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Vorberufliche Bildung In Österreich
(Weiterleitung von Von Der Schule In Die Arbeitswelt)

Vorberufliche Bildung - Berufsorientierung    

Aspekte des Überganges von der Schule in die Arbeitswelt - Theorie, Praxis und Handlungsfelder im Kontext Interkultureller Kompetenz    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
Vorberufliche Bildung - Berufsorientierung   
Aspekte des Überganges von der Schule in die Arbeitswelt - Theorie, Praxis und Handlungsfelder im Kontext Interkultureller Kompetenz   
Ausgangspunkte der Arbeit   
Einleitung   
A BASIS - THEORIE   
Schule - Erwachsenenbildungsbereich   
1 Berufsorientierung - schulische Vorberufliche Bildung   
1.1 Berufswahltheorien   
1.2 Aufgaben von Schule und Arbeitsmarktservice   
1.3 Lehrerbildung in der APS   
1.4 Lehrerbildung in der AHS   
2 Vorberufliche Bildung von Migrantinnen und Migranten in der interkulturellen Erwachsenenbildung - Theorie-Didaktik-Methode   
2.1 Einleitung   
2.2 Interkulturelle Kompetenz in der Erwachsenenbildung   
2.3 Lernfeld Politische Bildung   
2.4 Ausgewählte Thesen nach Schwab - Konzept einer Detailanalyse   
3 Vorberufliche Bildung - Universität-Fachhochschule   
B BERATUNGSINSTITUTIONEN   
4 Vorberufliche Bildung durch das AMS   
4.1 Themen und Inhalte   
4.2 Zielsetzungen und Zielgruppen   
4.3 Veranstaltungsformen   
4.4 Schriften zur Berufswahl   
4.5 Kooperationsformen in der Jugendberatung   
5 Studienberatung   
6 Weitere Beratungsinstitutionen   
6.1 Berufsinformationszentren (BIZ) - Jugend-, Maturanten- und Studienberatung des AMS und der Wirtschaftskammern/WIFI   
6.2 Migrantenberatung   
C POLITISCHE BILDUNG -TEILBEREICHE   
7 Berufswahl benachteiligter Jugendlicher im Kontext Politischer Bildung   
7.1 Benachteilungsaspekte von Mädchen/Migrantinnen   
7.2 Benachteiligungsaspekte von ausländischen Jugendlichen   
7.3 Der Übergangssektor im Kontext Benachteiligter   
7.4 Bildungsberatung Bildungsbenachteiligter am Arbeitsplatz   
8 Teilbereiche Vorberuflicher Bildung   
8.1 Duale Ausbildung - Lehrlingswesen   
8.2 Umwelterziehung   
8.3 Demokratieerziehung   
8.4 Arbeitslosigkeit   
8.4.1 Arten der Arbeitslosigkeit   
8.4.2 Handlungsfeld "Arbeitslosigkeit" in der Vorberuflichen Bildung   
8.5 Konzept einer Schulsozialarbeit   
8.5.1 Übergangspädagogik - Übergangsmanagement   
8.5.1.1 Übergangspädagogik   
8.5.1.2 Übergangsmanagement   
8.5.2 Schulsozialarbeit   
8.5.3 Kompetenz der professionellen Fachkräfte   
D WEITERBILDUNG   
8.6 Persönliche Fragen zu einer Weiterbildung   
8.7 Nationaler Qualifikationsrahmen in Österreich   
9 Ausbildungswege nach der allgemein bildenden Pflichtschule von Heranwachsenden in Österreich/Stand 2010   
10 Berufsinformation in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol   
E BERATUNGSENTWICKLUNG   
11 Bildungs- und Berufsberatung   
11.1 Weiterentwicklung der Beratung   
11.2 Zielgruppen   
11.3 E-Guidance   
11.4 Professionalisierung der Beratung   
REFLEXION   
LITERATURHINWEISE   
IT-Autorenbeiträge   
Internet-Hinweise   
Lehrveranstaltungen des Autors   
Zum Autor   

Ausgangspunkte der Arbeit    

Der Beitrag geht aus von der

  • Absolvierung der Lehrgänge Schülerberatung und Schulentwicklungsberatung/ PI des Landes Tirol (1975 bzw. 1999) und Beratungstätigkeit,
  • Absolvierung des Studiums der Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck (1985),
  • Absolvierung der Universitätslehrgänge Politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg (2008 bzw. 2012),
  • Absolvierung des Internen Lehrganges Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg (2016),
  • Absolvierung des Fernstudiums Erwachsenenbildung und Nachhaltige Entwicklung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium am Comenius Institut-Münster (2018, 2020) und
  • Lehraufträgen in Vorberufliche Bildung/ Universität Wien und Didaktik der Politischen Bildung/ Universität Salzburg (1990-2011 bzw. 2016, 2018) und der
  • Möglichkeit einer Kooperation mit der zertifizierten Lehrlingsausbildung eines Bankunternehmens, zu danken ist Frau Sylvia Berger/ Sparkasse der Stadt Kitzbühel sowie
  • Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.
Der Beitrag gliedert sich in die Teile A Basis-Theorie, B Beratungsinstitutionen, C Politische Bildung - Teilbereiche, D Weiterbildung, E Beratungsentwicklung, Reflexion und Literaturhinweise.

Einleitung    

Ausbildung ohne Bildung führt zu Wissen ohne Gewissen.

(Daniel Goeudevert 2001)

Berufsorientierung bzw. Vorberufliche Bildung/Erziehung versteht sich als pädagogischer Beitrag zur Orientierung in beruflicher Bildung und in der Arbeits- und Berufswelt an der Schnittstelle zu der zunehmend notwendigen Berufsorientierung und Politischen Bildung/Erziehung Heranwachsender und Studierender bei der Gestaltung künftiger sozialer Beziehungen (vgl. BENNACK 1995, 376-383; HÄNDLE-OESTERREICH-TROMMER 1999, 113; SCHUDY 2002; BEINKE 2006; BRÜGGEMANN-RAHN 2013).

In Österreich ist Berufsorientierung als Vorbereitung auf eine stattzufindende Schul- bzw. Studienwahl - in der Folge Berufswahl - gesetzlich der Schule als "Berufsorientierung" und dem Arbeitsmarktservice (AMS) zugewiesen.

Bereits die Grundschule bereitet berufsbezogene Bildungsziele vor, die anschließend im Sekundar- und Tertiärbereich mit Aspekten einer Persönlichkeitsbildung weitergeführt werden (vgl. RICHTER 2007, 229-244).

Die Erwachsenenpädagogik hat zunehmend den berufspädagogischen Auftrag, Fort- und Weiterbildung im Rahmen der Beruflichen Erwachsenenbildung durchzuführen, in der Allgemeinen Erwachsenenbildung vorberufliche Maßnahmen für bestimmte Gruppierungen anzubieten.

In der Folge sind bei der Berufswahlorientierung für die

  • Gruppe von Studierenden, Jungakademikern,
  • Umzuschulenden, Arbeitslosen,
  • Zuwanderer/Migranten/innen,
  • Randgruppenmitgliedern (Behinderte, Strafgefangene, Minderheiten),
  • zu Betreuenden für die Schulsozialarbeit und
  • in der zunehmend wichtigen Elternarbeit vorberufliche Maßnahmen in der wenig beachteten Erwachsenen- bzw. Weiterbildung angesagt.
Neuere Aspekte einer Vorberuflichen Bildung ergeben sich in der Lehrerbildung und Berufspädagogik an den Instituten für Erziehungswissenschaften bzw. Bildungswissenschaft der Universitäten und im Fachhochschulbereich sowie zunehmend in den Fachbereichen "Politische Bildung", "Interkulturelle Kompetenz" und "Erwachsenenbildung" (vgl. die Autorenbeiträge > http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index: Politische Bildung, Interkulturelle Kompetenz und Erwachsenenbildung).

Politische Bildung mit den Themenbereichen Arbeit, Berufswahlorientierung, Berufserziehung, Migration, Antidiskriminierung, Bildungsbe(nach)teiligungen, Interkulturalität und Umweltbildung findet sich in der einschlägigen Literatur der "Bundeszentrale für politische Bildung" und Fachliteratur und erklärt die vorhandene und zunehmende Aktualität und Bedeutung vorberuflicher Bildung (vgl. SOMMER 1979, 205-238; HORMEL-SCHERR 2005; REIBERG 2006, 18-32, 64-73; SANDER 2007, 196, 210, 392-406, 430-441; KAELBLE 2007, 57-86, 239-266, 385, 411; RICHTER 2007, 229-244; PÖTTER 2014,21-42).

Verstärkt werden diese Bemühungen durch Richtlinien der Kommission der Europäischen Gemeinschaften im "Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen: Memorandum über Lebenslanges Lernen" (vgl. BRÜSSEL 2000, 11/"Beschäftigungsfähigkeit" - "soziale Eingliederung").

Vermehrt verdienen Beachtung Kooperationsmodelle mit den Berufsinformationszentren des AMS und der Wirtschaft (BIZ), Betrieben bzw. Unternehmungen, Einrichtungen der Sozialpartner und Eltern, insbesondere im Abbau von Diskriminierungen und dem Aufbau von Inklusionsmodellen in der Berufsorientierung von Mädchen, Zuwandernden und Bildungsbenachteiligten.

Unter Vorberufliche Bildung werden alle Interaktionen zwischen Berufswahlsuchenden und anderen Personen verstanden, die unterstützend helfen, das Berufswahlverhalten in didaktischen Schritten und individueller Beratung zu verbessern und so die Ratsuchenden bei der Entscheidungsfindung und Umsetzung zu unterstützen.

Vorberufliche Bildung/Erziehung versteht sich demnach als Orientierung über berufliche Bildung und die Arbeits- und Berufswelt.

Ein Blick auf die Bildungspraxis zeigt die Bedeutung und Vielfalt vorberuflicher - berufsorientierender Aktivitäten in den einzelnen Schularten, dem Arbeitsmarktservice und Einrichtungen der Sozialpartner (Wirtschaftskammer/WKO, Kammer für Arbeiter und Angestellte/AK, Österreichischer Gewerkschaftsbund/ÖGB und Industriellenvereinigung/IV). Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf die damals richtungsweisende Untersuchung des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen "Qualifikation 2000" (Wien 1989, 129-132).

Das Konzept der Allgemeinbildung hat sich seit den siebziger Jahren stark verändert, wobei die bildungstheoretischen und bildungspolitischen Vorstellungen über eine Verknüpfung von Schule und Arbeitswelt, Unterricht und Beruf - mit Blick auf die deutsche Hauptschule - unter dem Begriff "Vorberufliche Bildung" mit dem Gutachten der Bundesanstalt für Arbeit zum "Berufswahlunterricht in der vorberuflichen Bildung" 1974 auch in Österreich ernsthaft zu diskutieren begonnen wurde (vgl. DIBBERN-KAISER-KELL 1974).

In der Folge wurde mit Schulversuchen in der Sekundarstufe I zu Beginn der achtziger Jahre die Hinführung zur Arbeits- und Berufswelt in Verbindung mit Bildungsinformation und Realbegegnungen ein Konzept der neuen Anforderungen auf eine arbeitsorientierte, technische und ökonomische künftige Grundbildung begonnen, das einen didaktischen Verbund von Schule, Bildungsberatung und Persönlichkeitsentwicklung zum Ziel hat.

Eine solche "Berufsorientierung" ist keine Vorbereitung auf eine spezielle Berufstätigkeit, sondern als "Vorberufliche Bildung/Erziehung'" ausgerichtet auf die Vermittlung grundlegender Kenntnisse, Einsichten und kritische Reflexionen über die Bereiche Gesellschaft, Technik und Wirtschaft (Berufsorientierung im weiteren Sinne) und die Befähigung von Schülerinnen und Schülern, sich selbständig, eigenverantwortlich, persönlichkeitsbezogen und sachkundig im Prozess der Schul- bzw. Berufswahl entscheiden zu können (Berufsorientierung im engeren Sinne) (vgl. BUTZ-DEEKEN 2014, 100-105).

Auf Grund der Teilaufgaben vorberuflicher Bildung/Erziehung wird dieser Bereich der Berufspädagogik/ Aus- und Weiterbildung zugewiesen.

Abb. 1: Teilbereiche der vorberuflichen Bildung

Vorberufliche Bildung
Orientierung über berufliche Bildung (Bildungsinformation)Orientierung über die Arbeits- und Berufswelt (Berufsorientierung/Berufskunde)

In der einschlägigen Literatur ist Ziel das Erreichen einer altersstufengemäßen Schul- bzw. Berufswahlkompetenz, die entsprechendes Wissen anstrebt sowie Information und Motivation umfasst (vgl. SCHUDY 2002). Der Paradigmenwechsel bedeutet zudem, dass man möglichst von der beruflichen Beratung wegkommt und eine Förderung des beruflichen Selbstkonzepts ermöglicht (vgl. MEIER 2002, 149-150; BUTZ-DEEKEN 2014, 100).

A BASIS - THEORIE    

Schule - Erwachsenenbildungsbereich    

1 Berufsorientierung - schulische Vorberufliche Bildung    

Pädagogische und gesetzliche Aufgabe der Schule in einer Vorberuflichen Bildung/ Berufsorientierung ist einen Orientierungs- und Wissensrahmen zu schaffen, der sich aus verschiedenen Ansätzen der Berufswahltheorien ergibt, durch didaktisch-methodische Abstimmung in entsprechenden Lernsequenzen schulische, beratende und wirtschaftsorientierende Lerneinheiten zu vermitteln und selbstständige Verhaltensweisen unter Ausnützung altersgemäßer Motivation einzuüben.

Ziel dieser vorberuflichen Bildung/Erziehung ist eine sachkompetente, möglichst selbstbestimmte und sozial verantwortbare Schul- bzw. Berufswahlentscheidung mit möglichst realistischer Einschätzung der Bedingungen (Lehre, Schule/ Studium - Beruf).

Daraus ergeben sich Teilfähigkeiten wie Wahrnehmung als wichtige Auffassung, sich damit zu befassen, Entwicklung eines Selbstkonzepts mit beruflichen Vorstellungen und Problemlösungsmöglichkeiten, Einschätzung der verschiedenen Situationen und Bewusstmachung der verschiedenen Einflüsse, Erkennen und Akzeptanz der Verantwortung und Verwirklichung der Entscheidung in Verbindung mit situationsgerechtem Handeln.

Unter Zugrundelegung der verschiedenen Berufswahltheorien zu einem Rahmenkonzept ergibt sich, dass ein längerfristiger Prozess der Schul- bzw. Berufswahl, der früh genug, altersstufengemäß didaktisch-methodisch als Unterricht ("Berufsorientierung"), Realbegegnung (Exkursion, Lehrausgang, Erkundungen; berufspraktische Tage/Woche) und Beratung (Schüler- bzw. Bildungsberatung; vgl. "Lehrer lernen Berufsberatung" > http://noe.orf.at/news/stories/2734505/ [1.10.2015]) zu gestalten ist.

Schulrechtlicher Hinweis: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur: Erlass II-1041/154-2012, Rundschreiben Nr. 17/2012: Maßnahmen im Bereich Information, Beratung und Orientierung für Bildung und Beruf(IBOB) in der 7. und 8. Schulstufe

Abb. 2: Rahmenkonzept einer schulischen Berufsorientierung

SCHULE
Unterricht
(Berufsorientierung)
VORBERUFLICHE BILDUNG/ERZIEHUNG SCHULE-ARBEITSMARKTSERVICE
Beratung: Schülerberatung/Schule
Jugendberatung/BIZ
Projektarbeit
SCHULE-WIRTSCHAFT
Realbegegnungen
SCHULE
Elterninformation


1.1 Berufswahltheorien    

Unter der Perspektive des Zukunftsbezugs bzw. des Lebenslaufes ist die Berufswahl ein jahrelanger Entscheidungsprozess, im Laufe dessen die Berufswünsche im Zeitraum zwischen einem Abschluss einer Allgemeinbildung an einer Schule und der Übernahme einer beruflichen Erstausbildung oder Arbeit auch durch Fremdeinflüsse mit unterschiedlicher Intensität festgelegt werden(vgl. BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 27-42).

Nach SCHARMANN geht die Berufswahl in der Schweiz erstmals um 1950, in Deutschland und Österreich erstmals in den sechziger Jahren unter Bedingungen vor sich, die es der Mehrzahl der männlichen Jugend möglich machen, einen Ausgleich zwischen Berufsneigung und Aufstiegswunsch einerseits sowie Ausbildungsmarktbedingungen andererseits zu erreichen. Ab diesem Zeitpunkt kann man "[...]zum erstenmal vom Recht der freien Berufswahl im Sinne der bürgerlich-individualistischen Berufsauffassung und ihren modernen Spielarten faktisch" sprechen (SCHARMANN 1966, 76).

Sieht man von den wenigen Ausnahmefällen ab, bei denen durch Sonderbegabung das Kind auf einen häufig künstlerischen Beruf fixiert ist, so ist die Berufswahl ein jahrelanger Entscheidungsprozess, im Laufe dessen die Berufswünsche wechseln und die Fremdeinflüsse mit unterschiedlicher Intensität wirken. Die Berufswahl ist also kein einmaliger Akt (vgl. DAUENHAUER 1978, 137). Der Verlauf dieses Prozesses lässt sich als eine Folge von Situationen darstellen, die man als Berufslebenslauf (Berufsbiographie) bezeichnet.

Nach HOPPE ist berufliches Verhalten in der gesellschaftlichen Realität gekennzeichnet durch nicht eindeutig festgelegte Verhaltenssituationen für den Einzelnen mit offenen Entscheidungs- und Handlungspielräumen für das Individuum. Menschliches Handeln erfolgt daher als Wechselbeziehung von Individuum und Gesellschaft vor dem Hintergrund individueller Erfahrungen, Erwartungen und Ziele (vgl. HOPPE 1980).

Daraus folgern theoretische Ansätze (Berufswahltheorien), die Handlungs- und Entscheidungssituationen differenziert darstellen und unter dem Gesichtspunkt pädagogisch notwendiger Maßnahmen im Berufsorientierungsunterricht einzubringen und Maßnahmen des Übergangs von Schule in die Arbeitswelt eizubringen sind (vgl. MÖRTH-SÖLLER 2005, 137-148).

Klassische Berufswahltheorien

Berufswahl als Entscheidungsprozess - LANGE-BÜSCHGES

Darunter versteht man einen Interaktionsprozess zwischen einer Person (Persönlichkeitsstruktur) und einem beruflichen Objektbereich (Berufstruktur) mit dem Ziel, verschiedene Berufstätigkeiten zu analysieren und alternativ zu vergleichen und auf Grund subjektiv wie objektiv gesetzter Prioritäten eine Entscheidung zu treffen.

Für Lernende stellt sich der Übergang von Bildungs- in Beschäftigungssysteme als Entscheidungssituation dar, in der sie unter einer Vielzahl von möglichen Ausbildungswegen und Berufsfeldern bzw. Berufen auswählen müssen.

Dieser Prozess vollzieht sich mehrstufig über einen längeren Zeitraum mit Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung. Nach LANGE/BÜSCHGES gibt es mit den drei Modellen der rationalen Wahl, des Durchwurstelns und der Zufallswahl Formen der Entscheidung (vgl. LANGE-BÜSCHGES 1975, 101-102).

Berufswahl als Entwicklungsprozess - RIESS

Nach RIES ist die Berufswahl keine isolierte zeitliche Handlung, sondern als Abschnitt im Laufe eines lebenslangen beruflichen Entwicklungsprozesses anzusehen. Berufswahl ist die Resultante einer Kette von determinierten Wahlen, ein Prozess also, der weitgehend auf Grund des Drucks, den die Realität und die Gesellschaft ausübt, irreversibel ist (vgl. RIESS 1970, 33-34).

Eine solche Berufswahl beginnt bereits mit der Entscheidung für die Schulbildung, die den weiteren Zugang zu Ausbildungsituationen determiniert. Im österreichischen Schulsystem kommt es jeweils nach Abschluss der Grundschule (Vor- und Volksschule/VS), Hauptschule/HS -MS bzw. Unterstufe der allgemeinbildenden höheren Schule/AHS, der Polytechnischen Schule/PTS, der Oberstufe der allgemeinbildenden höheren Schule/AHS, der berufsbildenden mittleren/BMS und höheren Schulen/BHS zu entscheidenden Schulwahl- und Berufswahlmomenten ("Schnittstellenproblematik des Schulsystems").

Im weiteren Verlauf dieses Prozesses kommt es zu konkreten Entscheidungen bei der Wahl der Berufsposition und in der Folge zu Entscheidungen der beruflichen Fort- und Weiterbildung (vgl. DECKER 1981, 47). Berufswahl umfasst somit den gesamten Bereich einer beruflichen Karriere.

Um Problemsituationen von Berufswählenden verstehen zu können, bedarf es der Kenntnis der individuellen Entwicklungsgeschichte und Sozialisation, wobei dies aus der Biographie begriffen werden kann. In das im Laufe einer Sozialisation aufgebaute berufliche Selbstkonzept fließen individuelle Erfahrungen und Vorstellungen des Berufswählenden ein. Bestimmte berufliche Rollen beeinflussen dieses Selbstkonzept.

Entwicklungs- und Selbstkonzept - SUPER

Donald SUPER (1954, 12-20) revolutionierte das Feld der Laufbahnpsychologie mit der "beruflichen Entwicklungstheorie" (vgl. SEIFERT 1977, 183-184).

(1) Menschen unterscheiden sich durch Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeitseigenart.

(2) Durch diese Merkmale ist jede Person für mehrere Berufe geeignet.

(3) Jeder Beruf erfordert charakteristische Strukturen("pattern") wie Fähigkeiten, Interessen und Persönlichkeitseigenschaften. Sowohl Person wie auch Beruf sind beidseitig mit mehreren Möglichkeiten offen(vgl. die Vielfalt/"Diversity" von Menschen und Berufen).

(4) Präferenzen, Qualifikationen, Situationen und damit Selbstkonzepte(mit einer gewissen Konstanz am Ende des Jugendalters und dem Erreichen einer Lebensreife) ändern sich im Laufe der Zeit und Erfahrungen. Berufswahl und berufliche Anpassung sind kontinuierliche Prozesse.

(5) Dieser Prozess läuft in Lebensstadien ab, wie dem Stadium des Wachstums, der Exploration(Phantasiewahl, tentative und realistische Phase), dem Stadium der Versuchs- und Stabilisierungsphase sowie der Konsolidierung.

(6) Das Laufbahnmuster ergibt sich aus der sozioökonomischen Stellung der Eltern, den kognitiven Fähigkeiten, den Persönlichkeitseigenschaften und beruflichen Möglichkeiten.

(7) Unterstützt und gelenkt werden kann die Entwicklung durch Realitätserprobungen und einer Entwicklung des Selbstkonzepts (vgl. die Bemühungen um eine Vorberufliche Bildung im schulischen und außerschulischen Bildungssystems mit Unterricht, Realbegegnungen und Beratung).

(8) Berufliche Entwicklung(heute "Berufswahlkompetenz") besteht wesentlich in der Entwicklung und Verwirklichung eines Selbstkonzepts, mit verschiedensten Interaktionen, Einsatz von Fähigkeiten, Realbegegnungen auch mit Ausübung von Rollen.

(9) der Prozess der Kompromissbildung zwischen individuellen und sozialen Faktoren sowie einem Selbstkonzept und der Realität besteht im Ausprobieren von Rollen (in Beratungsgesprächen und Realbegegnungen[berufsbildende Schulen, Vereine, Betriebe, Eingangstätigkeiten, Teilzeitarbeit]).

(10) Die Arbeits- bzw. Lebenszufriedenheit hängen von den beruflichen Einsatzmöglichkeiten, Arbeitsformen/Arbeitssituation, dem individuellen Lebensstil und den Erfahrungen ab.

Für die "berufliche Exploration" erarbeitete SUPER fünf Dimensionen. Zunehmende Orientierung, berufliche Informiertheit mit anschließender Planung, Konsistenz der beruflichen Präferenzen, Kristallisierung relevanter Persönlichkeitseigenschaften und Realitätsangemessenheit mit verfügbaren beruflichen Möglichkeiten kennzeichnen dieses Entwicklungsstadium.

Als (anderes) Kernkonzept formuliert SUPER (1990, 197-262) die Einbeziehung des Selbstkonzepts in die Laufbahn, in der Personen verschiedene Lebensrollen besitzen (etwa Arbeitnehmer, Mutter/Vater, Freundin/Freund, Nachbar, Freizeit, öffentliches Leben), welche sich in der Bedeutung unterscheiden.

Die Theorie SUPERs umfasst eine psychologische Konzeption der Bildungsentscheidung bzw. Berufswahl und des beruflichen Verhaltens. Als integratives Modell - mit heutiger Berücksichtigung der Berufspädagogik, Laufbahnberatung und sozioökonomischer Faktoren (vgl. Politische Bildung) - bietet die Konzeption Hinweise auf die Persönlichkeitsentwicklung, biographische Betrachtungsweisen und vorberuflicher Aspekte wie Unterstützungsmaßnahmen mit Unterricht, Realbegegnungen und Beratung ("prozesshafte Entwicklung").

Orientiert ist das Modell vorwiegend am männlichen Geschlecht und an der Art und Dauer des Schulbesuchs bzw. dem Berufseintrittsalter der USA, so dass der theoretische Ansatz bedingt Allgemeingültigkeit hat. Aspekte für Lernende mit Migrationsvorgeschichte fehlen.

Berufswahl als Allokationsprozess - SEIFERT

In der Diskussion um den entscheidungstheoretischen und entwicklungstheoretischen Ansatz bei der Berufswahl werden oft unterschiedliche Bezugsruppen, die eine Identifikation des Berufswählenden bewirken, schichtenspezifische Ungleichheiten und ein unterschiedliches Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen vernachlässigt.

Diese gesellschaftlichen Faktoren bewirken geringere individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und engen damit die Entscheidungsfreiheit ein.

Nach SEIFERT(1977, 231-243) sind zwei Bedingungsfaktoren wesentlich, weshalb man auch von sozioökonomischen Bedingungen spricht:

Ökonomische Determinanten sind die

    • allgemeine Wirtschaftslage
    • lokale Wirtschaftstruktur
    • Arbeitsmarktsituation
    • Arbeitsmarktpolitik
    • Struktur der Berufe
    • Verdienstmöglichkeiten
    • Einkommensverhältnissen
Soziokulturelle und sozialpsychologische Determinanten sind die

    • kulturelle und epochale Einflüsse
    • schichtenspezifische Zugehörigkeit
    • Familie - Elternhaus
    • Schule
    • Gruppe der Gleichaltrigen(peer group)
    • Institutionen der Berufs- und Erziehungsberatung
    • wirtschaftliche Interessensverbände
Man kann also feststellen, "[...]dass 'das formale Recht' der freien Berufswahl, wie es das Grundgesetz garantiert, für die meisten Mitglieder der Gesellschaft druch das 'faktische Recht' der gesellschaftlichen Verhältnisse ausgehöhlt wird und damit zu einer Leerformel in der politisch-ideologischen Auseinandersetzung gerät" (LANGE-BÜSCHGES 1975, 91).

Berufswahl als Interaktionsprozess - SEIFERT-DECKER

Die Berufswahl wird als Ergebnis von Wechselbeziehungen aufgefasst, in der mehrere Interaktionspartner - Wählende, Eltern, Lehrer, Berater, Gleichaltrige und Medien - über einen bestimmten Zeitraum miteinander interagieren, um das Berufswahlproblem zu lösen.

Verschiedenste Interessen und Wertvorstellungen der Beteiligten fließen ein. Je mehr einzelne Fähigkeiten und Fertigkeiten für einen künftigen Beruf ausgeprägt sind, desto leichter ist eine Berufswahl. Bei Schülern mit mehr Kontakt zu Eltern und Lehrern verläuft die Berufswahlentscheidung rationaler. Es besteht eine Korrelation zwischen Herkunftsschicht, Schulleistung und Rationalität. Schüler mit einem hohen Grad an rationaler Entscheidung halten leichter auch bei einem knappen Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen fest. Bei Schülern mit unterrichtlicher Erfahrung mit Realbegegnungen - Erkundungen, berufspraktische Tage/Woche - ergibt sich eine größere Chance einer rationalen Entscheidung.

Nach SEIFERT kann man fünf Hauptgruppen von Interaktionspartnern unterschieden: Lehrer, Berater, Berufsverbände, soziale Bezugsgruppen und Medien (vgl. SEIFERT 1977, 426-453).

Abb. 3: Interaktion (vgl. DECKER 1981, 170)

INTERAKTION
bezieht sich auf das Handeln
von Personen und Gruppen
soziale Interaktion
sachliche Interaktion
Auseinandersetzung mitMenschen(Kommunikation), Problemen und Aufgaben
IN SOZIALEN SYSTEMEN
(= Prozesse, Geschehnisabläufe, Ereignisse)

HOPPE ergänzt noch die Einflussfaktoren mit dem Begriff "gesellschaftliche Realität".

Bei aller Unterschiedlichkeit in der Feststellung der Einflussfaktoren bei einer Berufswahl spielen Eltern eine große Rolle, weil sie jedenfalls Hilfstellungen geben können und eine gewisse Sicherheit bei der Entscheidung vermitteln. Am Besten in Erinnerung bleiben den Vierzehnjährigen - also jener großen Gruppe am Ende der Sekundarstufe I - jene Informationen, die sie bei im Berufswahlunterricht bei Aspekterkundungen und in den Berufsinformationszentren mit Impulsfilmen und TV-Sendungen erhielten.

Antizipiertes Lernen in Verbindung mit Selbsterkundung - "entdeckendes und planvolles Lernen" - ist ein Lernverfahren mit hohem Speicherwert (vgl. EDELMANN 2000, 138-141, 199).

Der Einfluss der Schüler- bzw. Bildungs- und Jugendberatung muss ingesamt eher als gering bezeichnet werden. Allerdings helfen solche Beratungen, wenn die Ratsuchenden bestimmte Vorstellungen bereits mitbringen.

Die Wahl des Erstberufs stellt nur eine, wenn auch besondere Phase dar. Diese Phase fällt in einen entscheidenden Entwicklungsabschnitt für das Hineinwachsen des Jugendlichen - auch in Rollen in Familie, Freizeit und öffentlichem Leben - und steht zumeist in Wechselbeziehungen dazu.

In diesem Entwicklungsprozess spielen Lernprozesse mit persönlichen Erfahrungen zusammen, die auf diesen Altersstufen, insbesondere auch von der Schule, vermittelbar sind.

Neuere Berufswahltheorien

Neue Berufswahltheorien erweitern die klassischen Ansätze, indem sie Menschen als komplexe, gestaltende und entwickelnde Systeme in Interaktion mit ihrer Umwelt verstehen (vgl. BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 27-38).

Die sozial-kognitive Theorie - LENT-BROWN

LENT-BROWN (2005, 101-127)mit ihrer einflussreichen Theorie in der Berufswahl- und Laufbahnforschung beschreiben ein integratives Modell der Interessensentwicklung, Berufswahl und Arbeitsleistung. Selbstwirksamkeitserwartungen und Ergebniserwartung als Überzeugungen über bestimmte Ergebnisse oder Konsequenzen von Handlungen beeinflussen die Interessen, die Ziele und letztlich sich auf die Berufswahl auswirken.

Geschlecht, Nationalität, Persönlichkeit und Fähigkeiten führen zu Lernerfahrungen, zu Selbstwirksamkeitserwartungen und Ergebniserwartungen (vgl. HIRSCHI 2008, 155-172). Daraus resultiert etwa das geschlechtstypisches Berufswahlverhalten.

Von Interesse sind die Effekte der Umwelt in Form von sozialer Unterstützung und Hindernissen in der Laufbahnentwicklung(vgl. LENT-BROWN-HACKETT 2000, 36-49). Ebenso zeigt sich ein Schwerpunkt der Theorie in der Lebens- und Arbeitszufriedenheit. Persönlichkeitseigenschaften wie Gewissenhaftigkeit und positiver Affekt wirken auf eine stärker Selbstwirksamkeitserwartung und damit bessere Arbeitsleistung und Arbeitszufriedenheit (vgl. LENT-BROWN 2006, 236-247; 2008, 6-21).

Chaos-Theorie der Laufbahnentwicklung - Happenstance Learning Theory/Theorie des Zufalls - KRUMBOLTZ/BRIGHT-PRYOR

Beide theoretische Ansätze versuchen, den Einfluss von zufälligen Ereignissen bzw. Zufällen auf die Berufswahl und Laufbahnentwicklung zu berücksichtigen (vgl. KRUMBOLTZ 2009, 135-154; BRIGHT-PRYOR 2005, 291-305). Hier wird die Berufswahl und Laufbahnentwicklung nicht als planbare und rationale Wahl gesehen, vielmehr als Resultat eines unvorhersehbaren Prozesses.

Berufslaufbahnen und Lebensläufe sind unberechenbar, erzeugen Überraschungen, Freude bzw. Enttäuschung und sind einem ständigen Wandel unterworfen.

Lernerfahrungen entstehen durch geplante und ungeplante Situationen (vgl. formelles und informelles Lernen). Zufälle ergeben Situationen, deren Konsequenzen kaum vorhersehbar sind.

Eine Beratung wird daher einen akzeptierten Beruf in Verbindung mit einem glücklichen Privatleben zu berücksichtigen haben. Beruf und Lebensalltag sind zu integrieren. Dies bedeutet für den Unterricht bzw. die Lehre eine pädagogische Herausforderung (vgl. die Intentionen des Unterrichts in "Berufsorientierung/Lebenskunde" in der Polytechnischen Schule; vgl. den IT-Autorenbeitrag http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index: Berufswahl in der Polytechnischen Schule).

Chancen, Offenheit, aktives Verhalten, unerwartete Gelegenheiten und pro-aktives Verhalten sind Ziele eines vorberuflichen Unterrichtes bzw. Lehre.

Selbstgesteuertes Laufbahnmanagement - HALL

HALL (2004, 1-13) entwickelte ein Konzept der Laufbahn. Benannt nach Proteus, der als griechischer Gott seine Gestalt nach Belieben ändern kann, beschreibt das Konzept die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Personen, wie es heute erwartet wird.

Die Laufbahnorientierung besteht aus zwei Komponenten, der Selbststeuerung (Karriereplanung) und persönlicher Werte wie Überzeugungen und Ziele, also subjektiver Karriereerfolg (vgl. HALL-CHANDLER 2005, 155-176). Im "kaleidoskopischen" Laufbahnmuster kann sich die Laufbahn ändern, wenn bestimmte Teile im Leben ändern (vgl. die Laufbahn von Frauen zugunsten einer Integration von Arbeit/Beruf und Lebensbereiche wie Familie).

Aspekte einer solchen Laufbahn sind berufliche Herausforderungen und Weiterentwicklungen, die Balance zwischen Arbeit/Beruf-Familie-persönlichen Bedürfnissen mit dem Wunsch, Arbeit und Lebensstil der eigenen Person entsprechend zu gestalten (Authentizität der Person).

Konzept der beruflichen Persönlichkeit - "Life Design" - SAVICKAS

SAVICKAS (2002, 149-205)formuliert die These, dass Personen eine subjektive Realität konstruieren und nicht einfach nach einer objektiven Realität handeln. Beschrieben wird eine objektive Perspektive mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften bzw. Interessen, die ergänzt wird mit einem subjektiven Konzept der jeweiligen Person (Ideen, Gefühle, Sinn des Lebens).

In der Folge werden Lebensthemen als Selbstkonzept in Form eines Berufes ausgedrückt. Der Beruf bzw. die Arbeit ist eine Manifestierung des Selbst, die berufliche Laufbahn die möglichst optimale Passung zwischen Person und Umwelt. Hier hat der Beruf bzw. die Arbeit eine tiefe Bedeutung und ein Lebensthema mit einem bestimmten Sinn im Leben (vgl. die Bedeutung von "Berufung"). Das Lebensthema entsteht aus einer Konstruktion von früheren Erfahrungen im Kontext mit der Geschichte des eigenen Lebens.

Anschließend kommt es zur Anwendung von Einstellungen, Kompetenzen und Verhaltensweisen für eine Passung von Person und Beruf bzw. Arbeit, bezeichnet als Laufbahn-Adaptabilität. Der Beruf bzw. die Arbeit soll das eigene Selbstkonzept untermauern. Elemente sind die Laufbahnplanung, die Entscheidungsfindung, Exploration(en) und Strategie im Umgang mit Herausforderungen in der Laufbahnentwicklung.

Die Dynamik und Individualität von Laufbahn erfordert ein "Life Design" mit einer eigenständigen und aktiven Gestaltung von Beruf und Leben mit Hilfe von "Change Agents"(Berufs- bzw. Laufbahnberatende als Begleitende). Dies bedeutet eine Neuausrichtung der traditionellen "Berufsberatung" (vgl. SAVICKAS-NOTA-ROSSIER-DAUWALDER-DUARTE-GUICHARD-SORESI-VAN ESBROECK-VAN VIANEN 2009, 239-250).

1.2 Aufgaben von Schule und Arbeitsmarktservice    

Eine Abstimmung der Aufgaben von Schule und Arbeitsmarktservice (Jugendberatung) gründet sich auf eine Rahmenvereinbarung zwischen den damaligen Bundesministerien für Unterricht und Kunst (BMUK) und Arbeit und Soziales (BMAS) aus dem Jahre 1974 (BMUK/Erlass v. 10.9.74, Zl. 47.370-ADM/74; BMAS/Erlass v. 17.9.74, Zl. 36800/10-19/74).

Danach soll die Schule' Kenntnisse über die Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftswelt, gegebenenfalls auch Berufswahlunterricht - damals Berufskunde am Polytechnischen Lehrgang - vermitteln, während die damalige Berufsberatung der Schule Ergänzungen bzw. Unterstützung anbot (vgl. dazu AMFG §§ 3-5).

In Schulversuchen mit Modellschulen/Modellklassen wurden Formen der Kooperation erprobt bzw. an außerschulischen Lernorten freiwillig angeboten. Solche Erprobungen und die Weiterentwicklung von Unterrichtsgegenständen, in denen Kenntnisse über die Arbeits- und Berufswelt vermittelt wurden, führten in der Folge dazu, dass sich Gegenstandsbereiche herausbildeten, die im engeren Sinne zur schulischen Berufsorientierung gerechnet werden (vgl. dazu Schulversuch/Schulmodell Interessen- und Berufsorientierte Hauptschule; Landhauptschule - Kurs Berufsorientierung; R 30 Berufsorientierung - Beratungsprojekt für Schüler/Innen höherer Schulen im nördlichen Waldviertel). Dies führte zu unterschiedlichen Konkretisierungen im schulischen Bereich.

Im Gesamtfeld vorberuflicher Maßnahmen darf nicht vergessen werden, wie wichtig der Einfluss von Eltern, Familie, besonders Medien und Gleichaltrigen ("peer group") sind.

Folgende Möglichkeiten in den verschiedenen Schularten ergeben sich bei der Einführung in die Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftswelt als Themenbereiche in der Grundschule ("Sachbegegnung" in der Vor- und "Sachunterricht" in der Volksschule), als eigener Unterrichtsgegenstand Berufsorientierung/Lebenskunde in der Polytechnischen Schule (PTS), als Fächerverbund, wobei die Inhalte des Lernbereichs Gegenstand in thematisch verbundenen Unterrichtsgegenständen werden ("Vorbereitung auf die Arbeits- und Berufswelt"), als Verbindliche Übung ("Berufsorientierung") bzw. Unverbindliche Übung/Freigegenstand in der Sekundarstufe I und Unverbindliche Übung in der Sekundarstufe II (AHS-Oberstufe "Orientierung auf Berufs- und Arbeitswelt") und

  • als fächerübergreifende und projektorientierende Ansätze als Teil bestehender Fächer. Das Fach kann in den Lehrplan der Pflichtgegenstände oder im Rahmen von Projekten integriert werden. Berufsorientierung findet dann in der 7. und 8. Schulstufe zu je 32 Jahresstunden statt. Um das Prozesshafte des Fachbereichs sicher zu srtellen, sollen über das Schuljahr verteilt mehrere Berufsorientierungstage veranstaltet werden.
  • In allen Formen sind standortbezogen in der Sekundarstufe I bzw. in der Polytechnischen Schule(Sekundarstufe II) Realbegegnungen wie Erkundungen(Betriebe, Unternehmungen, Institutionen, Schulen), Berufspraktische Tage und/oder Lehrausgänge vorgesehen.
Seit September 2012 gilt für die NMS, nunmehr MS, dass in der 3. und 4. Klasse der Sekundarstufe I die Verbindliche Übung Berufsorientierung im Ausmaß von 1 Wochenstunde verpflichtend als eigener Unterrichtsgegenstand vorzusehen ist. Möglich ist auch die Unterrichtsstunde im zweiten Halbjahr der 3. und im 1. Halbjahr der 4. Klasse durchzuführen.

Darüber hinaus sind weitere 32 Jahresstunden in den Unterricht von Pflichtgegenständen zu integrieren.

Der Unterricht zielt zunächst auf Persönlichkeitsentwicklung und Bildung ab. Heranwachsenden soll geholfen werden, eigene Interessen zu entdecken, Fähigkeiten einzuschätzen, Erwartungen zu reflektieren, äußere Einflüsse in die Ausbildungs- und Berufswahl mit einzubeziehen und letztlich Bewerbungen zu verfassen.

Ein Augenmerk liegt auf dem Lösen von geschlechtsspezifischen Rollenbildern. Ausbildungswege sollen auf Inhalte, Zugang, Umfang, Intensität und Perspektiven überprüft werden.

Als Einführung in die Arbeits- und Berufswelt werden die Heranwachsenden mit den verschiedenen Anforderungen, Tätigkeiten, Berufsfeldern, Bedingungen, Rechten und Trends konfrontiert.

