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Elternarbeit

Grundwissen Elternarbeit    

Allgemein - Teilbereiche Vorberufliche Bildung und Interkulturalität    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Grundwissen Elternarbeit   
Allgemein - Teilbereiche Vorberufliche Bildung und Interkulturalität   
Vorbemerkung   
Begegnungsorte in einer Demokratie   
Vorberufliche Bildung   
Interkulturalität   
Dokumentation   
Literaturhinweise   
Zum Autor   

Vorbemerkung    

Die Bildungseinrichtungen nehmen in Österreich ein bedeutende Stellung ein. Elternarbeit, verstanden als ein Beitrag nicht nur in und für Ausbildungseinrichtungen, auch als eine Begegnungsmöglichkeit vieler Menschen im primären und quartären Bildungsbereich.

  • Vorberufliche Bildung, schulische "Berufsorientierung" - verbunden mit Bildungsinformation - als Teil vorberuflicher Bildung/ Erziehung wird vor dem Hintergrund einer theoretischen, spezialisierten und mobiler gewordenen Arbeits- und Berufswelt heute allgemein als eine wichtige Aufgabe der Schule anerkannt. Eine Hinführung zum Beruf wird unbestritten als Aufgabe der allgemein bildenden Pflichtschule (APS) gesehen, die insbesondere durch Berufsorientierung (Unterricht), Bildungsinformation (Schülerberatung/ Unterricht), Realbegegnungen (Schulveranstaltung/ Erkundungen, Exkursionen, Expertengespräche und berufspraktische Tage) und das Unterrichtsprinzip "Vorbereitung auf die Arbeits- und Berufswelt mit Schwerpunkten in der 3. und 4. Klasse" wahrzunehmen ist.
Eltern als Faktor schulischer Bemühungen sollen bzw. können ihren Beitrag in Erziehung und Bildungsprozessen leisten.

Zunehmend in einer EU - Wissensgesellschaft spielen auch die erwachsenenpädagogischen Bildungseinrichtungen mit thematischen Schwerpunkten für Eltern eine Rolle ("Erwachsenenschule").

IT - Hinweis

https://tiroler-bildungsforum.at/erwachsenenschulen/ (7.11.2024)

  • Interkulturalität als gesellschaftliche Realität wirkt sich in allen Bildungsbereichen aus. Besonders der Kindergarten und die Schule gelten als Motor des interkulturellen Dialogs und einer Basis des gesellschaftlichen Miteinanders.
Eine Zusammenarbeit mit zugewanderten bzw. geflüchteten Eltern unterscheidet sich nicht grundsätzlich von allgemeiner Elternarbeit. Besondere Aspekte und Herausforderungen können sprachliche Barrieren, falsche Vorannahmen und kulturelle Unkenntnis sein. Elternarbeit kann hier eine schwierige Aufgabe werden und sein.

Begegnungsorte in einer Demokratie    

Viele Begegnungsorte werden weniger und verschwinden, Neues entsteht nur langsam und ist oft weniger zugänglich. Die Orte, an denen Gesellschaft sich trifft, sie erodieren. Das ist eingebettet in einen längeren, bereits Jahrzehnte laufenden Prozess: dem Abschied von der Massengesellschaft, dem langsamen Verschwinden von Großorganisationen wie Gewerkschaften, Parteien und Kirchen, einer zunehmenden Individualisierung der Lebensgestaltung, gepaart mit einem Abbau staatlicher Infrastrukturen.

Das zunehmende Fehlen von Begegnung schadet unserer Demokratie. Es lohnt sich deshalb, diesen alltäglichen Begegnungsorten Aufmerksamkeit zu schenken. Der Anteil der Elternarbeit für und in Bildungseinrichtungen und erwachsenenpädagogischer Bildung soll nicht unterschätzt werden.

