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Ist Gewalt Unvermeidlich

Eine grundsätzliche Frage. Ist die Utopie einer Welt ohne (wesentliche) Gewalt möglich, oder ist Gewalt ein der Welt und dem Leben innewohnender Charakterzug ("Jede Schöpfung ist eine Zerstörung von Resourcen").

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Diskussion

Ich denke nicht, daß Gewalt etwas "notwendiges" ist, denn der Gedanke an ein friedliches, harmonisches Miteinander aller Menschen auf unserem Planeten in dem Gewalt keinen Platz hat ist -- wenngleich Utopie -- sicherlich sehr schön. Vielleicht grenzt das schon an "Haarspalterei", aber mir stellt sich eher die Frage ob Gewalt etwas "unvermeidbares" ist. Evolutionsgeschichtlich taucht Gewalt schon sehr früh auf, spätestens seit der Entstehung von Raubtieren ist "Gewalt" auf unserem Planeten allgegenwärtig, Gewalt gegenüber Angehörigen derselben Art / Rasse eingeschlossen.

Daher erscheint es mir wichtig, zunächst einmal das Bewußtsein dafür zu wecken, daß bestimmte Einflüsse wie Gewaltdarstellung bzw. -verherrlichung in vielen Medien -- insbesondere Fernsehen, Video und Computerspielen -- einen enorm negativen Einfluß auf die Bereitschaft zur gedankenlosen Akzeptanz, sowie der Bereitschaft zur Ausübung von Gewalt gegenüber unseren Mitmenschen (aber auch gegenüber Tieren) hat. Kinder und Jugendliche sind davon ganz besonders stark betroffen.

Wenn es uns daher gelingt im Rahmen unserer Initiative "Netzwerk gegen Gewalt", derartige Zusämmenhänge zwischen Gewaltdarstellung und Gewaltbereitschaft aufzuzeigen und stärker im Bewußtsein möglichst vieler Menschen zu verankern, bzw. ein kritisches Bewußtsein bei der Wahrnehmung von Gewalt zu erzeugen, können wir vielleicht ein wenig dazu beitragen, daß die Gewaltbereitschaft gegenüber unseren Mitmenschen nicht wie bisher ständig stark steigt, sondern vielleicht sogar etwas abnimmt.

-- WalterCharzewski

Walter, du hast Recht, "unvermeidlich" ist besser, also habe ich die Seite übertragen. Der Begriff "Gewalt" (WasIstGewalt) ist für mich nach wie vor schwierig, ich kann ihn nicht mit der Bedrohung durch ein Raubtier verbinden. Vielleicht deshalb, weil das Tier in seiner Instinkthaftigkeit keine Alternativen hat. Der Mensch hat Handlungsalternativen, also kann man seinen Umgang mit Gewalt (die Ausübung, die Haltung dazu, die Verherrlichung) meiner Meinung nach auch kritisieren. -- HelmutLeitner

Was ich meine -- aber wahrscheinlich schlecht formuliert habe -- ist, daß spätestens seit der Entstehung von Raubtieren Gewalt auch gegenüber Artgenossen zum "natürlichen Gleichgewicht" gehört und daher auf unserem Planeten selbstverständlich und alltäglich ist. Wahrscheinlich gibt es auch beim Menschen noch Überreste dieses Instinktes.

Außerdem haben wir Menschen westlicher Prägung, im Unterschied zu vielen östlichen Traditionen, ein "beträchtliches kulturgeschichtliches" Erbe -- bzw. eine Tradition -- der Gewaltausübung. Seit unsere Indo-Europäischen Vorväter vor ca. 6500 Jahren aus Sibirien auswanderten, begleitete sie Mord, Totschlag, Brandschatzung, Krieg, etc., kurz Gewalt in allen ihren Ausprägungen. Eine äußerst hohe Gewaltbereitschaft war, was das Überleben der Indo-Europäischen Sprache und Kultur über die Jahrtausende hinweg sichergestellt hat und auch dazu geführt hat, daß andere -- friedliebendere -- Kulturen denen unsere Vorväter auf ihrer Wanderschaft begeneten, dezimiert oder gar ausgerottet wurden (zB. die Indus Kultur). Gewaltbereitschaft, historisch gesehen, war also -- leider -- ein "Erfolgsrezept".

Aber du hast etwas sehr wichtiges angesprochen: Der Mensch hat normalerweise ein kritisches Bewußtsein und ein Gewissen, welches ihn daran hindern sollte, -- bzw. zumindest könnte, -- diesen "niedrigen Instinkten" und "Verhaltensmustern" nachzugeben. Dennoch zeigen manche Redensarten daß eine gewalttätige Handlungsweisen noch tief in uns verwurzelt sind. Ein gedankenlos dahergesagtes "Dem müßte man einmal ordentlich in den Hintern treten", "Ich könnt' ihm eine reinhauen" oder eventuell sogar "Ich könnt' ihn umbringen" geben Zeugnis davon.


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© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am April 6, 2004