Nikolausbräuche
Herbert Jenewein
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Vorbemerkung |  |
Studien der Volkskunde haben im Anschluss an ein Studium am Institut für Volkskunde - Europäische Ethnologie/ Universität Innsbruck das Ziel einer Dokumentation universitärer Arbeiten bzw. in der Folge von Untersuchungen relevanter Themenbereiche in einer pluralen Gesellschaft unter Einschluss kulturell - religiöser Kompetenz.
Einleitung |  |
Der heilige Nikolaus verkörpert die christlichen Werte der Uneigennützigkeit und Nächstenliebe. Seine Legende geht auf den Bischof Nikolaus aus Myra an der türkischen Mittelmeerküste zurück, der einst mit zahlreichen Wundertaten und Spenden Menschen in Not geholfen haben soll.
Der Nikolaus ist damit nach wie vor ein großes Vorbild, wenn es um Spenden und Schenken geht.
1 Nikolaus in anderen Ländern |  |
Nikolaus ist der Schutzpatron der Kinder. Er beschenkt jene, die artig waren, mit Süßigkeiten und kleinen Gaben. Die Unartigen lässt der Heilige oft durch seine Begleiter bestrafen: wie etwa Knecht Ruprecht in Deutschland, den Krampus in Österreich oder den „Zwarte Piet“ in den Niederlanden. Jedes Land feiert auf ganz eigene Weise den Festtag am 6. Dezember.
1.1 Sinterklaas in den Niederlanden |  |
Der Nikolaus (Sinterklaas) ist in den Niederlanden wichtiger als der Weihnachtsmann. Am „Pakjesavond“, dem Paketabend am 5. Dezember, findet die Bescherung statt. Die Geschenke werden dabei liebevoll und originell verpackt, mit kurzen Reimen und lustigen Sprüchen beschrieben.
Der heilige Sinterklaas kommt übrigens bereits Mitte November mit dem Schiff im Land der Seefahrer an. Seine Ankunft wird live im Fernsehen übertragen. Einige Wochen lang fährt er dann zusammen mit seinem Helfer dem „Zwarte Piet“ (Schwarzer Peter) durch ganz Holland.
Auch in Österreich stellen die Kinder am Vorabend des Nikolaustages ihre Schuhe vor die Tür, damit der Nikolaus sie mit Süßigkeiten, Nüssen, Lebkuchen und Mandarinen befüllt. Gefürchteter Begleiter des netten Nikolaus ist der Krampus bzw. die Perchten. Sie sollen unartige Kinder bestrafen. Oft treten sie in Gruppen auf und sehen wahrlich zum Fürchten aus: Zotteliges Fell, grotesk geschnitzte Masken oder rasselnde Ketten.
Der Nikolaus heißt in der Schweiz „Samichlaus“. Artigen Kindern schenkt er Früchte, Nüsse und Süßigkeiten. Auch er hat einen Knecht Ruprecht dabei, den bärtigen „Schmutzli“ mit schwarzer Kutte und Sack. Den nicht so artigen Kindern droht er damit, sie in seinen Sack zu stecken.
Der Heilige Samichlaus als alte Überlieferung am 6. Dezember und die Tradition des Schenkens von Leckereien wie Nüssen, Lebkuchen, Orangen und kleinen Aufmerksamkeiten wurde dem Heiligen Nikolaus gewidmet, um seinen guten Taten zu gedenken. Der Bischof von Myra, der im vierten Jahrhundert nach Christus als besonders barmherzig galt, wurde «Heiliger Nikolaus» genannt und war vor allem dafür bekannt, stets den Armen zu helfen und sie in der kalten Jahreszeit mit Essen und Kleidung zu unterstützen.
In der (Zentral -) Schweiz gilt der "Samichlaustag" vor allem als Familientag: die Familien oder Freunde kommen zusammen, um gemeinsam Kaffee zu trinken oder zum Nachtessen. Bei manchen Familien kommen der Samichlaus und sein «Schmutzli» (Gehilfe) sogar höchstpersönlich zu Besuch. Dann wird ein «Samichlaus - Versli» von den Kindern vorgetragen und im Gegenzug gibt es Nüsse, Mandarinen, Schokolade und kleine Geschenke im Chlaus - Sack. Der Samichlaus sagt den Kindern auch, was sie im Laufe des Jahres gut gemacht haben und was nicht so gut gelaufen ist – der erzieherische Auftrag ist aber heute etwas in den Hintergrund gerückt. Der Samichlaus beschenkt an diesem Tag vor allem die Kinder, aber auch die Erwachsenen machen sich gern gegenseitig eine kleine Freude. Vor allem persönliche Geschenke für die Familienmitglieder werden immer beliebter.
1.3 Kleeschen in Luxemburg |  |
Die große Bescherung, wie sie bei uns zu Weihnachten üblich ist, findet in Luxemburg am 6. Dezember statt. Der luxemburgische Nikolaus „Kleeschen“ kommt mit einem voll Geschenken vollgepackten Rentierschlitten aus dem Norden und bringt seine Gaben zu den Familien. An diesem Tag haben die Schulkinder frei.
1.4 Väterchen Frost in Russland |  |
Der Nikolaustag wird in Russland nicht offiziell gefeiert – nur in der Kirche als „Tag des Heilands Nikolaus“ am 19. Dezember. Auch den Weihnachtsmann gibt es in Russland nicht – dafür aber Väterchen Frost „Ded Moroz“ mit seiner Enkelin „Snegurotschka“ (Schneemädchen). Für brave Kinder gibt es Geschenke unter den Weihnachtsbaum.
Die orthodoxen Russen feiern Weihnachten erst am 7. Januar, da sie ihre Feste und Feiertage nach dem julianischen Kalender begehen.
Es war einmal vor langer Zeit in einem weit entfernten Land ein Mann mit seiner Frau. Beide waren bereits zuvor verheiratet gewesen, doch ihre früheren Eheleute waren gestorben und so hatten sie wieder geheiratet. Beide hatten aus ihrer früheren Ehe je eine Tochter. Die Tochter der Frau war böse und gemein, während die Tochter des Mannes lieb
und sanft war. Die Frau liebte nur ihre eigene Tochter und ließ ihre Stieftochter den ganzen Tag hart arbeiten. Das Mädchen musste das ganze Haus alleine putzen und wurde von der Stiefmutter oft geschlagen. Doch dennoch hasste die Frau die Tochter des Mannes von Tag zu Tag mehr. Eines Tages, mitten in einem harten, kalten Winter, beschloss die Stiefmutter, dass das arme Mädchen in den tiefen Wald gebracht und sich selbst überlassen werden sollte. Der Vater des Mädchens wollte das natürlich nicht, doch seine Frau war so boshaft und herrisch, dass er mittlerweile Angst vor ihr hatte, seine Tochter tatsächlich mit in den Wald nahm und sie dort alleine ließ. Einsam und verlassen saß das Mädchen nun unter einem Baum. Doch schon nach kurzer Zeit hörte sie ein Knacken von Zweigen und kurz darauf eine Stimme, die sprach: „Frierst Du, liebes Kind?“ Das Mädchen erkannte die Stimme als die von Väterchen Frost und antwortete: „Nein, Väterchen Frost. Mir ist nicht kalt.“ Da fragte er sie nochmals und noch mal und kam näher und näher zu dem Kind.
Das Mädchen antwortete jedes mal, dass ihr warm sei, doch das arme Kind dauerte dem Väterchen so sehr, dass er es in einen weichen, prächtigen Mantel wickelte, die ganze Nacht wärmte und es am Morgen mit Geschenken überhäufte.
Der Vater bedauerte seine böse Tat inzwischen und kam am nächsten Tag in den Wald zurück, um seine Tochter zu retten und freute sich sehr, als er sie nicht nur lebendig, sondern auch warm bekleidet und mit großen Reichtümern beladen fand. Beide kehrten nach Hause zurück. Als sie wieder da waren und die Stiefmutter die Reichtümer des Mädchens sah, wollte sie sofort, dass auch ihre eigene Tochter in den Wald gebracht und dort eine Nacht verbringen solle. Natürlich hoffte sie, dass auch ihre Tochter reich beschenkt zurückkommen würde. Also ging der Mann in den Wald und ließ die Tochter der Frau dort zurück. Doch als er sie am nächsten Morgen holen wollte, erschrak er. Nicht beladen mit Reichtum, sondern kalt gefroren war der Leib des bösen Mädchens. Er brachte ihren Leichnam der bösen Frau zurück, nahm seine eigene Tochter bei der Hand und zog von der bösen Stiefmutter für immer fort. Und wenn er und das Mädchen nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
(Russisches Volksmärchen)
1.5 Santa Claus in den USA |  |
Der Nikolaus spielt in den USA keine große Rolle. Santa Claus dagegen schon. Der moderne Santa Claus hat traditionelle Elemente des historischen Saint Nicholas aus Myra, dem britischen Father Christmas und dem niederländischen Sinterklaas.
In den letzten Jahrhunderten hatte der Nikolaus durch die Kulturkreise hindurch ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild: Er trug einen roten, blauen oder grünen Mantel, er trug eine Mütze oder auch keinen Kopfschmuck, einmal blickte er finster drein und war eher von hagerer Gestalt, dann wieder war er rundlich, fröhlich und hatte einen langen weißen Rauschebart.
Heutzutage ist die vom amerikanischen Santa Clause geprägte Gestalt mit roter Mütze, rotem Mantel und langem Bart sehr bekannt. Den flauschigen Bart vom Weihnachtsmann imitiert dieser witzige Zuckerwattebart mit Vanillegeschmack auf besonders süße Weise. Und natürlich trägt der Weihnachtsmann von heute eine rote Mütze mit dem Schriftzug „Ho Ho Ho“ und modernster LED -Technik, damit er auch immer sieht, wo es lang geht.
IT - Hinweis
https://ifak-kindermedien.de/anlaesse-und-ereignisse/nikolaustag-so-feiern-andere-laendern/ (26.11.2024)
https://www.vivat-shop.at/magazin/jahreskreis/nikolaus/nikolaus-geschichte/ (26.11.2024)
2 Nikolaus und Krampus im Alpenraum |  |
Auch hier stellen die Kinder am Vorabend des Nikolaustages ihre Schuhe vor die Tür, damit der Nikolaus sie mit Süßigkeiten, Nüssen, Lebkuchen und Mandarinen befüllt. Gefürchteter Begleiter des netten Nikolaus ist der Krampus bzw. die Perchten. Sie sollen unartige Kinder bestrafen. Oft treten sie in Gruppen auf und sehen wahrlich zum Fürchten aus mit zotteliges Fell, grotesk geschnitzte Masken oder rasselnde Ketten.
Der heilige Nikolaus verkörpert die christlichen Werte der Uneigennützigkeit und Nächstenliebe. Seine Legende geht auf den Bischof Nikolaus aus Myra an der türkischen Mittelmeerküste zurück, der einst mit zahlreichen Wundertaten und Spenden Menschen in Not geholfen haben soll. Der Nikolaus ist damit nach wie vor ein großes Vorbild, wenn es ums Spenden und Schenken geht.
Als Bischof von Myra lebte er in der kleinasiatischen Region Lykien, die heutige Türkei. Über sein Leben existieren nur wenig belegte Tatsachen. Überlieferungen zufolge wurde er während der Christenverfolgung gefangen genommen und gefoltert. Dass er sein Vermögen, das er von seinen Eltern nach deren Tod erbte, unter den Armen aufteilte und Menschen in Not half, wurde auch von den Bischöfen Ambrosius von Mailand und Basiliu von Caearea berichtet. Bischof Nikolaus starb im Alter von 90 Jahren und wurde in Myra begraben. 1087 wurden seine Gebeine aus dem Grab gestohlen und nach Italien gebracht, wo sie noch heute in Bari besucht werden können.
2.1 Brauchtum |  |
Der Gedenktag wird von vielen Bräuchen begleitet. So kommt in Österreich am Abend des Nikolaustages der Nikolaus und bringt kleine Aufmerksamkeiten mit und wird von seinen Krampussen begleitet. In Berchtesgaden und Umgebung kommt auch das Nikoloweibl mit.
