rückt die "Karrner" bereits in ein zweifelhaftes Licht. Die Verfasser geben den Landfahrern die Mitschuld an der Verbreitung der Pocken, da sie ihren Aufenthalt ständig wechseln. Aus diesem Grund sei herumziehenden Dörchern und Laningern kein Pass mehr zu verabfolgen, wenn sie sich nicht über die Impfung ihrer Kinder ausweisen können (PROVINZIAL-GESETZESSAMMLUNG VON TYROL UND VORARLBERG 1817, Innsbruck 1824, Theil II, Bd. 4). Eine Zwangsimpfung für ungeimpfte "Karrnerkinder" war vorgesehen.

Spricht man vom Umgang des Staates mit den Jenischen, so hat man grundsätzlich zwischen dem Umgang mit Regierenden und der Gemeinde zu unterscheiden. Die Regierenden entwarfen die Maßnahmenkataloge zur Sesshaftwerdung, die Gemeinden waren neben den Polizei- und Bezirksbehörden ausführende Organe. Oftmals lief die Diskriminierung der Landfahrer in den Landgemeinden den von oben ausgegebenen Verordnungen diametral entgegen.

Laut einem Gubernialdekret aus dem Jahre 1845 wird jeder Untertan einer Heimatgemeinde - zumeist der Gemeinde seiner Eltern oder jener des Familienoberhaupts - zugeordnet (vgl. PROVINZIAL-GESETZESSAMMLUNG VON TYROL UND VORARLBERG 1845, Innsbruck 1847, Bd. 32). Die Heimatgemeinde ist gesetzlich verpflichtet, für notleidende Gemeindemitglieder Hilfeleistungen in Form von Geld, Naturalien oder Unterkunft bereitzustellen.

Da die Jenischen allgemein zu den ärmeren Gesellschaftsschichten zählten, befanden sich unter ihnen auch verhältnismäßig viele Fürsorgeempfänger. Aus diesem Grund fühlten sich Gemeinden mit hohem Landfahrer-Anteil benachteiligt und versuchten, die Zahl der Heimatberechtigten niedrig zu halten (vgl. JÄGER 2005, 229; PESCOSTA 2003, 109-110).

Das ungesetzliche Verhalten der Gemeinden fand bei der Tiroler Landesregierung allerdings keine Billigung. Die geistlichen Ordinariate wurden im Rahmen des Dekrets eindringlich aufgefordert, für die ordnungsgemäße Eintragung aller ehelichen und unehelichen Landfahrerkinder in die Taufbücher zu sorgen. Der Staat hatte zwar an eine Lösung des "Landfahrer-Problems" gedacht, aber hinter seiner Vorgehensweise fand sich noch keine Strategie zur Sesshaftwerdung der Jenischen.

Diese zunächst etwas zurückhaltende Haltung gegenüber den Jenischen ändert sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts. 1853 tritt die Tiroler Landesregierung erstmalig mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog gegen das "bestimmungslose Umherziehen" der "Karrner" auf. Der erste und bedeutende Ansatz zur "Bekämpfung des Karrnerunwesens in Tirol" erfolgte über die Einbehaltung von Reisepässen. Diese Maßnahme beinhaltete einen massiven Angriff auf die Lebensgrundhaltungen der Landfahrer, denn ohne Reisepässe ist ein Umherziehen und damit ein Ausüben der traditionellen fahrenden Berufe innerhalb eines gesetzlichen Rahmens nicht mehr möglich.

Die Kinder der "Karrner" nahmen eine zentrale Stellung ein (vgl. JÄGER 2005, 232 bzw. 235). Sie sollen frühzeitig aus dem "Karrnermilieu" entfernt werden und zwar durch das Verbot, "erwachsene Kinder" mit auf Reisen zu nehmen und durch Integration der Heranwachsenden in die sesshafte Gesellschaft der Heimatgemeinden. Dabei gebraucht der Staat auch Mittel der Gewalt und der Abschreckung, etwa durch die Drohnung, die Söhne in die Armee einzuziehen oder die Töchter in ein Zwangsarbeitshaus einzuweisen. Die Gesetzgeber versprachen sich von der Wegnahme der Kinder von deren Eltern eine schnellere Zerschlagung des "Karrnerwesens".

Die Verantwortung für die Integration der Kinder und Heranwachsenden fiel den Heimatgemeinden zu. Sie müssen für die Unterbringung bei Bauern und gegebenenfalls für deren Berufsausbildung aufkommen. Darin liegt der Schwachpunkt des Gesetzestextes von 1853 und der Grund, warum die Sesshaftmachung der "Karrner" erst nach dem Zweiten Weltkrieg Wirklichkeit wurde. Die Hilfeleistungen waren für die Gemeinden eine kostspielige Angelegenheit. Eine staatliche Integration hätte diese Kosten noch weiter in die Höhe schnellen lassen.

Die Gemeinden versuchten durch verschiedenste Maßnahmen, die eigenen "Karrner" möglichst lange aus dem Gemeindegebiet fernzuhalten, beispielsweise durch Ausstattung mit einer Wandergewerbelizenz.

1.3 Karrner - Zigeuner (19. Jahrhundert)    

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traten die "Karrner" im Zusammenhang der "Zigeunergesetzgebung" auf. Es liegt die Vermutung nahe, dass die fernstehenden Verwaltungsbehörden - etwa das Innenministerium - zwischen den verschiedenen Gruppen von Sippenwanderern nicht unterschieden haben.

Die "Karrner" wurden aufgrund ihres Umherziehens nach "Zigeunerart" auch als solche angesehen. Dagegen unterschieden die dem Geschehen näherstehenden Bezirksbehörden sehr wohl zwischen den beiden fahrenden Gruppen. In einigen "Zigeunererlässen" wurden andererseits die "Karrner" explizit beim Namen genannt. Diese Erlässe sind in der Regel so aufgebaut, dass sie in der Einleitung und im Hauptteil ausschließlich die "Zigeuner" als Adressaten ansprachen, am Ende aber bemerken, dass die Bestimmungen auch für "Karrner" zu gelten haben.

Es darf davon ausgegangen werden, dass den Tiroler Landfahrern der "Einheimischen-Bonus" zugute kam. Im Gegensatz zu den fremdländisch anmutenden "Zigeunern" waren die "Karrner" in Tirol ein vertrautes Bild. Sie wurden auch als "Tiroler" bezeichnet.

1.4 Zeit des Nationalsozialismus(1938 - 1945)    

Im Vordergrund der nationalsozialistischen "Zigeunergesetzgebung" stand zunächst die vollständige Erfassung der Identität aller in Österreich lebenden "Zigeuner" und "der nach Zigeunerart umherziehenden Personen". Bereits am Ende der Dreißigerjahre war eine große Anzahl von "Karrnern" zur Sesshafttigkeit übergegangen. Sie lebten in äußerst ärmlichen Verhältnissen. Daneben gab es eine kleine fahrende Gruppe, die als Sippenwanderer auf traditionelle Weise vom Frühjahr bis zum Herbst durch das Land zogen. Die fahrenden "Karrner" liefen zumeist Gefahr, als "Zigeuner" abgestempelt und damit in ein Konzentrationslager deportiert zu werden. Mit Akribie wurde das "rassenbiologische Material" überprüft (vgl. PESCOSTA 2003, 147-170 mit Fallbeispiel).

Viele Jenische wurden in die KZ's verschleppt und dort ermordet. Viele jenische Kinder wurden am Spiegelgrund und im Schloss Hartheim/0Ö.ermordet (Namenslisten der Opfer liegen dem Jenischen Kulturverband Österreich vor).

1.5 Nachkriegszeit    

Auch in Tirol wurden Untersuchungen in den Vierziger- und Fünzigerjahren über die "Karrner" angestellt. Eine wissenschaftliche Ableitung aus der Rassenbiologie ist unverkennbar. Friedrich STUMPFL schreibt etwa in einer Studie aus dem Jahre 1950: "Da sich die Landfahrer von der Landbevölkerung dieser Gebiete nicht unterscheiden, ergibt sich hieraus, dass sie sich offenar nicht auf fremdländische Vaganten zurückführen lassen und ebenso wenig als ein Ausscheidungsprodukt der Zivilisation angesehen werden können wie Verbrecher, auch nicht als ein abgesunkener, sozial unbrauchbarer Rückstand, gleichsam als Ergebnis einer Ausflockung auf Grund sozialbiologischer Vorgänge..........Wenn man jetzt auf der einen Seite einen festen Zwang zu geregelter Arbeit, auf der anderen Seite Begünstigungen in Schule und Erziehung und eine geduldige, aber beharrliche Bemühung darauf verwenden wird, diese Menschen allmählich als vollwertige Mitglieder in die Gemeinschaft aufzunehmen, so kann an dem Erfolg nicht gezweifelt werden" (STUMPFL 1950, 696).

Aus den "Karrnerkindern" "ordentliche Menschen zu bilden", indem man sie den Eltern entzieht, wurde in Nordtirol zum Teil entsprochen. Die Jugendämter entzogen manchen jenischen Eltern das Sorgerecht.

Erschütternd der Bericht von Franz Pichler über Einzelheiten einer jenischen Kindheit in Tirol, wie Vaterliebe und Mutterhass sich entwickeln, die Kindheit schön war, bis man als Schulkind in das Erziehungsheim Westendorf kam und in abgestufter Form Diskriminierung, Gewalt und Missbrauch erfuhr (vgl. SCHREIBER 2007, 206-216). Das Gefühl, in einem Fünf-Sterne-Hotel zu leben, erlebt in der Folge Franz bei seiner Übersiedelung in das Heim Pechegarten in Innsbruck, wo er dann in die Hauptschule Leopoldstraße geht. Der Versuch, sich und seiner Familie eine sichere Existenz aufzubauen, gelingt letztlich erst im Ausland. "Die Vergangenheit lässt Franz Pichler jedoch nicht so leicht los. In periodischen Abständen wird er von Depressionen heimgesucht. Sein Halt war und ist die Familie, die Frau" (SCHREIBER 2007, 215-216).

1.6 Zur heutigen Situation der Jenischen    

Jenische, die als Fahrende unterwegs sind, gibt es seit den siebziger Jahren in Tirol nicht mehr. Es gibt nur mehr sesshafte Nachkommen, die aber ihre Vergangenheit vergessen wollen. Die Diskriminierung und negative Vorurteile gegenüber Jenischen waren zu groß, als dass sie noch Wert auf ihre Tradition legen wollen (vgl. PESCOSTA 2003, 173-174).

Nachfahren von Jenischen müsste es in jenen Gebieten geben, in denen sie auch früher unterwegs waren. Dazu zählen das Inntal von Landeck bis Innsbruck, das Stanzertal von Landeck bis St. Anton/ Arlberg, das Ötztal, das Mieminger Plateau, Nassereith, das Becken von Reutte, das Lechtal, das Gebiet um die Stadt Schwaz und das Zillertal.

Nachfahren von Jenischen gibt es in ganz Europa, weiss Alois Lucke. Gerne wurde und wird die Anzahl der Jenischen unterschätzt.

Es gibt nur wenige Orte, die als Siedlungsgebiete jenischer Nachkommen bekannt sind/waren. Beispiele sind die "Mötzer Klamm", das "55er-Haus" in Telfs und die "Bock-Siedlung" im Innsbrucker Stadtteil Reichenau.

Fasnachtsbrauchtum: Die Laninger - Gruppe beim Telfer Schleicherlaufen

Foto: Herbert Jenewein

Ein anderer Name für "Karrner" und "Dörcher" ist "Laninger". Im Nassereither Dialekt gibt es ein Wort: die "Lande", vom spätlateinischen lanianda oder lania = streunendes , weibliches Wesen. Die "Lande" ist ein Schimpfwort, das nur gegen Frauen im mittleren Alter verwendet wird und bedeutet, dass eine Frau sich auf sittlichen Abwegen befindet. Der Laninger ist also der Sohn oder Nachfahre eines solchen Frauenzimmers.

Die Gruppe der Laninger schließt den sog. alten, traditionellen Teil der Telfer Fasnacht ab. Die Gruppe ist bei der Fasnacht - soweit man sie zurückverfolgen kann - immer dabeigewesen. Die Rollen des "Laningervaters" oder der "Laningermutter" werden an Personen vergeben, für die dies eine Ehre bedeutet.

Eine originelle Figur der Laninger ist der "Zotter", der vom Laningerkarren aus dem Publikum die Zunge zeigt. Ein Höhepunkt ist die Aufführung der Gruppe vor der Hypo-Bank im Untermarkt in Telfs. Am Ende der Aufführung der Laninger erklingt das bekannte "Laninger-Lied", das von einer eigenen "Musi" begleitet wird(vgl. GAPP 1996).