Das Prozesshafte der Schul- bzw. Berufswahl kann dazu verführen, die Berufsorientierung in der Schule zum ausschließlichen Unterrichtsprinzip zu machen und ihr damit keinen festen didaktischen Ort im Fächerkanon zuzuweisen (vgl. VERBINDLICHE ÜBUNG "BERUFSORIENTIERUNG"/HS und AHS-Unterstufe/3. und 4.Klasse; UNVERBINDLICHE ÜBUNG "ORIENTIERUNG AUF BERUFS- UND ARBEITSWELT"/AHS-Oberstufe 5. bis 8. Klasse auf zwei aufeinanderfolgenden Schulstufen).

Dies bedeutet, dass sich für Kerninhalte und den Zusammenhang zwischen Teillernzielen der Berufsorientierung in anderen Fächern kein Unterrichtsgegenstand verantwortlich fühlt (vgl. BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT 1992a, 19; VOHLAND 1980, 197-198). Dies führt dazu, dass einige Fächer nur gelegentlich auf Anforderungen der Berufsorientierung eingehen oder der Fachbereich kaum als existent erscheint.

Entgegen der Notwendigkeit in der Sekundarstufe I (HS/MS bzw. AHS-Unterstufe), berufsorientierende Themenbereiche didaktisch aufzuarbeiten für den Übergang in die Sekundarstufe II (PTS; BMS, BHS), haben sich in der AHS-Oberstufe Rahmenbedingungen für eine künftige Studien- bzw. Berufswahl - und damit das Bildungs- und Berufswahlverhalten von Jugendlichen - in den letzten Jahren grundlegend verändert.

Der ökonomisch-technische Wandel unserer Gesellschaft mit seinen Folgen - Individualisierung und Pluralisierung von Lebenslagen, dem Wertewandel, der zeitlichen Ausdehnung und Entstrukturierung der Jugendphase sowie den Veränderungen im Rollenverständnis der Geschlechter - stellen bislang gültige Lebensentwürfe und berufliche Orientierung zunehmend in Frage. Veränderte Qualifikationsanforderungen vervollständigen den fortlaufenden Prozess vom Wandel der Arbeitswelt.

Neue Aufgaben und Tätigkeitsfelder, neue Arbeitsplatzrisiken durch tendenzielle Auflösung von Normalarbeitsverhältnissen vervollständigen die Aktualität der Forderung nach berufsorientierenden Maßnahmen in der AHS-Oberstufe (vgl. DICHATSCHEK 1998, 493-497; MOSBERGER/EGGER-SUBOTITSCH/LEUPRECHT/BITTENDORFER/STURM 2014, 30-35; PICHLBAUER 2014, 157-165).

"Jugendliche erleben die Auswirkungen dieses Wandels oft häufig im eigenen sozialen Umfeld bei Eltern, Freunden und Bekannten und können deshalb immer weniger feste Anhaltspunkte für ihre eigene berufliche Orientierung gewinnen. Nach ihrer Einschätzung entwertet das Leben in der 'Risikogesellschaft'(BECK 1986) fast täglich jedes Bemühen um eine längerfristige berufliche Zukunftsplanung, und zwar bereits im Augenblick des Versuchs. Viele Schülerinnen und Schüler entscheiden sich deshalb am Ende der Sekundarstufe I immer häufiger gegen eine berufliche Ausbildung und für die Verlängerung der Schulzeit - um, Zeit zu gewinnen für eine Entscheidung und um die lebenslang gültige Berechtigung zu erwerben, dann zu studieren, wenn es sich in die eigene Lebensplanung sinnvoll einfügt.....Wenn das Abitur nicht mehr der exklusive Bildungsabschluss Weniger, sondern der obligatorische Schulabschluss Vieler sein wird, ergeben sich neue Anforderungen an die gymnasiale Oberstufe zur Integration von Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Schichten" (SCHUDY 2002, 177).

Kerninhalte einer schulischen Berufsorientierung bedürfen eines festen didaktischen Ortes. Man denke etwa bei anderen Unterrichtsprinzipien bzw. Richtlinien vergleichsweise an die Sprech- und Leseerziehung in "Deutsch" und die Umwelterziehung in "Biologie und Umwelterziehung".

Die Forderung nach einem eigenen Fach, wie immer man es benennen mag, bleibt deswegen bestehen.

Abb. 4 Vorberufliche Bildung - Themenbereiche

VORBERUFLICHE BILDUNG - SCHULISCHE BERUFSORIENTIERUNG
 
KOOPERATION SCHULE-WIRTSCHAFT-AMS BEREICHE DES AMS
Unterrichtsprinzipien/BildungsrichtlinienJugendberatung
Vorbereitung auf die Arbeits- und BerufsweltArbeitsplatzvermittlung
Politische BildungBerufsinformationszentren/BIZ
WirtschaftserziehungTeilnahme an Elternveranstaltungen
UmwelterziehungBerufskundliche Ausstellungen
Vorbereitung auf neue Techniken/
Kommunikations- und Informationstechniken
 
Schüler- bzw. Bildungsberatung 
Berufsorientierungsunterricht 
Realbegegnungen: Erkundungen-Lehrausgänge/
Exkursionen, berufspraktische Tage/Woche
 
Projektarbeit 
Elternarbeit 
Ausstellungen/Informationsveranstaltungen 
Berufsinformationszentren/BIZ des AMS und
der Wirtschaft
 

Gesetzliche Grundlage der Schule: SCHULGESETZE - Gesetzliche Grundlage des AMS:AMSG §§ 3-8 i.d.g.F.

Die Gegenstandsbereiche der Schule und der Lehrerbildung, in denen Basiskenntnisse/Haltungen über die Arbeits- und Berufswelt vermittelt werden, zeigen die Lehrpläne der einzelnen Schultypen, wobei die Aussagen zu den einzelnen Unterrichtsgegenständen zu beachten sind.

Der Aufbau eines Lehrganges "Berufsorientierung"/Verbindliche Übung(HS, AHS-Unterstufe), 7. und 8. Schulstufe, geht von den folgenden Bildungs- und Lehraufgaben, Bildungszielen und didaktischen Grundsätzen aus.

Abb. 5: Berufsorientierung - Lehrplanangaben

BILDUNGS- UND LEHRAUFGABEN, BILDUNGSZIELE UND LEHRSTOFF, DIDAKTISCHE GRUNDSÄTZE

Bildungsziele:

  • Arbeit als wesentlicher Teil des Lebens mit persönlichem Stellenwert
  • Entstehung und Entwicklung von Bedingungen von Arbeit, Beruf und Wirtschaft
  • Kriterien von Berufsbereichen
  • Erforschung eigener Interessen und Neigungen sowie subjektiver Begabungen und Fähigkeiten
  • Reflexion persönlicher Erwartungen bzw. Erkennen der Erwartungen von Eltern, Freunden und der Gesellschaft
  • Wege in die Berufswelt - Bildungsformen und Bildungswege/Durchsetzung
  • Ausbildungsweg zum eigenen Berufswunsch/Erstellen eines Selbstkonzepts
  • Hilfen bei der Planung des Berufsweges/Beratung - Beratungssituation
  • Strukturen der Arbeits- und Berufswelt/Wirtschaft mit Schwerpunkt der Region
  • Maßnahmen gegen Benachteiligungen und Handicaps auf dem Arbeitsmarkt
  • Aufnahme- und Bewerbungsverfahren
Für eine schulische Berufsorientierung in der Sekundarstufe II sind die Polytechnische Schule(PTS) mit dem Pflichtfach "Berufsorientierung/Lebenskunde" und die AHS-Oberstufe mit der Unverbindlichen Übung "Orientierung auf Berufs- und Arbeitswelt" von Bedeutung.

Abb. 6: Berufsorientierung - Lehrplanangaben

AUFBAU EINES BERUFSORIENTIERUNGSLEHRGANGES, PFLICHTFACH MIT SCHWERPUNKTBILDUNG(PTS), 9. SCHULSTUFE
Hauptbereich

Von der Schule in die Arbeitswelt
Arbeit und Leben
Berufsfelder und Berufe
Die Arbeitswelt erfahren
Berufsfindungsprozess und Berufswahlvorbereitung
Aspekte

Gesellschaftliche Bedingungen von Arbeit und Beruf
Arbeit und Beruf im historischen Prozess
Neue Technologien und Zukunftsorientierung
Frauen und Männer in der Arbeitswelt
  
 Allgemeine Berufskunde

Berufs- und arbeitsrechtliche Bestimmungen
Sozialgesetzgebung und ihre Bedeutung
Berufsbegleitende Institutionen und
Weiterbildungsmöglichkeiten
  
 Menschengerechte Arbeitswelt
  
 Mitbestimmung, Mitgestaltung und Mitverantwortung im
Betrieb
  
 Aspekte des Umweltschutzes im Betrieb


Von besonderem Interesse ist in der Vorberuflichen Bildung die Klientel jugendlicher Problemgruppen.

Charakterisiert ist diese Gruppe insbesondere durch Heranwachsende mit Migrationsvorgeschichte, aber auch durch eine spezifische Zielgruppe wie Jugendliche mit Unterstützungs- bzw. Förderbedarf und ohne einen Berufsabschluss(vgl. HWECKL-DORR-DÖRFLINGER-ENICHLMAIR 2014, 74-78).

Angesprochen sind in diesem Kontext auch Akteure der Unternehmen bzw. Betriebe, der Sozialpartner und Migrantenorganisationen.

Vorberufliche Maßnahmen richten sich demnach nach der Art der Akteure. Es geht um Arbeitstrainings, Praktika und individuelle Betreuungsangebote und Möglichkeiten des Bildungs- und/oder Lehr- bzw. Berufsabschlusses.

Case-Management-Angebote begleiten Jugendliche individuell bei der Unterstützung einer beruflichen Schul- bzw. Berufswahl und im Integrationsprozess. Angestrebt wird eine Optimierung der Rahmenbedingungen in der Schule, am Übergang von Schule in die Arbeits- und Berufswelt und im Hinblick auf die Bildungssituation der Klientel der Lernenden mit einer Migrationsvorgeschichte. Es zeigt sich eine unterschiedliche Zielgruppe in ihrer Vielfalt (Lernende, Lehrende, Eltern, Beratungspersonal, Unternehmer und Ausbildungsinstitutionen).

Als Erfolgsfaktoren gelten niedrigschwellige Zugänge zu allen Aktivitäten (vgl. etwa Nachqualifizierungsmaßnahmen; die Angebote zu Sport- und Freizeitaktivitäten, um mit Hilfe von Sponsoren Jugendliche in Lehr- und Arbeitsstellen zu vermitteln). Ebenso sind Medienpräsenz, Theateraufführungen und Vorbilder wesentlich. Angebote aus aktuellen Berufsfeldern und Randberufen mit speziellen Arbeitsbereichen gelten als attraktiv. Das Einbinden der Eltern ist wesentlicher Faktor, damit ggf. unterschiedliche kulturelle Vorstellungen thematisiert werden können (vgl. die Bedeutung der jeweiligen Ausländergemeinde/"Community"). Zu beachten sind (bi)kulturelle Erfahrungen, sprachliche Kompetenzen und praktische Arbeitserfahrung (vgl. der Bedarf an Fachkräften).

Hilfreich ist der Einsatz von Koordinatoren in Schulen, die sich einer pädagogischen Entwicklung von Jugendlichen widmen (vgl. dazu schulinterne Projekte mit Unterstützungsmaßnahmen).

Mit der Individualisierung der Unterstützungsleistung ergibt sich die Notwendigkeit von Beratung und Begleitung (vgl. die Gewinnung von Vertrauen und Motivation). Mitunter ist eine Nachbetreuungsphase notwendig.

Das Anforderungsprofil der Lehrenden/Betreuenden bedarf bestimmter Kompetenzen (vgl. etwa die Sozial- und Interkulturelle Kompetenz). Gefordert ist in diesem Zusammenhang die Lehrerbildung mit Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Begründung von Vorberuflicher Bildung in der Schule

Im Folgenden soll zusammenfassend aufgezeigt werden, welche Begründungen für eine Vorberufliche Bildung in der Schule bestehen.

  • Eine Schule mit neuhumanistischer Bildung, Herbartscher Lernpsychologie und einer "Pädagogik vom Kinde aus" schließt sich heute gegenüber einer industrialisierten und bürokratisierten Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftswelt ab.
  • In der allgemeinbildenden Pflichtschule(APS) soll der Schüler daher ein Vorverständnis rationalisierter Arbeitsverfahren in den verschiedensten Wirtschaftsbereichen gewinnen. Es soll ihm aus einer didaktischen Einheit von kognitiver, psychomotorischer und affirmativer Erziehung zur Arbeit ein zeitgemäßes Stück von Allgemeinbildung zuwachsen.
  • In der Sekundarstufe II soll dieses Vorverständnis verbreitert und ausgeweitet werden und letztlich in eine Realisierung einer Berufs- bzw. Studienwahl einmünden.
  • Explizite Lehr- und Lernziele in den Fachlehrplänen der Grundschule, Sekundarstufe I und II - man beachte hier besonders die PTS - und ein eigener Fachbereich sind Voraussetzungen zur Bewältigung der heutigen Anforderungen in der Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftswelt.
  • In diesem Zusammenhang ist künftig der Schüler- bzw. Bildungsberatung - insbesondere in der Sekundarstufe I mit ihren großen und breiten Bildungsströmen - mehr Bedeutung zuzumessen. Die bisherige Beratung wird damit zu einer Schüler- und Elternberatung im Sinne einer echten Lebenshilfe in Verbindung mit unterrichtlichen Maßnahmen in den aufgezeigten Unterrichtsgegenständen (vgl. die Rolle des "school counselor" in den USA und des Berufsberaters in der Schweiz).
Vorberufliche Bildung scheint kein relevanter Forschungsgegenstand in der Grundschule zu sein. Die Grundschule ist schon vom Alter her weit entfernt von den Bereichen der Schul- bzw. Berufswahl. Nach BEHRENS(1974) kommt noch die verbreitete Legende dazu, nach der im Grundschulalter durch die Trennung von Haus und Arbeitswelt ohnehin kaum Wissen oder Kenntnisse der Kinder vorlägen.

"Tatsächlich haben Kinder jedoch sehr viel Interesse an der sie umgebenden Welt und äußern schon früh eigene Berufswünsche. Dies wird allerdings nur selten auch in der unterrichtsdidaktischen Arbeit realisiert. Aber auch die Forschungsprozesse in diesem thematischen Kontext sind nur dürftig entwickelt. Die vorliegenden Studien zur Berufsorientierung im Grundschulalter sind spärlich verteilt. Die geringe Anzahl an derartigen Untersuchungen zeigt, dass den Grundschulkindern in ihrem eigenen Denken wenig Interesse entgegengebracht wird, sondern dass weitgehend davon ausgegangen wird, dass Kinder wenig Bezug zur sie umgebenden Welt haben"(SCHUDY 2002, 159).

Nach SCHUDY sind von Interesse die Flensburger Studie mit Aufsätzenstudien der Schulabgänger der vierten Schuklstufe, die Bielefelder Studie mit den Studien zu Lernvoraussetzungen von Grundschulkindern für das Themenfeld Arbeitswelt im Grundschulunterricht, die Potsdamer Vergleichsstudie zu Lebensentwürfen und die Oldenburger Studie zur "sozialen Integration in einer jungen- und mädchengerechten Grundschule"(vgl. SCHUDY 2002, 159-172). Die Studien belegen, dass Kinder sich eng mit den sie umgebenden gesellschaftlichen Bedingungen und Veränderungen sowie sich mit eigener Identitätsentwicklung und Zukunftsvorstellungen auseinandersetzen.

Im Rahmen von Politischer Bildung in der Grundschule bedarf es der bewussten und differenzierten Auseinandersetzung mit der Realität, in der die Arbeits- und Berufswelt einen wesentlichen Stellenwert besitzt.

In der Grundschule - hier in der Vorschule im Fach "Sachbegegnung" und in der Volksschule im "Sachunterricht" - ergibt sich bei der Thematik "Arbeitswelt" ein differenziertes Bild, wenn man die angegebenen Trends in der Grundschuldidaktik bei der Umsetzung der Bearbeitung von Arbeitswelt betrachtet(vgl. SCHUDY 2002, 158):

  • Schaffung von Erfahrungsräumen durch Betriebsbesichtigungen,
  • handelndes Nachempfinden von arbeitsteiligen Produktionsprozessen in Plan- oder Simulationsspielen(vgl. KAISER 1999),
  • Projekte über Veränderungen im Wohnort,
  • Dokumentation über Veränderungen in der Lebens- und Arbeitswelt und
  • Reflexion von Berufs- und Lebensvorstellungen der Kinder.
Vorberufliche Aspekte in Bachelor-Studienrichtungen

Der "Bologna-Prozess" stellt sich als mehrstufiges Studiensystem in Europa und erfolgt wenig einheitlich und vollständig, daher zeigt sich eine unterschiedliche arbeitsmarktpolitische Situation für die Studierenden. Länder mit einer langen Erfahrung in diesem Studiensystem, etwa Großbritannien und Schweden, weisen keine Probleme für Studierende auf.

Im deutschsprachigen Raum wird dagegen der Bachelor-Abschluss als Zwischenschritt für den Master-Abschluss gesehen bzw. es wird von einem Zusatz- oder Folgestudium ausgegangen (vgl. ausführlich STEINER/LEUPRECHT/MURALTER/KASPER/POSCHALKO/EGGER-SUBOTITSCH 2014, 68-73).

Bachelor-Studierende absolvieren eher selten Auslandsaufenthalte (kurze Studiendauer, Zeitverlust). Gelegentlich werden berufliche Nebentätigkeiten aufgenommen (finanzielle Notwendigkeiten, Praxiserfahrung). Während trotz des wichtigen Bologna-Kriteriums der Praxisbezug im Studium nur teilweise gegeben ist, gibt es eher praxisnahe Lern- und Unterrichtsmethoden in großer Vielfalt, etwa in Wahlfächern und Zusatzqualifikationen (Fremdsprachen, Recht).

Aus vorberuflicher Sicht ergibt sich

  • idealerweise nach ca. drei Jahren eines Bachelor-Studiums die Möglichkeit eines Folge-, Zusatz- bzw. Kurzstudiums mit jeweiliger Spezialisierung.
  • Allgemein gilt die Kritik an einem verschulten Studium mit geringem Zeitbudget, wobei Studierende in der Regel sich einem weiteren Studium widmen.
  • Handlungsfelder für einen Berufseinstieg sind die Ausweitung der Kontakte zwischen Unternehmen und Universitäten bzw. Fachhochschulen(vgl. die Praxis von "Career Center" bei der Vermittlung von Praktika, Traineeprogrammen und Arbeitsplätzen).
  • Eine persönliche Positionierung der Studierenden erleichtern den Übergang in die Arbeits- bzw. Berufswelt(vgl. die Qualifikationsanforderungen in der Wirtschaft).
  • Günstig ist eine laufende Information von Unternehmen über Studienpläne und Studieninhalte.
1.3 Lehrerbildung in der APS    

Ab dem Schuljahr 1991/92 wurde an den Pädagogischen Instituten (PI) ein Studienversuch für ein Lehramt "Berufsorientierung und Bildungsinformation/Berufskunde" (Hauptschule/Polytechnischer Lehrgang) mit dem Ziel eingerichtet, die Kompetenz des Lehrers dieses Fachgebietes neben den (damaligen) beiden Unterrichtsgegenständen auch für eine Betreuung der Realbegegnungen (Erkundungen-Lehrausgänge-Exkursionen; berufspraktische Tage/Woche) zu erweitern.

Die Lehrveranstaltungen vermitteln den anschaulichen Hintergrund schulischer Berufsorientierung - "Lernen vor Ort" - mit einer methodisch-didaktischen Umsetzung der praktischen Berufsorientierung im Unterricht. Die solcherart ausgebildeten Lehrer bieten Jugendlichen Hilfestellungen bei einer erfahrungsorientierten und eigenständigen Auseinandersetzung mit der Arbeits- und Berufswelt unter Einbeziehung von Bildungsmöglichkeiten und Bildungswünschen (vgl. DICHATSCHEK 1989, 49-57).

Ab dem Schuljahr 1994/95 wurde an vier Pädagogischen Akademien (PA) ein Zusatzstudium/Drittfach eingerichtet. Eine Besonderheit in der Lehrerbildung der APS stellte in Tirol der Lernverbund von PI und PAs dar, in dem Lehrbeauftragte der drei lehrerbildenden Institutionen (PI des Landes Tirol, PA des Bundes in Tirol und PA der Diözese Tirol) zusammenarbeiteten. 1993/94 wurde hier mit einem allgemeinen Betriebspraktikum für Studierende im 2. Ausbildungssemester der HS und ASO begonnen. Die darauf folgenden Ausbildungslehrgänge - als Ergänzungsfach an den PAs konzipiert - bauten auf diesen Erfahrungen auf.

Abb. 7: Lehramt für Berufsorientierung(APS: HS/PTS)

AUSBILDUNGSGANG

4 Qualifikationsbereiche:

1. Einführung in den Fachbereich - Berufsorientierung als Entwicklungsprozess
2. Möglichkeiten der Schul- und Berufsausbildung - Kooperation im Fachbereich
3. Der Mensch in der Arbeits- und Berufswelt - Arbeitsmarkt
4. Fachdidaktik-Methodik-Realbegegnungen

Realbegegnungen

  • Teilnahme an einem Betriebspraktikum
  • Mitarbeit an Erkundungen
Grund- und Weiterbildungsseminar
Dokumentation des Betriebspraktikums und eines schulbezogenen Projekts

Vor- und Lehramtsprüfung

Mit dieser Verbesserung der Lehrerbildung wurde dem in anderen Ländern Europas vollzogenen Trend, vermehrt eine Orientierung über berufliche Bildungsmöglichkeiten und die Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftswelt in allgemein bildenden Schulen in die Lehrerbildung zu integrieren, auch in Österreich Rechnung getragen (vgl. dazu die Presseaussendung der Europäischen Kommission: IP/07/1210, 6. August 2007).

Kooperationsformen zwischen Schule, Wirtschaft und AMS erhielten dadurch einen neuen Stellenwert.

An den Pädagogischen Hochschulen/ PH, die mit 1. Oktober 2007 eingeführt wurden, wird ein Fachbereich Vorberufliche Bildung/"Berufsorientierung" mit eigener Lehramtsprüfung nicht geführt, weil die eigenen "Departments für Berufspädagogik" als Ausbildungsgang für die Berufsschulen bzw. Berufsbildenden Mittleren und Höheren Schulen/Fachlehrersystem konzipiert sind. Damit wird berufliche Bildung, nicht Vorberufliche Bildung/Erziehung, vermittelt.

Allerdings gibt es Pädagogische Hochschulen, die "Berufsorientierung" für den Bereich der Sekundarstufe I (HS, AHS-Unterstufe)als Lehrgang anbieten. Dabei ist zu bedenken, dass "Berufsorientierung/Lebenskunde" als Ausbildungsgang für die Polytechnische Schule ab Herbst 2008 läuft und damit wenigstens ein "Lehrgang für Berufsorientierung" in diesem Zusammenhang angeboten wird (vgl. den Beitrag von STEINER-KERLER-SCHNEEWEISS [2014,102-107], der die Anforderungen im Wirkungsbereich von Pädagogischen Hochschulen auf die Ausbildung von Fachkräften in der Bildungs- und Berufsberatung reduziert, wiewohl die Aus-, Fort- und Weiterbildung von APS-Lehrenden angesprochen wird(vgl. ebda., 102).

Solange kein eigenes Lehramt für "Berufsorientierung" eingeführt wird, können alle schulischen Bemühungen nur reduziert umgesetzt werden. Die kommende "School of Education" hat hier ihre Chance, im gesamten Bildungssystem Vorberufliche Bildung als eigenes Fachstudium anzubieten.

Vermehrt wird man Beachtung einer Kooperation zwischen den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten schenken müssen, damit Studienübergänge gewährleistet werden können und einer zeitgemäßen Migrationspädagogik schenken müssen, die Vorberufliche Bildung/ Erziehung mit interkultureller Kompetenz und interkulturellem Lernen sichert(vgl. HAMBURGER 1994; MECHERIL 2004). Zu beachten sind ebenfalls zunehmend am Arbeitsmarkt und in den sozialen Folgen praktizierte Prekarisierungsverhältnisse, womit gendersensible Berufspädagogik/Vorberufliche Bildung anzumahnen ist (vgl. MARCHART 2013).

1.4 Lehrerbildung in der AHS    

Eine universitäre Ausbildung für ein Lehramt in Berufsorientierung gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht (vgl. Presseaussendung der Europäischen Kommission: IP/07/1210, 6. August 2007).

Vermehrt ist dem Berufswahlverhalten von Migrantinnen und Migranten Beachtung zu schenken, damit eine zeitgemäße Migrationspädagogik zum Tragen kommt (vgl. BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT 1992b; MECHERIL 2004; vgl. zu Migration: Universitätslehrgang Migrationsmanagement/Universität Salzburg, Universitätslehrgang Interkulturelle Kompetenz/Universität Salzburg).

Schwierigkeiten einer Absolvierung solcher Lehrgänge ergeben sich in der zunehmenden Kommerzialisierung universitärer Weiterbildung und Beurlaubungspraxis von Lehrkräften.

2 Vorberufliche Bildung von Migrantinnen und Migranten in der interkulturellen Erwachsenenbildung - Theorie-Didaktik-Methode    

Der Beitrag ist als Abschlussarbeit im 6. Universitätslehrgang Interkulturelle Kompetenz/Universität Salzburg-Lehrgang Wien/Diplom (2012) eingereicht worden.

2.1 Einleitung    

Die Thematik findet ihre Begründung in dem vom Autor besuchten 10. Universitätslehrgang Politische Bildung/ Universität Salzburg (2008) und dem 6. Universitätslehrgang Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg (2012) sowie dem Seminar "Interkulturelle Didaktik"/Personalentwicklung der Universität Wien (2010) und der Fachliteratur werden zusätzliche Einsichten in die Thematik verdankt.

Bezugswissenschaften der Thematik sind die Kulturwissenschaft, Berufspädagogik/Vorberufliche Bildung, Interkulturelle Erwachsenenbildung und Politische Bildung.

Die Auswahl der Thematik ergibt sich aus der erwachsenenpädagogischen Tätigkeit im tertiären und quartären Bildungsbereich - der langjährigen Aktivität im universitären Bereich und der Lehrerweiterbildung.

Ziel des Beitrags ist eine Förderung einer zeitgemäßen gesellschaftlichen Integration unter pädagogischen Gesichtsprunkten mit der Bearbeitung didaktisch-methodischer Aspekte und Hinweisen für fachdidaktische Konsequenzen in der Erwachsenenbildung für Migrantinnen und Migranten.

Im Rahmen von Bemühungen um eine Intensivierung des Fachbereichs "Vorberufliche Bildung" in der Erwachsenenbildung liegt im Lernfeld Interkulturelle Kompetenz/Interkulturelles Lernen der Schwerpunkt

  • in der Behandlung von sozialen Handlungsfeldern,
  • interkultureller Lernprozesse und
  • einem interkulturellen Kultur- und Bildungsmanagement einer Erwachsenenbildung(vgl. DICHATSCHEK 1995, 67-76 und 2005, 126-130; Autorenbeiträge: IT-Netzwerk "Netzwerk gegen Gewalt").
Didaktische und methodische Aspekte bei der Umsetzung interkultureller Ziele sind entwicklungsbedürftig und entwicklungsfähig. Die Wahl der Themen, die Aktivierung der Klientel und die Praxis und Realitätsnähe der Unterrichtsarbeit sind verbesserungsfähig, wenn die beklagten Motivations- und Wirksamkeitsprobleme abgebaut werden sollen. Dies gilt zunehmend für die Klientel der Migrantinnen und Migranten. In didaktischer Hinsicht spricht vieles für eine stärkere Problemorientierung(Thematisierung interkultureller praktischer Berufswahlprobleme und Berufswahlfragen), in methodischer Hinsicht für eine klarere Handlungsorientierung(etwa Rollenspiele, Realbegnungen und aktive Medienpädagogik). Unter dem Gesichtspunkt interkultureller Lernprozesse geht es demnach um aktives, handlungsbetontes Lernen in einem Prozess der Migration mit Persönlichkeitsbildung und Berufssuche(Realisierungsphase).

Diese konzeptionelle Linie wird im Folgenden näher abgeleitet und begründet(vgl. DECKER 1981; KLIPPERT 1991; DICHATSCHEK 1991, 631-637; BOOS-NÜNNING 1993, 11-21; DICHATSCHEK 1995, 67-76; BEER-CREMER-MASSING 1999, 155, 190-214; PRIES 2001, SCHWAB 2003; FRECH-KUHN-MASSING 2004; DICHATSCHEK 2005a, 126-130; BEINKE 2006; LEHNER 2006; SANDER 2007, 29, 33, 39, 254, 309; DICHATSCHEK 2008b, 445-451; DÖRING 2008; WIESER-DORNMAYR-NEUBAUER-ROTHMÜLLER 2008; DEARDORFF 2009; FISCHER-SPRINGER 2011; FLEIGE 2011; MATZNER 2012).

Unter Didaktik versteht man die Praxis des Lehrens und Lernens, ihre theoretische Einbettung und Reflexion. Als Grundlage für die Beschreibung, Erklärung, Durchführung und Bewertung von Lehr-Lern-Situationen liefert die Didaktik Modelle zur Planung, Gliederung und Analyse von Unterricht. Vermittelt die Didaktik eine Handlungsorientierung und Leitidee für die Lehre, dient die Methodik der konkreten Umsetzung. Ziel ist die Organisation interkultureller Lernprozesse. Interkulturelle Handlungs- und Redesituationen, methodische Grundformen, Verlaufs- und letztlich Sozialformen gehören in das methodische Repertoire. Vermehrt verdienen in interkulturellen Lernprozessen Kooperationsmodelle mit der Bildungs- und Berufsberatung und Einrichtungen der Sozialpartner Beachtung(vg. DICHATSCHEK 1995, 67-76; 2008b, 447-449).

Als Forschungsfrage ergibt sich demnach: Welche didaktisch-methodischen Aspekte und Lerninhalte benötigt eine Vorberufliche Bildung unter dem Gesichtspunkt interkultureller Kompetenz zur Umsetzung ihrer Ziele in der Erwachsenenbildung? Subfragen sind der Stellenwert interkultureller Kompetenz und interkulturellen Lernens und die notwendigen erwachsenenpädagogischen Lernpozesse für Migratinnen und Migranten auf Grund der besonderen Benachteilgungsaspekte in der Arbeits- und Berufswelt.

Im Folgenden sind eine Definition des Fachbereichs, die Bedeutung des Paradigmenwechsels in den siebziger Jahren, der pädagogische Auftrag und das Verständnis von Erwachsenenbildung anzusprechen. In den folgenden Kapiteln bedarf es der Darlegung interkultureller Kompetenz in der Vorberuflichen Bildung für Migratinnen und Migranten, Thesen zur interkulturellen Erwachsenenbildung, einer pädagogischen Begründung für das Lernfeld Politische Bildung und vorberuflicher Maßnahmen für die Zielgruppe, didaktischer Überlegungen bzw. des Trainingsprozesses, der Lernziele und deren Umsetzung mit einer Lernkontrolle, den Arbeitshilfen und der in der Erwachsenenbildung unabdingbaren reflexiven Phase mit Schlussübungen und einer Zusammenfassung. Der Beitrag bzw. die Arbeit schließt mit dem Literaturverzeichnis und Autorenbeiträgen in einem IT-Netzwerk sowie Internethinweisen.

Unter Vorberuflicher Bildung werden alle Interaktionen zwischen Berufswahlsuchenden und anderen Personen angesprochen, die unterstützend helfen, das Berufswahlverhalten zu verbessern und den Ratsuchenden bei der Entscheidungsfindung und Entscheidungsumsetzung(Realisierung) zu unterstützen. Hintergrund vorberuflicher Bildung ist der Paradigmenwechsel in den siebziger Jahren, Allgemeinbildung auch auf Problembereiche in der Gesellschaft auszuweiten. Wenn Allgemeinbildung auch als soziale und Politische Bildung mit aktiver Mitgestaltung des Alltags verstanden wird, gehört das Einmünden in die Arbeits- und Berufswelt mit der entsprechenden Schul-, Studien- und Berufswahl, der Arbeitsmarktsituation, der Arbeitslosigkeit, dem Arbeitsfrieden, gesellschaftlichen Ungleichheiten(Mann-Frau), der Mitbestimmung und Mitverantwortung sowie der Migration in ein zeitgemäßes Bildungsverständnis. Dieses Bemühen wird als Vorberufliche Bildung - unvollkommen auch als Berufsorientierung, Berufskunde, Berufswahlunterricht, in Verbindung mit beruflicher Grundbildung - bezeichnet. Der pädagogische Auftrag ergibt sich bei einer solchen Bildungsmaßnahme aus der Orientierungslosigkeit migrantischer Erwachsener/Eltern, Asylanten, Flüchtlinge und Umzuschulende über das schulische und betriebliche Bildungssystem und aus der pädagogischhen Intention einer Hilfstellung in einer Phase des Übergangs von einer Bildungsinstitution(in der Regel der Schule) in die Arbeits- und Berufswelt. Hier setzt interkulturelle Erwachsenenbildung an.

An dieser Stelle muss man auf das vorliegende Zahlenmaterial und die damit einhergehende Faktenlage eingehen, die die Benachteiligung von Migrantinnen und Migranten in pädagogischen Maßnahmen, die Vorberufliche Bildung betreffen, feststellt. Folgt man der Austria Statistik 2009(Bevölkerung nach demographischen Merkmalen), so sind ein Achtel der österreichischen Bevölkerung im Ausland geboren, gibt es einen Ausländeranteil von 8,9 Prozent und sind neue Sprachgruppen unter den(eingebürgerten) Österreicherinnen und Österreichern stärker als Sprachen der anerkannten Volksgruppen. Bedeutung für die Vorberufliche Bildung haben Ergebnisse der Studie des Wiener Arbeitsmarktservice - KMU Forschung Austria/Austrian Institute for SME Research(2007). Zwei Drittel aller arbeitslosen Jugendlichen stammen aus Zuwandererfamilien. Zwei Drittel der gemeldeten Arbeitslosen zwischen 15 und 21 Jahren haben eine andere Muttersprache als Deutsch oder sind zweisprachig aufgewachsen. Entsprechend komtm als weitere Benachteiligung auch in dert zweiten Generation "schlechtes Deutsch" dazu. "Kulturelle Schwierigkeiten" bei der Berufswahl legt die Studie ebenso offen. 44 Prozent fühlen sich diskriminiert, traditionsbewusste Migrantenmommunities hemmen den Aufsteig ihrer Kinder. Elemente der zunächst stattfindenden Schulwahl, in der Folge Berufswahl sind zunächst die Einstellung des Elternhauses. Deutlich weniger Migrantenkinder besuchen höhere Schulen, der Akademikeranteil ist geringer. Österreich als Land mit Gastarbeitermentalität besitzt eine bildungsfernere migrantische Elterngeneration. Kulturelle Werte, die Wohnungssituation und die Meinungen der migrantischen Gleichaltrigen haben eine große Bedeutung. Wenig zufriedenstellend ist der geringe Prozentsatz einer positiv abgeschlossenen Lehre. Heranwachsende Migrantinnen und Migranten nützen ihre Bildungschancen und das Lernpaket der Vorberuflichen Buldung mit Unterricht in "Berufsorientierung", Realbegegnungen und Bildungsberatung - in Verbindung mit Kooperationsmodellen des Arbeitsmarktservice(Berufsinformationszentren), der Wirtschafts- und Arbeiterkammer sowie Elementen der Politischen Bildung - in einem zu geringen Ausmaß. Bei Migrantinnen behindert traditionsbewusstes Denken in Familien mit ausgeprägtem kulturell-religiösem Hintergrund schulische Maßnahmen und Beratungsbemühungen. Familien behindern mitunter Ausbildungs- und Berufswünsche, die ähnlich einheimischen Mädchen sind. Manchmal drängen sogar Eltern ihre Töchter zu Hilfstätigkeiten oder zum Daheimbleiben(vgl. KMU FORSCHUNG AUSTRIA/AUSTRIA INSTITUTE FOR SME RESEARCH 2007, 2-56). Insgesamt ist aber ein verstärktes Schulwahlverhalten nach der Sekundarstufe I festzustellen. Haben einheimische Mädchen/junge Frauen anzusprechende Schwierigkeiten, so trifft dies Migrantinnen(und Migranten) wesentlich stärker.

Bereits 1993 wurde von Ursula BOOS-NÜNNING im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit/Nürnberg auf die Probleme des Übergangs in eine berufliche Bildung mit den Aspekten Ausbildungsversorgung, Einflussfaktoren, schuliche Voraussetzungen, Einstellungsverhalten der Betriebe, Wunsch nach homogenen Arbeitsgruppen, Kundeninteressen, Berufsverhalten, Ausbildunsplatz als zweite Wahl, Rückkehrorientierung, Einbindung in die familiäre Zukunftsplanung, Berufswahl von Mädchen und Wertschätzung der Ausbldung aufmerksam gemacht(vgl. BOOS-NÜNNING 1993, 11-21). Es zeigt sich, dass der Problembereich in wesentlichen Aspekten sich kaum verändert hat, weshalb vorberufliche Bildungsmaßnahmen im interkulturellen Bereich aktuell bleiben( vgl. DICHATSCHEK 1995, 67-76 und 2009, 22; WIESER-DORNMAYR/NEUBAUER-ROTHMÜLLER 2008, 1-2; MATZNER 2012, 252-272).

Interkulturelle Erwachsenenbildung versteht sich in ihrem Bildungsauftrag an ihren berufspädagogischen Auftrag, an Politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz bzw. Erwachsenenbildung gebunden(vgl. SANDER 2007, 300-311, 392-406; DICHATSCHEK 2005a, 126-130 und 2008a, 133-136; HUFER 2009, 71,73; SCHWAB 2003, 38-42, MATZNER 2012, 301-314). Dieser umfasst die Hilfestellung bei der Einmündung in die außerschulische Gesellschaft, der Besserstellung sozial Benachteiligter, einer Förderung der Bewusstseinsbildung sozial Benachteiligter, der Begleitung jugendlicher Migrantinnen und Migranten mit ihren Familien und praktischer Hilfestellung. Das Prinzip "Fördern" steht demnach im Vordergrund. Dies bedeutet neben gesellschaftlicher Einschätzung verschiedener Situationen in der Phase der Berufsfindung, der Bewusstmachung verschiedener Einflüsse, dem Erkennen und der Akzeptanz der Verantwortung und der Verwirklichung der Entscheidung in Verbindung mit situationsgerechtem Handeln - unter Zugrundelegung von Berufswahltheorien - die Gestaltung eines Rahmenkonzepts, in dem die Schul- bzw. Berufswahl/Berufsfindung einen altersstufengemäßen längerfristigen Prozess darstellt. Zu gestalten ist dieser als Unterricht, Realbegegnungen und Bildungs- bzw. Berufsberatung. Die Umsetzung findet als halbjähriger kostenloser Lehrgang mit wenigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, gefördert mit Subventionen des Landes, unter Anleitung des Autors in einer Erwachsenenbildungsinstitution statt(vgl. DICHATSCHEK 2005, 126-130).

Ausgehend vom Berufswahlverhalten bedarf es in der Erwachsenenbildung der Möglichkeit, einen Entwicklungsprozess in Gang zu setzen, die Möglichkeiten von Ausbildung und Berufswahl zu erkennen, die Rollen von Personen interkulturell in der Arbeits- und Berufswelt sowie am Arbeitsmarkt zu beleuchten, Reealbegegnungen zu initiieren und eine Berufswahl zu realisieren(vgl. BEINKE 2006, 44-53). Das Abholen am persönlichen Wissens- und Handlungsstand der Zielgruppe - junge Migrantinnen und Migranten, Asylanten, Eltern, Arbeitslose und Umzuschulende - ist wesentliche Grundlage vorberuflicher Maßnahmen(vgl. HUFER 2009, 79; BUDE 2011, 38-54).

2.2 Interkulturelle Kompetenz in der Erwachsenenbildung    

Die Notwendigkeit einer Interkulturalität in Verbindung mit interkulturellem Lernen - definiert vom Autor in der Vorberuflichen Bildung als Fähigkeit, mit Personen anderer Kultur selbständig, kultursensibel und wirkungsvoll sowie handlungsbereit interagieren zu können(interkulturelles Wissen, interkulturelle Sensibilität, interkulturelle Handlungskompetenz) - ergibt sich aus dem verstärkten Zusammenleben und der Kooperation von Menschen unterschiedlicher Herkunft, wobei Orientierungslosigkeit, Unsicherheiten, Missverständnisse, Vorurteile und letztlich Konfliktbereiche zu vermeiden sind(vgl. HUNFELD 2004, 365-366; PRIES 2002; HERBRAND 2002, 33-34; DEARDORFF 2009; FISCHER-SPRINGER 2011). Der Aneignungsprozess kann im Rahmen eines solchen Lehrganges initiiert, gegebenfalls ausgebaut werden und ergibt die günstige Gelegenheit, sich mit Personen anderer kultureller Herkunft und ihren Handlungsweisen auseinanderzusetzen. Es geht demnach um eine bessere Bewältigung von interkulturellen Lebenszusammenhängen(vgl. BOLTEN 2007, 113; ROSENSTREICH 2009, 233-244). Wenn Hans HUNFELD von der Normalität des Fremdne spricht, so mag das 1991 utopisch geklungen haben. Heute ist "Anderssein" die Regel, nicht die Ausnahme. Gerade im Bereich vorberuflicher Maßnahmen gehört Interkulturalität zur Norm. "Naheliegend wäre entsprechendes Verhalten: mit der eigenen und der fremden Andersheit unbefangen und wie selbstverständlich umzugehen"(HUNFELD 2004, 365).