Das nächtliche Füllen der Schuhe geht auf drei Jungfrauen zurück, die nachts vom Heiligen Nikolaus reich beschenkt wurden, da sie kein Mann heiraten wollte, denn die Mitgift fehlte. Nikolaus nahm drei Säcke Gold und warf sie durch den Kamin in das Haus der Frauen. Genau dieser Gedanke soll an Nikolaus auch gedacht werden; miteinander teilen.
Gerne werden auch verkleidete Nikoläuse zu privaten Feiern eingeladen, wobei der Nikolaus dann in seinem „goldenen Buch“ nachliest, ob das Kind brav war, und somit beschenkt wird, oder schlimm, und deshalb keine Geschenke bekommt. In einigen Varianten wurde erzählt, dass auch der Nikolaus mit der Rute erschien, in der modernen Version hat diese der Krampus, welcher damit die schlimmen Kinder bestrafen soll.
2.2 Zur Geschichte |  |
Dieser Tage wird ein ganz besonderer Brauch in ganz Österreich zelebriert: Der Krampus- und der Nikolaustag. Dabei geht ihre Tradition bis in die keltische Zeit zurück.
Roter Mantel, Rauschebart und Süßigkeiten für Kinder: Die heutige Vorstellung vom Nikolaus hat wenig mit dem historischen Ursprung zu tun. Und doch reichen die Wurzeln der Vorstellungen und Bräuche wahrscheinlich bis ins 4. Jahrhundert zurück – zu Bischof Nikolaus von Myra in Kleinasien (heute Türkei). Sein Gedenktag in christlichen Kirchen ist der 6. Dezember.
Zu Lebzeiten hat Bischof Nikolaus späteren Legenden zufolge gute Taten vollbracht. So soll er sein Vermögen jungen Frauen geschenkt haben, die von ihren Eltern keine Mitgift erwarten konnten. Ohne Geld hätten sie als Prostituierte arbeiten müssen. Er soll auch Seefahrer vor Stürmen gerettet und heidnische Tempel zerstört haben. Historisch belegt ist sein Name auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325.
Forscher gehen davon aus, dass sich in Bischof Nikolaus die Erinnerungen an mehrere historische Figuren mischen. Ein Heiligenkult entwickelte sich erst im 6. Jahrhundert in Konstantinopel und breitete sich in Griechenland und den slawischen Länder aus. In deutschen Gebieten begann die Nikolaus - Verehrung erst im 10. Jahrhundert, als die griechische Ehefrau Kaiser Ottos II., Theophanu, Nikolaus - Bräuche aus ihrer Heimat mitbrachte.
Das Beschenken von Kindern gehörte bereits dazu. Im 15. Jahrhundert wurden dazu Schiffchen aus Papier gebastelt, in die der Nikolaus als Patron der Seefahrer seine Gaben legen sollte. Später lösten Stiefel, Schuhe oder Socken diese Schiffchen ab.
Als Gegenpol zum gütigen Nikolaus entstanden mit der Zeit furchteinflößende Begleiter die ungezogene Kinder einschüchtern sollten: in deutschen Landen Knecht Ruprecht, in Frankreich Père Fouettard, in der Schweiz Schmutzli und in Österreich und Bayern Krampus.
2.3 Der Heilige Nikolaus im Alpenraum |  |
Der Heilige Nikolaus ist einer der populärsten Heiligen der katholischen Kirche, dessen Festtag, der 6. Dezember, mit vielen Bräuchen verbunden ist.
In ganz Österreich und Südtirol (aber auch in Bayern) kommt der Heilige Nikolaus ("Nikolo") am Abend des Nikolaustags am 5. Dezember (mancherorts am 6. Dezember) mit seinen Krampussen (Kramperln, Klaubaufen, Ganggerln). Während der Nikolaus die Kinder, die das Jahr über brav waren, mit Geschenken belohnt, rasseln die bösen, teufelartigen Krampusse mit Ketten und erschrecken die Kinder, die böse waren. Im Berchtesgadener Land wird der Nikolaus auch von einem „Nikoloweibl“ begleitet.
Der Gaben spendende, gütige Heilige Nikolaus, dessen historisches Vorbild im vierten Jahrhundert n. Chr. in Kleinasien lebte, zieht mit wallendem Wattebart, Bischofsmütze und Krummstab von Haus zu Haus und von den finsteren, lärmenden und Angst einflößenden Krampussen begleitet. In manchen Gegenden steht die Darstellung des Nikolaus als Verkörperung des Guten, als Freude bringender, belohnender Bischof im Vordergrund, und der Krampus als Vertreter des Bösen und der Strafe spielt nur die Rolle eines Furchtmittels bei der Kindererziehung, in anderen Orten wirkt der Heilige eher blass und ist fast zu einer Randfigur geworden. Leider wurden die Auftritte der Krampusse mancherorts zur reinen Schau, was den ursprünglichen Charakter des Brauches völlig verdrängt.
In Stilfs im Vinschgau/ Südtirol laufen die Scheller mit bunten Tuchflicken bekleidet und schwere Kuhschellen tragend, zusammen mit den in Tierfelle gehüllten Klaubaufen, Ketten rasselnd, lärmend und schreiend am Abend des 5. Dezembers beim sogenannten Kloosen durch die Ortschaft.
Im benachbarten Mals wird an diesem Abend der Gaben bringende Bischof mit dem ohrenbetäubenden Lärm von Kuhschellen und Bockshörnern beim sogenannten Nikolaus - Aufwecken „geweckt“, im Berchtesgadener Land/ Bayern wiederum sind es ganz in Stroh gewickelte Gestalten, die Buttmandln, und die Ganggerln (Teufeln), die den Nikolaus begleiten.
Beim Nikoloumzug in Mitterndorf (Steiermark) knallen riesige in Stroh gehüllte Maskengestalten (die Schabmänner) ihre Peitschen beim Nikoloumzug.
Ein Freudentag für Kinder. In Tirol kommt der Nikolaus. Und zwar in guter Begleitung von einem oder mehreren hübschen Engeln und einem Krampus. Anfänglich geht dieser Brauch zurück auf den Hl. Nikolaus von Myra, einem Bischof, der im 4. Jahrhundert viele gute Taten für Kinder bewirkt hat. Auch heute tritt der schon etwas ältere Hl. Nikolaus mit langem weißen Bart im roten Gewand eines Bischofs auf. Die rot goldene Bischofsmütze und sein Bischofsstab sind auch dabei.
Traditionell am Abend des 5. Dezembers zieht der Heilige Nikolaus mit seinen Begleitern von Haus zu Haus um kleine Kinder zu beschenken. Wer seine obligatorische Frage „Seid ihr auch brav und fromm gewesen liebe Kinder?“ guten Gewissens beantworten kann wird mit allerlei Süßigkeiten und kleinen Geschenken bedacht. Außerdem kann der Nikolaus in seinem großen roten Buch genau nachlesen, welches Kind in diesem Jahr brav und welches nicht so brav war. Bei schlimmen Kindern rasselt der Krampus schon mit seiner Kette und schwingt die Rute. Sie müssen alle versprechen, im nächsten Jahr folgsamer zu sein. Der Nikolaus kann an einem Abend aber leider nicht zu jedem Kind kommen. Deshalb stellen manche Kinder einfach einen leeren Teller oder einen kleinen Sack in die Stube, damit sie der Nikolaus in der Nacht mit Süßigkeiten füllen kann. Am Nikolaustag, dem 6. Dezember, ist dann die Freude groß und zum Dank werden Nikolauslieder gesungen und Gedichte aufgesagt.
Der Nikolaustag ist in unseren Breiten ein Freudentag für Kinder, an dem sie beschenkt werden. Doch viele erwachsene Kinder können sich auch nur allzu gut an die Drohung der Eltern: „Wenn du nicht brav bist, dann kommt der Krampus und nicht der Nikolaus zu dir“ erinnern. Der Krampus oder „Kramperl“ ist im alpenländischen Brauchtum eine Schreckgestalt der Adventszeit, die als bösartiger Widerpart des Nikolaus unartige Kinder bestraft.
2.4 Nikolausabend |  |
Der Nikolausabend ist traditionsgemäß vor allem ein Tag der Kinder, da der Heilige Nikolaus seit Jahrhunderten als Wohltäter der Kinder verehrt wird. Der Brauch der Befragung der Kinder durch den Nikolaus, „ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien“, ist in diesem Brauch einer der wesentlichen Punkte. Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung, was er in einigen Ländern auch heute noch geblieben ist.
Erst wegen der negativen Einstellung der Reformatoren zur Heiligenverehrung wurde die Bescherung vielerorts auf den Heiligen Abend verlegt, und Nikolaus als Gabenbringer vom Christkind abgelöst. Leider hat sich im 19. Jahrhundert der US - amerikanische Brauch um Santa Claus entwickelt (dem Weihnachtsmann), die heute weltweit dominierende und kommerz - orientierte Variante des Heiligen Nikolaus. Kirchliche Verbände versuchen seit einigen Jahren, den Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann wieder bekannt zu machen.
Auch wurde die Figur des Heiligen Nikolaus längst als pädagogisch nicht korrekt eingestuft. Sein treuer Geselle, der Krampus, wird wegen seines ungestümen Wesens und seines Angst einflößenden Auftretens kritisiert, er selbst soll nicht mehr loben und schon gar nicht tadeln.
Ermahnungen der Kinder seien, so manche psychologisierende Kritiker, Aufgabe der Eltern und nicht eines bärtigen Mannes, der alles über die Kinder zu wissen scheint, und dadurch bei ihnen Ohnmachtsgefühle auslösen könnte. Der Trend geht hin zu einem Nikolaus, der ausschließlich einen netten alten Mann, der Geschenke bringt“ darstellt.
Klassiker unter den süßen Geschenken sind sicherlich Nikoläuse aus Schokolade. Ebenso gibt es Nikoläuse aus Lebkuchenteig oder Hefeteig. Gerade die gebackenen Nikoläuse kann man auch wunderbar gemeinsam mit Kind herstellen und zum eigenen Familienbrauch am Nikolaustag etablieren.
Neben Süßigkeiten wie Lebkuchen, Marzipan, Schokolade und typischen Weihnachtssüßigkeiten sind rotbackige Äpfel, Mandarinen mit Laub, Nüsse und Tannenzweige altbewährte, stimmungsvolle und deutlich gesündere Nikolausgeschenke.
Nikolausgeschenke zum Kreativsein: Knete, Malstifte, Bastelsets
Nikolausgeschenke zum Spielen: Taschenspiele, Kartenspiele, Zauberwürfel, Spielzeugautos, Spielfiguren, Scherzartikel, Seifenblasen
Nikolausgeschenke zum Bauen: kleine Sets mit Bausteinen, Teile für Kugelbahnen, Bauklötze
Nikolausgeschenke zum Liebhaben: Kuscheltiere, Puppen, Sammelfiguren
Nikolausgeschenke zum Tragen: Kuschelsocken, T - Shirts, Mützen, Armbänder, Ketten, Anhänger
Nikolausgeschenke für den Alltag: Becher, Kalender, witzige Stifte
Nikolausgeschenke für gemeinsame Aktivitäten: Gutscheine für Keksebacken, Lebkuchenhausbauen, Weihnachtsbasteln, Vorlesezeit und Wintersport
IT - Hinweis
https://www.alpenlaendische-spezialitaeten.com/de/blog/nikolaus-und-krampus-brauchtum-in-tirol?srsltid=AfmBOopXLjgFuYwTk4sphaK6mFbDOvCLSaN34Px_uPLM0khovDdyh8il (26.11.2024)
3.1 Nikolausstiefel |  |
Seit Generationen gibt es zum Nikolaustag den Brauch vom Nikolausstiefel. Dazu putzen die Kinder am Vorabend des 6. Dezembers ihre Stiefel oder Schuhe und stellen sie vor die Tür. Über Nacht kommt dann der Nikolaus, unter Umständen auch vertreten durch die Eltern und füllt die Stiefel mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken.