1.7 Jenische im Vinschgau/ Südtirol    

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs bildeten die "Vinschgauer Karrner" eine teilweise enge Gemeinschaft. Dies mag mit dem notwendigen Zusammenhalt auf den Reisen zusammenhängen.

Die Jenischen, die damals in einigen Vintschgauer Dörfern zwanzig bis dreißig Prozent der Bevölkerung ausmachten, waren ein prägender Faktor der Region. Sie bildeten eine zum Teil enge Gemeinschaft.

Statistik der "Karrenzieher" in Südtirol 1864:

GerichtsbezirkZahl der LandfahrerProzentangabe
Glurns24369
Schlanders93
Vinschgau25272
Meran164
Lana114
Passeier174
Burggrafenamt4412
Unterland-Überetsch3310
Eisacktal236
Südtirol352100

Quelle: Stolz 1998, 69

Das überlieferte Bild der Jenischen ist kein einheitliches. Auf der einen Seite haben wir eine von Armut gekennzeichnete Volksgruppe, denen gegenüber Mitleid und Bedauern gezeigt wird. Andererseits gibt es das Bild als Landstreicher, Hühnerdieb und Raufbold.

Die Trennlinie zwischen der Massenerscheinung des Vintschgauer Kleinbauern, der auf Reisen geht und so sein Geld verdient, und dem als typischen "Karrner" Bezeichneten ist nicht immer klar zu ziehen.

1939 wurde zwischen Italien und Deutschland ein Umsiedlungsabkommen ("Option") geschlossen, welches die deutschsprachige Bevölkerung Südtirols betraf(vgl. STEININGER-EISTERER 1989). Die Jenischen waren unter den ersten, die in Gebieten nördlich des Alpenhauptkamms angesiedelt wurden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Situation. Das Karrnerwesen nahm ab diesem Zeitpunkt rasch ab, die Gemeinschaft zerfiel zusehends. Die wenigen und nach dem Weltkrieg zurückgekehrten "Karrner" lebten ohne Beziehung untereinander. Zugleich vollzog sich eine Eingliederung in die Dorfgemeinschaft, wodurch die besondere Kultur verloren ging. Restformen gibt es noch.

Querverbindungen zwischen den Vinschgauern "Karrnern", den "Dörchern" und "Laningern" im benachbarten Oberinntal gibt es noch.

Auch die "Kessler" in Graubünden/Schweiz hatten Ähnlichkeiten mit den Vinschgauern "Karrnern".

1.7.1 Die Armut der Jenischen    

Das Karrnerwesen im Vinschgau war eng mit Armut verbunden. Ursachen dafür sind das Bevölkerungswachstum, der Arbeitskräfteüberschuss, geringe Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten im eigenen Land, Bodenknappheit, niedrige Produktivität der Landwirtschaft und soziale Integrationsschranken für nichtbäuerliche Personen (vgl. LOOSE 1976, 112). Die Realerbteilung förderte zudem eine Armut. Hier wird der Besitz unter allen Kindern aufgeteilt, was Eigentumsaufsplitterung bedeutet. Aber einer der Hauptgründe für die Verarmung der Jenischen war, dass sie von den Zünften,(heute Wirtschaftskammer)unter Androhung von Strafen, aus deren Wirtschaftsbereich, ausgeschlossen wurden.

Ein wesentlicher Grund war auch das Auflassen von Bergwerken. So wurde im Dorf Stilfs 1804 mit dem Verkauf des Schmelzwerkes in Prad die Bergwerkstätigkeit eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt kam es zur Ansiedelung von Bergknappen, die nun zusätzlich zur wirtschaftlichen Notlage beitrugen. "Eine räumliche Konzentration der Karrenzieher Südtirols lässt sich 1864 im Gerichtsbezirk Glurns nachwiesen, aus dem über zwei Drittel(69 %) aller Landfahrer kommen. Wiederum handelt es sich um ein Westtiroler Realteilungsgebiet mit hoher Einwohnerzahl und einer aus der wirtschaftlichen Notlage bedingten Saisonwanderung in andere Länder" (JÄGER 2005, 221).

Die "Karrner" hätten vermutlich ihre Wanderschaft aufgegeben, wenn es andere Existenszmöglichkeiten gegeben hätte. In den "Schilderungen aus dem Ortlergebiet" aus dem Jahre 1895 wird die herrschende Not beschrieben, wonach irdische Güter sich der Vinschgauer aus der guten alten Zeit keine gerettet hat, er trotz allem Fleiß und aller Genügsamkeit arm geblieben ist (vgl. CHRISTOMANOS 1895). Den wichtigsten Erwerbszweig bildetet der Wanderhandel. Einen Warenhandel gab es seit den Handelsbeziehungen zwischen den Dörfern, Städten, Ländern und Völkern.

Es gibt kein einheitlich überliefertes Bild der "Karrner". Wir haben auf der einen Seite den von Armut gekennzeichneten Menschen, dem gegenüber Mitleid und Bedauern gezeigt wird. Auf der anderen Seite gibt es das Bild des "Karrners" als Landstreicher, Hühnerdieb und Raufbold. Eine Trennlinie zwischen dem Vinschgauer Kleinbauern, der auf Reisen geht (Wanderhändler) und dem typisierten "Karrner" ist nicht immer klar zu ziehen. Das Karrnerwesen war eine breite, die unterste Sozialschichten des Vinschgaues erfassende Bewegung. "Karrner" beispielsweise in einigen Obervinschgauer Dörfern - hier gab es "Karrner" bis zu 30 Prozent der Bevölkerung - waren ein prägender Faktor des Vinschgaues (vgl. LOOSE 1976).

1.7.2 Die Sprache der Jenischen    

Ein kleiner Teil der Bevölkerung - man wird sie als Kerngruppe der Jenischen bezeichnen können - setzte das Wanderleben fort, das von einem Existenzkampf gekennzeichnet war. Diese Gruppe hatte eigene Sitten und Bräuche. Man heiratete beispielsweise nur innerhalb der jeweiligen Sippe, entwickelte einen Stolz auf die eigene Standeszugehörigkeit und verwendete eine eigene Sprache. Die in Glossaren gesammelten Ausdrücke sind heute im Vintschgau nicht mehr gebräuchlich. Dies lässt den Schluss zu, dass diese Sondersprache nur von der Kerngruppe gesprochen wurde.

Man sollte zwischen Reisenden und Jenischen unterscheiden, wobei Reisende in Frankreich und in Deutschland eine Mischsprache aus Romanes und Jenisch sprechen, während die reinen Jenischen, die im Elsass, der Schweiz, in Teilen Süddeutschlands und Gegenden im heutigen Österreich anzutreffen sind, ein rein gebliebenes Jenisch sprechen. Zudem sind die Kontakte dieser Kreise zu Sinti und Roma sehr gering oder finden gar nicht statt. Eine bedeutende Gruppe Fahrender sind die Tinkers und Travelleres, die in einer großen Gruppe in Irland, Schottland und England leben.

Ihre Sprache ist die urtümlichste und reinste Form der noch gesprochenen keltischen Sprachen/ "Shelta". Man trifft sie heute überall in der Welt an, hauptsächlich in den angelsächsischen Staaten und schätzt ihre Zahl allein bei den irischen Travellers auf weltweit 100.000 Personen. Eine Wortliste findet man unter Shelta-Sprache. Bemerkenswert ist, dass in den urkeltischen Siedlungsgebieten in Europa es eine starke wandernde oder halbsesshafte Population von Jenischen gibt(Schweiz, Helvetien, Galizien/Gallier, Elsass und Portugal). An Hand der Existenz der Tinkers und ihrer Sprache/ Shelta darf man mit Fug und Recht behaupten, dass sie die letzten selbstständigen Zeugen der vergangenen großen Kultur der Kelten im heutigen Europa sind. Es gibt in Frankreich viele kleinere oder größere Gruppen, die sich Voyageur nennen, aber nur noch Französisch sprechen.

Jenische Wörter, die aus dem Jüdischen stammen:

schaften German sind [are] Hebrew schebet (to be)

schofel German schlecht [bad] Hebrew schofel (base, low)

holchen German gehen [go, walk] Hebrew halach

Sochter German Krämer [shopkeeper] Hebrew socher (dealer, trader, etc.)

Sore German Ware [product, article] Hebrew sechora (trading)

Kis German Geld [money] Hebrew Kis (purse)

[14] Rand German Tasche [bag, pocket] German word

[der Rand = edge, rim, border]

Fehling German Arznei [medicine, drug] German word

Mertine German Land [land, country] Hebrew medina (province)

achlen German essen [eat] Hebrew akal (eat)

schwächen German zechen [carouse, booze] Hebrew schakar (carouse)

tob German gut [good] Hebrew tob (good)

nicklen German tanzen [dance] Hebrew niggen (make music)

Bais German Kneipe [tavern, pub] Hebrew Bet, Bait (house)

Beispiel des Satzbaues mit interlinearer Übersetzung (schweizerisches Jenisch):

A verholchten Schai isch me de Laschischmadori muli tschant, mena linstne ne zgwand zmenge, isch me abe gehochlt lori, sem delt ne mim olmische zem ne menge gwand.

Übersetzung: Am gestrigen Tag ist mir die Kaffeemaschine kaputt gegangen(Gestern wurde meine Kaffeemaschine kaputt).

Selber schaute ihn ganz zu machen,(ich versuchte sie selber zu reparieren).

Ist mir aber gelungen nicht(aber es gelang mir nicht).

Darum gab ihn zu meinem Vater zum ihn machen ganz(Darum brachte ich sie zu meinem Vater, um sie reparieren zu lassen).

1.7.3 Die Erwerbstätigkeit der Jenischen    

Im Kampf um den Lebensunterhalt mussten sich die Jenischen nach der Decke strecken, was bedeutete, dass man sich der Nachfrage anpasste,das machen mußte, was für die Zünfte "uninteressant" war, eigene Waren produzierte, Dienstleistungen verrichtete und Handel betrieb. Im Gegensatz zu Wanderhändlern anderer Täler ist es bei den Jenischen des oberen Vintschgaus nicht möglich, bestimmte Waren und Tätigkeiten als typisch zu bestimmen. Die Palette der ausgeübten Arbeiten war weitgefächert, zumal sie gezwungen waren, in ihrer Arbeit flexibel zu sein.

Den wichtigsten Erwerbszweig bildete der Wanderhandel zwischen Dörfern, Städten und Ländern. Jenische Wanderhändler hatten die besondere Funktion, entlegene Täler und Gebiete mit nötigen Waren zu versorgen.

Mit dem Bau der Eisenbahnlinien verlor auch der Wandelhandel seine Bedeutung. Im Vintschgau wurde 1906 die Eisenbahnlinie fertiggestellt.

Jenische hielten sich im Winter in ihren eigenen Heimatgemeinden auf. Diese Zeit nützten sie als Vorbereitungsphase für die im Frühjahr anstehende Fahrt. Dazu gehörte das Herstellen von Gegenständen, die dann im Laufe der Wandermonate veräußert wurden. Die bekanntesten Produkte waren dabei geflochtene Körbe, Besen, Schuhcreme,Seifen und Wagenschmiere.

Es gab auch Jenische, die ihre Waren von oberitalienische Märkten bezogen und diese dann in der Heimat oder in den Nachbartälern verkauften. Ein Verzeichnis des Glurnser Gerichts nennt "Werg"(Flachs und Hanfabfall), Früchte, Käse, Essig, Salz, Glas und "Hadern"(Lumpen) als gebräuchliche Verkaufswaren. Daneben wurde auch mit Obst und Gemüse gehandelt, wobei sie die entlegensten Täler und Ortschaften mit frischer Waren belieferten (vgl. JÄGER 2005, 238). Verkauft wurden auch typische Hausierwaren wie Seife, Waschmittel, Knöpfe, Spitzen, Taschentücher, Nähzeug, Bettwäsche, Stoffe, Gummibänder, Schuhbänder, Schuhnägel,, Baunägel, Bürsten, Kurzwaren, Zündhölzer, Alteisen und Lumpen. Jenische handelten auch mit Tieren - insbesondere Hunden und Vögeln (Die Vogelhändler wanderten bis nach Konstantinopel)- und weniger häufig mit Pferden und Eseln.