Im Folgenden soll ausgehend vom Kompetenzbegriff daher "Interkulturelle Kompetenz/ICC" näher ausgeführt und dargestellt werden. Vorberufliche Bildung im Migrationskontext bedarf einer Reflexion und schließt dieses Kapitel mit Hinweisen zu relevanten ICC-Theorieansätzen ab. Die Einführung des Kompetenzbegriffs ist vor dem Hintergrund eines wachsenden Bildungssystems und rasanter Wissensentwicklung mit Fachdisziplinen zu sehen. Dieter MERTENS(1974) entwickelte "Schlüsselqualifikationen" mit dem Ziel einer Vorbereitung ein möglichst hohes Transfer und einer Flexibilität auf neue Anforderungen. In der Folge wurden ähnlioche Ziele mit den Konzepten von "life-long-learning" und "Lernen des Lernens" eingeführt(vgl. FISCHER 2011, 334). Karlheinz GEISSLER(2002, 72) stellt den heutigen Kompetenzbegriff eindeutig als ökonomischen Zweck dar, also als Ausrichtung an Erfordernisse des Arbeitsmarktes. Im Hinblick auf Berufswahlkompetenz für die Zielgruppe sind allerdings sehr wohl Teilbereiche in Form von Lernzielen wie die Stärkung von Subjektivität, Selbstverwirklichungsinteressen und Persönlichkeitsbildung vorhanden. Von Interesse ist Oskar NEGTs Gegenkonzept(vgl. NEGT 1997, 89-102) mit der Identitätskompetenz, ökologischen Kompetenz, historichen Kompetenz und ökonomischen Kompetenz. Für die Vorberufliche Bildung in der Erwachsenenbildung von Migrantinnen und Migranten bedarf es einer interkulturellen Kompetenz, will man im Hinblick auf die zunehmende Internationalität und Globalisierung entsprtechende Qualifikationen benennen können.

Alexander THOMAS versteht im interkulturellen Handlungsspiel die Vermeidung von Missverständnissen und die Nutzung einer gemeinsamen Problemlösung von allen Beteiligten. Diesem Ansatz wird allerdings Zweckrationalismus vorgeworfen(vgl. THOMAS 2003, 137-141). Alois WIERLACHERs Gegenposition, interkulturelle Begegnung soll persönlicher Weiterentwicklung aller Beteiligten dienen, wird Idealismus vorgeworfen, da die Position ökonomische, politische, rechtliche und soziale Rahmenbedingungen ignoriere(vgl. WIERLACHER 2003, 216; FISCHER 2011, 338). Die Frage nach der Einordnung kulturspezifischer oder kulturübergreifender Kompetenz geht auf die Tendenz von Kultur nach ethno-nationalen Kriterien ein, was heute nicht mehr haltbar ist. Paul MECHERIL definiert demnach interkulturelle Kompetenz als Fähigkeit der Verarbeitung von Erfahrungen von kultureller Differenz und Fremdheit. Es zeigt sich, dass der Kuklturbegriff entscheidend ist(vgl. MECHERIL 2003, 198). Wolfgang WELSCH hat mit dem Begriff "Transkulturalität" die Vorstellung einer geschlossenen Nationalkultur einer Kritik unterzogen(vgl. WELSCH 1995). Dieses Modell geht davon aus, dass im Gegensatz zu dem aus dem 18. Jahrhundert stammenden an Nationalität, Ethnie oder einem geographischen Raum orientierten Kulturbegriff Kulturen sich in einer modernen Gesellschaft gegenseitig durchdringen und miteinander verflochten sind(vgl. FISCHER 2011, 339). Der Wortbedeutung von "trans" entsprechend, ist die heutige Situation der Kulturen "jenseits" der alten. Es gibt keine klaren Abgrenzungen, vielmehr Verflechtungen und Gemeinsamkeiten(vgl. WELSCH 1995, 3).

Verfolgt man den Diskurs in der Erziehungswissenschaft zum Kulturbegriff, so spricht man nicht von Kultur als nationaler und homogener Einheit, sondern von Kultur als "Konstrukt" bzw. von Kulturen, die verschiedene Merkmale wie regional, sozial, Geschlcht, Status und Berufsgruppe aufweisen(vgl. NIEKE 1995, 42-43; AUERNHEIMER 2003, 73-75). Konsequent spricht Hubertus SCHRÖER von Interkulturalität, die das Verhältnis zwsichen unterschiedlichen Lebensformen formuliert, etwa Unterschiede des Geschlechts, der sozioökonomischen Lage, des Alters, der Religion, körperlichen Ausstattungen und sexuellen Orientierung sowie verschiedenen Betriebs- und Verwaltungskulturen(vgl. SCHRÖER 2011, 307-322). Hinzuweisen ist auch auf die "Essentialisierung", die Zuschreibung bestimmter kultureller Merkmale im Sinne von Wesenszügen für Mitglieder einer ethnischen Gruppe. Hier werden häufig der Austauschprozess zwischen den Kulturen und die "Verflüssigung kultureller Muster" nicht berücksichtigt(vgl. FISCHER 2011, 341). Ebenso findet sich Kritik an der Ausklammerung sozioökonomischer Grundlagen menschlichen Zusammenlebens, die zu Ungleichheiten und Benachteiligung führt. Migrantinnen und Migranten würden lediglich kulturell verschieden wahrgenommen, verstärkt etwa durch die Neigung zur Selbstethnisierung. "Dass sie aber aufgrund ihres benachteiligten ausländerrechtlichen Status, fehlender sozioökonomischer und qualifikatorischer Ressourcen schlechter gestellt sind und daher marginalisiert werden, würde bei einer solchen Sicht ignoriert. Die kulturelle Differenz spiele stattdessen eine primäre Rolle bei der Suche nach Erklärungen für das Anderssein"(FISCHER 2011, 342; vgl. HAMBURGER 2009, 190).


Dieser Diskurs hat demnach Konsequenzen für die erwachsenpädagogischen Bemühungen einer Vorberuflichen Bildung für die Zielgruppe der Migrantinnen und Migranten, worauf in der Folge einzugehen ist.

Die beschriebene interkulturelle Kompetenz realisiert sich demnach auf der Interaktions- und Kommunikationsebene, in Face-to-Face-Kontakten, bei denen die Personen wechselseitig in Kontakt treten. Eine entsprechende Didaktik hat diesem interkulturellen erkenntnistheoretischen Modell Rechnung zu tragen. Als Schlüsselkompetenz bedeutet das für pädagogisch Handelnde die Erkenntnis, in eine globale Gesellschaft eingebunden zu sein, Reichtum und Armut mit allen Widersprüchen und Ungleichgewichten zu sehen, Ursachen und Wirkungen von Migration analysieren zu können, Biographien und Familiengeschichten in ihrer transnationalen Vernetzung zu verstehen, international anerkannte Werte und Normen zu respektieren und an internationalen Netzwerken mitzuarbeiten bzw. sie aufzubauen.

Die Fähigkeit, vorberufliches Wissen(und berufliches) Handeln vor dem Hintergrund einer Einwanderungssituation zu reflektieren und dieses Wissen für ein professionelles Handeln zu nutzen, ist keinesfalls selbstverständlich. Es bedarf einer Vermittlung von Fortbildung und Studium(vgl. FISCHER 2011, 353).

Es lassen sich bei der dargestellten Systemebene Schlüsselthemen für eine Vorberufliche Bildung im Migrationskontext herausfiltern(vgl. FISCHER 2011, 354):

  • Exklusion - Inklusion: Gesellschaftliche Ausgrenzungsprozesse im ökonomischen, politischen, rechtlichen, sozialen und kulturellen Bereich verlangen nach Gegensteuerung. Als eine Handlungsstrategie einer Inklusionspolitik/-pädagogik ergibt sich der Teilbereich Politische Bildung in der Vorberuflichen Bildung.
  • Homogenität-Heterogenität: Ethnonationale Vorstellungen treten in Gegensatz zur tatsächlichen Vielfalt der Bevölkerung. Mehrgfachzugehörigkeiten prägen Identitätsentwürfe. Als Handlungsstrategie ergibt sich eine Anerkennungskultur mit der Akzeptanz von Mehrsprachigkeit, Mehrreligiosität und Vielfalt kultureller Deutungsmuster. Als kulturelle Orientierung in der Lebenswelt und bei notwendigen Ressourcen benötigt es einen Aufbau interkultureller Kompetenzen für selbstreflexive und kommunikative Kompetenzen.
  • Diskriminierung-Anerkennung: Stereotype, Vorurteile, Stigmatisierungen, Etikettierungen, Rassismus und Gewalt gefährden einen demokratischen Zusammenhalt der Gesellschaft. Als Handlungsstrategie ergeben sich Strategien des Empowerment mit Stärkung der Autonomie und Selbsthilfepotenziale, vorurteilsfreie Erziehung und Bildung, antirassistische Erziehung und Bildung, Gewaltprävention und Konfliktmanagement sowie Resilienzförderung.
Es geht demnach interkulturelle Kompetenz im Zusammenhang mit dem Anforderungsprofil einer Vorberuflichen Bildung im Migrationskontext von Erwachsenenbildung zu sehen. Dieses Profil bezieht sich auf die Bewältigung von Schlüsselproblemen der Gegenwart mit gesellschaftlichen und individuellen Auswirkungen, damit um einen Beitrag zur Inklusion in der Gesellschaft. Die Vielfalt kultureller Deutungsmuster soll dazu befähigen, sensibel mit erfahrbaren biographischen, milieuspezifischen, subkulturellen und spezifischen Kulturausdrucksformen umzugehen und Diskriminierungen zu vermeiden. Personenzentrierte Haltungen wie Empathie, Authenzität, Akzeptanz, Ambiguitätstoleranz und Konfliktfähigkeit sollen den Zugang zu Menschen aus anderen Herkunftskulturen und Milieus erschließen. Letztlich bedarf es eines Abbaues von Zugangsbarrieren im Rahmen der Lehr- und Lernziele der Vorberuflichen Bildung, um berufliche Bildung und Öffnung von Organisationen umsetzen zu können.

Dazu bedarf es im Kompetenzbereich

  • interkulturellen Wissens(Verständnis des Kulturkonzepts mit dem Orientierungssystem der fremden Kultur und der eigenen Kultur, Abbau von Unsicherheiten, Kenntnis von Problempotenzialen und interkulturellem Konfliktmanagement sowie länderspezifischem Wissen)
  • interkultureller Sensibilität(positiver Einstellung zur fremden Kultur, Reduktion von Angst, Sensibilität für kulturbedingte Unterschiede, Motivation zum interkulturellen Lebens, realistische Erwartungen, Weiterentwicklung von persönlichkeitsmerkmalen/Unvoreingenommenheit-Weltoffenheit-Toleranz und Abbau von unzutreffenden Stereotypen) und
  • interkultureller Handlungskompetenz(interkulturelle Handlungssicherheit und Kommumnikationsverhalten sowie Fähigkeit zur Zusammenarbeit, Konfliktmanagement und dem Umgang mit dem Kulturschock).
Die drei Ziele ergänzen sich gegenseitig, ihre Grenzen sind fließend(vgl. HERBRAND 2002, 48-54).

Ergänzt wird der vorberufliche Berufsfindungsprozess durch "transcording", dem Einbringen persönlicher, innerer Werte mit den Fähigkeiten der Kreativität einer fremden Kultur und Kenntnis bzw. Möglchkeit und Notwendigkeit anderer Sprachen.

Innerhalb der Innovationstheorie in der Vorberuflichen Bildung ist die Diffussion als Vermittlungsprozess von Innovationen in Form von Ideen, Wissen und Technologien von Interesse(vgl. BRENINGER 2011). Zuständige Instanzen sind im Bereich der Wirtschaft und der Medien. Besondere Bedeutung kommt

  • den "change agents"(Multiplikatoren/Unterrichtenden, Berufsberatern und Experten),
  • "change assistens" (Unterstützer/Erwachsenenbildungsinstitutionen, Kammern, Arbeitsmarktservice, Österreichischer Gewerkschjaftsbund, Industriuellenvereinigung und Medien) und
  • "change champions"(Betriebe/Betriebsinhaber, Öffentlicher Dienst, Leistungsorgane) zu.
Diffusionsprozesse werden im Rahmen erwachsenenpädagogischer Bemühungen durch diese Akteure vermittelt. Für die Klientel müssen Innovationen Vorteile bringen, integrierbar, verständlich und nicht zu komplex sein. Erkundungsprogramme und Expertengespräche eröffnen diesen Bereich.

Interkulturalität bezeichnet das Verhältnis zwischen unterschiedlichen Lebensformen(vgl. SCHRÖER 2011, 307). Der Begriff umfasst über das Verhältnis von Einheimischen und Zugewanderten hinaus Unterschiede des Geschlechts, des Alters, der Religion, der sexuellen Orientierung und der sozioökonomischen Lage.

Für die Vorberufliche Bildung ist "interkulturelle Öffnung" zu beachten, ist sie doch die Konsequenz einer solchen neuen Orientierung. Öffnung wendet sich gegen bewusste oder unbewusste Ausgrenzung. Ziel ist der Abbau von Zugangsbarrieren und Ausgrenzungsmechanismen in den zu öffnenden Betrieben/Unternehmen und/oder Institutionen. Anerkennung und Gleichheit soll ermöglicht werden.

Dazu dient das Konzept des "Diversity Management" mit seinen zwei Wurzeln(vgl. SCHRÖER 2011, 310-311): "Human Ressources Management" mit dem Kosten- und Erfolgsfaktor Mensch und der Anerkennung und Berücksichtigung der Unterschiede der Mitarbeiterschaft. Begründet durch die sozialen Strömungen, insbesondere in den USA, wurden die Unterschiede thematisiert und führten letztlich zur Anerkennung und Gleichberechtigung mit gesetzlichen Verpflichtungen, niemanden zu diskriminieren. "Diversity Management greift Heterogenität auf und will sie zum Vorteil aller Beteiligten nutzen"(SCHRÖER 2011, 311). Dabei geht es nicht um Assimilation und/oder Nivellierung von Unterschieden, vielmehr um Wertschätzung und Förderung. Die Stärke des Konzepts liegt in der Verankerung in allen Bereichen der Organisations- und Personalentwicklung von Betrieben, Unternehmen und Institutionen, wenngleich in der Praxis häufig nur einzelne Schwerpunkte - etwa Frauenförderung und Behinderungen - verfolgt werden. Für die Vorberufliche Bildung muss zudem beachtet werden, dass die Unterschiede nicht verwischt werden und das eigene persönliche und spezielle Profil erhalten bleibt. Eine Herausforderung für das Konzept ist allerdings der Machtaspekt, den Diversity Management eher verdeckt. Es fehlt die Thematisierung, dass es um Personen geht, die als Vertreter der Mehrheitsgesellschaft gegenüber Minderheiten - etwa Männer gegenüber Frauen - als Vorgesetzte Macht haben, auspüben und mit Sanktionen drohen können. "Interkulturelle Beziehungen sind fast duchwegs durch Machtasymmetrie . Status-, Rechtsungleichheit, Wohnstandgefälle - gekennzeichnet"(AUERNHEIMER 2002, 185). Dies bedeutet dann allerdings Dominanzkultur.

Für die Zielgruppe von Bedeutung ist als ICC-Ansatz die "Theorie der kognitiven Dissonanz" (vgl. ARONSON-WILSON-AKERT 2004, 188-190). In der Vorberuflichen Bildung geht es um ein Gefühl des Unbehagens - verursacht durch zwei oder mehrere widersprüchliche Kognitionen, in der Folge umgesetzt als Handlung, die einem positiven Selbstbild zuwiderläuft. Kognitive Dissonanz stellt das Unbehagen her und veranlasst die Person zu dem Versuch, dieses Unbehagen zu reduzieren. Es kommt zur Veränderung oder zur Rechtfertigung mit Veränderung der dissonanten Kognition oder zur Rechtfertigung mit der Veränderung der Hinzufügung einer neuen Kognition. Migrantinnen und Migranten haben sehr wohl das Bedürfnis, eine Dissonanz entweder durch Veränderung ihres Verhaltens oder durch Rechtfertigung ihres früheren Verhaltens zu reduzieren, um dieses in eine positive Sicht zu bringen. Eine Änderung der Einstellung kommt durch einen Prozess der Selbstüberzeugung, womit ein Lernprozess seine Rechtfertigung findet(vgl. ARONSON-WILSON-AKERT 2004, 226).

Für den zukünftigen beruflichen Bildungsprozess bedeutet Bilingualität ein besonderer Wert.(vgl. MEISEL o.J., 7-8). Im Vergleich zum frühkindlichen Sprachenerwerb unterscheidet sich der Zweitsprachenerwerb Erwachsener dadurch, "[...]dass es zwar ebenfalls invariante Erwerbssequenzen gibt, nicht aber die gleichen, die im L1 Erwerb zu beobachten sind. Darüber hinaus erfolgt der Erwerb langsamer, und man findet erhebliche individuelle Unterschiede im Verlauf und im letztlich erreichten Erfolg"(MEISEL o.J., 7). In der Vorberuflichen Bildung Erwachsener hängt der Gebrauch von Fremdsprachen auch von soziolinguistischen Faktoren ab, wobei biographische Einflüsse eine Bevorzugung einer Sprache ergeben. Die Dominanz einer Sprache kann sich durchaus nach Lebensumständen, Einstellungen und Motivationen verändern. Hier spielt die Berufswahl eine Rolle.

Jacques Lacans Forderung nach "Einordnung"(Verständnis) und der Wertschätzung der Andersartigkeit erklärt dieses Konzept, das über die bisherige Praxis einer Vorberuflichen Bildung in homogenen Lerngruppen hinausgeht. Zu vermeiden sind abwertende Haltungen, Etikettierungen("labelings") und Einstellungen mit eigenen Asoekten("resistance")(vgl. BRENINGER 2011).

Es geht um die vom Lebensalltag betroffene Situation einer Migration, also um einen äußeren biographischen Wendepunkt bei einer formalen Veränderung und um einen inneren Wendepunkt im Sinne einer Autonomie. Existentiell geht es um die eigene Person und ihr Milieu sowie um einen Bruch in der Biographie("biographische Diskontinuität"). Vorberufliche Bildung berücksichtigt das Vorwissen und Kenntnisse aus der Kultur in Verbindung mit Offenheit, Flexibilität, Interesse und kritischer Prüfung der eigenen Bemühungen.

Lehrende und Lernende tauschen im Diskurs sich aus. Vorberufliche Bildung benötigt diesen Diskurs. Michel Foucaults Begriff, definiert als Verständnis in der Sprache von Wirklichkeit, weist auf die Bedeutung der Realität hin. Was darf, was kann, was soll, von wem, wie im täglichen Diskurs des beruflichen Alltags gesagt/nicht gesagt werden? Damit ist auch Michel Foucaults Konzept von "power/knowledge" angesprochen. Wie gehe ich mit Personen mit nioedrigem/niedrigerem Wissensstand um? In der Vorberuflichen Bildung hat das Konzept eien wesentliche Bedeutung, geht es doch um eine Verbindung von Machtverhältnissen und Informationssuche. Wissensproduktion geht in eine bestimmte Richtung und betrifft Menschengruppen, Institutionen und Staaten(vgl. BRENINGER 2011). Es feht aber auch um Werteproduktion. Diese Aspekte betreffen wesentlich die Klientel des Lehrganges. Folgerichtig ist hier auf das Lernfeld Politische Bildung einzugehen.

2.3 Lernfeld Politische Bildung    

Politische Bildung ist ein zentrales Aufgabenfeld in der interkulturellen Erwachsenenbildung. Es geht um

  • das Verständnis für die Alternativlosigkeit einer sozialen Demokratie,
  • Regelungen und Entscheidungswege einsichtig zu machen,
  • Engagement für die Einhaltung und Verteidigung der Menschenrechte zu bewirken und
  • sich der Ablehnung von Extremismus, Totalitarismus und Diskriminierung bewusst zu machen (vgl. HUFER 2009, 71).
Menschen werden nicht zu Demokraten geboren, Demokratie muss erlernt und praktiziert werden (vgl. NEGT 2004, 197). In diesen Zusammenhang sind die Studien aus dem "Projekt Civic Education" einzuordnen, die sich mit den Aufgaben der Politischen Bildung in der Sekundarstufe I beschäftigen und "Berufswahlorientierung" als Bestandteil einer Politischen Bildung im Rahmen der Gestaltung sozialer Beziehungen ansehen (vgl. HÄNDLE-OESTERREICH-TROMMER 1999, 113-114). Man denke an die Kritik in der Migrationsforschung, wonach eine Europäisierung von Themen wie Zuwanderung oder multikulturelle Sozialräume vorwiegend im restriktiven Sinne von Kontrolle und Beschränkung, nicht aber zivilgesellschaftlich gesehen wird (vgl. PRIES 2001, 58).

Damit betrifft das Lernfeld Politische Bildung in der Folge auch interkulturelle Erwachsenenbildung. Es ist einsichtig, dass demokratische Lehr- und Lernformen praktiziert werden müssen. "Politische Bildung ist das Gegenteil von Agitation, Indoktrination und Manipulation" (HUFER 2009, 72). Mündigkeit und Selbstbestimmung sind grundsätzliche Prinzipien. Der "Beutelsbacher Konsens" (1976) mit dem Überwältigungs-, Kontrovers- und Beeinflussungsgebot sind Professionalisierungsmerkmale einer außerschulischen Bildung/Vorberuflichen? Bildung im interkulturellen Kontext (vgl. HELLMUTH-KLEPP 2010, 65).

Politische Bildung in einer interkulturellen Erwachsenenbildung ist nicht an vorgegebene Curricula, Rahmenrichtlinien oder Bildungsstandards gebunden (vgl. HUFER 2009, 78). Vielfalt, Freiheit und Freiwilligkeit sind die Prinzipien einer Politdidaktik in der Erwachsenenbildung, ausgerichtet auf Vorberufliche Bildung für die Zielgruppe.

Die Teilnehmerorientierung ist Grundsatz und klassische Kategorie aus dem pädagogischen Bestand der Erwachsenenbildung und im interkulturellen Kontext das bedeutungsvollste erwachsenenbildnerische Prinzip. Erwachsenenbildung mit Migrantinnen und Migranten hat mit einer Vorläufersozialisation zu tun, die erheblich die Bereitschaft zur Teilnahme an Veranstaltungen prägen und der Subjektorientierung einen hohen Stellenwert geben.

Zentrale didaktische Prinzipien im Lernfeld Politische Bildung wie das exemplarische und biographische Lernen mit Alltags- und Lebensweltorientierung im situationsgebundenen Kontext kommen den Lehr- und Lernprinzipien der Vorberuflichen Bildung im interkulturellen Kontext sehr gelegen (vgl. HUFER 2009, 80).

2.4 Ausgewählte Thesen nach Schwab - Konzept einer Detailanalyse    

Im Folgenden soll in fünf Thesen das Verständnis von interkultureller Erwachsenenbildung dargelegt werden, um die Grundlage der folgenden didaktischen Überlegungen im Praxiskonzept auch aus diesen Aspekten zu vervollständigen(vgl. SCHWAB 2003, 38-42).

These 1: "Kontakte und Beziehungen zwischen Menschen, Gruppen und Gesellschaften, die über unterschiedliche kulturell und historisch geprägte Deutungsmuster verfügen, sind interkulturell." Als sinnstiftendes Deutungsmuster der Wirklichkeit ist Kultur mit der Wahrnehmung und Bewertung seiner Umwwelt verbunden. Das menschliche Streben nach harmonischer Identität stellt die Funktion der Kultur als ein Gemeinsames von Sinnkonstruktionen dar, mit denen zwischen wichtig und unwichtig, wahr und falsch, gut und böse sowie schön und hässlich unterschieden wird. Diese Bedeutungskonstruktionen führen zu sozialen Konstruktionen mit kultureller Abgrenzung. Menschen können sich und kulturelle Prägungen zum Gegenstand von Reflexion machen. "Die Qualität interkultureller Beziehungen hängt von der Bereitschaft und Fähigkeit der Betroffenen ab, eigene und fremde Wirklichkeitskonstruktionen als solche zu identifizieren und eine kritisch-distanzierte Position zu ihnen einzunehmen"(SCHWAB 2003, 39).

These 2: "Fremdheit als Beziehung mit ambivalenten Gefühlsbeschreibungen kann zu Assimilationsneigung oder Abwehrreaktionen bei der Zielgruppe führen." Als fremd wird etwas wahrgenommen, was nicht mit dem eigenem Wahrnehmungsmuster in Einklang gebracht werden kann. Mit der Wahrnehmung bzw. dem Wahrnehmungscode werden neue Sinneseindrücke mit Erfahrungen benannt, die vom Individuum als Weltbild internalisiert wurden und die Kognition und Emotionalität betreffen. Andersartige Wahrnehmungen sind mit einer Störung harmonisierender Wahrnehmungsstrukturen verbunden und erzeugen ambivalente Gefühlsreaktionen. Sie bewegen sich zwischen Neugier, Interesse und Faszination, ebenso auch als Potenzial für Ängste und Bedrohung. Die äußere Umwelt, persönliche Krisen und bisher unbekannte Eigenschaften können als fremd erscheinen. Fremdwahrnehmung kann auch Abgrenzungsmechanismen bewirken, die durch einen Wahrnehmungsmodus hervorgerufen werden, die Fremdes als Negation von Eigenheit erfahren lässt(vgl. SCHÄFFTER 1991, 21).

These 3: "Lernen ermöglicht Individuen persönliche Wahrnehmungsmuster mit einer Reflexion biographischer Bedingungen. Historische und gesellschaftliche Machtverhältnisse können verglichen werden, wobei man Realitäten erkennt und Handlungsstrategien entwickeln kann." Lernen zielt auf die Erweiterung der eigenen Handlungsmöglichkeiten und damit auf eine Erhöhung von Lebensqualität. In interkulturellen Lernprozessen können Handlungsprobleme auf Grund fehlender Sensibilität für die Beweggründe und Intentionen des Anderen entstehen(vgl. KAMMHUBER 2000, 225). Lernerfolge können durch die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und Fremden vollzogen werden. Eigene Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie die Wahrnehmung des Anderen können zum Mittelpunkt des Lernens werden. "Im interkulturellen Kontext wird daher ein universaler Zusammenhang besonders deutlich: Lernen ist immer auf die Wahrnehmung als Grundform des menschlichen Erkennens bezogen"(SCHWAB 2003, 40). Lernen im Sinne von Kompetenz- und Verfügungserweiterung stellt eine Wechselwirkung zwischen Erfahrung in Form von Wahrnehmungen, der Reflexion und eines Handelns dar, wobei ein Stück Unabhängigkeit von der Person gewonnen wird(vgl. HOLZBRECHER 2001, 6).

These 4: "Interkulturelle Erwachsenenbildung regt an und ermutigt Personen zu Lernprozessen, die sich offen und kritisch mit eigenem und fremden Wissen und Handlungsfähigkeiten auseinandersetzen. Im Sinne einer Politischen Bildung mit interkulturellen Lernprozessen bedarf es einer gesellschaftlichen Analyse und Anerkennung von Differenzen sowie der Notwendigkeit einer Ambiguitätstoleranz." Interkulturelle Erwachsenenbildung als Persönlichkeitsbildung beinhaltet individuelle Lebensinteressen und gesellschaftliche Ansprüche. Persönlichkeitsbildung als Subjektentwicklung ist nicht als eien Ethik der Selbstverwirklichung zu verstehen, vielmehr als Entwicklung von Selbstwahrnehmung, Selbstachtung, Selbstbewusstsein und Selbstbestimmungsfähigkeit in Anerkennungsverhältnissen(vgl. SCHERR 2002, 28). Will lam mit Femdheit positiv umgehen können, bedarf es einer Empathiefähigkeit und Sensibilität für wirklichkeitsnahe und aktuelle Lebenauffassungen für sich und andere(vgl. HOLZBRECHER 1997, 225). In der Auseinandersetzung mit Fremdheit entstehen Lernprozesse zur Entwicklung von Beziehungsfähigkeit und Anerkennung des Anderen. Erhält der Andere Raum zur Entwicklung, gewinnt das Individuum ebenfalls einen Freiraum für seine persönliche Entwicklung. Die Unterschiedlichkeiten in Kultur, sozialen, wirtschaftlichen und biographischen Bedingungen können so reflektiert werden. Der Anspruch auf vollständiges Verstehen ist nicht zu erheben. Es genügt im interkulturellen Kontext das Bewusstsein dafür zu schärfen. Ambiguitätstoleranz lässt Bildung neue Lebenszusammenhänge entdecken.

These 5: "Die Begrifflichkeit 'Interkulturelle Erwachsenenbildung' ist eine analytische, nicht von der allgemeinen Erwachsenenbildung zu trennen, da alle Bildungsprozesse Deutungsarbeit implizieren. Sie beruht jedoch auf der theoretischen Grundlage der interkulturellen Kompetenz." Erwachsenenbildung ist heute zunehmend interkulturelles Lernen geworden, finden sich doch Menschen mit dem Ziel zusammen, ihre Selbsterfahrung in der Fremderfahrung zu intensivieren. Die Differenzerfahrung ist der Bezugspunkt von interkultureller und alltagskultureller Erwachsenenbildungsarbeit(vgl. ARNOLD 192, 102). Kritiker in der Erziehungswissenschaft sehen in der Betonung des Interkulturellen in der Erwachsenenbildung die Gefahr, mit der sozialpsychologischen Konstruktion des Problems in einem pädagogisch halbierten Anti-Rassismus zu enden, statt sich mit Ausgrenzungsmechanismen von MInderheiten zu befassen(vgl. RADTKE 1995, 856). Allerdings entzieht sich das vertretene Verständnis von interkultureller Erwachsenenbildung dieser Kritik, denn pädagogischer Umgang in einer Persönlichkeitsbildung dieser Zielgruppe mit der individuellen Wahrnehmung von Fremdheit und Differenz in Verbindung mit historisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wird weder negiert noch ignoriert(vgl. SCHWAB 2003, 42). In der Fremdheit kann ein Verständnis gewonnen werden, das keineswegs in seiner Anwendung nur auf Minderheiten oder Mehrheiten in einer Gruppe, Gesellschaft oder Kultur reduziert ist.

Im Folgenden soll das Praxiskonzept interkultureller Erwachsenenbildung dargestellt werden. Die Analyse ist nach der Implementierung der erwachsenenpädagogischen Maßnahmen angeordnet. Die Kurzdarstellung am Beginn dient der Übersichtlichkeit. Anschließend wird mit dreizehn Punkten die Wirkungsmöglichkeit des interkulturellen Erwachsenenangebots eingeschätzt. Das vorliegende Projekt ist eine Veranstaltung für die Zielgruppe der Migrantinnen und Migranten, Eltern, Asylanten, Flüchtlinge, Arbeitslosen und Umzuschulende im Rahmen voberuflicher Maßnahmen in einer interkulturellen Erwachsenenbildung. Durch Begegnung, Austausch und kollektive Aktivitäten im Rahmen von Kooperationsmöglichkeiten mit dem Arbeitsmarktservice(AMS), den Sozialpartnern, der Migranten-Bildungsberatung und Betrieben/Unternehmen sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einer Isolation heraus neue Kontakte, entsprechendes Wissen und Handlungsmöglichkeiten in ihrer Lebensumgebung knüpfen und als selbständig Handelnde entdecken.

Detailanalyse

  • Träger ist eine Institution der Allgemeinen Erwachsenenbildung (Bildungswerk, Volkshochschule), die in der österreichischen Erwachsenenbildung etabliert ist (vgl. LENZ 2005, 30-39). Als Organisationsform ist sie damit Mitglied in einer Landesarbeitsgemeinschaft.
  • Trägerinteressen sind im Erwachsenenbildungsgesetz 1973 als gesellschaftliches Anliegen formuliert, darüber hinaus ist man den Bezugswissenschaften in der Bildungsarbeit verpflichtet. Insbesondere dient man damit in der Erwachsenenbildung (bildungs-)benachteiligter Gruppen.
  • Vorberufliche Bildung ist Bestandteil einer Allgemeinbildung, damit in Österreich seit 1988 im schulischen Bildungsprozess verhaftet. Universitär gibt es seit Beginn der achtziger Jahre Lehre und Forschung. Der Autor vertrat von 1990 bis 2011 Vorberufliche Bildung an der Universität Wien.
  • Die Veranstaltung ist an die genannte Zielgruppe unterschiedlicher Herkunft gerichtet. Angestrebt wird eine Intensivierung eines interkulturellen Austausches mit Einheimischen und einer Zusammenarbeit mit dem EU-Bildungsprogramm Erasmus ("Nationale Agentur für lebenslanges Lernen").
  • Die Erwachsenenbildungsinstitution sieht die Zielgruppe mit Diskriminierung von subtilen und direkten Ausprägungen konfrontiert. Geringe Rückzugsmöglichkeiten außerhalb der Familie entstehen durch mangelhafte Erwerbstätigkeit, womit soziale Kontakte am Arbeitsplatz entfallen. Orientierungsschwierigkeiten, Isolation und mangelhaftes Wissen bedingen Schwierigkeiten bei individuellen Voraussetzungen für Bildungsprozesse und einer Einmündung in die Arbeits- und Berufswelt.
  • Lernerfordernisse sind aus der Sicht des Autors und der Projektleitung ein Abbau von Kontakthemmungen, um einen ungewollten Rückzug verhindern zu können. Die Entwicklung persönlicher, sozialer und methodischer Fähigkeiten soll erlernt werden, damit persönliche Ziele erreichbar und solidarisch verfolgt werden können. Die Klientel soll in der Begegnung ihre Bedürfnisse zur Sprache bringen können, Lösungsmöglichkeiten entwickeln, Wissen erwerben und Handlungen umsetzen können. Vorberufliche Bildung vermittelt demnach Fach-, Sozial- und Handlungskompetenz. Zudem benötigt es im Fachgebiet eine politische Kompetenz (vgl. die Intentionen der Politischen Bildung).
  • Als Ziele streben die Veranstalter die Befähigung der Zielgruppe zu einer aktiven Lebensgestaltung und einem engagierten Einsatz für ihre persönlichen Interessen und Rechte an. Die erwachsenenpädagogischen Ziele sind demnach an die vermuteten Handlungsproblembereiche ausgerichtet und basieren auf deren Bedürfnissen und Notwendigkeiten sozialer Kontakte. Es bedarf einer Verschränkung der Binnen- und Außenperspektiven in dem vorberuflichen Bildungsprozess: Schutzraum der Gruppe - Verlassen des Schutzraumes mit Kontaktmöglichkeiten - Abbau von Hindernissen, Ängsten und der Zurückhaltung innerhalb/außerhalb der Gruppe.
  • Die Veranstaltung ist als offenes Angebot konzipiert. Ausgehend von den Bedürfnissen/Wünschen der Gruppe richten sich die Lerninhalte nach der Notwendigkeit der Thematik. Zusätzliche Seminare sind demnach möglich (etwa Gesundheit - Vorsorge - Pflege, Selbstverteidigung/ Frauen). Angestrebt wird eine Stärkung des Selbstbewusstseins.
  • Gruppenaktivitäten sind die dominierende Sozialform, die Lehrenden verstehen sich als Moderatoren, die Diskussion, Aktivitäten und Lernprozesse begleiten.
  • Bei der Finanzierung und Vernetzung ist auf die Kooperationsmöglichkeiten Bezug zu nehmen. Partner sind das Arbeitsmarktservice, die Sozialpartner und die Wirtschaft. Subventionen aus der Erwachsenenbildung werden jedenfalls benötigt. Als Vernetzungsmöglichkeit ist zunächst die Dokumentation und Publikation in Print- und elektronischen Medien vorzusehen.
  • Die Veranstaltung ist abhängig von Fördermitteln und Unterstützung von Ressourcen der Partner. Damit sind die Teilnehmerzahl, die Verweildauer und Regelmäßigkeit der Teilnahme von Interesse. Zudem ist der Bekanntheitsgrad der Veranstaltung mit den erwachsenenpädagogischen Maßnahmen wesentlich. Für die Lehrenden ist die Wirksamkeit der Veranstaltung bezüglich einer Veränderung der Lebenspraxis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ermitteln. Als Erfolg werden das Ablegen von Misstrauen, Ängsten und Hemmungen sowie Eigeninitiativen gewertet.
  • Bei den Lehrenden wird Wert auf Fachwissen, Beratungskompetenz, Kontaktfähigkeit, Methodenkompetenz, interkulturelle Kompetenz und Fort- und Weiterbildung gelegt (vgl. LENZ 2005, 51-57).
  • Theoriebezüge sind demnach Lernen und Handeln, Einüben von Bewusstseinsbildung und Fertigkeiten sowie Partizipation im Lehr- und Lernprozess.
Interkulturelle Kompetenz in der Vorberuflichen Bildung

"Die Berufstätigkeit ist für das Leben von Erwachsenen von zentraler Bedeutung"(MATZNER 2012, 252). Neben der Gewinnung von Anerkennung, Selbstbewusstsein und Lebenssinn sichert die Berufstätigkeit die materielle Existenz, die soziale Integration und gliedert den Ablauf des Alltags. Eine soziale Integration in Form einer Platzierung auf Positionen der Aufnahmegesellschaft ist Bedingung für alle anderen Formen der sozialen Integration von Migrantinnen, Migranten und ethnische Minderheiten in die Aufnahmegesellschaft. Damit kommt einem erfolgreichen Übergang von der schulischen in eine berufliche Ausbildung und Arbeits- und Berufswelt aus individueller und gesellschaftlicher Bedeutung eine wesentliche Funktion zu (vgl. BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 145-158).

Unter Beachtung des Lernpakets der Vorberuflichen Bildung in Verbindung mit einer Politischen Bildung erkennt man die zunehmende Wichtigkeit dieser Aspekte für Personen aus Einwandererfamilien in einem interkulturellen Kontext von Erwachsenenbildung.

Der Übergang von der schulischen, mitunter bisherigen beruflichen Tätigkeit bedeutet für junge Menschen, Asylanten, Arbeitslose und Umzuschulende aus Einwanderergruppen eine Herausforderung, muss doch das reichhaltige Angebot beruflicher Bildung - betrieblich(Lehre/duale Ausbildung), schulisch(mittlere und höhere berufsbildende Schulen, Aufbaulehrgänge, Kollegs) und/oder akademisch(Universitätslehrgänge, Fachhochschulen, Universitäten, Akademien) - übersehen, Voraussetzungen erkannt und Bildungszertifikate in ihrer Bedeutung verstanden werden. Formelle und informelle Kenntnisse, Bildungsvoraussetzungen und Qualifikationen sollen/müssen in einem Anerkennungsverfahren in eine individuelle Biographie als Laufbahnkonzept eingebunden werden (können). "Infolgedessen ist eine frühzeitig und vertiefte berufspädagogische Begleitung für junge Menschen, zumal aus Einwandererfamilien von zentraler Bedeutung" (MATZNER 2012, 253).

Für ausländische Zuwanderer mit niedrigen Schulabschlüssen treffen zunehmend vier Aspekte für vorberufliche Maßnahmen zu. Es wurde nach der Schulzeit

  • wenig Konkretes unternommen,
  • es wurde einer Gelegenheitsarbeit nachgegangen,
  • es begann eine Phase der Arbeitslosigkeit und/oder
  • Arbeitssuche bzw. der Mutterschaft und Kindererziehung.
Damit ist das Risiko einer Ausbildungslosigkeit gegeben, insbesondere bei jungen Frauen (und hier in erhöhtem Maße bei türkischstämmigen Frauen). Trotz häufig motiviertem Engagement, einen qualifizierten Beruf zu erlernen, bleiben entsprechende Bemühungen nicht selten erfolglos oder es kommt zu verzögerten Erfolgen. Ebenso kommt kommt es zur Einmündungen in Berufe/Berufsbilder, die nicht angestrebt wurden, damit zur Erhöhung der Wahrscheinlichkeit eines Ausbildungsbruchs (vgl. MATZNER 2012, 254-255).

Nicht nur gute schulische Vorbildung, gegebenenfalls gute berufliche Vorkenntnisse und qualifizierte berufliche Tätigkeit beeinflussen die Erfolgschancen am heimischen Arbeitsmarkt, ebenso kommen auch Kenntnisse des regionalen Angebots, Kontakte zu Arbeitgebern, die Unterstützung der Familie und die Akzeptanz der Migrantin bzw. des Migranten zur Wirkung. Von jungen Personen mit intellektuellem Hintergrund wird die Familie nur eingeschränkt genutzt und als hilfreich angesehen (vgl. MATZNER 2010, 213 - 2012, 260).

Mangelhafte Unterstützung, mangelhafte Kenntnisse über das Schul- und Bildungssystem sowie die Arbeitswelt lassen auch Eltern als Zielgruppe für interkulturelle Erwachsenenbildung in Vorberuflicher Bildung erscheinen, zumal diese Eltern/Familien mitunter auch über mangelhafte soziale Kontakte verfügen. Es wird deshalb auch von einer geringeren Vernetzung von Einwanderern in Vereinen und Organisationen mit Einheimischen gesprochen (vgl. MATZNER 2012, 261).

Im gleichen Kontext wird auf diskriminierende Einstellungspraktiken und geringe Chancen auf schriftliche Bewerbungen bei Migrantinnen und Migranten hingewiesen. Sobald Bewerberinnen und Bewerber über positive Referenzen von Betrieben verfügen, schwinden solche Diskriminierungen. Positive Kenntnisse und bereichernde Qualifikationen werden eher nicht berücksichtigt.