Demokratien beruhen darauf, dass Menschen sich über die Regeln ihres Zusammenlebens verständigen. Anders als in Autokratien oder Monarchien sind in Demokratien die meisten Mitglieder einer Gesellschaft an der Entscheidungsfindung beteiligt. In liberalen Demokratien werden Abstimmungsregeln ergänzt durch einige Rechte, die Menschen in die Lage versetzen, in Freiheit zu leben, sich zusammenzuschließen und zu artikulieren und so effektiv am Finden von Regeln teilzuhaben. Dafür müssen sie freiwillig Kompromisse eingehen und nicht unbedingt ihre Interessen durchsetzen.

Dazu ist es wiederum nötig, dass wir Andere als legitime Mitglieder einer Gesellschaft anerkennen – wofür wir diese Anderen regelmäßig erleben müssen. Genau das geschieht auch an Begegnungsorten im Alltag.

Es gibt gut funktionierende digitale Alternativen zum persönlichen Austausch. Wir begegnen uns tagtäglich online, tauschen uns auf Twitter aus, sprechen über Facetime oder Whats App miteinander, lachen miteinander im Freundesvideochat. Auch der Zugang zu Informationen ist im Internet scheinbar grenzenlos. Die Coronapandemie hat viele technische Entwicklungen verstärkt, auch die "digital literacy" der breiten Bevölkerung hat durch sie einen Sprung gemacht. Vor allem Videokommunikation ist für eine breite Masse zugänglich geworden, fast jeder Messenger unterstützt sie heute, ergänzt durch häufig im Arbeitskontext vorkommende Programme wie Teams, Zoom und Co. Das schafft Freiräume, ohne Zweifel. Aber es verändert auch die Art und die Häufigkeit, mit der wir einander begegnen.

Eine echte Auseinandersetzung, ein wirklicher Austausch mit den Haltungen, Meinungen und Lebensrealitäten anderer Menschen findet dort nur ganz selten statt. Man erlebt stattdessen pöbelige Debatten in sozialen Medien, Algorithmen schlagen einem immer radikalere Videos auf Youtube oder Tik Tok vor, man liest skandalisierende Artikel und die Diskussion im Berufskontext beschränkt sich auf die Sachebene. Gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht so kaum. Die Hoffnung auf eine bessere Gesellschaft durch digitale Vernetzung: Sie hat sich nicht erfüllt. Digitale Begegnung ist eben nicht dasselbe wie Begegnung mit voller körperlicher Kopräsenz. Es fehlen die schüchternen Beobachtungen, die unerwarteten Augenblicke, der Zufall der Begegnung, die Eindrucksfülle, die die gleichzeitige Anwesenheit mit sich bringt, die Kreativität der gemeinsamen Mittagspause.

  • Demokratie fehlt Begegnung. Sie fehlt, weil die Orte weniger, ungepflegter, exklusiver und getrennter geworden sind.
  • Demokratie braucht Begegnung, um zu funktionieren. Demokratie braucht also auch Begegnung. Sind es nicht vielmehr gut gebildete Eliten, eine funktionierende Zivilgesellschaft, ein Rechtsstaat und repräsentative Parlamente, die entscheidungsfähig sind, die eine Demokratie braucht? Aber eine Demokratie lebt auch davon, dass ihre Mitglieder sich als legitime Andere anerkennen. Sie lebt von Kompromissen, niemand bekommt seinen Willen. Um damit zu leben, müssen wir die Interessen der Anderen, mit denen wir abstrakt Kompromisse eingehen, anerkennen – und dafür sie als Personen. Und dafür wiederum müssen wir ihnen begegnen – nicht allen, aber doch einigen mehr als unserem eigenen Umfeld, einer Auswahl der Menschen sozusagen, mit denen wir uns eine Demokratie teilen.
IT - Hinweis

https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-7141-4/demokratie-fehlt-begegnung/ (9.10.2024)

Vorberufliche Bildung    

Interkulturalität    

Dokumentation    

Literaturhinweise    

Brandau H. - Pretis M. (2008): Professionelle Arbeit mit Eltern. Arbeitsbuch I: Grundlagen, Innsbruck - Wien - Bozen