Neben der Tätigkeit als Wanderhändler finden wir auch Beispiele, wo sie von Dienstleistungen lebten. Die auf sich gestellten Jenischen waren meist auf sich allein gestellt und mussten notgedrungen in der Lage sein, sich selbst zu helfen. Das war im medizinischen Bereich ebenso wichtig wie im Handwerk. Die auf den Reisen gesammelten Erfahrungen brachten den Jenischen Fertigkeiten und Fähigkeiten ein, die sie zuweilen auch in den Dienst der sesshaften Bevölkerung stellten. So verrichtete man auch Reparaturarbeiten als Gegenleistung für Unterkunft und Lebensmittel. Musizieren mit der Ziehharmonika war eine besondere Art der Dienstleistung, von der man zwar nicht leben konnte, sie aber eine wichtige Zusatzgeldeinnahme war.

Vintschgauer Jenische erlangen auch als Früchtehändler Bedeutung. Südlich des Alpenhauptkamms erleben solche Händler einen großen Aufschwung. Als eigenständige Berufsgruppe sind Händler aus Graun, Reschen und St. Valentin auf der Haide zu nennen. Zwischen 1772 und 1880 gibt es in diesen drei Gemeinden 58 Früchtehändler, die bis in den süddeutschen Raum heimische Obstsorten und fremde Früchte verkaufen.

Auf Grund der beruflichen Mobilität besitzt diese Gruppe der Jenischen überwiegend keine eigene Häuser (vgl. JÄGER 2005, 237, 243 und 246). Den Jenischen und den Juden war es zudem verboten, Grund und Boden zu erwerben.

1.8 Jenische in der Schweiz    

War in der Schweiz früher die sesshafte Bevölkerung auf die Fahrenden angewiesen - geschätzt waren in den stadtfernen Gebieten diese als Handwerker, Musikanten und Artisten - so fühlte man sich doch durch die andere Lebensweise der Jenischen bedroht. Dies führte zu massiven Verfolgungen.

1850 bürgerte die Schweiz die Jenischen ein. Ihr Lebensraum wurde durch politische Maßnahmen und bürokratische Behinderungen eingeschränkt. Das traditionelle Wandergewerbe wurde fast unmöglich gemacht, letztlich wurden unter massivem staatlichem Druck viele Jenische sesshaft.

Die Kampagne gegen Fahrende hatte einen Höhepunkt 1926. In den Zwanzigerjahren wurde mit der systematischen Erfassung aller jenischen Sippen begonnen. Die Aktion lief unter dem Namen "Hilfswerk Kinder der Landstraße". Kinder wurden, zum Teil noch als Säuglinge, in Heime oder an Pflegeplätze gebracht. Geschwister wurden in der Regel an verschiedenen Plätzen verteilt. Sorgfältig wurde darauf geachtet, dass sie untereinander keinen Kontakt hatten. Der Aufenthaltsort der Kinder und Heranwachsenden wechselte häufig, oft waren Ernährung, Unterkunft und medizinische Versorgung unzureichend. So früh wie möglich wurden sie zu schwerer Arbeit angehalten. Auf das geringste Vergehen standen harte Strafen. Es gab Fälle schwerer Misshandlungen und Vergewaltigunge. Nicht selten wurden Heranwachsende ohne Gerichtsurteile in Haftanstalten und psychiatrische Kliniken gesteckt.

Erklärtes Ziel war es, das Selbstbewusstsein, die Kultur und Identität der Jenischen zu zerstören. Erst Anfang der 70ger Jahre wurde das Hilfswerk nach starker Kritik durch die Schweizer Presse geschlossen. Eine offizielle Distanzierung oder Wiedergutmachung durch "Pro Juventute" blieb aus(vgl. MEHR 1987).

Gegenwärtig gibt es Probleme mit einem Mangel an Wohn- und Lebensraum, Wiedergutmachungsbestrebungen und der Schulpflicht der Kinder(vgl. dazu die Pressemitteilung des Eidgenössischen Departements des Inneren zum "Hilfswerk für die Kinder der Landstraße", Bern 2000). Die Jenischen versuchen - während sie fahren - ihre Kinder vom Schulbesuch zu dispensieren. Das Schweizer Schulsystem ist allerdings auf eine sesshafte Lebensweise ausgerichtet. Oft werden jenische Kinder von Mitschülern als Außenseiter behandelt. Den meisten LehrernInnen wäre es lieber, wenn diese in speziellen Schulen unterrichtet würden.

Etwa 35 000 Jenische leben heute in der Schweiz. Von diesen sind ca. 5 000 Fahrende. Diese haben trotz sämtlicher Ansiedlungsversuche und Zwangsmaßnahmen das Leben ihrer Vorfahren nicht aufgegeben. Sie fahren mit ihren Wohnwagen vom Frühjahr bis in den Herbst mit ihrer Familie oder Sippe von Ort zu Ort und verdienen ihr Geld als Scherenschleifer, Korbflechter, Altwaren- und Antiquitätenhändler. Trotz veränderter Wirtschaftsverhältnisse lässt sich immer noch von diesen Tätigkeiten leben.

Das eigentliche Problem ist nicht der Arbeitsmarkt, sondern die Patent- und Visumspflicht. Für jede Art der Berufsausübung muss ein zeitlich beschränktes kantonales Patent erworben werden. Dazu muss in manchen Kantonen zu Beginn jedes Arbeitstages in jeder Gemeinde ein Visum eingeholt werden.

Seit 1991 möchten die Jenischen als nationale Minderheit mit eigener Kultur und Lebensweise anerkannt und unterstützt werden.

Der Jenische Kulturverband Österreich bemüht sich um die Rechte des jenischen Volkes. Obwohl die Republik Österreich, bis heute, die Anerkennung der Jenischen verweigert und die Diskriminierung dieser Volksgruppe fördert, kämpft das jenische Volk um seine Daseinsberechtigung. Mehrfach wurde versucht uns "auszulöschen", erklärt der Präsident des Jenischen Kulturverbandes Österreich, Alois Lucke, aber wir sind immer noch da. Und wir haben eine Wählerstimme, die nicht zu übersehen ist.

Einen wichtigen Bestandteil bildet die Öffentlichkeitsarbeit, die Vorurteilen, gegenüber Jenischen, entgegenwirken soll.

Die Stiftung "Naschet J(j)enische" ("Steht auf, Jenische") will die individuelle und kollektive Vergangenheitsbewältigung fördern. Für verfolgte Jenische verlangt die Stiftung Akteneinsicht und Wiedergutmachungsgelder, Beratung und Betreuung, Feststellung des Unrechts und eine Vermittlung zwischen Tätern und Opfern. Insbesondere ist sie bei der Zusammenführung der von "Pro Juventute" auseinandergerissenen Familien behilflich.

1.9 Jenische Sprache    

Die jenische Sprache ist Kommunikationsmittel einer nicht sesshaften Bevölkerungsgruppe, die bis Anfang der siebziger Jahre in Tirol lebte. Sie selbst nennen sich Jenische', das sinngemäß übersetzt Eingeweihte'' heißt. Eingeweiht waren sie in eine selbstständige Sprache, die auch als Geheimsprache fungierte. Reste der Sprache sind noch vorhanden, wobei durch die Sesshaftwerdung diese fast verschwand.

Der Gebrauch der Sprache hatte zumeist Diskriminierung zur Folge. Damit droht ein Tiroler Kulturgut in Vergessenheit zu geraten. Zu bedenken ist, dass Jenisch in verschiedensten Ausprägungen im deutschsprachigen Raum vorzufinden ist. 1714 ist erstmals Jenisch in schriftlichen Unterlagen nachzuweisen (vgl. SCHLEICH 1998, 5).

Es ist nicht leicht, an jenisches Sprachmaterial zu kommen. Jenische Sprachkultur ist nicht Schreibkultur, weshalb es kaum Aufzeichnungen von Jenischen selbst gibt. Es ist Romed MUNGENAST, der in seiner Kindheit noch Kontakte zu Fahrenden hatte und als Heranwachsender zahlreiche jenische Wörter notierte, zu verdanken, dass Kulturgut - im Kontakt zu verschiedensten Gruppen im In- und Ausland - gesammelt wurde. Hermann ARNOLD (1958) und Hans HAID (1983) veröffentlichten ebenfalls Glossare.

Beispielhaft sind im Folgenden einige jenische Wörter angeführt (vgl. HAID 1983, 16-23; SCHLEICH 2001, 36):

Buggl > Arbeit

buggln > arbeiten

Putz > Polizist

Radlinger > Wohnwagen, Wagen, Auto, Karren

Randi > Bauch, Körper

Ranggerle > Kind

1.10 Buchbesprechung    

Thomas Sautner "Fuchserde - Roman", Aufbau Taschenbuch - Aufbau Verlagsgruppe Berlin, 2008 ISBN 978-3-7466-2378-8

Thomas Sautner (geb. 1970) lebt heute nach Jahren im Journalismus in seiner Heimat im nördlichen Waldviertel und in Wien. "Fuchserde" war sein erster Roman und wurde von der Kritik begeistert aufgenommen,. In Österreich war er ein Bestseller.

Von Kindheit an sorgt Frida in ihrem Dorf für Aufsehen. Wild und unberechenbar lieben die Männer sie. Als Jenische - Angehörige eines fast vergessenen fahrenden Volkes - gehört sie den Fahrenden, die als Scherenschleifer und Besenbinder, als Wahrsagerinnen und Kräuterfrauen ihren Lebensunterhalt verdienen.

Mit der Machtergreifung des Nationalsozialismus kommt ein dramatischer Einschnitt in das Leben. Mit Hilfe uralten Wissens, eines waghalsigen Humors und starker Kräfte versucht man sich zu retten.

1.11 Literaturhinweise    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert wurden.

Arnold H. (1958): Die Tiroler Karrner. Ein Beitrag zur Kenntnis alpiner Vagantengruppen, in: Der Schlern, Bd. 32/1958, Bozen, 402-408

Arnold H. (1980): Fahrendes Volk. Randgruppen des Zigeunervolkes, Neustadt/Weinstraße

Beer W.-Cremer W.-Massing P. (Hrsg.) (1999): Handbuch politischer Erwachsenenbildung, Schwalbach/Ts.

Bote für Tirol und Vorarlberg (1851/25. November): Die "Dörcher"

Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur/bm:ukk (2007): Bildungsforschung in Österreich 2006 - Projekt: 0 BDF3020 "Minderheiten in Tirol", Wien, 147

Christomanos Th. (1895): Schilderungen aus dem Ortlergebiet, Innsbruck

Dichatschek G. (2006): 10. Universitätslehrgang "Politische Bildung"/ Universität Salzburg - Pflichtseminar "Grundelemente des österreichischen politischen Systems"/Schriftliche Arbeit mit Präsentation eines kulturellen Konflikts: "Jenische in Tirol", Lochau

Egg E. (1984): Katalog zur Landesausstellung/Die Wirtschaft Tirols in schwierigen Zeiten, Innsbruck

Erhard B. (1985): Lehrveranstaltung "Armut in Tirol. Entwicklungen sozialer Organisationen im 19. Jahrhundert" - Wintersemester 1984/85, Universität Innsbruck

Eidgenössisches Departement des Inneren/Presse- und Informationsdienst (2000): Pressemitteilung - "Hilfswerk für die Kinder der Landstraße", Bern

Gapp H. (1996): Die großen Fasnachten Tirols, Innsbruck

Haid H. (1983): Das "Jenische", in: Dialect, 7. Jg.. Heft 2/1983, Wien, 16-23

Händle Chr.-Osterreich D.-Trommer L. (1999): Aufgaben politischer Bildung in der Sekundarstufe I. Studien aus dem Projekt Civic Education, Opladen 1999

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Katholnig S. (1999): Jenische. Annäherung an eine verborgene Ethnie - Unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Klagenfurt

Kluibenschedl S.(1981): Das generative Verhalten der Dörcher im mittleren Oberinntal, in: Tiroler Heimatblätter, 56. Jg., Heft 3, 93-102

Kluibenschedl S.(1990): Die Laninger, in: Tiroler Heimatblätter, 65. Jg., Heft 1, 55-62

Kopecny A.(1980): Fahrende und Vagabunden. Ihre Geschichte, Überlebenskünste, Zeichen und Straßen, Berlin

Kreidl W.-Nicolussi M.-Rösch P.(1990): Karrner, in: erziehung heute, Heft 4/1990, Innsbruck, 8-12

Loose R. (1976): Siedlungsgenese des oberen Vinschgaues - Zentralausschuss für deutsche Landeskunde, Trier