Von Interesse ist die unterschiedliche Einstellung gegenüber bestimmten Migrantengruppen. "Türken" schneiden in jeder Hinsicht negativer ab (vgl. PEUCKER 2012, 73-88).

Daraus ergeben sich migrationspädagogische Strategien als Faktoren eines positiven Übergangs in eine berufliche Bildung für ein Konzept einer Vorberuflichen Bildung Erwachsener im interkulturellen Kontext. Wesentlich sind die Persönlichkeit (persönliche Merkmale, Fähigkeiten, Kompetenzen und formelle Qualifikationen), die soziale Herkunft, der regionaler Arbeitsmarkt und die Erwartungen der Betriebe/Unternehmungen. Von der sich bewerbenden Person erwartet man einen realisierbaren Berufswunsch mit einer beruflichen Orientierung, die Fähigkeit zur Erkundung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes, eine kompetente Bewerbung und die Fähigkeit für ein Vorstellungsgespräch. Personale, kognitive, methodische und sozaile Kompetenzen benötigen demnach bewerbende Personen.

Da solche Kompetenzen ungleich verteilt sind, besitzt die Zielgruppe mitunter einen besonderen Förderbedarf.

Hier ist, wie im Folgenden ausgeführt wird, Vorberufliche Bildung im interkulturellen Kontext mit ihrer Methodik und Didaktik im Rahmen von Erwachsenenbildung gefordert.

Pädagogische Begründung für interkulturelle Vorberufliche Bildung

Seit Ende der sechziger Jahre wurden unterschiedlichste Vorschläge und Vorstellungen zur didaktischen Ausrichtung schulischer Berufswahlvorbereitung entwickelt, die auf Modellversuchen basierten.

In der Erwachsenenbildung stelle sich dieses Themenfeld bei Migrantinnen und Migranten nicht, da man von einer Rückwanderung der Klientel ausging und Familiennachzüge nicht aktuell waren.

Bis heute ist das Fachgebiet "Vorberufliche Bildung von Migrantinnen und Migranten/Erwachsenenbildung" nicht berücksichtigt. In der Politischen Bildung und im Migrationsmanagement wird es in der einschlägigen Literatur nicht erwähnt (vgl. NICKLAS-MÜLLER-KORDES 2006, 328-335; SPRUNG 2011, 265).

Dessen ungeachtet gab es theoretische Überlegungen von Fachwissenschaftlern und Didaktikern. Vorberufliche Bildung, in der Europäischen Union als "Berufsorientierung" bezeichnet, zielt auf Fragen der Berufswahl, Berufsbilder und Berufsfelder, deren Anforderungen und Aussichten, über Wege und Förderungen der beruflichen Bildung sowie Entwicklung in Betrieben und Verwaltungen sowie den Arbeitsmarkt. Für die Berufsberatung gelten diese Zielbestimmungen ebenso, weshalb sie für den vorberuflichen Unterricht ebenfalls einen Einfluss auf die konzeptionelle Diskussion und Ausrichtung auf die Lernsequenz "Berufsberatung" haben.

Kennzeichnend und problembehaftet ist das Lernziel "Berufsaufklärung". Migrantinnen und Migranten sollen aufgeklärt, informiert und instruiert werden. Diese Forderung führt in der Unterrichtspraxis bei der Klientel, den Lehrenden und Beraterteams zu Frustrationen und Misserfolgen. der Anspruch kommt in der Regel von der Arbeitsmarktseite und Berufsforschung, weniger von Berufspädagogen, die die Lerninteressen und Lernmöglichkeiten der Klientel vertreten. Eine Folge ist die vielfach überzogene "Stuffhuberei", die dazu beiträgt, dass die Attraktivität und Unterrichtswirksamkeit erheblich reduziert werden (vgl. DÖRING 2008, 55-56). Die Bedenken von pädagogischer Seite wurden früh erhoben, dennoch wurde nur am Rande die Handlungskompetenz der Klientel erwähnt. Das Wissen rangiert hier weit vor dem Können. Für eine migrationspädagogisch ausgerichtete Erwachsenenbildung ist dieser Zustand nicht akzeptabel.

Erst mit dem Gutachten im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit von DIBBERN, KAISER und KELL 1974 als curriculare Grundlegung eines "Berufswahlunterrichts" kommt man zu einer stärkeren Realitätsnähe der Berufswahlvorbereitung, die sich mit der Bezeichnung "Berufswahlunterricht in der vorberuflichen Bildung" und dem didaktischen Zusammenhang von Berufsberatung und "Arbeitslehre" thematisiert. In das Zentrum dieses didaktischen Votums stellen die Autoren die "individuelle Berufswegplanung" , wie sie heute für die Klientel der Migrantinnen und Migranten essentiell in ihrer Bedeutung sich darstellt. Erstmals werden die verschiedenen realen sozioökonomischen Situationsfelder - Betriebe, Berufe/Berufsfelder, Ausbildungsmarkt - und die dafür kennzeichnenden Gegebenheiten, Restriktionen und Möglichkeiten in einer didaktischen Matrix formuliert (vgl. DIBBERN-KAISER-KELL 1974, 77).

Die folgenden Ausführungen sind für die Entwicklung für ein migrationsbezogenes Bildungskonzept in der Erwachsenenbildung von Bedeutung, geht es doch weniger in der fachdidaktischen Diskussion um die von DIBBERN, KAISER und KELL eingeführte Kategorie der "individuellen Berufswegplanung" und die mehr und mehr forcierte Lernzielbestimmung "Berufswahlreife" , deren Vermittlung über einen Unterricht hinaus auch Aufgabe der Beratungsinstanzen und außerschulischer vorberuflicher Angebote ist(Expertengespräche, Berufsinfomationszenrten/BIZ, Lehrlingsberatung, Realbegegnungen; vgl. KLIPPERT 1991, 36). Dieser Anspruch bleibt letztlich stark dem Informationsziel verhaftet und bedeutet für die Klientel der Migrantinnen und Migranten einen Paradigmenwechsel in der Didaktik in Richtung dem Lernziel "Entscheidungsfähigkeit" . Das bedeutet nicht nur die selbständige Informationsbeschaffung und Verarbeitung, sondern auch ein entsprechendes Entscheidungstraining mit den dazugehörigen Kooperations- und Konflikterfahrungen.

Die Forderung nach "Berufswahlreife" wird damit um die Dimension des Handelns und der Handlungskompetenz erweitert.

Mit dem Laufbahnkonzept als berufswahltheoretischer Aspekt lassen sich drei Lernstränge unterscheiden, die hilfreich im Berufsfindungsprozess von Migrantinnen und Migranten eingesetzt werden können.

  • Einmal geht es um die Hinführung der Klientel zu einem berufswahlbezogenen Problembewusstsein, zur Selbstreflexion und Erkenntnis sowie zur Eigenaktivität bei der Berufswahlvorbereitung.
  • Zum anderen geht es um die Vermittlung angemessener Kentnisse und Kompetenzen, die für eine subjektiv und objektiv funktionierende Berufswahl und Laufbahnentscheidung erforderlich sind.
  • Daraus folgt die Hinführung zu einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten, Interessen, Möglichkeiten und Grenzen (vgl. KLIPPERT 1991, 37).
Mit der Berufswahlkompetenz, definiert als die Fähigkeit der Klientel, eine weitgehend rational begründete und möglichst selbständige Entscheidung für eine schulische oder betriebliche Ausbildung in einem Berufsfeld zu treffen und in Handlungen umzusetzen, mündet das migrationspädagogische Bemühen über den Entscheidungsprozess in eine Realisierungsphase. Damit markiert dieses Konzept bislang am weitesten, was ein Unterricht in Kooperation mit anderen außerschulischen Partnern leisten könnte und müsste.

"Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt werden nicht nur durch unterschiedliche Qualifikationen bestimmt, auch Diskriminierung und Vorurteile beeinflussen die Chancengleichheit. Geschlecht, soziale Herkunft und Migrationshintergrund sind neben den erworbenen schulischen Qualifikationen entscheidende Faktoren beim Einstieg ins Berufsleben" (BÜRKLER 2009, 305). Zentrales Element einer interkulturellen Bildung im Rahmen vorberuflicher Bildungsmaßnahmen ist die Identitätsentwicklung durch die Förderung sprachlicher Kompetenz und Kultur. Interkulturelle Erziehung bedeutet gesellschaftspolitisches Engagement, Anerkennung kultureller Vielfalt mit einer Multikulturalisierung des Wissenskanon und Minderheitenförderung in Bildungsinstitutionen; damit ist für die Klientel der Migrantinnen und Migranten in der Erwachsenenbildung Politische Bildung ein Teilbereich. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass interkulturelle Pädagogik, wenn praktiziert, im Regelfall mit der Schulpflichtzeit endet(vgl. BUNDESMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT, KUNST UND KULTUR: i.d.g.F. das Unterrichtsprinzip "Interkulturelles Lernen", Punkt "Allgemeine Didaktische Grundsätze").

Sylvia BÜRKLERs These, wonach die Übergangsphase in die Berufsausbildung vernachlässigt wurde, bietet die Möglichkeit einer Verbesserung des Bildungs- und Informationsangebotes im Rahmen erwachsenenpädagogischer Bemühungen geradezu an, insbesondere Netzwerkbildungen beim Übergang zu einer Berufsbildung (vgl. BÜRKLER 2009, 310). Weiters kommen für Betriebe Sensibilisierungskampagnen mit Kontaktmöglichkeiten zu Migrantinnen und Migranten und eine Anpassung an die Arbeit der Berufsberatung sowie Veränderungen der geschlechtsspezifischen Selektion in Frage (vgl. OSTENDORF 2005; BÜRKLER 2009, 316). Letztlich benötigt es neben der Institution Erwachsenenbildung auch politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen(vgl. die Innovationstheorie, wonach Novitäten Transformationen der Gesellschaft, in Politik, Wirtschaft und Kultur/Bildung? bewirken). "Es braucht das Zusammenspiel von Bildung, Wirtschaft und Politik" (BÜRKLER 2009, 321).

Die Erwachsenenbildung ist damit angesprochen, vor allem in der Frage der Transformation dieses didaktischen Anspruchs im Unterricht, der im Folgenden behandelt wird.

Didaktische Überlegungen - Interkultureller Trainingsprozess

Interkulturelle Praxis bedarf theoretischer Überlegungen und umgekehrt. Das vorkommende Problem muss erkannt werden, von mehreren Seiten beleuchtet und Lösungsversuche angeboten werden.

Ausgehend von der persönlichen Biographie der Migrantinnen und Migranten im interkulturellen Kontext gilt es,

  • den regionalen Bildungs- und Arbeitsmarkt zu überblicken,
  • die soziale Bedeutung von Beruf und Arbeit zu erkennen,
  • Arbeitsmarktchancen zu erkunden und zu verwerten,
  • mit Hilfe eines Beraterteams ein Laufbahnkonzept realistisch zu entwerfen und längerfristig umzusetzen,
  • "Lernen vor Ort" in Form von Realbegegnungen in Bildungs- und Berufseinrichtungen geplant durchzuführen,
  • Expertengespräche vorzunehmen und
  • über begleitete Praktika/Trainings in Verbindung mit Bildungs- und/oder Berufsberatung eine Realisierung vorzunehmen.
Im Folgenden gilt es Ansätze für eine veränderte Vorberufliche Bildung für Migrantinnen und Migranten in der Erwachsenenbildung zu entwerfen. Vorberufliche Bildung ist dem Gleichheitsgebot des Bundes-Verfassungsgesetzes/Art. 7(1) i.d.g.F. verpflichtet und hat daher beizutragen, bestehende Benachteiligungen von Migrantinnen(und Migranten)abzubauen. "Ebenso geht es auch um den Abbau von einseitigen und unzureichenden Erklärungsversuchen und Erklärungszusammenhängen" (DICHATSCHEK 1995, 635).

Die folgenden Ziele einer Vorberuflichen Bildung zur Erweiterung einer individuellen und kollektiven Handlungsfähigkeit von Migrantinnen(und Migranten) basieren auf dem theoretischen Fundament von Frank HERBRANDs interkulturellem Training für Führungskräfte (vgl. HERBRAND 2002, 47-54). Jacques LACANs Theorie der "Einordnung"(Verstehen) des "Anderen" und seiner Forderung neue Strukturen(Konzepte) anzulegen - wobei keine Wertigkeit einzuführen ist - erscheint ebenso hilfreich zu sein, wie beim "transcording" "innere Werte" in den Berufswahlprozess eine zusätzliche Kreativität einbringen(können). Parallelkonzepte ohne Wertung wären gleichfalls ein hilfreicher Lösungsansatz(etwa Bilingualität). Im Zeichen zunehmender Globalität in der Arbeits- und Berufswelt erhält "das Andere" eine neue Wertigkeit. Etikettierungen ("labelings") ergeben Probleme bei der Verschiedenheit/ Diversität von Personen und bedürfen insbesondere bei Praktika einer Klärung. Eine eigene Stimme von Migrantinnen mit einem eigenen Rollenverständnis könnte sich bei einer eventuellen "Kopftuchdebatte" ergeben (vgl. SPIVAK 1988). Das Ansprechen einer Diaspora-Situation ist ebenso zu beachten wie "resistance" als Theorieansatz mit dem Einbringen eigener Aspekte und einem neuen Diskurs.

''Ziele## einer Vorberuflichen Bildung zur Erweiterung einer individuellen und kollektiven Handlungsfähigkeit von Migrantinnen(und Migranten).

Didaktische Bezugspunkte bilden

  • ambivalente Erfahrungen
  • doppelte Orientierung von Migrantinnen
  • Zusammenhang von Produktions- und Geschlechterverhältnissen
  • erweiterter Arbeitsbegriff
Vorschläge von problem-und handlungsorientierten Themeneinheiten

  • Ansprüche an Arbeit und Beruf
  • Arbeitssituation in Haushalt und Familie/Berufsverläufe der Klientel
  • Kosten und Nutzen neuer Technologien
  • Quotierungsprobleme/Beruf und Familie als Lösungsversuch
Vorschläge von themenzentrierten und problemorientierten Erkundungen und Praktika

  • Vergleich der Arbeitssituation in Haushalt/Familie und Betrieb
  • Vergleich von Belastungen und Entfaltungsmöglichkeiten an verschiedensten Arbeitsplätzen
  • Vergleich frauen- und männerorientierter Berufe und Bereiche
Beispielhaft soll auf die Besonderheiten im Berufswahlprozess nach Nationalitäten im interkulturellen Kontext der Zielgruppe aus dem ehemaligen Jugoslawien eingegangen werden. Diese Zielgruppe zählte zu den ersten Arbeitnehmern, die planmäßig angeworben wurden. Trotz der hohen Anteilen in urbanen Räumen und bestimmten Gemeinden gelten sue als kaum problembehaftet und besonders integrationsfähig. Die Anpassung wird allgemein an den deutschen Sprachkenntnissen gemessen. Besonderheiten treten auf Grund ihrer unterschiedlichen Nationalitäten auf, bestand doch das ehemalige Jugoslawien aus sechs Republiken und fünf Völkern. Unterschiedliche Religionen und unterschiedliche Sprachen weisen auf eine große ethnische Heterogenität hin. Neben fünf größeren Ethnien - Slowenen, Kroaten, Serben, Montenegriner und Makedonier - lebten im ehemaligen Jugoslawien etwa 21 andere ethnische Minderheiten. Die geographische Nähe erklärt nur teilweise Heimatorientierung mit Heimreisen und Familienbesuchen. Die erste Generation der Zuwanderer bestand aus den stärker industriell entwickelten Teilrepubliken mit ausgebildeten Arbeitskräften. Ist ein Teil der Zuwanderer stärker auf eine Bindung zum Heimatland ausgerichtet, so ist der andere Teil inzwischen auf ein Leben in Österreich eingestellt. Man könnte so auf eine stärkere Orientierung auf den österreichischen Alltag und damit auf einen positiven Berufswahlprozess schließen. Es zeigt sich jedoch, dass sich spezifische Faktoren im Berufswahlprozess ergeben, die bei der Berufswahl sich zunächst in der Wahl von typischen Ausbildungsberufen zeigen. Ausgehend von einer positiven Bildungsorientierung sinken die Bildungsansprüche mitunter mit zunehmendem Alter. Insbesondere Mädchen/junge Frauen sind bereit, Berufe mit geringeren Voraussetzungen zu ergreifen, obwohl sie mitunter einen höheren Schulabschluss vorweisen können. NIEKE(1992, 49) sieht beispielsweise die Angst, keinen Ausbildungsplatz zu bekommen, als Grund bei Mädchen. Inzwischen ist davon auszugehen, dass Ausbildungen/Berufe gewählt werden, die ein gesellschaftliches Ansehen und eine sichere Existenz ermöglichen sowie am Arbeitsmarkt und im Heimatland gebraucht werden. Problembehaftet sind insbesondere jene Personengruppen aus den Krisengebieten des Balkankonflikts in den neunziger Jahren, hier Frauen mit unterschiedlichen Erfahrungen von Gewalt und kriegerischen Konflikten. Der Faktor "Schnellverdienertum" hat in der Berufsberatung dieser Zielgruppe immer noch Einfluss. Mädchen/junge Frauen und ihre Eltern streben zumeist heute eher einen höheren Schulabschluss an. Kennzeichnend für die jüngere Generation ist der eher geringere Anteil an Kontakten mit dem eigenen Kontaktfeld. Die Vernetzung mit der eigenen ethnischen Gruppe ist bei der ersten Generation deutlich höher als die der zweiten/oder dritten Generation. Augenscheinlich ist eine engere Bindung unter Kroatinnen und Kroaten festzustellen, spielt hier die Bindung an die katholische Kirche eine Rolle. Ebenso sind die Phänomene unter Mädchen/jungen Frauen aus Bosnien unter dem Aspekt des Islams zu beachten. Spezifisch religiöse Aspekte treten bei einer ausgeprägten religiösen Sozialisation auf, wobei Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien so gut wie keine Konflikte ergeben.

Setzt man sich mit der Handlungsfähigkeit bei Migrantinnen und Migranten auseinander, ist die Auseinandersetzung mit Erkenntnissen von Geert HOFSTEDE und Gert Jan HOFSTEDE (2011, 185-192) im interkulturellen Kontext von besonderem Interesse. Maskuline und feminine Länder sind auf Grund ihrer kulturellen Charakteristiken wirtschaftlich unterschiedlich. Für die Vorberufliche Bildung bedeutet dies die Kenntnis über industriell entwickelte maskulinen Kulturen und ihre wirtschaftlichen Schwerpunkte (führend etwa in der Schwerindustrie und chemischen Großindustrie) und femininen Kulturen mit ihren Stärken auf dem Dienstleistungssektor(etwa Beratung, Transport, Ausführungen von individuellen Kundenaufträgen, Umgang mit Lebensmaterial/Biochemie, Intensivlandwirtschaft). Beide Autoren sprechen von einer internationalen Arbeitsteilung, "[...]bei der die Länder auf den Gebieten erfolgreicher sind, die der Kultur ihrer Bevölkerung entsprechen als auf den Gebieten, die dieser Kultur zuwiderlaufen"(HOFSTEDE G.-HOFSTEDE G.J. 2011, 191). Angeführt werden als Beispiele Japan(Elektro- und elektronische Industrie), und Dänemark( sowie die Niederlande(Dienstleistungsbereich, Export von Agrarprodukten und biochemische Waren/Enzyme, Antibiotica). Kennzeichnend am Arbeitsplatz sind im femininen Bereich die erhöhte Bereitschaft zur Konfliktbeilegung durch Verhandlungen und Suche nach einem Kompromiss, das Prinzip der Gleichheit, die Bevorzugung kleinerer Unternehmungen, der Grundsatz "arbeiten, um zu leben", mehr Freizeit als Geld, beiden Geschlechtern steht die Wahl eines Berufes frei, der höhere Anteil berufstätiger Frauen in fachlich qualifizierten Berufen und eine Humanisierung der Arbeitswelt durch Kooperation sowie der Wettbewerbsvorteile in der Dienstleistungsindustrie. Zu diesen Aussagen ist kritisch zu bemerken, dass es zu einer Tendenz einer Übergeneralisierung, nationaler Begriffe, westlicher Prägung, mitunter veralteter Daten und geringer Erklärung kommt. Ohne Zweifel ist als Vorteil eine erste Orientierung zu sehen.

Unter Beachtung des interkulturellen Kontextes ist auf die verschiedenen Lehr-Lern-Formen unter Beachtung des jeweiligen unterschiedlichen Ausmaßes der Lehrendenaktivitäten und Traineraktivitäten einzugehen.

  • Die folgende Übersicht bezieht sich auf den sensiblen Bereich bei Migrantinnen und Migranten der zu verwendenden Grundformen des Lehrens und Lernens in der Vorberuflichen Bildung (vgl. DECKER 1981, 205-213; KLIPPERT 1991, 56-95, KASPER-MAYRHOFER 2002, 503-505; DÖRING 2008, 15-16).
  • Zu beachten ist der theoretische Ansatz Hans HUNFELDs des Beanspruchens einer Definitionsmacht mit der Auswahl, gegebenenfalls auch die Infragestellung der Methoden (vgl. Jacques DERRIDAs "deconstruction") und eigener Interessenslagen der Migrantinnen und Migranten, wobei die Klientel des Lehrganges sich durchaus aus bildungsfernen Schichten rekrutieren kann.
  • Lehr- und Lernformen vorberuflicher Bildung bei Migrantinnen und Migranten in der Erwachsenenbildung sind vorrangig das Selbststudium, "Neue Medien", der Unterricht, das Rollenspiel, Gruppenarbeiten und die Unterweisung im Betrieb mit (Aspekt-)Erkundung sowie das Praktikum.
  • In der Folge ist auf die Inhalte und Lernziele sowie dazu geeignete ICC-Theorieansätze einzugehen, hat doch jeder Lernprozess spezielle Lerninhalte und verfolgt spezielle Ziele. Für eine Umsetzung interkultureller Kompetenz ist dies unabdingbar (vgl. DÖRING 2008, 36 mit seinen Ausführungen zur allgemeinen Erwachsenenbildung).
Zwölf ausgewählte Lehr- und Lernziele/ ICC-Theorieansätze

Planungsmaßnahmen für Lernen im interkulturellen Kontext sichern einen Lernerfolg, werden in der Folge gekürzt vorgestellt, wobei den angestrebten Lernzielen eine besondere Bedeutung zukommt. Die jeweiligen Lernziele sind mit der entsprechenden interkulturellen Theorie zu verbinden.

Inhalte

Die Beziehung der Klientel zu vorberuflichen Maßnahmen sind in der Anfangsphase zu erheben(Pinnwand/Wandzeitung). Dabei sind die Vorkenntnisse über Arbeits- und Berufswelt, der Wert von Arbeit und Beruf, eine Orientierung über Berufsfelder, beispielhafte Berufsbilder und die Entwicklung neuer Berufe(mit Erfahrungsaustausch) wesentlich. In der Unterrichtspraxis ergibt sich eine fachliche Eingrenzung des Themenbereichs mit einer Gliederung von notwendigen Maßnahmen im Lehrgang.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkennen die Beduetung ihrer Beziehung zur einheimischen Arbeits- und Berufswelt, wen Wert von Arbeit und Beruf und erste Orientierungsfunktionen über die Vielfalt der Berufswelt. der Wert einer Gliederung angestrebter Hilfen soll Orientierungsmöglichkeiten erleichtern.

Als ICC-Theorie bietet sich das Einbringen persönlicher Werte/Einstellungen in einen zu beginnenden Berufswahlprozess an("transcording"). Eine Analyse mit einer Auswahl der Inhalte - mit eventueller Korrektur/Infragestellung - sollte ermöglicht werden("deconstruction"). Bei der Orientierung über Berufsfelder ist eine Essentialisierung erwünscht.

Didaktische Reduktion

Die vorhandene stoffliche Reduktion mit einem erforderlichen Zeitmanagement ermöglicht zu fixierenden Zeiten und vorberuflichen Maßnahmen im Lehrgang Eigenverantwortlichkeit zu setzen. Erste Lernziele können mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern formuliert werden.

Grundbegriffe und berufswichtige Zahlen werden bearbeitet, eine Auflistung der regionalen Möglichkeiten von Bildungsinstitutionen mit anschließender Planung einer Ersterkundung(Aspekterkundung)steht an. Die Eingrenzung der Inhalte auf zentrale und wesentliche Punkte hilft der Klientel bei dieser inhaltsreichen Lernsequenz. Stoffreduktion bedeutet nicht quantitatives Weglassen von Inhalten(vgl. DÖRING 2008, 172). Exemplarisches Lernen erleichtert die Orientierung über unüberschaubare Lernfelder(etwa Berufsfelder). In der Folge werden erste Erkundungsaufträge für die Klientel in einem Berufsinformationszentrum festgelegt. Die an Ort und Stelle vorhandene Information ermöglicht eine leichtere Übersicht. Eine Fallanalyse zeigt eine konkrete Behandlung eines Einzelfalles.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden befähigt, die Fülle stofflicher Themen mit exemplarischem Lernen(Stoffreduktion) einzuordnen, Überblickswissen zu bearbeiten und wesentliche Begriffe sich anzueignen.

Als ICC-Theorie bietet sich das Einbringen eigener Aspekte in den Lernprozess an("resistance"). Bereits eingebrachte Theorieansätze sollten weiterhin praktiziert werden.

Laufbahnkonzept

Mit der Bearbeitung der eigenen Biographie in Form eines Lebenslaufes, der Formulierung eigener Interessen, Stärken und Schwächen sowie des Freundeskreises werden Berufswahlfaktoren als Faktorengruppe gegliedert. Dies sind teilnehmerabhängige Faktoren wie

  • das Lebensalter, Geschlecht, Eignung und Neigung, familiäre Verhältnisse(Einkommen, Wohnort, Geschwisterzahl, Elternberufe, Berufswunsch der Eltern), der Horizont der Berufswahlhilfen(Schulbildung, Arbeitsmarktservice, Medien, Verwandte, Gleichaltrige), das Ausbildungsdangebot der Region(Schulen, Lehrstellen; regionale Wirtschaftsstruktur) und die Struktur der Berufe(Ansehen, Freizeitwert, Einkommens- und Aufstiegschancen, Betriebsklima.
  • Zu bedenken sind in dieser Phase eventuelle Berufswahlschranken wie körperliche und kognitive Beschränkheiten(Farbenblindheit, Schweißhände, Fuß- und Beingebrechen), fehlende Lehrstellen, finanzielle Schranken mit Fördersystemen, Informationsschranken in Schulen und dem Arbeitsmarktservice, die Vermeidung von Berufstrends und Konzentrationseffekten sowie Rechtsschranken.
In der Folge kommt es zur Planung der Laufbahn, also der Erarbeitung eines Konzepts. Dafür gibt es im Regelfall

  • die Lerninhalte "Information",
  • "Zeitbudget" für Erkundungen,
  • "Expertengespräche", notwendige Rückmeldungen, Diskussionsrunden und sich ergebende Fragestellungen durch die Lehrgangsteilnehmerinnen und Teilnehmer.
Das aktuelle Handeln wird in Beziehung mit dem Bisherigen gesetzt. Erfahrungen, Wahrnehmungen gesellschaftlicher Vorgaben, Verarbeitungen der persönlicher Biographie und das Planen eines Zieles werden in zeitlicher Abfolge einer kontinuierlichen Entwicklung bearbeitet. Antizipierendes Lernen in Verbindung mit einem interkulturellen Kontext ist hilfreich für die Lerngruppe.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen um die Möglichkeit der Erstellung eines Laufbahnkonzepts und nützen die Planung ihrer Berufsfindung zur Erleichterung in der Realisierungsphase.

Als ICC-Theorie bietet sich der biographische Ansatz im Kontext der Interkulturalität mit dem äußeren biographischen Wendepunkt(formale Veränderung) und der inneren biographischen Wende(Autonomie in Kultur und Erziehung) an, wobei Migration als existentieller Einschnitt mit einer Änderung der eigenen Persönlichkeit und als biographische Diskontinuität mit einem Bruch in der Biographie angesehen wird. Zudem ergibt sich eine Typisierung, einem Kategorisieren mit Werten. Bisher eingebrachte Theorieansätze sollten weiterhin beachtet werden.

Berufsberatung

Im Regelfall bedarf es an dieser Stelle der Hilfestellung der Berufsberatung bzw. einer spezifischen Migrantinnen- und Migrantenberatung mit ihren Möglichkeiten und Grenzen. Als Expertinnen und Experten ist ein solches Beratungsteam mit entsprechendem Informationswissen ausgestattet, kennt die Infomationsmaterialien, Handbücher und Nachschlagewerke, den örtlichen Bildungs- und Arbeitsmarkt, die Lehrstellensituation, Fremdenrechtsbestimmungen, kann Auskünfte über Ausbildungsförderungen und Nostrifikationen geben und hat Zugang zu Ausbildungsbetrieben. Aus dieser Kenntnis ergeben sich die Grenzen der Tätigkeit.

Insofern sind auch andere Expertinnen und Experten erwünscht, wenn es etwa um Testdiagnostik oder Studienfragen geht. Der Erstkontakt mit der Beratungsinstitution wird mit einer Einladung zum Lehrgang und anschließend einem Erstbesuch des Berufsinformationszentrums(BIZ) verbunden.

Die BIZ-Exkursion bedarf einer Vorbereitung an Materialien(Print-Medien: Mappen/Lehreberufe, Schulen und Studieneinrichtungen) und elektronischen Einrichtungen(Videos, PC/"touch screen"). Die Möglichkeit der Beratung ist vorzubereiten. Als Methode bietet sich ein Rollenspiel mit der Sequenz des Beratungsgesprächs an(persönliche Vorstellung, Fragenkatalog, Begleitung in der Laufbahn). Bei der Nachbereitung geht es um die Einordnung erster Ergebnisse und die weitere Konzeption.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen die berufsberatung und die Migrantinnen- udn Mighrantenberatung mitz den Möglchkeiten, erkunden das Berufsinformationszentrum und nützen die Einrichtungen.

Als ICC-Theorie bietet sich neben dem Einbringen eigener und neuer Werte("transcording") eine Vermeidung der Theorie der kognitiven Dissonanz mit der Erweiterung neuer Aspekte und einem Abbau von Unsicherheiten an. "Managing diversity" hebt die positive Wertschätzung des Individuums hervor und bereitet in der Vorberuflichen Bildung in Kooperation mit der gewünschten Institution/Betrieb die Voraussetzung des Übergangs in die Arbeits- und Berufswelt vor. Bereits eingebrachte Theorieansätze sollten weiterhin beachtet werden.

Betriebspraktikum

Die Planung eines Betriebspraktikums mit Hilfe einer Liste von entsprechenden Institutionen soll die Möglichkeit des Einordnens der bisherigen Fülle von Berufen/Berufsfeldern, einer möglichen Überprüfung eines Ausbildungs- bzw. Berufswunsches und beruflicher Grundeigenschaften ergeben.

Fragen der Planung sind die Auswahl des Betriebes bzw. der Institution, welche Bereiche von Interesse sind, in welcher Gruppe mit wem praktiziert wird, die Zeitdauer des Praktikums, die Betreuung bzw. Begleitung von dem Betrieb bzw. der Institution und der Lehrgangsleitung, das Festhalten der Beobachtungen, der Regelung der jeweiligen Arbeit, der UInfallversicherung, den Fragemöglichkeiten an die Betriebsleitung bzw. der Institutionsleitung, des Verhaltens in dem Betrieb bzw. der Institution und möglicher Zusatzinformationen über den Betrieb bzw. die Institution und den Wirtschaftszweig. Das Praktikumsbuch hält persönliche Erfahrungen und Beobachtungen fest, damit schriftliche Aufzeichnungen für die Nachbereitung im Lehrgang vorhanden sind. Themenbereiche sind etwa die Belastungen, Fertigkeiten, Kenntnisse, das Betriebsklima und die Ausbildungs- bzw. Lehrwerkstatt.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen um die Bedeutung eines Betriebspraktikums, führen ein Praktikumsbuch und erkunden neben zugewiesenen Arbeiten Teilbereiche des Bezriebes bzw. der Institution.

Als ICC-Theorie bietet sich neben bereits eingebrachten Theorieansätzen eine Auseinandersetzung mit der von Hans HUNFELD kommentierten "Definitionsmacht" hier in Betrieben, der Partizipation von Betriebsrat und Mitarbeiterstab und dem "diversity management" im jeweiligen Betrieb an. Praktika eignen sich gerade für Migrantinnen und Migranten insbesondere dort, wo nicht nur die individuelle Verschiedenheit, sondern auch die positive Wertschätzung des Individuums hervorgehoben wird und Geschlechtergerechtigkeit praktiziert wird. Michel FOUCAULTs "power/knowledge" - Konzept als "Durst nach Wissen" sollte in einem Praktikum umgesetzt werden können. Dazu bedarf es einer professionellen Begleitung, wie sie das pädagogische Konzept von Vorberuflicher Bildung in der Erwachsenenbildung vorsieht.

Randberufe

Seltene Berufe sind mitunter ein Geheimtipp und gehören angesprochen. Ausgehen kann man von den wenigen Erwerbstätigen und Standorten, der Krisensicherheit(Abdecken spezieller Bedürfnisse) und speziellen Begabungen bzw. besonderen Interessen in diesen Berufen. Die Information über Randberufe ergibt sich aus der Lehrberufsliste und dem Berufslexikon. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkennen Marktlücken bei Berufen, die wenig beachtet, aber immer noch gefragt sind.

Lernziel: Die vorhandene Beduetung von Randberufen wird erkannt, wobei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen, dass Randberufe vielfältig und überregional genützt werden.

Als ICC-Theorie bietet sich bei seltenen Berufen bzw. Berufsfeldern das Wissen und Können von besonderer Kreativität aus der eigenen Kultur der Klientel an("tanscording"). Jacques LACAN schätzt in seiner Kommentierung die "Andersartigkeit", nicht nur unsere Wertigkeit. Kreativität etwa in Kunstgewerbe und Handwerk ist durchaus als Bereicherung dfes einheimsichen Marktes und der Bedürfnisse der Konsumenten anzusehen, ebenso Mehrsprachigkeit im Dienstleistungsbereich.

Besuch berufsbildender Schulen - Studium

Diese Frage führt folgerichtig zu dem Wunsch, für welchen Ausbildungsgang bzw. Beruf sich Migrantinnen und Migranten entscheiden möchten. Angesprochen sind Berufsschulen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen, Aufbaulehrgänge, Kollegs, Fachhochschulen und Universitäten. Neben der notwendigen Erkundungsphase - über die Region hinaus - geht es um die zentrale Frage leichterer oder größerer Lernwege, also auch um betriebliche vs. schulische Ausbildung.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben den Überblick über die Schularten und Hochschulen und sind in der Lage, Erkundungen einzeln oder in der Gruppe zu organisieren. Sie erkennen die Bedeutung formaler Ausbildung, in Form von Schule, der Möglichkeit eines Studiums und den beruflichen Wert.

Als ICC-Theorie bietet sich Michel FOUCOULTs "power/knowledge" - Konzept mit dem "Durst nach Wissen" an. Die zentrale Frage ist hier die Wissensproduktion in einer ökonomisch verwertbaren Richtung, unter gleichzeitiger Bedeutung für eine integrative Form des Ethnozentrismus, in der das eigene Leben in einer positiven Form gestaltet werden kann. Geert HOFSTEDEs Ansatz eines Individualismus mit der Wichtigkeit persönlicher Ansprüche kommt ebenso zum Tragen wie der von Alexander THOMAS mit seinem Ansatz der Kulturstandards, die als Funktion das richtige Verhalten in der eigenen Kultur und das angemessene Verhalten bzw. die Anpassung an eine fremde Kultur einfordert. Dazu ist neben Wissen auch Verhalten und Handlungsfähigkeit erforderlich. Schulische und universitäre Sozialisation hilft jedenfalls.

Erkundung der Region

In dieser Sequenz werden die Telnehmerinnen und Teilnehmer über den regionalen Arbeitsmarkt und die Berufsfelder in erreichbarer Nähe sowie die Chancen eines Betriebs- und Berufswechsels informiert. Planvoll sollten zwei Fragenbereiche untersucht werden:

  • In welche Gruppe teilen sich die Institutionen/Betriebe ein(Industrie, Handwerk, Dienstleistung, Handel, Öffentlicher Dienst - Groß-, Mittel- und Kleinbetriebe)?
  • Was will man über diese Betriebe erfahren(Produktion, Beschäftigungszahl, Ausbildungsberufe, Wirtschaftslage)?
Hilfestellungen ergeben sich von den Kammern, dem Arbeitsmarktservice, der Gewerkschaft und den Betrieben. Die Auswertung geht den Fragen nach dem Ausbildungs- bzw. Berufswunsch in der Region, dem Anfahrtsweg, der Häufigkeit der Ausbildungsberufe, den Mangelberufen und der finanziellen Belastung nach. Didaktisch wird diese Sequenz interdisziplinär angelegt(Arbeitsmarktservice - Sozialpartner - Betriebe).

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wissen um die Wirtschaftsstruktur der Region, ihre Betriebe bzw. Institutionen und Arbeitsmöglichkeiten und kennen Informationsmöglichkeiten.

Als ICC-Theorie bietet sich der biographische Ansatz im Form des Migrationskonzepts an. Der existentielle Einschnitt in Form einer Änderung des eigenen Milieus, eigener Erfahrungen bzw. eigenen Vorwissens, einer notwendigen Flexibilität, eines persönlichen Interesses und einer kritischen Prüfung sowie einer Offenheit in einem Lernprozess für Lernende, Lehrende, Beraterinnen und Berater ergibt neue Perspektiven und Interessensgemeinschaften.

Arbeitslosigkeit

Vorberufliche Bildung hat sich auch mit dem Phänomen der Arbeitslosigkeit zu beschäftigen, weil in einer marktorientierten Wirtschaft Personen arbeitslos werden und Bewegungen der Arbeitskräfte in einer dynamischen Wirtschaft nicht zu vermeiden sind(Konkurs, Rationalisierungsmaßnahmen, Rückgang der Nachfrage, Wirtschaftskrisen, Jugendarbeitslosigkeit). Es geht um eine Vermeidung bzw. Hilfestellung, um gute Ausbildung mit größerer Vermittlungschance, Abkehr vom "Schnellverdienertum", Arbeitslosenunterstützung, Umschulung und Vermittlungin andere Arbeitsplätze bzw. Betriebe. Eine Gesprächsrunde im Lehrgang mit dem Beraterteam, Arbeitslosen und Saisonarbeitskräften zeigt die Realität der Situation am Arbeitsmarkt.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erkennen die Bedeutung guter Ausbildung, die Gefahren eines Schneeverdienertums und wissen um die Arten und Gründe von Arbeitslosigkeit.

Als ICC-Theorie bietet sich neben dem biographischen Ansatz im Migrationskonzept von Jacques LACANs Parallelkonzept als "das Andere" mit der Chance, seine persönliche Andersartigkeit einzusetzen und eine neue Wertigkeit - am Arbeitsmarkt, im Alltag - zu erreichen. Arbeitslosigkeit kann nicht nur Schicksal sein, sie kann bei Anerkennung von vorhandenen Kompetenzen bzw. Qualifikationen, einer Umschulung oder Neuqualifizierung durchaus überwunden werden.

Zukunftsberufe

In dieser Sequenz geht es um Vorhersagen über Berufsnachfragen und Berufsangebote, die deshalb unsicher sind, weil im Voraus niemand die wirtschaftliche Entwicklung kennt, Arbeitsplatzentwicklungen und Innovationen Berufsbilder verändern und die Zahl der Berufswechsler nicht vorher bekannt ist. Es geht um Berufe der Zukunft, neue Berufe aus technischen, wirtschaftlichen, sozialen und konjunkturellen Entwicklungen. Ein mögliches Gruppenprojekt in der Erwachsenenbildung können etwa Überlegungen zu "Arbeit finden - Arbeit erfinden" sein. Internetarbeit erleichtert die Bearbeitung des Themas.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen Berufsprognosen kritisch abklären, Beratung in Anspruch nehmen und regional/überregional sich über den Arbeitsmarkt informieren.

Als ICC-Theorie bietet sich neben dem biographischen Ansatz "transcording" mit seinem Einbringen neuer Werte und einer Kreativität an. Bilingualität erhöht die berufliche Wertigkeit, der Ansatz der Innovationstheorie mit dem Einbringen von Novitäten hilft für künftige Entwicklungen. Das Potenzial von Migrantinnen und Migranten am einheimischen Arbeitsmarkt, etwa im Öffentlichen Dienst, Gewerbe und Dienstleistungsbereich, bei besserer Beachtung neuer Aufgabenbereiche, ist ausbaufähig.

Benachteiligte im Beruf

Der Bereich der allgemeinen Bemnachteiligungen betrifft die Klientel bei Mädchen/Frau, Bub/Mann und Land/Stadt. Auch das Elternhaus spielt eine Rolle(Bildungsaspiration, Berufskarrieren). Zu den Bereichen von Benachteiligungen gehört das Berechtigungswesen mit Vorschriften über Zeugnisse und Laufbahnvorschriften. Neben diesen Faktoren pielen das Herkunftsland mit Sitten, Bräuchen und Religionsvorschriften sowie sozioökonomischen Faktoren wie Wohnung, Gesundheit, Familienstruktur und die "peer group" eine Rolle. Hier zeigt sich die Bedeutung einer Migrantinnen- und Migranteberatung als hilfreiche Unterstützung für vorberufliche Maßnahmen in der Erwachsenenbildung der Klientel(vgl. WIESER-DORNMAYR-NEUBAUER-ROTHMÜLLER 2008, 2-3). Gegebenenfalls sind Ausbildungs-und Berufsmöglichkeiten abzuklären und mit öffentlichen Sozialleistungen bei Schulungen und Studienangeboten abzusichern. Didaktisch ist diese Sequenz für Expertengespräche mitz dfen einzelnen Zielgruppen gedacht.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen Gruppen von Benachteiligungen im Berufsfindungsprozess und wissen um Hilfestellungen bei entsprechenden Institutionen. Der Wert und Nutzen von Unterstützungsmaßnahmen ist bekannt und soll genutzt werden.