In früheren Zeiten wurden statt Stiefeln gebastelte Papierschiffchen in Deutschland vor die Tür gestellt. „Schiffchensetzen“ hieß dieser Brauch.
3.2 Nikolaus - Besuch |  |
Besonders eindrucksvoll für kleine Kinder ist ein persönlicher Besuch vom Nikolaus, der meist mit Sack und goldenem Buch ausgestattet im heimischen Wohnzimmer eine kleine Bescherung veranstaltet. Wer seinem Kind so ein Erlebnis bieten möchte, findet dafür online verschiedene Agenturen, bei denen man Nikoläuse plus Gehilfen buchen kann.
In einigen Gegenden in Deutschland verkleiden sich die Kinder am Abend des 6. Dezembers als Nikoläuse, gehen von Haus zu Haus und bitten um Süßigkeiten.
4 Nikolauserzählungen - Nikolauslieder |  |
Unsere liebste Leseliebe - Brauch zum Nikolaustag ist aber natürlich das gemeinsame Lesen einer schönen Nikolausgeschichte oder das Singen von Nikolausliedern.
In den Stiefel den Wunschzettel für den Weihnachtsmann/ das Christkind stecken.
4.1 Nikolauserzählungen/ Auswahl |  |
Mit dem sechsten Dezember verbinden viele Kinder den Brauch, am Vorabend ihre blank geputzten Stiefel vor die Tür zu stellen, die dann in der Nacht vom Nikolaus mit Leckereien wie Schokolade, Lebkuchen und Nüssen gefüllt werden. Aber der heilige Nikolaus war noch viel mehr als das: Er war ein angesehener Bischof, der durch seine guten Taten bis in unsere Zeit hinein einer der beliebtesten Heiligen ist.
Viel historisches Wissen über den heiligen Nikolaus haben wir allerdings nicht. Kritische Textanalysen haben gar ergeben, dass das heute verehrte Bild vom Nikolaus auf zwei historische Figuren zurückgeht. Im Laufe der Jahre verschmolz die Überlieferung zu Nikolaus von Myra und dem gleichnamigen Abt Nikolaus. Die Eckdaten der Biografie von Nikolaus von Myra sind allerdings wissenschaftlich belegt:
Nikolaus wurde um das Jahr 280 in der Patara, einer Stadt in Lykien, geboren. Es heißt, er wurde mit 19 Jahren von seinem Onkel (dieser hieß ebenfalls Nikolaus und war Bischof) zum Priester geweiht. Daraufhin wurde er Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra, ein Ort in der heutigen Türkei. Später wählte man Nikolaus zum Bischof von Myra. Historisch belegt ist, dass der Sohn reicher Eltern sein geerbtes Vermögen an die Armen und Hilfsbedürftigen verschenkte.
Im Zuge der Christenverfolgung unter den römischen Kaisern Diokletian und Galerius soll er gefangengenommen und gefoltert worden sein. Eine wichtige Lebensstation war Nikolaus Teilnahme am Konzil von Nizäa im Jahr 325, auf dem das Glaubensbekenntnis der Kirche beschlossen wurde, welches bis heute Christen verbindet. Um das Jahr 350 ist Nikolaus gestorben. Der Namenstag des heiligen Nikolaus ist der 6. Dezember, der vermutliche Todestag des Bischofs.
4.1.1 Nikolaus und die drei goldenen Äpfel |  |
Der echte Schokoladen - Nikolaus trägt drei goldene Äpfel in der Hand. Diese überreicht er drei Kindern als Geschenk. Aber was hat es mit den drei goldenen Äpfeln eigentlich auf sich?
Dahinter verbirgt sich die wohl berühmteste Geschichte, die man sich von Nikolaus Wirken in Myra erzählt. Einst lebte ein Mann, der drei Töchter hatte. Er selbst war so krank, dass er nicht arbeiten konnte und seine Frau war gestorben. So lebte die Familie in großer Armut, denn ohne das nötige Geld konnte der Vater seine drei Töchter nicht versorgen. So blieb ihm in seiner Not nichts anderes übrig, als die Mädchen auf dem Marktplatz als Dirnen anzubieten.
Der junge Nikolaus war zur gleichen Zeit gerade Erbe eines großen Vermögens geworden und ihm kam die Not der Mädchen zu Ohren. Er beschloss sofort zu handeln und der Familie zu helfen. In der Nacht trat er heimlich an das geöffnete Fenster, hinter dem die drei Mädchen tief und fest schliefen. Vorsichtig warf er drei Goldklumpen hinein. Sie hatten die Form von Äpfeln. Um die Mädchen nicht zu wecken, schlich Nikolaus sich leise wieder davon. Am nächsten Morgen entdeckte die jüngste Tochter die reiche Gabe und weckte sogleich ihren Vater und ihre beiden Schwestern. Die Erleichterung der Familie war groß und die Not der drei Mädchen schlagartig beendet. Sie mussten nie wieder unlautere Dienste verrichten und ihr Vater konnte seinen Töchtern nun sogar eine reiche Aussteuer mitgeben. Und jede von ihnen suchte und fand einen Gemahl, mit dem sie fortan glücklich und zufrieden lebte.
4.1.2 Nikolaus - Legenden/ Auswahl |  |
Zahlreiche Legenden ranken sich um den Heiligen Nikolaus. Aus ihnen leiten sich viele seiner Patronate ab und nicht zuletzt auch die Werte, die wir mit ihm verbinden.
Die wunderbare Kornvermehrung
Einst kam über die Stadt Myra und das ganze Land eine große Dürre, die die gesamte Ernte vernichtete. Die Menschen hatten nichts zu essen und überall litten sie großen Hunger.
Eines Tages gingen im Hafen der Stadt Schiffe vor Anker, die alle von unten bis oben mit Getreide beladen waren.
Als Nikolaus davon erfuhr, eilte er sofort zum Hafen und sprach zu den Seeleuten: „Lasst uns ein paar Säcke von eurem Getreide hier, ich bitte euch! Ihr habt so viel davon und die Menschen hier haben schrecklichen Hunger!“ Doch die Seeleute mussten ablehnen: „Tut uns leid, lieber Bischof. Dieses Getreide ist für den Kaiser in Konstantinopel bestimmt. Es ist genau abgewogen und wenn auch nur ein Gramm fehlt, wird er uns fürchterlich bestrafen.“
Darauf entgegnete Nikolaus: „Macht euch keine Sorgen. Gebt uns nur ein wenig, sagen wir hundert Scheffel. Ich verspreche euch, es wird euch in Konstantinopel nicht ein Gramm fehlen, sonst will ich nicht mehr Nikolaus heißen.“
Die Seeleute nahmen Nikolaus beim Wort und gaben ihm schließlich, worum er sie gebeten hatte. Als sie in Konstantinopel ankamen und das Getreide ablieferten, stellten sie erstaunt fest, dass Nikolaus Recht behalten hatte: Es fehlte nicht ein einziges Gramm.
Die hundert Scheffel aber, die sie in Myra gelassen hatten, machten die Menschen dort ganze zwei Jahre lang satt und reichten sogar noch für die Getreideaussaat.
Die Stillung des Seesturms
Einst war ein Segelschiff in einen großen Sturm geraten. Den Seeleuten gelang es nicht, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Das Meer tobte, der Sturm riss das Segel kaputt und das Schiff schwankte hin und her.
Plötzlich stand ein Mann am Steuerrad und sagte den Seeleuten, sie sollten sich nicht fürchten. Er lenkte das Segelschiff sicher durch den Sturm in den Hafen von Myra. Dann verschwand er wieder.
Am nächsten Tag gingen die Seeleute in die Kirche, um Gott für ihre Rettung zu danken. Dort erkannten sie Nikolaus, der hinter dem Altar stand, als ihren Retter. So wurde der heilige Nikolaus zum Schutzpatron der Reisenden und der Seefahrer.
Die Legende von den drei verarmten Jungfrauen
In Myra lebte ein armer Mann mit seinen drei Töchtern, die bald heiraten sollten. Zu jener Zeit war es üblich, etwas Geld mit in die Ehe zu bringen. Ohne eine solche Aussteuer war eine Heirat undenkbar. So klagte der Mann: „Ach, meine armen Töchter! Ich habe all unser Geld verloren und kann ihnen keine Aussteuer geben. Wie nur sollen sie einen Mann finden, der für sie sorgt?“ Er sah keine andere Möglichkeit, als seine Töchter für Geld anzubieten.
Bald erfuhr auch Nikolaus von dem Vorhaben des Mannes und dachte bei sich: „Der arme Mann. Wie verzweifelt muss er sein, wenn er seine eigenen Töchter verkauft? Ich werde ihm helfen. Wie gut, dass ich gerade etwas Geld geerbt habe. Das werde ich dem armen Mann für die Aussteuer seiner Töchter schenken.“
Doch als Nikolaus das Geld zusammenzählte, merkte er: „Hm. Das Geld, das ich geben kann, wird nur für eine Tochter reichen. Ich werde meine Freunde bitten, etwas dazuzugeben.“ Gesagt, getan: Nikolaus sammelte bei seinen Freunden Geld und schon bald stellte er zufrieden fest: „Wie gutherzig meine Freunde sind. Ich habe genügend zusammenbekommen, damit alle Töchter heiraten können. Aber wie soll ich dem Mann das Geld geben? Ich weiß, dass er sich zu sehr schämt, als dass er es annehmen würde. Ich muss es heimlich tun.“
Also schlich sich Nikolaus nachts zum Haus des armen Mannes und warf jedes Mal einen Geldbeutel durch ein offenes Fenster.
In den ersten beiden Nächten entkam Nikolaus unbemerkt. Als er sich aber in der dritten Nacht wieder davonmachen wollte, stürmte der arme Mann aus dem Haus und warf sich Nikolaus unter Tränen zu Füßen: „Du bist also der große Wohltäter, der meinen Töchtern ein besseres Leben ermöglicht hat! Wie soll ich dir nur jemals dafür danken?“ Nikolaus half dem Mann vom Boden auf, blickte ihn lächelnd an und sagte mit ruhiger Stimme: „Mir brauchst du nicht zu danken, danke lieber ihm .“ Dabei zeigte er zum Himmel.
Da erkannte der arme Mann, dass er in seiner Not nie alleine war. Die beiden blieben die ganze Nacht zusammen und unterhielten sich. Am nächsten Morgen war der Mann wie verwandelt und begann ein besseres Leben für sich und seine Töchter.
All diese Geschichten sind mehr als bloß Legenden, denn sie offenbaren uns die zentralen Werte, für die der heilige Nikolaus sein gesamtes Leben lang eintrat. Einige weitere Legenden finden Sie auf den Seiten des Ökumenischen Heiligenlexikons.
IT - Hinweis
https://www.dioezese-linz.at/heiliger-nikolaus/legende-die-drei-armen-toechter&ts=1732631427780 (26.11.2024)
4.1.3 Werte des Nikolaus |  |
Es sind vor allem die zeitlosen Werte der Selbstlosigkeit und Nächstenliebe, mit denen Nikolaus während seines gesamten Lebens und Wirkens positiv in Erscheinung trat. Auch zeichnete ihn eine große Achtsamkeit gegenüber allen Menschen in Not aus. So konnte er immer schnell erkennen, wann seine Hilfe vonnöten war.
Weitere wichtige Eigenschaften und Werte, die man Nikolaus zuschreibt, sind Barmherzigkeit, Güte, Nächstenliebe, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Tatkraft und viele weitere. Der heilige Nikolaus hat in der Weihnachtszeit mit einem starken Konkurrenten zu kämpfen, der außer seinem Äußeren (roter Mantel, rote Mütze und Rauschebart) nicht viel mit dem damaligen Bischof von Myra gemeinsam hat. Gemeint ist natürlich der Weihnachtsmann, der von der Werbe- und Konsumgüterindustrie längst vollständig vereinnahmt worden ist. Im Gegensatz zu diesem reinen Geschenkebringer hat der heilige Nikolaus viel mehr zu bieten: zentrale christliche Werte wie Nächstenliebe und uneigennützige Hilfe, gerade gegenüber schutzbedürftigen und armen Menschen.