Marina Lucke (2001) Die jenische Sippe, Eigenverlag

Mantl N. (1977): Miszellen - Die Karrner, in: Tiroler Heimatblätter, Bd. 40, Innsbruck-Wien, 191-196

Mantl N. (1978): Die Karrner II, in: Tiroler Heimat, Bd. 42, Innsbruck-Wien, 155-160

Mehr M.(1987): Kinder der Landstraße. Ein Hilfswerk, ein Theater und seine Folgen, Bern

Mergen A.(1949): Die Tiroler Karrner. Kriminologische und kriminalbiologische Studien an Landfahrern(Jenische), Studien zur Soziologie, Bd. 3, Mainz

Mungenast R.-Kordoglu Nitsche G. (2001): Jenische Reminiszenzen. Geschichte(n), Gedichte, Landeck

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Pescosta T.S. (2001): Die Tiroler Karrner als Gegenstand politischer Maßnahmen - Unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Wien

Pescosta T.S. (2003): Die Tiroler Karrner. Vom Verschwinden des fahrenden Volkes der Jenischen/Bd. 55 der Tiroler Wirtschaftsstudien, Innsbruck

Rösch P. (1988): Gegenwartsüberlieferung der Karrner im oberen Vinschgau - Unveröffentlichte Dissertation an der Universität Innsbruck

Salzlechner F. (1997): Als die Karrner noch durch Tirol zogen, Imst

Sautner Th. (2006): Fuchserde, Wien

Schleich H. (1998): Die jenische Sprache - Unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Innsbruck, Innsbruck

Schleich H. (2001): Das Jenische in Tirol. Sprache und Geschichte der Karrner, Laninger, Dörcher, Landeck

Schreiber H. (2007): Eine jenische Kindheit in Tirol, in: Weiss A.-Schreiber H.-Jarosch M.-Gensluckner L.(Hrsg.)(2007): Gaismair-Jahrbuch 2007, Innsbruck-Wien-Bozen, 206-216

Schreiber H. (2015): Barackenbewohnerinnen, Lagerinsassen und Jenische, in: Schreiber H.-Jarosch M.-Gensluckner L.-Haselwanter M.-Hussl El.(Hrsg.): Gaismair-Jahrbuch 2016. Zwischentöne, 97-127

Siegfried A. (1964): Kinder der Landstraße, Zürich

Staffler R. (1921): Die Karrner, in: Der Schlern, Bd. 2/1921, Bozen, 368-375

Steininger R.-Eisterer K. (1989): Die Option. Südtirol zwischen Faschismus und Nationalsozialismus - Bd. 5 der Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte, Innsbruck

Stolz O. (1998): Geschichte des Landes Tirol, Bd. 2: Forschungen zur Rechts- und Kulturgeschichte 13/Geschichte der Verwaltung Tirols, Innsbruck

Stöger P. (2002): Eingegrenzt und Ausgegrenzt. Tirol und das Fremde, Frankfurt/M.-Berlin-Bern-Bruxelles-New York-Oxford-Wien

Stumpfl F. (1950): Über die Herkunft des Landfahrertums in Tirol, in: Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre, Bd. 29/1950, 665-694

Uhlig O. (2003): Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg/Bd. 34 der Tiroler Wirtschaftsstudien, Innsbruck

Zagler L. (1995): Die Korrner. Grenzgänger zwischen Freiheit und Elend, Bozen

Jenische Literatur

Jansky F. (o.J.): Noppi Gadschi - Jenisch Baaln, Eigenverlag

Kolozs M. (Hrsg.) (2007): Tiroler Identitäten - Romed Mungenast. Eisenbahner, Dichter, Forscher und Aktivist, Innsbruck

Lucke A. (o.J.): Lyrik - Das Ahornblatt, verstehen, Eigenverlag

Mungenast R. (Hrsg.) (2003): Jenische Reminiszenzen, Landeck

Sauter Th. (2008): Fuchserde, Berlin

Sauter Th. (2007): Milchblume, Wien

Schönett S. (2001): Im Moss, Weitra

1.12 Internethinweise    

Jenische in Österreich

https://www.jenische-oesterreich.at/ (3.11.2023)

https://minorities.at/ (3.11.2023)

Informationen über jenische Volksgruppe

https://www.alexandrawachter.com/die-jenische-volksgruppe (3.11.2023)

1.13 Radio-bzw. TV-Hinweis    

http://oe1.orf.at/programm/262539 (25.12.2010)

3sat, 23.11.2012, 13.15 - 14.05 h "Jung und jenisch - Ein Jahr mit Schweizer Fahrenden auf Achse"

Sie sind Schweizer mit allen Rechten und Pflichten: die Schweizer Jenischen. Im 20. Jahrhundert wurden die Fahrenden in der Schweiz gezwungen, sesshaft zu werden. Jenischen Eltern wurden die Kinder weggenommen, um sie deren "asozialem" Einfluss zu entziehen. Bis Anfang der 1970ger Jahre waren davon rund 600 Kinder betroffen. Lange waren deshalb nur wenige Jenische unterwegs.

Heute wollen immer mehr Junge die alten Traditionen wieder aufleben lassen. Zu ihnen zählen auch Mirande, 21, und Pascal Gottier, 25, sowie Jeremy Huber, 19, und Franziska Kunfermann, 17. Beide Paare reisen bereits in ihren eigenen Wohnwagen durch die Schweiz und machen immer gerade dort halt, wo sie der Weg hinführt. Sie genießen das Leben im Wohnwagen, wollen immer unterwegs sein - und sie sind stolz, Jenische zu sein.

Am Beispiel dieser beiden Paare geht die Dokumentation "Jung und jenisch" der Frage nach, wie junge Jenische ihre Kultur in der heutigen Zeit leben und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.

Quelle: 3sat, 23.11.2012 - Programmtext

1.14 Theaterstücke    

Karl Schönherr: Kurzdrama "Karrnerleut - Drama eines Kindes"

Sieglinde Glatz-Schauer: Theaterstück "Fremd in der eigenen Heimat"

Felix Mitterer: Theaterstück "Karrnerleut' 83" ("Null Bock") - Telfs: Tiroler Volksschauspiele 1983

Luis Zagler: Theaterstück "Die Grenzgänger"

Felix Mitterer: Kinder des Teufels 1675

Marina Lucke: Die jenische Sippe

2 Protestantismus in Tirol/ Günther Dichatschek    

"Das Aufkommen von Reformation und Protestantismus in Tirol war keine verspätete und keine ruhige Angelegenheit. Im Gegenteil, die reformatorischen Ideen regten sich sofort und unmittelbar nach dem Öffentlichwerden von Luthers Kirchenkritik, sie äußerten sich zugleich mit dem Erscheinen seiner und der anderen Reformatoren Hauptschriften, die damals Mitteleuropa mit ihren Reformideen lawinenartig überschwemmten. Selbst im europäischen Vergleich traten die reformatorischen Gedanken sehr früh und mit besonderer Heftigkeit auf. Es ist zwar kaum einer breiten Öffentlichkeit bekannt, aber es ist eine Tatsache: Tirol stellt darin eines der interessantesten Gebiete der frühen Reformation im damaligen Europa dar - wie dies auch jetzt die neue schöne Kirchengeschichte Tirols von Josef Gelmi zu Recht darlegt" (LEEB 2001, 227; vgl. GELMI 2001, 135).

Bei aller Frömmigkeit gab es in der Kirche strukturelle Schwächen. Zahlreiche Klagen belegten dies. Kirche als Mittlerin des Heils war unglaubwürdig geworden. Ablasswesen, Reliquienkult, Dispens, Privilegien und Wallfahrten ließen Gläubige Missstände im Klerus erleben. Zuverdienste waren Geistlichen oftmals wichtiger als seelsorgerliches Wirken ("Mehr Wirt als Hirt"). Es entstand ein regelrechter Hass auf den Klerus ("Pfaffenhass"; vgl. GOERZ 1995).

2.1 Evangelische Bewegung im 16. Jahrhundert    

Es überrascht keineswegs, dass vor diesem Hintergrund der erste reformatorische Prediger von Hall, Jakob Strauß, 1522 großes Aufsehen verursachte und Zulauf gewann. Strauß war kein Einzelfall, Luthers Reformvorschläge waren mit dem Gedanken des allgemeinen Priestertums - Gleichberechtigung im geistlichen Sinne und Selbstregelung kirchlicher Angelegenheiten - und der Außerkraftsetzung der Leistungsfrömmigkeit - Gnade als Geschenk Gottes ohne Bezahlung - in Verbindung mit einem kirchenkritischen Biblizismus attraktiv geworden.

Es entstand in Tirol - insbesondere in den internationalen Zentren des Bergbaues (Schwaz, Hall und Rattenberg) - spontan eine evangelische Bewegung von unten aus der Bevölkerung heraus.

Allerdings wurden im Unterschied zu anderen österreichischen Ländern diese reformatorischen Aktivitäten von Beginn an entschlossen bekämpft. "Tirol war als Zentrum des Bergbaues aus finanzpolitischen Gründen so wichtig, dass jede Regung in den dem Landesherren unterstehenden Städten unterdrückt wurde. Zudem besaß der Tiroler Adel im Vergleich zu den Städten in den anderen habsburgischen Ländern keine vergleichbare Machtposition, sodass sich auch hier kein nachhaltiger politischer Rückhalt für die evangelische Bewegung bilden konnte" (LEEB 2001, 228).

2.2 Täufertum    

Auf Grund der repressiven Maßnahmen darf man vermuten, dass der radikale Flügel der Reformation der Täufer in Tirol gestärkt wurde. In diesem Umfeld einer sozial und religiös aufständischen Bewegung, in Verbindung mit Bauernaufständen, entstand die Täuferbewegung. Die Täler waren ein europäisches Zentrum von Täufern, wobei das Tiroler Täufertum eine pazifistische Haltung einnahm (vgl. MECENSEFFY 1975, 20). Hunderte männliche und weibliche Täufer wurden grausam verfolgt - verbrannt, gehenkt, enthauptet und ertränkt. Es gab Massenhinrichtungen.

Ergreifende Geschichten solcher Hinrichtungen sind dokumentiert. Als in Kitzbühel zwei Täufer hingerichtet werden sollten, rief jemand aus der Menge:" Ei wie fein lassen eure Hirten und Lehrer das Leben für euch." In die Mitte des Richtplatzes sprang ein Mann auf und rief:" Das ist die göttliche Wahrheit, die ich euch gelehrt habe, das will ich mit Gottes Hilf auch mit meinem Blut bezeugen." Kurz danach wurde er hingerichtet (MECENSEFFY 1975, 21; vgl. zur Stärke des Luthertums im Raum Kitzbühel LEEB-LIEBERMANN-SCHEIBELREITER-TROPPER 2003, 215).

Heimliche Auswanderungen bis nach Mähren in die Nähe von Nikolsburg begannen. Der Pustertaler Jakob Huter wurde Führer jener Gruppe, die später als Hut(t)erer bezeichnet wurden. Bei seiner Rückkehr in die alte Heimat wurde Huter festgenommen und 1536 in Innsbruck verbrannt. Über Zwischenstationen in Siebenbürgen, der Walachei und der Ukraine kamen die Hut(t)erer 1874 bis nach Amerika ("Hutterian Brethern Church"). In South Dakota gründete man den ersten "Bruderhof". Diese "Brüderhöfe" - Zeichen für eine erfolgreiche wirtschaftliche Gütergemeinschaft - mit Abgrenzungen zu bestehenden Gesellschaft, bestehen heute noch. Manche Bewohner sprechen neben Englisch noch jetzt ein altertümliches Deutsch mit Tiroler und Kärntner Einschlag (vgl. LEEB-LIEBMANN-SCHEIBELREITER-TROPPER 2003, 191-192; RIEDMANN 1982, 105-107; SCHLACHTA 2006; Verordnungsblatt des Landesschulrats für Tirol/ Jg. 2006, Stück X, Nr. 75 "Symposium und Seminar 'Verbrannte Visionen' - Jakob Hutterer und die Täuferbewegung").

2.3 Geheimprotestantismus    

Wie man heute weiß, wurde kein Lutheraner in Tirol aus Glaubensgründen hingerichtet. Nur ein kleiner Teil schloss sich der Täuferbewegung an. Trotz massiver Verfolgung entstand die für Tirol typische Situation, "[...]dass es zwar zahlreiche evangelische Personen gab, die manche Regionen sogar dominierten, dass diese aber inoffiziell existierten" (LEEB 2001, 229; vgl. BIASI 1948).

