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Erfurt April 2002

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* "Erfurt: Beobachtungen und Gedanken", AndreasZiethen?, http://www.gottesbild.de/forum/depot/Erfurt.htm



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Artikel zum 26. April 2002:

Materialen:

  • ToDo: Recherche nach der Trauerrede von Bundespräsident Johannes Rau am 3. Mai 2002
  • Dichatschek G., Es geht nicht nur um Leistung - Gedanken zur Bluttat in Erfurt, in: SAAT/Kommentar, 19.5.02, 2
Ein 19jähriger erschießt 16 Menschen an der eigenen Schule und schließlich auch sich selbst. Was muss da vorher passiert sein, dass ihm das Leben vertrauter Mitschüler und sein eigenes so wertlos wurde? Das Puzzle dieses Amoklaufes wird erst langsam ein Bild werden. In allen Fällen der Vergangenheit war es aufgestauter Hass, Frust und Ausweglosigkeit. - Reichen die üblichen Muster der Erklärungsversuche? Ich meine: Nein!

Ein bestimmter Faktor wird offensichtlich übersehen: Alle Amoktäter waren Burschen oder junge Männer. Die männliche Jugend hat sich in den letzten 50 Jahren radikal verändert. Früher ging man mit 14 Jahren in die Lehre, marschierte beim Militär und musste kilometerweit zu Fuß zur Arbeit oder in die Schule gehen. Der Strenge der Familie, im Betrieb und in der Schule standen Freiräume gegenüber - damals ohne das Schild "Betreten verboten!". Heute ist der Burschenalltag komfortabler - und es ist viel mehr Zeit totzuschlagen. Ausgerechnet in der Pubertät werden die kraftstrotzenden Burschen einer Konsummentalität und schulisch-beruflichen Orientierungslosigkeit überlassen. Ausbildungswarteschleifen sind nichts Außergewöhnliches. Gemeinschaftssinn fördern, schulisch "soziales Lernen" genannt, Einzelne auffangen, in die Pflicht nehmen, das kostet Zeit, Arbeitsplätze, Qualifikation und Geld. Offensichtlich spart man am falschen Platz.

Es gibt aber auch den "Tatort" Schule - für junge Menschen der Ort, wo die Weichen für ihr weiteres Weiterkommen gestellt werden. Heute stehen Schülerinnen und Schüler unter enormem Leistungs- und Auslesedruck. In heruntergesparten Schulen mit großen Klassen können Lehrer, Schülerberater und Schulpsychologen einzelne Jugendliche mit Problemen weder ständig im Blick behalten noch betreuen - wenn sie sich es denn zutrauen.

Was bleibt, ist eine Neuorientierung des Sozialprinzips. Leistung ist eine Sache, Gemeinschaftssinn mit Hilfestellungen und mehr Gesamtverantwortung in sozialen Gruppierungen eine andere! Die "Dekade zur Überwindung von Gewalt" des Weltkirchenrates kann hier mit konkreten Überlegungen, weit über den schulischen Rahmen hinaus, neue Perspektiven aufzeigen.


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© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 27. November 2002