Als ICC-Theorie bietet sich neben den genannten Ansätzen der biographische Ansatz im Kontext mit der Interkulturalität am Beispiel der Migration, wobei die Erfahrung und das Vorwissen eine wesentliche Rolle spielen. Folgt man dem Ansatz, geht es um eine "biographische Enthüllung", also um eine "Offenheit". Flexibilität und Mobilität sind wesentliche Faktoren. Mit der Innovationstheorie zeigt es sich, dass Diffusion als Vermittlungsprozess von Innovationen in Form von Wissen und Ideen sozialen Wandel erzeugt, wobei Konsequenzen mitunter wenig beachtet werden. Gerade bei "Benachteiligungen" sind diese fast nur mit Beratung und eigener Erkundung für die Klientel einschätzbar.

Realisierung der Ausbildungs- bzw. Berufswahl

Im Regelfall gliedert sich der Vorgang in mehreren Schritten, der über Rollenspiel und /oder Fallbeispiel gut vermittelbar ist. Es geht um Bwerbungsscreiben, das persönliche Portfolio, Einstellungsgespräche, gegegebenfalls um Einstellungstests, den Vertragsabschluss und die Probezeit. Der Hinweis auf Beratungsgespräche zur arbeitszeitlichen Absicherung ist für die Klientel wesentlich.

Lernziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen die einzelnen Schritte der Realisierungsphase bearbeiten können und in aktiven Lernmethoden üben. Selbstsicherheit und Selbstverantwortung soll erkannt und umgesetzt werden können.

Aös ICC-Theorie bietet sich neben dem biographischen Ansatz die Auseinandersetzung mit der hegemonialen Struktur der Kulturbegegnung an, wobei es sich zeigt, dass die eigene einheimische Kultur eine eigene Interessenslage ergibt und die Klientel die Interessen übernehmen soll bzw. zumindest den Vorrang der Interessen anerkennt. Die dominante Kultur hat wirtschaftliche Interessen und vergibt politische Rechte. Berufspädagogisch spricht man von einem Allokationsprozess, einer Zuweisung von Normen, Werten und Kriterien der herrschenden Gesellschaft(zumeist in Form von Beschränkungen, also rechtlichen Normierungen).

Umsetzung von Lernzielen und Lernkontrolle

Wenn vorberufliches Lernen erfolgreich sein will, muss es in der Erwachsenenbildung erfolgreich konzipiert werden (vgl. DÖRING 2008, 47-49). Migrantinnen und Migranten mit einem fest gefügten Weltbild bedürfen eines Lernprozesses mit der persönlichen Lern- und Berufserfahrung und Biographie (vgl. die eingebrachten ICC-Theorieansätze und ihre grundsätzliche Bedeutung für die Interkulturalität unserer Gesellschaft).

Zur Verinnerlichung vorberuflicher Lerninhalte bedarf es eines methodisch-didaktischen Repertoire etwa mit Vortrag der Lehrenden, Karikatur, Textanalyse, Gespräch/Diskurs, Internet, Fallanalyse, Talkshow/Pro-Contra-Debatte, Rollenspiel, Entscheidungsspiel, Simulation, Erkundung/Sozialstudie und Praktikum.

Vielseitig unterrichten heißt, von diesem Repertoire Gebrauch zu machen. In der Didaktik der Erwachsenenbildung von Migrantinnen und Migranten sind diese methodischen Haupttypen von Bedeutung, wobei sich diese Arbeit in diesem Kapitel mit dem Wert der Erkundung/Sozialstudie und Praktika grundsätzlich auseinandersetzt (vgl. DECKER 1981, 226-229; BEINKE 2006, 137-138; DÖRING 2008, 58-60). Erkundungen/Sozialstudien und Praktika sind Methoden der Realbegegnungen als zentraler Ansatz für eine handlungs- und erfahrungsorientierte vorberufliche Bildung. Ausbildungen, Berufe und Berufsfelder zu erleben und zu erkunden - also zu beobachten, erfragen, besprechen und auszuprobieren - motiviert und prägt als Lerntätigkeit. Lernrelevante Ausschnitte sollen exemplarisch kennen gelernt und mit persönlichen Erfahrungen ergänzt werden. Aspekterkundungen umfassen einen Teilbereich des Erkundungsvorhabens und dienen der Beantwortung von speziellen Fragen. Dazu bedarf es einer Planung und Betreuung(Bezugspersonen) durch die Bildungsinstitution sowie einer sorgfältigen Vor- und Nachbereitung.

Lernen mit Migrantinnen und Migranten weist in der Erwachsenenbildung auf zwei Prozessphasen hin,

  • zum einen eine Aufnahme- und Verarbeitungsphase und
  • zum anderen eine Übertragungs- und Handlungsphase.
Neben berufspädagogischen Hilfsmitteln wie der Veranschaulichung, Konkretisierung, des Praxisbezugs und der Arbeitshilfen gestaltet sich dieses Lernen mit dieser Klientel im höchsten Maß individuell, stellen doch die gerade Migrantinnen und Migranten als Erwachsene einen eigenen Lerntyp dar(individuelle Biographie, individuelle Lehr- und Lerneinstellung sowie Lernbedürfnisse und Lernerwartungen; vgl. als ICC-Theorieansatz die Biographie von Migrantinnen und Migranten).

Zudem ist der Faktor Zeit angesprochen, der bei der Klientel in der Regel unterschiedlich bewertet wird(vgl. als ICC-Theorieansatz das unterschiedliche und kulturabhängige Zeitverständnis mit den Bereichen Uhrzeit, Ereigniszeit und Weltzeit sowie Edward HALLs Unterscheidung von monochroner und polychroner Zeit, also mit oder ohne Zeitabsprachen ( vgl. DECKER 1981, 210; DÖRING 2008, 55).

Als wichtiges Element im Lehrgang bei dieser Umsetzung der Lernziele ist eine Lernkontrolle anzusehen, die in der Folge dargestellt wird. Als Abschluss des Lehrganges zeigt eine Lernkontrolle eine Rückmeldung über den Erfolg bzw. Misserfolg des Lernprozesses. Ohne diese macht in der Erwachsenenbildung bei Migrantinnen und Migranten der Lernprozess einen unvollständigen Eindruck und wirkt wie abgebrochen. Ein guter Abschluss/Ausstieg fasst zudem das Wesentliche zusammen, macht die Themen deutlich und übersichtlich, weist exemplarisch auf ICC-Theorieansätze und ihre Bedeutung individuell und gesamtgesellschaftlich mit einem Ausblick hin (vgl. DÖRING 2008, 61-62).

Reflexive Phase - Zusammenfassung

Bei der Beantwortung der Forschungsfrage, welche didaktischen Aspekte und Lerninhalte Vorberufliche Bildung für Migrantinnen und Migranten zur Umsetzung der Ziele in der Erwachsenenbildung benötigt werden,

  • ist auf die Intentionen des Lehrganges,
  • das Verhalten der Lehrenden im Unterricht und gegenüber der Klientel,
  • eine realistische Unterrichtsvorbereitung,
  • die notwendige Weiterbildung und
  • Aspekte von interkultureller Erwachsenenbildung sowie
  • Seminarbeurteilung einzugehen.
Die theoretische Basis der Interkulturalität ist essentieller Bestandteil des Lehrganges. Wesentlich für einer Erwachsenenbildungsinstitution ist der reflexive Umgang mit dem pädagogischen Auftrag des Lehrganges, weil persönliche Erfahrungen und Kenntnisse sowie Wissen und Handlungsfähigkeit rückblickend eingebracht werden(müssen). Dies soll auch als Zusammenfassung der Überlegungen zur Thematik gelten.

Vorberufliche Bildung als Lehrgang soll im Rahmen einer interkulturellen Erwachsenenbildung ein Angebot sein, Migrantinnen und Migranten, Eltern, Asylanten, Arbeitslose und Umzuschulende mit ihren Randgruppen bei der Ausbildungs- und Berufswahl sowie der Orientierung in der Arbeits- und Berufswelt zu helfen.

Der Anspruch beruht auf fünf Voraussetzungen.

  • Die Klientel eignet sich zunächst ein berufskundliches Grundwissen an.
  • Die Zielgruppe soll in Entscheidungen geübt sein.
  • Man muss sich über die eigene Person im Klaren sein.
  • Ein solides Orientierungswissen müssen sich die Klienten über die regionale Wirtschafts- und Berufswelt aneignen können.
  • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen das Ausbildungssystem und das Ausbildungsangebot kennen.
Mit Hilfe des Lehrganges kann man diese Voraussetzungen schaffen helfen. Allerdings bedarf es externer Helfer/Expertinnen und Experten in der Vorberuflichen Bildung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berufsberatung, des Gesundheitsdienstes, der Testpsychologie, von Betrieben und letztlich müssen auch Familienangehörige und Gleichaltrige eingebunden werden. Das bedeutet auf ein Netzwerk bauen und es nützen zu können. Wer die Teilbereiche des Lehrganges als Teilnehmerin und Teilnehmer durchgearbeitet hat, ist eine Expertin bzw. ein Experte seiner Berufswahl.

Für die Lehrenden zeigt sich die Notwendigkeit zur Hilfestellung in den genannten Teilbereichen. Theoretische Basis sind die Berufspädagogik/Vorberufliche Bildung, Politische Bildung und Interkulturelle Kompetenz mit ICC-Theorieansätzen sowie Interkulturelle Erwachsenenbildung.

Didaktisch-methodische Ansätze werden variabel gestaltet. Die Klientel wird bei der Bearbeitung der Themen in aktive Rollen versetzt, die allein oder in Gruppen mit Hilfe der Lehrenden, Expertinnen und Experten sowie bestimmter Hilfsmittel erfüllt werden(können). Dem Erkundungsaspekt ist besondere Beachtung zu schenken. Neben der Gestaltung des Lehrganges ist es die Hauptaufgabe, die regionale Bezogenheit und berufliche Aktualität einzubringen. Dies gelingt in Verbindung mit den Sozialpartnern, die Interesse an dem Lehrgang zeigen. Das gegenseitige Ergänzen ist eine Voraussetzung für die Bemühungen einer Vorberuflichen Bildung mit interdisziplinärem Ansatz. verstärkte Bemühungen mit der Möglichkeit der Kooperation zum Arbeitsmarktservice, den Sozialpartnern und Betrieben/Unternehmen sind Voraussetzungen in der Erwachsenenbildung mit Migrantinnen und Migranten.

In der Fachdidaktik erkennt man, dass eine bestimmte Reihenfolge der Themen notwendig ist. Auf Wertungsthemen - etwa "Die im Beruf Gescheiterten", "Hausfrauentätigkeit als Beruf?" - wird bewusst verzichtet. Berufspädagogisch und interkulturell gelten solche Themen als nicht relevant. Appelle sind kein hilfreiches pädagogisches Element, Hausfrauentätigkeit als Beruf ist seit den neunziger Jahren, damit auch die Bedeutungslosigkeit der Haushaltungsschulen, überholt.

In der Folge ist auf auf einige Themen einzugehen, die wegen ihrer Sensibilität bei Migrantinnen und Migranten von Interesse sind.

Die Sequenz "Inhalte" am Beginn des Lehrganges ist bedeutungsvoll, weil die Klientel mit ihrem Vorwissen und ihrer Erfahrung an ihrem Wissensstand abzuholen ist("biographische Dimension"). Dies bedeutet eine Herausforderung, weil in der Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von einer Heterogenität auszugehen ist. Den gemeinsamen Nenner bildet die individuelle und sozioökonomische Bedeutung der Berufsfindung und Berufswahl.

In der Sequenz "Didaktische Reduktion" sind die Interessenslagen und Möglichkeiten für vorberufliche Maßnahmen auszuloten. Dies gelingt insofern, als regional die Themenbereiche zu überblicken und einzuordnen sind, die Klientel vorrangig der Region erhalten bleiben will, ausgefallene Wünsche kaum vorkommen und ausreichend Informationen vorhanden sind.

Die Sequenz "Laufbahnkonzept" zeigt an, dass individuelle Maßnahmen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anzusetzen sind. Die Schwierigkeit zeigt sich in der zeitlichen Planung eines Laufbahnkonzepts, wobei die Mitarbeit der Beratungsteams benötigt wird. Eine Bildungsberatung hilft realitätsbewusst(er) vorgehen zu können. Es ergibt sich die besondere Bedeutung des Berufsinformationszentrums in der Phase der Selbsterkundung mit einem erhöhten Einsatz bei der Begleitung der Klientel.

In der Sequenz "Betriebspraktikum" ergibt sich die größte Herausforderung. Zum einen ist die Wahl der Betriebe/Unternehmen/Institutionen wesentlich und benötigt auch das Wissen des Arbeitsmarktservice und der Wirtschaftskammer, zum anderen fällt und steht ein Praktikum mit der Vorbereitung, Begleitung, Führung von Praktikumaufzeichnungen und Nachbesprechung. Ist ein Betrieb unbekannt, so ist es möglich, ihn vorher zu erkunden. Es bewährt sich die Kooperation mit den Partnern des Lehrganges.

Die Sequenz "Randberufe" mit der Bedeutung ausgefallener und seltener Berufe bzw. Mangelberufe erscheint deswegen so bedeutungsvoll, weil damit eine Alternative zu "Massenberufen" vorhanden ist. In Tourismusgebieten kann dies als ernsthafte Alternative einer Berufsfindung mit Erkundungs- und Praktikumsmöglichkeit angeboten werden (etwa Kürschner/in, Büchsenmacher/in, Trachtennäher/in).

Leicht umsetzbar ist die Sequenz "Besuch berufsbildender Schulen", da Schulen aktuell höhere Besuchszahlen benötigen und sich gerne öffnen.

Im Teilbereich "Studium" ist zunächst die Studienberatung gefragt, in der Folge ein Besuch des entsprechenden Instituts bzw. der Abteilung und erst danach ein Besuch einer Lehrveranstaltung.

Die Sequenz "Programm zur Erkundung der Region" kann nur in Verbindung mit dem Arbeitsmarktservice und den Sozialpartnern ablaufen, wobei die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Gruppen ihre Selbsterkundung nach einem Informationsblock durch den Lehrenden und Partner-Referenten absolvieren. Dokumentiert werden sollte diese Sequenz in Form von Wandzeitungen und einer Einschaltung in der Lokalpresse, damit pädagogische Aktivitäten von Migrantinnen und Migranten der Erwachsenenbildungsinstitution in der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Vorberufliche Bildung benötigt auch die Sequenz "Arbeitslosigkeit", weil sie in einer marktorientierten Wirtschaftswelt nicht vermeidbar ist. In einem Tourismusgebiet geht man etwa von der saisonalen Arbeitslosigkeit aus. Fallanalysen der Berufsberatung für den Problembereich der Jugendarbeitslosigkeit erweitern die Sensibilität. Die Bedeutung einer guten Ausbildung bzw. eines guten Ausbildungsstandards wird zusätzlich ebenfalls mit Fallanalysen eingebracht. Umschulungsmöglichkeiten stellt das Arbeitsmarktservice vor. Letztlich ist die Sequenz "Benachteiligungen" zu erwähnen. Hier geht es um das Lernpaket "Berufliche Integration", wobei von unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen im Regelfall auszugehen ist. So gibt es Betriebe mit hoher Sensibilität und umgekehrt ebenso, die Angebote des Arbeitsmarktservice sind jedenfalls umfassend. Professionelle zusätzliche Beratung wird benötigt, um beispielsweise Bildungs-, Rechts- und/oder Sozialfragen sowie Erfahrungen anderer Migrantinnen und Migranten im Berufsfindungsprozess mit Betrieben abklären zu können.

Damit ergibt sich als essentielle Elemente des Lehrganges die Notwendigkeit eines theoretischen Teils bzw. der Begründung der Interkulturalität als Kompetenz und Lernprozess und die praktische Umsetzung in einer interkulturellen Erwachsenenbildung. Der ICC-Theorieansatz des "Diversity Managements" mit Verhaltensregeln (Wertschätzung, Stärkung, sachbezogene Argumentation, Terminabsprachen), Führungsrichtlinien (Planungen, Zielabsprachen, gegenseitige Rückmeldungen, Mitarbeitergesprächen) und einer unternehmensbezogenen Leistungsbeurteilung mit Karriere- und Bildungsmöglichkeiten sowie Gratifikationen ist hier angesiedelt.

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0nline-Hinweise

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http://www.orf.at/#/stories/2087903 > Österreich hat Nachholbedarf bei Gleichstellung" (5.11.2011)

http://wien.orf.at/news/stories/2518247 > "Migranten im Job stark benachteiligt" (24.1.2012)

http://www.orf.at/stories/2103797/2103806/ > "Onlinehilfe im Berufschaos" (27.2.2012)

http://oe1.orf.at/artikel/305677 > "Junge Migranten am Arbeitsmarkt diskriminiert" (14.5.2012)

Stand: Juni 2012

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Literaturhinweis

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3 Vorberufliche Bildung - Universität-Fachhochschule    

Viele Studierende haben kaum oder gar nicht die Möglichkeit, Beratung in Anspruch zu nehmen. Beratungsdienste sind mitunter dünn gesät - man denke nur an die Auflassung des Jungakademikerservices des AMS Wien - und Studierenden stehen nicht immer die Dienstleistungspalette zur Verfügung, die sie für entsprechende Entscheidungen über ihren Bildungsweg und ihre berufliche Laufbahn benötigen.

In Europa mangelt es an qualifiziertem Personal, um einer studentischen Berufs- und Laufbahnberatung gerecht zu werden. Jedenfalls findet die berufliche Entwicklung, die Unterstützung der Studierenden bei der Entwicklung von Kompetenzen zur Gestaltung ihrer beruflichen Laufbahn, bei der Aneignung unternehmerischer Fähigkeiten und Entscheidung für eine selbständige Tätigkeit zu wenig Beachtung (vgl. KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN 2005, 21).

Spezifische Beratungsbedürfnisse bestimmter Studentengruppen werden oftmals nicht/zu wenig beachtet, man denke an die Personengruppe in der Übergangsphase zwischen Studium und Beruf, Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher, Fachwechslerinnen und Fachwechsler, ältere Studierende mit Fortsetzung ihres Bildungsweges, Fernstudierende und ausländische Studierende.

Fragen an die Bildungspolitik ergeben sich aus dem Dienstleistungsumfang und einem Anrecht für Hochschulberatung. Qualität, Kompetenzen und Qualifikationen des Personals sind anzusprechen, eine Verknüpfung mit externer Arbeitsvermittlung ist offen, Seminare zum Selbstmanagement der beruflichen Laufbahn und Entwicklung fehlen.

Als Beispiel erfolgreicher Lösung ist der Berufsberatungsdienst des Trinity College Dublin (Careers Advisory Service) anzuführen, der Studierenden, Absolventen, akademischen Mitarbeitern und Arbeitsgebern eine breite Palette von Dienstleistungen anbietet.

Persönliche Beratung und eine umfassende Bibliothek mit einem breiten Spektrum von Online-Ressourcen stehen zur Verfügung. Der Beratungsdienst organisiert Messen zur Kontaktaufnahme mit Arbeitgebern, Zugangsmöglichkeiten zu Stellenangeboten und Unterstützungsmöglichkeiten für Praktika und Ferialjobs. Seminare zur Stellensuche finden regelmäßig statt und zeitlich befristetes Mentoring steht zur Verfügung (vgl. DICHATSCHEK 2008, 449).

Im Regelfall ist heute ein Universitätsstudium ein Bestandteil einer berufsbezogenen Ausbildung. Die wissenschaftliche Qualifikationen steht im Vordergrund, Seminare sollen praxisorientierte Bezüge herstellen. Das Humboldtsche Ideal eines Studiums mit dem Ziel der Vervollständigung der Allgemeinbildung hat angesichts der heutigen hohen Anforderungen an die Berufsqualifikationen seine Geltung eingebüßt.

Demgegenüber haben Fachhochschulen praxis- und berufsbezogene Studien im Angebot. Kritisch ist zu vermerken, dass die Durchlässigkeit zu den Universitäten nicht einwandfrei funktioniert. Absolventen von Masterstudienlehrgängen an einer Fachhochschule, die zu einem Doktoratsstudium an einer Universität aufsteigen, haben in der Praxis vielfach Schwierigkeiten. Zudem wird die Schwäche in der Forschungspraxis von Fachhochschulen bemängelt.

Wünschenswert wäre eine stärkere Profilierung beider tertiärer Bildungsinstitutionen und die gegenseitige Ergänzung bzw. Anerkennung der Studienangebote, auch im Sinne von EU-Konformität (vgl. POPP-SCHÜLL 2013).

Aus diesem Verständnis heraus beschäftigt sich die Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaften im Teilbereich Berufspädagogik bzw. Aus- und Weiterbildung auch mit 'Vorberuflicher Bildung als Hinführung zur Arbeits-, Berufs- und Wirtschaftswelt und einer Orientierung über berufliche Bildung.

Am Beispiel des Instituts für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft der Universität Wien' werden die beiden Lehrveranstaltungen des Autors dieses Beitrages als Weiterführung des Fachbereiches in der Sekundarstufe II vorgestellt (1990-2011).

Abb. 8: Vorberufliche Bildung - Universität Wien

LEHRVERANSTALTUNG "VORBERUFLICHE BILDUNG I UND II" - WS und SS
Vorberufliche Bildung I(VO)Vorberufliche Bildung II(SE)
BerufswahltheorienKompetenzen in der Vorberufliche Bildung
Einführung in das Fach; Teilbereiche: Schule, AMS und Wirtschaft; Arbeitslosigkeit; Benachteiligungsaspekte: Mädchen und MigrantenJugend- und Maturantenberatung
 Migrantenberatung
 Realbegegnungen
Exkursion
 Berufswahlverhalten/Jugendforschung

Die seit dem Studienjahr 1990/91 laufende Lehrveranstaltung begann sich mit einem SE und in der Folge als VO langsam zu etablieren, wobei Zielgruppe universitären Lehrens vorrangig - bis heute - berufstätige Studierende im 2. Studienabschnitt sind.

Mit der Umstellung auf ein Bachelor- und Masterstudium ab 2010 erhält die "Vorberufliche Bildung" einen neuen Stellenwert bereits in der Studieneingangsphase.

Die fachliche Orientierung auf die Berufswahltheorien, die Teilbereiche Schule-AMS-Wirtschaft und bestimmte aktuelle Teil- bzw. Problembereiche bewährt sich und führte in der Folge zu zahlreichen Publikationen und einer Anzahl von Diplomarbeiten im Fachbereich. Unterstützt wird diese Vorgangsweise durch regelmäßige universitäre Evaluation.

Zunehmend steigen in der letzter Zeit die Zahlen der Studierenden/ Prüflinge. Eine Studentenberatung für diesen Fachbereich erfolgt durch den Autor im Anschluss an die Lehrveranstaltungen bzw. durch eMail mit Hinweisen auf weitere Möglichkeiten im Anschluss an das Studium (vgl. Punkt 4).

Literaturhinweis

Bornkessel Ph.-Asdonk J.(Hrsg.)(2011): Der Übergang Schule-Hochschule. Zur Bedeutung sozialer, persönlicher und institutioneller Faktoren am Ende der Sekundarstufe II, Wiesbaden ISBN 978-3-531-18273-5

B BERATUNGSINSTITUTIONEN    

4 Vorberufliche Bildung durch das AMS    

Zu den Aufgaben des AMS gehört es, Klienten/innen zu informieren und zu orientieren. Unter Berufsorientierung in diesem Sinne versteht man alle Maßnahmen und Mittel, die den Jugendlichen/Ratsuchenden mit Eltern, Lehrer und interessierte Gruppen vorrangig informieren (vgl. PUTZ-STURM 2014; zum Vergleich der Beitrag professioneller Berufsorientierung als Beitrag der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 315-329).

4.1 Themen und Inhalte    

In einer solchen vorberuflichen Bildung sind alle Faktoren und Bedingungen, die Einfluss auf eine Schul- bzw. Berufswahl haben, thematisch und inhaltlich zu bearbeiten.

  • Wege der beruflichen Bildung (duale Ausbildung; BMS-BHS; Studium),
  • Berufe mit ihren Anforderungen, Aussichten und Entwicklungen,
  • aktuelle Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten,
  • Trends und Chancen auf dem Arbeitsmarkt und
  • finanzielle Förderungsmöglichkeiten (Unterstützungen, Beihilfen und Stipendien).
4.2 Zielsetzungen und Zielgruppen    

Vorberufliche Bildung will dazu beitragen, die Berufswahlkompetenz Jugendlicher zu fördern, die nach BUSSHOFF so beschrieben werden kann (vgl. BUSSHOFF 1989, 66-69).

Stufe 1: Wahrnehmung der Berufswahl als Aufgabe

Stufe 2: Analyse des Problemgehaltes - Entwicklungen eines Selbstkonzepts und verschiedener Problemlösungsmethoden

Stufe 3: Entdeckung von Selbstbestimmungschancen/realistischer Einschätzung der Berufswahlsituation

Stufe 4: Ausarbeitung von Handlungsmöglichkeiten und -alternativen

Stufe 5: Verantwortung der Handlungsentscheidung und

Stufe 6: Realisierung der Berufswahlentscheidung

Bei der Verwirklichung des Zieles, diese (Berufswahl-)Kompetenz zu fördern, arbeiten Jugendberater, Eltern und Lehrer zusammen. Die Orientierungsangebote wenden sich demnach an Heranwachsende, Eltern und an junge Erwachsene vor vor der Berufswahl: Schüler der Sekundarstufe I und II, Lehrlinge und Universitäts- bzw. Fachhochschulabsolventen während ihrer Erstausbildung. Weitere Zielgruppen sind Lehrer, Sozialarbeiter und andere Betreuer (z.B. Bewährungshelfer).

4.3 Veranstaltungsformen    

Vorberufliche Bildung im Rahmens des AMS will ihre Klienten/innen anregen, die eigene Schul- bzw. Berufswahl gründlich vorzubereiten und dabei selbstständig und planend vorzugehen(vgl. als Lernform das antizipierende Lernen). Dafür bieten die Berater verschiedenste Formen an.

Abb. 9: Maßnahmenformen der Beratung

MASSNAHMEFORMEN DER JUGENDBERATUNG

  • Schulbesprechung - Erstkontakt
  • Sprechstunde
  • Teilnahme am Berufsorientierungsunterricht
  • Vortragsveranstaltungen/Jugendliche-Eltern
  • Gruppenveranstaltungen
  • Berufs- und studienkundliche Nachmittage
  • Initiierung von Erkundungen und Betriebskontakten
4.4 Schriften zur Berufswahl    

Neben dem personellen Angebot der Beratung gibt es zur Ergänzung eine Reihe von berufskundlichen Schriften. Entsprechend der Zielsetzung gibt es Unterschiede. Berufsorientierende Schriften behandeln allgemeine Fragen der Schul- bzw. Berufswahl. Berufs- und studienkundliche Schriften vermitteln konkrete Überblicke über Ausbildungs-, Studien- und Berufsmöglichkeiten und geben berufskundliche Einzelinformationen. Beratungsvorbereitende Selbsterkundungsprogramme sollen persönliche Voraussetzungen und Zielvorstellungen bewusst machen. Sie ermöglichen die Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch.

4.5 Kooperationsformen in der Jugendberatung    

Der wichtigste Partner der Jugendberatung ist die Schule mit den Schülern, Eltern und Lehrern (Berufsorientierungslehrer und Schüler- bzw. Bildungsberater), weil hier gezielte und kontrollierte Lernschritte in einer vorberuflichen Methodik und Didaktik durchgeführt werden können. Ebenso arbeitet die Jugendberatung mit der Wirtschaft und den Universitäten - hier in Form der Maturanten- und Jungakademikerberatung - zusammen.

Der Auftrag der Jugendberatung zu einer vorberuflichen Bildung ist immer der Anlass, mit Stellen zusammenzuarbeiten, die das Umfeld des Ratsuchenden - sozial und/oder wirtschaftlich - kennen und bei einer Erst- oder Folgewahl mitwirken. Dazu zählen das Arbeitsmarktservice, die Sozialpartner, die Träger der Sozialhilfe und andere spezifische Beratungsinstitutionen (u.a. Mädchenberatung, Bewährungshilfe, Ausländerberatung).

Internethinweis

http://steiermark.orf.at/news/stories/2507363/ "AMS Graz bietet Migrantenservice an" (30.10.2011)

5 Studienberatung    

Studieninteressenten haben es heute unvergleichlich schwerer als früher, Studienentscheidungen zu treffen. Zusätzliche Desorientierung schafft die ständige widersprüchliche Behandlung in den Medien von studienbezogenen Themen (vgl. Studiendauer, "zukunftssichere Studiengänge", "Karriereratgeber").

Studienberatung ist ein Kürzel für "Studien- und Studentenberatung" im Rahmen der Universität/Fachhochschule. Wichtigste Elemente sind dabei die Studienfachberatung durch die Lehrenden (an den Instituten), die psychologisch-psychotherapeutische Beratung für Studierende un die Studentenberatung der Hochschülerschaft für Studierende und Studieninteressierte.

Zunehmende Bedeutung erlangen private bzw. halböffentliche Institutionen zur Karriereplanung von Studierenden, die nach dem Vorbild angelsächsischer Carrier-Centers arbeiten(vgl. Zentrum für Berufsplanung der Wirtschaftsuniversität Wien > http://www.zbp.at).

In den Bundesländern Tirol, Salzburg und Wien läuft ein Versuch, Schülerinnen und Schüler durch Studienchecker vor Beginn eines Studiums in der siebten Klasse AHS zu beraten. Das vom Wissenschaftsministerium initiierte Projekt läuft in seiner Testphase derzeit an 40 Schulen. Nach positiver Evaluation soll diese Art der Berufsorientierung Schritt für Schritt ausgedehnt und bundesweit durchgeführt werden. Das Ministerium hat dafür das Budget von 2,4 auf 3,5 Millionen Euro aufgestockt.

"Studienchecker" sind geschulte Lehrer, die über Studienfächer und die Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten und Perspektiven informieren sollen. Als Testverfahren wird "EXPOLIC - das Werkzeug zur Berufswahl und Laufbahnberatung/Deutschsprachige Adaption und Weiterentwicklung des Self-Directed Search(SDS) nach John HOLLAND", Verlag Hans Huber eingesetzt (Stand: 1. September 2009).

Kritisch ist zu vermerken, (1) dass das Testverfahren Berufsbilder ergeben soll, die in einer umfangreichen Liste am Test als Berufsregister/Ausgabe Österreich angehängt sind. Hilfreich erscheint dagegen eher aus der Sicht einer Studienwahl, in der Folge Laufbahnberatung, Hinweise bei Testergebnissen in Richtung Studienrichtungen. Wenn diese im Rahmen auch von Beratung sich ergeben haben, kann anschließend ein entsprechendes Berufsregister - in Verbindung mit Berufsberatungsaktivitäten - eingesetzt werden. (2) Das Berufsregister enthält u.a. nach dem derzeitigen Stand auch veraltete und wenig hilfreiche Berufe für künftige bzw. beginnende Studierende.

Zusätzlich finden "Info-Tage" der Österreichischen Hochschülerschaft, der Psychologischen Studentenberatung und des AMS statt, wo Schülerinnen und Schüler Einblicke in das Universitätsleben erhalten (vgl. TIROLER TAGESZEITUNG v. 8. November 2008/Beilage Chancen & Karriere, 1). Hier erwartet man von einer zeitgemäßen Studienberatung eine Laufbahnberatung mit Realbegegnungen im Universitäts- bzw. Fachhochschulleben.

Zu berücksichtigen sind jedenfalls auch Kollegs. Ebenfalls zu berücksichtigen wären auch die verschiedenen Arten der Reifeprüfung - AHS, BHS und Berufsreifeprüfung; Studienberechtigungsprüfung - und der notwendigen Laufbahnberatung (vgl. dazu ausführlich MÖRTH-SÖLLER 2005, u.a. 69-70, 91-92, 171-172, 202-203).

6 Weitere Beratungsinstitutionen    

6.1 Berufsinformationszentren (BIZ) - Jugend-, Maturanten- und Studienberatung des AMS und der Wirtschaftskammern/WIFI    

Die Berufsinfomationszentren des AMS und der Wirtschaftskammern erweitern in einer Schlussphase des Schulwahl-, Studienwahl- bzw. Berufswahlprozesses das Angebot mit der Möglichkeit, Eigen- und/oder Gruppeninformation mit Hilfe von Medien unter Anleitung eines Beraters zu erhalten. BIZ wenden sich vor allem an Heranwachsende vor der Schul- bzw. Berufswahl, auch an Eltern und Lehrer sowie an alle Arbeits- und Ratsuchenden, besonders bei einer Umschulung oder Umorientierung in andere Tätigkeitsbereiche, Branchen oder Berufe.

Die BIZ-Ratsuchenden bestimmen selbst den Zeitpunkt, die Dauer und Auswahl der Medien (Mappen, Prospekte, Filme und Videos - Internet). Der Mitarbeiter stellt Informationen und Medien vor und zur Verfügung und hat Übung, in die Nutzung einzuschulen. BIZ-Einrichtungen fördern die Eigeninitiative der Ratsuchenden.

Neben einer Nutzung dieses Angebots für den Berufsorientierungsunterricht dienen solche Zentren auch der Hilfestellung bei Erkundungen und der Vorbereitung bzw. Verwendung für berufspraktische Tage/Wochen. Damit ist ein wesentlicher Schritt zu einer Intensivierung verschiedenster Möglichkeiten in der vorberuflichen Bildung getan.

6.2 Migrantenberatung    

Wanderungsschicksale bringen vielfältige Orientierungsprobleme mit sich. Ihre Auswirkungen sind eine Herausforderung für die Vorberufliche Bildung. Als besonderes Auswertungsprojekt liegt bereits 1993 eine Publikation von NESTMANN und NIEPEL (1993) vor, die Auswirkungen auf Gesundheit und psychische Stabilität beleuchtet.

Für die Klientel der Zugewanderten in ihrer Diversität bedeuten die unterschiedlichen aus persönlicher, wissenschaftlicher und politischer Einstellung vielfältige Positionen von Migrantinnen- und Migrantenberatung. Beispielhaft sind die Problembereiche einer stadtteilbezogenen Beratung von Jugendlichen, der Gesundheitsberatung Zugewanderter (besonders von Mädchen und Frauen), migrationsbezogener Bildungs- und Berufsberatung sowie psychosozialer Beratung und einer Rechtsberatung zu erwähnen.

Jedenfalls bedarf es einer Beratungskompetenz unter interkulturellen Aspekten, verbunden mit interkultureller Kompetenz in Verbindung mit den jeweiligen bezugswissenschaftlichen Grundkenntnissen (beispielhaft Stadtplanung, Gesundheitswissenschaft, Beratungswissenschaft, Rechtswissenschaft, Sozialpädagogik). Es versteht sich von selbst, dass hier ein großes Feld von fachlichem Bedarf vorliegt (vgl. dazu die Bemühungen des AMS für eine effiziente Bildungs- und Berufsberatung gegen Ende der Schulpflicht für die Klientel der Lernenden mit Migrationsvorgeschichte bei WIESER-DORNMAYR-NEUBAUER-ROTHMÜLLER 2014, 51-56).

In der Kritik steht die von der Migrationsforschung aufgezeigte Nähe an Sicherheitsdenken und völkerrechtlicher Rechtsunsicherheit von Zuwanderungspolitik und Anerkennung von Qualifikationen (Nostrifikation), die konsequenterweise einer intensive Migrantinnen- und Migrantenberatung und Vermittlungsstrategie bedarf.

Internethinweise

http://salzburg.orf.at/news/stories/2552290 > Kritik an der Abschiebung von Kindern (29.9.2012)

http://orf.at/stories/2204316/2204315 > Forschungsprojekt MIQUAM(Migrantinnen-Qualifizierung-Arbeitsmarkt) (30.10.2013)

C POLITISCHE BILDUNG -TEILBEREICHE    

7 Berufswahl benachteiligter Jugendlicher im Kontext Politischer Bildung    

Die Ausbildungs- und Arbeitsmarktlage für Heranwachsende und junge Erwachsene während der achtziger Jahre war durch Defizite an Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsstellen auf dem Hintergrund geburtenstarker Jahrgänge gekennzeichnet. Derzeit hat sich der Ausbildungsmarkt umgekehrt. Es werden mehr Ausbildungsstellen angeboten als Bewerber nachfragen. Branchenspezifisch gibt es mitunter einen Lehrstellenmangel.

Gleichwohl gibt es Heranwachsende, die unabhängig von der Ausbildungsmöglichkeit auf Grund individueller Gegebenheiten benachteiligt sind. Sie haben schwierige Ausbildungssituationen und finden im Anschluss daran schwer eine Ausbildungs- bzw. Arbeitsstelle.

Spezifische Problematiken ergeben sich bei der Schul- bzw. Berufswahl solcher Heranwachsender. Eine Benachteiligung ist relativ, sie ist jedenfalls in Relation zu regionalen, strukturellen und technologischen Entwicklungen zu sehen und muss zu unterschiedlichen Anforderungs- und Auswahlkriterien sowie Strukturen und Situationen der Ausbildungsstätten (Schule - Betriebe) gesetzt werden.

In der Berufspädagogik wird seit 1980 eher von "benachteiligten Jugendlichen" gesprochen. Hinter diesem Sammelbegriff in der sozialwissenschaftlichen Diskussion versteckt sich eine Vielzahl von individuellen, sozialen und situativen Merkmalen bei Jugendlichen, wobei Formen und Ausprägungen höchst unterschiedlich sein können, sich überschneiden und auch häufen können.

Betroffen davon sind zunächst ausländische Heranwachsende, lernbehinderte Auszubildende, sozial Benachteiligte unabhängig vom Schulabschluss und alle Arten der Behinderten.

Auch "Marktbenachteiligte" , wenn also keine betriebliche Ausbildung ermöglicht werden kann, fallen in diese Gruppe.

Da es eine heterogene Gruppe von benachteiligten Heranwachsenden gibt, ist auch eine spezifische Berufswahltheorie oder Vorgangsweise für solche Berufswähler nicht vorhanden. Es gibt beobachtbare Umstände und Vorgehensweisen bei Teilgruppen, die mit vergleichbaren Altersgruppen mit Normvoraussetzungen in Relation zu setzen sind. Jedenfalls hat das Sozialisationsfeld - Alter und soziale Schichtung - Einfluss auf die Schul- bzw. Berufswahl. Längsschnittuntersuchungen belegen - differenziert nach sozialer Herkunft - eine überdurchschnittlich hohe Rate an fehlender Berufsausbildung bei Jugendlichen, deren Väter als un- bzw. angelernte Arbeiter tätig sind.

Eltern von sozial benachteiligten Kindern verfügen oftmals nur über wenige für den Berufsfindungsprozess so wichtige Informationen und Vorgangsweisen, um Überlegungen ihrer Kinder unterstützen zu können (vgl. HURRELMANN-ULICH 1991, 408-410; PUTZ-STURM 2014, 24-29). Zu beobachten sind irrationale Ratschläge, Überschätzungen der schulischen Situation bei gleichzeitig hoher Schwellenangst vor dem Einholen spezifischer Beratung, so dass der Prozess der Schul- bzw. Berufswahl erschwert wird (vgl. BUNDESANSTALT FÜR ARBEIT, Handbuch für Berufswahlvorbereitung, Nürnberg 1992, 141-142).

Die Gruppe der Mädchen bzw. jungen Frauen ist eine spezifische Klientel.

Kapitel 7.2 bespricht die besonderen Aspekte ausländischer Jugendlicher bei der Berufswahl und den Teilbereich der gesellschaftlichen Entwicklung türkischer Gastarbeiter zu einer heutigen westeuropäischen Minderheit.

Politische Bildung gilt als Teilbereich einer Vorberuflichen Bildung.

Ein AMS-Projekt zur Beratung in Betrieben bildungsbenachteiligter Jugendlicher wird angesprochen.

Schulsozialarbeit und die Notwendigkeit einer Übergangspädagogik.

7.1 Benachteilungsaspekte von Mädchen/Migrantinnen    

Bei gesellschaftspolitischen Zuständen, für die niemand sich zuständig fühlt, wird gerne der Ruf nach dem Bildungsauftrag der Schule laut. Politische und gesellschaftliche Defizite werden zu Bildungsproblemen umdefiniert. Zudem werden sie denen mitunter angelastet, die häufig darunter leiden. Dies scheint besonders bei der Diskrepanz zwischen dem Gleichheitsgrundsatz und einer beruflichen Benachteiligung von Frauen/Mädchen der Fall zu sein. Die "Schule" wird aufgefordert, das Bildungsdefizit von Mädchen/Frauen abzubauen, je nach Wünschen und womöglich nach Bedarf soll die Familienordnung von Mädchen gefördert/reduziert, eine Berufsmotivation gezügelt/geweckt und Mädchen in Handwerksberufe gelenkt werden. "Schule" soll auch gegen die "Technikdistanz" von Mädchen etwas unternehmen.