Typisch für diese Situation war das Schicksal von Jakob Stainer, dem berühmten Gegenbauer aus Absam. Er geriet als Anhänger Luthers in Konflikt mit der katholischen Kirche. Nach einem kostspieligen Prozess wurde er über sechs Monate eingesperrt.

1549 hört man von Klagen, dass in Gehöften und Häusern zur Zeit der katholischen Sonntagsmesse evangelische Gottesdienste bzw. Andachten, vom Hausvater der Familie mit dem Gesinde bzw. den Nachbarn, mit Bibelauslegung, Gebet und Liedern gehalten wurden. In Wohnstuben wurde ein Tisch als Altar aufgestellt. Im Gegensatz zu Oberösterreich, Niederösterreich, der Steiermark und Kärnten - wo der Protestantismus legitimiert wurde - gab es in Tirol keine Kirchenorganisation und Prediger, so dass man hier von einem Laienchristentum sprechen kann.

"Es ist der evangelischen Geschichtsschreibung kaum bzw. gar nicht bewusst, dass zuerst in Tirol (und dann in Salzburg) auf diese Weise schon sehr früh das bemerkenswerte kirchengeschichtliche Phänomen des sogenannten Geheimprotestantismus entstand.

Nicht immer war es so geheim, wie der Name es suggeriert. Es äußerte sich oft auch als Aufmüpfigkeit, wenn z.B. in den Wirtshäusern auf provokante Weise lutherische Schandlieder gesungen wurden (es existierte während der Gegenreformation ein bestimmtes Sortiment an lutherischen Kampfliedern). Bei Vorladungen zeigte sich ziviler Ungehorsam, man berief sich auf die Gewissensfreiheit, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen" (LEEB 2001, 229).

Insofern kann man in Tirol auch von einem politischen Protestantismus im 16. Jahrhundert sprechen.

2.4 Ausweisungen und Emigration    

Seit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 bestimmte der Landesherr die Konfession in seinem Land(ursprünglich "ubi unus dominus, ibi una sit religio"; später "wessen Land, dessen Konfession/cuius regio, eius religio"). Folgte man dieser Regelung nicht, konnte/musste man auswandern. Gegenüber dem mittelalterlichen Ketzerrecht wurde dies als Fortschritt angesehen, zumal man mit Vermögen und und in Ehren das Land verlassen konnte. Dieses Recht gilt als erstes Grundrecht von Untertanen in Europa (vgl. HECKEL 1983, 33).

Für Tirol gilt, dass bis zu Beginn des 17. Jahrhunderts evangelisches Leben noch nachzuweisen ist (vgl. LOESCHE 1926, 163-186). Zwei Ausnahmen, die allerdings teilweise zu Salzburg damals gehörten, sind im Folgenden aufzuzeigen : das Defreggental und das Zillertal.

  • Auf der Grundlage des Augsburger Religionsfriedens 1555 und der Bestimmungen des Westfälischen Friedens 1648 wurden evangelische Defregger ab 1684 ausgewiesen (vgl. DISSERTORI 1964). Mit der Missionierung von Kapuzinerpatres begann sich die Situation in Form von antiklerikalen Aktionen zu verschärfen. Bei der Ausweisung durch den Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Kuenberg kam es zur Verletzung der Durchführungsbestimmungen: es wurde keine Dreijahresfrist zur Vorbereitung der Emigration eingehalten, vielmehr mussten 621 Personen um Neujahr innerhalb weniger Wochen das Tal verlassen. Das "Corpus Evangelicorum" in Regensburg zur Einhaltung der Reichsverfassung wurde zu spät informiert, womit nur eine bruchstückhafte Wiedergutmachung der Bestimmungen möglich wurde.
  • Die Ausweisung evangelischer Zillertaler 1837 steht in Verbindung mit der Rechtsgültigkeit des Toleranzpatents von 1781, das für Tirol auch galt. Das Toleranzpatent sah bei einem Übertritt zuerst einen sechswöchigen Unterricht im katholischen Glauben mit einer Beantwortung von 19 Fragen vor. Als nämlich 1826 drei evangelische Hippacher aus der katholischen Kirche austraten, kam eine Austrittsbewegung mit letztlich 427 Personen in Gang (vgl. HEIM-REITER-WEIDINGER 2006; HOSP 1971, 36-38; KÜHNERT 1973, 15). Der Tiroler Landtag stimmte mehrheitlich für eine konfessionelle Einheit des Landes. Die letzte Entscheidung hatte Kaiser Ferdinand, der die Ausweisung - trotz Gültigkeit des Toleranzpatents - verfügte, die internationales Aufsehen erregte.
Tiroler Tageszeitung vom 7. November 2006, 21

"Im Herzen sind wir Zillertaler"

Ein Tirolerfest der besonderen Art steht vom 16. bis 19. November auf dem Programm: Nachfahren der Zillertaler Auswanderer laden zu einem Jubiläum.

"Als Kind in Tyrolens Bergluft, als Jungfrau in Schlesiens Blumenduft, unter Kindern und Enkeln am stillen See, fand sie Ruh im Land Llanquihue." - Diese Aufschrift auf dem Grabstein von Therese Klocker (1818-1896) spiegelt das Schicksal jener Zillertaler wider, die im Jahre 1837 aus Glaubensgründen ihre Heimat verlassen mussten. 416 Inklinanten ließen sich damals in Niederschlesien nieder, elf fanden in Kärnten eine neue Heimat.

In Zillerthal-Erdmannsdorf im heutigen Polen schnürten bereits 1856 mehrere Zillertaler Familien neuerlich ihre Bündel und nahmen die weite Reise nach Chile auf sich. Therese Klocker war eine von ihnen. Aufgewachsen im Zillertal, zog sie als 19-Jährige mit ihrer Familie nach Oberschlesien und wanderte dann nach Chile aus.

Die Zillertaler siedelten sich rund hundert Kilometer südlich von Santiago am Llanquihuesee an und gründeten dort eine Tiroler Siedlung. Die Auswanderer haben den Süden Chiles gewählt, weil sie sich dort ähnliche Lebensbedingungen wie in der alten Heimat erhofft haben. Die Namen Fleidl, Hechenleitner, Heim, Klocker, Kröll und Schönherr weisen noch heute in der südamerikanischen Region auf Nachkommen jener Zillertaler hin.

Etwa 600 Nachfahren der Auswanderer leben nach wie vor dort und haben in der Person von Kurt Klocker sogar einen eigenen Präsidenten. "Wir leben heute in Chile als geachtete und voll integrierte Bürger. In unserem Herzen sind wir jedoch unseren Wurzeln treu geblieben - wir fühlen uns immer noch als Zillertaler", schreibt Kurt Klocker im Vorwort einer Festschrift, die Martin Reiter gemeinsam mit Wolf-Dieter Heim und Klaus Weidinger zum 150-Jahr-Jubiläum zusammengestellt hat.

Die Festschrift wurde am Sonntagabend in Schwendau präsentiert. Dort trafen sich nämlich die Mannen der Schwazer Bürgermeistermusikkapelle., um die Modalitäten für die Chile-Fahrt zu besprechen. Das von Bezirkshauptmann Karl Mark geführte Ensemble umrahmt die Festlichkeiten in Frutillar.

Verlorene Heimat

Das von den chilenischen Zillertalern auf die Beine gestellte Programm umfasst unter anderem einen ökumenischen Gottesdienst, einen Festakt mit prominenten Ehrengästen und einen Tiroler Abend. Kinder der deutschen Schule, deren 100-Jahr-Jubiläum gefeiert wird, führen das Stück "Verlorene Heimat" von Felix Mitterer auf.

Nach dem Bekenntnis zur freien Religionsausübung in der Unabhängigkeitserklärung der USA (1776) und Französischen Revolution (1789) war das Toleranzpatent 1781 mit Einschränkungen versehen, wodurch Ideen der Aufklärung - religiöse Toleranz und Gleichberechtigung - unterlaufen wurden und die Ausweisungen ein unzeitgemäßes Relikt und als solches ein Spezifikum der Tiroler Geschichte darstellten (vgl. RIEDMANN 1982, 115; LEEB 2001, 231).

2.5 Protestantenpatent 1861    

Mit dem Protestantenpatent 1861 war in Tirol keineswegs die Gründung einer evangelischen Gemeinde möglich.

Meran als Kurort hatte zwar gleich einen Betsaal für die vielen evangelischen Gäste eingerichtet, eine Gründung einer Pfarrgemeinde war dies nicht. Die Mehrheit des Tiroler Landtages beschloss in der Folge ein Gesetz, wonach die Bildung einer evangelischen Gemeinde verboten sei. Wien bestätigte dieses Landesgesetz nicht, 1863 verabschiedete der Landtag daraufhin ein Gesetz über die Zulassung einer privaten Religionsausübung. Als Sprecher dieser politischen Bewegung sprach der Brixner Fürstbischof Vinzenz Gasser von der Einheit des Glaubens als kostbarem Edelstein im Ehrenkranz Tirols (vgl. GELMI 2001). "In diesem Bild vom Ehrenkranz Tirols ist für Evangelische kein Platz, zugespitzt formuliert: kein Evangelischer konnte ein guter Tiroler sein" (LEEB 2001, 231). Die gesteigerte Frömmigkeit in Europa zeigte sich in Tirol im Herz-Jesu-Kult. Der gefühlsmäßige Widerstand gegen evangelische Gemeindegründungen hat hier seine Wurzeln.

Einer der Wortführer einer liberalen Gruppe in Tirol war der Jenbacher Gastwirt und Arzt Norbert Pfretschner , der als Reichstagsabgeordneter noch in seiner Jugend die Ausweisung der Zillertaler erlebt hatte. Demonstrativ gab er seinem Gasthaus den Namen "Zur Toleranz".

Die Reichsverfassung 1867 brachte erst einen Durchbruch mit den Gemeindegründungen 1876 von Meran und Innsbruck die ersten öffentlich anerkannten evangelischen Pfarrgemeinden in der Geschichte Tirols. Mit dem Verlust der Glaubenseinheit des Landes reichte auch Fürstbischof Vizenz Gasser seinen Rücktritt bei Papst Pius IX. ein, der ihn jedoch zum Weitermachen ermunterte, da in Rom sich inzwischen auch eine evangelische Gemeinde konstituiert hatte. 1883 war es im Landtag chancenlos, das Protestantenpatent zu kippen.

2.6 Protestantismus um die Jahrhundertwende    

In Kärnten, der Steiermark, Oberösterreich und dem Burgenland entwickelten sich aus evangelischen Tradition heraus Toleranzgemeinden. In Tirol gab es keine bodenständigen evangelischen Christen mehr, vielmehr handelte es sich um größtenteils Zugezogene (Beamte, Armeeangehörige und Wirtschaftstreibende).

Vor allem gab es kein evangelisches Leben, wie es etwas in den bäuerlich sozialisierten Toleranzgemeinden der Fall war. Damit war ein gleichberechtigtes und zwangloses Verhältnis zur katholischen Umwelt nicht möglich. "Für die konservative katholische Mehrheit in Tirol waren Luthertum und Protestantismus landfremd, sie waren Stellvertreter und Einfallstor für alles Liberale, Umstürzlerische, nicht Vaterlandstreue..." (LEEB 2001, 232).

Protestantismus stellte sich als moderne attraktive Alternative - im Hinblick auf das Mutterland der Reformation - dar. Gegner des politischen Katholizismus suchten naturgemäß hier eine Heimat, es kam - wie am Beispiel Innsbrucks zu beobachten ist - zu vielen Übertritten.

Um die Jahrhundertwende kam es zu "Los-von-Rom-Bewegung", die sich weniger in Übertritten als in Austritten zeigte. Die evangelische Glaubensbewegung in Tirol lief Gefahr, in das deutsch-nationale Eck gedrängt zu werden. Die Bewegung selbst hat im Land kaum Niederschlag gefunden. Zumeist aus Deutschland kommende Pfarrer versuchten allerdings bewusst, evangelische Mission im katholischen Österreich zu betreiben. Ein überaus kämpferischer geistlicher Amtsträger war in Innsbruck Ludwig Mahnert, wobei ab 1923 er in der Konfliktsituation der Ersten Republik deutsch-nationales Gedankengut verbreitete und letztlich auch die Gemeinde in den Umkreis illegalen Nationalsozialismus brachte (vgl. LEEB 2001, 233).

2.7 Nachkriegszeit    

Nach einer massiven Austrittswelle 1938 musste 1945 und danach durch die Flüchtlingsströme, in der Folge Aussiedler und später Tourismusgäste evangelisches Leben und Kirchenorganisation neu gestaltet werden.

