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Gewalt im TV

Gewalt im TV: 43 Denkanstöße. Alle ORF-Richtlinien und Regulative. ISBN 3-8000-3753-x.

Mit Beiträgen von:

Klappentext

Gewalt ist keine Erfindung des Fernsehens. Darin sind sich Wissenschaftler einig. Denn seit Bestehen der Menschheit ist Gewalt Teil unserer Gesellschaft, unserer Kultur. Dennoch wird das Fernsehen immer wieder dafür verantwortlich gemacht, Gewalttaten auszulösen. Wie aber wirkt Gewalt im TV wirklich? Wie reagieren Kinder und Jugendliche darauf? Wirken Gewaltdarstellungen immer nur negativ? Oder können Sie helfen, Ängste zu verarbeiten? Wie können Eltern ihre Kinder zum richtigen Umgang mit dem Fernsehen erziehen? Wie gehen TV-Sender in Europa mit dem Thema Gewalt um?

Der ORF ist sich seiner Verantwortung bewußt. Mit diesem Buch will er einen weiteren Beitrag zum Thema leisten. 43 namhafte Fachleute, darunter Kommunikationswissenschaftler, Psychologen, Journalisten, Soziologen, Ethiker, Medienpädagogen, Medienexperten und ORF-Repräsentanten beziehen darin Stellung. Der ORF präsentiert alle Richtlinien und Regulative.

Kritik am Klappentext (HelmutLeitner)

Das vorliegende Buch ist sehr interessant und eine lobenswerte Initiative des ORF.

Umso ärgerlicher ist der dumme Klappentext, der dem Inhalt nicht gerecht wird und dem gegenüber dem ich mir die folgende polemische Übersetzung nicht verkneifen kann:

"Gewalt ist keine Erfindung des Fernsehens. Darin sind sich Wissenschaftler einig. Denn seit Bestehen der Menschheit ist Gewalt Teil unserer Gesellschaft, unserer Kultur."

Hier wird ein Strohmann aufgebaut. Nie hat jemand behauptet, das Fernsehen hätte die Gewalt erfunden. Wissenschaftler oder nicht. Dass sich alle einig sind macht diese Aussage nicht bedeutungsvoller, sondern trivialer.

"Dennoch wird das Fernsehen immer wieder dafür verantwortlich gemacht, Gewalttaten auszulösen."

Natürlich widerspricht so eine Behauptung — unabhängig vom Wahrheitsgehalt — nicht der Logik. Um ein Schneebrett loszutreten muss man den Schnee nicht erfunden, ihn nicht einmal am Berghang persönlich verteilt haben.

"Wie aber wirkt Gewalt im TV wirklich? Wie reagieren Kinder und Jugendliche darauf? Wirken Gewaltdarstellungen immer nur negativ? Oder können Sie helfen, Ängste zu verarbeiten?"

Wenn wir also schon nicht genug über die Wirkungen von Gewaltdarstellungen wissen, warum sie dann nicht gleich zum heilpädagogischen Programm erklären ...

"Wie können Eltern ihre Kinder zum richtigen Umgang mit dem Fernsehen erziehen?"

... oder zumindest den Eltern die Hauptverantwortung zuschieben ...

"Wie gehen TV-Sender in Europa mit dem Thema Gewalt um?"

... und im übrigens sind die anderen Sender ja noch viel schlechter als der ORF.

Insgesamt ein jammervolles Beispiel verunglückter Rhetorik. Der Urheber möge sich verkriechen.


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© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am August 4, 2003