Brandau H.- Pretis M. (2009): Professionelle Arbeit mit Eltern. Arbeitsbuch II: Herausforderungen und Konfliktlösungen, Innsbruck - Wien - Bozen

Beinke L. (2000): Elterneinfluss auf die Berufswahl, Bad Honnef

Brandau H. - Fischer Chr.- Pretis M. (2010): Professionelle Arbeit mit Eltern. Arbeitsbuch III: Settings und Brennpunkte, Innsbruck - Wien - Bozen

Eder F. (2007): Das Befinden von Kindern und Jugendlichen in der österreichischen Schule - Befragung 2005, Reihe Bildungsforschung des BMUKK, Bd. 20, Innsbruck - Wien - Bozen

Fend H. (2008): Schule gestalten. Systemsteuerung, Schulentwicklung und Unterrichtqualität, Wiesbaden

Hurrelmann K. - Laaser U. (2003): Handbuch Gesundheitswissenschaften, Weinheim

Korte J. (2004): Mit Eltern an einem Strang ziehen. Mehr Schulerfolg durch gezielte Elternarbeit, Donauwörth

Korte J. (2008): Erziehungspartnerschaft Eltern - Schule von der Elternarbeit zur Elternpädagogik, Weinheim

Krainz G. (2008): Clearing - Mein Weg in die Zukunft, in: Erziehung und Unterricht 5 - 6/ 2008, 437 - 441

Sacher W. (2008): Elternarbeit, Bad Heilbrunn

Sacher W. (2009): Elternarbeit schülerorientiert, Berlin

Schreiner M. (1996): Zusammenarbeit mit ausländischen Eltern, in: Schulverwaltung: Ausgabe Bayern 19 (4) 138 - 140

Schwerpunkt Politische Bildung und Schule, Die Deutsche Schule/ DDS 2/ 2020

Wischer B. (2009): Was wissen wir über erzieherische Wirkungen der Schule? Eine zusammenfassende Darstellung des Forschungsstandes, in: Friedrich Jahresheft XXVII/ 2009, 19 - 22

Zum Autor    

APS - Lehramt (VS - HS - PL 1970, 1975, 1976), zertifizierter Schülerberater (1975) und Schulentwicklungsberater (1999), Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol (1993-2002)

Absolvent Höhere Bundeslehranstalt für alpenländische Landwirtschaft Ursprung - Klessheim/ Reifeprüfung, Maturantenlehrgang der Lehrerbildungsanstalt Innsbruck/ Reifeprüfung - Studium Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat (1985), 1. Lehrgang Ökumene - Kardinal König Akademie/ Wien/ Zertifizierung (2006); 10. Universitätslehrgang Politische Bildung/ Universität Salzburg - Klagenfurt/ MSc (2008), Weiterbildungsakademie Österreich/ Wien/ Diplome (2010), 6. Universitätslehrgang Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), 4. Interner Lehrgang Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung (2016) - Fernstudium Grundkurs Erwachsenenbildung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium, Comenius - Institut Münster/ Zertifizierung (2018), Fernstudium Nachhaltige Entwicklung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium, Comenius - Institut Münster/ Zertifizierung (2020)

Lehrbeauftragter Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/ Universität Wien/ Berufspädagogik - Vorberufliche Bildung VO - SE (1990-2011), Fachbereich Geschichte/ Universität Salzburg/ Lehramt Geschichte - Sozialkunde - Politische Bildung - SE Didaktik der Politischen Bildung (2026-2017)

Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche Österreich (2000-2011), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks Tirol (2004 - 2009, 2017 - 2019)

Kursleiter der VHSn Salzburg Zell/ See, Saalfelden und Stadt Salzburg/ "Freude an Bildung" - Politische Bildung (2012 - 2019)

MAIL dichatschek (AT) kitz.net

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 7. November 2024