Gottesdienste in kirchenfremden Räumlichkeiten, Neubau von Kirchen und Gemeindezentren mit Gründung von Pfarrgemeinden als Körperschaften öffentlichen Rechts sowie die Versorgung mit Religionsunterricht waren wesentliche Aufgabenfelder (vgl. Protestantengesetz 1961: "freie Kirche in einem freien Staat").

Gleichzeitig versuchte in der unmittelbaren Nachkriegszeit die "Innere Mission" - später "Diakonie" - die Sicherstellung der alltäglichen Lebensbedürfnisse über die Pfarr- und Tochtergemeinden sowie Predigtstationen zu gewährleisten.

2.8 Gegenwart    

Kennzeichnend für die Evangelische Kirche - nicht nur in Tirol - war eine zunächst betont unpolitische Haltung. Diese hat sich inzwischen mit Beschlüssen der Generalsynoden in den letzten Jahrzehnten geändert.

Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang besonders an das ausdrückliche Bekenntnis zur Demokratie und der Europäische Union als Friedensgemeinschaft sowie die Mitarbeit in internationalen kirchlichen Organisationen - man denke an den Lutherischen Weltbund, Ökumenischen Rat der Kirchen und die Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen Europas - und der Ökumene. Themen wie Armut, Migrantentum und Bildungsfragen spielen in der Aufgabenstellung ebenso eine Rolle.

Für Tirol ist besonders zu vermerken, dass sich das Verhältnis der Konfessionen zueinander grundsätzlich änderte. Erfahrungen des Krieges und der NS-Zeit brachten eine Wende, auch die zunehmende Säkularisierung und die großen Tourismusströme spielten eine Rolle. Auf offizieller Ebene war das II. Vatikanische Konzil entscheidend. Nur so war etwa die Versöhnungsfeier im Defreggental 2002 möglich.

Innerkirchlich vertreten die sieben Tiroler Pfarrgemeinden - Innsbruck West und Ost, Oberinntal/Landeck, Reutte, Jenbach, Kufstein und Kitzbühel mit ihren Ehrenamtlichen/ Freiwilligen - in ihren kirchlichen Gremien die Interessen evangelischer Christen, über die Pfarrgemeinden hinaus in der Diözese Salzburg-Tirol und in Kommissionen, Ausschüssen und Leitungsgremien der Gesamtkirche. Ein besonderes Problem stellt die unzureichende Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter dar (vgl. DICHATSCHEK 2005 a, 14). Entsprechende Angebote zur Ehrenamtlichkeit bzw. Schulung liegen vor (vgl. DICHATSCHEK 2012/2013, 688-692).

1966 wurde die selbstständige Diözese Salzburg-Tirol begründet. 2004 wurde das "Evangelisches Bildungswerk in Tirol" reaktiviert (vgl. DICHATSCHEK 2005 b, 126-130). 2005 übersiedelte - kirchengeschichtlich einmalig - die Superintendentur der Diözese Salzburg-Tirol von Salzburg nach Innsbruck.

2006 konnte ein "Offenes Evangelisches Kirchenzentrum" in Innsbruck (Christuskirche) eröffnet werden (DICHATSCHEK 2006, 5). Mit diesen Aktivitäten wurden Akzente evangelischen Glaubenslebens über Jahre hinweg gesetzt.

IT-Hinweis

Offenes Evangelisches Zentrum Innsbruck Christuskirche

https://www.innsbruck-christuskirche.at/index.php/oez (4.11.2023)

2.9 Literaturhinweise    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert wurden.

Biasi F. (1948): Die Lutherische Bewegung in der Herrschaft Kitzbühel von ihren Anfängen bis zum Tode Ferdinands II.(1595) - Unveröffentlichte Dissertation an der Universität Innsbruck

Dichatschek G. (2005 a): Das Rollenspektrum ist groß. Überlegungen zur Nachwuchsfrage in zukunftsorientierten Pfarrgemeinden, in: SAAT Nr. 3/2005, 14

Dichatschek G. (2005 b): Theorie und Praxis evangelischer Erwachsenenbildung, in: AMT und GEMEINDE, 56. Jg., Heft 7/8 2005, 126-130

Dichatschek G. (2006): Ein evangelischer Festtag in Innsbruck - Die Eröffnung des "Offenen Evangelischen Zentrums Christuskirche", in: SAAT Nr. 19/2006, 5

Dichatschek G. (2007): Minderheiten in Tirol(Teil 2) - Protestanten, in: Tiroler Heimatblätter 1/2007, 7-11

Dichatschek G. (2012/2013): Ehrenamtlichkeit in der Erwachsenenbildung, in: Amt und Gemeinde, Heft 4, 29012/2013, 688-692

Dissertori A. (1964): Auswanderung der Defregger Protestanten 1666-1725/ Schlernschriften 235/1964, Innsbruck

Gelmi J. (2001): Geschichte der Kirche in Tirol. Nord-, Ost- und Südtirol, Innsbruck-Wien-Bozen

Goerz H.-J. (1995): Antiklerikalismus und Reformation, Göttingen

Graf F.W. (2007): Der Protestantismus. Geschichte und Gegenwart, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

Heckel M. (1983): Deutschland im konfessionellen Zeitalter, Göttingen

Heim W.-D./Reiter M./Weidinger K. (2006): 150 Jahre Zillertaler Einwanderung in Chile - Festschrift 1856-2006, Brandberg-Finkenberg-Hippach-Mayrhofen-Raumsau i.Z.-Schwendau

Hosp E. (1971): Kirche Österreichs im Vormärz 1815-1850, Wien-München

Hörhager P. (2006): "Im Herzen sind wir Zillertaler", in: Tiroler Tageszeitung Nr. 257-TU, 7. November 2006, 21

Kühnert W. (1973): Die evangelisch gesinnten Zillertaler und ihre Vertreibung im Jahre 1837, in: Über die evangelische Vergangenheit und Gegenwart im unteren Inntal, Zillertal und Achenseegebiet - Festschrift, Jenbach, 15

Kühnert W. (2001): Evangelischer Glaube in Tirol. Bezeugt-verfolgt-geduldet, in: 125 Jahre evangelisch in Tirol - Festschrift zur 125-Jahr-Feier der evangelischen Gemeinden in Tirol, Innsbruck 2001, 9-22

Landesschulrat für Tirol (2006): Verordnungsblatt des Landesschulrats für Tirol 2006/Stück X, 15. Oktober 2006, Nr. 75 "Symposium und Seminar 'Verbrannte Visionen' - Jakob Hutterer und die Täuferbewegung"

Leeb R. (2001): Protestantismus und evangelische Kirche als Teil der Geschichte Tirols, in: AMT und GEMEINDE, 52. Jg., Heft 9/2001, 227-236

Leeb R.-Liebmann M.-Scheibelreiter G.-Tropper P.G. (2003): Geschichte des Christentums in Österreich. Von der Spätantike bis zur Gegenwart, Wien

Mecenseffy G. (1971): Täufertum in Kitzbühel, in: Stadtbuch Kitzbühel, Bd. IV: Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, Kitzbühel, 153-163

Mecenseffy G. (1975): Täufer in Tirol, in: 125 Jahre evangelisch in Tirol - Festschrift zur 125-Jahr-Feier der evangelischen Gemeinden in Tirol, Innsbruck 2001, 23-29

Plaiker P. (2001): Etwas diskriminiert. 125 Jahre evangelische Kirche in Tirol, in: Tiroler Tageszeitung, 22. Juni 2001, 2

Riedmann J. (1982): Geschichte Tirols, Wien

Schlachta A.v. (2006): Die Hutterer zwischen Tirol und Amerika - Eine Reise duch die Jahrhunderte, Innsbruck

Schmitz-Esser R. (2007): Von entlaufenen Nonnen und charismatischen Predigern - Die Lehre Luthers und ihr Niederschlag in Hall in Tirol, in: Tiroler Heimatblätter 1/2007, 12-18

Internethinweise:

http://www.ebw-tirol.info

http://www.sichtbar-evangelisch.at

http://www.sagen.at

2.10 Theaterstücke    

Karl Schönherr: "Glaube und Heimat. Tragödie eines Volkes" (1910)

Felix Mitterer: "Verlorene Heimat" - Stumm: Zillertaler Volksschauspiele 1987

3 Judentum in Tirol und Vorarlberg/ Günther Dichatschek    

Bestand jahrhundertelang in Tirol und Vorarlberg nur die jüdische Gemeinde in Hohenems, so übersiedelten Gemeindemitglieder im 19. Jahrhundert aus Vorarlberg in die Nachbarländer und letztlich der Landesrabbiner Dr. Josef Link 1914 nach Innsbruck (vgl. ALBRICH 1999, 33-34).

Seit 1880 hatte sich hier in kleine Gemeinde mit Händlern und Geschäftsleuten entwickelt. Vor dem Ersten Weltkrieg lebten rund 500 Juden in Innsbruck, deren Zahl sich bis heute mit 300-400 relativ konstant hält.

3.1 Judentum nach dem 1. Weltkrieg    

Nach 1918 wurden Juden erstmals in Tirol als Sündenböcke des Ausbruchs der Pest benannt. Der "Tiroler Antisemitenbund" veranstaltete Massenversammlungen und Fackelzüge durch Innsbruck, wobei im Stürmer-Jargon Forderungen gegen die Juden erhoben wurden (vgl. HOFINGER 1994, 83-108).

In der Ersten Republik verließen jüdische Heranwachsende Innsbruck, ein Zuzug junger Familien stockte und die Gemeinde wurde damit älter. In Hohenemser liberaler Tradition fand das Gemeindeleben weiterhin statt (vgl. HOFINGER 2002, 200). In dieser sozialen Isolation war eine zionistische Ausrichtung kennzeichnend für die jüdischen Heranwachsenden.

3.2 Nationalsozialismus    

Mit dem März 1938 begann das Ende einer Illusion. Die Zentralkartei der Innsbrucker Kultusgemeinde wurde beschlagnahmt, die Umsetzung der "Nürnberger Rassengesetze" mit allen Folgen betrieben (vgl. STEININGER-PITSCHEIDER 2002).

Einen Höhepunkt dieser Entwicklung bildete die Reichsprogromnacht vom 9.-10. November 1938, bei der in Innsbruck drei Männer zunächst getötet wurden und ein vierter Wochen später starb (vgl. GEHLER 1990/91, 2-21). Von rund 300 Personen ist das Überleben im Ausland oder im KZ bekannt, über 70 Schicksale rassisch Verfolgter in Tirol und Vorarlberg blieben bis jetzt ungeklärt (vgl. HOFINGER 2002, 202).

3.3 Judentum nach dem 2. Weltkrieg    

Nach 1945 lebte kein Mitglied der alten Gemeinde mehr in Tirol. Von Seiten des Landes Tirol gab es zunächst keine Initiativen gegenüber vertriebenen jüdischen Mitbürgern.

Bis 1948 war Tirol Durchzugsland für rund 50 000 osteuropäische Juden auf dem Weg nach Palästina, wobei die französische Besatzungsmacht diesen Exodus duldete (vgl. ALBRICH 1987). Im DP-Lager in Gnadenwald kam es immer wieder zu gewalttätigen Konflikten zwischen den rivalisierenden zionistischen Gruppen der Hagana und des Irgun.

3.3.1 Gründung der Kultusgemeinde Innsbruck 1952    

Auf Grund der Bemühungen von Rudolf Brüll kam es am 14. März 1952 zur gesetzlichen Errichtung der Kultusgemeinde Innsbruck für die Bundesländer Tirol und Vorarlberg, womit auch die Rückführung des Gemeindebesitzes in Hohenems verbunden war. Erst 1955 - im Jahr der Unterzeichnung des Staatsvertrages - erfolgte, nach Vorlage neuer Statuten und entsprechender Wahlen, eine Anerkennung als offizielle Religionsvertretung der Juden in Tirol und Vorarlberg (vgl. GEHLER 1999, 426-438).

3.3.2 Jüdisches Museum Hohenems 1986    

Das Jüdische Museum Hohenems wurde im April 1991 in der Villa Heimann-Rosenthal im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels eröffnet. Doch schon seit den siebziger Jahren wurde in Hohenems über ein Jüdisches Museum diskutiert. Als die Stadt Hohenems die von einer Fabrikantenfamilie erbaute Villa Heimann-Rosenthal 1983 erwarb und eine neue Nutzung für das Gebäude gesucht wurde, rückte die Chance einer Museumsgründung in greifbare Nähe. Kulturpolitisch engagierte Bürger gründeten 1986 den "Verein Jüdisches Museum Hohenems", um die Möglichkeit zu eröffnen, jüdische Geschichte, jüdisches Leben und Kultur kennenzulernen.