Es geht im Wesentlichen um einen Abbau der Benachteiligungen von Mädchen/Frauen am Berufs-, gesellschaftlichen und politischen Leben (vgl. PUTZ-STURM 2014, 13-17). Man hat es mit einem klassischen Thema politischer Bildung/Erziehung zu tun. Ein solches gesellschaftspolitisches Thema benötigt Mittel der Gesellschaftspolitik, d.h. es geht um Quotierungsprobleme, Frauenförderung und Umverteilung/Umbewertung gesellschaftsrelevanter Arbeit. Hier ist schulische Berufsorientierung auch gefordert, weil

  • die Schule nach Artikel 7 des Bundesverfassungsgesetzes der Chancengleichheit von Mädchen/Frauen verpflichtet ist (Artikel 7(1) des BVG: Alle Bundesbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechts, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen; vgl. auch Art. 2 und 3 StGG, Art. 6 des Staatsvertrages, Art. 14 MRK, das Übereinkommen über die politischen Rechte der Frau/BGBL. 1969/256 sowie die Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau samt Vorbehalten/BGBL. 1982/443).
  • schulische Berufsorientierung die Aufgabe hat, SchülerInnen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Arbeits- und Berufswelt zu befähigen (vgl. die Lehrpläne von "Berufsorientierung"/HS, AHS und PTS; vgl. DICHATSCHEK 1998, 493-497).
  • Mädchen/Frauen nicht nur Objekte gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern auch Subjekte ihrer Lebensbedingungen sind. Es bedarf also in einer demokratischen Gesellschaft ihrer Zustimmung/Ablehnung, wenn sich Bedingungen verändern oder stabilisieren. Diesen Zustand transparent zu machen und einen Diskurs zu ermöglichen und zu führen, ist Aufgabe und pädagogischer Beitrag schulischer Berufsorientierung zur politischen Bildung/Erziehung (vgl. "Erlaß zur Politischen Bildung in den Schulen", BMUK Zl. 33.446/6-19a/1978, Pkt. I/2 und 3; Wiederverlautbarung mit GZ 33.466/103-V/4a/94, Bundesministerium für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten).
Aspekte eines Berufsfindungsprozesses von Mädchen/Migrantinnen

Zunächst erscheint eine Veränderung der schulischen Bedingungen unnötig. Mädchen/Frauen haben kaum Bildungsdefizite (vgl. u.a. FISCHER-KOWALSKI/SEIDL u.a. 1986, 80-106; BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 175-184). Mädchen/Frauen haben gute - wenn nicht bessere - Abschlüsse als Knaben. Die jahrelange Diskussion von einer "Berufsnot Jugendlicher" ist einer Diskussion um den Lehrlings- und Facharbeitermangel gewichen. Übersehen werden gerne Heranwachsende ohne Ausbildung und regionale und berufsbezogene Engpässe.

  • Man wirbt intensiv - je nach Notwendigkeit - um einen Nachwuchs in handwerklichen Berufen und spricht in diesem Zusammenhang die Zielgruppe der Mädchen an (vgl. die "Girlie Days" der Wirtschaftskammern nach US-Vorbild).
  • Gelobt werden die Führungsqualitäten von Frauen (vgl. CAPITAL 9/89, 262). Man liest, dass Betriebe keine oder zu wenig Rücksicht auf familiäre Verpflichtungen der Mitarbeiterinnen nehmen. Zur Diskussion steht - mitunter als sehr heftig geführter öffentlicher Diskurs - der Brückenschlag Beruf - Familie - Freizeit, wie der Diskurs im Sommer 2003 gezeigt hat.
Dagegen stehen zwei Gegenthesen, die zur Diskussion gestellt werden:

  • Die Berufsorientierungsprobleme Jugendlicher beim Übergang von der Schule in die Arbeits- und Berufswelt haben sich seit Jahren verschärft. Ökonomische und ökologische Krisen, technische und arbeitsorganisatorische Rationalisierungsmaßnahmen haben berufliche Arbeit verändert und Heranwachsende über ihre Zukunft in der Arbeit- und Berufswelt verunsichert.
    • Der "Beruf für das ganze Leben" - bei Mädchen/Frauen stets eher eine seltene Realität - wird immer mehr zur Illusion. Zugleich gewinnt als berufliche Basisqualifikation der richtige Einstieg in das Berufsleben und ein lebensbegleitendes Lernen an Bedeutung (vgl. bm:bwk, HINTERGRUNDBERICHT ZUM ÖSTERREICHISCHEN LÄNDERBERICHT - MEMORANDUM ÜBER LEBENSLANGES LERNEN DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION, Wien 2001).
    • Berufliche Mobilität wird auch von jungen Leuten gefordert und ist erforderlich. Dass damit neue Gruppierungen von Benachteiligungen geschaffen werden, die bereits in der Schule davon wissen, sollte festgehalten werden.
    • Neben Eignung und Neigung ist das Wissen von Einstiegsbedingungen, Entwicklungstendenzen und die Handlungsorientierung von erworbenen Qualifikationen bedeutsam.
  • Für Mädchen ist Berufsorientierung mehr als eine Entscheidung für einen beruflichen Ausbildungsweg. Gibt es in der Schule noch formal gleiche Chancen, zeigt sich beim Übergang von der Schule in das Berufsleben die Bedeutung des Geschlechts für die gesellschaftliche Zuordnung in (1) ungleichen Zugängen zu Ausbildungsplätzen, Ausbildungsberufen und Ausbildungsgängen, (2) in größeren Übergangsrisiken über die Ausbildung hinaus und (3) in ungleicher Verteilung von Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten.
Mädchen werden im Berufsfindungsprozess neben dem Wandel der Qualifikationsanforderungen und beruflichen Perspektiven auch mit geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung, einengenden Geschlechtsstereotypen, mit widersprüchlichen Verhaltensanforderungen und mitunter diskriminierenden Ausgrenzungen konfrontiert. Mädchen wollen aber einen qualifizierten Beruf, der Spaß macht und Perspektiven eröffnet. Sie wollen unabhängig und selbstständig sein und ihre Rechte einfordern können. Berufsausbildung steht an erster Stelle ihrer Lebensplanung. Somit kann auf schulische Berufsorientierung als Motivationsschub für Mädchen schon auch deshalb nicht verzichtet werden. Die teilweise Auflösung traditioneller weiblicher Lebensmuster hat eine stärkere Individualisierung und Ausdifferenzierung der beruflichen Biographien von Mädchen/Frauen mit sich gebracht. Folglich kam es zu einem verstärkten Anspruch auf Selbstbestimmung und eigene Existenzsicherung. Zugleich kommt eine verstärkte Konkurrenz zwischen Abgängerinnen verschiedener Schultypen und Unausgebildeten sowie jungen und alten Frauen. Für kinderlose Frauen eröffnen sich bessere Berufs- und Karrierechancen. Die Mehrheit der Mädchen/Frauen bleibt allerdings beruflich gefährdet, teilweise ungeschützt und in der Regel doppelbelastet.

Tendenziell stößt man beim Übergang von der Schule in die Arbeits- und Berufswelt auf Schwierigkeiten: Beim Einlösen von Ansprüchen, die an die Berufswelt gestellt werden, stehen nur begrenzte Handlungsräume zur Verfügung. Im Vordergrund stehen marktwirtschaftliche Verwertungsinteressen mit an männlichen Berufsvorstellungen gekoppelten Erwartungen, die sich am vorherrschenden Weiblichkeitsbild orientieren(vgl. FRAKELE-LIST-PAURITSCH 1987, 257-259). Trotz der besseren schulischen Abschlüsse haben Mädchen größere Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Mädchen sind auch zu hoch in der Gruppe der Jugendlichen ohne Ausbildung vertreten.

Im dualen Ausbildungssystem - "Lehre"/betriebliche Ausbildung und Berufsschule - steht Mädchen ein enges, im Vergleich zu Knaben völlig unterschiedliches Berufsspektrum zur Verfügung. Mädchen werden nach wie vor in traditionellen Frauenberufen ausgebildet. Ein- und zweijährige weiterführende Schulen - man denke an Haushaltung- und Hauswirtschaftsschulen - mit kaum verwertbaren Abschlüssen werden weiterhin besucht. Man orientiert sich in der heutigen Gesellschaft - mit EU-Ansprüchen - noch auf die einzige Rolle als Haus- und Familienfrau. In der Folge erzeugt man bei solchen Orientierungsmustern ein hohes Übergangsrisiko bei einem Berufswechsel. Ebenso behindern geringere Verdienstmöglichkeiten eien Existenzsicherung und lassen Frauen als prädestiniert gelten, während der Familienphase die Berufstätigkeit zu unterbrechen, weil es sich ökonomisch besser rechnet, wenn man aussteigt.

Derzeit stellt sich eine Alternative Frauen- oder Männerberufe nicht. Ganze Berufsbereiche mit überwiegender Frauenbeschäftigung verschwinden oder sind von Rationalisierungsmaßnahmen bedroht. In Berufsfeldern mit Technik und arbeitsorganisatorisch neuer Gestaltung sind Frauen/Mädchen verschärfter Konkurrenz ausgesetzt, man denke an Verwaltung und Management. Modellversuche wie "Töchter können mehr" haben ernüchternd gezeigt, wie realistisch Einschätzungen vorgenommen werden. Unbestritten können heute Mädchen/Frauen mehr Qualifikationen erreichen,, die ihnen früher verschlossen blieben. Unbestritten ist ebenso das hohe arbeitsinhaltliche Interesse der Mädchen, die in gewerblich-technischen Bereichen ausgebildet werden(möchten) (vgl. BERGMANN-WILLSBERGER 2005, 10-18; BERGMANN/GUTKNECHT-GMEINER/WIESER/WILLSBERGER 2014, 13-17).

Die bisher aufgezeigten Problembereiche zeigen nur eine Seite des weiblichen Berufsfindungsprozesses. Die andere Seite wird zumeist verschwiegen oder negativ gegen Mädchen gerichtet. Junge Frauen der neunziger Jahre und des beginnenden 21. Jahrhunderts wollen Beruf und die Verwirklichung privater Vorstellungen in Freizeit und Familie. Diese "doppelte Orientierung" ist empirisch abgesichert und dokumentiert den Anspruch, beide Lebenspraxen zu vereinbaren - übrigens auch ein Anspruch, den gleichaltrige männliche Heranwachsende vertreten(vgl. JUGEND 2000 - 14. Shell Jugendstudie, Frankfurt/M. 2002, bes. 86-90). Die Differenzierung liegt darin, dass Mädchen Vorstellungen haben, in denen das eine das andere ausschließt.

Nur Mädchen werden gezwungen, über Verzicht oder Doppelbelastung nachzudenken. Im Berufsfindungsprozess der Mädchen verschärfen sich die Probleme. Bei Knaben stehen im Mittelpunkt ihres beruflichen Sozialisationsprozesses die Konzentration auf Berufschancen, Einkommen und Karriere. Mädchen haben dagegen widersprüchliche Verhaltenserwartungen. Sie sollen einerseits die Aufgabe der sozialen Reproduktion im familiären Bereich übernehmen und andererseits ihren Anteil an Erwerbsarbeit mitgestalten. Einerseits diktiert der Erwerbsmarkt, andererseits wird ihnen sofort unterstellt, bei Familiengründung diese Maßstäbe langfristig nicht erfüllen zu können/wollen. In dieser Situation darf es nicht erstaunen, dass Mädchen sich am traditionellen "Drei-Phasen-Modell" Ausbildung-Beruf-Familie orientieren. Eine Mehrheit der Mädchen akzeptiert einerseits die den Frauen zugesprochene Verantwortlichkeit für den privaten Bereich, andererseits ergeben sich aus der Emanzipation Ideologien, die sich in einer Absage an der Mutterrolle zeigen.

Eine doppelte Orientierung der Mädchen lässt auch als Kritik an der Organisation der Erwerbsarbeit auffassen, die sich nur an ökonomischen Kriterien orientiert und Aufstieg und beruflichen Erfolg nur denjenigen ermöglicht, die keine außerberuflichen Verpflichtungen eingehen.

Lehrplanarbeit für beide Geschlechter

Unterstützung bei der Lösung dieser vielfältigen Orientierungsprobleme, die hier beschrieben werden, finden Mädchen beim Übergang von der Schule in die Berufswelt kaum. Zwar haben sich in den letzten Jahren die Lehrpläne geändert - vgl. dazu den Interhinweis www.gemeinsamlernen.at - und emanzipatorische Unterrichtsinhalte fließen in die einzelnen Unterrichtsgegenstände ein, explizite Lehr- und Lernziele sind besonders im schulischen Fachbereich "Berufsorientierung", "Deutsch", "Geographie und Wirtschaftskunde" und "Geschichte und Sozialkunde" enthalten. Kaum ein Mädchen hat die Schule durchlaufen, ohne solche Unterrichtseinheiten nicht wenigstens durchgespielt zu haben, aber gesellschaftliche Hintergründe bleiben zumeist auf der Strecke und/oder werden kaum hinterfragt. Das traditionelle Frauenbild schlägt durch, die Orientierung und die Interessen der Knaben gelten als vorrangig (vgl. SCHUDY 2002, 125-141).

Derzeit vorliegende Konzepte schulischer Berufsorientierung - Berufswahlunterricht; Realbegegnungen/bes. Erkundungen, Projekte und berufspraktische Tage/Wochen; Beratung - erscheinen im Allgemeinen geschlechtsneutral. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass Widersprüche bei der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und der spezifische weibliche Berufsfindungsprozess kaum berücksichtigt werden.

Doppelte Orientierung, Berufsunterbrechung, Probleme des Wiedereinstiegs und Versorgung von Kindern neben der Berufstätigkeit sind kaum Themen schulischer berufspädagogischer Bemühungen. Strukturelle Probleme werden implizit personalisiert und als individuelle Aufgabe der Frau deklariert. So lernen Mädchen über den "(un-)heimlichen Lehrplan", dass männliche Berufsprobleme wichtiger und dominanter sind. Sie(müssen)lernen, sich in hierarchischer Geschlechtsverteilung einzuordnen und Widersprüchen mit individuellen Lösungen zu zu begegnen (vgl. METZ-GLÖCKEL 1987, 455-474).

Ansätze für eine veränderte schulische Berufsorientierung

Schulische Berufsorientierung - unabhängig von Schulstufen und Schularten - ist dem Gleichheitsgebot des Bundes-Verfassungsgesetzes verpflichtet und hat daher zum Abbau von bestehenden Benachteiligungen von Mädchen(und Knaben) beizutragen. Ebenso geht es um den Abbau von einseitigen und unzureichenden Erklärungsversuchen und -zusammenhängen.

Ziele schulischer Berufsorientierung zur Erweiterung einer individuellen und kollektiven Handlungsfähigkeit von Mädchen(und Buben)

Didaktische Bezugspunkte

  • Ambivalente Erfahrungen
  • Doppel-Orientierung von Mädchen
  • Zusammenhang von Produktions- und Geschlechterverhältnissen
  • Erweiterter Arbeitsbegriff
Vorschläge von problem- und handlungsorientierten Themeneinheiten

Projekt "Mädchen und Berufsfindung" mit folgenden Themeneinheiten:

  • Ansprüche an Arbeit und Beruf
  • Arbeitssituation im Haushalt und in der Familie - Berufsverläufe von Frauen und Männern - einst und jetzt
  • Kosten und Nutzen neuer Technologie - Technik ist auch Frauensache
  • Quotierungsprobleme - Beruf und Familie als Lösungsversuch
Vorschläge von themenzentrierten und projektorientierten Erkundungen/berufspraktische Tage

  • Vergleich der Arbeitssituation im Haushalt(Familie) und Betrieb(Beruf)
  • Vergleich von Belastungen und Entfaltungsmöglichkeiten an Frauen- und Männerarbeitsplätzen(vertikale Arbeitsteilung)
  • Vergleich frauen- und männerdominierter Berufe und Bereiche(horizontale Arbeitsteilung)
BILDUNGSPOLITISCHE MASSNAHMEN ZUR ERREICHUNG VON KOMPETENZEN FÜR EINE GLEICHBERECHTIGUNG DER GESCHLECHTER

  • Überprüfung vorliegender Richtlinien auf eine einseitige Orientierung und verkürzte Erklärungszusammenhänge
  • Entwicklung von Materialien und Methoden zur schulischen Berufsorientierung von Mädchen(vgl. Materialien des Ministeriums für die Gleichberechtigung von Frau und Mann des Landes Nordrhein-Westfalen "Wir werden was wir wollen!" - Schulische Berufsorientierung(nicht nur)für Mädchen, Bd.1-6, Düsseldorf 1992/1993/1995
  • Verankerung themenzentrierter, projektförmiger Erkundungen im Stundenplan
  • Lehrerbildung zur Thematik "Mädchen und Berufsorientierung" und
  • Kooperationsmodelle mit außerschulischen Einrichtungen/AMS, Kammern, Ausbildungszentren und Privatinitiativen
Ansätze für eine veränderte schulische Berufsorientierung

Schulische Berufsorientierung - unabhängig von Schulstufen und Schularten - ist dem Gleichheitsgebot des Bundes-Verfassungsgesetzes verpflichtet und hat daher zum Abbau von bestehenden Benachteiligungen von Mädchen(und Knaben) beizutragen. Ebenso geht es um den Abbau von einseitigen und unzureichenden Erklärungsversuchen und -zusammenhängen.

Ziele schulischer Berufsorientierung zur Erweiterung einer individuellen und kollektiven Handlungsfähigkeit von Mädchen(und Buben)

Didaktische Bezugspunkte

  • Ambivalente Erfahrungen
  • Doppel-Orientierung von Mädchen
  • Zusammenhang von Produktions- und Geschlechterverhältnissen
  • Erweiterter Arbeitsbegriff
Vorschläge von problem- und handlungsorientierten Themeneinheiten

Projekt "Mädchen und Berufsfindung" mit folgenden Themeneinheiten

  • Ansprüche an Arbeit und Beruf
  • Arbeitssituation im Haushalt und in der Familie - Berufsverläufe von Frauen und Männern - einst und jetzt
  • Kosten und Nutzen neuer Technologie - Technik ist auch Frauensache
  • Quotierungsprobleme - Beruf und Familie als Lösungsversuch
Vorschläge von themenzentrierten und projektorientierten Erkundungen/berufspraktische Tage

  • Vergleich der Arbeitssituation im Haushalt(Familie) und Betrieb(Beruf)
  • Vergleich von Belastungen und Entfaltungsmöglichkeiten an Frauen- und Männerarbeitsplätzen(vertikale Arbeitsteilung)
  • Vergleich frauen- und männerdominierter Berufe und Bereiche(horizontale Arbeitsteilung)
BILDUNGSPOLITISCHE MASSNAHMEN ZUR ERREICHUNG VON KOMPETENZEN FÜR EINE GLEICHBERECHTIGUNG DER GESCHLECHTER

  • Überprüfung vorliegender Richtlinien auf eine einseitige Orientierung und verkürzte Erklärungszusammenhänge
  • Entwicklung von Materialien und Methoden zur schulischen Berufsorientierung von Mädchen (vgl. Materialien des Ministeriums für die Gleichberechtigung von Frau und Mann des Landes Nordrhein-Westfalen "Wir werden was wir wollen!" - Schulische Berufsorientierung(nicht nur)für Mädchen, Bd.1-6, Düsseldorf 1992/1993/1995
  • Verankerung themenzentrierter, projektförmiger Erkundungen im Stundenplan
  • Lehrerbildung zur Thematik "Mädchen und Berufsorientierung" und
  • Kooperationsmodelle mit außerschulischen Einrichtungen/AMS, Kammern, Ausbildungszentren und Privatinitiativen
7.2 Benachteiligungsaspekte von ausländischen Jugendlichen    

Mehr als die Hälfte der jungen Frauen und beinahe 50 Prozent der jungen Männer ausländischer Nationalität, die heute zwischen 20 und 30 Jahre alt sind und in Österreich leben, haben keinen beruflichen Ausbildungsabschluss. Ein Teil dieser Gruppe ist arbeitslos, ein Teil ist auf dem grauen Markt der Gelegenheitsarbeiten und ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse oder arbeitet als Ungelernte. Gerade für Ausländer ist aber die abgeschlossene Berufsausbildung eine fast unabdingbare Garantie für einen Arbeitsplatz.

Alle verfügbaren Daten weisen darauf hin, dass gerade junge Türken besonders von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. Alle ausländischen Jugendlichen haben eine deutlich geringere Chance auf dem Arbeitsmarkt. Besonders problematisch ist die Situation ausländischer Mädchen. Obwohl sie bei der Wahl der Schulform und bei der Benotung erfolgreicher abschließen, ist ihre Ausgangssituation im Vergleich zu österreichischen Mädchen und ausländischen Knaben deutlich schlechter.

Für die Benachteiligung ausländischer Schüler/innen sprechen die schlechteren Sprachkenntnisse, ihre niedrige Zahl an AHS und BHS, die große Zahl derer, die keinen regelmäßigen und für Ausländer spezifischen Berufswahlunterricht in der Sekundarstufe I besuchen und die geringe Zahl der Lehrlinge mit Lehrabschluss. Dazu kommt in der Regel ein anderes Berufswahlverhalten, das ein Teil ausländischer Jugendlicher besitzt. Oberflächlich sind die Berufswünsche ähnlich denen österreichischer Jugendlicher, die Gründe für die Bevorzugung oder Ablehnung bestimmter Berufe sind jedoch anders, wobei bei der Berufswahl noch andere Faktoren zum Tragen kommen: frühe Heirat, Religion, Gesellschaftsrolle, Heimkehr, Verdienstmöglichkeiten und Selbstwertgefühl/Ehre der Familie.

Die geringeren Ausbildungsquoten verlangen über die bisherigen Aktivitäten hinaus zusätzliche Bemühungen von Institutionen und Personen(-gruppen), die am Berufsfindungs- und Berufswahlprozess beteiligt sind. Dies gilt besonders für die Bereiche der

  • Verbreitung nationalitätenbezogener Medien für die Berufsorientierung und Jugendberatung
  • Verstärkung der Elternarbeit
  • Intensivierung der Kooperation aller Gruppierungen - Schule, Beratungsstellen, Sozialpartner/Kammern und Gewerkschaftsbund (ÖGB) - mit der Zielsetzung, einen Regionalverbund für Berufsorientierung ausländischer Heranwachsender aufzubauen:
    • Berufswahlunterricht für ausländische Heranwachsende
    • Ausländer-Beratungsdienst
    • Medienverbund für ausländische Heranwachsende und Eltern und
    • besondere Angebote für ausländische Mädchen/Projektinitiativen und Kooperationsmodelle in/mit Jugendzentren.
Zu beachten ist jedenfalls bei allen berufsorientierenden Maßnahmen für Heranwachsende ausländischer Herkunft die Gefahr von Aversionen und Vorurteilen auch bei jenem Teil der Bevölkerung, die sich bisher mit dieser Thematik kaum oder gar nicht beschäftigt haben.

Islamische Erziehung in Europa

Eine Auseinandersetzung mit Ednan ASLANs Publikation zur islamischen Erziehung in Europa(ASLAN 2008) ist auch unter dem Aspekt der Vorberuflichen Bildung/Erziehung von besonderem Interesse. Die Präsenz der Musliminnen und Muslime in Europa ist eine besondere Herausforderung für die Politische Bildung/Erziehung und die Gesellschaft. Die steigende Zahl muslimischer Gläubiger und der Moscheen in Europa sowie muslimischer Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen Schulen stellen die (Bildungs-)Politik, Wirtschaft und Gesetzgebung vor neue Fragen.

Für Musliminnen und Muslime ihrerseits besteht ebenso eine neue Erfahrung, als sie als Minderheit in einer pluralistischen Gesellschaft leben und sich als Teil dieser sich zu identifizieren haben und mit ihr partizipieren.

Unter diesen Bedingungen kommen Aspekte der Beheimatung und der Gefühle innerer Verbundenheit sowie der Etablierung in der Gesellschaft - etwa Wohnsituation, Familie, (Aus-)Bildung, Arbeit/Beruf, Partizipation und Gesundheit - in der Erziehung muslimischer Kinder und Heranwachsender zur Geltung.

Islamische Erziehung hat die Aufgabe, diesen Wandel deuten zu helfen, damit eine (europäische) Identität in einer säkularen und pluralistischen Gesellschaft in einem offenen Dialog mit der eigenen Tradition möglich ist. Damit stellt sich auch die Aufgabe, den europäischen Kontext in ihre religiöse Erziehung zu integrieren und sich vom Rand der Gesellschaft in deren Mitte zu bewegen. Ohne Zweifel gibt es einen Wandel unter Musliminnen und Muslimen, der sich in der Rücksichtnahme auf europäische Werte und entsprechender Organisation zeigt.

Umgekehrt zeigt sich die Notwendigkeit einer Migrationspädagogik', damit Migrationsphänomene pädagogisch aufgegriffen und behandelt werden können (vgl. PRIES 2001, MECHERIL 2004).

Vom Gastarbeiter zur Minderheit - Beispiel: Türken in Deutschland

Rund 3,5 Millionen türkische Staatsbürger leben derzeit - verteilt in Europa, Nordafrika, im Mittleren Osten, Saudi-Arabien und Australien - im Ausland. Die Mehrheit davon - etwa 3 Millionen - ist in Europa, von denen wiederum der größte Teil in Deutschland lebt. Die nächstgroße Gruppe von türkischen Staatsbürgern lebt in Frankreich, gefolgt von den Niederlanden und Österreich.

Die eigentliche Migration erfolgte ab 1961 mit dem Anwerbeabkommen mit Deutschland, weitere Verträge wurden 1964 mit den Niederlanden, Belgien und Österreich, 1965 mit Frankreich und 1967 mit Schweden abgeschlossen. Von Anfang an betrachtete die Türkei die Migration als wirtschafts- und innenpolitisches Mittel, Problembereiche aufzufangen. Dementsprechend bemühte man sich auch nicht um eine Migrationspolitik, wobei kulturelle, wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Probleme einer Migration beachtet wurden. "Eine Hilfestellung für die Arbeitnehmer selbst blieb aus"(CIGDEM-ÖZBEK-SEN 1998, 305).

Mitte der siebziger Jahre kam es zur Nachholung der Familienangehörigen, mit dem Nachzug änderten sich die Lebensbedingungen, insbesondere kam es zu einer besseren Ausbildungsmöglichkeit der Kinder. Damit verschoben viele Migranten eine Rückkehr in die Türkei. Als Folge der Erdölkrise 1973 kam es zu einem Aufnahmestop ausländischer Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Staaten. Zu Beginn der achtziger Jahre begann man die Rückkehrbereitschaft zu fördern, immerhin erreichte die Rückkehrerquote zwischen 1981 und 1984 fast 15 Prozent. Ein erheblicher Teil der zweiten Generation, der hier Schule und Berufsausbildung absolvierte, möchte gar nicht mehr oder erst in ferner Zukunft in die Türkei zurückkehren. Daher stehen türkische Pensionisten vor der Wahl, entweder allein in die Türkei zurückzukehren oder in Europa zu bleiben.

Zu beachten ist auch, dass die ältere Generation immer weniger nahestehende Verwandte in der Türkei hat. Soziale Kontakte mit der Heimat haben sich abgeschwächt, die jüngere Generation hat ihren Freundeskreis hier aufgebaut. Sieht man sich die Aufenthaltsdauer der Türken an, so hat ein Großteil der ersten Generation mehr als die Hälfte ihres Lebens hier verbracht, für die zweite und dritte Generation, die hier geboren wurde, gibt es kein anderes Land, dessen Alltag, Lebensweisen und gesellschaftliche Strukturen man kennt. Dass dennoch Türken sich eine Rückkehroption in ihre Heimat offen lassen, ist mit ihrer Gefühlswelt und der mitunter großen Isolierung in Westeuropa zu erklären.

Ein ebenfalls wichtiger Grund für den Aufenthalt in Westeuropa sind die Entwicklungen in der Türkei. Die starken Veränderungen lassen vielen Migranten ihre Heimat fremd erscheinen. Viele Migranten stehen vor dem Phänomen einer doppelten Fremdheitserfahrung, die sie oftmals zum Bleiben bei der Familie veranlasst. Hinzu kommen noch die inzwischen perfekten Kommunikationsmedien: Telefon und TV, zeitgleich im Informationsstand mit den Verwandten. Nicht zu übersehen sind auch, durch den gewachsenen Wohlstand, häufigere Besuche der türkischen Migranten in ihrer Heimat. Eine türkische Infrastruktur in Deutschland ermöglicht und erleichtert gruppenspezifische und bedürfnisorientierte Angebote für den Alltag: Organisationen, Moscheen, Freundeskreis, Geschäfte, Lebensmittel und kulturelle Angebote.

Neben dem Verbleiben türkischer Migranten in den Gastländern Westeuropas will die Türkei nicht auf die engen Bindungen der Migranten zu ihrer Heimat verzichten, zumal man finanziell profitiert. Wirtschaftliche Kooperationen - man denke hier besonders an den Tourismus und Handel, aber auch an die Wissenschaft - und der politischer Wille, Europa näher zu kommen - man denke hier an einen möglichen EU-Beitritt (wobei die Türkei im Europarat und der NATO schon lange politische Beziehungen zu Europa hat) - bestimmen das Verhältnis zum Land.

Jene Benachteiligungen, denen Ausländer aus Nicht-EU-Staaten ausgesetzt sind, basieren besonders auf Einschränkungen einer politischen Mitbestimmung. So fordern türkische Selbstorganisationen ein kommunales Wahlrecht in Deutschland. Ein EU-Bürger mit mindestens dreimonatiger Aufenthaltsdauer darf nach den Maastricht-Verträgen an Kommunalwahlen teilnehmen, ein türkischer Staatsbürger mit 36 Jahren Aufenthalt in Deutschland hat als Nicht-EU-Bürger kein kommunales Wahlrecht. In der Literatur der Politischen Bildung wird daher auch von dieser Widersprüchlichkeit gesprochen und der Begriff Dreiklassengesellschaft mit unterschiedlichen Rechten verwendet: den deutsche Bürgern, den Unionsbürgern und den Drittstaaten-Angehörigen. In Deutschland stammen etwa zwei Drittel der ausländischen Migranten aus Drittstaaten, womit der Grad der Ungleichbehandlung deutlich wird.

Die ohne Ergebnis geführten Diskussionen um eine Doppelstaatsbürgerschaft zeigen eine weitere Härte.

  • Das größte Hindernis für einbürgerungswillige Türken war bislang die Weigerung des türkischen Staates, seine Bürger aus der Staatsangehörigkeit zu entlassen.
  • Zu beachten sind auch daraus entstehende Nachteile im Erbrecht, Pensionsrecht und beim Erwerb von Grund und Boden.
  • Psychologisch gibt es das Problem, dass eine Aufgabe der türkischen Staatsbürgerschaft gleich einem Verzicht der kulturellen Identität empfunden würde.
  • In diesem Zusammenhang wird man die steigende Fremdenfeindlichkeit beachten müssen, denn im schlimmsten Fall besteht dann noch die Möglichkeit einer Rückkehr.
Trotz der vielen positiven Ansätze einer Integration von Türken in Deutschland, "[...]ist das Land auf dem Weg in eine multikulturelle Gesellschaft ins Stolpern geraten. Für die Bundesrepublik ist zur Zeit eher eine bikulturelle Gesellschaft zu konstatieren, in der sich die Türken wie die anderen ausländischen Bevölkerungsgruppen mit einer relativ eigenständigen sozialen und politischen Infrastruktur eingerichtet haben...Obwohl sie zur Heimat ihrer Eltern nur flüchtige Bindungen haben, die deutsche Sprache in den meisten Fällen besser sprechen als die türkische und sich in Deutschland zu Hause fühlen, wurden und werden sie als Ausländer behandelt. Ihre Andersartigkeit und Nichtzugehörigkeit zur deutschen Gesellschaft sowohl aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen als auch unterschiedlicher Verhaltensweisen werden immer betont. Diese Situation löste bei vielen Jugendlichen einen 'Identitätssucheprozess' aus...Die Jugendlichen suchten in der 'eigenen Kultur' oder in der ihrer Eltern , die die Jugendlichen für sich allerdings anders definierten, Zuflucht. Beispiele dieser äußerlichen Betonung sind die Ketten mit Halbmond und Stern oder aber auch das Kopftuch" (CIGDEM-ÖZBEK-SEN 1998, 312-313). Traditionelle Werte und ein Rückzug aus der deutschen Gesellschaft sind beobachtbare Folgen.

Die Migrationsforschung sieht darin Gefahren von Selbstisolierung und zunehmendem Radikalismus.

Am deutschen Arbeitsmarkt sind durch die seit Jahren bestehende Massenarbeitslosigkeit auch gut ausgebildete jungen Türken betroffen. Da türkische Arbeitnehmer in Krisenbranchen besonders vertreten waren, gehören sie zu den Hauptverlierern dieser Entwicklung.

So bewegt sich die türkische Minderheit zwischen Integration und Isolation. Eine zukunftsorientierte Ausländerpolitik' könnte den Migranten zeigen, dass sie in der hiesigen Gesellschaft willkommen sind - bei Österreich denkt man an die Bevölkerungsentwicklung um 1900 in der Monarchie - und in der deutschen Mehrheitsgesellschaft ein wirkliches Bild der Situation als Bereicherung darstellen (vgl. DICHATSCHEK 2004b, 99-101).

Onlinehinweise:

http://salzburg.orf.at/stories/169067/

http://www.migrationsmanagement.at

http://www.donau-uni.ac.at/ikk

http://www.integration.at

7.3 Der Übergangssektor im Kontext Benachteiligter    

Übergangssystem

Ohne Zweifel sind die Übergänge von der Schule in das Erwerbsleben in den letzten Jahren und Jahrzehnten schwieriger geworden. In den letzten 25 Jahren hat sich ein Bereich in der beruflichen Bildung entwickelt, der mit dem Begriff "Übergangssystem"' bezeichnet wird.

  • Hier soll die Ungenauigkeit und Unschärfe von Maßnahmen und Institutionen im Bereich des Bildungssystems erfasst werden.
  • Angesprochen sind die Bereiche von Vorberuflicher Bildung und Berufsvorbereitung.
  • Kritisch zu bewerten ist die Größenordnung mit den APS, BMS/BHS und AHS, den Ausbildungsbetrieben, außerbetrieblichen Einrichtungen, Praktika, Bereichen der Jugendhilfe, Arbeitsagenturen (Beratungsinstitutionen-Arbeitsvermittlungen-Informationszentren) und Trägern sozialer Einrichtungen.
Aus Sicht der Berufspädagogik wird man den Begriff "Übergang von Schule-Beruf/Übergangssektor" bevorzugen. Die Vielfalt der Einrichtungen und ihre jeweilige Bedeutung zeigt sich im "Übergangssystem".

Diversität im Bildungs- und Übergangsbereich

Unabhängig davon öffnet sich ein zusätzlicher Problembereich in Form von Diversität im Bildungs- und Übergangsbereich (vgl. AUERNHEIMER 2011, 167-181).

  • Diversität/Vielfalt stellt pädagogische Fachkräfte bzw. Lehrende(und Lernende) in Bereichen wie Ethnien, Sprachen, Kulturen, Weltanschauungen, Religionen, Werten/Normen und Sozialschichten vor neue Herausforderungen. Es geht um mehrsprachige Kompetenzen, Einstellungen und dem Umgang mit Vielfalt, Erwartungseffekte, Vorurteile und Stereotype.
  • Interkulturalität ist ein Phänomen des Alltags geworden, in der Diversität der Gesellschaft drückt sich die Veränderungen und Pluralität aus. Dies führt zu anderen Anforderungen in den unterschiedlichen Bildungs- und Übergangsbereichen bzw. in das Übergangssystem.
  • Festzustellen ist, dass diese Vielfalt und ihre Nutzung für die pädagogische Arbeit derzeit einzelnen pädagogischen Fachkräften überlassen bleibt (vgl. DAASE 2012, 18-21). Betroffen sind am Übergang Schule-Ausbildung zwar alle Heranwachsenden, besonders aber junge Menschen mit Zuwanderungshintergrund (vgl. SIEVERS 2016, 272).
    • Die geringe Zahl an ausländischen Jugendlichen in der dualen Ausbildung ist nicht nur ein Zeichen mangelnder Integration in den Arbeitsmarkt, sie spiegelt auch eine soziale Exklusion wider (vgl. KRISTEN 2003, 26-32).
    • Es zeigt sich eine Koppelung der Ausbildung an die soziale und kulturelle Herkunft und damit eine Fortsetzung der Selektivität des Schulsystems in die Ausbildung hinein (vgl. GOMOLLA-RADTKE 2009).
    • Die geringe Teilhabe von zugewanderten Jugendlichen an beruflicher Ausbildung wird stark an individuellen Erklärungsfaktoren und den Eltern festgemacht(vgl. GRANATO 2009, 18).
    • Diskriminierende Selektionsprozesse wie Vorurteile und Stereotype zeigen an, dass qualifizierte Jugendliche benachteiligt werden (vgl. GRANATO 2003, 479; BEICHT-FRIEDRICH-ULRICH 2008, 302; SIEVERS 2016, 273).
Zu klären ist in diesem Kontext die Rolle der pädagogischen Fachkräfte, also des Beratungspersonals, der Lehrenden und Akteure in den sozialen Einrichtungen. Zu beachten ist auch die gegenseitige Beeinflussung der Lehrenden und Lernenden (vgl. MOSER-RYHN 2000 weisen darauf hin, dass der Einfluss von Lehrererwartungen auf die Lernenden größer ist als der Einfluss, den das Verhalten Lernender auf die Einstellungen von Lehrenden darstellt; dazu auch BOS-PIETSCH 2004, 58).

Festzuhalten ist auch die mangelhafte interkulturelle Kompetenz und politische Bildung der pädagogischen Fachkräfte.

  • Gemeint ist damit ein Verhalten einer Indifferenz, Skepsis bzw. Ablehnung kultureller Vielfalt und/oder einer mangelhaften Reflexion eigenen Handelns (vgl. BENDER-SZYMANSKI 2002, 153-179; SIEVERS 2016, 274).
  • Dabei kommt es auch zur Konstruktion ethnischer und geschlechtsspezifischer Unterschiede (vgl. WEBER 2003; 2005, 69-79).
  • Lehrende sehen Vielfalt nicht als Bereicherung, vielmehr als Problem. Zu bemerken ist nach wie vor eine Orientierung bei der Unterrichtsgestaltung am "imaginären Durchschnittsschüler" und einem vereinheitlichten Lernen (vgl. TRAUTMANN-WISCHER 2011, 105-106; SIEVERS 2016, 275).
  • Deutlich wird in diesem Kontext der idealisierte homogene Lebensstil Lehrender als Maßstab und der verstellte Blick auf soziale, politische und ökonomische Aspekte. Mitunter wird Mehrsprachigkeit mit notwendiger Sprachförderung in Zusammenhang gebracht (vgl. SIEVERS 2016, 276; KIMMELMANN 2009, 130; IT-Autorenbeitrag http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index: Politische Bildung, Interkulturelle Kompetenz).
  • Eine Kontextualisierung interkultureller und politischer Bildung als pädagogische Notwendigkeiten in Aus- und Fortbildung und damit einer veränderten Einstellung von Lehrenden, Beratenden und sonstiger Akteure außerschulischer Lehraktivitäten erweist sich als kommende Herausforderung (vgl. SIEVERS 2016, 278-280).
Darüber hinaus bedarf es mit dem Modell der "Interkulturellen Öffnung" verstärkter Bemühungen, Interkulturalität in allen gesellschaftlichen Bereichen zu etablieren. Nicht nur Bildungs- und Beratungseinrichtungen, auch alle staatlichen und kommunalen Einrichtungen, die Privatwirtschaft, der Öffentliche Dienst in seiner Vielfalt, Bereiche des Rechts, der Medizin, des Gesundheitswesens, der Forschung, Wirtschaft, Kultur und Medien sind betroffen (vgl. VANDERHEIDEN-MAYER 2014).

7.4 Bildungsberatung Bildungsbenachteiligter am Arbeitsplatz    

Als zentraler Lernort der Gegenwartsgesellschaft bietet sich der Betrieb bzw. das Unternehmen an (vgl. GÖTZ-HAYDN-NATTER 2018, 1-6).

Praxisnahe und informelle Bildungsmöglichkeiten in Form arbeitsintegrierter Lernformen durch Ausprobieren bzw. Beobachten können auch bildungsbenachteiligte Personen bedürfnisnah ansprechen.

  • Interventionen der Bildungsberatung können als Mittler zwischen Bildungs- und Laufbahnwünschen der Belegschaft, unterschiedlichen Zielen des Betriebs und Lernmöglichkeiten angesehen und angeboten werden.
  • Eine holistische Beratungsintervention beinhaltet abgestimmte Beratungsrichtungen als klientenzentrierte Individualberatung (Bildungs-und Laufbahnfragen) und systemisch orientierte Unternehmensberatung (Förderung lernförderlicher Arbeitsgestaltung).
Neben der Förderung der vorhandenen Potenziale gibt es Herausforderungen in der Breite der Beratungskompetenz und möglicher Zielkonflikte der beteiligten Akteure. Den Schwerpunkt bildet die Nutzung des Betriebes als Lernort, besonders auch für bildungsbenachteiligte Gruppen.

8 Teilbereiche Vorberuflicher Bildung    

Mit den folgenden vier Bereichen der dualen Ausbildung, Umwelterziehung, Erziehung zur Demokratie und dem Themenbereich Arbeitslosigkeit in der Vorberuflichen Bildung/Erziehung Heranwachsender soll bespielhaft der Kontext der Vorberuflichen Bildung mit der Politischen Bildung aufgezeigt werden (vgl. HÄNDLE-OESTERREICH-TROMMER 1999, 113-114).

Von Interesse ist zunehmend eine Übergangspädagogik und die Schulsozialarbeit für Lernende im schulischen, außerschulischen Bereich und die Elternarbeit sowie die Frage der Professionalität des Bildungspersonals (vgl. SÄLZER 2010; SPIES-PÖTTER 2011; VOGEL 2013; PÖTTER 2014).

