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Laendlicher Raum

Ländlicher Raum    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Ländlicher Raum   
Vorbemerkung   
1 Ländliche Räume   
1.1 Politische Diskussion   
1.2 Österreich   
2 Dörfer und Kleinstädte im Wandel   
3 Ländliche Entwicklung in der EU-Agrarpolitik   
3.1 Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft   
3.2 EU - Rechtsrahmen   
Literaturhinweise   
IT-Autorenbeiträge   
Zum Autor   

Vorbemerkung    

Für die Politischen Bildung als Vergleich zur Großstadt bzw. urbanen Zentren stellt sich der Themenbereich mehrfach.

Vorrangig betrifft es

  • die Beziehung von Land und städtischem Großraum,
  • die Siedlungsstruktur,
  • unterschiedliche Infrastruktur in den Bereichen
    • Verkehr,
    • Daseinsversorgung,
    • Medizin,
    • Kultur und Bildung,
    • Landnutzungswandel,
    • Arbeitsmarkt und
    • letztlich der EU-Agrarpolitik.
1 Ländliche Räume    

Ländliche Räume in ihrer Vielfalt werden oftmals nur als Natur- und Erholungsraum oder mit Defiziten wie Abwanderung junger Menschen, mangelhafter Infrastruktur und industrialisierter Landwirtschaft gesehen.

1.1 Politische Diskussion    

Das Gefälle von Stadt und Land setzte vor Jahrzehnten mit einer politischen Diskussion in Richtung gleichwertiger Lebensverhältnisse und damit Lebenschancen ein.

Übersehen wird, dass es den Gegensatz so gar nicht mehr gibt. Den ländlichen Raum gibt es auch nicht pauschal, vielmehr eine Vielzahl von ländlichen Räumen mit Unterschieden in gesellschaftlichen, sozialen und und wirtschaftlichen Merkmalen (vgl. KÜPPER 2016).

Durch den demographischen Wandel leben mehr Menschen in ländlichen Räumen als in den wenigen Großstädten in Österreich. Beträchtlich ist die ökonomische Wertschöpfung durch die Kleinindustrie, Landwirtschaft, das Gewerbe und den Tourismus geworden.

Probleme und Herausforderungen bilden regionale Tendenzen der Abwanderung junger Leute, eine starke Alterung in den Orten und das Verschwinden von Einrichtungen der Daseinsversorgung.

Der Gestaltungsraum für kreative Ideen, Rückkehrangebote angesichts sinkender Lebensqualität und steigender Wohnkosten in manchen urbanen Zentren bewirken eine neue Attraktivität besonders für junge Familien.

1.2 Österreich    

In Österreich erfordern

  • die alpinen Regionen neue Entwicklungsprogramme,
  • ebenso sind Regionalprogramme in Großräumen um urbane Zentren wie Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck vermehrt notwendig.
Hier ergibt sich in den sog. "Speckgürteln" - Räume bis ca. 30-60 Autominuten Entfernung von urbanen Zentren - eine Sondersituation, eine soziale Trennung zwischen den wirklich Ortsansässigen, den Pendlern bzw. Zuzüglern und unterschiedliche Lebensprobleme beider Gruppen.

Die Problematik in Tourismuszentren stellt sich in der zunehmenden Zweitwohnungsnutzung und Zuwanderung aus dem EU-Raum.

IT-Hinweis

Probewohnen gegen Landflucht > https://steiermark.orf.at/stories/3059371/ ( 27.7.20)

2 Dörfer und Kleinstädte im Wandel    

In ländlichen Räumen sind Dörfer und Kleinstädte die wichtigsten Siedlungstypen (vgl. BORN 1977).

In Mitteleuropa ist für ein Dorf von einer Bevölkerungszahl von rund 1000 bis 1500 Personen auszugehen.

Gemeindezusammenlegungen mit Dörfern ergeben größere Verwaltungseinheiten.

Agrarisch geprägte Strukturen kennzeichnen den dörflichen Charakter.

Durch die veränderte Arbeitsmarktsituation ist Mobilität der Arbeitskräfte mit Pendlertum von den Dörfern zu den wachsenden Städten vorhanden.

Landschaftlich attraktive Gegenden werden durch den Tourismus zunehmend beeinflusst.

Traditionelle Lebensverhältnisse verändern sich durch Zuzug in Verbindung mit Modernisierungsprozessen und einem Strukturwandel in der Landwirtshaft.

Kleinstädte bzw. Marktgemeinden bilden regionale Zentren für die Bevölkerung als Versorgungszentren, Verwaltungseinheiten, Orte des kulturellen Austauschs und der Bildung.

Typisch und bedeutsam ist der lokale Charakter.

Historisch sind bauliche Bestände kennzeichnend.

Erweiterte Funktionen für das Umland werden zumeist wahrgenommen.

Auszugehen ist künftig in Kleinstädten von einer Weiterentwicklung in Funktionen, Siedlungsformen und Konkurrenz durch die neuen Techniken.

