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1968

1968-2018    

Ein Beitrag zur Demokratieerziehung in der Politischen Bildung    

Günther Dichatschek

Inhaltsverzeichnis dieser Seite
1968-2018   
Ein Beitrag zur Demokratieerziehung in der Politischen Bildung   
Einleitung   
1 Persönliche Rückbesinnung   
2 Politische Bildung - Eine Auseinandersetzung mit Fakten   
Literaturverzeichnis   
IT-Autorenbeiträge?   

Einleitung    

Der Beitrag soll erinnern und gleichzeitig anmahnen, dass 50 Jahre später ein Lagebericht gegeben werden soll.

Politische Bildung verklärt nicht, würdigt nicht in einer Rückschau Ereignisse ab. Von Interesse sind Fragen wie etwa was aus Ideen geworden ist, hat sich die Gesellschaft nachhaltig verändert oder hat die Krise der Demokratie heute 2018 mit den Entwicklungen damals zu tun?

Eine Fundgrube für einen politischen Bildner ist Susanne SCHÜSSLER's "Wetterbericht. '68 und die Krise der Demokratie"(2018). Autoren ihres Verlags haben subjektive Themen, Ansichten und Texte verfasst, die sich auch widersprechen. 1968 wird nicht umfassend abgehandelt, ganz im Sinne Politischer Bildung.

  • Es soll Freiräume für kritisches Denken, Urteilsfähigkeit, Rückblicke, Folgerungen und persönliche Stellungnahmen geben.
  • Gerade in der Lehrerbildung sind dies Bedingungen, die nicht breit und ausführlich genug didaktisch konzipiert werden können.
Aus der Sicht des Autors soll daher der Beitrag ermutigen, sich pragmatisch mit den Ereignissen beschäftigen. Natürlich gibt es auch heute kontrovers gesehene Aspekte, die darauf hinweisen, dass 1968 bis heute aktuell ist und eine Generation beschäftigte, die sich mit Politik vehement beschäftigte. Abzulehnen sind ideologisierte Aspekte, die der Thematik schaden und in der Politischen Bildung als solche erkennt werden.

Bezugspunkte für den Autor sind demnach die Absolvierung

  • des Instituts für Erziehungswissenschaft/ Universität Innsbruck/ Doktorat(1985)
  • des 10. Universitätslehrganges Politische Bildung/ Universität Salzburg-Klagenfurt/MSc?(2008),
  • des 6. Universitätslehrganges Interkulturelle Kompetenz/ Universität Salzburg/ Diplom(2012) und
  • des 4. Internen Lehrganges für Hochschuldidaktik/ Universität Salzburg/ Zertifizierung(2016).
  • Die Lehraufträge an der Wiener und Salzburger Universität - hier im Lehramt in Didaktik der Politischen Bildung - verstärkten das Interesse.
1 Persönliche Rückbesinnung    

Als Internatsschüler weniger und in der Folge Studierender im Fachbereich Erziehungswissenschaft waren diskussionsfreudige Runden selbstverständlich, litten aber jeweils in der Anfangsphase an zu geringem Wissen, distanziertem Verhalten und zu großem Anspruchsverhalten.

  • Ein gesteigertes Interesse trat mit dem Verfassen der Diplomarbeit über "Theorien der Politischen Bildung" auf.
  • Zudem bildete für den Interessierten das Deutsche Fernsehen mit Nachrichten, Dokumentationen und Berichten über Parlamentssitzungen einen Anlass zur thematischen Auseinandersetzung.
  • In der Folge waren etwa der gelassene Umgang mit Joschka Fischers Vorgeschichte und den heutigen Themen zum Umweltschutz und geschlechtergerechtem Umgang in einer demokratischen Grundordnung interessant.
  • Nicht zu übersehen ist die Auseinandersetzung mit der Fachliteratur.
Vorurteile gegen die 68er ergaben sich nur teilweise.

Der politische Radius war überschaubar.