4.2 Nikolauslieder/ Auswahl |  |
Das Lied "Lasst uns froh und munter sein" beschreibt die Vorfreude der Kinder auf das Nikolausfest. Es entstand im 19. Jahrhundert und begleitet viele Kinder bis heute.
Lasst uns froh und munter sein
und uns recht von Herzen freun.
Lustig, lustig, traleralala,
bald ist Nikolausabend da,
bald ist Nikolausabend da!
Dann stell ich den Teller auf,
Nikolaus legt gewiss was drauf.
Lustig, lustig, traleralala ...
Wenn ich schlaf, dann träume ich:
Jetzt bringt Nikolaus was für mich.
Lustig, lustig, traleralala ...
Wenn ich aufgestanden bin,
lauf ich schnell zum Teller hin.
Lustig, lustig, traleralala ...
Niklaus ist ein guter Mann,
dem man nicht genug danken kann.
Lustig, lustig, traleralala ...
1. Guten Tag, ich bin der Nikolaus.
Guten Tag, guten Tag.
Guten Tag, guten Tag.
Mit dem Sack geh ich von Haus zu Haus.
Guten Tag, guten Tag.
Guten Tag, guten Tag.
Es gibt viel zu tun,
es gibt viel zu tun,
ich hab' keine Zeit, mich auszuruhn.
2. Guten Tag, ich bin der Nikolaus.
Guten Tag, guten Tag.
Guten Tag, guten Tag.
Wie der Wind zieh ich durch's ganze Land.
Wie der Wind, wie der Wind.
Wie der Wind, wie der Wind.
Und am liebsten bleib ich unerkannt,
wie der Wind, wie der Wind,
wie der Wind, wie der Wind.
Stellt die Stiefel raus,
stellt die Stiefel raus,
und dann freut Euch auf den Nikolaus!
3. Guten Tag, ich bin der Nikolaus.
Guten Tag, guten Tag.
Guten Tag, guten Tag.
Heute Nacht, wenn alle schlafen gehn,
heute Nacht, heute Nacht,
heute Nacht, heute Nacht,
könnt ihr mich in euren Träumen sehen,
heute Nacht, heute Nacht,
heute Nacht, heute Nacht.
Bis der Morgen graut,
bis der Morgen graut,
und ihr fröhlich in die Stiefel schaut.
IT - Hinweis
https://www.familie.de/feiern/nikolaus-lieder-und-gedichte/ (26.11.2024)
Teil II Kulturwissenschaftlich - volkskundliche Beiträge aus dem deutschsprachigen Raum |  |
5 Das Breitenbacher Nikolausspiel |  |
Das Breitenbacher Nikolausspiel hat seine Entstehung großteils den barocken Mysterienspielen, auch Paradies- oder Erlösungsspiele genannt, zu verdanken. Der Inhalt umfasste die gesamte Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht (vgl. REITER 2007, 7).
Am Beginn des Nikolausspiels stand ein mittelalterlicher Einkehrbauch, in dem der Hl. Nikolaus als Wegweiser zur Seligkeit verehrt wurde. Im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation wurde der Brauch mit Elementen aus dem Theater verbunden. Durch den Jesuitenorden bildete sich in weiterer Folge eine dramatische Bildsprache heraus. Diese sollte das Belehrende geistlicher Ermahnungen besonders hervorheben (vgl. REITER 2007, 7).
In weiterer Folge erhielten abstrakte Begriffe menschliche Gestalt. Dies war aber der Aufklärung ein Dorn im Auge. Teile der Geistlichkeit lehnten sich nicht gegen den Aberglauben auf. Sie hielten die Aufklärung auch nicht als probates Mittel gegen heidnische Glaubensvorstellungen (vgl. REITER 2007, 7).
Das Groh des Volkes konnte in seinem naiven Glauben bleiben, dass heilige Spiele dazu beitragen können, Unwetter zu verhindern. Das geistliche Spiel diente symbolisch auch zur Sühnung der Schuld. Diese Sühne konnte Strafen Gottes in Form von Krankheiten, Missernten und Hagelschlag abweisen. Seitens der geistlichen Obrigkeit war das Wachhalten von Schuldgefühlen auch ein Mittel, um insbesondere Angst vor Veränderungen zu schüren (vgl. REITER 2007, 7).
Angst erregende Figuren sollten das religiöse Spiel nicht gefährden. Um die Jahrhundertwende wurde das Auftreten des gehörnten Teufels sogar verboten! Dieser bekam als Jäger verkleidet eine menschliche Gestalt. Obwohl man trotz dieser „Vermenschlichung“ blieb aber die Angst vor dem Bösen erhalten. Ab 1795 kontrollierte die Obrigkeit das Volksschauspielwesen. Mit der Gattung der „Nikolausspiele“ hat sich vor allem der Volkskundler Hans Schuhladen aus München auseinandergesetzt (vgl. REITER 2007, 8).
Das Breitenbacher Nikolausspiel war ein Stubenspiel. Im Text des „Läufers“ heißt es beim Verabschieden u. a.: „Adieu! lebet wohl! Ich muss nun wiederum voraus, um ihn im nächsten Haus anzusagen“ (vgl. REITER 2007, 8).
Das Breitenbacher Spiel wurde dadurch geprägt, dass es zu Aufführungen in verschiedenen Höfen kam. Es gibt im Spiel keine fortlaufende Handlung. Ernste und heitere Szenen wechseln sich ab. Es sind eigenständige, in sich geschlossene Einheiten, die durch eine gemeinsame Intention verbunden sind. Die Schauspieler (Figuren) eines Aktes bilden eine weiter ziehende Spielgruppe (vgl. REITER 2007, 8).
Nikolausspiele können als „vorweihnachtliches Brauchtheater“ bezeichnet werden Es handelt sich um heiter-satirische Szenen aus dem Volksleben früherer Jahrhunderte. Der namengebende Hl. Nikolaus wird vom Krampus begleitet. Der Nikolaus spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle und tritt nur als Randfigur auf. Im Mittelpunkt der Stücke standen damals Szenen aus dem Alltagsleben, jedoch immer mit einem moralischen Anstrich (vgl. REITER 2007, 9).
In den volkstümlichen Szenen treten Gestalten aus dem Volksleben auf. Diese erzählen mit ihren „Geschichten“ von den einstigen Wert- und Moralvorstellungen. Dabei gibt es meistens viel zu lachen – aber auch zum Nachdenken. Es treten Bauern, Hirten, Fischer und öl- oder branntweintragende Bettler auf. Immer geht es um menschliche Unzulänglichkeiten, die von Laienschauspielern umgesetzt werden. Der moralische Zeigefinger wird erhoben – aber auch mit Humor. Auch das „Jedermann - Motiv“ kommt vor, nur weitaus volksnaher, als beim heutigen „Jedermann“ der Salzburger Festspiele (vgl. REITER 2007, 9).
Ursprünglich ging das Breitenbacher Nikolausspiel auf mündliche Überlieferungen zurück, die nach den Aufführungen in den Jahren 1836 bis 1837 erstmals aufgezeichnet wurden. Im Zeitalter von Metternichs Verboten wurden keine Aufführungen mehr zugelassen (vgl. REITER 2007, 10).
Im Jahre 1885 hat es Eugen Schnell, der fürstlich Hohenzollern`scher Archivar in Sigmaringen war, in seinen „Brünner Heften“ beschrieben. Der Stadtkooperator Dr. Nicolaus Naschberger von Kitzbühel, hatte damals Eugen Schnell eine aus dem Anfang des laufenden 19. Jahrhunderts und von Breitenbach, einem Dorf im unteren Inntal in Tirol stammende Handschrift eines größeren Sankt Nikolaus-Spiels? unter dem Vorbehalt der Aufführung dieses Spiels in Nordtirol zu Verfügung gestellt (vgl. REITER 2007, 10).
Im Tiroler Landesmuseum wird auch das „Große Unterinntalerer Paradiesspiel“ aufbewahrt. Es handelt sich dabei um ein mehrere tausend Verse umfassendes Welttheaterstück. Aus diesem wurden einzelne Szenen herausgelöst und nach Tradition neu zusammengefügt. Dabei bildete sich die Spielgattung der „Nikolausspiele“ heraus (vgl. REITER 2007, 10).
Das „Breitenbacher Nikolausspiel“ ist eine Aneinanderreihung von Szenen, die aus Mysterien vom 17. bis zum 19. Jahrhundert zusammengesetzt sind. Eine größere Anzahl traditioneller Nikolausspiele sind miteinander verwandt. Sie tragen ihren Namen deshalb, weil sie in der Adventzeit gespielt werden und besinnlichen Inhalts sind (vgl. REITER 2007, 10).
Zu jedem Nikolausspiel gehören die „Ankünder“. Im Breitenbacher Spiel gibt es gleich vier: Kurier, Laufer, Weißer Laufer und Mohren - Laufer. Die „Vorläufer“ stimmen auf das Kommen des Hl. Nikolaus ein (vgl. REITER 2007, 11).
„Auch die Bauern Bartl und Isidor beklagen sich über die schlechten Zeiten, zu niedrige Erlöse und faule Dienstboten. Vor allem die Frauen haben es ihnen angetan. Gefunden hat aber noch keiner die Richtige.“ Diese Breitenbacher Bauernszene dürfte aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen. (vgl. REITER 2007, 11)
Nach 1885 wurde die Breitenbacher Bauernszene teilweise auch im Alpbachtal und Gsies in Südtirol übernommen (vgl. REITER 2007, 12).
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6 Bedingungen für die Genehmigung des Nikolausspiels |  |
Am 22. November 1811 hatte das bayrische Generalkommissariat eine eigene Verordnung für die einzuhaltenden Bedingungen des Nikolausspiels:
1. Bei den Nikolausspielen ist der Gebrauch geistlicher Kleidungen nicht erlaubt.
2. Zum Schrecken der Kinder darf der sogenannte „Klaubauf“ in manchen Orten nicht auftreten. Von den Seelsorgern ist am Tage vor der Aufführung des Spiels den versammelten Schulkindern in der Schule die Vermummung zu erklären, um der Vorstellung allen Eindruck von Übernatürlichem zu nehmen und sie den Kindern als bloßes Spiel vorzustellen.
3. Alles, was die Kinder im Laufe des Jahres Gehässige von ihren Nachbarn erfuhren, in Knittelversen hier anzubringen und dadurch Hass und Feindschaft nur allzu oft erregt wird, so sind sowohl die unsittlichen Darstellungen zu vermeiden, als auch alle Anzüglichkeiten bei strenger Ahndung hinweg zu lassen, und die Spielenden haben dem Seelsorger und Ortsvorsteher ihr Spiel des Tages zuvor entweder zur Einsicht vorzulegen, oder wenn es nicht geschrieben sein sollte, die Rollen vorzusagen, und sich genau nach dem zu halten, was bewilligt wird und auf alle Zusätze zu verzichten.
4. Das Nikolaus - Spiel kann nur von den Mitgliedern der Gemeinde und nie von Burschen aus fremden Gemeinden aufgeführt werden.
5. Dasselbe muss längstens abends bis 18 Uhr beendet sein, bei einer Strafe von 5 Fl für jeden Mitspielenden.
6. Die Spielenden können in kein Haus ohne ausdrückliche Bewilligung des Eigentümers eintreten.
7. Jene Gemeinden, welche das Nikolaus - Spiel auch bei sich aufführen wollen, müssen sich bei den königlichen Landgerichten melden, um eine Bewilligung anzusuchen.
8. Dasselbe findet nur an dem Nikolaus Tage Statt und darf nicht zeitlich verlängert werden.
9. Die Gemeindevorsteher sind für die Erhaltung der Ordnung bei denselben verantwortlich, Sie haben jeden sich hierbei ergebenden Exzess bei Strafe von 10 Reichsthalern dem Landgericht anzuzeigen und das Einschleichen fremder Burschen bei dieser Mumerei zu verhindern.