3 Ländliche Entwicklung in der EU-Agrarpolitik    

Eine Politik zur Entwicklung ländlicher Räume der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union/ GAP verfolgt Agrarstruktur, umweltpolitische und regionalpolitische Ziele (vgl. WEINGARTEN 2020, 46-47).

3.1 Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft    

Ländliche Räume in modernen Gesellschaften und Volkswirtschaften besitzen eine Vielzahl von Funktionen. Das folgende Beispiel von sieben Bedeutungen zeigt die Wichtigkeit der Funktionen.

Produktion von Nahrungsmitteln > Bodennutzung

Siedlungs- und Wohnungsfunktion > Flächennutzung

Standorte für Verkehrsprojekte > Verkehrsflächen

Wirtschaftsunternehmen > Flächennutzung

Tourismus und Erholungsfunktion > Landschaftsbild

Waldflächen > Speicher- und Regulationsfunktion

Entsorgungsfunktion > Weiterverwertung

3.2 EU - Rechtsrahmen    

Bereits 1957 in den Römischen Verträgen/ EWG einigte man sich auf eine "Gemeinsame Agrarpolitik" (GAP), die 1962 in Kraft trat.

Die erste Säule war die Markt- und Einkommenspolitik im Agrarsektor.

Die zweite Säule umfasst ist die "Politik zur Entwicklung ländlicher Räume", die über Jahrzehnte durch unterschiedliche politischen Ebenen in Verflechtungen sich entwickelte.

  • Rechtlicher Rahmen für die zweite Säule bildet die EU-Verordnung Nr. 1305/2013 über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes/ ELER.
  • Ziele im Artikel 4 der ELER-Verordnung sind
a) die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft,

b) Gewährleistung nachhaltiger Bewirtschaftung und Klimaschutz sowie

c) die Erreichung einer ausgewogenen räumlichen Entwicklung der ländlichen Wirtschaft und der ländlichen Gemeinschaften.

Für die Funktionsperiode 2014-2020 stellt die EU 96 Mrd. Euro aus dem EU-Agrarhaushalt zur Verfügung.

Literaturhinweise    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert werden.

Born M. (1977): Geographie der ländlichen Siedlungen, Bd.1, Genese der Siedlungsformen in Mitteleuropa, Stuttgart

Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur politischen Bildung /izpb 343 2/ 2020, Ländliche Räume, Bonn

Bundeszentrale für politische Bildung: Aus Politik und Zeitgeschichte, Land und Ländlichkeit, Nr. 46-47/2006, Bonn

Dichatschek G. (2017a): Didaktik der Politischen Bildung. Theorie, Praxis und Handlungsfelder der Fachdidaktik der Politischen Bildung, Saarbrücken

Dichatschek G. (2027b): Erwachsenen- Weiterbildung. Beitrag zu Theorie und Praxis von Fort- bzw. Weiterbildung, Saarbrücken

Küpper P. (2016): Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume (Thünen Working Paper 68), Braunschweig

Steinführer A. (2020): Dörfer und Kleinstädte im Wandel, in: Informationen zur politischen Bildung/ izpb 343/2020, Ländliche Räume, Bonn, 8-15

Weingarten P. (2020): Ländliche Entwicklung: die zweite Säule der EU-Agrarpolitik, in: Informationen zur politischen Bildung/ izpb 343/2020, Ländliche Räume, Bonn, 46-49

IT-Autorenbeiträge    

Die Autorenbeiträge dienen der Ergänzung der Thematik.


Netzwerk gegen Gewalt

http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index:

Politische Bildung

Oesterreich

Europa als Lernfeld

Agrarpolitik

Alpen

Erwachsenenbildung

Fernstudium

Zum Autor    

APS-Lehramt/ VS-HS-PL (1970-1975, 1976), zertifizierter Schüler- und Schulentwicklungsberater (1975, 1999), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol (1993-2002)

Absolvent des Instituts für Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), der Universitätslehrgänge Politische Bildung/ Master (2008) und Interkulturelle Kompetenz/ Diplom (2012) / Universität Salzburg, der Weiterbildungsakademie Österreich/ Wien/ Diplome (2010), des Internen Lehrgangs Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016) und der Fernstudien Erwachsenenbildung/ Zertifizierung (2018) und Nachhaltige Entwicklung/ Zertifizierung (2020) der Evangelischen Arbeitsstelle Fernstudium, Comenius-Institut Münster

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft der Universität Wien/ Vorberufliche Bildung (1990-2011), am Fachbereich Geschichte/ Lehramt Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung/ Didaktik der Politischen Bildung (2016, 2018)

Kursleiter an der Volkshochschule Salzburg/ "Freude an Bildung" - Politische Bildung (2012-2019), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerkes in Tirol (2004-2009, 2017-2019)

MAIL dichatschek (AT) kitz.net

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 20. Dezember 2022