1989 wurde schließlich Kurt Greussing beauftragt, für die von Roland Gnaiger restaurierte Villa ein Museumskonzept zu erarbeiten, das die Geschichte der Juden in Vorarlberg unter der konkreten Perspektive des Verhältnisses zwischen Minderheit und Mehrheit veranschaulicht. Beteiligt waren an der Umsetzung u.a. Karl Heinz Burmeister, Bernhard Purin, Eva Grabherr und Sabine Fuchs. Gemeinsam mit der Architektin Elsa Prochazka und den Grafikern A&H Haller gestalteten sie das Museum bewusst als „begehbares Buch“, in dem die zumeist schriftlichen Zeugnisse der Geschichte der Gemeinde präsentiert wurden.

Im Jahre 2005 wurde mit dem Umbau des Cafe- und Foyerbereichs des Museums der Startschuss zur Erneuerung des Hauses gegeben, eine Erneuerung, die der entwickelten Sammlung des Museums, dem Forschungsstand und den neuen Fragen jüdischer Gegenwart und Museologie durch eine neue Dauerausstellung Rechnung trägt.

Im April 2007 konnte die neue Ausstellung und das technisch erneuerte und teilweise klimatisierte Gebäude der Öffentlichkeit zurückgegeben werden. Die vollständig neu gestaltete Dauerausstellung präsentiert Spannungsfelder jüdischen Lebens im Fokus einer exemplarisch erzählten lokalen Geschichte und ihres Beziehungsraums. Konfrontiert mit den Fragen von Besucher/Innen entfaltet die Ausstellung die konkrete Lebenswirklichkeit der Diaspora im Kontext einer europäischen Geschichte von Migration und grenzüberschreitenden Beziehungen, Netzwerken und Globalisierung. Sie stellt Menschen in den Vordergrund, ihre Widersprüche und subjektiven Erfahrungen, ihre Lebensentwürfe und Bräuche: Menschen wie Salomon Sulzer, den Begründer der modernen europäischen Synagogenmusik genauso, wie Hausierer und Gastwirte, Rabbiner und Lehrer, Kaufleute und Fabrikanten, wie die Familie Rosenthal, in deren 1864 erbauter Villa das Museum untergebracht ist.

Seit der Eröffnung des Museums ist – nicht zuletzt durch den engen Kontakt mit den Nachkommen der Hohenemser Juden in aller Welt – eine umfangreiche Sammlung von Alltagsgegenständen, Memorabilia und persönlichen Dokumenten entstanden. Moderne Audioguides und Videostationen ermöglichen nun einen neuen Zugang zu einer “Geschichte der Erfahrungen”. Die Ausstellung steht in deutscher, englischer und französischer Sprache für ein internationales Publikum bereit. Eine eigene Kinderausstellung von Monika Helfer und Barbara Steinitz eröffnet einem jungen Publikum einen neuen Blick auf die Geschichte und regt den Dialog zwischen den Generation an.

Die Ausstellungsarchitektur von Erich Steinmayr und Fritz Mascher, die Gestaltung und das neue Ausstellungskonzept verwandeln das frühere Wohnhaus bewusst in ein Museum: ein Haus, in dem wir die alte Villa selbst als Exponat wahrnehmen können. So ist die Villa Heimann-Rosenthal heute ein Ort, an dem wir uns der Vielfalt der Geschichten und Objekte annähern können und uns selbst bewusst als “Betrachter/Innen” erfahren – ein Ort der Begegnung mit vergangener aber immer noch herausfordernd aktueller Erfahrung.

IT-Hinweis

https://www.jm-hohenems.at/ueber-uns/entstehung-und-leitbild (2.11.2023)

3.3.2.1 Selbstverständnis jüdischer Museen    

Zur Thematik "Migration & Diaspora lernen", die eine größere Bedeutung nunmehr einnehmen soll, fand eine Arbeitstagung vom 1.-2. Dezember 2006 in den Räumlichkeiten des Jüdischen Museums Hohenems statt. Anwesend waren Vertreter der Jüdischen Museen Amsterdam, Basel, Berlin, Wien, Augsburg, Franken/Fürth und Hohenems sowie Lehrer verschiedener Bildungseinrichtungen, Vertreter des Netzwerks "Migration in Europa", des "American Jewish Comittee/Jüdisch-Türkische Arbeitsgruppe Berlin", der "Lehrerfortbildung LBI Jüdisches Museum Franktfurt/M.", des "Institut d' études sociales/Genf", Jugendarbeiter, Lehrlingsbetreuer und der Autor.

Zukünftig könnte ein Modul "Einwanderungsgesellschaft und jüdische Geschichte" als Pilotprojekt realisiert werden und Modellcharakter auch für die Arbeit an anderen Museumsorten haben (vgl. http://www.jm-hohenems.at/index.php?id=4010&lang=0 [29.10.2023]).

Jüdische Museen gehörten in Europa zu den ersten kulturellen Institutionen, die Themen wie Migration und interkulturelle Beziehungen thematisiert haben. Gerade die jüdische Geschichte ist von Widersprüchen wie Migration vs. Verfolgung und Akkulturation vs. Ausgrenzung geprägt.

Am Beispiel des christlich-jüdischen Zusammenlebens wurde mancherorts versucht, sich interkulturellen Dialogen und Konflikten zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft zu nähern. Dies führt nicht selten dazu, dass jüdische Museen von zahlreichen Pädagogen auch als Institutionen gesehen werden, in denen Toleranz in einer globalisierten Welt gelernt werden könne. Viele Pädagogen erhoffen von jüdischen Museen Beiträge zum Verständnis von Migration und Integrationsprozessen.

Tatsächlich werden Themen wie Zuwanderung, Abwanderung, Integration, Akkulturation, kulturelle Selbstbehauptung, Ausgrenzung, Verfolgung bis hin zur Vernichtung in jüdischen Museen historisch und assoziativ aufgerufen und museumsdidaktisch bearbeitet. Dabei geraten allerdings widersprüchliche Konfliktlagen moderner Einwanderungsgesellschaften in den Schatten einer historischen Katastrophe, die auf reale Probleme der Gegenwart kaum übertragbar sind.

So steht die jüdische Migrationsgeschichte in einem Spannungsfeld zur heutigen Einwanderungsgesellschaft, deren Zuwanderer kulturelle und nationale Identitäten besitzen, die sich in einer globalisierten Welt zwischen dem Bedürfnis nach Selbstdeutung und politischer Instrumentalisierung, Relativierung und Reaktualisierung befinden. Jüdische Kultur wird - etwa im Gegensatz zur türkischen - im gesellschaftlichen Diskurs häufig als Teil der Mehrheitsgesellschaft vereinnahmt und auf politischer Ebene zuweilen als Teil eines vermeintlich jüdisch-christlichen Abendlandes der islamischen Zivilisation gegenübergestellt.

Jüdische Museen sind - in diesem Spannungsfeld von Interessen, Vereinnahmungen und Projektionen - so etwas wie ein gesellschaftlicher "Hot Spot" europäischer Identitätsfindungen. Dies ist zugleich Überforderung wie Chance einer reflektierten Museumsarbeit.

3.3.2.2 Identitätskonflikte und Krisen in Europa- Diasporavorstellungen    

Identitätskonflikte sind in einer pluralistischen Gesellschaft komplexer geworden, Konfliktlinien verlaufen quer durch die Gesellschaft - und dies nicht nur zwischen Mehrheit und Minderheit, auch innerhalb verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen und zwischen Migranten mit unterschiedlichen Ethnien, Selbstdeutungen und Perspektiven.

Unterschiedliche Vorstellungen von Diaspora stoßen aufeinander: Diaspora als polyzentrisches Netzwerk oder als Peripherie sich national verstehender Communities.

Zudem kämpft die Europäische Union mit einer Identitätskrise. Unterschiedliche Nationalstaaten mit eigener Geschichte, Sprachen und verschiedenartigen Regionen haben sich der Frage einer übergeordneten Identität zu stellen. Die Vorstellung eines durch hellenistische, jüdische und vor allem christliche Traditionen geprägten Abendlandes wird in die aktuelle politisch-kulturelle Diskussion gebracht.

Jüdische Geschichte - nicht als bloße Vergangenheit, als moralische und spirituelle Ressource eines christlichen Europas betrachtet - stellt überkommene europäische Geschichtsbilder in Frage und eröffnet Diskurse, auch wenn die Erfahrungen jüdischer Diaspora keineswegs auf die Probleme gegenwärtiger Migranten und ihre Beziehungsgeschichte und Konflikte mit europäischer Mehrheitsgesellschaften übertragbar sind.

Jüdische Museen sind Orte, an denen diese Widersprüche sichtbar werden. Diese produktiv zu thematisieren, gehört zur Vermittlungsarbeit eines jüdischen Museums.

3.4 Gegenwart    

Mit der Gründung des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck 1984 begannen Historiker sich mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung systematisch auseinanderzusetzen. Diese Dynamik wurde durch die Abschaffung des "Anderl von Rinn-Kults" durch Bischof Dr. Reinhold Stecher verstärkt (vgl. FRESACH 1998).

In der Folge kam es zu ersten Einladungen ehemals in Innsbruck lebender Juden unter Bürgermeister Ronuald Niescher. Esther Fritsch als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde trat in der Öffentlichkeit auf, es kam zum Neubau der Synagoge in der Sillgasse mit der Einweihung 1993. Ein "Tiroler Komitee für christlich-jüdische Zusammenarbeit" bildete sich, 1997 kam es zur Errichtung einer Menora in Erinnerung an die Reichsprogromnacht am Innsbrucker Landhausplatz.

Bewegende Momente noch lebender Tiroler Juden einer hochbetagten Vorkriegsgeneration kennzeichneten eine beginnende Aussöhnung mit der alten Heimat, wobei der "Tiroler Jugendlandtag" hier die Initiative ergriff (vgl. HOFINGER 2002, 206).

Der Versuch einer Verankerung eines Judentums im lokalen Bewusstsein in Tirol erfolgt heute durch Führungen in der Synagoge, der Durchführung kleinerer kultureller Projekte mit dem christlich-jüdischen Komitee und von Öffentlichkeitsarbeit der Israelitischen Kultusgemeinde Tirol und Vorarlberg - Innsbruck in den Medien bei Studio- und Podiumsdiskussionen.

Das Jüdische Museum Hohenems in Vorarlberg bietet darüber hinaus - neben der klassischen Museumsarbeit - didaktisches Material zum Judentum zur Aufarbeitung im Unterricht und für die Erwachsenenbildung an.

2008 ist in der Evangelischen Kirche in Österreich A. und H.B. das Schwerpunktjahr "Auf dem Weg der Umkehr - Jahr der Standortbestimmung zum evangelisch-jüdischen Verhältnis in Österreich", wozu dieser Beitrag zu einem besseren Verständnis dienen soll.

3.5 Literatur- und Internethinweise    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert wurden.


Albrich Th.(1987): Exodus durch Österreich. Die jüdischen Flüchtlinge 1945-1948, Innsbruck

Albrich Th.(Hrsg.)(1999): Wir lebten wie sie. Jüdische Lebensgeschichten aus Tirol und Vorarlberg, Innsbruck

Brugger E.-Keil M.-Lichtblau A.-Lind Chr.-Staudinger B.(2006): Geschichte der Juden in Österreich, Wien

Fresach B.(1998): Anderl von Rinn. Ritualmord und Neuorientierung in Judenstein 1945-1995, Innsbruck

Gehler M.(1990/1991): Spontaner Ausdruck des "Volkszorns"? Neue Aspekte zum Innsbrucker Judenprogrom vom 9./10. November 1938, in: Zeitgeschichte Heft 1/2 1990/91, 2-21

Gehler M.(Hrsg.)(1999): Tirol. "Land im Gebirge": Zwischen Tradition und Moderne/Geschichte der Bundesländer seit 1945, Bd. 6/3, Wien-Köln-Weimar

Hofinger N.(2002): Eine kleine Gemeinde zwischen Erinnerung und jüdischem Alltag - Die Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck nach 1945, in: Lappin E.(Hrsg.)(2002): Jüdische Gemeinden - Kontinuitäten und Brüche, Berlin-Wien, 199-210

Hofinger N.(1994):"Unsere Losung ist: Tirol den Tirolern!" Antisemitismus in Tirol 1918-1938, in: Zeitgeschichte Heft 3/4 1994, 83-108

Lappin E.(Hrsg.)(2002): Jüdische Gemeinden - Kontinuitäten und Brüche, Berlin-Wien

Steininger R.-Pitscheider S.(Hrsg.)(2002): Tirol und Vorarlberg in der NS-Zeit 1938-1945/Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte, Bd. 19, Innsbruck-Wien-Bozen-München

Stöger P.(2002): Eingegrenzt und Ausgegrenzt. Tirol und das Fremde, Frankfurt/M.-Berlin-Bern-Bruxelles-New York

Internethinweise

http://www.ikg-innsbruck.at (3.11.2023)

http://www.jm-hohenems.at (3.11.2023)

http://www.jm-hohenems.at/index.php?id=4010&lang=0 (3.11.2023)

4 Die Manharter/ Herbert Jenewein    

4.1 Napoleonische Kriegszustände    

Das Zentrum der "Manharter" - eine katholische Splittergruppe während der bayerischen Besetzung Tirols (und Salzburgs) zu Beginn des 19. Jahrhunderts - war Westendorf im Brixental.