10. Wenn sich in einer Gemeinde bei der Aufführung des Nikolaus - Spiels Exzesse ereignen sollten, so findet bei denselben dieses Spiel in den nächsten drei Jahren nicht mehr statt.
An diese Verordnung hielt man sich bis zum Jahr 1815 (vgl. SCHUHLADEN 1984, 191-192).
Der frühere Befürworter der Spiele, Landrichter Car. Th. Beck, schlug 1812 dann aber ein generelles Verbot vor und kritisierte am 19.11.1812, dass die Spielenden sehr unsittlich die Gassen und Häuser der Dörfer, oft sogar bei Nacht durchziehen und die die Bewohner durch diese Art der Bettelei ums Geld bringen, Kinder erschrecken, öfter Leute misshandeln, dadurch und auf andere Art Raufereien veranlassen (vgl. SCHUHLADEN 1984, 193).
Im Jahr 1816 wurden die Nikolausspiele nach einer Erhebung der Spieltätigkeit von Wien aus verboten und dies wurde 1820 nochmals bekräftigt. Das war vermutlich das Ende zahlreicher Spiele in Tirol. Das Breitenbacher Spiel wurde jedenfalls laut einer überlieferten Handschrift in den Jahren 1836 und 1837 noch aufgeführt. Wie lange es nach diesen Jahren noch zur Umsetzung dieses Nikolausspiels kam, ist leider unbekannt. Vermutlich war es damals sogar die letzte Aufführung (vgl. REITER 2007, 10).
7 Nikolausspiele im Oberen Pustertal |  |
In manchen Gemeinden des Südtiroler Pustertales blieb die Tradition der Nikolausspiele bis heute erhalten. In anderen Orten des Tales ist es teilweise sogar zu einem Wiederaufleben des alten Brauchtums gekommen. Die Erinnerung an den Heiligen Nikolaus, der dabei zum Ausdruck kommt, steht nur bedingt im Zusammenhang mit seiner geschichtlichen Bedeutung (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 91).
Im Kern der Nikolausspiele steht ein Schauspiel, das durch Verwendung von dramaturgischen und lyrischen Elementen als eine moralische Ermahnung gesehen werden kann. Die Menschen sollen zur Reflexion ihrer Taten angeregt werden, Gleichzeitig will man die Differenz zwischen Worten und Taten zum Ausdruck bringen. Dabei wird aber die Ernsthaftigkeit eines Lehrstücks nicht immer als wichtig angesehen (vgl LENZER - MÜLLER, 91-92).
Wie es bei derartigen Volksschauspielen oft der Fall ist, finden auch humoristische Elemente darin Platz. Die an diesem Brauch teilnehmenden Laienschauspieler zeichnen sich einerseits durch eine scheinbar von Natur aus gegebene charakterliche Härte und Distanzlosigkeit aus, andererseits fallen sie mitunter durch Scherze und Bauernschläue auf (vgl. LENZER - MÜLLER, 92).
Die Frage nach der Herkunft dieser Tradition führt wiederum zur Erkenntnis, dass es schwierig ist, die „älteren“ Erklärungsversuche zu beweisen, Die Laienschauspieler berufen sich nämlich darauf. dass es sich um einen vorchristlichen, und daher heidnischen Brauch handeln könnte. Es fanden sicherlich schon zu vorchristlicher Zeit Kultspiele statt, die zum Beispiel die Sommer- und Wintersonnenwende zum Inhalt hatten (vgl. LENZER - MÜLLER, 92).
Im Laufe der Zeit könnten diese Aufführungen von unterschiedlichen Stämmen im später zu Tirol gehörenden Raum Teil der Kultur geworden sein. Der Ethnologe Karl Berger spricht sich gegen diese vor allem seit dem 19. Jahrhundert anerkannte Theorie aus. Sein Deutungsversuch orientiert sich an neueren Theorien, die sich auch im Volkskunde Studium an Universitäten immer weiter durchzusetzen scheinen (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 92-93).
Eine dieser Theorien besagt, dass die Mehrheit der Bräuche nach Meinung vieler heidnischen Ursprungs sein sollen. In Wahrheit sollen diese erst nach der Christianisierung zur Zeit des Mittelalters entstanden sein. Inwiefern auch ältere Traditionen Einfluss auf die Herausbildung dieser Bräuche ausübten, darüber kann heute keine wissenschaftlich fundierte Aussage mehr getroffen werden (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 93).
Viele Nikolausbräuche, zu denen sowohl die Umzugs- und Einkehrbräuche, als auch die regional sich unterscheidenden Nikolausspiele gehören, scheinen aber tatsächlich im Mittelalter entstanden zu sein. Dies beweisen zahlreiche Inhalte, wie zum Beispiel die Teilnahme des Heiligen Nikolaus von Myra, um den sich spätestens seit dem 6. Jahrhundert ein regelrechter Kult entwickelte. Dessen Brauchfigur scheint aber in den Nikolausspielen auf einen „Knabenbischof“ zurück zu gehen. Dargestellt wurde er von einem ausgewählten Schüler. Laut Karl Berger stellt diese Figur aber nur einen Bischof und nicht den Heiligen Nikolaus dar (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 93).
Die Ausstattung der Kleidung dieses Knabenbischofs zeigt unter anderem die Insignien eines geistlichen Würdenträgers, der genauso wie andere Maskierte, Teil des Prozessionszuges war (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 93-94).
Es handelte sich dabei eigentlich um ein Schüler- und Narrenfest, wodurch dieser Brauch in direkter kultureller Nähe zu den Narrenfesten und Fasnachten der damaligen Zeit stand. Diese wurden entweder am 26., 27. oder 28. Dezember abgehalten, Dabei handelte es sich im 14. Jahrhundert um eine zeitliche Vorverlagerung auf den 6. Dezember. Dies bedeutete auch, dass der dargestellte Bischof nun als Heiliger Nikolaus in Erscheinung trat (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 94).
Besonders die theologische und pädagogische Bedeutung standen zu Beginn der Knabenbischofspiele im Mittelpunkt der Aufführungen. Die am Umzug Teilnehmenden des jeweiligen Klosterbezirkes fingen bald an, den Umzug für ihre Zwecke zu nutzen und sammelten wertvolle Gegenstände ein. Diese Entwicklung führte im Jahr 1249 erstmalig zu einem Verbot, welches jedoch bald wieder aufgehoben wurde. Ein ähnliches Verbot wurde im Jahre 1435 vom Baseler Konzil judiziert. Das Einkehren und Beschenken blieb jedoch auch weiterhin Teil des Brauches, ebenso wie die Kombination mit einem privaten Bescherungsbrauch (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 94).
Betrachtet man die Entwicklung der Nikolausspiele im Tiroler Raum, so dürften diese erstmals im 17. Jahrhundert aufgeführt worden sein, In diesem Fall ging es um die Ausgestaltung von als in Klöstern sich entwickelnden Predigten, die sich an Knechte und Mägde richteten (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 94).
Die Herauslösung dieses Brauchs aus rein religiösen Ursprüngen führte zu einer Veränderung des Brauches selbst. An dieser Stelle ist es erwähnenswert, dass die Menschen der damaligen Zeit nur allzu gerne religiöse Deutungen übernehmen wollten, was jedoch im Widerspruch der Deutungsmacht der damaligen katholischen Kirche stand. In diesem Zusammenhang steht auch das Verbot des Schauspiels im Jahr 1795 (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 94-95).
Im 19. Jahrhundert begann sich diese Tradition, bis auf wenige Ausnahmen, wie zum Beispiel in Angerberg im Unterinntal, bis ins Jahr 1830 nachweisen lässt, Auch in Sexten im Pustertal, in dem die Spiele bis 1840 belegbar sind, lösten sich diese immer weiter auf. Dieser kulturelle Niedergang setzte sich bis ins 20. Jahrhundert weiter fort, So muss hier auch das Dorf Flirsch im westlich von Landeck liegenden Stanzertal erwähnt werden, Dort fanden die Nikolausspiele letztmalig im Jahr 1926 statt. (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 95).
Im südlichen Teil des Landes Tirol ist der Nachweis des Nikolausspiels erst zu einem noch späteren Zeitpunkt möglich, nämlich erstmalig 1794 in Prags, einem Seitental des Pustertales (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 95).
Einige Zeit später verbreiteten sich die Nikolausspiele im Südosten des Landes bis ins heutige Osttirol. Dazu ist allerdings zu sagen, dass dieser Brauch in Osttirol nicht sehr lange Verbreitung fand. Obwohl er ungefähr im Jahr 1850 auch in Lienz zu größerer Bedeutung gelangt sein soll, löste sich diese Tradition gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr auf (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 95).
Nur in den Gemeinden Thurn und Kartitsch ist ein Nachweis dieses Brauchtums bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts noch nachweisbar. Dem entgegen stehend hat sich dieser Brauch trotz Widerstands durch verschiedene religiöse Kreise im Jahr 1919 von dem durch einen von Italien annektierten Landesteils von Tirol viel stärker durchgesetzt. Eben in jenem Teil Tirols werden bis heute immer noch zumeist in unregelmäßigen Abständen Nikolausspiele abgehalten, oder wieder zu lebendiger Kultur rückgeführt. Hierbei ist auch eine Beeinflussung des Bezirks Bruneck auf den Bezirk Lienz evident, was eine sehr erfreuliche Entwicklung darstellt (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 95).