8.1 Duale Ausbildung - Lehrlingswesen    

Grundsätzliches zum Lehrlingswesen

Veränderungsbedarf in der berufliche Erstausbildung entsteht durch einen notwendigen Qualifikations- bzw. Kompetenzbedarf, der wirtschaftliche und soziale Gründe hat. Der Veränderungsdruck ist begründet, weil Ausbildungssysteme nicht am notwendigen Bedarf vorbei produzieren können.

Mit dem Strukturwandel der Wirtschaft zu einer fundierten Industrie- und Dienstleistungswirtschaft verändert sich der Ausbildungsbedarf. "In Produktions- und Handwerksberufen hat sich der Dienstleistungsanteil in den auszuübenden Tätigkeiten erhöht, im Handel sind neue Qualifikationen in Richtung des Fachberaters gefordert. Mit dem wirtschaftlichen Strukturwandel geht der Wegfall von gering qualifizierten Jobs im primären und sekundären Sektor einher. Die Integration von Jugendlichen ohne Ausbildung in die Berufswelt über gering qualifizierte Beschäftigung wird damit immer schwerer. Das Lehrlingswesen gerät dabei unter Erwartungsdruck einer Öffentlichkeit, die faktisch die Vollintegration in Erstausbildung für alle Jugendlichen, die keine schulische Bildung machen können oder wollen, über duale Ausbildungsgänge fordert. Berufliche Integration ohne Ausbildung wird dabei einerseits zur gesellschaftlichen Normabweichung, andererseits strukturell bedingt am Arbeitsmarkt immer schwieriger. Gleichzeitig nimmt die Zahl der angebotenen Lehrstellen ab, die Mindestanforderungen für eine reguläre Erstausbildung in Lehre oder Fachschule steigen tendenziell in Relation zum Bewerberstrom an. Damit sind wesentliche Aspekte von Modernisierungsbedarf angesprochen" (SCHNEEBERGER-NOWAK 2000, 11).

Österreich ist nach wie vor ein Land mit mit relativ hoher Lehrlingsquote (3,4 Prozent - im Vergleich Deutschland und Schweiz mit 5 Prozent). Zu beachten ist der viel stärkere Stellenwert der berufsbildenden mittleren und höheren Schulen in Österreich(BMS/BHS).

Zudem gibt es einen häufigen Wechsel nach dem ersten Jahr einer BMS/BHS sowie der 5. Klasse der AHS in eine duale Ausbildung, der Anteil der Absolventen höherer Schulen - mit Reifeprüfung - ist auffallend gering (1998/99 0,5 Prozent der Lehranfänger). 90 Prozent der Lehranfänger sind in Österreich etwa 15-16 Jahre alt. Damit unterscheidet sich Österreich von den übrigen EU-Ländern mit dualer Ausbildung, besonders Deutschland (auch Dänemark und die Niederlande) hat einen hohen Anteil von Absolventen der mittleren Reife und mit Reifeprüfung("Abitur"/"Matura").

Die Polytechnische Schule(PTS), zweijährige Fachschulen und die BHS mit ihren Abbrechern sind in der Regel mit ihrer Schülerklientel Zubringer für das Duale Ausbildungssystem (vgl. JÄGER 2001; SCHNEEBERGER 2004, 1-4).

Die vollzeitschulische Ausbildung beginnt in Österreich in der 9. Schulstufe und damit im ersten Jahr der Ableistung des letzten Jahres der Schulpflicht, während die Lehrlingsausbildung erst auf der 10. Schulstufe beginnt. Dadurch erklärt sich der Wechsel von den berufsbildenden weiterführenden Schulen in die duale Ausbildung.

Von Interesse ist die Schaffung neuer Lehrberufe mit einem Modernisierungsschub, wobei neben einer inneren Gliederung von Lehrberufen (Modularisierung) auch Branchenspezialberufe eingeführt wurden. Der technisch-wirtschaftliche Wandel benötigt eine Ausbildungsabsicherung für künftige Fachkräfte.

Der Sinn des Modularisierungskonzepts resultiert aus dem Spannungsverhältnis zum Berufsbegriff. Gäbe es nur fertige Berufsausbildungen, die nicht aufteilbar wären, könnte es keine Modularisierung geben. Die Realität ist ein Kompromiss, da Ausbildungen nur mehr in Teilbereichen genau auf einen Beruf ausgerichtet sind. Ausbildungen bedürfen Spezialisierungen in einem Berufsbereich.

Berufliche Erwachsenenbildungseinrichtungen bieten verkürzte Lehrlingsausbildungen in Kursform an, wobei die Kurse modularisiert angeboten werden.

Die Ausbildung in Doppellehren/zwei Lehrberufen praktiziert seit langem das Modularisierungsprinzip.

Für Heranwachsende, die weder eine BMS machen wollen oder können (da kein regionales Angebot vorhanden ist), noch von einem Lehrberechtigten als Lehrling aufgenommen werden, gibt es alternative Angebote: die Anlehre, Vorlehre (1. Lehrjahr zeitlich verlängert) und vereinfachte Lehrberufe (Kurzlehre).

Im EU-Vergleich besteht ein Nachholbedarf bei Teilqualifizierungen. Zertifizierte Ausbildungsteile unterhalb einer vollen Lehrlings- oder Fachschulausbildung haben offensichtlich einen geringen bis gar keinen Stellenwert.

Es bleibt daher abzuwarten, welche Rolle die Vorlehre hier spielen kann, denn im Kern geht es um jene Gruppe Jugendlicher, die eine erweiterte soziale und berufliche Integration benötigen, weil sie mit Abschluss der Schulpflich t(15 Jahre/9. Schulstufe)(noch)nicht in der Lage waren, eine Lehrstelle oder einen Fachschulplatz zu erhalten. Die Frage dieser betrieblichen und schulischen Einrichtungsmöglichkeiten bzw. einer rechtlichen Übertrittsmöglichkeit ist noch offen. Die Vorlehre ist derzeit das erste Modell einer Teilzeitqualifizierung in Österreich.

Diskussions- und beschlusswürdig sind noch die Fragen von Kernbereichen und Wahlpflichtmodulen in einer allgemeinen Gliederung von Lehrberufen nach Berufsfeldern, zeitlicher und inhaltlicher Differenzierungen je nach Lerntempo der Jugendlichen und Möglichkeiten der Lehrbetriebe (Spezialisierung, zwischenbetriebliche Ergänzungen), aber auch die Frage der Entscheidung über eine Modulauswahl.

Tiroler AK-Studie 2004: Berufsverbleib von Lehrlingen

Von besonderer Aktualität für die duale Ausbildung ist die Tiroler AK-Studie 2004 ""Berufsverbleib von Lehrlingen" des Innsbrucker SOFFI-Instituts (Soziales Förderungs- und Forschungsinstitut), die Berufsbiographien der Tiroler Absolventen(innen) einer Lehrlingsausbildung untersuchte. Dabei wurden zwei Vergleichsgruppen - je nach Lehrabschluss vor fünf oder zehn Jahren - gebildet und verglichen. Neben einer Analyse sämtlicher relevanter Daten der Gebietskrankenkasse wurden 1 000 telefonische Interviews sowie weitere 35 persönliche Vertiefungsinterviews geführt. Die Zusammenführung des Zahlenmaterials mit den Angaben und Erfahrungen der Auskunftspersonen verschafft einen klaren Überblick, wie "Karriere mit Lehre" erlebt wird. Gerade die duale Ausbildung erhebt den Anspruch auf eine bedarfsgerechte Ausbildung. Die hier vorgestellten Daten vermitteln für die aktuelle Lehrlingsdiskussion interessante Erkenntnisse.

So ist die Zahl der Berufswechsler innerhalb der Lehrzeit bei ehemaligen Lehrlingen, die vor zehn Jahren ihre Lehre beendet hatten, nur noch neun Prozent. Beim Abgangsjahrgang fünf Jahre später waren es bereits 15 Prozent. Als Motiv geben 34 Prozent andere Vorstellungen vom Lehrberuf an, 25 Prozent hatten Schwierigkeiten mit Vorgesetzten (besonders Tourismus und Bau). Weitere Gründe waren die berufliche Erstentscheidung, so das Fehlen konstanter Bezugspersonen, einseitige produktive Beschäftigung anstelle von Ausbildung und das Ausmaß der verlangten Arbeitsleistung(besonders im saisonalen Bereich).

Das bedeutet, dass die scheinbare Kontinuität innerhalb der dualen Lehrlingserstausbildung eine Fiktion darstellt. Die viel besprochene und geforderte Mobilität und Flexibilität am Arbeitsmarkt greift bereits in die Ausbildungsverhältnisse zumeist minderjähriger Jugendlicher in der Lehre mit erheblichem Anpassungsdruck.

Keineswegs wird die Berufswahl der ehemaligen Lehrlinge als bewusste, reflektierte und seriöse Entscheidung dargestellt. 30 Prozent geben an, dass sie die Berufswahl überfordert hat. 31 Prozent meinen, dass sie sich ausführlicher informieren hätten sollen. 42 Prozent sind der Ansicht, dass sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht soweit waren, sich konkret für einen Beruf zu entscheiden.

Überraschend war das Ergebnis des Einflusses der Eltern auf die Berufswahlentscheidung. Eltern sind mit Abstand hier die schwächste Komponente, offensichtlich halten sie sich laut Studie zunehmend aus dem Berufswahlprozess heraus bzw. lassen ihre Kinder mit dieser schwierigen Frage auch allein. Die angeführte Überforderung der Jugendlichen scheint auch bei ihren Eltern vorzuliegen. Der Einfluss der Eltern reduziert sich auf die Vorgabe, irgendeinen Beruf abzuschließen.

Besondere Bedeutung hat auch das regionale Lehrstellenangebot. Durchschnittlich 39 Prozent der Ex-Lehrlinge mussten ihre Berufswünsche vor dem Hintergrund des lokalen Lehrstellenmarktes abändern bzw. adaptieren.

Nicht weniger als 41 Prozent der ehemaligen Lehrlinge würden sich heute für einen anderen Lehrberuf entscheiden. Signifikant höher ist dieser Anteil im Ballungsraum Innsbruck(48 Prozent), große Unzufriedenheit herrscht weiters bei Lehrabsolventen aus Handelsberufen sowie aus dem Bereich körperbezogener Dienstleistungen (etwa Friseure). Je selbstständiger - also ohne Elterneinfluss - die Berufswahl getroffen wurde, umso stabiler blieb sie auch.

Nur 41 Prozent der Lehrabgänger sind nach fünf bis zehn Jahren noch im gelernten Beruf tätig. Bei den Absolventen vor zehn Jahren liegt dieser Anteil bei 39 Prozent, bei jenen, die vor fünf Jahren die Lehre abgeschlossen haben, bei 44 Prozent. Überdurchschnittlich ist der Verbleib in den Bereichen Maschinen/Kfz(49 Prozent) und Büro (47 Prozent), unterdurchschnittlich im Handel (35 Prozent), Tourismus (35 Prozent)und bei körperbezogenen Dienstleistungen (33 Prozent). Entscheidend ist auch die Betriebsgröße: Lehrabsolventen aus Großbetrieben sind nach fünf bzw. zehn Jahren noch mehrheitlich im gelernten Beruf tätig (56 Prozent). Absolventen aus Kleinbetrieben nur zu 36 Prozent.

Kaum überraschend sind die Auswirkungen der biographischen Entwicklung auf den Berufsverbleib bei Frauen. Nach fünf Jahren sind 39 Prozent der Frauen noch im gelernten Beruf, nach zehn Jahren nur mehr 28 Prozent. Die Gründe sind in der Regel die Familienphase - etwa die Babypause - mit beachtlichen Auswirkungen auf die berufliche Kontinuität.

Erfahrungen in Lehrbetrieben und Berufsschulen werden von den Absolventen durchwegs im Rückblick positiv gezeichnet. 61 Prozent geben immerhin der Zeit im Lehrbetrieb die Note 1 oder 2. 13 Prozent - bei Frauen 17 und Männern 8 Prozent - vergeben die Noten 4 und 5. Obwohl im Einzelnen viele Lehrlinge Belastungen und Ungereimtheiten während der Lehrzeit in das Treffen führen, wird die Zeit der Berufsausbildung rückblickend überwiegend als wichtige und identitätsbildende Erfahrung dargestellt.

Die Brauchbarkeit des in der Lehre erworbenen Wissens korreliert naturgemäß mit der jetzigen beruflichen Tätigkeit. Über 90 Prozent der noch im gelernten Beruf Tätigen können das Erlernte wenigstens teilweise verwenden. Der Wert sinkt bei den Berufswechslern auf 55 Prozent.

Die duale Lehrlingsausbildung wird in der Studie als Vorbereitung auf die Berufswelt grundsätzlich als geeignet angesehen, wobei allerdings die eindimensionale Festlegung auf eine genau bestimmte Berufsbiographie im Vordergrund steht. Wünschenswert wäre, so die AK Tirol, dass die berufliche Ersterfahrung in der Lehrzeit dem von einer steigenden Zahl der Absolventen zu gewärtigenden Berufswechsel Rechnung trägt.

Abschließend zieht die Studie fünf Folgerungen.

Berufsorientierung an der Schwelle zum Übergang in die Arbeits- und Berufswelt ist durch weitere und vermehrte Angebote von Praxiserfahrung vor allem qualitativ zu verbessern. Eine weitere Vorverlegung des Berufswahldruckes auf jüngere Jugendliche sei in Anbetracht der künftigen Mobilität aber weder notwendig noch wünschenswert.

Die Lehrlingsausbildung muss völlig neu als Start in das Arbeitsleben insgesamt und weniger als Einbindung in eine spezifisch berufliche Tätigkeit verstanden werden, weshalb berufsübergreifende und allgemeinbildende Inhalte sowie Schlüsselqualifikationen einen völlig neuen Stellenwert zugewiesen bekommen müssen.

Es bedarf einer ausbildungsbegleitenden "Berufslaufbahnberatung" spätestens ab Beginn des letzten Lehrjahres, um die Lehrlingen auf bevorstehende Brüche vorzubereiten und Entwicklungsmöglichkeiten rechtzeitig aufzuzeigen.

Begrüßt wird eine gewisse Anpassung des starren Berufskonzepts der dualen Ausbildung in Richtung eines modular aufgebauten Curriculums, besonders zur Vermeidung einer Qualitätsverminderung der abgeschlossenen Erstausbildungen. Angedachte Modularkonzepte müssen in Richtung Hebung der Qualifikation und Ausweitung der beruflichen Möglichkeiten gehen und dürfen nicht zu Schmalspurabschlüssen führen.

Zur Vermeidung von Abbrüchen während der Lehrzeit muss das pädagogische Umfeld verbessert werden, etwa die Ausbildung der Ausbilder, Mentoren in den Betrieben und flexible "Helferkonferenzen" zwischen Ausbilder und Berufsschullehrern.

Berufswechsel nach der Lehre

Zu verweisen ist auf den AMS-Beitrag von Winfried MOSER (2014, 64-67), in dem der Berufswechsel nach der Lehre untersucht wird. Kernaussagen sind der Wechsel nach der Lehrlingsausbildung von rund einem Viertel junger Erwachsener mit Lehrabschluss, die bestehende berufliche Zuverlässigkeit der Berufswechsler, die Folgen eines nicht Gelingens eines Wechsels und die Vermeidung von beruflichem Wechsel mit negativen Folgen wie eine Ausbildung und Höhergewichtung allgemeiner Kompetenzen (Verallgemeinerung der Berufsausbildung[Flächenberufe, Grundberufe]), eine Durchlässigkeit zwischen Berufen, der hohe und selbstverständliche Bedarf an Fort- und Weiterbildung, die Vermeidung einer falsche Berufswahl (höherer Stellenwert vorberuflicher Bildung in der Schule) und die Formulierung allgemeiner Gütekriterien betrieblicher Lehre (vgl. etwa die Abstimmung der betrieblichen Ausbildungspläne und schulischen Lehrpläne sowie Qualifizierungsmaßnahmen der Lehrlingsausbildner).

Zudem dürfen die Anforderungen von Jugendlichen mit Migrationsvorgeschichte nicht übersehen werden.

Möglichkeiten überbetrieblicher Ausbildungseinrichtungen sind zu beachten.

Es ist Realität, dass berufliche Mobilität nach Abschluss einer beruflichen Erstausbildung als Regel gilt.

Internethinweis

http://oesterreich.orf.at/stories/2575016/ > "Fast jeder fünfte Lehrling fiel durch"(11.3.2013)

8.2 Umwelterziehung    

In auffallend positivem Ausmaß wächst das Bewusstsein Heranwachsender, sich für die Erhaltung der Umwelt einzusetzen. Ohne Zweifel sind die Leitfächer Sachunterricht(Grundschule) und Biologie und Umweltkunde(Sekundarstufe I und II) in der pädagogischen Verantwortung.

Damit ist dieser Teilbereich in der Vorberuflichen Bildung - als Umwelterziehung definiert - angesprochen.

Das Zusammenwirken ökologischer Systeme und ihre Abhängigkeiten bedeuten, dass die Zerstörung des einen eine katastrophale Folgewirkung für alles andere hat. Daraus ergeben sich zwei Bereiche eines Engagements für den Umweltschutz. Der unmittelbar persönliche Bereich - privat und beruflich - vom Einkauf über die Haushaltsführung und der Abfallwirtschaft bis zum Einhalten aller Sicherheitsvorschriften am Arbeitsplatz und dem Engagement für betriebliche Umweltschutzmaßnahmen sowie die Verantwortung im kommunalen und regionalen Lebensraum mit Natur-, Boden- und Landschaftsschutz - man denke an das Klimabündnis der Gemeinden - sowie der Verantwortung für einen internationalen Umweltschutz.

Umweltschädigendes Verhalten ist verantwortungsloses Handeln an der Gesellschaft, da alle die Konsequenzen tragen. Damit ist Umwelterziehung i.w.S. auch Politische Bildung (vgl. DICHATSCHEK/GADERER-WITERNA/GUMPELMAIR/STOCKHAMMER 1991, 198-199).

Schulische Berufsorientierung vermittelt im Unterricht zukünftige Arbeitsbereiche mit Sicherheitsvorkehrungen, gesundheits- und umweltschädigenden Stoffen und Verhaltensweisen, Gefahren in der Arbeits- und Berufswelt und damit ein Bewusstsein für die Bedeutung der Vermeidung bzw. Verringerung von verschiedensten Belastungen und eines persönlichen Engagements für Verbesserungen der Gesundheit und der Umwelt. Alternatives Denken und Handeln erscheint in diesem Zusammenhang wichtig.

Im Berufsleben zeigen sich Phänomene, die das Spannungsverhältnis Ökologie vs. Ökonomie für den Einzelnen persönlich aufzeigen - Lohnzuschläge bei gesundheitsgefährdenden Arbeiten/Staub, Lärm und Hitze. Schule wird vom persönlichen Erlebnisbereich der Lernenden ausgehen und entsprechendes Handeln in einem Erziehungsprozess einfordern, Trennung von Müll, Altkleidersammlung; Aspekterkundungen in Betrieben und menschengerechte Arbeitsplatzgestaltung sind aktuelle Themenbereiche (vgl. STEYERER - BRAUN 1985).

Selbstverständlich werden auch makroökonomische Aspekte zur Diskussion stehen, denn etwa der internationale Transitverkehr im alpinen Raum ist für weite Bereiche der Verkehrs-, Handels- und Tourismusberufe sowie der Zulieferwirtschaft in technischen Wirtschaftszweigen ein wesentlicher Faktor. Seilbahnwirtschaft vs. Landwirtschaft hat regionale Bedeutung und damit für viele persönliche Konsequenzen. Fächerübergreifende Kooperationen - Projekte, Kurse, Rahmenthemen - können sich Themenbereichen nähern, die aktuellen Bezug zum Alltag und Arbeits- und Berufsleben haben: Klima der Erde, Kontinuität und Veränderung des Lebens - Gentechnik, Licht und Farbe im Alltag sowie Medizin und naturwissenschaftlicher Fortschritt (vgl. SCHUDY 2002, 282).

In diesem Zusammenhang ist vermehrt auf globales Lernen zu achten (vgl. dazu der Autorenbeitrag http://www.netzwerkgegengewalt.org > Globales Lernen).

Ökologisches Denken, Wissen und Handeln sind für den Einzelnen und die Gesellschaft von größter Bedeutung und machen damit pädagogisches Handeln erforderlich.

8.3 Demokratieerziehung    

Ohne die Aneignung bestimmter Qualifikationen bzw. Kompetenzen und Orientierungen können humane und demokratische Ordnungen weder geschaffen noch im Interesse der Mehrheit weiterentwickelt werden, auch nicht im Bereich gesellschaftlicher Arbeit und beruflicher Tätigkeiten.

Hierfür sollten neben technischen, organisatorischen, wirtschaftlichen und sozialen Qualifikationen sowie Kritikvermögen und Phantasie vor allem arbeitsrechtliche, arbeitswissenschaftliche und sozioökonomische Kenntnisse in Verbindung mit der Bereitschaft und Fähigkeit zu selbstständigem beruflichen und solidarischem politischen Handeln und Lernen erworben werden.

Vorberufliche Bildung/Erziehung eignet sich besonders dazu, Heranwachsenden und Erwachsenen gesamtgesellschaftliche Vorgänge und Zusammenhänge, Interessenskonflikte, deren Bewältigungsversuche und mögliche Auswirkungen für gesellschaftliche Gruppierungen darzulegen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und so an einer Erziehung zu politisch denkenden und handelnden Menschen mitzuwirken.

Vorberufliche Bildung/schulische Berufsorientierung analysiert Berufe, Berufsbilder, Ausbildungen, setzt sich mit persönlichen Neigungen und der Eignung auseinander und führt letztlich zu einer Umsetzung des Gelernten, also zu einer Handlungskompetenz - Berufswahlkompetenz.

Anleitungen zu aktivem Verhalten stehen im Vordergrund pädagogischer Bemühungen der Politischen Bildung/Erziehung. Dies bedeutet für den Fachbereich Vorberufliche Bildung, keine negativen Situationen einfach hinzunehmen, sondern vielmehr Interesse und Wille zum persönlichen Einsatz für positive Veränderungen in der Arbeits- und Berufswelt zu zeigen.

In drei wesentlichen Bereichen gilt es, Heranwachsende zu begleiten.

  • Heranwachsende in ihrer persönlichen Berufsentscheidung (Schul-, Studien- und Berufswahl),
  • Heranwachsende als Arbeitnehmer und Auszubildende und
  • Heranwachsende in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung.
Heranwachsende in ihrer persönlichen Berufsentscheidung

Emanzipatorische Erziehung in der Vorberuflichen Bildung bedeutet die Verringerung unfreiwilliger Abhängigkeiten, die Erweiterung ihrer Chancen und Fähigkeiten und die Kenntnis gesellschaftlicher Steuerungsmechanismen. Zur weiteren Demokratisierung der Gesellschaft bedarf es mündiger Bürger mit zunehmenden Qualifikationen.

In der anzustrebenden Persönlichkeitserziehung im Fachbereich "Vorberufliche Bildung" ergeben sich pädagogische Bereiche zur Selbstfindung, die in Form persönlicher Begabungen, Neigungen, Eignungen, Wünsche, Bedürfnisse und Schwächen Arbeitsfelder emanzipatorischer Erziehung sind.

Zwei beispielhafte Fragestellungen sollen die Thematik der persönlichen Berufsentscheidung näher beleuchten. Welche Interessen und Beeinflussungen stecken hinter den Wünschen von Mädchen, die bewirken, dass diese Gruppe seit Jahren ihre beruflich Laufbahn in einem hohen Ausmaß in der dualen Ausbildung auf fünf Berufe ausrichten? Wer/was bewirkt die Vorstellung von Mädchen über die eigene Berufstätigkeit, die immer noch nur als Überbrückung zur Familiengründung gesehen und entsprechend vernachlässigt wird, wenn fast 50 Prozent der Berufstätigen Frauen sind?

Die Befähigung zum Erkennen sozialer Zuordnungen und Manipulationen, ihren Bedeutungen und Auswirkungen für die Jugendlichen derzeit und im späteren Berufs- und Privatleben sollte ein weiteres Ziel der Politischen Bildung in der Vorberuflichen Bildung/Erziehung sein (vgl. DICHATSCHEK/GADERER-WITERNA/GUMPELMAIR/STOCKHAMMER 1991, 194).

Zunehmend zeigt sich das Phänomen der Patchwork-Familien', also das Familienleben getrennter Eltern und ihrer Kinder. Nach SIEDER (2008) bedeutet eine Trennung der Eltern nicht zwangsläufig eine Belastung der Entwicklung der Kinder. Wenn es gelingt, für die Kinder zwei neue familiäre Zuhause zu schaffen, eines beim Vater, das andere bei der Mutter, können die betroffenen Kinder von dieser Situation sogar profitieren. Das verlangt von der Mutter, das Kind nicht als ihr Eigentum zu betrachten und die Vaterschaft des Mannes aktiv zu unterstützen. Der Vater ist gefordert, die Mutter zu entlasten und als Vater aktiver zu werden. Voraussetzung dafür ist, dass die getrennten Eltern einander wertschätzen und richtig miteinander kommunizieren (vgl. SIEDER 2008). Für die "Vorberufliche Bildung/Erziehung" bedeutet dies die gegenseitige Unterstützung bei der Schul- und Berufswahl bzw. Studienwahl.

Heranwachsende als Auszubildende und Arbeitnehmer

Vorrangig ist hier die unmittelbare Zukunft Jugendlicher gemeint, wobei nicht auszuschließen ist, dass eine spätere berufliche Laufbahn als Selbstständige weitergeführt wird. Vorerst wird man jedoch von einem abhängigen Ausbildungs- und Arbeitsverhältnis auszugehen haben.

Ausgehend von der Interessenslage wird man bei rechtlichen Rahmenbedingungen der Ausbildung und Beschäftigung anknüpfen. Vor- und Nachteile - man denke an die Duale Ausbildung, die Berufsausbildung in mittleren und höheren berufsbildenden Schulen sowie bestimmter beispielhafter Studiengänge an Universitäten/Fachhochschulen - sind aufzuzeigen, ihre Bedeutung und Beziehung zueinander abzuwägen.

Weitere Aspekte sind Strategien zur Wahrung und Durchsetzung persönlicher und gesellschaftlicher Interessen und Rechte, die Hilfestellung von Beratungsinstitutionen und eine Analyse der Funktion von Kammern und Gewerkschaftsbund/ Sozial- bzw. Bildungspartnerschaft.

Damit wird in Übereinstimmung mit dem geltenden Erlass zur Politischen Bildung in Schulen die Überzeugung geweckt, dass Demokratie' sich nicht im einem unbeteiligten Einhalten ihrer Spielregeln erschöpft, sondern ein hohes Maß an Engagement erfordert. Mitbestimmung und Mitverantwortung (Partizipation) gehören zu einer verantwortungsvollen demokratischen Gesellschaft.

Heranwachsende in ihrer gesellschaftlichen Verantwortung

Schule ist der Ort, in der Kinder und Heranwachsende gemeinschaftliche Verantwortung kennenlernen.

Diese Verantwortung später selbst leben zu können, persönliches Wissen, Können und Engagement zur Verfügung zu stellen, am Schicksal anderer interessiert zu sein und sich für das eigene und der anderen Weiterkommen einzusetzen, bedingt eine prozesshafte soziale, politische und vorberufliche Bildung/Erziehung (soziales Lernen-politischer Unterricht-Berufsorientierung).

Das moderne Methodenrepertoire - etwa Partner-, Gruppenarbeit, offenes Lernen, Projektarbeit, Planspiel, Erkundungen, berufspraktische Tage/Wochen - zeigt auf, dass Lösungen bei einer Zusammenlegung von Wissen und Können schneller gefunden werden können und Kooperationsformen verbinden. Netzwerkarbeit mit neuen Technologien verschafft neue Erfahrungen und neues Wissen.

Im Rahmen der Vorberuflicher Bildung/Erziehung geht es auch um die Übernahme von sozialer Verantwortung. Gemeinsames Arbeiten in Kooperationsmodellen im Unterricht, bei Projekten und im Alltag helfen Erfahrungen damit zu sammeln. Soziales Lernen ist in einem hohen Ausmaß Erfahrungslernen.

Daneben bedarf es in diesen Lernprozessen auch der Hilfestellung bei der Bewältigung von Problemen und Entscheidungen Informationsweitergabe, Übung von Aufnahme- und Bewerbungsgesprächen, gemeinsame Überlegungen von Vor- und Nachteilen von Ausbildungsgängen und Entwickeln von tolerantem Verhalten bei anderen Meinungen und Vorstellungen sind Beispiele verantwortungsvollen Handelns in einer sozialen Gruppe (Gemeinschaft).

Einbinden bei Entscheidungen, die den Unterricht betreffen - Auswahl der Betriebe bei Erkundungen und berufspraktischen Tagen, Projektplanung und Gestaltung der Themenplanung - können als Mittel zur Entscheidungsfindung ebenso eingesetzt werden. Im Rahmen von Planspielen können unterschiedliche Interessenslagen beispielhaft durchgespielt werden.

Das Themenangebot im politischen Unterricht zeigt eine Breite, die im Unterricht und den Realbegegnungen hier nur exemplarisch angesprochen werden kann.

8.4 Arbeitslosigkeit    

Als Arbeitslosigkeit bezeichnet man das Fehlen bezahlter Beschäftigungsmöglichkeiten für arbeitswillige und arbeitsfähige Erwerbspersonen. Arbeitslosigkeit ist nicht nur für die direkt Betroffenen ein Problem, sondern verursacht in betroffenen Volkswirtschaften auch Kosten für nicht direkt Betroffene. In der politischen Diskussion nimmt Arbeitslosigkeit einen hohen Stellenwert ein.

Der Begriff der Arbeitslosigkeit ist nur sinnvoll auf Gesellschaften oder Teile davon anzuwenden, in denen der Lebensunterhalt durch Lohnarbeit erworben wird. In Gesellschaften mit hohem Anteil von Landwirtschaft ist demnach der Begriff nicht anwendbar. In der deutschen Sprache kam der Begriff mit dem Beginn der Wirtschaftskrisen auf.

8.4.1 Arten der Arbeitslosigkeit    

Zu unterscheiden sind vier Arten von Arbeitslosigkeit.

Friktionelle Arbeitslosigkeit entsteht beim Übergang von einer Arbeitsstelle zu einer anderen, ist in der Regel nur von kurzer Dauer und auch in Phasen einer Vollbeschäftigung unvermeidlich.

Saisonale Arbeitslosigkeit ergibt sich im Laufe eines Jahres auf Grund von Nachfrageschwankungen - etwa im Tourismus und Baugewerbe - und durch Klimabedingungen - Landwirtschaft im Winter/ Saisonarbeitskräfte bei der Ernte.

Konjunkturelle Arbeitslosigkeit ist die Folge wechselnder Konjunktur. Bei Mangel an Absatzmöglichkeiten entlassen Betriebe/Unternehmen Arbeitskräfte, die sie im Aufschwung wieder einstellen.

Strukturelle Arbeitslosigkeit ist das Ergebnis fortdauernder Strukturkrisen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.

Als Sockelarbeitslosigkeit wird der Anteil der Arbeitslosigkeit bezeichnet, der nach Meinung führender Wirtschaftsfachleute selbst unter günstigsten konjunkturellen Bedingungen nicht abgebaut werden kann. Dieser besteht aus friktioneller und struktureller Arbeitslosigkeit. Konkret umfasst diese Gruppe Personen, die auf Grund von Qualifikationen, Alter, Gesundheitszustand, Wohnort oder mangelhaftem Arbeitswillen nicht oder zumindest nicht sofort einen Arbeitsplatz finden oder annehmen.

Versteckte Arbeitslosigkeit bezeichnet den Anteil der Arbeitslosigkeit, der nicht in Statistiken erfasst wird. Darunter wird vor allem die sogenannte "stille Reserve" verstanden, nämlich Arbeitslose, die nicht registriert sind. Gründe können darin liegen, dass von Betroffenen eine Meldung für überflüssig gehalten wird, etwa weil sie ohnehin keinen Anspruch auf Leistungen hätten und weil sie die Vermittlung eines Arbeitsplatzes als unwahrscheinlich ansehen. Häufig werden auch Arbeitssuchende in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Umschulungsmaßnahmen, die in der Statistik nicht erfasst werden, zur versteckten Arbeitslosigkeit gezählt.

Nationale Arbeitslosenstatistiken sind nur eingeschränkt miteinander vergleichbar. Wer in den Niederlanden nur 1 Stunden in der Woche beschäftigt ist, gilt nicht mehr als arbeitslos. In den meisten europäischen Ländern existieren daher zwei Arbeitslosenstatistiken, eine nationale und eine nach internationaler Definition.

8.4.2 Handlungsfeld "Arbeitslosigkeit" in der Vorberuflichen Bildung    

In der Realitätsbegegnung mit der Arbeitslosigkeit zeigt es sich, dass sich die "Gesellschaften" - etwa die Industrie-, Dienstleistungs-, Risiko-, Informations-, Wissens- und Konsumgesellschaft - ihren scheinbaren Glanz eingebüßt und den Arbeitslosen zu einem "Etwas" degradiert haben.

Hans Georg ZILIAN analysiert dies mit dem Begriff Slack: "Der Turbokapitalismus ist von einer Reihe von Merkmalen charakterisiert, die bereits zum Zeitpunkt des Übergangs von der traditionellen Gemeinschaft in die moderne Massengesellschaft bedeutsam waren: Eine Verlagerung vom Prinzip des Status zum Prinzip des Vertrages, eine intensivierte Vermarktung, eine scharfe, weltweite Konkurrenz, eine Tertiarisierung und Intellektualisierung der Arbeitswelt in den sich de-industrialisierenden Gesellschaften und die Zerstörung informeller wirtschaftlicher Beziehungen und Aktivitäten" (ZILIAN 2005, 10).

Es überrascht wenig, wenn diese Veränderungen ein nicht unwesentliches Ausmaß an Arbeitslosigkeit mit sich gebracht haben. Firmen haben diese Slacks eliminiert, indem sie Beschäftigte abbauten, keine Arbeitskräfte horteten und Stellenbewerber diskriminierten(vgl. ZILIAN 2005, 11).

Drei zentrale Momente kennzeichnen die heutige Arbeitswelt (vgl. LEPSCHY 2009, 53).

  • Flexibilität und Mobilität (in räumlicher, zeitlicher und intellektueller Hinsicht)
  • Bewältigung der Transparenz- und Matchingproblematiken (Qualifikationen, Ausmaß, Bedingungen; Kommunikation am Arbeitsplatz; Problemlösungskapazitäten) und
  • Kognitive Rasanz(zügige Suche und Auffindung von Arbeitsplatz- und Qualifizierungsangeboten, zügig abgewickelte inhaltliche Adaptierungs- und Lernleistungenfür die geforderten Qualifikationen)
Folgt man der These von der Subjektivierung und Ökonomisierung der individuellen Arbeitskraft, so kommt man einer Verdichtung der (Erwerbs-)Arbeit und einem Verschleiß durch Beschleunigung immer näher.

Von Arbeitskräften wird heute aktive Selbst-Kontrolle und Selbst-Steuerung der eigenen Arbeit erwartet. Die eigene Arbeitskraft wird zur Ware, die entwickelt und verwertet wird. Die neue Qualität einer Ökonomisierung von Arbeitskraft bedeutet demnach bewusste Qualifizierung bzw. Kompetenzerwerb und Selbst-Marketing des Arbeitsvermögens.

In der Didaktik des Handlungsfeldes "Arbeitslosigkeit" sind nach LEPSCHY (2009, 60-61) fünf Dimensionen zu vermitteln, damit die komplexen Herausforderungen bewältigt werden können. Dies gilt insbesondere für die Erwachsenenbildung, damit die soziale Arbeit mit Arbeitslosen bzw. Arbeitssuchenden besser zum Tragen kommt.

  • Dimension 1
Hier setzt man bei der unmittelbaren Ebene der Personengruppe an, die oftmals emotionalisierte Erfahrungen und Deutungen sowie multidimensionale Problemlagen mit sich trägt (familiärer Hintergrund; Diskriminierungen auf Grund von Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund, Suchtproblemen und Behinderungen/Beeinträchtigungen).

  • Dimension 2
Hier geht es um die Kenntnis der Berufs- und Arbeitsmarktstatistik und um deren regelmäßigen Einblick.

  • Dimension 3
Im Mittelpunkt stehen hier die relevanten Organisationen, die für diese Personengruppe von Interesse sind(Ämter, AMS, Schulungsträger), wobei Hilfestellungen/Beratung vonnöten ist(Organisations- und Managementqualität).

  • Dimension 4
Hier beschäftigt man sich mit der politischen und politisch-ökonomischen Dimension (Politikfelder Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik, Sozialpolitik, Familienpolitik, Gesundheitspolitik und Frauenpolitik) einschließlich der Massenmedien. Hier hat Politische Bildung ihren Bildungsauftrag.

  • Dimension 5
Zum Tragen kommt hier als kritische Begleitung der genannten bisherigen Dimensionen Basiswissen der Berufssoziologie, Berufspsychologie und Berufspädagogik. Vertiefte Kenntnisse in den Bereichen Qualifikationstrends, Qualifikationsbedarf und genderspezifische Momente unterstützen die Beurteilung der Diskrepanzen zwischen den Wünschen der Klientel und der realen Beschäftigungschancen.

Im Anschluss an diese Dimensionen geht es um zu vermittelnde Kompetenzen als Elemente des Wissens und Verständnisses sowie der Handlungsfähigkeit, die die im Idealfall ein grundlegendes und praxisnahes Konow-how bedeuten:

  • Arbeitsmarkt- und Beschäftigungssituation(prekäre Beschäftigungsverhältnisse, working poor/Erwerbsarmut, Berufswechsel, inhomogene Berufsverläufe/Laufbahnkonzepte, Kenntnis von Exklusionsprozessen),
  • Arbeitslosigkeit (Ursachen und Erscheinungsformen, sozioökonomische und psychophysische Folgerungen, Lebenswelten von Arbeitslosen/Arbeitssuchenden, Verschränkungen von Arbeitslosigkeit mit multidimensionalen Problemlagen),
  • Spezifika einzelner Zielgruppen ((Heranwachsende, Migranten, Behinderte, Wiedereinsteiger, Personen 45+, Langzeitarbeitslose, Personen mit Schuldenproblematik, Haftentlassene) unter Beachtung, dass die Klientel mehrere Zielgruppen gleichzeitig betreffen kann und mehreren diskriminierenden Faktoren ausgesetzt sein kann,
  • Fähigkeit des Beratungspersonals, mit unterschiedlichen Sprech- und Denkweisen/berufsspezifischer Jargon umgehen zu können(Sprache der Klientel, des AMS, der Betriebe und Akteure in Sozialprojekten),
  • Institutionenlandschaft und Networking(Info- und Servicematerial des AMS; Einrichtung der Sozialpartner, NGOs, Sozialversicherungsträger, Erwachsenenbildung und Sozialämter),
  • Wege aus der Arbeitslosigkeit(Empowerment, Aktivierung, REHA-Bedarf, Berufs- und Arbeitsmarktorientierung, Qualifizierung; Personalrekrutierungspraxis der Wirtschaft),
  • Strategien und Materialien bei der Bewerbung/Berufssuche(Kenntnis der Problemlagen der Klientel),
  • Wege der Berufsfindung und Berufseinmündung (Einstiegsbarrieren, Konkurrenzphänomene),
  • Konkrete Beschäftigungs- und Tätigkeitsbereiche (Abklärung des Stellenangebots, Aspekte der Einkommenssicherheit, arbeitsrechtliche Aspekte, Anforderungen an Berufe und Abklärung der Fragen/kognitiv, physisch und psychisch),
  • Rolle von Basisqualifikationen und "social skills",
  • Rolle von Zusatzqualifikationen (formale Zulassungserfordernisse, Praxisnachweise, finanzieller Aufwand, zeitliche Organisation/Frauenbeschäftigung, Kurszeiten und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel/Teilnahmebarrieren),
  • gesundheitsspezifische Aspekte (physische und/oder psychische Problemlagen),
  • geschlechtsspezifische Aspekte (Arbeitsmarktsegregation, interkulturelle Problematiken/Integration von Frauen mit Migrationshintergrund, Kenntnisse von Gender Mainstreaming),
  • altersspezifische Aspekte (Konsequenzen demographischer Trends für die Berufswelt, Altersdiskriminierung),
  • Migrationsaspekte (Interkulturalität, Bildungsdefizite) und
  • betriebliche Sozialarbeit (präventive Sozialarbeit, damit Arbeitslosigkeit gar nicht entstehen kann).
8.5 Konzept einer Schulsozialarbeit    

Nach VOGEL (2013, 286-292) wird das Konzept einer beruflichen Erstausbildung zunehmend brüchig. Ständig ändernde Anforderungen des Wirtschaftslebens und Bildung für einen das ganze Leben ausübenden Beruf("Lebensberuf") werden künftig mehr zur Ausnahme werden. Folgeberufe bzw. Berufswechsel werden vermehrt vorkommen.

Berufliche Ausbildungsabschlüsse bleiben bedeutsam, ergeben aber keine Garantie mehr. Berufspädagogisch ergibt sich zunehmend die Notwendigkeit einer beruflichen Allgemeinbildung, in der Folge im Kontext mit dem Dualen System, schulischer Ausbildung, Übergangsystemen, einer Modualisierung und Europäisierung (vgl. ZIMMER 1998, 125-167; ZIMMER-DEHNBOSTEL 2006).

Zwar wird Arbeit als Norm und Grundlage gesellschaftlicher Anerkennung (noch)gesehen, erschwert bzw. verwehrt wird aber gleichzeitig der Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt. Junge Menschen glauben an mögliche persönliche Defizite, etwa mangelhafte Ausbildungsreife, erkennen aber zu wenig die aufgebauten Barrieren, die ihnen gegenüber stehen. FOUCAULT (1978, 195)fordert als Ausweg aus dem Dilemma mehr Beweglichkeit und Erfindertum. Für die Pädagogik gilt, mehr Kreativität und Produktivität anzustreben.