  • Ähnlich dem heutigen abgeschotteten Internetkreis bildete sich damals ein sozial-moralisches Milieu.
  • Es ergaben sich intellektualisierte Inseln von Gleichgesinnten, die ohne Beteiligung von formalen Institutionen debattierten. Andere Politikentwürfe wurden kaum definiert.
  • Politik wurde zum Selbstverständnis betrieben. Es bildeten sich politische Gruppierungen, Frauengruppen, Bildungsinteressierte und eine aktive Zivilgesellschaft.
  • Das Ergebnis war eine erweiterter Politikbegriff.
Im studentischen Milieu war bürgerlich ein Ausdruck einer negativen Beschreibung, wurde auf konservativ vs. progressiv und privat vs. besitzbürgerlich reduziert. Gelesen wurde viel, nicht immer wurde alles verstanden. Etablierte Religion, Sitten und Bräuche wurden negiert bzw. verachtet.

Die zunehmende Formlosigkeit der Generation berief sich auf eine entleerte Wirkung von Formen.

Das Bedürfnis nach einer Analyse und Hintergründigkeit wurde im Studium erst erkannt. Schulische Defizite wurden angesprochen.

  • Intellektuelle Neugierde wurde hier gefördert.
  • Dass in Österreich in der Folge Institute für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte entstanden, ergibt sich aus dem Interesse einer Diagnose über politische Phänomene und den Nationalsozialismus.
  • Gleichzeitig entstand eine politische Romantik, etwa in Form einer Demokratie in allen Lebenslagen.
2 Politische Bildung - Eine Auseinandersetzung mit Fakten    

50 Jahre danach fehlen die hitzigen Debatten und Auseinandersetzungen, die nachwachsende Generation hat kaum einen Bezug zu den Ereignissen. 1968 ist Geschichte geworden, obwohl noch 2017 mit Hans-Christian? Ströbele ein aktiver 68ger im Deutschen Bundestag aktiv tätig war. In der Folge gibt es keine vergleichbare politische Generation, obwohl mit den Ereignissen von 1989/1990 eine solche zu erwarten wäre.

1928 entwickelte Karl MANNHEIM seinen soziologisch wegweisenden Text zu "Das Problem der Generationen" als Konzeption über das Zustandekommen politischer Generationen. Der Ansatz ist deshalb innovativ, weil er mit tradierten Modellen bricht.

  • Er entwickelte ein Stufenmodell verschiedener Intensitäten innerhalb einer Jahrgangskohorte. Eine Generation kommt durch Konflikte zwischen den Mitgliedern zustande. Man polarisiert, differenziert den Zusammenhang und stärkt ihn wieder so.
  • Als schärfster Konflikt wird der Krieg benannt. Er ergibt die wesentlichen Erlebnisse, wie man aus den Kriegen von 1813 über 1848 bis 1871 und von 1914 über 1939 bis 1945 und 1968 erkennt.
  • Für die 68ger war der Krieg der politische Konflikt schlechthin. Als geborene Kriegskinder und Nachkriegsgeneration wurden sie in den sechziger Jahren politisiert(vgl. Mauerbau 1961, Spiegel-Affäre? 1962, Ermordung Kennedy 1963, Große Koalition in der BRD 1966).
  • Zur politischen Sozialisierung kam dann noch der Vietnam-Krieg? und die Notstandsgesetzgebung dazu, wobei diese die Furcht vor einem Rückfall in ein autoritäres Deutschland erzeugte.
  • Die militante Verteidigung des Schah von Persien 1967 in Berlin mit der Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg wurde als Gesicht eines post-faschistischen Regimes angesehen und erzeugte militanten Widerstand.
Literaturverzeichnis    

Angeführt sind jene Titel, die für den Beitrag verwendet und /oder direkt zitiert werden.


Mannheim K.(1928): Das Problem der Generationen, in: Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie 7/1928, 157-185, 309-330

Schelsky H.(1957): Die skeptische Generation. Eine Soziologie der deutschen Jugend, Düsseldorf-Köln?

Schüssler S.(Hrsg.)(2018): Wetterbericht. '68 und die Krise der Demokratie, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 10171, Bonn

IT-Autorenbeiträge?    

Die Autorenbeiträge dienen der Ergänzung der Thematik.


Netzwerk gegen Gewalt

http://www.netzwerkgegengewalt.org < Index:

Politische Bildung

Interkulturelle Kompetenz

Lehrerbildung

Gender

 
© die jeweiligen Autoren zuletzt geändert am 29. Juni 2018