Auch im Südtiroler Pustertal findet der Brauch in folgenden Gemeinden bis heute statt: Prags, Gsies, Terenten (Obervintl), Pfalzen, Gais und Prettau im Ahrntal. Ebenso sind die Nikolausspiele in Innichen und Winnebach bis heute gelebtes Brauchtum. Prags, wo es nur alle 10-15 Jahre zu einer Aufführung kommt, bietet im Vergleich zu Innichen eine ganze Schar von Mitwirkenden, die mit einer sehr ins Detail gehenden Kostümierung ausgestattet sind (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99)
Speziell in Innichen ist eine Hinwendung zur traditionellen Form des Nikolausspiels feststellbar, denn dort ist die Aufführung mit einem kurzen Stubenspiel verbunden. Im Jahr 1980 wurde dieses Nikolausspiel erstmals aufgeführt, obwohl man keinen geeigneten Raum zur Verfügung hatte. So musste man auf die Örtlichkeiten von Gasthäusern ausweichen, wo die Zuseher direkt am Geschehen teilnehmen konnten. Im Gegenzug dazu findet das Pragser Nikolausspiel auf einer Bühne statt und hat eine zeitliche Länge von etwa eineinhalb Stunden (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Im lyrischen Teil des Schauspiels bezog man sich auf einen Text aus dem Dorf Winnebach. In diesem Zusammenhang ist Annemarie Oberhofer zu nennen. Sie bezog sich auf eine schrifltliche Aufzeichnung aus dem Jahr 1935, die vom 1911 geborenen Winnebacher Nikolaus Trojer stammte. Diese hat er in seiner Dienstzeit beim italienischen Heer zusammengestellt. Dabei veränderte Oberhofer einige Stellen des ursprünglichen Textes und schrieb ihn teilweise für die heutige Zeit um. Deshalb lassen sich auch Bezüge zu heutigen politischen Geschehnissen herstellen, die oft mit einem humoristischen Unterton die Zuseher bzw. -hörer zum Nachdenken anregen sollen (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Folgende Figuren besitzen im Innicher Nikolausspiel ein tragende Rolle: einerseits ist dies der „Bajaz“, ein Schausteller, der seinen Ursprung im venezianischen Raum zu haben scheint (Bajazzo) und auch bei Umzügen im Osttiroler Defereggental Teil des Schauspiels ist. Darauf folgend tritt ein Herr „Doktor“ in Erscheinung. Seine Figur erinnert nicht an einen Mediziner, sondern ist eher mit einem Hochstapler zu vergleichen (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Dieser möchte dem „jungen Weib“ beim Ziehen ihrer Zähne Schmerzen zufügen und gleichzeitig seine eigenen Heilmittel zum Verkauf anbieten. Eben jene Szene ist es, die Ähnlichkeiten mit der Quacksalberszene aus dem Neustifter Osterspiel, das bereits vor einigen Jahrhunderten entstanden ist, aufweist. Dies führte übrigens in Neustift zu Ausschreitungen. Diese waren auch der Grund für das Verbot des Osterspiele (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Auch die Figur des „Zillertalers“, welcher eher an an einen Krämer erinnert, der in früheren Zeiten regelmäßig ins Pustertal reiste und dort mit seinen Waren einen regen Handel betrieb, hat eine besondere Bedeutung. Er wird im weiteren Geschehen des Nikolausspiels vom „Gendarmen“ auf frischer Tat ertappt und in weiterer Folge festgenommen. (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99)
Zu den weiteren Figuren gehören der „Pfarrer“ und das „Sterzinger Mandl“, Beide hätten nicht gegensetzlicherer Natur sein können. Beim Letztgenannten handelt es sich eigentlich um einen an Schwerhörigkeit leidenden Bauern, der nur an weltlichen Dingen gefallen findet und sich um seine finanziellen Probleme sorgt (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Der Geistliche hingegen beschäftigt sich mit den Taten des „Sterzinger Mandls“ und wirft die Frage nach dem Jenseits auf. In der Rolle des Pfarrers ist ihm dies auf Grund der Tatsache, dass er selbst im Diesseits keine Sorgen um sein finanzielles und leibliches Wohl machen muss, eine leichte Aufgabe. Doch beide Figuren scheinen miteinander in einem Zwist zu sein und gehen nicht auf die Vorwände des anderen ein. Sie erscheinen im Nikolausspiel als Menschen, vor denen man nicht unbedingt Respekt haben muss (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Die aus dem christlichen Glauben abgeleiteten Figuren, wie „Engel“, „Nikolaus“, „Luzifer“ und die „Teufel“, welche im Grunde genommen Krampusse sind, vervollständigen die Gesamtheit der Darstellenden. In diesem Kontext sehnt sich die Figur des „Alten Mandls“ nach dem Tod. Diesen Wunsch gibt er aber schon bald auf, als nämlich der Tod neben ihm erscheint (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Er lässt aber kein Mitleid zu und nimmt dem „Alten Mandl“ auch die Ablegung der Sühne. In weiterer Folge führt das „Alte Weib“ nach der Aussprache von schlimmen Dingen einen Teufelstanz auf. Dies ist als Reaktion darauf zu deuten, dass sie erkannt hat, wie sehr die Versprechungen ihres Mannes erlogen waren. Am Ende des Schauspiels lehnt sich der Nikolaus gegen den Luzifer auf und unterbindet so die Durchführung jeder weiteren Bösartigkeit (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
Im Jahr 2003 wurde das Innicher Nikolausspiel ebenso in den Gemeinden Toblach, Niederdorf, Sexten, Vierschach, Heinfels und Winnebach zur Aufführung zugelassen. Es waren im Speziellen die Geschehnisse im Gasthaus Heinfels, an welche Annemarie Oberhofer gerne zurück dachte. Das dortige Publikum war zwar mit der Abhaltung der Spiele nicht mehr vertraut, brachte sich aber umso mehr in das Geschehen ein. Dadurch entstand eine Art Dialog zwischen Darstellern und Zuschauern, der die Aufführungen zu neuer Lebendigkeit führte (vgl. LENZER - MÜLLER 2005, 99).
8 Anklöpfeln in Stans als Tiroler Kulturerbe – ein einzigartiger Brauch |  |
Der auch als „Staner Anklöpfeln“ bezeichnete Brauch, dessen Existenz seit Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisbar ist, wurde in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die österreichische UNESCO - Kommission hat die identitätsstiftende Funktion des Brauchs für Stans bestätigt (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
Alle zehn Jahre findet nunmehr die Tradition des Anklöpfelns statt, allerdings konnte dieses Zeitintervall im Jahr 2020 aufgrund des Ausbruchs von Covid - 19 nicht aufrecht erhalten werden. „Mit dem klassischen Anklöpfeln hat dieser vorweihnachtliche Brauch aber nichts gemeinsam“, so die Aussage des Stanser Bürgermeisters Michael Huber und seinem Organisationsteam (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
Das habe auch die UNESCO - Kommission so beurteilt und stufte diesen Brauch als spezifische Veranstaltung des Dorfes Stans ein. Es handelt sich dabei um einen seit jeher unveränderten Brauch, bei dem Ablauf und Texte eine offene Kritik an weltlicher und kirchlicher Obrigkeit darstellen. Am Ablauf des Staner Anklöpfelns hat sich seit alters her nichts geändert.
Das Bettlerlied als Teil der Aufführung nimmt die Obrigkeit auf das Korn, wohingegen im Vergleich mit der traditionellen Herbergssuche in der Adventzeit Maria und Josef fehlen (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
Als Schöpfer dieser kuriosen Obrigkeits - Beschimpfung gilt der Volks- und Bauerndichter Hans Obrist (1798-1822), der einige Gedichte und eine satirisch-politische Bauernkomödie verfasste. Angeführt wird die rund 30 - köpfige Männerschar vom „Urbal“, dem rund 25 Leviten mit hohen spitzen Hüten, bodenlangem Talar und weißem Überwurf folgen, die das Gesicht hinter langen Bärten aus Baumflechten verborgen haben (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
Hauptfiguren sind ein dickbäuchiger „Bacchus“, dessen unförmiger Bauch als Auflage für das schwere aus dicken Holzseiten bestehende „Klöpfler - Buch“ dient. Aus diesem liest, beziehungsweise singt der Hohe Priester die Texte des Klöpfler - und Bettlerliedes. Begleitet wird er dabei von einem Rauchfass schwingenden „Mesner“ und zwei durchaus christlich wirkenden Ministranten (vgl. FURTNER - HÖRHAGER - NAUPP 2018, 221-222).
Am Ende des Liedes beginnt sich die Gruppe der „Leviten“ aus der Mitte zu bewegen und wortlos und andachtsvoll wie sie in die Stube gekommen sind, bewegen sie sich zu den Gitarrenklängen ihres Anführers ins Freie und zum nächsten Aufführungsort. Nur der „Urbal“ mit Lederhose, langer Pfeife und Buckelkorb ausgerüstet, zieht noch seine Runden, um einen Obolus zu erbetteln. Erwähnenswert ist auch die Tatsache, dass nach Beendigung der Vorführung die Aufführenden der Anklöpfler - Gruppe mit einem Stamperl Schnaps belohnt werden (vgl. FURTNER - HÖRHAGER - NAUPP 2018, 223).
Zusammenfassend gehören zur rund 30 - köpfigen Gruppe ein Hoher Priester, ein Baccus, zwei junge Ministranten, sowie die etwa 25 Leviten, die an den Samstagen vor Weihnachten in Gasthäusern und größeren Bauernhöfen das bereits erwähnte Anklöpfler- und Bettlerlied vortragen (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
In den Liedtexten werden unter anderem Begebenheiten aus dem Alten Testament und altes Tiroler Brauchtum besungen. Das Bettlerlied bringt aber auch unüberhörbare Kritik an weltlicher und kirchlicher Obrigkeit zum Ausdruck, die der notleidenden Bevölkerung des 19. Jahrhunderts sogar das Betteln verbot (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
Über die Herkunft des Brauchs gibt es unterschiedliche Theorien, zum Beispiel die Deutung des Brauchs als Überbleibsel eines altgermanischen Kults. Auch seitens der Gemeinde Stans und des Organisationsteams wurde dies als Interpretationsmöglichkeit in den Raum gestellt. Sie sprechen von einem kuriosen Brauch, der sich beispielhaft an der seltsamen Aufmachung der Figuren niederschlägt (von: https://tirol.orf.at/stories/3102569/).
Der Volkskundler Viktor von Geramb sprach im Zusammenhang mit dem „Staner Anklöpfeln" von einem der originellsten und altertümlichsten Bräuche Österreichs. In früheren schriftlichen Aufzeichnungen wird der Brauch als ein Konglomerat von germanisch - heidnischen und christlichen Elementen bezeichnet. Die Entstehungszeit des Bettlerlieds wird von Experten, wie dem Volkskundler Friedrich Haider angenommen, dass es nach 1809 entstanden ist. Erklärt wird dies damit, dass im Schwaz des Jahres 1809 mehr als 400 Häuser von bayerisch-französischen Truppen in Brand gesteckt wurden. Haider folgerte deshalb, dass das Bettlerunwesen sehr stark zunahm und weit über die damals geltende Toleranz stieg. Dies ist der Grund, warum Bettlerszenen auch in den Nikolausspielen der früheren Zeit eingebaut wurden (vgl. FURTNER - HÖRHAGER - NAUPP 2018, 223-224).
Über die Gestalt des „Bacchus“, der von seiner Gestalt her an eine türkische Abstammung denken lässt, ist sich Haider sicher, das er seinen Ursprung in Schwaz hat. Denn es waren Schwazer Bergknappen, die bei der Türkenbelagerung beziehungsweise Besetzung Wiens als Mineure eingesetzt wurden und die als Dank dafür einen Turban mitnehmen durften. Im ehemaligen Gasthaus Knappe weist heute noch das Wirtshausschild auf diese Zeit hin. Bei der Herkunft der Figur des Hohen Priesters ist sich Haider hingegen nicht so sicher. Der Grund für die Verwendung dieser Figur beim Stanser Anklöpfeln könnte aber laut seinen Worten auch die Bewunderung der Stanser für die beeindruckende Gestalt dieses Hohepriesters bei den Passionsspielen in Schwaz und Brixlegg handeln (vgl. FURTNER - HÖRHAGER - NAUPP 2018, 224).
Der eigentlichen Bedeutung des Staner Brauches ist wohl der Rumer Pfarrer Franz Pircher (1912-1996) am nähesten gekommen. So schreibt er in einem Leserbrief aus dem Jahr 1962 in der Tiroler Tageszeitung: „Dieser Anklöpflerbrauch schaut aus wie eine Verspottung oder Auflehnung der Staner gegen die Herrschaft des Stiftes Fiecht. Das Ganze schaut aus wie die Nachäffung des klösterlichen Lebens.“ Für ihn hat dieser Volksbrauch im Eigentlichen nichts mit dem Advent zu tun, sondern könnte gar als eine Art von „Fasching“ gedeutet werden, der von der voradventlichen in die adventliche Zeit in das Brauchtum eingegliedert wurde (vgl. FURTNER - HÖRHAGER - NAUPP 2018, 224).
IT - Hinweis
https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/staner-ankloepfeln (26.11. 2024)
Literaturhinweise |  |
Furtner J. - Hörhager P. - Naupp Th. (2018): Stans. Ein Tiroler Dorf im Wandel der Zeit, St. Gertraudi
Lenzer B. - Müller M. (2005): Lebendiges Brauchtum in Osttirol und im Südtiroler Pustertal, Innsbruck
Reiter M. (2007): Breitenbacher Nikolausspiel, Innsbruck
Schuhladen H. (1984): Die Nikolausspiele des Alpenraumes, Innsbruck
9 Zur Geschichte der Glocke |  |
Seit urdenklichen Zeiten haben die Völker der Erde akustische Zeichen für kultische Handlungen verwendet. Auch Freud und Leid wurden derart verkündet.
Die ältesten Glocken stammen aus China, wo schon 3.000 Jahre vor Christus sogenannte „Gongs“ aus Kupfer gehämmert wurden. Unabhängig davon wurden in den frühen Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens Glocken entwickelt. Auch die Römer verwendeten Glocken als Rufzeichen in Bädern, Tempeln und für militärische Zwecke.
Da die Glocken mit vorchristlichen Bräuchen in Verbindung gebracht wurden, stand das Christentum deren Verwendung zunächst eher ablehnend gegenüber. Erst im 2. Jahrhundert nach Christus wurde die Glocke zum Symbol der Verkündigung des Evangeliums und ihr Klang als Rufzeichen benützt.
Durch irische und schottische Missionarsmönche kam die Glocke Mitte des 6. Jahrhunderts nach Mitteleuropa und erlebte den ersten großen Aufschwung dank der Förderung durch Kaiser Karl den Großen zu Beginn des 9. Jahrhunderts.