Auf Grund eines Treueeides, den Napoleon I. am 30. Mai 1809 von allen Bewohnern des Landes verlangte, kam es zur Bildung einer innerkatholischen Minderheit ("Sekte"). Unterschrieben wurde die Treueformel von allen Geistlichen des Brixentales, mit Ausnahme des Provisors des Kurat-Benefiziums Aschau Benedikt Kaspar Hagleitner (vgl. FLIR 1852, 14-15; MAYER 1940, 45; ORTNER 1996, 239-241). Die Tiroler Schützen sahen die Treueformel als Verrat an ihrer Heimat an.

Viel Zustimmung erntete Hagleitner mit der Auslegung, dass die Dekrete von Papst Pius VII., in denen Napoleon und seine Hilfstruppen wegen der ungerechtfertigten Besetzung des Kirchenstaates mit dem Bann belegt worden waren, auch auf die Unterzeichner der Treueformel auszudehnen wären (vgl. FLIR 1852, 28-29; MAYER 1940, 45; ORTNER 1996, 243-245; BURGER 1997, 66-67).

4.2 Grundsätze der Gruppierung    

Die Bezeichnung "Die Manharter" geht auf die Bezeichnung des Bauernhofes zu Untermanhart in Westendorf zurück, der im Besitz des Gemeindevorstehers Sebastian Manzl war.

Seine Anhänger glaubten, dass sie die katholische Lehre als einzig richtige auslegten, wobei die Grundsätze der Gruppierung in einem Bericht der Priester Florian Rupertinger (1816) und Josef Schwaighofer in Kirchbichl (1840) dokumentiert wurden(vgl. MAYER 1940, 49-50; ORTNER 1996, 248).

  • Festhalten an alten Kirchengesetzen
  • Kritik am Abstellen von Andachten, an der Dispens von Fasttagen, an der Umwandlung von Feier- zu Werktagen, der Verschiebung von Ablasstagen, an Napoleon, an neuen Formen im Vortrag der Glaubenslehre, der Unterrichtung der Kinder, an Schulbüchern, der Kleidung, der Zensur von Briefen, dem Verbot des Wetterläutens, der Beschränkung des ewigen Lichts und dem Kriegsdienst der Söhne.
Die Ausbreitung der religiösen Splittergruppe wurde durch die Kriegszustände, kirchliche Neuerungen und die schlechte wirtschaftliche Lage - Hagelschlag und Teuerung in den Jahren 1816-1817 - begünstigt (vgl. MAYER 1940, 46).

Untermanhart-Hof Westendorf

Foto: Herbert Jenewein

4.3 Ablehnung kirchlicher Praxis    

Durch die grundsätzliche Ablehnung der Abnahme der Beichte und Kommunion durch "abgefallene Priester" war es verständlich, dass Sebastian Manzl mit seiner Familie und dem Gesinde 1815 erstmals die "Osterpflicht" verweigerte. "Manhart und Mair, und sehr viele viele andere Familien-Väter unterließen mit ihren Angehörigen den Besuch des Gottesdienstes. Vieler wohnten demselben zwar bei, gingen sogar zur Beichte, aber innerlich machten sie die Meinung; die Konsekration und Absolution Hagleitners solle hier gelten. Während der Predigt blickten sie sich bei unbeliebigen Stellen auffallend an, winkten sich über die Bänke hin zu, standen hohnlachend auf, und gingen in Gruppen aus der Kirche" (FLIR 1852, 70). Seine mehr als hundert Anhänger folgten ihm auch im Fernbleiben der Gottesdienste (FLIR 1852, 70). Am Bauernhof zu Untermanhart las man in der Zeit des Gottesdienstes in der Bibel und betete den Rosenkranz (vgl. MAYER 1940, 46; BURGER 1997, 67).

4.4 Verzeichnis der Manhartisten    

Im Pfarrarchiv Going a.W.K. findet sich ein Verzeichnis der Manhartisten, aufgenommen von den Titl. Herrn Consistorial-Räten und Domkapitularen Alois Hoffmann und Philipp Metzger, gedruckt und erstmalig veröffentlicht in den Wörgler Nachrichten und Unterland-Kufstein v. 3.2.1933. In einem "Verzeichnis der in den k.k.Landgerichtsbezirken Hopfgarten und Kufstein sich befindlichen "Manhartisten" werden alle Anhänger dieser Bewegung mit Nummer, Name, Stand, Alter, Aufenthaltsort und Bemerkungen in den Pfarren Brixen, Vikariat Westendorf und Hopfgarten, Pfarre Kirchbichl und Vikariat Wörgl aufgezählt (vgl. MAYER 1940, 46-48). Nach dieser Liste lebten 82 Personen in 30 Häusern und rund 20 Familien in der Region.

4.5 Bekehrungsversuche    

Bekehrungsversuche, sogar mit Einschaltung des Landgerichts Hopfgarten i. Br., waren zunächst vergebens. 1826 kam Fürsterzbischof Augustin Gruber zweimal in das Brixental, am 7. Juni zur Predigt und Firmung nach Brixen und am 8. Juni nach Westendorf. Vom 8. bis zum 13. Juni hielt er sich in Hopfgarten auf und " hatte dort alle Irrenden vorladen lassen und sich bemüht, sie zu unterrichten und zu bekehren. Am 12. Juni reiste er nach Wörgl und vom 15. an blieb er 4 Tage in Kirchbichl. 21 Personen waren aber hartnäckig geblieben und auch durch einen im J. 1830 wiederholten Besuch des Erzbischofs nicht zu ändern. Im J. 1840 zählten die Manharter noch 15 Köpfe: 1 in Brixen, 4 in Westendorf, 3 in Wörgl, darunter Maria Silloberin als Sektenoberhaupt, und 7 in Kirchbichl" (MAYER 1940, 51).

Eine Rückkehr der Manharter zum katholischen Glauben begann bereits 1825 mit den Bemühungen des Erzbischofs, die drei Anführer Sebastian Manzl/ Westendorf, Thomas Maier und Simon Laiminger/ Hopfgarten nach Rom reisen zu lassen. Der Kaiser sorgte für die Kutsche und das klösterliche Absteigquartier. Papst Leo XII. ließ die Gruppe empfangen und gewährte schließlich selbst eine Privataudienz (vgl. FLIR 1852, 235-288; ORTNER 1996, 252).

Bis in die Familien gab es religiöse Spaltungen, so etwa beim Bauern Christian Wurzenrainer (Oberwindau/ Mitterberg), der ein kirchliches Begräbnis am 23. August 1825 erhielt, an dem seine Familie aber nicht teilnahm (vgl. BURGER 1997, 67).

Überwiegend kam es aber nach der Romreise der Anführer zu einer Rückkehrbewegung (vgl. FLIR 1852, 294-296; ORTNER 1996, 253). Rückzieher von Anordnungen der Kirchenleitung gab es in der Folge zu falsch verstandenen Reformen der Religionsausübung und gottesdienstlichen Übungen, welche nicht nur den "Manhartisten", sondern auch dem größten Teil der Tiroler Bevölkerung ein Gräuel waren (vgl. FLIR 1852, 302-304; ORTNER 1996, 253).

4.6 Ende der Gruppierung    

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verloren die Manharten an Bedeutung. In Niederau starb am 27. Mai 1870 Elisabeth Exenberger, 1873 starb in Hopfgarten Georg Riedl und in Wörgl 1855 Maria Silloberin (vgl. MAYER 1940, 51-52).

Mit dem Tod der überaus kämpferischen Theresia Fluckinger (Lacknerbauer in Kirchbichl/ Oberndorf), die jeden Bekehrungsversuch mit ihrer Schwester ablehnte, starb die religiöse Minderheit der Manharter letztlich aus (vgl. FLIR 1852, 305 bzw. 308; ORTNER 1996, 254).

4.7 Literaturhinweise    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert wurden.


Burger J.(1997): Chronik Westendorf, Westendorf

Entleitner-Schnürer M.(1949): Die Manharter: Historischer Roman aus dem Brixental, Innsbruck

Felderer N.(2007): "Boshafte Schwärmer" und "sektische Leute" - Die Manharter. Beschreibung einer religiös-politischen Bewegung im Tiroler Brixental zur Zeit der Napoleonischen Eroberungszüge, Diplomarbeit am Institut für Geschichte und Ethnologie, Universität Innsbruck

Flir A.(1852): Die Manharter. Ein Beitrag zur Geschichte Tirols im 19. Jahrhundert, Innsbruck

Jenewein H.(2007): Minderheiten in Tirol(Teil 3): Die Manharter - Eine religiöse Sekte im Brixental des 19. Jahrhunderts, in: Tiroler Heimatblätter 4/2007, 105-109

Mayer M.(1940): Westendorf kirchen-, kunst- und heimatgeschichtlich, Going(Eigenverlag)

Ortner F.(1996): Die Manharter Bewegung. Ein religiöses Drama in der Tiroler Heimat des Jubilars, in: Paarhammer H.(1996): Deus caritas-Jakob Mayr, Festgabe 25 Jahre Weihbischof von Salzburg, Thaur, 239-258

4.8 Theaterstück    

Ekkehard Schönwiese: Landsturm - Die Räuber vom Brixental/Volksschauspiel

Zu den Autoren    

Günther Dichatschek    

APS-Lehramt (VS-HS-PL), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol (1993-2022)

Lehrbeauftragter am Institut für Bildungswissenschaft/ Universität Wien - Aus- und Weiterbildung/Vorberufliche Bildung (1990-2011) und am Fachbereich für Geschichte/ Universität Salzburg - Lehramt Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung/ Didaktik der Politischen Bildung (2016, 2017)

stv. Leiter/Vorstandsmitglied des Evangelischen Bildungswerks in Tirol (2004-2009, 2017-2019), Mitglied der Bildungskommission der Generalsynode der Evangelischen Kirche A. und H.B. (2000-2011), Gründungsteilnehmer der Lehrer/innenplattform für Politische Bildung des bm:bwk (2004-2005), Kursleiter an den VHSn des Landes Salzburg Zell/See, Saalfelden und Stadt Salzburg (2012-2019)

Absolvent des Instituts für Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), des 1. "Lehrgangs Ökumene" der Kardinal-König-Akademie Wien/ Zertifizierung (2006-2007), der Weiterbildungsakademie Österreich/ Diplomierter Erwachsenenbildner (2010), des 10. Universitätslehrganges "Politische Bildung"/ Universität Salzburg bzw. Klagenfurt/ MSc (2008), des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), des 4. Internen Lehrganges für Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016), des Online-Kurses "Digitale Werkzeuge für Erwachsenenbildner_innen"/ TU Graz-CONEDU-Werde Digital at.-Bundesministerium für Bildung/Zertifizierung? (2017), des Fernstudiums Grundkurs Erwachsenenbildung/ Evangelisches Arbeitsstelle Fernstudium-Comenius Institut Münster/ Zertifizierung (2018)

Aufnahme in die Liste der sachverständigen Personen für den Nationalen Qualifikationsrahmen/ NQR-Koordinierungsstelle für den NQR/ Wien (2016)

Herbert Jenewein    

APS-Lehramt/ VS-HS-PL, Absolvent des Instituts für Europäische Ethnologie-Volkskunde/ Universität Innsbruck/ Mag. phil.(2006)

Buchautor "Sagen und Mythen im Wilden Kaiser", Fachbeiträge in den "Tiroler Heimatblättern" und dem "Schlern", Mitarbeiter der Waal-Forschungsgruppe/Tiroler Oberland (2016)

freier Mitarbeiter in der Erwachsenenbildung

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 4. November 2023