8.5.1 Übergangspädagogik - Übergangsmanagement    

8.5.1.1 Übergangspädagogik    

Zunächst ist eine Übergangspädagogik anzusprechen (vgl. VOGEL 2013, 271-294). Der Blick hat sich auf neu zugewonnene Denkmuster und Orientierungen sowie Freiräume zu richten. Eine solche Situation ist ambivalent, die existentielle Absicherung muss gewährleistet bleiben. Nach KUTSCHA (1992, 546) bedarf es experimenteller Offenheit und der gegebenen beruflichen Bewältigung in der vorhandenen Lebenslage.

Defensives Lernen für einen Eintritt in die Arbeits- und Berufswelt, um im geschilderten Arbeitsmarkt der Gefahr eines leicht abgebaut werden entgehen zu können, sollte durch expansives Lernen abgelöst werden. Hier steuert das Lernsubjekt selbst an sachlichen Notwendigkeiten und erweitert seine Handlungsmöglichkeiten.

Gefordert ist demnach eine Ausrichtung an Eigenarbeit, etwa im handwerklichen, haus- und landwirtschaftlichen sowie sozialpflegerischen Bereich. Berufliche "Nieschen" (Randberufe) erweisen sich als hilfreich. Qualifizierungsmaßnahmen dafür ergeben sich in den Ressourcen der Berufsschule und mittleren und höheren berufsbildenden Schulen (Werkstätten, Praxisbetriebe - Fachpersonal).

Es versteht sich von selbst, dass dies einen Paradigmenwechsel erfordert, außerschulisch "Berufliche Erwachsenenbildung" benötigt, um zunächst einmal "berufliche Grundbildung", in der Folge Aus- und für im Berufsleben bereits etablierte Personen Fortbildung anbieten zu können. Ressourcen sind jedenfalls vorhanden, didaktische Modelle müssen umgesetzt werden.

Unabhängig davon bedarf es schulisch und erwachsenenpädagogisch effizienter vorberuflicher Maßnahmen, damit der Übergang von der Schule in einen Erstberuf erleichtert werden kann (vgl. Pkt. 1.4 dieses Beitrages).

8.5.1.2 Übergangsmanagement    

Im Übergangsmanagement bilden sich derzeit neue Berufsbilder. Jugendberufshelfer, Job-Coaches und Berufseinstiegsbegleiter etwa übernehmen in der Regel außerschulisch eine individuelle Übergangsbegleitung mit einem strukturierten Übergangsmanagement (vgl. Berufsorientierung im regionalen Übergangsmanagement BRÜGGEMANN-RAHN 2013, 348-356).

Aber auch die Lernenden' benötigen in der Institution Schule eine strukturierte Vorgangsweise

  • im Angebot einer umfassenden Berufsorientierung, die Lernende, Eltern und außerschulische Akteure mit einschließt,
  • im Übergang in das Duale System, etwa mit dem Angebot der Polytechnischen Schule in beruflicher Grundbildung,
  • beim Übergang in berufsbildende mittlere und höhere Schulen,
  • beim Übergang in Sonderformen der allgemein bildenden höheren Schulen,
  • beim Übergang in ein Hochschul- oder Universitätsstudium.
Hilfreich sind die bereits angesprochenen Schüler- bzw. Bildungsberatungen, Jugendberatungsstellen in dem AMS, Lehrlingsberatungsstellen der Sozialpartner/Kammern/ÖGB. Darüber hinaus sind von Vorteil Netzwerkeinrichtungen und im Rahmen von Schulentwicklung schulspezifische Projekte (vgl. beispielhaft zur "Netzwerkeinrichtung gegen Schulversagen" der Beitrag von SCHUBERT 2014, 79-96).

Von Interesse ist das schulische Angebot in den Niederlanden mit den Nachbarschaftsschulen, die bewusst auf eine positive Gestaltung der Übergangserfahrung setzen und damit Negativerfahrungen minimieren und in der Folge zu einer Anerkennung für das bereits Erreichte führen (vgl. PÖTTER 2014, 35-36).

8.5.2 Schulsozialarbeit    

Schulsozialarbeit definiert als Ergebnis von Kooperationen zwischen den verschiedenen Akteuren des Systems Schule - schulpädagogisch und sozialpädagogisch - hat das Ziel, Anschlussfähigkeit zwischen den Funktionssystemen Erziehung bzw. Bildung und den Lebenswelten der Lernenden sicherzustellen und zu unterstützen (vgl. PÖTTER 2014, 23; allgemein dazu SPIES-PÖTTER 2011).

Das Konzept geht davon aus, dass unterschiedliche soziale Wirklichkeiten parallel existieren, damit auch unterschiedliche soziale Kommunikationsstrukturen mit entsprechenden Regeln. Neben durch Funktionssysteme geprägten Wirklichkeiten, wie sie in der Systemtheorie von Niklas Luhmann aufgezeigt wird (etwa Wirtschaft, Recht, Kultur, Religion und Politik), gibt es soziale Milieus mit ihren Lebenswelten, etwa Gleichaltrige und die Familie (vgl. PÖTTER 2014, 22).

Aufgabe einer Schulsozialarbeit ist es demnach,

  • entstehende Blockaden abzubauen (interner Zugang),
  • Anschlussfähigkeiten an das Bildungssystem bzw. die Schule zu ermöglichen (externer Zugang) und
  • institutionelle Strukturen zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen vgl. die Möglichkeiten einer Schulentwicklung und einer Mitarbeit in der Projektarbeit in bildungspolitisch relevanten Gremien).
Blockaden ergeben sich aus der Unterschiedlichkeit sozialer Wirklichkeiten am Übergang Schule-Beruf, womit Vorberufliche Bildung in ihren ureigensten Zielsetzungen gefordert ist.

Situationen zeigen sich bei der

  • unterschiedlichen Einschätzung von Lebensperspektiven wie etwa in der Mädchenbildung und
  • grundsätzlich in der Perspektive einer Beachtung von Erst-, Fort- und Weiterbildung (vgl. etwa die verstärkte Problematik Erstberuf und Folgeberufe, die Beachtung von Lehre mit Matura und qualifizierende Lehrgänge in der Beruflichen Erwachsenenbildung sowie Universitäts- bzw. Hochschullehrgänge als qualifizierte Fort- bzw. Weiterbildungsmaßnahmen).
Schulsozialarbeit besitzt klassische Schwerpunkte,

  • abhängig vom schulischen Berufsorientierungskonzept,
  • der Zusammensetzung der Schülerklientel und
  • Kooperationskonzepten bzw. Kooperationspartnern der Schule sowie Unterstützungskonzepten (vgl. die Notwendigkeit des Leistungs- und Sozialprinzips).
Entsprechend kann als Schwerpunktbildung

  • die Arbeit mit schulmüden und in der Folge schulverweigernden Lernenden (vgl. SÄLZER 2010) und
  • die Unterstützung beruflicher Orientierung angelegt werden.
Interne Schulentwicklung mit entsprechenden Kombinationsmaßnahmen unter Beachtung einer Übergangspädagogik ergeben Ressourcen, die zu nützen sind (vgl. zur Arbeit mit schulmüden Lernenden PÖTTER 2014, 25-28).

8.5.3 Kompetenz der professionellen Fachkräfte    

Zum Erreichen der Zielsetzung bedarf es bestimmter Kompetenzen, sind doch neue Aufgaben und Herausforderungen für Fachkräfte zu bewältigen (vgl. PÖTTER 2014, 37-39).

Zu beachten sind als Merkmale einer solchen Entwicklung

  • der Bedarf an qualifizierten Fachkräften,
  • der sinkende Bedarf an an- bzw. ungelernten Arbeitskräften,
  • die steigende Zahl von prekären Arbeitsverhältnissen,
  • die zunehmende Zahl von Lernenden aus der Zuwanderung ("Migration"),
  • das zunehmende Angebot im Bereich des Übergangs von Schule und Beruf (vgl. das Lernpaket "Vorberufliche Bildung in Schule und Erwachsenenbildung" sowie das Bedürfnis nach "Gemeinwesenarbeit") und
  • die Notwendigkeit der regionalen Steuerung im Übergangsmanagement.
Unter Hinweis auf BYLINSKI (2012, 33-49, bes. 36-37) bedarf es professionellen pädagogischen Handelns aus einer Interdisziplinarität von Wissen von

  • Berufspädagogik/Vorberufliche Bildung,
  • Interkultureller Bildung/Globalem? Lernen,
  • Erwachsenenbildung,
  • Politischer Bildung,
  • Prozessen der Schulentwicklung,
  • Prozessen der Unternehmensberatung,
  • Planung, Organisation und Evaluation von pädagogischen Institutionen (Bildungsmanagement),
  • Durchführung und Gestaltung (Methodik und Didaktik) pädagogischen Handelns in Lehre, Gruppenführung und Beratung sowie
  • persönlicher Reflexion der Lehrenden.
D WEITERBILDUNG    

8.6 Persönliche Fragen zu einer Weiterbildung    

Für Erwachsene, Berufstätige und Aufsteiger sowie Studierende und Lehrende aller Bildungsinstitutionen ist Weiterbildung als Form einer Höherqualifizierung bzw. Spezialisierung notwendig.

"Lebensbegleitendes Lernen" ist jene Form einer zusätzlichen berufsbegleitenden Bildung, die persönlich, für das Unternehmen, den Wirtschaftsstandort und die Gesellschaft nützlich sind.

Soll ich mich weiterbilden? - Weiterbildung bereichert das persönliche Leben durch neues Wissen und den Erwerb von neuen Kompetenzen. Berufliche Chancen erweitern sich damit.

Was braucht man wirklich? - Hinterfragt werden muss neben der beruflichen Notwendigkeit der Umfang, die Intensität und Breite einer Weiterbildungsmaßnahme. Vom kostenlosen Wochenend- bzw. Abendseminar mit Zertifizierung bis zum universitären bzw. hochschulmäßigen Zusatzstudium und/oder Masterlehrgang über vier Semester bedarf es einer genauen Analyse des Bedarfs und persönlichen Nutzens. Hinterfragt werden müssen die persönliche Gründe, die Ziele, das neue Wissen bzw. die Kompetenzen, deren Einsatzmöglichkeiten, Unterstützungsmöglichkeiten im privaten und beruflichen Bereich, Erwartungen und der Aufwand und Ertrag.

Die Notwendigkeit einer Bildungsberatung und mögliche Hilfestellungen? - Wenn der Bedarf und das Ziel definiert sind, bedarf es eines Überblicks über den vorhandenen Bildungsmarkt. Erwachsenenbildungsberatungsstellen, Berufsinformationszentren (AMS und Wirtschaftskammer), die Bildungsberatung der Sozialpartner und IT-Netzwerke der landesweiten Weiterbildungsdatenbanken sowie Universitäten bzw. Hochschulen sind hilfreich. Gegebenenfalls bedarf es einer persönlichen Beratung und jedenfalls einer Erkundung der jeweiligen Bildungsinstitution bzw. des Anbieters.

Welches Angebot ist hochwertig? - Die Qualität der Angebote kann durchaus variieren. Neben der Beratung durch die Bildungsberatung sollten Aspekte wie der Ruf der Anbieter, mögliche Erfahrungen, das Medienecho und ggf. ein Gütesiegel sowie das Referententeam und das Organisationsmanagement beachtet werden. Bleiben immer noch Fragen wie die persönlichen Voraussetzungen, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Nähe zum Wohn- bzw. Arbeitsort, das Zeitmanagement, die Vermittlung der Lerninhalte und das Verhalten bei berufsbedingten Unterbrechungen offen.

8.7 Nationaler Qualifikationsrahmen in Österreich    

Mit 15. März 2016 wurde das "Bundesgesetz über den Nationalen Qualifikationsrahmen"(NQR-Gesetz) formal als eine EU-Empfehlung in Kraft gesetzt. Es ist dies die gesetzliche Grundlage für die Zuordnung von Qualifikationen. Bisher gab es keine Zuordnung mit Ausnahme der hochschulrechtlichen Qualifikationen Bachelor, Master und PhD/ Doktorat.

Für den Beginn des Zuordnungsprozesses bedarf es der Konstituierung der NQR-Gremien und der Veröffentlichung des NQR-Handbuchs. Es kann davon ausgegangen werden, dass ab Herbst 2016 die ersten Zuordnungsanträge eingereicht werden können.

Der NQR dient der Beschreibung von Qualifikationen/Bildungsabschlüssen, etwa dem Lehrabschluss, Schulabschlüssen, dem Meisterprüfungsabschluss, Fachakademien-Abschlüssen, dem ECDL-Abschluss, Fachhochschul- und universitären Abschlüssen.

Die Beschreibung der Qualifikationen ergibt sich aus der Zuordnung von acht Qualifikationen - Niveau 1 bis (Spezialisten-) Niveau 8 - wobei jedes Niveau von Deskriptoren beschrieben wird.

  • Zu einem Niveau gehören Kenntnisse (Wissen), Fertigkeiten (Fähigkeiten zur Anwendung des Wissens) und Kompetenzen(Anwendung der Qualifikationen mit Übernahme von Verantwortung und Selbständigkeit).
  • Lernergebnisse spielen eine grundlegende Rolle als Beschreibungsmerkmal. Der NQR erweitert damit die Qualifikationen von Schule und Hochschule auch auf die Erwachsenenbildung("nicht-formale Qualifikationen").
  • Damit kommt es dazu, dass verschiedene Qualifikationen demselben NQR-Niveau zugeordnet werden. Es ist beachten, dass diese Qualifikationen niveaumäßig zwar gleichwertig, inhaltlich aber nicht gleichartig sind.
Beschreibung der Niveaus

Niveau 1 > grundlegendes Allgemeinwissen > Ausführung einfacher Arbeiten > Arbeit/Lernen unter direkter Anleitung

Niveau 2 > grundlegendes Faktenwissen > kognitive und praktische Fertigkeiten > Arbeit/Lernen unter Anleitung mit gewisser Selbständigkeit

Niveau 3 > Kenntnisse von Fakten, Verfahren und Begriffen > Fertigkeiten zur Erledigung von Aufgaben und Lösung von Problemen mit Methoden, Werkzeugen, Materialien und Informationen > Verantwortung für die Erledigung von Aufgaben, Lösungen eigenen Umständen anpassen

Niveau 4 > breites Spektrum an Theorie-und Faktenwissen > Vielfalt kognitiver und praktischer Fertigkeiten > Selbständigkeit im Arbeits- und Lernbereich, Aufsicht bei Routinearbeiten anderer Personen

Niveau 5 > Theorie- und Faktenwissen mit Grenzen dieser Kenntnisse > umfassende kognitive und praktische Fertigkeiten, Bearbeitung kreativer Lösungen > Leitung und Beaufsichtigung in Arbeits- und Lernkontexten ohne vorhersehbare Änderungen

Niveau 6 > erweiterte Kenntnisse im Arbeits- und Lernbereich mit Kritikfähigkeit > fortgeschrittene Fertigkeiten mit Kenntnis des Faches/Innovationsfähigkeit und Lösung komplexer Probleme > Leitung und Gestaltung komplexer Arbeits- und Lernkontexte mit Übernahme von Verantwortung

Niveau 7 > hoch spezialisiertes Wissen, z.T. mit neuesten Erkenntnissen, innovative Denkansätze, kritisches Bewusstsein für Wissensfragen > spezialisiertes Problemlösungsfertigkeiten in Forschung/Innovation, Entwicklung neuer Verfahren und Integration interdisziplinären Wissens > Leistung/Gestaltung komplexer und sich verändernder Arbeits- und Lernkontexte mit neuen strategischen Ansätzen, Beiträge zum Fachwissen und zur Berufspraxis, Überprüfung von Team-Leistungen

Niveau 8 > Spitzenkenntnisse im Arbeits- und Lernbereich sowie in der Interdisziplinarität > spezialisierte und weitest entwickelte Fertigkeiten/Methoden in Anwendung einer Synthese und Evaluation in Forschung und Innovation, Erweiterung vorhandener Kenntnisse > wissenschaftliche Autorität, Integrität, Engagement, Entwicklung neuer Ideen

Quelle

ibw-aktuell Nr. 19/14. April 2016

Literaturhinweis

Mayr Th./Tritscher-Archan S.(2016): Der österreichische Qualifikationsrahmen. Umsetzungsstand, Ziele und Erwartungen, ibw-aktuell Nr. 18, Wien > http://www.ibw.at/images/aktuell/oesterreichische_qualifikationsrahmen.pdf (19.4.2016)

9 Ausbildungswege nach der allgemein bildenden Pflichtschule von Heranwachsenden in Österreich/Stand 2010    

Nach Abschluss der allgemein bildenden Pflichtschule (APS) stehen die Lernenden vor der Entscheidung einer weiterführenden schulischen oder beruflichen Ausbildung oder als angelernte Hilfskraft in die Arbeits- bzw. Berufswelt einzutreten. Der Großteil entscheidet sich für eine schulische bzw. betriebliche Ausbildung (vgl. aber auch hier den Abbruch der Ausbildung und den Versuch, am Arbeitsmarkt unterzukommen) (vgl. ausführlich GUDE 2014, 79-82).

Mit Stichtag 15.10.2010 ist mehr als die Hälfte aller Lernenden im Schulsystem eingebunden, rund ein Drittel absolviert eine Lehre (berufliche Ausbildung-betriebliche Ausbildung und berufsbildende Pflichtschule/"Berufsschule"/Duale Ausbildung), sieben Prozent steigen direkt in den Arbeitsmarkt ein. Zehn Prozent sind weder ausbildungs- noch arbeitsmarktaktiv. Eine überbetriebliche Lehrausbildung des AMS gibt es für Jugendliche, die eine Lehre absolvieren möchten und keinen Lehrplatz finden (rund fünf Prozent).

Als Faktoren einer Ausbildungslaufbahn gelten neben den Interessen und der Lernbereitschaft der Bildungsstand der Eltern. Das Risiko eines Zurückfallens hinter das Qualifikationsniveau der Eltern ist in ländlichen Regionen höher als im urbanen Bereich.

2010 verfügten 40 Prozent der Personen über 24 Jahre über einen Lehrabschluss, 41 Prozent über einen Abschluss einer weiterführenden Schule und 19 Prozent hatten lediglich einen Pflichtschulabschluss.

10 Berufsinformation in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol    

Die Integrationsbemühungen innerhalb der EU, Internationalität und zunehmende Kooperationsformen ergeben ein verstärktes Interesse am "European Employment Service" (EURES). Es soll daher die aktuelle zur Berufsinformation in diesen Ländern verglichen werden. Zudem ergeben sich die ähnliche Traditionen, größtenteils eine gemeinsame Sprache und die Nachbarschaft als interessante Faktoren (vgl. ZIEGLER-STURM 2014, 247-252).

Deutschland(BRD) hat die "Bundesagentur für Arbeit"(BA), Österreich (A) das "Arbeitsmarktservice"(AMS), die Schweiz(CH) die "Ämter für Berufsbildung" bzw. das "Schweizerische Dienstleistungszentrum Berufsbildungs-, Studien- und Laufbahnberatung"(SDBB) und Südtirol (ST) das "Amt 40.2" für Ausbildungs- und Berufsberatung als zentrale Stellen.

Die unterschiedlichen Zuständigkeiten zeigen an, dass die BRD und A den Schwerpunkt auf Berufsinformation legen, die CH und ST dagegen die Kombination Studien-, Laufbahn-, Ausbildungs- und Berufsberatung bevorzugen. Entsprechend sind die jeweiligen gesetzlichen Aufträge zu verstehen.

Die Medienangebote sind unterschiedlich. Die CH und ST sammeln die Information auf einer Website, BRD und A auf vielen Seiten für unterschiedliche Zielgruppen.

Online-Angebote sind überall vermehrt zu verzeichnen Gründe sind kleinere Budgets, verändertes Medienbenutzungsverhalten und vermehrte Technologien. Weiterhin gibt es traditionelle Medien wie Broschüren, Flyers und Lexika (vgl. für A das reichhaltige Angebot in den Berufsinformationszentren).

Vor allem in der BRD (16 Bundesländer) und CH (Kantone) gibt es zudem regionale Angebote.

Zielgruppen sind in den einzelnen Ländern hauptsächlich Jugendliche in der Berufswahlphase, Arbeitssuchende, Beratende, Lehrende, Eltern und Betriebe. A bemüht sich zusätzlich um die Vermittlung von Erwachsenen (Beschäftigung, Umschulung).

Für A gelten verstärkte Bemühungen bei Kooperationsmodellen mit Schulen, in der Lehrerbildung und ggf. universitär in/um Lehrveranstaltungen (Studierendenberatung).

In der CH gibt es eine standardisierte Kooperation mit der Schule, wodurch die gesamte Schülerpopulation in einem Berufswahlunterricht mit Berufsinformationen konfrontiert wird. Die Berufsberatung mit ihrem Personal gehört zum Lehrerkollegium.

Wesentlich ist für die CH und ST eine objektive Beratung als Unterscheidungsmerkmal von Angeboten der Arbeitsmarktvermittlung und Arbeitsmarktverwaltung. Damit kommt die Berufsberatung hier nicht in die Situation, Arbeitsplätze vermitteln zu müssen.

E BERATUNGSENTWICKLUNG    

11 Bildungs- und Berufsberatung    

Beachtet man die Entwicklung der Bildungs- und Berufsberatung in Österreich, erkennt man eine zunehmende Professionalisierung infolge einer Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und häufiger Umbrüche in beruflichen Tätigkeitsbereichen, die zur Vielfältigkeit von Erwerbsbiographien beitragen (vgl. SCHRÖDER-SCHLÖGL 2014, 14).

Demnach soll Beratung - im Folgenden als Begrifflichkeit für Bildungs- und Berufsberatung verwendet - mit ihren Zielvorstellungen, Interessen, Qualifikationen und Fähigkeiten Klarheit bei der Klientel zu schaffen, das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt zu verstehen, und die Kenntnisse auf sich selbst beziehen (vgl. SCHRÖDER-SCHLÖGL 2014, 17).

Mit den unterschiedlichen Angeboten von Beratung für die einzelnen Zielgruppen sind verschiedene Zeitpunkte angelegt. Beispielhaft erweist sich dies in den verschiedenen Schulformen (APS, PS, AHS, BMS, BHS), bei der Studienwahl, bei Arbeitslosigkeit, Berufswechsel und Menschen mit Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen. Zu beachten sind die

  • Erreichung der jeweiligen Zielgruppen,
  • das Angebot der geeigneten Beratung,
  • der präventive Beratungsansatz und
  • die qualitätsvolle Beratung mit Begleitung.
In diesem Zusammenhang müssen die Beratungsinstitutionen über die klassische Funktion der Bereitstellung von Informationen und einer einmaligen Eignungsdiagnostik hinausgehen und die Bedürfnisse und Erfordernisse von Beratenen berücksichtigen (vgl. HAMMERER/KANELUTTI-CHILAS/MELTER 2011; SCHRÖDER-SCHLÖGL 2014, 19). Es geht demnach um Counseling und Guidance.

  • Counseling beschreibt die Thematik der psychosozialen Gesundheit.
  • Guidance beschreibt die Angebote der Beratung, ihre Praxis.
Es versteht sich, dass beide Bereiche Aspekte die Berufswelt zu berücksichtigen haben. Gesundheit, Familie und Alltag stehen in Kontext mit Bildungsangeboten, Beruf und Arbeitsmarkt. Demnach sind Berufspädagogik und Entwicklungs- bzw. Jugendpsychologie, Altersbildung, Interkulturalität und Arbeitsmarktforschung in einer Vorberuflichen Bildung mit Beratungskompetenz gefordert.

11.1 Weiterentwicklung der Beratung    

Mit der Veränderung der Arbeits- und Berufswelt, den neuen Zielsetzungen auf nationaler und europäischer Ebene, einer zunehmenden Interkulturalität/Diversität und damit notwendigen neuen Trends in der Beratung bedarf es einer Weiterentwicklung, die in der Folge anzusprechen ist.

Lifelong Guidance ergibt sich als Teil des Lifelong-Learning-Paradigmas und erweitert die Ausweitung auf alle Lernenden in allen Lebensphasen und die Vermittlung von Career Management Skills statt Information und Ratschlag. Damit ist eine Stärkung der Orientierungs- und der Entscheidungsfähigkeit des Individuums erforderlich (vgl. die Aufgabenstellung der Politischen Bildung in diesem Zusammenhang). Eigenverantwortung, Workfare und Employability werden betont (vgl. LÖFFLER-LITSCHEL 2016).

  • Lebensbegleitende Beratung (Lifelong Guidance) umfasst die Jugendberatung mit Berufswahl, berufliche Entwicklung, Berufswechsel, Beratung Studierender mit Studienmöglichkeiten und Studienbegleitung, den Übergang in den Beruf und Beratung im Erwachsenenalter mit Orientierungsberatung-Kompetenzentwicklungsberatung-Lernberatung-Begleitung.
  • Die Lifelong-Guidance-Strategie in Österreich 2006 (LLG)bildet die Grundlage mit fünf Kernzielen (vgl. STEINER-KERLER 2017).
    • Implementierung der Grundkompetenzen für eine Bildungs- und Lebensplanung in allen Curricula,
    • Prozessorientierung und Begleitung,
    • Professionalisierung von Beratern_innen und Trainern_innen,
    • Qualitätssicherung und Evaluation von Angeboten, Prozessen und Strukturen und
    • Zugang und Angebote für neue Zielgruppen.
Das österreichische Konzept von Career Management Skills hebt zudem die Selbstreflexion, Entscheidungsfähigkeit, Informationsrecherche und Informationsbewertung hervor. Notwendig sind zudem eine Zieldefinition und Zielverfolgung. Erfahrungen und begleitete Prozesse ergänzen das Konzept. Kritisch ist zu bedenken, dass damit die ganze Verantwortung auf das Individuum verlagert wird (vgl. KRÖTZL 2010, 5-6).

11.2 Zielgruppen    

Ziel ist das Erreichen breiter Gruppen, insbesondere einer problembehafteten Klientel (vgl. IRMER-LACHMAYER 2012, 7-9).

  • Dazu zählen Bildungsferne und Menschen mit Behinderung.
  • Dazu zählt auch die Zugänglichkeit für alle Bevölkerungsgruppen.
  • Wesentlich ist die Herstellung des Kontakts, also eine Niedrigschwelligkeit zur Überwindung der Zugangsbarrieren.
Um Barrieren zu überwinden, gibt es unterschiedliche Vorgangsweisen wie etwa

  • eine starke Vernetzung mit Sozialberatungsstellen, Schulen, Bildungsträgern, Jugendzentren, Vereinen und Gemeinschaftspraxen,
  • Kooperationen mit Anbietern von Kursen/Erwachsenenbildungsinstitutionen,
  • Angeboten von Terminen vor Ort,
  • Zusatzangebote von akzeptierten Einrichtungen und
  • vielfältige Angebote und Settings für die Klientel in Spezialformen (vgl. aufsuchende Beratung; vgl. STEINER-KERLER 2017, 3).
Die Kontaktaufnahme kann unterschieden werden in Form einer

  • abwartenden Begegnung und erst Gesprächsbereitschaft sich zeigt,
  • direkten Begegnung und der Kontakt initiiert wird,
  • indirekten Begegnung durch eine Mittelsperson und
  • Kontaktaufnahme über Sozialraumerkundungen.
Besonderheiten sind in der Migrantenberatung zu vermerken.

  • Beratung für Bildungsferne, sozial benachteiligte Personen und mangelnde Sprachkenntnisse sind zu beachten,
  • Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen für eine weitere Bildungsentscheidung und Beschäftigungsmöglichkeiten nach dem Nationalen Qualifikationsrahmen/NQR spielen eine wesentliche Rolle.
  • Orientierung an an der Biographie, der Migrationshintergrund und ggf. Freiräume ermöglichen eine erfolgreiche Beratung. Hilfreich sind die Mithilfe von Personen mit Migrationshintergrund und eine Beratung in der Muttersprache.
11.3 E-Guidance    

Die IT-Einrichtungen mit vorrangig dem Internet und Netzwerkeinrichtungen ermöglichen Beratungsangebote und Informationen zur Vorberuflichen Bildung mit Beratungsstellen, Bildungseinrichtungen, Stellenangeboten und Arbeitsmarktdaten. Zudem gibt es Online-Beratung, Internet-Telefonie und Webseiten.

Vorteile ergeben sich aus

  • der flexiblen Erreichbarkeit,
  • der teilweisen größeren Anonymität,
  • der leichten Kontaktaufnahme und
  • der Selbstinformation mit persönlicher Gestaltung.
Zu beachten sind

  • Datenschutzaspekte,
  • die Niedrigschwelligkeit von Informationen und
  • die Kontaktaufnahmemöglichkeiten.
11.4 Professionalisierung der Beratung    

Hier geht es um die Forderung nach Qualitätssicherung zur Erhaltung professionellen Handelns in der Beratung.

  • Angesichts der wachsenden Angebote von Aus-, Fort- und Weiterbildungsgängen ist eine Professionalität zu stärken.
  • Mit Ausnahme von Lehrenden im Schulsystem (Lehramt) gibt es kein einheitliches staatliches Berufsbild. Gefordert ist nach dem Qualitätsverbund Struktur-, Prozess- bzw. Durchführungs- und Ergebnisqualität.
Beispielhaft ist in den letzten Jahren entwickelte Konzept der IAEVG (2010) (Internationale Vereinigung für Bildungs- und Berufsberatung) mit "internationalen Kompetenzen" und "ethischen Standards". Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen werden hier definiert.

REFLEXION    

Die Schul- bzw. Berufswahl ist ein Prozess, der hauptsächlich in die Lebensperiode der Entwicklung und des Heranwachsens fällt und von allen Lernenden bzw. Studierenden in mehr oder weniger ausgeprägter Form durchlaufen wird.

Zunehmend erhält die Vorberufliche Bildung Bedeutung im Rahmen lebensbegleitenden Lernens bei Erwachsenen (vgl. prekäre Arbeitsverhältnisse, Berufswechsel, Umschulung, Arbeitslosigkeit - Höherqualifzierungsmaßnahmen).

Berufsorientierung bzw. Vorberufliche Bildung ist Teil der Politischen Bildung insofern, als es um Laufbahnplanung, Selbstbestimmung und demokratische Rechte und Pflichten geht (Schul-, Studien- und Berufswahl; Laufbahnplanung; Ausbildungsrecht btw. Pflicht; Eingliederung in den Lebens- und Berufsalltag sowie die Gesellschaft/ vorberufliche Sozialisation; Partizipation; Teilzeitarbeit/ Prekarisierungsverhältnisse, Arbeitslosigkeit).

Pädagogische Hilfestellungen verschiedenster Art - Unterricht, Realbegegnungen und Beratung sowie Aktivitäten einer Schulsozialarbeit - zählen zu den weitgefassten Maßnahmen zunächst der Schule, in der Folge außerschulischer Institutionen.

Im Allgemeinverständnis verbindet man mit dem Wort "Berufswahl" einen Such- und Findungsprozess von Heranwachsenden, die nach Beendigung ihrer Schulpflicht in der APS in das Berufsleben überwechseln. In der heutigen Bildungslandschaft wird/ muss dieser Prozess oftmals durch weiteren Schulbesuch bzw. Studium verlängert (werden).

Zunehmend spielen Fortbildungsmaßnahmen eine Rolle, Höherqualifizierung ergibt sich aus Weiterbildungsmaßnahmen. Eine qualifizierte Bildungsberatung erscheint in diesem Kontext als wesentlich. Dies ergibt in der Folge eine ständige Fort- und Weiterbildung im Bereich "Bildungs- und Berufsberatung".

Bereitet wird der Schul- bzw. Berufswahlprozess von

  • direkten und indirekten Steuerungsmechanismen,
  • Maßnahmen vorberuflicher Bildung/ Erziehung,
  • Politischer Bildung und Interkulturalität,
  • Fähigkeiten und Kompetenzen der Suchenden,
  • familiären und gesellschaftlichen Wunsch- und Zielvorstellungen sowie
  • Angeboten und Nachfragen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Hierbei kommt den verschiedensten sozialen Handlungsfeldern vorberuflicher Bildung/ Erziehung - Familie, Schule, außerschulische Bildungs- und Beratungseinrichtungen, Arbeitsmarktservice, Wirtschaft, Gleichaltrige, Medien - eine besondere Bedeutung zu (vgl. DICHATSCHEK 1995, 76-76 und 2008a, 445-451).

Unterstützungsmaßnahmen im sozialpädagogischen Bereich helfen Blockaden zu minimieren bzw. abzubauen. Ihre Notwendigkeit ist gegeben.

Im Besonderen betrifft dies die Vorberufliche Bildung/Erziehung von Migrantinnen und Migranten, zunächst mit ihrer Schullaufbahn und Akzeptanz (vgl. SANDER 2007, 197 und 392-406; GOMOLLA-RADTKE 2009, 265-293).

Zunehmend sind Beteiligte von Prekarisierungsprozessen betroffen (vgl. MARCHART 2013)

Interkulturelle Kompetenz gewinnt in Zeiten zunehmender Internationalität und Globalisierung in der Arbeits- und Berufswelt, im Kulturleben und Bildungswesen sowie im Alltag an Bedeutung und bedarf interkultureller Lernprozesse (vgl. FISCHER-SPRINGER-ZACHARAKI 2013, bes. 82-133)

Schulisch bedarf es einer Lehrerbildung mit Lehramt. Ohne eine Professionalisierung und einer Fixierung im Fächerkanon mit Lehramtsausbildung bleibt "Berufsorientierung" ein Fach mit höchst unterschiedlicher Stellung und pädagogischer Effizienz.

Die Berufspädagogik mit ihrem Teilbereich "Vorberufliche Bildung" bietet umfassende Möglichkeiten einer Aus-, Fort- und Weiterbildung. Dies betrifft auch die Erwachsenenbildung, Lehrlingsausbildung und Beratung, auch für die notwendige Elternarbeit bzw. Betreuung in der Ausbildungsphase, der eine zunehmende Bedeutung zukommt.

Impulse für die Arbeit im Hinblick einer Betrieblichen Erwachsenenpädagogik mit zunehmender Bedeutung verdankt der Autor der zertifizierten Lehrlingsausbildung eines Bankunternehmens (2019).

Ebenso verdankt der Autor viele Impulse im Hinblick einer Hochschuldidaktik den Studierenden seiner Lehrveranstaltung "Vorberufliche Bildung" am Institut der Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/ Universität Wien (1990-2011).

LITERATURHINWEISE    

Angeführt sind diejenigen Titel, die für den Beitrag verwendet und/oder direkt zitiert werden.


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Wieser R.-Dornmayr H.-Neubauer B.-Rothmüller B. (2014): Bildungs- und Berufsberatung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund gegen Ende der Schulpflicht, in: Putz S.-Sturm R. (Hrsg.): Jugendliche und junge Erwachsene im Fokus von aktiver Arbeitsmarktpolitik und Berufsorientierung, AMS Österreich-Wien, 51-56

Ziegler B. (2004): Professionalisierung im Studium - Anspruch und Wirklichkeit, Aachen

Ziegler B. (2016): Berufswahl und Berufsmoral, in: Minnameier G. (Hrsg.): Ethik und Beruf. Interdisziplinäre Zugänge, Münster, 109-129

Ziegler P.-Sturm R. (2014): Berufsinformation in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol. Eine vergleichende Analyse, in: Putz S.-Sturm R. (Hrsg.): Jugendliche und junge Erwachsene im Fokus von aktiver Arbeitsmarktpolitik und Berufsorientierung, AMS Österreich-Wien, 247-252

Zilian H.-G. (2005): Raubbau und Nachhaltigkeit in der Wissensgesellschaft, in: Mosberger B.-Sturm R. (2005): AMS report 41: Lernen ohne Ende. Beiträge zur Fachtagung "Probleme der Flexibilisierung und Qualifizierung im Beschäftigtensystem", Wien, 10-22

Zimmer G. (1998): Aufgabenorientierte Didaktik-Entwurf einer Didaktik für die Entwicklung vollständiger Handlungskompetenz in der Berufsbildung, in: Markert W. (Hrsg.): Berufs- und Erwachsenenbildung zwischen Markt und Subjektbildung, Baltmannsweiler, 125-167

Zimmer G.-Dehnbostel P. (Hrsg.): Berufsausbildung in der Entwicklung-Positionen und Leitlinien - Duales System-Schulische Ausbildung-Übergangssystem-Modularisierung-Europäisierung, Bielefeld

Vorberufliche Bildung im Ausland

Berger S. (2015): Vorberufliche Bildung in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Eine internationale vergleichende Fallstudie zur curricularen Ausformung in Theorie und Praxis, Bielefeld

Krisanthan B. (2013): Vorberufliche Bildung in Indien. Eine Analyse ihrer curricularen Ausgestaltung, Wiesbaden

Quellen und Informationen zum Berufsorientierungsunterricht

http://www.schule.at/portale/berufsorientierung-ibobb (16.11.2016)

http://www.lifelongguidance.at (16.11.2016)

http://steiermark.orf.at/news/stories/2809042 (15.11.2016)


IT-Autorenbeiträge    

Die IT-Autorenbeiträge dienen der Ergänzung zum Beitrag.


http://www.netzwerkgegengewalt.org > Index:

Berufswahl in der Polytechnischen Schule

Lehrlingsausbildung

Jugendarbeitslosigkeit

Anregungen zur Schulentwicklung - Aspekte neuer Lernkultur

Psychologische Aspekte in Lehre und Bildung

Erwachsenenbildung

Migration in Österreich, Teil 1 und 2

Interkulturelle Kompetenz

Altersbildung

Erziehung

Schule

Lehrerbildung

Gender

Wirtschaftserziehung

Globales Lernen

Politische Bildung

Internet-Hinweise    

Politische Bildung

http://www.politische-bildung.at


Schulwiki

Bildungsreform > http://www.schulwiki.org/wiki.cgi?BILDUNGSREFORM


Mädchenberatung/Auswahl

http://www.maedchenzentrum.at

http://www.sprungbrett.or.at


AK Tirol

http://tirol.arbeiterkammer.at


Migrantenberatung/Auswahl

http://www.migrant.at


Universitätslehrgänge Migration/Interkulturelle Kompetenz

http://www.migrationsmanagement.at

http://www.uni-salzburg.at/icc


Erwachsenen- bzw. Weiterbildung

http://www.univie.ac.at/personalentwicklung/

http://www.wba.or.at

http://www.erwachsenenbildung.at/magazin/08-4/meb08-4.pdf.

Lehrveranstaltungen des Autors    

SE und VO/SE "Vorberufliche Bildung" am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft/ Universität Wien (1990/1991 - 2010/2011)

SE "Didaktik der Politischen Bildung" am Fachbereich Geschichte/Lehramt "Geschichte-Sozialkunde-Politische Bildung"/ Universität Salzburg (2015/2016 - 2017/2018)

VHSn des Landes Salzburg Zell/See und Saalfelden -"Freude an Bildung"/ Themeneinheiten (2014/2015 - 2018/2019 )

Zum Autor    

APS-Lehrer/Lehramt VS, HS und PL (1970, 1975, 1976), zertifizierter Schüler- und Schulentwicklungsberater (1975 bzw. 1999), Lehrbeauftragter am PI des Landes Tirol/Berufsorientierung? bzw. Mitglied der Lehramtsprüfungskommission für die APS beim Landesschulrat für Tirol(1993-2002)

Lehrbeauftragter am Institut für Erziehungs- bzw. Bildungswissenschaft der Universität Wien/Aus- und Weiterbildung/Vorberufliche Bildung (1990/1991-2010/2011), Lehrbeauftragter am Sprachförderzentrum/Stadtschulrat für Wien - Interkulturelle Kommunikation (2012), Lehrbeauftragter am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg/Lehramt "Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung-Didaktik der politischen Bildung" (ab 2015/2016)

Gründungsteilnehmer der LehrerInnen-Plattform für Politische Bildung und Menschenrechtsbildung des bm:bwk (2004)

Mitglied der Bildungskommission der Evangelischen Kirche A. und H.B. (2000-2011), stv. Leiter des Evangelischen Bildungswerks in Tirol (2004-2009, 2017-2019), Lehrender an den VHSn des Landes Salzburg in Zell/See, Saalfelden und Stadt Salzburg (ab 2012)

Absolvent des Instituts für Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/Doktorat? (1985), des 10. Universitätslehrganges "Politische Bildung"/ Universität Salzburg bzw. Klagenfurt/Master (2008), des 7. Universitätslehrganges "Interkulturelle Kompetenz"/ Universität Salzburg/ Diplom (2012), des 6. Lehrganges "Interkulturelles Konfliktmanagement"/Österreichischer Intergrationsfonds-BM.I/Diplom(2010), der Weiterbildungsakademie Österreich/Wien/Diplome( 2010), der Personalentwicklung für Mitarbeiter der Universitäten Wien/Bildungsmanagement/ Zertifizierungen (2008-2010) und Salzburg/4. Interner Lehrgang für Hochschuldidaktik/Zertifizierung? (2016), des Online-Kurses "Digitale Werkzeuge für Erwachsenenbildner_innen"/TU Graz-CONEDU-Werde Digital at.-Bundesministerium für Bildung/ Zertifizierung (2017), des Fernstudiums Erwachsenenbildung/ Evangelische Arbeitsstelle Fernstudium-Comenius Institut/ Zertifizierung (2018) und Nachhaltige Entwicklung/ Zertifizierung (2020)

Aufnahme in die Liste der Sachverständigen für den Nationalen Qualifikationsrahmen/NQR, Koordinierungsstelle für den NRQ/Wien (2016)

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 2. August 2022