Mit dem kulturellen Wandel und dem Entstehen der Städte als Zentren von Handel und Handwerk übernahmen im 13. Jahrhundert Bürger die Aufgabe des Glockengießens; nicht zuletzt auch deshalb, weil immer größere Glocken gewünscht wurden und aus Transportgründen diese vor Ort – direkt neben dem jeweiligen Kirchturm – gegossen werden mussten.
Durch Erfahrungswerte gelang es den Glockengießern bis ins 15. Jahrhundert die Form der Glocke so zu gestalten, dass der Klangaufbau und die gewünschte Tonfolge beeinflusst werden konnten. Dies ermöglichte ein mehrstimmiges Läuten verschiedener Glocken ohne disharmonische Klänge.
Mit dem 30-jährigen Krieg im 17. Jahrhundert erlitt die Kunst des Glockengießens leider einen schweren qualitativen Einbruch und viele Kenntnisse gingen verloren. Charakteristisch für die Zeit danach sind Glocken mit besonders üppiger Verzierung, zunehmender Größe und mäßigem Klang.
Als herausragendes Beispiel gilt die größte Glocke der Welt mit 195.000 kg, welche 1732 in Moskau gegossen wurde. Die Verbesserung der Verkehrswege zu Beginn des 19. Jahrhunderts ermöglichte feste Gussstätten und beendete die Tradition eines „Wandergewerbes“. Die nun gleichbleibenden Bedingungen förderten das Experimentieren und rückten die musikalische Qualität der Glocken wieder in den Vordergrund.
9.1 Die Glockenform |  |
Die ältesten markanten europäischen Glocken wurden durch die Gießerkunst der Benediktiner beeinflusst (9.–12. Jahrhundert) und haben vorwiegend die Form eines Bienenkorbes („Bienenkorbglocke“). Glocken aus dieser Epoche besitzen eine steil abfallende, gleichbleibend starke Wand und einen Ton, der noch keinen Wohlklang vermittelt.
Anfänglich wurde die Glockenform einfach nach Augenmaß hergestellt. Einen wesentlichen Fortschritt bedeutete die Anwendung einer Schablone zum Aufbauen und Glattdrehen der Form. Die Gießer gaben auf diese Weise ihren Glocken eine vorher von ihnen bestimmte Kontur und sie konnten das Klangergebnis besser überprüfen.
Die Glockenformen bestanden jeweils aus einer Lehmschicht (dem inneren Teil der Form), einer Fettschicht (diese entsprach der zu gießenden Glocke und einer weiteren Lehmschicht (als äußerer Teil der Form). Ähnlich einer Art des modernen Kunstgusses wurden dann die Glocken mittels „Ausschmelzverfahren“ (Ausschmelzen des Fettes mit Feuer vor dem Guss) hergestellt.
Im 12. Jahrhundert verjüngte sich die Form des Glockenkörpers nach oben, der untere Durchmesser vergrößerte sich und die Glocke bekam mit der kleinen Haube die Umrisse eines Zuckerhutes („Zuckerhutglocke“). Dieser etwas hohe, schlanke Glockentyp erzeugt ein weitgehend ungeordnetes Klangbild und vermittelt einen etwas schrillen metallischen Ton.
Die konische Grundgestalt dieser Glockenform dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Einführung einer neuen Formtechnik – das „Mantelabhebverfahren“ – zurückzuführen sein. Bei diesem einfacheren Verfahren wurde die Fettschicht durch eine Lehmschicht, die vor dem Guss entfernt wurde, ersetzt. Interessanterweise hat sich seither die Art des Glockenformens nicht mehr wesentlich verändert.
In der Blütezeit der Gießerkunst (ca. im 15. Jahrhundert) stellte man experimentell fest, dass der vertikale Schnitt durch die Glocke (Rippe) in etwa 12 Segmente unterteilt und jedes Teilstück in eine bestimmte Relation von Höhe zu Durchmesser der Glocke gebracht werden musste. So entstanden Glocken, deren Töne im Verhältnis zueinander dem Klangideal sehr nahe kommen. Der damals entstandene Glockentyp ist bis heute die Grundform der europäischen Glocke.
Bezüglich des Klangbildes entwickelten sich nach Einführung des „Mantelabhebverfahrens“ unabhängig von den Zeitepochen folgende Glockentypen:
• Die Septim - Glocke ist seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar und war für lange Zeit die dominierende Glockenart in Europa. Ausschlaggebend dürfte wahrscheinlich der zufolge dünner Wandstärken geringe Materialbedarf gewesen sein.
• Die Non - Glocken sind primär in Italien verbreitet und an ihrer langgestreckten Form erkennbar.
• Die Sext - Glocke ist in musikalischer Hinsicht besser als die Septim- und die Non - Glocke. Sie hat – bis auf die Zwischenkriegszeit mit der Erzeugung von Stahlglocken – in den vergangenen Jahrhunderten nur eine geringe Verbreitung erlangt.
• Die Oktav - Glocke stellt die höchste Entwicklungsstufe der abendländischen Glocke dar. Aufgrund ihrer klanglichen Qualität ist dieser Glockentyp speziell für mehrstimmige Geläute und Glockenspiele geeignet.
Charakteristisch für die europäische Glockenform ist die nach Regionen und Glockengießerdynastien unterschiedliche Entwicklung. Durch das strenggehütete Geheimnis der Glockenrippe behielten sich manche Glockengießereien bezüglich des Klangbildes einen Know - how - Vorsprung über mehrere Jahrhunderte.
9.2 Der Glockenlängsschnitt |  |
(1) Der Kern entspricht der inneren Glockenform, gemauert aus Ziegel und Lehm.
(2) Die „Falsche Glocke“ besteht aus Lehm und hat Verzierungen aus Wachs an der Oberfläche. Dieser Teil entspricht der zukünftigen Glocke.
(3) Der Mantel, die äußere Glockenform aus Lehm.
(4) Der Steg ermöglicht die Führung der Spindel.
(5) Die Krone ist der „Kopf“ der Glocke und dient zur Aufhängung.
(6) Der Gussbecher mit der Eintrittsöffnung für das Flüssige Metall verhindert als „Metallspeicher“ beim Guss das Eindringen von Verunreinigungen (Schlacke) und ermöglicht das Nachsaugen des Metalls beim Erstarrungsprozess.
(7) Stahlbänder zum Heben des Mantels (Mantelabhebverfahren).
(8) Der Gusshohlraum, in den das Metall gegossen wird. Dieser Bereich entstand, indem man vorher die aus Lehm geformte „Falsche Glocke“ entfernt hat.
(9) Das Holzkohlenfeuer wird zur Trocknung der Form benötigt.
(10) Die Grundplatte, welche für den Transport der Glockenform in die Gussgrube dient.
9.2.1 Der Ton |  |
Glocken sind Musikinstrumente, die in ihrer komplexen Struktur mehrere Töne erklingen lassen. Der Tonaufbau z.B. einer Oktav - Glocke ist wesentlich durch den akustisch hörbaren Schlagton, die Prim, die Oberoktave, die Unteroktave, die Terz und die Quinte geprägt.
Die Herausforderung liegt nun darin, sowohl die unterschiedlichen Töne innerhalb einer Glocke als auch die Tonlage der Glocken zueinander harmonisch abzustimmen und zu gießen. Daher besteht der erste Schritt bei der Glockenherstellung in einer Bestimmung der Glockentöne.
Mit der Erfahrung der letzten Jahrhunderte und moderner Technik wird die Form einer Glocke so berechnet, dass der jeweils gewünschte Tonaufbau gesichert ist. Die errechnete Wandstärke der zukünftigen Glocke – die „Rippe“ – wird auf eine Schablone gezeichnet.
9.2.2 Die Gussform |  |
Jedes Gussstück benötigt zu seiner Herstellung einen identen Hohlraum. Dieser Hohlraum wird mit Hilfe einer Schablone erreicht.
9.2.3 Der Kern |  |
Aus Ziegel und Lehm wird mit der Schablone der erste Teil, der Glockenkern, geformt. „Lehm auftragen, trocknen, Lehm auftragen, trocknen, ...“ sind die wesentlichen Arbeitsschritte bei der Herstellung des Kerns und der beiden folgenden Formteile. Im Inneren des hohlen Kerns wird ein Holzkohlenfeuer unterhalten, um die Lehmschichten zu trocknen und zu festigen. Als Trennmaterial für die nächste Formstufe wird ein Asche - Wasser - Gemisch aufgetragen.
9.2.4 Die „Falsche Glocke“ |  |
Aus der Schablone wird jener Teil (Rippe) geschnitten, welcher der zukünftigen Glocke entspricht. Dadurch kann mit der Schablone der zweite Teil der Glockenform, die „Falsche Glocke“, entstehen. Am Schluss wird mit dem Schablonenbrett noch eine dünne Wachsschicht aufgetragen. Auf dieser befestigt man alle Heiligenbilder und Inschriften aus Wachs.
9.2.5 Der Mantel |  |
Zuerst wird vorsichtig mit einem Pinsel gesiebter Lehm und später mit der Hand grober Lehm aufgetragen. Und immer wieder: auftragen, trocknen, auftragen, trocknen. Diesmal schmilzt durch das Holzkohlenfeuer das Wachs der Verzierungen und entweicht in den Lehm.
9.2.6 Der Hohlraum |  |
Wir haben nun drei Teile übereinander: den Kern, die „Falsche Glocke“ und den Mantel. Mit Seilen wird der Mantel abgehoben und dann die „Falsche Glocke“ vorsichtig entfernt. Nach einer Kontrolle der Verzierungshohlräume im Mantel (das Wachs ist ja herausgeschmolzen) wird der Mantel auf den Kern gesetzt. Ein Hohlraum, welcher der zukünftigen Glocke entspricht, ist entstanden.
9.2.7 Die Glockenkrone |  |
Auf die Glockenform wird eine bereits aus Lehm vorgefertigte Hohlform der Glockenkrone aufgesetzt.
9.3 Die Gussvorbereitung |  |
Da der Druck des Metalls die Glockenform zerstören könnte, wird sie fest in der Gussgrube mit Erde eingegraben. Kanäle aus Ziegel bilden das Rinnwerk, welches vom Ofenloch zu den einzelnen Glockenformen führt. An die 14 Stunden, eine ganze Nacht hindurch, wird mit trockenem Fichtenholz das Glockenmetall auf 1.150°C erhitzt.
9.4 Der Glockenguss |  |
Ein Gebet. Stille. „In Gottes Namen“ wird mit einer Lanze der Ofen angestochen, das erste Metall ergießt sich in einem feurigen Schwall ins Gerinne bis hin zu den Gussbechern der Glockenform. Abschließendes Blubbern des Metalls dient als Zeichen, dass die Gussform voll und die Glocke gegossen ist.
9.5 Die Bearbeitung |  |
Vier Tage nach dem Guss werden die erkalteten Glocken ausgegraben und von ihrer Lehmform befreit. Anschließend ziseliert man mit Hammer und Meisel vorsichtig die Gussnähte und reinigt die Glocke. Wasser und Sand geben ihr den letzten Schliff.
9.6 Die Tonkontrolle |  |
Nun kommt der spannendste Moment für jeden Glockengießer. Ist das Werk gelungen? Hat sich die Mühe von mehreren Wochen Arbeit gelohnt?
Mit Stimmgabeln bzw. mit einem elektronischen Gerät werden die Teiltöne der Glocke überprüft. Geringe Abweichungen (mit einer Toleranzgrenze von 1/16 eines Halbtones) können durch Schleifen korrigiert werden. Andernfalls muss der gesamte Fertigungsprozess wiederholt werden.
9.7 Die Glocke und ihre Töne |  |
Bestand bis zum 1. Jahrhundert nach Christus die Herausforderung im Guss eines Klangkörpers aus Metall, so entwickelte sich später zunehmend die Kunst, den Klangkörper Glocke so zu gestalten, dass eine harmonische Tonfolge innerhalb dieses „Instruments“ hörbar ist.
Man spricht immer vom „Ton“ einer Glocke. Wer jedoch aufmerksam hinhört, wird beim Läuten einer Glocke mehrere Töne vernehmen. Die typische Kinderbezeichnung „bim – bam“ drückt z. B. die Mehrstimmigkeit einer Glocke aus.
Der Klang einer Glocke, der durch den Anschlag hervorgerufen wird, besteht aus einem Gemisch von mehreren Einzeltönen, welche in verschiedener Höhe, Lautstärke und Nachhalldauer erklingen. Dabei erzeugen Glocken einen metallisch harten und kurzen Schlagton und zahlreiche lange nachklingende Teiltöne.
Der schnell verklingende Schlagton als physikalisch nicht existierender Kombinationston, der sich akustisch nur im Ohr des Hörers bildet, kann ausschließlich durch Hörvergleich mit einer Stimmgabel bestimmt werden. Hingegen können die einzelnen Teiltöne direkt mit Stimmgabeln bzw. mit elektronischen Messgeräten gemessen werden.
9.8 Wichtige Voraussetzungen für die Tonqualität einer Glocke |  |
9.8.1 Die Glockenrippe |  |
Die Glockenrippe – das Verhältnis von Wandstärke und Durchmesser zueinander – bewirkt allein die Zusammensetzung der unterschiedlichen Töne innerhalb einer Glocke. Sie bewirkt den Schlagton und die Lage der Teiltöne.
9.8.2 Das Glockenmetall |  |
Es ist für die Klangfülle verantwortlich. Schwerpunkte sind die Legierung (Bronze aus 20 % Zinn und 80 % Kupfer), die Gusstemperatur von ca. 1.150°C, die Struktur des erstarrten Metalls und das Ausmaß der Verunreinigung durch Gase. Kennzeichnend für eine gute Glocke ist ein lang andauernder, gleichmäßig abnehmender Nachhall.
9.8.3 Die Glockenarmaturen |  |
Die Glockenarmaturen, wie Klöppel und Aufhängung, die Läuteart und das Resonanzverhalten der Glockenstube beeinflussen wesentlich die Klangintensität.
9.9 Das Glockengeläute |  |
In der Frühzeit der europäischen Glocke waren in der Regel Einzelglocken mit bestimmten Aufgaben verbunden: die Sonntagsglocke, die Stundenglocke, die Feuerglocke, die Sterbeglocke u.s.w.
Um sie dem Hörer erkennbar zu machen, besaßen die Glocken stark unterschiedliche Tonhöhen und charakteristische Klangfarben. Ein Zusammenläuten dieser Glocken erfolgte nur im Ausnahmefall. Die „Glockenmusik“ dieser Zeit war noch einstimmig.
Erst mit dem Auftreten der musikalischen Mehrstimmigkeit am Beginn des 13. Jahrhunderts begann man auch, dieses Prinzip auf die Glocken anzuwenden und sie nach musikalischen Gesetzmäßigkeiten zueinander in Beziehung zu bringen. Ein Zusammenläuten der Glocken setzt jedoch geordnete Tonbeziehungen untereinander voraus. Mit
der Verbesserung der Glockenform begann man Geläute zu „disponieren“, die hinsichtlich ihrer Anordnung melodisch oder harmonisch sein können. Die so entstehenden Tonfolgen nennt man „Geläute - Motive“.
Die melodische Geläutedisposition ergibt sich bei vorherrschenden Ganztonfolgen wie z.B. bei drei Glocken mit den Tönen „c“, „d“ und „e“. Die harmonische Disposition wählt Schlagtöne, welche eine Harmonie bzw. einen Akkord ergeben. Die einfachste Form einer solchen ist etwa der Dreiklang.
9.10 Funktionen der Glocke |  |
Durch ihren weit hörbaren Klang wird die Glocke schon seit vorchristlicher Zeit für viele Zwecke eingesetzt.
Ein kleiner Ausschnitt bekannter Funktionen:
1. Das Zusammenläuten: Vor dem Gottesdienst rufen die Glocken die Gläubigen, während des Gottesdienstes kündigen sie das Evangelium und die Wandlung an.
2. Die Morgenglocke: erinnert die Gläubigen nach dem Aufstehen an das Gebet.
3. Die Mittagsglocke: läutet vor allem in ländlichen Gebieten die Mittagspause für die am Feld Arbeitenden ein.
4. Die Zügenglocke: gibt Nachricht, dass ein Mensch im Sterben liegt (die letzten Atemzüge).
5. Das Sterbeglöcklein: kündigt vom Tod und erweist beim Begräbnis dem Toten die letzte Ehre.
6. Das Aveläuten am Abend: fordert auf, die Arbeit zu beenden.
7. Die Armesünderglocke: Die Vollstreckung eines Todesurteils wurde früher durch diese Glocke angekündigt. Man läutete bis zum Vollzug der Hinrichtung.
8. Die Zinsglocke: zeigte den Termin für die Steuerzahler an.
9. Die Wetterglocke: hat im Volksglauben zur Abwehr von Unwettern – wie Blitz und Hagel – eine große Bedeutung. Um die „Wetterwirksamkeit“ zu erhöhen, mengte man früher der Glockenspeise Reliquien und „Palmkatzln“ bei.
10. Trotz mehrmaliger Verbote, wie z.B. unter dem Aufklärer Josef II. oder unter Napoleon, wurden die Glocken immer wieder bei annahenden Unwettern geläutet. [Bsp.: „Annemarie heiß i, alle Wetter weiß i, alle Wetter vertreib i
und zu St. Krain bleib i“ (Wetterglocke in St. Quirin, Tirol)]
9.11 Glockenverzierungen |  |
Verzierungen auf Glocken sind uralt und ihr ursprünglicher Zweck bestand darin, böse Mächte abzuwehren. Mit gefahrbannenden Zeichen wurden Glocken geschmückt, sodass sie in alle vier Himmelsrichtungen ihre Wirkung ausüben konnten. Die Glocke wird heute noch unter viermaliger Bekreuzigung mit Chrysam geweiht.
In Europa haben die Gießer erst im 12. Jahrhundert begonnen, die Glocken zu schmücken. Die Art, wie eine Verzierung der Glocken erfolgte, richtete sich nach der jeweiligen Formtechnik. Wurden zu Beginn die Schriften und Ornamente mit Wachsschnüren gebildet, benützte man bei der Einführung des „Mantelabhebverfahrens“ die Ritztechnik. Dabei wurde die Inschrift negativ in den Mantel eingeritzt. Erst später verwendete man „positive“ Wachsbuchstaben und –verzierungen, die auf der „Falschen Glocke“ gefestigt wurden.
Die anfänglich aus Klosterschriften hervorgegangene Uniziale wird durch die schwer lesbare gotische Majuskel (Großbuchstabenschrift) ersetzt. Die einzelnen Buchstaben ergeben im Zusammenhang nicht nur eine inhaltliche Bedeutung, sondern drücken zudem eine ornamentale Kraft aus. Weiters gliedert die Inschrift mit der Verzierung den Glockenkörper in horizontale Teilflächen. Reliefs werden hingegen nur noch selten verwendet.
Im 14. Jahrhundert wird der Schmuck reicher. Die Majuskeln werden von den ornamentalen Minuskeln (Kleinbuchstabenschrift) abgelöst und die Wörter durch Kreuze, Ornamente und Symbole getrennt.
Während des 16. Jahrhunderts verstärkt sich der Trend, Reliefs auf den Glocken abzubilden. In der Barockzeit erreicht die Verzierungsfreudigkeit den Höhepunkt. Glocken, die nach dem 30-jährigen Krieg gegossen wurden, sind teilweise so überhäuft mit Ornamenten, Bildern und Wappen, dass die Glockenzier im Verhältnis zum Glockenton als wesentlich erscheint.
Mit steigendem Selbstbewusstsein der Gießer und Bürgerlichen erhalten die Glocken auch immer mehr weltliche Wappen und Inschriften. Nach der schmuckreichen Periode des Barocks werden mit Unterbrechung während der Jugendstilzeit die Darstellungen wieder einfacher. Man konzentrierte sich auf nur wenige eigen - ständige Abbildungen und kurze Texte.
Quelle |  |
Herbert Jenewein - Proseminararbeit: „Glockengießer: Vom Handwerk zum Fließband“, Universität Innsbruck 2002
Zum Autor |  |
APS -Lehramt VS - HS - PL ( 1970 - 1975 - 1976), Lehrer an der APS
Absolvent des Instituts für Volkskunde und Europäische Ethnologie/ Universität Innsbruck/ Mag. phil. (2005)
Reihe Tiroler Heimatblätter
Minderheiten in Tirol (Teil 1): Die Jenischen, in: Tiroler Heimatblätter 4/2006, 116-120
Minderheiten in Tirol (Teil 3): Die Manharter - Eine religiöse Sekte im Brixental des 19. Jahrhunderts, in: Tiroler Heimatblätter 4/ 2007, 105-109
Die Karrner im Obervintschgau, in: Der Schlern, Monatszeitschrift für Südtiroler Landeskunde Heft 7/ 2008, 22-31

Reihe Sagen aus der Almregion
Sagen aus der Almregion/ Sage aus der Steiermark: "Das Kasmandl und der Steirerkäse", in: Der Alm- und Bergbauer 1-2/ 2020, 26-27
Almsage aus Vorarlberg: "Die schwarze Kuh", in: Der Alm- und Bergbauer/3 2020, 33
Almsage aus Oberösterreich: "Der tote Schnee", in: Der Alm- und Bergbauer/4 2020, 29
Almsage aus Salzburg: "Die Melkerlöcher", in: Der Alm- und Bergbauer, 5/2020, 21
Almsage aus Südtirol: "Der Kuinzen", in: Der Alm- und Bergbauer, 6-7/2020, 31
Almsage aus Kärnten: "Der Teufel als Liebhaber", in: Der Alm- und Bergbauer, 8-9/2020, 33
Almsage aus Niederösterreich: "Die geheimnisvolle Kröte", in: Der Alm- und Bergbauer, 10/2020
Almsage aus Tirol: "Der Almgeist und die Eierschalen", in: Der Alm- und Bergbauer, 11/2020, 31
Almsage aus Bayern: "Der Unnütz", in: Der Alm- und Bergbauer, 12/2020, 33-37
Almsage aus der Schweiz: "Die Claridensage", in: Der Alm- und Bergbauer, 1-2/2021, 37
Buchprojekte
Wandern zu Sagen und Mythen im Wilden Kaiser, Tyrolia Verlag Innsbruck (2002), ISBN 978-3702224417 > https://www.amazon.de/Wandern-Sagen-Mythen-Wilden-Kaiser/dp/3702224416/ (22.4.2022)
Volkskunde - Europäische Ethnologie. Theorien, Konzepte und Handlungsfelder (Mitautor), Akademiker Verlag Saarbrücken (2022), ISBN 978-620-2-20405-7 > https://www.tyrolia.at/item/Volkskunde_-_Europaeische_Ethnologie/Guenther_Dichatschek/Herbert_Jenewein/52751003?back=c6ff9cef8ad7ed679eaf7ba9f0744ce0 (11.1.2024)
Volkskundliche Aspekte in der Museumskunde , Akademiker Verlag Saarbrücken (2022), ISBN 978-3-639-46240-1 > https://www.amazon.de/Volkskundliche-Aspekte-Museumskunde-Entwicklungen-Lernmöglichkeiten/dp/3639491750/ref=sr_1_2?__mk_de_DE=Ã…MÅŽÕÑ&crid=1JQV9V (11.1.2024)
Minderheiten in Tirol. Volkskundliche Aspekte im Kontext Politischer Bildung (Mitautor), Akademiker Verlag Saarbrücken (2023), ISBN 978-3-639-49944-5 > https://www.amazon.de/Minderheiten-Tirol-Volkskundliche-Politischer-Bildung/dp/3639499441/ref=sr_1_4?crid=5JZRD54YFQ27&keywords=herbert+jenewein&qid=1704981266&sprefix=,a (11.1.2024)
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